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1. Deutsche Geschichte mit entsprechender Berücksichtigung der sächsischen - S. 3

1880 - Halle : Anton
3 ließ sich kein Volk maßloser; jemandem Obdach verweigern, galt als Frevel; jeder bewirthete nach Möglichkeit; war der Vorrath im eigenen Hause aufgezehrt, so führte er den Gast ohne Anstand zum Nachbar, bei welchem beide gleich freundliche Aufnahme fanden. Besondere Achtung genoß das Weib; in ihm sah man etwas Heiliges und Gottverwandtes; seinem Rathe wurde gefolgt, seinem Ausspruche gehorcht. Vielweiberei war bei den alten Germanen nicht üblich. Die Ehe galt heilig; durch sie wurde das Weib die „Frau", d. h. die Herrin des Hauses. („Frau" ist verwandt mit einem altdeutschen Worte „M," welches „Herr" bedeutet; es findet sich noch in „Fronleichnam" — Leichnam des Herrn, in „frönen" — einem Herrn dienen, in „Fronveste" — Herrenburg.) Durch Verheirathung wurde der Sohn der väterlichen Vormundschaft ledig, er wurde frei; darum nannte man das Heirathen selbst „Freien." — Die Verlobung erfolgte in öffentlicher Volksversammlung, die man „Mal" nannte; daher schreibt sich der Ausdruck „vermählen." — Als Mitgift brachte der Mann der Frau ein Paar Stiere, ein gezäumtes Pferd und Waffen zu. Damit wollte man andeuten, daß die Frau des Mannes Gehilfin in der Arbeit und Anstrengung, seine treue Genossin in Freude und Leid sein solle. Es fehlten aber neben diesen Licht- auch die Schattenseiten nicht. Als schlimme Eigenschaften der alten Germanen werden uns genannt: Trägheit (— die Lieblingsbeschäftigung freier Männer war Krieg und Jagd; das Hauswesen besorgten die Frauen; den Ackerbau überließ man den Sklaven. Wenn nicht Krieg oder Jagd sie in Anspruch nahm, lagen die Männer müsfig auf der weichen Haut des erlegten Bären; daher der Ausdruck, „auf der faulen Bärenhaut liegen," —) Spielfucht (— man spielte mit Würfeln, und die Leidenschaft des Spiels ging so weit,_ daß der Deutsche nicht selten Hab und Gut, Weib und Kind, zuletzt die eigene Freiheit verspielte; ruhig ging dann nach unglücklichem Wurf der Verlierende in die Knechtschaft und wurde der Leibeigene des andern. —) Trinksucht (— getrunken wurde Gerstensaft, also eine Art Bier, und Meth, eine Mischung aus Wasser und Honig —) und Streitsucht (—die Festgelage arteten häufig in wilden Streit und Kamps aus und „endeten seltener mit Schmähreden als mit Wunden und Tod"). 6. Das Volk bestand aus Freien und Unfreien. Freie mit großem Besitz oder mit großem Ansehen hießen Edelin ge (—Adlige). Diese edlen Freien waren zumeist die Nachkommen der Männer, unter.deren Führung einst die Deutschen die lange Wanderung aus dem fernen Asien bis in die neue Heimath zurückgelegt oder welche sich in den Kämpfen der Einwanderer mit den bisherigen Bewohnern als Kriegsführer ausgezeichnet oder sonst verdient gemacht hatten. Die übrigen Freien waren die Gemeinfreien 1*

2. Geschichtliche Erzählungen für die Unterklassen der höheren Schulen Sachsens - S. 37

1917 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
Rom unter den ersten drei Knigen. 37 Rom unter den ersten drei Knigen. Die neue Stadt Rom beherbergte im Anfang nur wenig Männer. König Der König wollte jedoch die Zahl der Einwohner schnell erhhen. Da omuu ' nahm er Flchtlinge und Vertriebne aus andern Lndern auf, auch ent-lanfnen Sklaven gewhrte er Unterkunft. So wohnten in Rom nicht die besten Menschen, und die benachbarten Vlkerschaften mochten solchen Mnnern nicht ihre Tchter zu Frauen geben. Da suchten die Rmer mit List Frauen zu erringen. Romnlus lie eines Tages Kampfspiele in Rom auffhren. Dazu ^-^aub der waren die in nchster Nhe wohnenden Sabmer mit Frauen und Tchtern n meunnul eingeladen worden und erschienen in groer Zahl. Die Spiele begannen, und während die Augen der Zuschauer auf die Kmpfer gerichtet waren, strzten rmische Jnglinge herbei, erfaten die sabinischen Jungfrauen und trugen sie in ihre Huser. Bestrzt eilten die unbewaffneten Vter von bannen; nach einiger Zeit kehrten sie gerstet unter ihrem Könige zurck, um die frechen Ruber zu zchtigen. Aber es kam nicht zum Kampfe: die entfhrten Sabinerinnen baten um Gnade fr die Ruber, die unterdes ihre Ehemnner geworden waren. Da lie sich denn das Volk der Sabiner ganz in der Nhe auf einem Hgel nieder und bildete mit den Rmern eine Gemeinde. Romulus herrschte noch eine Reihe von Jahren, zunchst mit dem Sabinerknig zusammen, nach dessen Tode allein. In wichtigen Dingen hrte er den Rat einer Versammlung alter, erfahrner Männer, die bildeten den Senat. Als der König endlich starb, sagten die einen, man habe ihn wegen Das Ende des r - W f. , cnr, r rr\ 1 Romulus. seiner Strenge ermordet, andre, er sei unter Blitz und Donner von der Erde hinweggenommen und unter die Götter versetzt worden. Als Schutz-gott Roms wurde er von da an unter dem Namen Qmrmus verehrt. Ihm folgte der Sabiner Nmna Pompuins in der Regierung. Numa das war ein friedfertiger Mann. Er gab dem Volke weise Gesetze, ord- 0 nete den Gottesdienst und setzte Priester ein. Nach ihm gelangte der kriegerische Tulltts Hostuills auf den Thron. Tullus Der begann mit Roms Mutterstadt Albalonga Streit. Schon standen die feindlichen Heerscharen kampfbereit auf weiter Ebene einander gegen-ber, da machte der Albanerknig den Vorschlag, ein Einzelkampf solle entscheiden, welches Volk der das andre herrschen solle.

3. Geschichtliche Erzählungen für die Unterklassen der höheren Schulen Sachsens - S. 125

1917 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
Von König Friedrich Wilhelm I. und Kurfürst August dem Starken. ] 25 Kirche der und bewarb sich um die Krone. Er sandte einen gewandten Hfling mit vielem Gelde nach Polen, der bestach damit die Adligen, und sie whlten seinen Herrn zum Herrscher. Mit einer Pracht ohnegleichen wurde die Krnung gefeiert, ein glnzendes Fest folgte dem andern; gar wohl gefiel den polnischen Groen der neue König, der ihnen so prunkende Theaterauffhrungen, Ballfeste, Feuerwerke, Tierhetzen und Jagden bot. Freilich blieb der König nicht unangefochten im Besitze August im seiner Wrde, im Kriege verlor er die Krone an den jungen, tapfern Schweden. Schwedenknig Karl Xii., und Sachsen mute beinahe unerschwingliche Kriegskosten bezahlen. Kaum aber war Karl von den Russen in einer Schlacht entscheidend geschlagen worden, so nahm Kurfürst August die polnische Krone Wied an und trug sie bis zu seinem Tode. * Meist lebte August der Starke in den polnischen Hauptstdten Augusts Warschau oder Krakau; seltner lie er sich in Dresden sehen, aber ^ra$tiic e-er hat sehr viel zu dessen Verschnerung getan: die Augustusbrcke, die vor kurzem einer hnlichen neuen Brcke gewichen ist, das Japanische Palais, die Frauenkirche mit der mchtigen Kuppel, der herrliche Zwinger sind sein Werk; auch lie er wertvolle Mnzen, Waffen, Bcher, Ge-mlbe und andre Kunstgegenstnde mit Eifer zusammentragen und in den berhmten Sammlungen ausstellen, die noch heute von Fremden aus der ganzen Welt besucht und bewunbert werben. So wrbe Dresben eine wrbige Sttte seines verschwenberischen Hofes. Hier folgte ein Fest dem andern, balb besuchte der König mit seiner glnzenben Hofgesellschaft die prchtigen Opern, bald ging es zu frhlicher Jagd, im Winter gab es wohl auch Schlittenfahrten, zu denen die Bauern erst den Schnee herbeifahren muten. Am denkwrdigsten unter Augusts Festen ist das glnzende militrische Schauspiel, das man das Lustlager bei Zeithain Das Lustlage nennt. 30000 schsische Soldaten in neuen Uniformen manvrierten ba 6et 3e't[)ain-vor vielen geladnen Frstlichkeiten. Des Abends wurden kostbare Feuer-werke abgebrannt, feuerspeiende Wale und Delphine schwammen babei in der Elbe herum. Zulegt wurden die Soldaten bewirtet und muten nach der Mahlzeit auf Kommando ihre Holzteller in die Elbe schleudern. und damit auch das zuschauende Volk nicht zu kurz kam, wurde ein riesiger Kuchen von 8 m Lnge unter dasselbe verteilt. *

4. Geschichtliche Erzählungen für die Unterklassen der höheren Schulen Sachsens - S. 131

1917 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
Von Friedrich dem Groen. 131 Noch fnf Jahre lang fhrte der König seine braven Grenadiere und seine flinken Reiter gegen den Feind: er siegte in manch heier Schlacht, er verlor auch manches Treffen. -Einmal, bei Kunersdorf war's, sah Kunersdorf, es aus, als gehe es mit Friedrichs Macht zu Ende; jedoch er raffte sich nach dem furchtbaren Schlage wieder auf. Endlich zogen sich die Russen vom Kriege zurck, da lie auch die Kaiserin vom Kampfe ab. Im siebenten Jahre des Krieges wurde auf dem schsischen Jagdschlosse Hubcrtusbnrg Friede geschlossen. Friedrich Friede zu behielt Schlesien. Hubenusburg. * ..Mit Sing und Sang" kehrten die Krieger heim und ruhten von den Mhen des Feldzuges aus; aber fr den König gab es keine Ruhe und Erholung, sondern alle Hnde voll zu tun. Bald weilte er wieder in seinem Schlosse Sanssouci, das bei Friedrich Ut Potsdam in einem herrlichen Parke liegt und das er sich vor Jahren ^3ro^e in hatte erbauen lassen. Einst waren hier gelehrte Männer und Knstler ^an*'oucl" als Freunde des Knigs aus- und eingegangen und hatten an seiner Tafel gesessen. Aber einige waren gestorben, andre in die Ferne gezogen, und neue mochte er nicht erwerben. Mehr und mehr ward es einsam um den König, nur zwei zierliche Windspiele waren bestndig um ihn. Am frhen Morgen schon erhob sich der König vom Lager; in Uniform, gestiefelt und gespornt, betrat er das Arbeitszimmer. Er las die eingegangnen Briefe und sonstigen Schriftstcke. Darin baten wohl verarmte Bauern um Saatkorn oder um ausgediente Soldatenpferde; Brger erflehten eine Beihilfe, um ihre niedergeschossene Stadt wieder aufzubauen; einem andern war vor Gericht unrecht geschehen: allen half der König; denn er meinte, dafr sei er da. Alsbald erschienen seine Rte vor ihm und hielten ihm Vortrag der dies und das, was im Heere oder sonst im Lande vorgegangen war. Er hrte aufmerksam zu und entlie sie trt neuen Aufgaben. Nach all dem Tun gnnte sich der König einen kleinen Spaziergang im Parke, oder er griff zu einem Buche oder blies die Flte. Bald nach Tische sa er wieder bei der Arbeit, und oft sah die spte Nacht den Nimmermden noch am Schreibtische sitzen. In jedem Jahre war Friedrich eine Anzahl Wochen auf Reisen Friedrich und schaute nach, wie es in seinem Lande stehe. auf Reisen im . Beim Bauer erkundigte er sich nach den Ertrgen des Ackers, beim Kaufmann, ob das Geschft gut gehe. Er besuchte Fabriken, lie sich das gewebte Tuch und die gefertigte Seide zeigen. In einer andern 9*

5. Geschichtliche Erzählungen für die Unterklassen der höheren Schulen Sachsens - S. 85

1917 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
Von Rittern und Burgen. 85 Aber ein treuer Diener ffnete ihm die Kerkertr und half ihm zur Flucht. Aus der Ferne rief der alte Kaiser seine Getreuen zum Kampfe aus. Noch ehe der Brgerkrieg ausbrach, schied der schwergeprfte Heinrichs Iv. Mann aus dem Leben, erst 56 Jahre alt. 3:ob' Auch den toten Kaiser verfolgte noch der Ha. Er war als Ge-banntet gestorben, deshalb ward ihm ein wrdiges Begrbnis versagt. Fnf Jahre lang stand des Kaisers Sarg an ungerechter Stelle, endlich fand Heinrich Iv. Ruhe in der Gruft seiner Ahnen, im Dome zu Speyer. Wohl schwerlich hat ein Fürst Schlimmres erduldet. 7. Von Rittern und Burgen. Von hoher Bergeszinne grt den Wanderer im deutschen Lande so manche stattliche Burg, so manche Ruine, an deren dem Gemuer sich der Efeu emporrankt. Sie stammen aus lngst entschwundner Zeit und knnen viel erzählen. Einst wohnte auf der Burg ein Ritter; den hatte der Kaiser oder Die Ritter, der Landesherr mit der Burg belehnt, und der Ritter mute ihm dafr, hoch zu Ro. Heeresfolge leisten. Wenn ihn der Lehnsherr zum Kampfe rief, so legten ihm Diener den sthlernen Panzer sowie Arm- und Beinschienen an, setzten ihm den ehernen Topfhelm mit der Helmzier und dem Visier aufs Haupt, brachten das groe, zweischneidige Schwert mit dem Wehrgehenf, die lange Lanze und den dreieckigen Schild mit dem Wappenbilde herbei und fhrten ihm das gepanzerte Schlachtro vor. In der Schlacht strmten die Ritter mit vorgehaltnen Lanzen gegen den Feind und warfen ihn nieder, oder sie stiegen von den Rosien und wiesen den Angriff der Gegner ab. So erfochten sie manchen Sieg und standen bei den Fürsten hoch in Gunst. Darum dnkten sie sich mehr als die Brger oder gar die Bauern, bildeten den Ritterstand und sahen stolz auf jene herab. Whrend Brger und Bauern im Schweie ihres Angesichts arbeiteten, pflegten die Ritter nur das Waffenhandwerk. Sie fgten ihrem Namen den ihrer Burg hinzu, wie wir das an den Namen unfrer Adligen noch heute bemerken, legten sich Wappen bei und hielten streng an besondern Gebruchen fest.

6. Geschichte für sächsische Schulen - S. 28

1918 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
28 - „Verwunderung." (Heinrich der Vogelsteller.) * Sson Alfred Rethel. Tuschzeichnung. Verlag der Photographischen Gesellschaft in Berlin. Sachsen als König anerkannt. Durch Milde und Freundlichkeit gewann er aber bald auch die Anerkennung Schwabens und Bayerns. Dem Herzoge von Lothringen gab er seine Tochter zur Gemahlin, und so hatte er in einigen Jahren alle seine Lehnsleute dahingebracht, daß sie ihm als ihrem Könige huldigten und ihm Treue und Heeresfolge gelobten. Über jeden Stamm gebot und richtete ziemlich selbständig-der Herzog, über allen Ländern des Reiches aber stand der König als höchster Richter und Heerführer des ganzen Volkes, als letzte Zuflucht der Bedrängten, als oberster Schirmherr der Kirche. 4. Einfall der Ungarn. Im fünften' Jahre seiner Regierung fielen die Ungarn in Deutschland ein. Auf kleinen gepanzerten Pferden kamen sie in Scharen herbei. In der Schlacht ergriffen sie zum Schein die Flucht, um die Gegner, die zu Fuß kämpften, aus ihrer Ordnung herauszulocken. Plötzlich kehrten sie um und schossen aus weiter Entfernung die Feinde, die nur auf den Nahekampf eingerichtet waren, mit ihren kräftigen Bogen nieder. Sie hausten schrecklich im Lande. Was ihnen an Beute gefiel, nahmen sie mit. Sie erschlugen die Männer, banden die Frauen mit ihren langen Hetären zusammen und trieben sie fort. Die Gehöfte blieben als Brandstätten zurück. Heinrich war gerade krank und hatte nicht den Mut, sich diesen wilden Scharen entgegenzustellen.

7. Geschichte für sächsische Schulen - S. 117

1918 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
— 117 — I ihr Amt nach seinen Weisungen verwalten mußten. So war denn der Fürst durch keinen Menschen und kein Gesetz mehr behindert, zu tun und zu lassen, was er wollte. Das Land galt samt seinen Bewohnern als Eigentum des Fürsten. Wie er Land vererben oder vertauschen konnte, so verfügte er auch über Leben, Hab und Gut seiner Untertanen nach Belieben und Gutdünken. Wo ein Herrscher nur das Staatswohl im Auge hatte und sich als den ersten Diener des Staates ansah, wie Friedrich der Große, konnte bei der unbeschränkten Regierungsweise die Wohlfahrt des Volkes gedeihen. An manchen Höfen, z. B. in Weimar, wurden Künste und Wissenschaften gepflegt. Vielen Fürsten aber stand das eigene Wohlbefinden in erster Linie. In ihren Ländern seufzte das Volk unter einer harten und rücksichtslosen Regierung. An den Höfen herrschte nach französischem Muster Verschwendungssucht und ein steifes Hofformenwesen. Man sprach französisch und äffte französische Sitten und Gebräuche nach. Oper, Marstall, Jagd, Schlösser und Prachtgärten kosteten ungeheure Summen, und üppige Feste brachten den Staat an den Rand des Abgrundes. Wild wurde im Übermaße gehegt und fiel rudelweise in die Äcker ein. Wehe dem Bauern, der sich dagegen wehrte! Jagden zu Pferde gingen rücksichtslos durch reifende Saaten, und die armen Bauern mußten noch Treiberdienste tun. Manche Fürsten verkauften ihre Landeskinder sogar als Söldlinge an fremde Staaten wie jener Kurfürst von Hessen, der sich mit dem Blutgeld das Schloß Wilhelmshöhe erbaute. Viele der kleinen Fürsten wollten sich auch eine Militärmacht schaffen. Häufig kam es dabei nur zu Soldatenspielerei. 2. Stände. Die Bevölkerung war in drei Stände: Adel, Bürger und Bauern streng geschieden. Außer den Mitgliedern des Reichstages gab es noch etwa 1500 mehr oder weniger selbständige Landesherren. Es waren dies die Reichsritter. Man bezeichnete sie und ihre Verwandten kurzweg als Adel. Der preußische Adel hatte sich unter Friedrich dem Großen besonders opferwillig gezeigt, und viele seiner Mitglieder waren auf den Schlachtfeldern geblieben. Das Geschlecht derer von Kleist hatte sogar 54 verloren. Friedrich suchte sein Reich besonders durch die Adeligen zu stützen. Die hohen Staatsämter und Offizierstellen besetzte er nur mit Adeligen. Bürgerliche durften keine Rittergüter erwerben, Adelige keine bürgerlichen Geschäfte betreiben. Der Bürger trieb Gewerbe und Handel. Der Kaufmann war meist wohlhabend, auch der Handwerksmeister lebte in behaglichen Verhältnissen. Mancher Geselle aber mußte sein Lebtag Geselle bleiben, weil die Innung nicht mehr Meister aufnahm, als sie für gut befand. Brauereien und Bäckereien waren oft an bestimmte Grundstücke gebunden. Auch der Mühlzwang herrschte noch. So war der einzelne oft sehr in seinem Gewerbe beschränkt. Das Leben der Bürger dieser Zeit schildern uns Schiller in seiner „Glocke" und Goethe in „Hermann und Dorothea". Am schlechtesten ging es dem Bauer. Er war meist noch seinem Herrn erbuutertänig. Die Staatslasten waren nicht gleichmäßig auf die Stände verteilt. Der Adel sollte mit seiner Person dem Staate dienen; er war bis auf das Lehuspferd steuerfrei. Der Bürger trug in der Akzise den- größten Teil der Steuerlast. Der Bauer zahlte die Kontribution und stellte die Hälfte der Mannschaften für das Heer.

8. Bilder aus der deutschen Vorgeschichte - S. 7

1918 - Berlin [u.a.] : Ehlermann
7 namen auf -ing, -ingen), spter finden sie sich verteilt auf die ver-schiedenen Ansiedelungen einer Landschaft. Die Zugehrigkeit zu seinem Volke empfand jeder freie Ger-mane als einen Besitz von hchstem Werte, der ihm groe Rechte und Vorteile verlieh, aber ihm auch hohe Pflichten auferlegte. Den engsten Kreis feiner staatsbrgerlichen Ttigkeit bildete die Markgenossenschaft, der er angehrte. Die mancherlei wirtschaftlichen Fragen, die durch gemeinsame Beschlsse der Hof-besitzer und Hausvter gelst werden muten, z. B. die alljhrliche Neuverteilung des Ackerbodens, die Benutzung der Allmende, machten hufige Zusammenknfte und Beratungen notwendig. Die Leitung bernahm nach Wahl seiner Markgenossen das erfahrenste Mitglied der Versammlung, dem man auch die grte Besonnenheit und Unparteilichkeit zutraute. Dieser Gemeinde-vorstand hatte die Beschlsse der Mmgemssen zur Ausfhrung zu bringen und bei Streitigkeiten zu vermitteln. Von hherer Bedeutung war die Zugehrigkeit des freien Germanen zu einem Gau; so nannte man ein landschaftlich be-grenztes Gebiet. Die freien Hofbesitzer der in diesem Ggue gelegenen Drfer bildeten eine staatliche Gemeinschaft, die sich in einem auf Zeit gewhlten F r st e n (d. i. Huptling) eine Spitze gegeben hatte. Gesttzt auf einen Rat erfahrener Männer verwaltete erden Gau nach dem Herkommen und nach dem Willen der freien Männer des Gaus. Deren Ansicht brachte das G a u d i n g (d. i. die Gauversammlung) zum Ausdruck, das an einer der Dingst tten zusammentrat und zu dem jeder erwachsene freie Mann Zutritt hatte. Es war entweder ein e ch t e s Ding, das zu voraus-bestimmten Zeiten (Vollmond oder Neumvnd) stattfand, oder ein gebotenes Din g , das unvorhergesehene Ereignisse pltzlich ntig machten; in diesem Falle ward ein Stab mit eingeritzten Zeichen von Hof zu Hof in Umlauf gesetzt. Auf dem Gaudinge handelte es sich hauptschlich um den Ausgleich von Streitigkeiten zwischen den einzelnen Markgenossenschaften und Sippen. Klger und Beklagter vertraten ihre Anficht und fhrten ihre Zeugen vor; in unbeweisbaren Fllen entschied der Eid, bei dem sich der Schw-rende durch Eideshelfer untersttzen lassen konnte. Als Gottes-urteile waren Feuer- und Wasserprobe, Los und Zweikampf zu-lssig. Der Fürst schlug das Urteihwr^und verkndete es feierlich, nachdem er einige angesehene Männer um ihre Ansicht befragt und nachdem die Versammlung ihre Zustimmung bezeugt hatte. Die Durchfhrung des Urteils war Privatsache der siegreichen Partei. Bedeutsamer noch war das Volksdina (d. i. die Volkse Versammlung). Es fand seltener statt; sein Schauplatz war eine geweihte Sttte, ein Hgel oder eine Waldble, die mglichst in

9. Bilder aus der deutschen Vorgeschichte - S. 49

1918 - Berlin [u.a.] : Ehlermann
49 in der Hauptsache die weltlichen und geistlichen Groen, die mit dem Könige die Angelegenheiten des Reiches berieten. Die aus diesen Beratungen hervorgehenden Beschlsse, die Kapitu-l a r i e n , bildeten eine Sammlung der Gesetze, die allgemein gltig waren, das Reichsrecht. Daneben aber galt bei den einzelnen Stmmen ihr altes Recht, soweit es nicht durch das Reichsrecht ausgehoben wurde. Die vielen Kriege, die Karl zu führen hatte, drckten besonders hart auf die freien Männer, die sich dem Aufgebote nicht entziehen konnten. Wohl wurden fr sie manche Erleichterungen geschaffen, so z. B. die Milderung der Heerespflicht und der Dingpflicht, d. h. der Verpflichtung, zu allen Gauversammlungen zu erscheinen und dort an der Rechtsprechung teilzunehmen, aber um nicht ganz zu verarmen, sahen sich doch sehr viele gezwungen, ihren Besitz von einflureichen Groen zu Lehen zu nehmen (s. o. S. 40), soda die Verwandlung in einen Lebensstaat auch in den neuen Reichs-teilen groe Fortschritte machte. Eifrig begnstigte Karl jede Ttigkeit zur Erhhung des Wohl-standes, besonders die Hebung der Landwirtschaft lag ihm sehr am Herzen. Die kniglichen Pfalzen, deren Ertrgnisse eine Haupt-einnhme quelle fr feine Hofhaltung waren, sollten Musterwirt-schaften sein, die den umwohnenden kleineren Landwirten als Vorbilder zu dienen hatten. Unermdlich war Karl bestrebt, Ver-besserungen einzufhren, und seine Sorgfalt zeigte sich in Vor-schristen, die er auch fr nebenschliche Aufgaben der Landwirt-schaft erlie. Wichtiger aber noch war ihm die Pflege der Geistesbildung bei den Franken, die auf sehr niederer Stufe stand. Um sie zu heben, mute er sich der Hilfe der Kirche und der lateinischen Lite-ratnr bedienen. Die frnkische Reichskirche wurde von ihm wesentlich gefrdert und ihre Einknfte wurden erhht, aber er forderte auch von ihr ernste Erfllung ihres hohen Berufs und hielt sie ganz in Abhngigkeit von der Knigsgewalt; die Bischfe und bte setzte er in ihr Amt ein, die Kirchenversammlungen wurden von ihm einberufen und geleitet, und wie er die kirchlichen mter nur mit wrdigen Mnnern besetzte, so verlangte er ein vorbildliches Leben der Geistlichen und Mnche. In vielen Klstern blhten unter seiner besonderen Frsorge Klosterschulen, in denen Jng-linge und Knaben aus der Nachbarschaft, meist sptere Geistliche, in den Wissenschaften unterrichtet wurden. Mit der grten Liebe pflegte er die Hofschule, in welcher seine eigenen Kinder zugleich mit denen seiner Beamten und begabten Knaben niederen Standes erzogen wurden. Oft griff er selbst in den Unterricht ein, reget-mig wohnte et den Prfungen bei, und es ist bekannt, wie er Vogel, Leitfaden fr Untertertia. Georg-Eckert-lnswut J^Jr internationale Scnulbuchferechung Braunschweig -Schuibuchbfbfiothek^

10. Bilder aus der deutschen Vorgeschichte - S. 51

1918 - Berlin [u.a.] : Ehlermann
51 die Gesandtschaften fremder Fürsten, sogar des Kalifen von Bagdad, die unter berreichung kostbarer Geschenke um seine Freundschaft warben. Hoch der alle Zeitgenossen ragt die Gestalt dieses gewaltigen Herrschers hervor, der auf allen Gebieten des Staatslebens neue Bahnen erffnete; auf dem von ihm Geschaffenen fuen die nach-folgenden Jahrhunderte. Es war ein unendlich groer Verlust fr das ganze Abendland, als er, zweiundsiebzig Jahre alt, am 28. Januar Ma~~xxi Aachen, uierschied; in der von Karl erbauten 814 Kapelle ward er beigesetzt. Sein ueres schildert Einhard folgendermaen: Von Krper war Karl voll und stark, von Wuchs erhaben, denn er war sieben-mal so lang als sein Fu. Sein Kopf war rund, die Augen sehr groß und lebhaft, die Nase ein wenig mehr als mittelmig, das Haar im Alter glnzend wei, die Miene heiter und frhlich, die ganze Gestalt, mochte sie sitzen oder stehen, voll hoher Wrde. Ob-wohl der Nacken ein wenig gebckt und kurz war und der Leib etwas zu weit hervorragte, so deckte doch das schne Verhltnis der brigen Glieder diese Fehler. Der Gang war fest, die gerade Haltung des Krpers mnnlich, die Stimme hell, wiewohl der Kraft des Krpers nicht ganz entsprechend. Seine gute Gesundheit war nur in den letzten vier Lebensjahren fters von Fiebern heimgesucht; seine Vergngungen waren Reiten, Jagen und Schwimmen, worin er es allen anderen zuvortat. 4. Der Zerfall des franhenreicbes. Das. gewaltige Reich, das Karl der Groe gegrndet hatte, konnte nach seinem Tode nicht lange zusammengehalten werden, da seine Nachfolger die dazu erforderlichen Herrschereigenschaften nicht besaen. Karls ltere Shne waren in krftigem Mannes-alter gestorben: den jngsten Sohn L u d w i a lie der greise Kaiser ein Jahr vor seinem Tode feierlich krnen. Die Regierung dieses Fürsten (814-8m brachte dem frnkischen Reiche viel Unheil. Ludwig vernachlssigte die Regierungsgeschfte und widmete seine Zeit hauptschlich der Jagd und religisen bungen. Den Geist-lichen, denen er sehr ergeben war und viel Vorteile zuwendete, hat er den Beinamen ..der ftrommp" zu verdanken. Diese Abhngig-keit verschuldete es auch, da er die Sammlung altgermanischer Dichtungen und Heldenlieder, die sein groer Vater zusammen-gebracht hatte, verbrennen lie, weil diese Lieder heidnisch" waren ein unersetzlicher Verlust. An seinem Hofe rangen miteinander zwei Strmungen; die
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