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1. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 14

1913 - Leipzig : Hahn
t — 14 — Jüngling, und seine vorige, blühende Gestalt wurde ihm bitter vor> gegaukelt. Er konnte es nicht mehr sehen, er verhüllte das Auge, tausend heiße Tränen strömten versiegend in den Schnee, er seufzte nur noch leise, trostlos und sinnlos: „Komm nur wieder, Jugend, komm wieder!" Und sie kam wieder; denn er hatte nur in der Neujahrsnacht so fürchterlich geträumt — er war noch ein Jüngling. Nur seine Verirrungen waren nicht bloß ein Traum gewesen. Aber er dankte Gott, daß er noch jung war und von den schmutzigen Gängen des tasters umkehren und sich auf die Sonnenbahn zurückbegeben konnte, die ins reine Land der ewigen Ernten führt. Aehre mit ihm um, junger Leser, wenn du auf seinen Irrwegen stehst. Dieser schreckende Traum wird künftig dein Richter werden! Aber wenn du einst jammervoll rufen würdest: „Komm wieder, schöne Jugendzeit!" — sie würde nicht wiederkommen. Jean Paul Friedrich Richter. 13. Die deutsche Turnkunst. Wie so viele Dinge in der Welt so hat auch die deutsche Turnkunst einen kleinen, unmerklichen Anfang gehabt. Ich wanderte gegen das Ende des Jahres 1809 nach Berlin, um den Einzug des Königs zu sehen. Bei dieser Feier ging mir ein Hoffnungsstern auf, und nach langen Jrr- jahren und Irrfahrten wurde ich hier heimisch. Liebe zum Vaterlands und eigne Neigung machten mich wieder zum Jugendlehrer, was ich schon so oft gewesen war. Zugleich ließ ich mein „Deutsches Volkstum" drucken. In schöner Frühlingszeit des Jahres 1810 gingen an den schul- freien Nachmittagen der Mittwoche und Sonnabende erst einige Schüler mit mir in Feld und Wald, bald folgten immer mehr und mehr. Die Zahl wuchs, und es wurden Jugendspiele und einfache Übungen vor- genommen. So ging es fort bis zu den Hundstagen, wo eine Unzahl von Knaben zusammenkam, die sich aber bald nachher verlief. Doch sonderte sich ein Kern aus, der auch im Winter als Stamm zusammen- hielt, und mit dem dann im Frühjahr 1811 der erste Turnplatz in der Hasenheide (bei Berlin) eröffnet wurde. Jetzt wurden im Freien öffentlich und vor jedermanns Augen von Knaben und Jünglingen mancherlei Leibesübungen unter dem Namen Turnkunst in Gesellschaft getrieben. Damals kamen die Benennungen Turnkunst, turnen, Turner, Turnplatz und ähnliche miteinander zu- gleich auf. Das gab nun bald ein gewaltig Gelaufe, Geschwätz und Geschreibe. Selbst durch französische Tageblätter mußte die Sache Gaffen laufen. Aber auch hierzulande hieß es anfangs: „Eine neue Narrheit, die alte Deutschheit wieder ausbringen zu wollen." Dabei blieb es nicht. Vorurteile wie Sand am Meer wurden von Zeit zu Zeit ruchbar. Sie

2. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 65

1913 - Leipzig : Hahn
65 Beute findest; aber auch die Bedeutung des Sprichwortes ,Reinlichkeit erhält den Leibi verstehe ich jetzt besser als sonst. “ Der Jüngling senkte beifällig das dunkle Haupt, heftete die schwarzen Augen auf den Knaben und sprach weiter: „Hüte dich vor aller Unmäßigkeit im Essen und Trinken, damit du nicht frühzeitig in das Grab sinkest!“ Der unerfahrene Knabe konnte die Wahrheit dieser Worte noch nicht ganz erfassen, darum fragte er schüchtern: „Sind nicht Kriege und Überschwemmungen bessere Gehilfen?“ „Auch diese stehen in meinem Dienste,“ antwortete der Tod; „sie arbeiten schnell und furchtbar; doch hat sie der Schöpfer alles Lebens an Zeit und Ort gebunden. Die Unmäßigkeit aber führt mir bei Tag und Nacht aus allen Himmelsgegenden immer neue Opfer zu.“ „Du hast auch eine Seele, mein Kind,“ fuhr der Tod mit sanfter Stimme fort; „wenn diese verwüstet wird, verwelkt der Leib alsbald wie die Blume des Feldes. Hast du nie gehört von dem blassen Neide, der die Gesundheit untergräbt und gleich der Unmäßigkeit mein treuester Gehilfe ist? Und wie den Neid, so habe ich jede Leidenschaft, den Haß und die Feindschaft, die Unkeuschheit und die Habsucht, in meinen Dienst genommen. — Doch jetzt weißt du genug.“ Bei diesen Worten verschwand der Tod, um das Werk seiner Gehilfen zu vollenden. Gottfried trat nachdenklich in die väterliche Hütte und faßte noch an demselben Abend einen festen Entschluß. „Ich will die Gehilfen des Todes meiden und die Gesundheit hüten wie einen kostbaren Schatz“, sprach er laut vor sich hin. „Darum will ich vorsichtig sein bei all meinen Arbeiten und Erholungen, die Reinlichkeit lieben und Mäßigkeit üben mein Leben lang.“ Und Gottfried hielt, was er sich vorgenommen hatte. Deshalb wurde aus dem fröhlichen Knaben ein kräftiger Jüngling, ein rüstiger Mann und ein glücklicher Greis. Meister Ehrlich konnte bis in sein hohes Alter dem täglichen Erwerbe nach- gehen, und Gott segnete ihn überdies mit gesunden Kindern und blühenden Enkeln. Als aber die Zeit, die unvermeid- liche Gehilfin des Todes, ihr Werk vollbracht hatte, da er- schien abermals der Todesengel. Der ehrwürdige Greis erschrak nicht; denn der Schmetterling über dem Haupte des Jünglings erinnerte ihn an die Auferstehung. Der Todesengel sprach kein Wort, sondern senkte sich leise, leise auf die sterbliche Hülle und führte die Seele in das himmlische Land, wo ewiges Leben und ewige Gesundheit wohnt. Herold. Lesebuch f. Fortbildungsschulen rc. Allg. Teil. 5

3. Deutsche Geschichte - S. 8

1914 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
Starb der Germane, so lie ihm die Sippe ein Grab aus Steinplatten Herrichten. In diesem wurde der Tote mit seinen Waffen beigesetzt. Man gab ihm auch allerhand Schmuck mit, den er besonders gern angelegt hatte-sogar Speise und Trank fgte man fr die Reise ins Jenseits bei. Dann wurde eine Steinplatte darauf gelegt, und der ihr wlbte sich ein groer Hgel. Solche Grber sind noch zahlreich vorhanden: sie heien beim Volke Hnengrber. Iii. Die Germanen als Nachbarn des Ninerreiches. 1. Friedliche Zeiten. Der Limes schtzte das Rmerreich viele Jahrzehnte wie ein fester Damm gegen die Germanengefahr. Da sich nnsre Vorfahren aber sehr stark vermehrten, reichte ihr Gebiet fr die vielen Leute nicht aus. Deshalb muten sie nach der andern Seite hin Land zu gewinnen suchen. Ihre Scharen drangen nach Osten bis in die heutige russische Steppe vor. Dort bauten sie leichte Holzhuser, die schnell wieder ab-gebrochen werden konnten, und trieben groe Herden auf die Weide. Das waren die Ostgermanen. Die Westgermanen aber blieben in ihren Wohnsitzen. Sie wurden immer mehr Bauern und lernten mancherlei von den Rmern. Viele von ihnen traten als Krieger in die Dienste der rmischen Herrscher. Ihre Tapferkeit und ihre Treue waren diesen sehr viel wert, und bald sah man in der kaiserlichen Leibwache meist blondgelockte germanische Riesen. Beide Völker trieben aber auch lebhafteu Haudel miteinander. Man zahlte nicht mit Geld, sondern tauschte die Waren aus. Da wurde denn der Germane gar oft von den geriebenen rmischen Kaufleuten betrogen, wenn sie ihm Vieh, Felle oder gar blondes Frauenhaar abhandelten. Aber die Fremden hatten so schne Sachen feil; von denen reizten ihn vor allen die prchtigen Waffen, die Lanzen, Schwerter und Schilde, die hbschen Tongefe, die blinkenden Schmucksachen, Armbnder und Spangen; da lockte der glnzende Metallspiegel, in dem sich zu Hause alle so gern betrachteten. Auch lernten die Germanen von den Rmern viel Ntzliches. Sie wuten bald dauerhafte Steinmauern herzustellen. Das Hausdach deckten manche schon statt mit leichtem Schilf mit festen Ziegeln. Den Hausraum teilten sie in mehrere Kammern. Als eine groe Wohltat erschienen ihnen die Fenster, die Licht und Luft hereinlieen; und wie angenehm war es, da man viele Vorrte in einem Keller aufbewahren konnte! Da die Germanen fr alle diese Dinge keine Namen hatten, so nahmen sie einfach die rmischen herber: mrus, tegula, cmera, fenestra, cellrium. Ferner lernten die Germanen von den Rmern, wie Kisten, Scke, Krbe, Schsseln, Bchsen gemacht wurden. Gleich den Fremden Pflanzten sie den Wein stock und preten in der Kelter sen Most aus den Trauben, den sie wohl auch aus Bechern tranken. Die Hausfrau gewann auf rmische Art aus Milch Kse; sie zog im Garten Kohl, Krbisse, Radieschen und Zwiebeln, sie erntete schlielich von veredelten Bumen Birnen, Pflaumen und Kirschen. Man schnitt jetzt auf

4. Deutsche Geschichte - S. 30

1914 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
30 - ^ahre 800 die Kaiserkrone auf. Jubelnd rief das Volk: Heil und Siea dem von Gott gekrnten groen und friedfertigen Kaiser der Rmer!" fortan betrachtete sich Karl als den Nachfolger der alten rmischen Kaiser feiner tut""9 be! Gewhnlich regierte Karl von {2 . r' Stachen aus das gewaltige Reich. Das war eine Se"9e ^^abe. Um sie zu lseu, brauchte er tchtige und treue ? Jware" b'c Wichtigsten die Grasen. In jedem Gau- Serrn Er hnt Z ein ^lcher und regierte im Namen seines Wirftt u v H^.^dann auf, wenn Karl es verlangte, er sa zu Gericht, er hielt die widerspenstigen Grundherren im Zaum. Die Grafen m den Grenzgauen die Markgrafen, hatten noch grere Vollmachten; sie konnten jederzeit die ganze Mannschaft der Mark zu den Waffen rufen! Wm a ? " m2>m! ^ie rfen ^uch Menschen und konnten irren oder gar frjl V- 1 mumim nur 5u ^ufig Klagen der sie. Er hrte, da Wtt-i Mnnern ihr Eigentum entrissen. Arme, Witwen und Waisen be-druckten, da sie Rauber und andre beltter schonten, wenn sie ihnen @e. & V^s' narul? multcn sie tmmer beaufsichtigt werden. Das ge-schah durch die Sendgrafen. Diese reisten in den Gauen umher, hrten die Klagen gegen die Regierung der Grafen an und machten auf der Stelle wieder gut, was diese Unrechtes getan halten. Nach ihrer Rckkehr hatten sie dem König Bericht zu erstatten. So erhielt er jederzeit von allen wichtigen Vorkommnissen im weiten Reiche Nachricht und konnte ein-greisen, wo es ihm ntig erschien. Sahre hielt er Reichsversammlungen ab: die erste rifisilr: ^ toq ba Fa^er -3" erschienen die weltlichen und ^ h|eitfi aber auch alle Freien hatten Zutritt. Die zweite, kleinere, fand im Herbste statt. Auf diesen Versammlungen beriet der König mit den Vornehmen, was dem Reiche nottat, und erlie Gesetze. 6. Das Gerichts- und das Heerwesen. Da wurde denn gar vieles neu geordnet; besonders das Gerichtswesen war zu verbessern. Bei den Gerichten m den Gauen muten bisher alle freien Bewohner zugegen fem Das war fnr viele eine groe Last; denn die Wege waren oft sehr weit und die Sitzungen fanden hufig statt. Darum bestimmte der König es sollten in jedem Gerichtsbezirk hinfort sieben angesehene Männer rr sf 12*^1* Schffen, das ist zu Richtern, ernannt werden und allem das Urteil sprechen. Die wichtigsten Sachen entschied er vor seinem Hof. Kxu' Mglich m eigner Person; war er verhindert, so trat an seine Stelle der Pfalzgraf. ' Auch im Heerwesen traf Karl wichtige Vernderungen. Der Kriegs. dienst war fr den Bauer eine schwere Last. Wie schon zur Merowmger-zeit, mute er nicht nur die Ausrstung selbst stellen, sondern auch auf einem v-r/* auf emre.m Saumro Lebensmittel fr drei Monate mitnehmen; natrlich konnte er sich während der Heerfahrt auch nicht um Aussaat und Ernte daheim kmmern. Da wurden denn viele fahnenflchtig; andre bergaben einem Groen oder der Kirche und nahmen es dann als Lehen zuruck. Nun brauchten sie sich zwar um den Heeresdienst nicht mehr zu kummern, aber sie waren aus freien Mnnern unfreie geworden. Karl

5. Deutsche Geschichte - S. 69

1914 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
69 A/V^> wieder. Ihre Lehen wurden frei, und die Fürsten zogen sie ein. Sie wurden also reicher an Landbesitz, und ihre Macht wuchs mehr und mehr./'^-^ > 3. Der Einflu auf den Rltterstano. Die Kreuzheere bestanden Haupt-schlich aus Rittern, ition allen Nationen des christlichen Abendlandes strmten diese herbei. Treulich teilten sie Jahre hindurch Freud und Leid. Dabei lernte man einander nher kennen und schtzen. Allmhlich fhlten die Ritter, da sie eigentlich zusammengehrten, wenn sie auch aus verschiedenen Lndern stammten. So bildeten sie zuletzt eine groe Gemeinschaft, die nach ihren eignen Gesetzen lebte. Die Lehrmeister fr alle waren die Fr an-zosen, ihre gelehrigsten Schler die Deutschen. Daher kommt es, da die meisten Ausdrcke fr die ritterlichen Bruche franzsischen Ursprungs sind, so Abenteuer und Dunner. " ' "ff ' ---t >"*- '9wwww - --- /''' 'f'( 4. Der Einflu ans den Brger- und den Bauernstand. Den grten 3 Gewinn brachten die Kreuzzge dem Brgerstand. Die Leute des Westens^ lernten die Erzeugnisse des Morgenlandes kennen: Reis und Zucker, edle _Gewrze und wohlriechende Salben, kstliche Frchte und heilkrftige Pflanzen. ^^Aiich staunten sie der die prchtigen Stoffe aus Sammet und Seide, der die kostbaren Teppiche, die man in Sinyrna wob, und der die scharfen Klingen, die Damaskus lieferte. . Alle diese Erzeugnisse wanderten jetzt m groen Massen nach Europa. Besonders die Italiener waren eifrig an der Arbeit. In den Hfen von Venedig und Genua wimmelte es von Schiffen; beide Städte schwangen ^ bama* zu groen Handelspltzen empor.^f-V*r ' Aber die Italiener wollten ihre Waren auch wieder absetzen. Einen groen Teil von ihnen verkauften sie nach Deutschland. Schwerbeladene Saumrosse gingen nun der die Alpen, und so kam der Welthandel- auch uusre Städte. Zuerst blhte Augsburg auf: doch lief ihm Nrnberg Qfa bald den Rang ab. Am Rheine regte es sich besonders in Straburg, Speyer, Worms und Mainz. Letzteres ward sogar als das goldene Mainz" gepne^mjljich Frankfurt gewann eine groe Bedeutung. ^(H^ri^etwat das Geld selten; jetzt wurde weit mehr geprgt, und es fing an, im Verkehr eine wichtige Rolle zu spielen. In den Stdten mehrte sich der Wohlstand. Der Brger baute sein Hans stattlicher als frher und rich- * tete es im Innern bequemer ein; die Kleidung wurde reicher und die Lebens-vtouiaty Haltung besser. Es dauerte nicht lange, so gab es Leute, die der ppig-feit und Verschwendung klagten. Auch fr den Bauernstand blieben die Kreuzzge nicht ohne Segen. Die meisten Bauern waren damals unfrei. Wenn sie aber das Kreuz " nahmen, wurden sie frei. Viele Gutsherren erleichterten ihnen ihre Lasten, um sie in der Heimat zu 5. Der Einflu auf die Knste. Auch die Kuste wurden durch die Kreuzzge befruchtet. Von nichts hrte der Deutsche lieber erzählen, als von den Abenteuern im Morgenlande. Dort war ja alles unglaublich prchtig, und Wunder reihte sich an Wunder; da liefen denn die Ritter ihre Phantasie frei walten, und mancher erzhlte die khnsten Abenteuer in Gedichteu, die fast kein Ende finden konnten/' z

6. Deutsche Geschichte - S. 15

1914 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
15 schaft frei. Eine Reihe von Jahren wohnten sie im heutigen Ungarn. Besser als die den Steppen dieses Landes aber gefiel ihnen die fruchtbare Balkan-Halbinsel. Ihr junger König Theo derich gedachte darum einen Teil an sich zu reien. Da geriet der ostrmische Kaiser in groe Sorge. Um den gefhr-lichen Nachbar loszuwerden, gab er ihm den Auftrag, Italien fr ihn zu erobern; denn seit der Absetzung des Romnlus Augustulus sah er sich als den rechtmigen Herrn des westrmischen Reiches an. Gern folgte Theoderich diesem Wink. Mit Weibern, Kindern und Habe zogen die Ostgoten durch die Alpen nach Italien. Dreimal stellte sich Odoaker den Eindringlingen entgegen, besonders bei Verona; und dreimal wurde er geschlagen.^Nun war Theoderich Herr der Halbinsel, und es entstand hier das mchtige Ostgotenreich, zu dem spter auch Sizilien, Sardinien und Korsika, ja sogar ein Stck von Sdfrankreich gehrten. Die Goten nahmen einfach die Gter der Leute Odoakers, die der das ganze Land verstreut lagen. Doch bebauten sie diese nicht selbst; das muten die Einheimischen fr sie tun; denn sie wollten Krieger bleiben. Die Rmer wurden von ihnen beschtzt, darum hatten sie fr den Unterhalt der gotischen Herren zu sorgen. Es ging ihnen dabei ganz gut; denn die Zahl der Goten war nicht groß; auch waren diese rauhen Männer mit wenigem zufrieden. Dazu sorgte Theoderich vterlich fr das vom Kriege so schwer heimgesuchte Land. Wste Felder lie er bestellen, verfallene Wasserleitungen wieder Herrichten, und manche Städte, besonders Ravenna, wurden auf seinen Befehl mit herrlichen Bauten geschmckt. Und doch waren die Rmer mit seiner Herrschaft sehr unzufrieden. Es erschien ihnen schrecklich, einem Barbaren zu gehorchen, der weder lesen noch schreiben konnte. Sie gehrten dem katholischen Glauben an, während die Ostgoten sich zur Lehre des Ar ins bekannten, und das vermehrte ihren Ha. Darum stachelten sie die Ostrmer zum Kampfe gegen Theoderich auf, um mit ihrer Hilfe das germanische Joch zu brechen; aber in Konstantinopel wagte man nicht, mit einem so gewaltigen Herrscher anzubinden. Von seinem eignen Volke dagegen wurde Theoderich sehr geliebt. Ja, berall, wo Germanen wohnten, pries man den groen König. Alle ihre Fürsten ehrten ihn wie einen Vater und hrten gern auf seinen Rat. In der Sage lebt er als der starke Held Dietrich von Bern (= Verona) fort. 9. Die Zerstrung des Vaudaleureiches (534) und des Ostgotenreiches (555) durch die Ostrmer. Als nach Theoderichs Tode unter den Oftgoten Streit ausbrach, hielt der oftrmifche Kaiser Justini an die Zeit fr gekommen, den Westen zurckzuerobern. Die Streitmacht, der die er gebot, zhlte nur 15000 Mann. Trotzdem wagte fein Feldherr 33 eltf ar das Wert Er wandte sich zuerst gegen die Vandal en. Diese frher fo kriegstchtigen Leute waren in dem reichen Afrika bald verweichlicht. Sie gingen in schwerseidenen Gewndern einher und galten als groe Feinschmecker. Das Waffenhandwerk hatten sie schnell verlernt. So brauchte Belisar nicht einmal alle seine Truppen gegen sie. Fnftaufend Reiter vernichteten das " . typ) (?. ^ /vl

7. Deutsche Geschichte - S. 74

1914 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
74 las. War das Wetter schlecht, so machte der Burgherr einen Umgang und beaufsichtigte seine Leute bei der Arbeit. Die Burgfrau schaltete in der Kemenate. Hier spannen die Mgde unter der Aufsicht der Herrin Flachs und Wolle, oder sie webten und fertigten Kleider fr Männer und Frauen an. Die Mahlzeiten der Ritterfamilie wurden im Saale des Herrenhauses ein. genommen. Abends ging alles zeitig zur Ruhe. Bei gutem Wetter jagten die Männer in den wildreichen Wldern den Hirsch und den Eber oder zogen mit ihren Damen zur Beize aus. Da hatte denn jedes einen abgerichteten Jagdfalken an der Hand. Der holte den Reiher und das Rebhuhn aus der Luft und erlegte den Hasen. Eine besondere Freude war es, wenn ein fahrender Snger erschien und beim Tjost. Klang der Harfe seine Lieder vortrug oder erzhlte, was sich drauen in der Welt Neues ereignet hatte. 6. Die Turniere. ^Das kstlichste Vergngen der Ritter waren die Turniere. Zu diesen eilten sie von weit und breit herbei. Der Turnier-platz war von Schranken umgeben. Hinter ihnen stand das Volk. Die Fürsten, Edelfranen und Ritter saen auf erhhten und geschmckten Schau-Khnen. Unter Trompetengeschmetter sprengten die Ritter in die Schranken. Sie waren von Kopf bis zu Fu in Eisen gehllt. Das Gesicht wurde durch ein vorgeschobenes Visier verdeckt. Der Schild war mit einem Wappen-zeichen geschmckt; die Helmzier stimmte zu diesem. An beidem erkannte man den Ritter. Mit eingelegter Lanze sprengten nun zwei aufeinander los. Der eine suchte den andern durch kunstvollen und krftigen Sto vom Rosse zu werfen.

8. Deutsche Geschichte - S. 148

1914 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
148 und auf hohe Punkte der Flur stellte man Wachen, die ein Zeichen gaben, wenn Truppen in der Ferne sichtbar wurden. Dann brachte der Landmann, was er retten konnte, Frau und Kinder eilig in ein entferntes Versteck. Wochen-, ja monatelang fhrten dort die Flchtlinge ein angstvolles Dasein. Im schwarzen Moore zwischen Grben, Binsen und Erlengebsch, in dunkler Waldesschlucht, in alten Lehmgruben und in verfallenem Mauerwerk suchten sie die letzte Rettung. Waren die Soldaten abgezogen, dann kehrten die Armen in ihre Huser zurck und besserten notdrftig aus, was verwstet war. Nicht selten freilich fanden sie nur eine rauchende Brandsttte." In ihrer Not buken die Bauern damals Brot aus Eichelmehl und,aen Gras und Baumrinde, Hunde, Katzen und gefallene Pferde; selbst die Fried-Hfe und die Galgen waren vor den Hungrigen nicht sicher. Viele gingen unter die Ruber, verbanden sich mit entlaufenen oder entlassenen Soldaten und wurden der Schrecken der Landstraen. Die andern, die es mit der ehr* liehen Arbeit hielten, hatten weder Vieh, Saatkorn und Gert noch Knecht und Magd. Es war ein Elend ohnegleichen. 2. Fremdes Wesen in Deutschland. Lange waren die Franzosen im Lande gewesen. In ihnen sahen damals viele Leute ihr Vorbild. Die fran-z fische Mode fand berall in Deutschland Eingang, und wer etwas gelten wollte, mute sich nach ihr kleiden. Mit der fremden Tracht kam die fremde Sprache. Die vornehmen Kreise unseres Volkes redeten nur noch französisch; die deutsche Sprache verachteten sie als roh und unbeholfen. Auch der einfache Brger setzte einen Stolz darein, seine Rede wenigstens mit fremden Brocken zu verzieren. So entstand bei uns eine Sprachmengerei schlimmster Art. Leider zog mit Sprache und Sitte auch noch der s i t t e n l o s e Le b en s -Wandel ein, der am Hofe zu Versailles herrschte. Durch diese blinde Nachffung machten sich die Deutschen bei allen Vlkern zum Spott. 3. Der Aberglaube. Im Dreiigjhrigen Kriege griff der roheste Aber-glaube um sich; besonders bei den Soldaten war er im Schwange. Vor den Kugeln hatten diese einen gewaltigen Respekt. Darum suchten sie den Leib gegen jedes Gescho fest" oder gefroren" zu machen. Hierfr wuten besonders die fahrenden Schler und die Zigeuner Rat. Um Geld und gute Worte lieferten sie eine ganze Anzahl von Zaubermitteln. Da gab es geweihte Mnzen, die man um den Hals hngte, Papierstreifen mit Bibeloder Zaubersprchen, die in eine Haselnu oder einen Federkiel eingeschlossen wurden, krftige Hexenkruter und hnliches mehr. Der Soldat, der ein solches Schutzmittel besa, war sicher, da nun die feindlichen Geschosse in seinen Kleidern hngen blieben und da er sie nach der Schlacht nur herauszuschtteln brauchte. Traf ihn dennoch eine Kugel, so war entweder das Zaubermittel nicht ganz in Ordnung, oder jene Kugel war eine Freikugel; die hatte einer um Mitternacht an einsamem Orte gegossen, und der Teufel war ihm dabei behilflich gewesen. Da der Teufel auch noch zahllosen Menschen die Kunst zum Hexen verleihe, galt berall als sicher, und so mute gerade in jener Zeit so manche Frau ihr Leben auf dem Scheiterhaufen lassen.

9. Deutsche Geschichte - S. 112

1914 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
112 stand bei den Patriziern der Brauch, einen Sohn fr den geistlichen Stand znkbestimmen und eine Tochter in ein Kloster einzukaufen. Denkmler dieses frommen Sinnes sind noch heute verschiedene Kirchen. Die ltesten waren im romanischen Stil erbaut. Von ihnen sind noch diesaa l-Hofkapelle und die Leonhardskirche vorhanden. Den romanischen lste dann der gotische Stil ab. Bei ihm gehen die Bauten in d i e H he. Man hatte die Strebepfeiler anzuwenden gelernt. Diese entlasten die Gewlbe; die Mauern brauchen nicht mehr so dick zu sein wie die romanischen und drfen darum auch durch groe Fenster unterbrochen werden. Die hervorragendsten Kirchen in diesem Stile sind der Dom, die Nikolai-, die Weifrauen- und die Liebfrauenkirche. Ju allen schdlichen Naturereignissen sahen die Menschen damals eine direkte Strafe des Himmels fr ihre Snden, die darum eine Bue erforderten. Wenn ein groes Sterben viele Leute hinraffte, wenn eine auergewhnliche berschwemmung groen Schaden tat, wenn eine Windhose oder ein Hagelschlag die ganze Ernte vernichtete, wenn die Drre im Sommer zu lange anhielt, so mute eine Vitt- und Buprozession Hilfe schaffen. 6. Die Bildung. Fast jedermann konnte wenigstens lesen und schreiben; das brachte schon das Geschft mit sich. Doch tat, wie wir sahen, die Obrig-keit gar nichts fr die Schulbildung. Ter Unterricht lag hauptschlich in den Hnden der Geistlichen. Es gab aber auch Privatlehrer, sogar schon Privatlehrerinnen fr das weibliche Geschlecht. Viele Brgershne, besonders aus den Patrizierkreisen, begngten sich nicht mit dem, was sie daheim lernen konnten; sie wollten hher hinaus und besuchten eine Universitt. Da zogen denn die Wohlhabenden nach Italien und studierten in Bologna oder Siena; die weniger Bemittelten suchten deutsche Hochschulen auf, die damals in groer Zahl entstanden, vor allem Heidelberg, Kln, Erfurt, Leipzig. So wuchsen die Brger der Reichsstdte den Adeligen der den Kopf; ste wurden die Trger der deutschen Bildung. Freilich gelang es nftf- A- ihnen nicht, auf dem Gebiete der Dichtkunst den Minnesngern gleichzu-.v.'-y kommen. Doch war wenigstens einer von ihnen, der Nrnberger Hans - Sachs, ein wirklicher Dichter. 7. Die Wehrhaftigkeit. Die Brger muten auch zur Wehrhastig -keit erzogen werden; denn die Fürsten und die Ritter waren ja den Reichs- /(p^^^stdten feint) und suchten ihnen bestndig zu schaden. Darum hatte jeder Brger fr sich eine Rstung zu stellen, deren wichtigstes Stck der Brust-Harnisch war. Die Reichsstdter waren gar nicht angriffslustig; sie wollten am Xy^ liebsten mit jedermann in Frieden leben. Deshalb bten sie sich auch nur wenig fr den Kampf in der Feldschlacht, und den Ritterheeren der Fürsten --^^etgte sich ihr Fuvolk fast nie gewachsen. Desto mehr pflegten sie die Waffen der Verteidigung, die Armbrust und spter auch die Bchse. Der Rat hielt darauf, da die erwachsenen Brger im Armbrust-,f ch i e e n tchtig waren. Auf einer ganzen Reihe von Schiestnden bten sich im Sommer auf seinen Besrhl die Schtzen an jedem Sountagnach-^ mittags Sie schssen nicht einzeln, wie dies heute beim Scheibenschieen

10. Deutsche Geschichte - S. 181

1914 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
181 4. Der König als Landesvater. Von Friedrich Wilhelm I. stammt das schne Wort: Gott hat die Könige nicht eingesetzt, damit sie ihre Tage in Genu zubringen, sondern ihre Lnder wohl regieren." Er fhlte sich nur glcklich bei der Arbeit; vom frhen Morgen bis zum spte Abend war er ttig. Wie sein Grovater, sorgte er eifrig fr die Hebung des Ackerbaues. Noch gab es viele wste Stellen im Lande; verlassene Bauernhfe und Drfer fanden sich in groer Zahl Besonders schlimm sah es in Ostpreuen aus, das durch eine furchtbare Beulenpest ein Drittel seiner Bevlkerung verloren hatte. Da rief der König Ansiedler aus Franken und Schwaben Die beiden ltesten Prinzen erscheinen im Tabakskollegium zum Gutenachtsagen. Nach Rchling und Kntel, Der Alte Fritz. herbei. Eine besondere Freude war es ihm, 20000 evangelische Salzburger aufzunehmen, die um ihres Glaubens willen aus ihrem schnen Alpenland vertrieben worden waren. Diese braven und fleiigen Leute lieen sich in der Gegend von Memel, Tilsit und Gumbiunen nieder. Friedrich Wilhelm gab ihnen Vieh, Ackergert, Geld und baute ihnen Kirchen und Schulen. Millionen opferte der sonst so sparsame Herrscher, um aus Ostpreuen eine blhende Provinz zu machen. Die Kolonisten wurden freie Bauern. Dagegen waren die brigen Bauern meist erbuntertnig. Sie muten dem Gutsherrn nicht nur schwere Abgaben zahlen, sondern auch mehrere Tage der Woche mit Weib, Kind und Vieh fronen. Herrendienst ging immer dem Eigendienst vor.
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