einzigartigen Basars rechts wenden, der Michaelisstraße zu. Hier stehen die weiten Hallen des städtischen Kaufhauses, der Wage (Wagegasse). In den sestgemieteten Kammern soll diesmal nur ein Teil des Frachtgutes gelagert werden; der würdige Wagemeister empfängt uns am Tore und weist seine Knechte an, die betreffenden Wagen abzuladen. Je nach feiner Art kommt das Gut aus eine besondere Wage. Auf alles aber, was verfrachtet wurde: Mansselder Kupfer, Braunschweiger Wolle, Zinn, Salpeter, Rosinen, Feigen, Datteln, Mandeln und ähnliche teure „Pfennigware" wird das „Ungeld", die Verkaufssteuer, gelegt zum besten des Stadtsäüels. Die Ladung der übrigen Karren brauchen wir nur anzusagen und danach zu verzollen, weil wir häufige Gäste in Erfurt und dem Wagemeister als gewissenhafte Handelsleute, die kein „verschwiegen Gut" führen, bekannt sind.
Im Gasthaus: Endlich ist uns der Weg zur Herberge ver-
gönnt; wir kehren im Gasthaus „Zum Propheten"1) ein. Die Knechte führen die müden Gäule in die Ställe, die trotz ihrer Geräumigkeit schon halb gefüllt sind. Mit uns ist nämlich noch ein langer Zug Salzkarren aus dem berühmten Frankenhäuser Salzwerk eingetroffen. Trefflich schmeckt uns die krästige Abendkost: derbes Erfurter Brot, Speck und wohlschmeckender „Bolz", ein Gemüsebrei. Dazu bringt der Wirt eine Setzkandel nach der anderen voll dunkler Erfurter „Schlunze". Wir lassen uns das prächtige Braunbier munden, während die Stube sich immer mehr füllt. Wohl jeder blaukittelige Fuhrmann hat ein Abenteuer zum besten zu geben, und genug weitgereiste Gesellen sind darunter.
Da morgen Markttag ist, tauchen auch schon einzelne Waldleute auf, die ihre Waren: Kohlen, Holzgerät aller Art, Kienruß, auch Flachs und bergt, hereinbrachten.
Da bei Tagesanbruch weiter gezogen werben foll, und vorher noch die leeren Karren gefüllt werben müssen, so legen wir uns balb zur Ruhe. Beim ersten Frühlicht bezahlen wir die Zeche; bantt eilen die Knechte, die Kübel mit Waibballen, Erfurts vornehmster Hanbelsware, auf die Karren zu laben.
Weiterfahrt: Geleitsgelb im sächsischen Geleitshof, die Steuer zur Jnstanbhaltung der Straße und gleichzeitig Schutzgelb, haben wir als Nürnberger nur zur Hälfte zu bezahlen. Gewissenhaft schreibt der Beamte unsere Namen und Ware in sein schweres, in berbem Leberbanb hastenbes Geleitsregister. Der Waibzolt ist schon vorher entrichtet, und fertig geschirrt stehen die Pferbe und Wagen; so fetzt sich beun der stattliche Zug wieber in Bewegung. Rasch geht's über den freien Platz „vor den Graben" am Fuße der Domhöhe, wo der Mittwochmarkt schon in vollem Gange ist. Das Brühler Tor bürsen wir nach Vorweisung der Geleitszettel passieren. Draußen auf der hohen Lanbstraße fehlt es nicht an
*) Zum Propheten — Thüringer Hof.
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zwischen den Baumstämmen sind mit Flechtwerk aus dünnen Aesten ausgefüllt, und dieses ist auf beiden Seiten mit Lehm glatt verstrichen. Im Innern der Hütte liegt die Herdgrube, ein kesselförmiges Loch von 1—1,5 Meter Tiese und 1,5—2 Meter Breite. Es mag auffällig erscheinen, daß der damalige Mensch seinen Herd nicht wie wir über, sondern in die Erde verlegte. Doch hat dies seine guten Gründe gehabt. Feuer war in jener Zeit sehr schwer zu entzünden; in der Asche der Herdgrube aber glühte das Holz langsam weiter und verlöschte nicht. Dann verlangte der in die heiße Asche gesetzte Kochtopf auch keine besondere Abwartung, und außerdem war ein solcher Herd nicht so feuergefährlich wie ein freiflackerndes Feuer. Trotzdem wurden die hölzernen Hütten nicht selten vom Feuer zerstört. (Auch in dieser Ansiedlung hat ein größerer Brand gewütet; denn 10—12 ganz nahe beieinander liegende Herdgruben waren bei ihrer Aufdeckung vor einigen Jahren mit Resten hartgebrannten Lehms gefüllt, ein Beweis, daß hier eine Zerstörung durch Feuer stattgefunden hatte.)
Von den Frauen: Unterdessen sind die Kinder vorausge-
sprungen und haben der Großmutter und der Mutter, die mit zwei Töchtern vor der Hütte sitzt, die Heimkehr der Jäger gemeldet. Die Frauen sind von derber Gestalt, kräftig und gefund. Das lange Haar ist am Scheitel zusammengebunden und flutet lose den Rücken hinab. Ihre Kleidung besteht nicht aus Fellen, sondern aus einem bis zu den Knien reichenden Wollenhemde, das sie selbst gewebt und gefertigt haben. Allerdings ist es eine müh-fame Arbeit gewesen, da die Hilfsmittel, die ihnen zu Gebote stehen — tönerne Spindelsleine und Wirtel, sowie Nadeln aus Fischgräten — gar zu einfach und unvollkommen sind. Die Mädchen tragen außerdem mancherlei Schmuck aus Tierzähnen, Perlen aus Bernstein, durchbohrte Muscheln und Armringe aus Knochen und Marmor.
Das Mahl: Die Männer haben einen tüchtigen Hunger und Durst von der Jagd mitgebracht. Noch glimmen die Holzklötze in der Asche der Herdgrube, und bald sind sie zu neuem Leben angefacht. In kurzer Zeit züngeln die Flammen hell empor, und der Rauch sucht seinen Abzug durch Dach und Tür. Von dem noch vorrätigen Fleisch wird ein riesiges Stück abgeschnitten und an den Bratspieß gesteckt. Die Knaben springen hurtig zum Fluß hinab, um Wasser zu holen, indes die Mädchen auf der Handmühle das rauhe Mehl zum Mus bereiten. Die Mühle besteht aus einer flachen Steinplatte aus Porphyr, auf welche das Korn geschüttet wird, und aus einem doppeltfaustgroßen, runden Stein, dem Reiber, womit die Körner zerquetscht werden. An Milch fehlt es nicht, um den Brei schmackhaft zu machen, auch Honig ist vorhanden. Das Mahl wird vor der Hütte verzehrt. Gabel, Tischtuch und Mundtuch sind unbekannte Begriffe; kaum wird von einzelnen ein Messer gebraucht. Das Mus aber wird mit Löffeln ge-
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Willen und ohne den der Gemeinde in die Stadt einzudringen. Der Stadthanplmann schwur Tunger folgenden Eid: „Sieh Tunger, wo du mir das heldest, das du mir geschworen, so schwere
ich dir widder einen eydt: wo ich pleibe, da saltu auch pleiben!“
Nachdem Güuzburg den vorhin erwähnten Erfolg bei den
Vortorern gehabt hatte, begab er sich auf Bitten des Rates hin-
aus zu den Bauern, um sie zu beruhigen. Auf seinem Gange begleitete ihn der Obervierherr Schweugfeld. Dieser sragte die Bauern nach ihrem Begehr. Ihre Antwort lautete: „Wir wollen, daß man uns den mainzischen Hof und das Zollhaus gebe." — Hierauf wiederholten sie noch einmal ihren dem Hanptmann gegebenen Schwur. Nun ermahnte Günzbnrg die Bauern, heimzuziehen und ihren Eid zu hallen.
Der Einmarsch: Da geschah aus einmal etwas ganz Unerhörtes. Die Vortorer, eben noch bereit, das Feldzeichen niederzulegen, schrien den Bauern zu, sich nicht betrügen zu lassen. Da war's mit deren Ruhe aus; mit Gewalt stürmten sie gegen das Tor. Wohl oder übel mußten die Ratsherren die Flügel öffnen, durch die sich der wüste Hause in das Innere der Stadt wälzte. Zum Glück gelang es dem Stadthauptmann Hoff, der wilden Horde Herr zu werden. Er setzte sich an die Spitze des Bauernheeres, übernahm die Führung und brachte es in leidlicher Ordnung bis vor „den Graden" (Friedrich Wilhelmsplatz).
Plünderung: Hier wies er dann den Aufrührern mit seinem
Ruse: „Ziehet hin, liebe Männer, esset und trinket mit den be-
schorenen Dieben; wenn ihr das Maul wischt, habt ihr die Zeche bezahlt!" den Weg, auf dem sie ihre Wut kühlen konnten. Und sie taten es ordentlich. In drei Stunden zerstörten 100 Bauern mit ihren Aerten das starke Zollhaus; zugleich wurde auch das „Hankhäuslein" mit dem darangebauten Stock, der Gack oder Pranger und das Trillhänschen dem Erdboden gleichgemacht. Schon lange waren diese der Bürgerschaft ein Dorn im Auge, da sie aus dem belebtesten Platze der Stadt standen. Auch übte der Henker als Wasenmeister mit „beynen brennen, tier zustreiffen und schmaltz sieden allerlei ungepürlich Ding aus“, das den „umbliegend nach-pawren nit leidlich war.“ Am schlimmsten hausten die Bauern aber in der Stiftskirche (Dom) und im Mainzerhof (s. Nr. 43).
Nach getaner Arbeit mußten dann die fetten Schinken und leckeren Würste des Mainzerhofes den Bauern einen wohlschmeckenden Imbiß liefern, dem später noch ein saftiger Braten vom Fleisch eines seiften Ochsen oder eines zarten Kapauns solgte. Es begann ein Leben herrlich und in Freuden, an dem auch die Bür ger teilnahmen, zumal des Erzbischofs Untertanen im Brühl, sie ließen es sich „sunderlich sere saure werde“, die Wein- und Biersässer im Keller des Mainzerhofes auf ihren Inhalt zu untersuchen, und was die Päter an Ort und stelle nicht bewältigen
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Extrahierte Personennamen: Schweugfeld Friedrich_Wilhelmsplatz Friedrich
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Jubelgeschrei die Luft: der Palas brannte wirklich — brannte hellauf!
Und nun ließ der Stadthauptmann das Zeichen zum Sturm geben, und die Trommeln rasselten durch das Lager. Auch in der Burg wußten sie genau, daß es jetzt eine letzte Anstrengung und eine letzte, verzweifelte Abwehr galt. Die Mauern füllten sich, und die Belagerten achteten nicht auf die Pfeilgeschosse, die manch einen aus ihren Reihen niederstreckten. Jetzt ging’s auf Leben und Tod.
Während die Blyden und die Radarmbrüste mit Balken und Steinen gegen das geborstene Tor, gegen Türme und Mauern arbeiteten, drängten die Erfurter ungestüm und von allen Seiten gegen die Gräben vor. Sturmleitern wurden herangeschleppt und das vorbereitete Brückenmaterial ins Wasser des Grabens geschoben; hinter Schutzwehren drangen ein paar Dutzend Leute gegen das Tor vor, und sie brachten glücklich ein Balkengerüst in die Lücke, die sonst von der Zugbrücke geschlossen wurde. Wenige Minuten später donnerten die Stoßwerkzeuge gegen das wankende Tor, und gleichzeitig stürmten die Erfurter, die dem Graben und den Brücken zunächst waren, hinüber und unter die Mauern. Sie wurden von einem Hagel von Pfeilen und Steinen empfangen,
und das gräßliche Bad ans siedendem Del, flüssigem Blei und kochendem Wasser ließ die anstürmenden Belagerer unter fürchterlichem Jammergeschrei dutzendweise in die eisigen Fluten des Grabens stürzen. Bald türmten sich die Leiber, Tote und Verwundete lagen übereinander, und niemand konnte daran denken, einem Verwundeten zu helfen. Doch wie fürchterlich das Schick-
sal der Gefallenen auch war — es hinderte die Nachdrängenden nicht, hinüberzustürmen und die freien Plätze einzunehmen. Und über dem furchtbaren Bilde lohten der Palas und der nun ebenfalls brennende Bergfrit, und ein Wehgeschrei drang aus der Burg, als die stolze Flagge des Landgrafen, die auf der obersten Zinne des Bergfrits geweht, in dem Flammenmeer aufging.
Dieser erste gewaltige Sturm hatte so viele Opfer gekostet, daß der Stadthauptmann auf Wunsch des Rates die Stürmenden zurückzog, um ihnen eine kurze Rast zu gönnen; der Fall der
Burg war ja besiegelt, und es war nicht notwendig, übermäßig
viele Opfer noch daran zu wenden. — Zu einem neuen Sturm kam es nicht mehr. Das Fener lohte plötzlich auch in der Vorburg auf, und auch im inneren Burghof waren jetzt Flammen zu sehen. Nun blieb den Belagerten keine Zuflucht mehr, und es wäre frevelhafter Wahnsinn gewesen, wenn die Bnrgleute jetzt noch daran hätten denken wollen, die Burg zu halten. So erschien denn auch nicht lange danach ein Trompeter und neben ihm ein ritterlicher Herr über dem geborstenen Mauerwerk des Tores. Er bot die Burg auf Gnade an und empfing die Antwort: „Auf Gnad und Ungnad!"
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b) Unterrichtsergebnisse:
1. Ein Weg ist ein festgetretener Erdstreifen, auf dem man fahren
(gehen) kann.
2. Eine Straße ist ein gepflasterter Weg.
3. Die Straße ist eben, wenn sie keine Erhöhungen und Vertiefungen hat.
4. Die Straße ist gerade, wenn sie immer dieselbe Richtung hat.
c) Zum Lesen:
Wie eine Straße hergestellt wird.
Wir haben in unserer Stadt oftmals Gelegenheit, zu sehen,
wie eine Straße hergestellt wird. Zuerst wird der Fahrdamm vertieft.
Dann werden alte, grob zerschlagene Pflastersteine oder andere feste
Steine in der Vertiefung dicht nebeneinander aufgestellt und mit klar
zerklopften Steinen bedeckt. Die untere, grobe Schicht heißt Pack-
lager, die obere, feine Klarschlag. Nun wird das Ganze noch mit Kies
überschüttet. Dann wird in großer Menge Wasser aufgespritzt. Dadurch
wird der feine Kies zwischen das Packlager und den Klarschlag ein-
geschwemmt. So werden alle vorhandenen Zwischenräume gefüllt. Jetzt
kommt die Dampfwalze angefahren Sie drückt den Untergrund so fest
zusammen, daß ein darüberfahrender, beladener Lastwagen keine Spur
mehr hinterläßt. Eine solche Straße würde sich aber bald abnutzen,
darum werden noch Pflastersteine aus ganz hartem Gestein (Granit,
Porphyr usw.) aufgesetzt. Die Zwischenräume werden mit Asphalt oder
Kies ausgefüllt.
Zur Sicherheit der Bürger werden Fuß- oder Bürgersteige angelegt.
Sie dienen dem Personenverkehr. Der Fußsteig liegt hoher als der
Fahrdamm. Er ist durch Bordsteine von ihm getrennt. Sie verhüten
das Auffahren der Wagen auf den Bürgersteig. Der Fußsteig wird
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kam der Waid zum Gären. Er erhitzte sich stark und sing an zu dampfen.
Nun wurde er ausgebreitet, gewendet, mit besondern Hölzern zerrieben
und dann wieder auf Haufen gebracht und angefeuchtet. Die Arbeiten
wurden mehrmals wiederholt. Hierauf ließ man die Haufen fünf Wochen
ruhen. Zuletzt wurde der Vorgang noch zweimal wiederholt. Dann
mußte der Waid langsam trocknen, wobei er stark an Gewicht verlor.
War er ganz trocken, so wurde er gesiebt. Ende Mai oder Juni war
die Zubereitung endlich vollendet, und es konnte nun der Versand be-
ginnen. Der fertige Waid wurde in tannene Fässer stark eingestampft
und auf den Markt gebracht. Im Winter mußte aufgepaßt werden, daß
die Haufen nicht kalt wurden. Geschah das, so war der Waid verdorben.
3. Auf dem Erfurter Waidmarkt.
In Erfurt war Waidmarkt. Der ganze Anger war durch Fuhr-
werke verbaut, ebenso ein Teil der Schlösserstraße und Krämpferstraße.
Überall hielten die niedrigen Leiterwagen der Bauern. Die Pferde waren
ausgespannt unv in die Ställe der Gasthöfe geführt worden. Für die
Ordnung sorgten die Ratsknechte. Sie achteten darauf, daß genügend freier
Raum zwischen den Wagen blieb.
Noch waren die Leinenplanen der Wagen geschlossen. Endlich er-
tönte die Waidglocke vom Turme der St Vittkirche ^Rheinischer Hof).
Sofort verschwanden die Planen, und es begann ein lautes Schreien und
Laufen. Ohne Unterlaß riefen die Ratsdiener: „Der Markt beginnt!"
Die Verkäufer aber schrieen durcheinander: „Schöne Ware! Guter Waid!
Waid! Waid! Waid!"
Die Käufer, die Erfurter Kaufherren, stolzierten mit Kennerblicken
von Karre zu Karre. Sie nahmen hier und da eine Prise zwischen die
Finger, zerrieben und berochen sie. Andere wieder stießen mit der Hand
in die Masse, quetschten und drückten sie. War endlich ein Kauf ab-
geschlossen, so ging's zum städtischen Kaufhaus. Hier wurde in Gegen-
wart des Käufers der Waid gemessen und das Waidgeld bezahlt. Es
betrug für jedes Waidmaß einen Groschen.
Der Angerbrunnen.
Im Jahre 1890 wurde der große Laufbrunnen am Südende des
Angers errichtet. Aus der Mitte des steinernen Beckens erhebt sich sein
Aufbau mit einer kleinen, halbrunden Schale. In sie speit ein Delphin
reichlich Wasser. Auf seitlichen Vorbauten sitzen zwei kunstvoll in Kupfer
getriebene Figuren. Der weitere Aufbau steigt schlank empor. An ihm
ist nochmals ein muschelförmiges Becken angebracht. In dieses gießt ein
fratzenhaftes Gebilde Wasser nieder. Oben spielen ein Paar lustige, ge-
flügelte Kinder. Den ganzen Bau krönt eine vierkantige Spitzsäule.
Unsere Aufmerksamkeit erregen die ehernen Gestalten zu den Seiten
des Sockels. Die rechts ist eine kräftig gebaute Männergestalt. Sie
hält mit der ausgestreckten Rechten einen Hammer. Daneben liegt ein
Gefäß, ein Helm, ein Zahnrad und ein Schraubstock. Das alles bedeutet,
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den Barackenstraßen herrschte, zumal bei schönem Wetter, ein reges Leben.
Die nicht arbeitenden Gefangenen standen in angeregter Unterhaltung zu-
sammen oder ergötzten sich durch mancherlei Unterhaltnngsspiele. Es
waren sogar besondere Plätze für Ballspiele vorhanden; ferner waren ein
Turnplatz und eine Kegelbahn eingerichtet worden. Einige Gefangene
suchten sich auch durch den Verkauf vou allerlei Kleinkram einen kleinen
Verdienst zu verschaffen. Sie wanderten in den Straßen auf und ab
und boten ihre Waren an. Man konnte sich dabei auf unsere Vogelwiese
versetzt denken, da auch sonst nichts an den Ernst der Zeit erinnerte, und
die Gefangenen selbst ein frohes Gebaren zeigten.
Im Außenlager standen die Baracken für die neu ankommenden Ge-
fangenen. Ehe sie aber das eigentliche Lager bezogen, wurden sie gebadet,
von Ungeziefer gesäubert und ihre Kleider gereinigt. Wurden unter ihnen
Seuchenkranke vermutet, so kamen sie zur weitereu Beobachtung in die
Seuchenbaracken, Im Außenlager waren anch 19 Lazarettbaracken für
Schwerkranke. Die Leichterkrankten blieben im Jnnenlnger, da in die
Wohnbaracken Krankenstuben eingebaut waren.
Für die Gefangenen wurde oft Gottesdienst in einer besonderen
Kirchenbaracke in ihrem Bekenntnis und in ihrer Sprache abgehalten,
deutschsprechende nahmen an Gottesdiensten in deutscher Sprache teil. Auch
wurde an die Gefangenen durch zwei deutsche Universitätsprofessoren und
durch gebildete Gefangene Unterricht in deutscher, französischer usw. Literatnr,
Mathematik, Naturwissenschaften, Geschichte usw. erteilt.
Nach einem Bericht im Allgem. Anz. v. 30. 9. 15 und nach eigener Anschauung.
3. Die Kläranlage.
Nicht nur das Trinkwasser, auch das Flußwasser muß so beschaffen
sein, daß es uns gesundheitlich nicht schaden kann. Es wird zwar selten
zum Trinken benntzt, findet aber häufig in der Wirtschaft, zumal in land-
wirtschaftlichen Betrieben Verwendung. Darum ist es notwendig, daß die
ihm zugeführteu Abwässer vorher gereinigt werden. Das geschieht in so-
genannten Kläranlagen.
Erfurt hat auch eine Kläranlage gebaut. In ihr werden alle Ab-
wäfser der Stadt vor ihrem Eintritt in den Lauf der Wilden Gera gereinigt.
Unsere Anlage besteht aus zwei verschiedenen Teilen, ans den Emscher-
brnnnen und den Tropfkörpern.
1. Die Emscherbrunnen: Das Gelände, auf welchem die 18
Emscherbrunnen erbaut find, liegt auf dem linken Geraufer, wenig südlich
der Rennbahn. Die Brnnnen sind gemauerte, kreisrunde Becken von 8,60 m
Tiefe und 8 m Durchmesser im Lichten. Je zwei Brnnnen liegen neben-
einander. Durch sie führt ein Schlamm-Absitzbecken von 6 in Breite und
fast 4 m Tiefe. Es liegt in gleicher Höhe des Brunnenrandes. Dem Absitz-
decken wird alles Abwasser zugeführt. Die Abwässer der Stadt erreichen
mit natürlichem Gefälle die Brunnen, die von Erfnrt-N. müssen, da der
Ort tiefer liegt, durch Pumpen gehoben werden. Alle Abwässer werden
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zuerst in einem Sandfang mit eingebautem Rechen von allen größeren,
harten Bestandteilen gereinigt. Von hier laust das Wasser den Absitz-
decken über den Brnnnenpaaren zu. Die Sohle des Beckens ist zweiriuuig,
denn die Mitte ist dachförmig erhöht. Außerdem verlaufen unten die
Außenwände der Becken nach innen zu schräg. Der Rinnenboden ist ge-
schlitzt. Innerhalb der Becken läuft das Abwasser sehr laugsam. In einer
Sekunde fließt es nur 5 mm, in einer Minute also nur 30 cm vorwärts.
Man kann also sagen, daß es fast steht. Darnm senkt sich der Schlamm.
Er rutscht an den Schrägwänden der Becken immer tiefer lind fällt end-
lich durch die Bodeuschlitze iu den eigentlichen Brunnen. Hier sinkt er
Abbild. 28 u. 29.
bis zum Boden und fault dort aus. Das ist auch der Zweck der Anlage.
Beim Fauleu des Schlammes bilden sich reiche Gasmengen, hauptsächlich
Sumpfgas. Die Gase steigen in die Höhe und finden ihren Abzug durch
eiu Entlüftuugsrohr von 60 cm Weite, das wie ein runder Schornstein
der dachförmigen Erhöhung des Beckens aufsitzt. Im Sommer entweichen
stündlich jedem Brunnen 2 dbm Gas. Doch nicht aller Schlamm fault
am Boden aus. Ein Teil steigt in die Höhe, da er leichter als Wasser ist.
Er heißt Schwimmschlamm und sammelt sich auf den zwei seitlichen Eut-
lüftuugsräumeu eines jeden Emscherbrnnnens, die zwischen dem Absitz-
decken und dem Bruuueuraud liegen. Auch auf dem mittleren Entlüftuugs-
rohr bildet sich eine Decke von Schwimmschlamm. Die Decken werden
zur besseren Entlüftung der Brunnen oft entfernt. Den Absitzbecken sind
zwei hölzerne Tauchwände eingeschaltet, einfache Bretterschleuseu, die nicht
bis zur Sohle reichen. Die eine steht kurz hinter dem Einfluß, die andere
kurz vor dem Ausfluß. Vor der ersten sammeln sich besonders die Fett-
massen au, die das Abwasser mitbringt, zwischen beiden aber bleiben noch
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Franken
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
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Am Dienstag ließ der oberste ßauptmann des Frauenberges allen feinen Leuten danken, weil sie sich so wohl und redlich gehalten, und gab ihnen hundert Gulden zu ihrer Ergötzung.
Die Bauern fingen in dieser Nacht an an der Teil unten an den Weingärten gegen die Stadt zu und an dem N)ege von der Tell zu den Weinbergen Schanzen zu graben und zwei Reihen von Schanzkörben aufzurichten. Daneben wurde noch ein hoher Schirm aufgestellt und ein starkes Geflecht zwischen hohen Pflöcken gemacht und mit Erde ausgefüllt. Dom Donnerstag an beschossen sie von diesen Schanzen aus das Schloß. Die Besatzung des Frauenbergs brachte noch eine Kartaune, eine große Steinbüchse und eine Notschlange zu dem andern Geschütz auf dem Z^aberboden und erwiderte das Feuer auf das heftigste, tat auch den Bauern in den Schanzen großen Schaden.
Auf den Hat einiger (Eibelstadter Männer hatten die Bürger von tpiirzburg einige Bergknappen in ihre Dienste genommen und ließen von ihnen oberhalb St. Burkhard ein Loch in den Berg graben. Sie wollten die (Öffnung mit Pulver füllen und dann das Schloß in die Luft sprengen. Allein die Arbeit ging wenig von statten und wurde daher nach etlichen Tagen wieder eingestellt.
Dann wurde ein neuer Sturm im Bauernrat beschlossen, aber nicht ausgeführt.
Bei dem Sturme waren drei Itc an n von der Schloßbesatzurig gefallen, später wurden noch zwei Leute getötet, so daß im Schlosse während der Belagerung sechs Mann den Tod fanden.
h) Der Überfall des Schlosses Sommerau (\525.)
Am V Mai \525 abends zogen die Bauern aus Miltenberg nach Eschau um das Fechenbachsche Schloß Sommerau zu nehmen. Sie kamen in aller Stille bis in das £?olz nächst dem See und richteten die Leitern her. Im Schlosse aber wurde rechtzeitig Alarm geblasen und plötzlich erschienen alle Reisige und Ausschüsser auf der Mauer und fingen an zu schießen mit der Feldschlange. — (Einige Bauern machten sich mit Leitern über den See hinüber um an die Mauern zu kommen, andere machten sich an die Zugbrücke, legten Bohlen hinüber und wollten das Tor mit Äxten einschlagen; es war aber alles umsonst; denn die Fechenbachischen Reisigen warfen die Leitern um, etliche, die schon auf den Leitern waren, wurden niedergeschlagen und in den See geworfen; an der Brücke aber, wo des Berrn von Fechenbachs Armbrustschützen postiert waren, sind sechs Bauern geschossen worden und in den See gerollt. Etwa 20 Blessierte wurden nach Eschau in das fjirtenhaus gebracht. Um \2 Uhr mittags hob das Schießen wieder an. Die Bauern liefen Sturm unter grausamem Geschrei „Drauf! Drauf!" Es waren ihrer gegen \800 mit den ihnen aus der Gegend zugelaufenen. Sie schwärmten um das Schloß wie die Bienen und war alles schwarz von denselben, so daß man die Mauern nicht sehen
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25. Spielkarten.
Wer erzählen könnte, was diese zweiunddreißig Blätter in der
Welt schon angerichtet haben, brächte leicht eine ganze Bibliothek
zusammen. Ja, wenn's noch schwarzer Peter wäre oder so ein
„Geduldspiel," wenn man an Langeweile oder Podagra leidet —
aber das Spiel ums Geld hat schon Millionen um Haus und Hof,
um Ehre und Frieden gebracht. Außer der Schnapsflasche hat der
Teufel keine so glückliche Erfindung gemacht als die Aarten. Sie
sind eine richtige Mausefalle, die sicher arbeitet. Du könntest dir
auch einen Vers daraus machen, geneigter Leser, und dir sagen, was
Herz, Eckstein, Schippen (Laub) und das Areu; bedeuten, und
brauchtest den Aopf dir nicht besonders darüber zu zerbrechen. Das
rote per; sind die blutenden Kerzen daheim von Weib und Rind,
deren Vater die Nacht durchspielt und den Erwerb verschwendet,
am Eckstein sind Tausende zerschellt, zum schwarzen Laub
ist mancher Familienbaum zusammengewelkt, und das Areu;
kannst du auf jedes Grab des Glücks, auf die Trümmerhaufen der
Menschenherzen setzen, die den Frieden des Herzens verspielt haben.
Der alte Flattich im Schwabenland hat's verstanden, schon in
der Jugend seinen Buben, deren er etwa dreißig in Aost und Wohnung
hatte, und die meist zu kurz oder zu lang waren, um in das Gym-
nasium zu paffen, das Kartenspiel gründlich zu versalzen. Er sieht
eines Abends spät um elf Uhr noch Licht aus dem Schlaf-
zimmer leuchten, schleicht still hinauf: richtig, da sitzen die jungen
Herrlein am Tische beim Lichtstümplein und spielen Karten. „Was
tausend," sagt er, „ihr könnt Aarten spielen?" und erschreckt sahen
die Missetäter den Pfarrer an — und die Aarten fliegen unter
den Tisch. „Ach was — holet sie gleich wieder herauf! Ich will mit
euch karten, es ist ja ein Zeitvertreib." Also er setzt sich zu ihnen
hin, und die Herrlein sind seelenvergnügt, daß der alte Herr die
Sache so scherzhaft aufgefaßt hat und kein Spielverderber ist. Es
wird also gespielt und wird mittlerweile zwölf Uhr, und der Wächter
bläst die Witternacht und singt dazu etwas vom Licht ausblasen;
aber der Pfarrer steckt dagegen ein neues Licht auf, und den Herr-
lein geht das Licht im Aopfe derweilen langsam aus, denn der
Schlaf bläst es aus. Aber da hilft nichts, „wenn man einmal am
Aarten ist, wird fortgemacht, 's ist ja ein Zeitvertreib," sagte der
Pfarrer. Und es wird ein Uhr und zwei Uhr, und die Aäpfe sind
so schwer, daß sie am Halse herumbaumeln wie eine volle Sonnen-
blume am schlanken Stengel. Aber es nutzt nichts, sie müssen
weiter spielen. Der Morgenwind fängt um drei Uhr schon an zu
blasen, und den jungen Herren wird's kalt in ihrem Nachtkostüm;
aber der Pfarrer hat einen dicken Hausrock an und spürt gar nichts
von der Morgenluft. Da fangen die Herrlein an zu heulen und
bitten um Gottes willen, er solle doch aufhören, sie wollten's ihr
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