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1. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 127

1914 - München : Oldenbourg
— \27 — Sinö das nicht menschenfreundliche Bestimmungen? Allerdings folgten auch barte Strafandrohungen. „Die Bewohner, die mit ihrer ßabschaft und mit ihrem Vieh als flüchtig ergriffen werden, sollen inhaftiert und ihre Babe soll zum Besten der Republik eingezogen werden. Bewohner, die sich bewaffnet vereinigen, werden auf der Stelle erschossen und ihre Däuser niedergebrannt. Auch einzelne Einwohner, die ohne Erlaubnis Waffen tragen, werden sofort erschossen. Alle Waffen sind den Vorstehern und Bürgermeistern abzuliefern." So sprach vor \oo Jahren das unerbittliche Gesetz des Krieges, so spricht es heute noch, weil das Wohl der Armee in Feindesland es also fordert, vor der Anwendung dieser Strafen kann sich der friedliche Bürger leicht durch Gehorsam schützen. Die Einwohner des Frankenlandes unterwarfen sich gerne den Bedingungen des Aufrufes; hielt aber die französische Armee, was ihr Führer versprochen hatte? Lin Auszug aus einem vergilbten Büchlein, das nur ein Jahr nach den Ereignissen erschien, soll uns eingehenden Bericht erstatten. Alles überließ sich der sorgenlosesten Sicherheit. Nichts hatten die Einwohner geflüchtet, nichts gerettet, nichts verborgen. Fürchterlich gingen ihnen jetzt die Augen auf. Die Zahl der Unmenschlichkeiten, der Mißhandlungen, die Züge einer mehr als viehischen Raubgierde, die Ausschweifungen und Gewalttätigkeiten kann der Geschichtsschreiber nur mit Mühe zusammenfassen. Der größte Teil der Dörfer und Schlösser, die die französischen Truppen berührten, wurde rein ausgeplündert. Die Plünderung betraf nicht nur die Gelder in allen Kassen; alles, was für die Soldaten brauchbar sein konnte, wurde mitgenommen. Schränke, die nicht offen standen, wurden zusammengehauen, die Türen verschlossener Wohnungen mit Flintenkolben eingestoßen. Insbesondere waren die Franzosen gierig auf Uhren, Kleidungsstücke und Gewehre, viele Beamte, Bürger und Landleute wurden bis aufs Bernd ausgezogen, besonders auf gute - chuhe hatten es die Räuber abgesehen. Alles Leinenzeug wurde ihnen zur Beute. Sie zerschnitten die Betten, streuten die Federn umher und nahmen die Überzüge, auch die Vorhänge und Sesselüberzüge mit. Kopf- und Balstücher entrissen sie den Frauen und Mädchen. Sie durchsuchten alle Taschen und nahmen alles, was sie fanden. Im Bannach-grund überfielen sie sogar einen Bettler und plünderten seinen Zwerg-sack, der einige Stücke Brot und einige Groschen enthielt. Groß war der Scharfblick der Soldaten in Entdeckung des verborgenen. Sie durchsuchten mit Wachsstöcken alle Winkel der Wohnungen vom Dachgiebel bis zum Keller. Auch waren besonders die Freiwilligen mit Brecheisen, Hebeln, auch mit Nachschlüsseln und anderen Diebsgeräten ausgerüstet. „Krippen" war das neue wort für „stehlen", das sie in Franken gestempelt hatten.

2. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 129

1914 - München : Oldenbourg
— *29 — In den Städten waren die Privatplünderungen seltener, doch gab es auch genug Ausschreitungen. Der Aufzug der Infanteristen, die auf ihren Bajonetten Stücke rohen Fleisches aufgespießt, ihre Bündel mit geplünderten Sachen gefüllt und ihren Anzug mit gestohlenen Seinen und (Tüchern zusammengeflickt trugen, bildete einen das Auge des gesitteten Menschen tiefempörenden Anblick. Die Gesetze der Gerechtigkeit fordern indes zu bemerken, daß die Plünderungen keineswegs allgemein waren, am häufigsten nur da stattfanden, wo Treffen vorgefallen oder Lager geschlagen waren, daß in vielen Ortschaften nichts mitgenommen und oft strenge Zucht gehalten wurde. Der scheußlichste Zug der Räuber im £)eere war das Verwüsten. Lenster, Gläser, Möbel, Bäume, kurz alles, was ihnen nicht nützen konnte, zusammenzuhauen oder nach ihrem Ausdruck „kaput" zu machen, war ihre Leidenschaft geworden. Unberechenbar ist der Schaden, den sie durch diese nutzlose Verwüstung den armen Einwohnern zufügten. Was an Wein, Branntwein und Bier in die Keller lief oder an Brot, Mehl und Fleisch mutwillig verdorben wurde, ist weit mehr als das, was sie genossen. Angesehene Männer wurden mit Schlägen mißhandelt, mit Säbel oder pistole bedroht, auch verwundet und mehrere entsetzlich ermordet. Grund war oft nur die Nichterfüllung geforderter Unmöglichkeiten. Kein wunder war es in Anbetracht solcher Greueltaten, daß der Tod über den Gefilden Frankens zu herrschen schien. Auf den Landstraßen erblickte man keine Frachtrvagen, keine Reisende, auf den Feldern keine tätigen Landleute, in den Städten sah man nur wenige Fußgänger. Öffentliche Spaziergänge und Belustigungsorte blieben leer, die Schauspielhäuser verschlossen, von allen Gasthöfen und Schenken waren die Schilder abgenommen, die Läden blieben zu. Bändel und Verkehr standen stille. Alle Geschäfte stockten. Allenthalben war die Stille des Grabes, nur unterbrochen von dem kriegerischen Geräusche der Feinde und dem Rasseln der Karren mit geraubten Sachen. 3. Die Franzosen in Wirrzbnrg. Siehe: V Köhl, Die Franzosen in Franken. !)erlagsdruckerei Würzburg ^o. 2. Dr. Leo iüils, Bilder aus der Geschichte lvürzburgs. Programm zum Jahresbericht der Würzburger i^andelsrealschule von W. Adam \y\2/\3. 3. Itcemminger Anton, Die Franzosen in Franken. lvürzburg \896. 4. Die Schlacht bei Würzburg. General Iourdan hatte nach der Niederlage bei Amberg auf seinem Rückzüge Bamberg erreicht und gedachte nun auf geradem Wege nach Würzburg zu kommen. Aber starke österreichische Abteilungen hatten schon -den Vorsprung gewonnen und sperrten die Straße durch den Steigerwald. Lichelsbcicher, Bilder aus Frankens Vergangenheit. q

3. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 96

1914 - München : Oldenbourg
— Hü- ll. Der Schwedentrunk (1633), Bruder Valentin der Kartause Astheim wurde zur Aufdeckung des verborgenen Hausschatzes angehalten. Als er aber nichts verriet, bekamen ihn die Scharfrichter und deren Knechte in die Hand. Man band ihn an eine Leiter und fragte ihn mit vielen Streichen, Foltern und allerlei peinlichen Torturen, warf ihn ins Gefängnis, traktierte ihn mit Hunger, Durst und anderem Ungemach ärger als ein unvernünftiges Diel?. Dann gab man ihm auch den Schwedentrunk, bestehend aus abscheulichen Menschen-, Pferds-, Rinder- und allerlei Kloaken, die man ihm mit Trichtern gewalttätig in den Mund gegossen, bei dick angefülltem Leib den Hals eine Zeitlang zugestrickt, alsdann ein Brett auf den Leib gelegt und darauf herumgetreten, bis aller Unflat wieder durch den 6als zu Mund und Nasen herausgebrochen. Solchen höllischen Trank nebst grausamen peinert überstand der heldenmütige Mann zweimal, erst das drittemal offenbarte er das Geheimnis. Kurze Zeit darnach gab der erbärmlich zugerichtete Bruder seinen Geist auf. — Am \7. )uli ^6^0 gab Klaus Gerich in Stetten im Merntale nach schrecklichen Mißhandlungen seinen Geist auf; die Soldaten hatten ihm den schwedischen Trank eingeschenkt. Dem unglücklichen Gpfer wurde Kalkmilch eingeschüttet. Auch aus Humprechtshausen bei Haßfurt meldet Link (Klosterbuch) die Verabreichung eines Schwedentrunkes. jedenfalls kamen Hunderte von Fällen dieser unmenschlichen Greueltaten vor; wer aber sollte den Mut haben, diese in jenen Zeiten aufzuzeichnen? —- 12. Der Bannachgrund im Dreißigjährigen Kriege. Auch der Bannachgrund ertrug sein vollgerüttelt Teil des Jammers, wie nur wenige kurze Aufzeichnungen, die fast wahllos aus der Menge der vorhandenen Nachrichten herausgegriffen wurden, zur Genüge beweisen. Don Rentweinsdorf wird gemeldet, daß im April \632 das Schloß geplündert wurde und im August die Rotenhanschen Untertanen und Söldner fast alle erkrankt waren. Diele Gebäude lagen in Asche, andere waren von ihren Besitzern verlassen oder ausgestorben. zählte der Markt drei (Einwohner. ^633 heißt es von Lind: „Die Leute ziehen den Pflug oder hacken das Feld", ebenso von Reutersbrunn. In Preppach lagen \633 die Leute an einer Seuche fast alle krank, die Gesunden gingen betteln. „Der Pfarrer von Iesserndorf hat ^63h (seit drei Jahren) keinen Zehnt von Gänsen und Schafen gesehen, sintemal die Bauern gar nichts haben und in die äußerste Armut getrieben sind, und keine Küh und pferde haben,

4. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 41

1913 - Leipzig : Hahn
41 gaben, durch welche die Erwerbsfähigkeit gehemmt wird. Man will Kummer und Sorgen bekämpfen, und statt zum wahren Freunde zu gehen, der einen mit Rat und Tat unterstützt, geht man zu falschen Freunden in die Kneipe, die einem sagen: „Du bist nicht schuld, sondern die heute herrschenden sozialen Einrichtungen, und die dem Trostsuchenden einen Fußtritt geben, sobald er seine Wirtshaus- rechnung nicht mehr bezahlen kann." Die letzte Ausrede des Alkoholfreundes ist die schwerwiegendste: „Mein Beruf erlaubt es mir nicht, mich des Alkoholgenusses zu enthalten." Damit wälzt er die Schuld von sich ab und stempelt sich zum Märtyrer. Die Statistik weist nach, daß es keinen Beruf gibt, in dem man nicht ohne Alkohol leben kann. Alle Einwendungen der Alkoholfreunde schrumpfen in ein Nichts zusammen, es sind Ausflüchte und Beschönigungen; wer offen und ehrlich sein Glas verteidigen will, sage doch lieber: Ich trinke Wein und Bier, weil ich gern trinke, oder weil ich mich schäme, etwas anderes zu trinken. Der Alkohol, wie er im Wein, Bier und Schnaps getrunken wird, ist also durchaus unnötig, und das viele Geld ist nutzlos vergeudet. Deutschland gibt in jedem Jahre 3 Milliarden Mark für Alkohol aus, doppelt soviel als der gesamte Reichshaushalt aus- macht. Während die ganze Steuer auf den Kopf der Bevölkerung 25 M beträgt, gibt unser Volk pro Kopf 50 M für Alkohol aus. Und mehr als 150000 Deutsche führt der Alkohol jährlich vor den Strafrichter. Wieviel Elend und Not enthalten diese trockenen Zahlen! Wenn es doch nur vergeudet wäre, aber Alkohol ist ein Gift und eine Ursache vieler Erkrankungen. Charles Darwin sagt: „Durch meine, meines Vaters und meines Großvaters lange Erfahrungen... die sich über mehr als ein Jahrhundert erstrecken, bin ich zu der Überzeugung gelangt, daß keine andere Ursache so viel Leiden, Krankheit und Elend erzeugt als der Genuß alkoholischer Getränke." Dieselbe Ansicht haben die berühmtesten Professoren und Ärzte. Alle Organe des Menschen werden von diesem Gifte in ihren Verrichtungen gestört und krankhaft verändert. Der chronische Katarrh des Rachens und der chronische Magenkatarrh des Trinkers sind allgemein bekannt. Daß die unheilbaren Nieren- und Leber- leiden zum großen Teil Folgen des Alkohols sind, hat leider schon mancher zu spät erfahren müssen. Als Nervengift kennzeichnet sich der Alkohol schon durch seine lähmende Wirkung am Gehirn. Es gibt keine Nervenkrankheit, wobei nicht der Alkohol als ursächliches Moment eine Rolle spielte. Im Berliner Krankenhaus werden jähr- lich 5 bis 600 an Säuferwahnsinn leidende Kranke ausgenommen, ab" gesehen von den vielen anderen Nervenkranken. Nach vr. Franz Schönenberger.

5. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 75

1913 - Leipzig : Hahn
75 deutung aller Schleicherei und Falschheit und alle Verachtung zu legen pflegte. Aatzelmacher! Jetzt handelte sich's beim kochenden welschen nur mehr ums Messer. Denn dadurch auch unterscheidet sich der feurige Südländer von dem kühleren Nordländer; er stößt lieber mit Stahl zu, denn mit giftigen Worten. Daß römisches Blut in seinen Adern rolle, mußte er zeigen, und er zeigte es auch. In Ermangelung eines erwünschten Instru- ments schleuderte er dem Gegner über den Tisch hin ein paar Bier- gläser zu. Der Tumult begann von neuem. Etliche bekamen ein klingendes Fauststücklein an den Aopf, und den, der das Wort Aatzelmacher gebraucht, erwischte der durch wein und Streit erhitzte Italiener am Halstuch, und das ist eine ganz vorteilhafte handhabe für den Angreifer! Schon lag der Angegriffene auf dem Fußboden, röchelnd, schäumend und dunkelblau im Gesichte, schon setzte Dzzotti das Anie an die Brust, und seine Faust wand das Halstuch noch immer enger zusammen, wobei seine Augen in einer wahren Lust- gier funkelten. Endlich, bevor es zu spät war, gelang es den Aameraden, den Italiener von seinem Dpfer loszulösen. Doch wie eine Aatze glatt und schlau entschlüpfte er den fänden der Rächer. So war's gekommen, und so war's verlaufen. Dann war wieder das fröhliche Sonntagszechen. Nur dem Peter Dberdorfer wollte das Bier nicht recht durch die Gurgel rinnen, er hatte noch lange das Gefühl, als würge ihn einer mit dem Halstuch. Er rieb sich die liebe Aragenhaut mit der Hand, er ging in die freie Luft, um stark Atem zu holen; man riet ihm sogar, daß er sich auf den Aopf stellen solle, damit die Gurgel wieder auseinandergedrückt werde, aber es wollte alles nicht viel fruchten. Die meiste Er- leichterung verschaffte ihm noch der Gedanke: „Na wart'! Es ist noch nicht finster!" Es ist noch nicht finster! Das war Meters Sprichwort, und es war als solches bekannt und berüchtigt. Im gewöhnlichen Sinne galt es als Bestätigung und Bekräftigung von etwas, das der Peter meinte, und wenn er etwas mit dem Worte: „Es ist noch nicht finster!" versprach, so war es so gut wie seine Namensunterschrift und sein Ehrenwort. Wenn er's aber im Zorn ausrief, dann war es wie ein Fluch und wilder Schwur, eine Drohung, vor der mancher schon gezittert hatte. wenn die beiden Männer — der Peter und Dzzotti, der Italiener — am Sonntag in den Drtsgassen oder am Werktag auf dem Wege zur Schicht aneinander vorüberkamen, da tauschten sie kurz und scharf ihre finsteren Blicke, aber jeder hielt den Atem an — was die Zunge kann, ist hier nicht am Platze. Der Schichtenschreiber merkte es am besten, was zwischen den beiden vorging, und er teilte dem Bergverwalter seine Meinung mit. Es dürfte klug sein, den welschen zu entlassen.

6. Stufe 5 = Schulj. 7 u. 8 - S. 205

1902 - Altenburg : Bonde
205 Mut, der sein großes Heer beseelte. Alles Ungemach des Krieges er- trug er gleich dem Geringsten aus dem Heere; mitten in dem schwärzesten Dunkel der Schlacht war es licht in seinem Geiste; allgegenwärtig mit seinem Blicke, vergaß er den Tod, der ihn umringte; stets fand man ihn auf dem Wege der furchtbarsten Gefahr. Seine natürliche Herz- haftigkeit ließ ihn nur allzuoft vergessen, was er dem Feldherrn schuldig war, und dieses königliche Leben endigte der Tod eines Ge- meinen. Aber einem solchen Führer folgte der Feige wie der Mutige zum Siege, und seinem beleuchtenden Adlerblicke entging keine Heldenthat, die sein Beispiel geweckt hatte. Der Ruhm ihres Beherrschers ent- ziindete in der Nation ein begeisterndes Selbstgefühl; stolz auf diesen König, gab der Bauer in Finnland und Gotland freudig seine Armut hin, verspritzte der Soldat freudig sein Blut, und der hohe Schwung, den der Geist dieses einzigen Mannes der Nation gegeben, überlebte noch lange Zeit seinen Schöpfer. Schiller. 93. Der deutsche Bauer vor und nach dem Dreißig- jährigen Kriege. 1. Deutschland galt um das Jahr 1618 für ein reiches Land. Selbst der Bauer hatte in dem langen Frieden einige Wohlhäbigkeit erlangt. Breiter Graben, Zaun oder Wand von Lehm und Steine umgrenzten oft die Stätte des Dorfes, an den Hauptstraßen hingen Thore, welche zur Nacht geschloffen wurden. Dorf und Flur wurden durch Tag- und Nachtwächter beschritten. Die Häuser waren zwar von Holz und Lehm in ungefälliger Form, aber sie waren nicht arm an Hausrat und Behagen. Alte Obstbaumpflanzungen standen um die Dörfer, in den eingefriedeten Höfen tummelten sich große Scharen von kleinem Geflügel, auf den Stoppeläckern lagen mächtige Gänseherden. Große Herden von Schafen und Rindern grasten auf steinigen Höhen- zügen und in den fetten Riedgräsern. Die Wolle stand gut im Preise, die deutschen Tuche waren berühmt und Tuchwaren der beste Ausfuhr- artikel. Dem Ackerbau lag man in vielen Gegenden mit großem Vorteil ob. Die Wiesen waren sorgfältiger behandelt als zweihundert Jahre später, Abzugs-, ja Bewässerungsgräben ziehen und erhalten war gebräuchlich. 2. Fast seit hundert Jahren waren wenigstens in allen Kirch- dörfern Schulen, und ein Teil der Dorfbewohner war des Schreibens

7. Stufe 5 = Schulj. 7 u. 8 - S. 207

1902 - Altenburg : Bonde
207 zum Jahre 1623. Da sah er das Unheil noch von anderer Seite heranziehen. Die Diebstähle und Einbrüche mehrten sich, fremdes Ge- sindel wurde oft auf den Landstraßen gesehen, Trompeter sprengten mit schlimmen Nachrichten nach den Städten, angeworbenes Kriegsvolk zog prahlerisch und frech vor seinen Hof, forderte Unterhalt, stahl Würste und nahm Hühner im Schnappsack mit. 4. Endlich begannen — für Thüringen seit 1623 — die Durch- märsche fremder Truppen, und die großen Leiden des Krieges senkten sich auf ihn. Fremdes Kriegsvolk von abenteuerlichem Aussehen, durch Blut und Schlachten verwildert, marschierte in sein Dorf, legte sich ihm ins Haus, mißhandelte ihn und die Seinen, forderte Zehrung und Geschenke und zerschlug, verwüstete und plünderte doch noch, was ihm vor Augen kam. Banden folgten auf Banden, mehr als ein Heer setzte sich um ihn herum in Winterquartieren fest, die Lieferungen und Quälereien schienen endlos. Mit Entsetzen sah der Bauer, daß die fremden Soldaten mit einer Spürkraft, die er der Zauberei zuschrieb, aufzufinden wußten, was er tief in der Erde versteckt hatte. Wenn er ihnen aber zu schlau gewesen war, so wurde sein Los noch schlechter, dann wurde er selbst ergriffen und durch entsetzliche Qualen gezwungen, das Versteck seiner Schätze anzugeben. Aber die Wirtschaft des Land- mannes ward noch in anderer Weise verwüstet. Sein Knecht hatte vielleicht einige Jahre die Schläge der fremden Soldaten ertragen, zuletzt lief er selbst unter die, welche schlugen. Die Gespanne wurden vom Pfluge gerissen, die Herden von der Weide geholt und dadurch die Bestellung der Felder oft unmöglich gemacht. 5. Und doch, wie jammervoll und hilflos seine Lage war, in der ersten Hälfte des Krieges war auch das Schrecklichste noch verhältnis- mäßig erträglich. Denn noch hielt einige Mannszucht wenigstens die regelmäßigen Heerhaufen zusammen, und ein und das andere Jahr verlief ohne große Truppenzüge. Freilich die Wirkungen, welche ein solches Leben voll Unsicherheit und Qual auf die Seelen der Land- leute ausübte, waren sehr traurig. Eine bebende, klägliche Furcht umzog lähmend die Herzen. Aber auch Trotz und wilde Verzweiflung bemächtigte sich der Seelen. Die sittliche Verwahrlosung nahm im Landvolke furchtbar überhand. Die Gewohnheiten, Laster und Krank- heiten der durchziehenden Heere blieben zurück, selbst wenn die Räuber aus dem verwüsteten und halb zerstörten Dorf abzogen. Das Brannt- weintrinken wurde ein gewöhnliches Laster. Die Achtung vor fremdem Eigentum verschwand. Der Landmann begann zu stehlen und zu rauben wie der Soldat. Bewaffnete Haufen rotteten sich zusammen,

8. Stufe 5 = Schulj. 7 u. 8 - S. 208

1902 - Altenburg : Bonde
208 zogen über die Landesgrenze in andere Dörfer und entführten, was sie bedurften. Sie lauerten den Nachzüglern der Regimenter in dichtem Wald oder in Gebirgspässen auf und nahmen oft nach hartem Kampf an dem Leben der Bezwungenen eine harte Rache, ja sie überboten die Fertigkeit der Soldaten in Erfindung von Todesqualen. Es wird nur wenige Waldhügel geben, in deren Schatten nicht greuliche Unthat von solchen verübt ist, welche dort früher als friedliche Holzfäller und Steinbrecher ihr kunstloses Lied gesungen hatten. 6. Nach Kräften suchten sich die Dörfer vor der Raubgier der Soldaten zu wahren. Solange noch Geld aufzutreiben war, machten sie Versuche, durch Zahlung einer Geldsumme an die vorausgefandten Offiziere die Einquartierung abzukaufen. Auf die Kirchtürme und hohen Punkte der Flur wurden Wachen gestellt, die ein Zeichen gaben, wenn Truppen in der Ferne sichtbar wurden. Dann brachte der Landmann, was er retten konnte, die Frauen und Kinder und leicht bewegliche Habe, eilig in ein entferntes Versteck. Solche Ver- stecke wurden mit großem Scharfsinn ausgesucht, durch Nachhilfe noch unzugänglicher gemacht, und Wochen-, ja monatelang fristeten dort die Flüchtlinge ihr angstvolles Dasein. Im schwarzen Moor zwischen Gräben, Buchen und Erlengebüsch, in dunkler Waldschlucht, in alten Lehmgruben und in verfallenem Mauerwerk suchten sie die letzte Rettung. Waren die Soldaten abgezogen, dann kehrten die Flücht- linge in ihre Häuser zurück und besserten notdürftig aus, was verwüstet war. Nicht selten freilich fanden sie nur eine rauchende Brandstätte. 7. Auch nicht alle, welche geflohen waren, kamen zurück zur heimischen Flur. Das wilde Leben im Versteck und Walde, die rohe Freude an Gewaltthat und Beute machte die Trotzigsten zu Räubern. Mit rostigen Waffen versehen, führten sie unter den Fichten der Berge ein gesetzloses Leben, als Gefährten des Wolfes und der Krähe, als Wilddiebe und Wegelagerer. 8. So verminderte sich die Bevölkerung des flachen Landes mit reißender Schnelligkeit. Schon um 1632 waren manche Dörfer ganz verlassen, und noch immer nahm das Unheil zu. Das schlecht bebaute Land hatte schlechte Ernten gegeben, Teuerung und Hungersnot folgte, und in den Jahren 1635 und 1636 ergriff eine Seuche, so schrecklich, wie sie seit fast hundert Jahren in Deutschland nicht gewütet hatte, die kraftlosen Leiber. Sie breitete ihr Leichentuch langsam über das ganze deutsche Land, über den Soldaten wie über den Bauern; die Heere fielen auseinander unter ihrem sengenden Hauch; viele Orte

9. Stufe 5 = Schulj. 7 u. 8 - S. 214

1902 - Altenburg : Bonde
214 und Nacht offen, und wenn man in die Stadt kam, sah man niemand auf den Gaffen als die Totengräber mit den Totenwagen. Endlich konnte Rinckart das fchwergeplagte Deutschland auffordern zu singen: Nun danket alle Gott! Am 24. Oktober 1648 wurde der Friede geschloffen. In unserem Heimatlande war durchschnittlich von drei Einwohnern nur einer am Leben geblieben. Das Land war fast überall eine wüste Einöde geworden, bedeckt mit den Ruinen nieder- gebrannter Dörfer und Städte. Was von der Bevölkerung übrigge- blieben, war ein verwildertes, bettelarmes Geschlecht; weit über ein Jahrhundert hat unser Volk gebraucht, um sich von dem Elende dieses schrecklichen Krieges einigermaßen zu erholen. Runkwitz. 95. Heinrich Posthumus. Unter den Regenten der jüngeren Linie ist der berühmteste Heinrich Po st Humus, der Sohn Heinrichs des Jüngeren, des Stifters der jüngeren Linie. Er wurde erst 2 Monate nach dem Tode feines Vaters, am 10. Juni 1572, zu Gera geboren und erhielt davon den Namen Posthumus, d. i. der Nachgeborene. Unter der Vormund- schaft feiner vortrefflichen Mutter Dorothea, einer geborenen Gräfin Solms, erhielt er eine fromme und sorgfältige Erziehung. In allen ritterlichen Leibesübungen erwarb er sich eine große Geschicklichkeit. Aufgeweckten und lebhaften Geistes machte er auch in feiner geistigen Ausbildung tüchtige Fortschritte, so daß er sich nachmals durch feine Gelehrsamkeit vor feinen Standesgenoffen auszeichnete und zeitlebens eine ungewöhnliche Liebe zu den Wissenschaften bewahrte. Unter Führung feines Lehrers, des späteren Superintendenten Friedrich Glaser, besuchte er die Universitäten Jena und Straßburg. Er war schon damals ein frommer Jüngling, der sich von dem rohen und sittenlosen Treiben, wie es dort vielfach herrschte, fernhielt und die Predigten, die er sonntäglich hörte, aufzuschreiben pflegte. Er hat diese Übung der Gottseligkeit nachmals feinen Kindern als Andenken hinterlassen. Seinem Lehrer bewies er bis an fein Ende eine große Anhänglichkeit und Verehrung. Erst nach dem Tode feiner frommen Mutter, welche am 18. Sep- tember 1595 starb, übernahm er die Regierung und waltete dann vierzig Jahr segensreich über feinem Lande. Mit großem Eifer widmete er sich den Regierungsgefchäften, nur darauf bedacht, das leibliche und geistliche Wohl feiner Unterthanen zu fördern. Er stand schon früh um 4 Uhr auf und war ungemein thätig; den Beratungen

10. Stufe 5 = Schulj. 7 u. 8 - S. 280

1902 - Altenburg : Bonde
280 Spitze der Verwaltung, unterstützt von gleichgesinnten Männern wie Hardenberg, Schön u. a., hat er Preussen im Innern gekräftigt, die Selbstthätigkeit der Bürger angeregt und dem Volke durch Erweckung eines starken sittlichen Geistes Mut, Selbstvertrauen und Opferwilligkeit zurückgegeben, damit es den Kampf für die Unabhängigkeit und Ehre des Vaterlandes wagen konnte. In uralten Zeiten hatte jeder wehrhafte deutsche Mann die Pflicht, das Vaterland zu verteidigen. Längst war das anders geworden. Ein bedeutender Bruchteil des Heeres bestand aus Geworbenen, die sich den überall in Deutschland stationierten Werbern für ein gutes Handgeld verkauften, und die oft leicht- sinnige, verirrte Jünglinge waren, welche keinen andern Weg mehr vor sich sahen, sich ihren Lebensunterhalt zu verschaffen. Hatten die Geworbenen dem Könige den Eid der Treue ge- schworen, so waren sie Soldaten. Es war also nicht Vaterlands- liebe, nicht der Sinn für Ehre und Pflicht die Triebfeder ihrer Handlungen. Das Heerwesen bedurfte darum einer dringenden Verbesserung. Das erkannte keiner mehr als Stein; das er- kannte auch der König, als er den General Scharnhorst mit der Durchführung dieser Reform beauftragte. Jetzt hörte das Werben im Auslande auf ; jeder Preuße zwischen 18 und 25 Jahren war zum Heeresdienste verpflichtet. Die Soldaten erhielten eine einfachere, aber zweckmässigere Kleidung und eine mildere Behandlung. Die Offiziere wurden nicht nur aus dem bevorzugten Stande des Adels genommen, sondern jeder Soldat, der sich durch Kenntnisse und Bildung und im Kriege durch Tapferkeit auszeichnete, konnte zu den höchsten Ehrenstellen gelangen. So wurde Preussen zu einem wehrhaften Staate ge- macht. Aber damit begnügte sich der edle Freiherr nicht; er wollte das preussische Volk auch zu einem freien Volke machen. In alten Zeiten verwaltete jedes Dorf, jeder Gau seine An- gelegenheiten, wählte sich die Beamten selbst und zog sie zur Rechenschaft über ihre Amtsthätigkeit. Das war längst anders geworden. Zu Anfang des 19. Jahrhunderts noch war der Bauer persönlich leibeigen, dem Gutsherrn erbunterthänig , d. h. mit seiner Person an das Gut, auf dem er geboren war, gebunden. Seine Kinder durften nicht ohne Erlaubnis des Gutsherrn in fremde Dienste gehen. Der Acker, den er bearbeitete, war
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