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1. Neue Landeskunde des Königreichs Württemberg - S. 40

1911 - Stuttgart : Holland & Josenhans
■40 Ertrag des mageren Sandbodens zu zahlreich. Die Leute uuisfen sich daher auch noch auf andere Weise Verdienst suchen. Sie verfertigen ans dem vielen Holz allerlei gröbere Holzwaren, z. B. Dachschindeln, Wasch- klammern, Rechen, Leitern, Gabeln, Kochlöffel, Besen, Körbe, Siebe, Schach- teln usw. Viele Bewohner der Orte Neuhütten, Maienfels, Mainhardt, Wüstenrot, Neulautern usw. ziehen mit diesen Waren als Hausierer hinaus und verkaufen sie im ganzen Lande umher. In einigen Orten wird das Holz auch zu Möbeln und Stühlen verarbeitet. Ihre Herstellung im großen lohnt sich jedoch nicht, da die Eisenbahnen fehlen. Im Sommer wandern Männer, Frauen und Mädchen hinunter in die Hohenloher Ebene und andere fruchtbare Gegenden, um dort bei den Bauern während der Heu , Getreide- und Weinernte Geld zu verdienen. d) Eisenbahnen: Am Fuß des Mainhardter Waldes ziehen drei Bahnen vorüber: 1, die Linie H e i l b r o n n — Hall; 2. die M u r r b a h u Stuttgart Hall; 3. die Bottwarbahn Marbach -Beilsteiu—heilbronn. ö) Orte: Auf dem eigentlichen Main Hardter Wald: Main- Hardt, Überreste eines römischen Kastells. Maienfels, hoch über dem Brettachtale, Schloß; viele Hausierer. Wüstenrot, Luftkurort. Aus den Waldenburg er Bergen liegt Waldenburg, ummauertes Städtchen mit Schloß und herrlicher Aussicht. Aus den Löwensteiner Bergen: Löwensteiu, Städtchen mit Burgruine und ebenfalls berühmter Fernsicht. Unterhalb des Städtchens das Teusserbad mit Mineralquelle. Im Sulmtale liegt am Fuße der Weibertreu: Weiusberg, guter Wein (Name), Weinbauschule; Ker- nerhans; iu der Nähe die Irrenanstalt Weißenhof. Im Bottwartale: Beilsteiu und Großbottwar, alte Städtchen. 4. Die Limpurg er Berge. a) Die Landschaft: Die Limpurger Berge liegen zwischen Kocher und Bühler und endigen im Norden mit dem aussichtsreichen Einkorn bei Hall (5)10 m). Sie sind dicht bewaldet. In den prächtigen Waldungen herrschen Tanne und Fichte vor. Heidelbeergesträuch in den Wäldern, Heide- kraut au deu Rändern kennzeichnen den Sandboden. Die Hochfläche selbst ist fast gänzlich unbewohnt, und auch in den Tälern mit ihren frischen Wiesen- gründen trifft man neben vielen Sägemühleu meist nur Weiler und Eiuödshöfe. d) Flüsse: Von den Limpurger Bergen kommt die Bühler. Sie fließt anfangs durch verschiedene Seen, dann durch ein waldreiches, schlnchten- artiges Tal, hernach durch ein breiteres Wiesental, in das bei Bühler- taun die hochragende Tannenburg hereinschaut. Sobald aber der Fluß in die Hohenloher Ebene eintritt, engt ihn ein scharfraudiges, tiefes Muschel- kalktal ein, bis er sich mit dem Kocher vereinigt. c) Erwerbsquellen: Boden und Klima sind auch auf deu Lim- purger Bergen dem Waldbau günstiger als dem Feldbau. Die erzeugnisfe sind rvie auf dem U?elzheimer A?ald Holz und Vieh. Die Bauern besitzen meist größere Wälder, die bei dem geringen Ertrag der Felder eine Hauptstütze ihrer Wirtschaft bildeu. Viel Brenn- und Bauholz wird verkauft: auch gröbere Holzwaren, z. B. Weinbergpfähle, bringen Geld ein. Die Limpurger Berge bilden die Heimat eines eigenen Viehschlags,

2. Neue Landeskunde des Königreichs Württemberg - S. 54

1911 - Stuttgart : Holland & Josenhans
— 54 — dessen Hochfläche eine Wallfahrtskirche trägt. Dann, folgt der höchste Berg dec Alb, der Lemberg (1015 in), mit einem eisernen Aussichtsturm. Un- weit davon erhebt sich der Oberhohenberg bei Dettingen (1011 in). Süd- lich von Balingen ragen drei herrliche Berggestalten auf, der Pleiten- berg, der Schafberg und die Lochen. Der Plettenberg (1002 m) hat seinen Namen von der weiten Hochfläche oder Platte, die er bildet. Auf ihm trifft man wie auf dem benachbarten Schafberg (996 m) den ganzen Sommer über weidende Schafherden. Die Lochen (964 m) diente in alten Zeiten als Opferstätte. Auf ihrem Gipfel zeigt der Boden eine tief- schwarze, kohlige Erde, die mit einer Unmasse von Knochen geopferter Tiere angefüllt ist. Heute noch ist der Berg nach der Volkssage der Tummelplatz der Hexen und Gespenster. Über Laufen a. d. Eyach erhebt sich der merkwürdige Gräbelesberg. Er war einst eine der gewaltigsten Volksburgen, deren mächtige Wälle und Gräben (Name) heute noch erhalten sind. In Kriegszeiten suchten hier die vorgeschichtlichen Bewohner des Heubergs mit all ihrer Habe Schutz vor den anrückenden Feinden. Der Heuberg, dieser höchste Teil der Alb, muß also schon frühzeitig besiedelt gewesen [ein. Die Hochfläche des Henbergs ist einförmig und wegen der hohen Lage sehr rauh. Aber der Ackerbau weiß sich auf ihr bis über 900 m hinauf zu behaupten. Reich ist die Hochfläche an ausgedehnten Weiden, weshalb die Schafzucht immer noch stark betrieben wird. Aus dem Heuberg liegt das höchstgelegene Dorf Württembergs, Böt- tingen (911 m). Der Heuberg ist sehr dünn besiedelt. Trotzdem mußten srüher viele Leute der Heubergorte auswandern, meist nach Amerika, weil der Heimatboden sie nicht ernähren konnte. Neuerdings sind aber durch auswärtige Fabriken, namentlich durch die Trossinger Harmonikasabrikanten, Zweiggeschäfte errichtet worden, und so hat sich jetzt den fleißigen und genügsamen Bewohnern des Heubergs eine neue Erwerbsquelle eröffnet. Die einen arbeiten in diesen Filialgeschäften; andere sind als „Heim- arbeiter" tätig. Diese arbeiten zu Hause und stehen ebenfalls meist im Dienste der Trossinger Fabrikanten. Die Fabrik liefert ihnen die einzelnen Teile einer Mundharmonika, und die Heimarbeiter müssen nun die Stücke zusammensetzen und das fertige Stück stimmen. Oft hilft hierbei die ganze Familie eines Heimarbeiters mit. Andere arbeiten für Tnttlinger und Schwenninger Schuhfabriken oder sind sür die Tuttliuger Feinmechanik tätig. Frauen und Mädchen nähen sür die Balinger und Ebinger Trikotfabriken. Zwischen Beera und Schmiecha liegt donanwärts die Hart, eine noch ödere und einförmigere Hochfläche als der Heuberg. Sie gehört größten- teils zu Baden. Hier liegt das höchstgelegene Dorf der Alb, das badische Heinstetten (916 m). Die gleichfalls badifchen Orte Hartheim und Stetten am Kalten Markt machen ihrem Namen alle Ehre. Bei Stetten wird neuerdings ein Truppenübungsplatz für das badische Armeekorps an- gelegt. Zwischen Eyach, Starzel und Lauchert breitet sich die Hohenzollern- alb aus, iu deren Besitz sich Württemberg und das zu Preußen gehörige Fürstentum Hohenzollern teilen. Ihr gehört der berühmteste Vorberg der Alb au, der völlig freistehende Kegel des Hohenzollern (855 m) bei Hechingen. Der Berg ist die Wiege unseres Kaiserhauses. Aus ihm erhebt sich stolz die neuerbaute, 1856 vollendete Burg. Der Hohenzollern steht

3. Neue Landeskunde des Königreichs Württemberg - S. 11

1911 - Stuttgart : Holland & Josenhans
— 11 — b) Ihre wirtschaftlichen Verhältnisse. Der Buntsandstein liefert bei der Verwitterung eine nur karge Acker- krume, die deu Ackerbau wenig lohnt. Die Felder der hohen Schwarzwald- orte sind die unergiebigsten des ganzen Landes. Sie tragen neben Kartoffeln nur noch Haber und etwas Roggen, aber keinen Dinkel, so daß die Brotfrucht überall gekauft werden muß. Die reichbewässerten Wiesen der Talsohlen und der unteren Bergabhänge aber begünstigen die V i e h z u ch t. In großem Um- sang wird diese im südlichen Teil des Gebirges betrieben, wo der verwitterte Granit einen sruchtbaren Boden liefert und Milch, Butter und Käse eine sichere Einnahme gewähren. Die Hauxterrverbsquelle des Schrvarzwälders bildet die Ausnutzung der ungeheuren Wälder des Gebirges. Der Wohlstand des Schwarzwälder Bauern beruht auf seinem Besitz an Wald. Dieser bildet mit seinen unermeßlichen Schätzen an Holz nicht nur eine reiche Einnahme- quelle für die Waldbesitzer, sondern er gewährt auch der ärmeren Bevölkerung lohnenden Verdienst und Unterhalt. Kinder und Erwachsene sammeln int Sommer Beeren und Pilze, die manche Mark einbringen. Die schlanken Tannen werden von den Holzhauern gefällt und zu Brennholz zersägt. Dieses wird an die Städter im Gebirge selbst, im Unterland, im Rheintal verkauft, und für den Erlös werden Lebensmittel gekauft. Stärkere Stämme entrindet man und schafft sie ins Tal hinab. Sie geben Bauholz oder werden in den vielen Sägewerken des Gebirges zu Dielen, Brettern usw. zer- schnitten. Die kleinen Sägemühlen am rauschenden Wildbach sind an vielen Orten von großen, fabrikmäßig betriebenen Schneidemühlen abgelöst worden. In Rotenbach im Enztal befindet sich das größte Sägewerk Württembergs, das etwa 325 Arbeiter beschäftigt. Der Überfluß an Stämmen wurde einst auf dem billigen Wasserwege weithin versandt. Man legte die Stämme aus den Rücken der Gebirgsbäche und leitete sie den Rhein hinab bis nach Holland („Holländer"). Durch die Eiseubahueu ist aber die einst so blühende Flößerei sast verdrängt worden. Hauptsitze des Holzhandels sind im württ. Schwarzwald Hösen, Calmbach, Neuenbürg, Wildbad und Baiersbronn. Der Schu>arzrvald ist eine unerschöpfliche Holzkaminer für unser Land. Die Köhlerei ist mit dem Steigen des Holzpreises fast ganz ein- gegangen. Im württ. Schwarzwald wird sie nur noch im oberen Enztal betrieben. Auch das Harzreißen und Pechsieden ist nur noch von sehr geringer Bedeutung. Waldbau und Viehzucht allein bieten der Bevölkerung des Schwarzrvaldes keinen ausreichenden Grrverb. Lohnenden Ersatz bietet dafür die Holzindustrie. Das Holz wird zu Weiubergp fähleu und Schindeln gespalten, oder man verfertigt daraus Geräte aller Art, z. B. Zuber, Butten, Gelten, Siebe, Schapfen, Sensenstiele, Koch- und Eß- lössel, Gabeln, Reche», Schaufeln, Teller, Schachteln u. dgl. In den Holzfchleifereien, z. B. in Höfen bei Wildbad, wird das Holz durch die Kraft des Wassers und des Dampfes mit großen Schleif- steinen zu feinem Holzstoff geschliffen, aus dem man Pappe, Zeitungs- papier usw. herstellt. Die Möbelfabrikatiou wird hauptsächlich in Freudenstadt und Schraiuberg betrieben.

4. Neue Landeskunde des Königreichs Württemberg - S. 63

1911 - Stuttgart : Holland & Josenhans
— 63 - Die Industrie ist auf der Hochfläche der Alb wenig entwickelt. Es mangelt an Wasserkräften und an Eisenbahnen. Weite strecken sind vom Weltverkehr völlig abgeschieden. Auch fehlen im Gegensatz zum Schwarz- wald die ausgedehnten Waldungen, die Heizmaterial und Rohstoffe liefern könnten. In Laichingen jedoch wird seit alter Zeit die Lei n w and- Weberei betrieben. Von vielen fleißigen Händen wird nicht bloß an dem vom Großvater ererbten Webstuhl des Bauernhauses glatte Leinwand, sondern auch in fabrikmäßigen Betrieben mit Maschinen und durchgeführter Arbeitsteilung feiner Damast und Jacquardleinwand mit reichverzierten Mustern erzeugt. Die Leinwand kommt dann in die Wäscherei und Blei- cherei und wird zu Bett- und Tischzeug verarbeitet. In der niedrigen Stube des Heimarbeiters rasselt der Webstuhl vou srüh bis spät in die Nacht. Frail und Töchter arbeiten an der klappernden Stickmaschine oder sitzen tief gebengt am Stickrahmen und reihen auf schimmernder Leinwand Stich an Stich, bis ein kunstvoller Namenszug oder irgendeine andere Herr- liche Handstickerei entsteht. Aber auch in den Arbeitsränmen der Fabriken sind fleißige Handarbeiterinnen mit Hand- und Maschinensticken, Durch- bruchnähen usw. beschäftigt. In Laichingen allein sind ungefähr 300 Hand- weber tätig, und auch iu den Nachbarorten, namentlich in Sontheim, wird für die Laichinger Leinenindustrie gearbeitet. Der zur Weberei nötige Flachs und Hanf wird nicht mehr auf der Alb selbst gebaut, sondern aus Nord- deutschlaud (Oberschlesien, Teutoburger Wald) bezogen. Zur Ausbildung von Handwebern ist eine besondere Web schule eingerichtet; auch eine weibliche Fortbildungsschule für Hand- und Maschinenstickerei ist vorhanden. Außer Laichingen hat auf der Hochfläche der mittleren Alb nur noch Mün- singen eine nennenswerte Industrie. Seit Eröffnung der Bahn hat das lange von allem Weltverkehr abgeschlossene Städtchen eine große Port- landzementsabrik erhalten, die mehr als 200 Arbeiter beschäftigt. Der Portlandzement wird aus dem Zementmergel hergestellt, der in der Nähe der Stadt in ungeheuren Mengen gewonnen wird. In die einst so weltabgeschiedene Gegend hat auch der 1147 ha große Truppenübungsplatz Leben gebracht. Er liegt nordöstlich von Münsingen und hat den Bewohnern der umliegenden Gemeinden infolge des großen Bedarfs der Heeresverwal- tuug an Lebensmitteln, Futter für die Pferde, Fuhrwerken u. dgl. reiche Verdienstgelegenheit verschafft. 5. Eisenbahnen: Der mittleren Alb fehlen ausgebildete Doppel- täler, was für die Durchquerung durch Eisenbahnen sehr hinderlich ist. Diese müssen daher vom Neckarland aus unter beträchtlichen Steigungen die eigentliche Hochfläche des Gebirges ersteigen. An zwei Stellen, in der Mitte und an ihrem Ende, wird die mittlere Alb von Eisenbahnen über- schritten: 1. Die Linie Reutlingen — Münsingen — Schelklingen — Ulm führt im Echaztale aufwärts bis Hönau und steigt von da als Zahnradbahn aus die Albhochfläche hinauf. Diese Bahn hat einem großen Teile der mittleren Alb nicht bloß eine günstigere Verwertung der Erzeugnisse der Land- und Forstwirtschaft, sondern auch die ersten Anfänge der Fabrik- industrie (Münsingen) gebracht. Von der Bahn Reutlingen—münsingen zweigt die Privatbahn Großeng st in gen — Gammertingen ab. 2. Die württembergische Hanptbahn Mühlacker—(Heilbronn)—

5. Neue Landeskunde des Königreichs Württemberg - S. 25

1911 - Stuttgart : Holland & Josenhans
e) Beschäftigung der Bewohner: Die Hauptnahrungsquellen sind Ackerbau und Viehzucht, Obstbau und namentlich Industrie. Von den Erzeugnissen der Landwirtschaft werden hauptsächlich Milch, Butter, Schlachtvieh, Getreide, Kartoffeln, Gemüse, Eier, Obst und selbst Wein ver- kauft. Diese finden in den Jndustrieorten des Albvorlandes guten Absatz, werden aber teilweise auch bis uach Stuttgart verschickt. Vereinzelte kleinere Industriegebiete sind um Spaichingen, Balingen und Aalen; aber ein grotzer, ohne Unterbrechung zusammenhängender Industriebezirk ist bete mittlere Stück des Albvorlandes, die Strecke von der Steinlach bis hinunter zum Filstal. Vor allem ist Reutlingen der Sitz einer bedeutenden Industrie. Zum einfachen Handwerk der Gerber und Färber aus der Zeit der Schlacht bei Reutlingen ist eine ganze Reihe neuer Zweige gewerblicher Tätigkeit hin- zugekommen. Von größter Bedeutung sind die hochentwickelte G e w e b e i nd u st r i e, dieschuh- fabrikation, der Maschinenbau und die Metalltuchsabrikation. Die Gewebe-' oder Textilindustrie beschäftigt allein 4000 Arbeiter. Zn ihr gehören die Spinnerei, Weberei, Wirkerei und Strickerei. Wie die Metalltuchsabrikation aus der alten Siebtnacherei, so ist die Reutlinger Gewebeindustrie aus der uralten, Hand- werksmäßigen Zeug- und Tuchweberei hervorgegangen. Die Anwendung der Maschine hat eine völlige Umwandlung hervorgerufen. Der Arbeiter, der im überhitzten Spinn- saale bei tosendem Lärm seine Maschine bedient, verrichtet meist eine Arbeit, in die man nichts von eigener Geschicklichkeit und Energie hineinlegen kann. Die Maschine macht gesetzmäßig ihre bestimmte Zahl von Bewegungen pro Sekunde, und der Mensch befriedigt nur ihre Bedürfnisse. Er gibt ihr Öl, er knüpft zerrissene Fäden, er ersetzt ab- gelaufene Spulen oder verrichtet Arbeiten, die heute noch nicht von der Maschine über- nommen werden können. Staunend und ohnmächtig steht der alte Leineweber dieser Entwicklung gegenüber; der mechanische Webstuhl verrichtet etwa das Zweihundertfache von der Arbeit eines Handwebers. In Reutlingen wird hauptsächlich Baumwolle ver- arbeitet. Die Baumwollspinnerei von Ulrich Gminder zählt mehr als 40 000 Spindeln. Mit der Baumwollweberei zusammen beschäftigt diese Firma allein über 2500 Arbeiter und ist eine der größten des Landes. Bon großer Bedeutung ist auch die Reutlinger Trikot- und Strickwarenindustrie. Sie hat in neuester Zeit infolge der zu- nehmenden Sportlust einen bedeutenden Aufschwung genommen; denn Fußball- und Tennisspiel, Rodeln und Schneeschuhlaufen erfordern eine besondere Kleidung. Neben der Fabrikbeschäftigung hat dieser Industriezweig auch viel sogenannte Heimarbeit, wie Stricken, Häkeln, Zusammensetzen, Nachbessern usw., gebracht. Damit sind freilich auch mancherlei Unzuträglichkeiten, wie Überanstrengung von Kindern und zu langes Sitzen der Erwachsenen bei teilweise sehr mangelhafter Entlohnung verbunden. In Beziehung zur Gewebeiudustrie stehen sodann die Dampfwäscherei und Bleicherei, in denen die Baumwollwaren gefärbt oder gebleicht werden. In Reutlingen besteht eine dem ganzen Lande dienende Webschule, das Technikum sür Textilindustrie, das sich zur Aufgabe macht, tüchtige Fabrikanten, Musterzeichner und Webmeister für Spinnerei, Weberei, Wirkerei und Färberei heranzubilden. Die S ch u h f a b r i k a t i o n hat durch die Maschine ebenfalls eine große Ver- änderung erfahren. Ein Stiefel, der früher von einem einzelnen Mann vollständig fertiggestellt wurde, geht heute durch 46 einzelne Maschinen, bis etwas Ganzes daraus entsteht. Da wird mit einer Maschine die Sohle ausgestanzt, mit einer andern der Absatz angefertigt usw. Der einzelne Mensch an der Maschine ist eigentlich gar kein Schuhmacher mehr, braucht es wenigstens nicht zu sein, sondern er ist nur der Hand- langer seiner Maschine. Eine interessantere und auch lohnendere Arbeit ist der Maschinenbau. Dazu braucht man. Eisendreher, Hobler, Schlosser, Schmiede, Former, Eisengießer usw. Hergestellt werden vor allem Strickmaschinen, Webmaschinen, Papiermaschinen, land- wirtschaftliche Maschinen, Werkzeugmaschinen u. a. Besonders interessant ist die Arbeit des Eisengießers. Aus Formsand oder Lehm werden allerlei eigenartige Formen hergestellt. Dann wird in Hochöfen das Metall flüssig gemacht. Zwischen zwei Lagen

6. Illustrierte Geographie und Geschichte von Württemberg - S. 4

1901 - Stuttgart : Lung
4 — durch Schenkung Heinrichs Iv an Friedrich von Büren und blieb im Besitze dieses Geschlechts bis zu dessen Untergang. Die Herren von Büren oder Beuren siud die Ahnen der H o h enst auseu. Sie bewohnten das kleine Wäscherschlößchen unweit des Dorfes Wäschenbeuren; Friedrich I, Herzog von Schwaben, erbaute jedoch auf dem Hohenstaufen (Stauf — kelchähnlicher Berg), der sich unmittelbar über seinem Stammsitze erhob, eiue Burg und nannte sich fortan Friedrich von Hohen- stanfen. Friedrich, der in dem von ihm und seiner Gemahlin Agnes gestifteten Kloster Lorch begraben liegt, hinterließ zwei Söhne, Fried- rich und Konrad. Ersterer übernahm das Herzogtum Schwaben. Durch seiue Er- wählung zumdeutschenkaiser im Jahre 1138 eröffnete letzterer als Konrad Iii die Reihe der sechs hohenstau- fischen Herrscher, unter welchen Friedrich I (Barbarossa) einer der bedeütendsten war. (Er>. Lesebuch Ii Nr. 145). Nie war das alte deutsche Reich mächtiger als unter ihnen. Aber schon im Jahre 1268 endete der letzte dieses ruhmreichen Geschlechts, der 18jährige Konradin, als ein Opfer französischer Hinterlist durch Henkershand auf dem Blutgerüste zu Neapel. Damit hörte Schwaben auf, eiu eigenes Herzogtum zu fem; es fiel au das Reich und wurde uie mehr selbständig. Während dieses Zeitraums faud eiue Umgestaltung aller Verhält- nisse statt, insbesondere bildeten sich die Lehen und die Stände. Durch die vielen Kriege wurden nämlich die Sieger reich an erobertem Land, das sie nach- her großenteils treuen Kampfgenossen überließen. Ein solches, einem andern aus bestimmte Zeit und gegen besoudere Leistuugeu (Kriegsdienst, Fronen, Geld- oder Ertragsabgabe) überlassenes Land oder Gut nannte man Lehen. Der Eigentümer hieß Lehensherr, der Beschenkte Lehensmann (Vasall). Mit der Zeit wurden die meisten Lehen erblich. Jedes Lehen schloß einen gewissen Grad von Unfreiheit in sich. Der höchste Grad derselben war die Leibeigenschast, bei welcher der Lehensmann samt den Seinigen Eigentum des Lehensherrn war. Seit König Heinrichs I Zeit hatte sich der seitherige Waffendienst infolge der immerwährenden Raubeinfälle der leichtberittenen Ungarn in einen Reiter- dienst verwandelt. Da aber den großen Lehensherren dieser Dienst gewöhnlich zu beschwerlich war, so bildete sich ein eigener Militärstand, der Ritterstand, Ehemalige Burg Hohenstaufen. der gegen Bdaumtg mit Gütern für die Großgrundbesitzer Heerfolge leistete und ' ~ gw genannt wurde. später im Gecm^tz zum hoheu Adel (Herzoge, Fürsten, Grafen) der niedere Adel Ein Gegengewicht gegen die immer mehr um sich greisende Unterjochung des freien Bauernstandes bildete der aufblühende Bürgerstaud. Durch Hein- rich I waren zum Schutz gegeu die räuberischen Ungarn Städte und Burgen mit Mauern, Wällen und Gräben angelegt worden, deren Einwohner Bürger genannt und mit manchen Vorrechten und Freiheiten bedacht wurden. Einzelne dieser Städte erhoben sich durch Kauf zu freien Reichsstädten und standen von da au in unmittelbarem Verbaude mit Kaiser und Reich und uicht mehr unter ihren Landesfürsten. Der Stand der Geistlichen kam in dieser Zeit ebenfalls zu hohem Ansehen; er wurde nicht nur für den allein gebildeten Stand gehalten, sondern errang auch iu religiösen und weltlichen Dingen die oberste Gewalt. Die zahl- reichen Klöster wurden Pflanzschuleu der Bildung und Gesittuug, der Künste und Wissenschaften.

7. Illustrierte Geographie und Geschichte von Württemberg - S. 5

1901 - Stuttgart : Lung
- 5 — -B. Grlwte drs Haiisrs »ni> Fandts Juürttnnliirg. 1. Die Grafschaft Württemberg (1241-1495). Durch den Untergang des hohenstansischen Geschlechts hatte sich das Herzog- tnm Schwaben in viele kleine Gebiete aufgelöst, deren Herren die Verwirrung und Unordnung im Lande benützten, um ihre eigene Macht zu vergrößern und sich unabhängig zu machen. Vor allen wußten die Grafen von Württemberg durch weise Spar- samkeit. reiche Heiraten, kluae Ausnützuuq der Zeitverhältnisse und durch Mutans von Gütern 6enach'bar?er "öder untergehender Geschlechter ihre Macht und ihr An- sehen unter den schwäbischen Fürsten zu heben. Die Stammburg unseres Regentenhauses „Württemberg" stand noch bis zum Jahre 1818 auf dem zwischen Eßlingen und Cannstatt sich erhebenden Rotenberg, dem westlichen Ausläufer des Schur- Waldes. Woher der Name, der in den ältesten Zeiten Wirtineberg oder Wirtemberg geschrieben wurde, kommt, ist nicht mit Sicherheit festzustellen; nur das ist gewiß, daß eiu Konrad von Beutelsbach auf dem Roten- berg eine Burg „Wirtineberg" hatte, deren Erbauer er wohl selbst ist. Die Kapelle der Burg wurde im Jahre 1083 durch Bischof Adalbert von Worms eingeweiht. In einer Urkunde vom Jahre 1092 wird als Besitzer der Burg Konrad von Wirtenberg genannt. Einer seiner Enkel, Ludwig (1135—1158), ist der erste, der Graf war. Die eigentliche Geschichte Württembergs beginnt jedoch erst mit Graf Ulrich I mit dem Daumen (1241--1265). Er wird auch „der Stifter" genannt, weil er das Stift Beutelsbach, das Erbbegräbnis seiner Familie, wieder herge- stellt haben soll. Seine Be- fitzungen bestanden aus dem Schlosse auf dem Rotenberg, aus den Gebieten von Cann- statt, Stuttgart, Schorndorf, Beutelsbach, Neckarrems und Leonberg. Als ein Fürst von ausgezeichneter Geistes- und Thatkraft wußte er die Zeit- umstände zur V er große- ruu g seiner Macht und seines Besitzes, wenn auch uicht immer mit ehrlichen Mitteln, trefflich Ulrich I, der Stifter, zu benützen. Infolge seiner berechnenden Klugheit hielt er es immer mit der Partei, die ihn für seine Hilfeleistung am besten entschädigte. Als das hohenstaufifche Gefchlecht fernem Untergange entgegeneilte und nicht mehr viel zu verschenken hatte, wurde er

8. Illustrierte Geographie und Geschichte von Württemberg - S. 21

1901 - Stuttgart : Lung
— 21 Eberhard Iii, Johann Friedrichs Sohn (1628—1674, regierte bis 1633 u n t e r V o r m u n d s ch a f t zweier Oheime. Infolge der Siege Lillys und Wallensteins erließ der Kaiser (1629) das Rest itnti ons- edikt (Wiederherstellungserlaß), nach welchem alle seit 1555 reformierten Kirchen und Klöster samt allen eingezogenen Kirchengütern wieder an die katholische Kirche zurückgegeben werden sollten. Jetzt kamen die Mönche und Priester unter dem Schutze der Wallenstein'schen Truppen wieder ins Land. Die bisherigen Schnleinrichtuugeu des Landes wurden auf- gehoben und die evangelischen Pfarrer und Schullehrer vertrieben; überall herrschte Jammer und Verwirrung. (schaler mit dem Bildnisse Herzog Eberhards Iii 016^7). Nach der Schlacht bei Lützen (6. Nov. 1632), in welcher die Schweden siegten, ihr König Gustav Adolf aber fiel, schloß sich Eber- hard den Schweden an. Doch schon 2 Jahre darauf (6. Sept. 1634) wurde das Schwedeuheer bei Nördliugeu vollständig geschlagen; auch 4000 Württemberger deckten das Schlachtfeld. Die Besiegten und ihre Verfolger nahmen ihren Weg nach dem Rheine hinüber durch Württem- berg, das nun der Schauplatz der entsetzlichsten Greuel wurde. Der Herzog floh nach Straßburg. Die Einwohner waren der Raubgier, dem Blutdurst und wütenden Glaubenseifer der rohen Kriegshorden preis- gegeben; nur Höhlen, Schluchten und Wälder waren noch einigermaßen sichere Zufluchtsorte. Städte und Dörfer wurden niedergebrannt, Felder, Weinberge und Obstgärten verwüstet, Brunnen verschüttet und Nahrungs- Vorräte verderbt. Wer nicht geflohen war, wurde aufs unmenschlichste verstümmelt und mißhandelt; kein Alter, kein Geschlecht und kein Stand wurde verschont; besonders hart ging man mit den Geistlichen und Schul- lehreru um. Das Schwert, die Mißhandlungen und die nachfolgende Hungersnot und Pest rafften 7/s der Bevölkerung des Landes hinweg. Im Jahr 1641 hatte Württemberg statt x/2 Million noch 48 000 Be- wohner, welche großenteils in Unglauben und Frechheit, in tierische Leidenschaft und Roheit versunken waren. (Ev. Leseb. Ii, Nr. 180 a 3 — 7). Der Kaiser hatte — unter Verletzung des Prager Vertrags — den größten Teil des Landes teils unter seine Generale verteilt teils für sich in Besitz genommen; für den abwesenden Herzog schien alles

9. Illustrierte Geographie und Geschichte von Württemberg - S. 3

1901 - Stuttgart : Lung
B — 3 — (b i. der Freien). Unter ihrem Könige Chlodwig schlugen diese die Alemannen in der mörderischen Schlacht bei Zülpich 496, woraus die Alemannen Unter- thanen der Franken wurden. Nach ihnen heißt der nördliche Teil unseres Landes heute noch Franken. Nach der Schlacht bei Zülpich war König Chlodwig zum Christentum übergetreten, und damit stand das. ganze Frankeyreich, also auch unser Württem- berg, dem Christentum offen. (Co. Leseb. Ii Nr. 140). Die Namen der großen Heidenbekehrer aus dem 6. und 7. Jahrhundert, die aus Irland nach Deutschland gekommen waren, sind Fridolin (Kloster Säckingen), Kolumbau und Gallus (Kloster St. Galleu), Pirminius (Kloster Reichenau), Kilian (Würzburg und Heilbronn) u. a. m. Alle diese überragte jedoch an Be- gabung der angelsächsische Mönch Winsrid (Bonifatius), der Apostel der Deutschen genannt. Er war der Stifter verschiedener Bistümer und Klöster und wurde als Erzbischos von Mainz (732) das Haupt der deutscheu Kirche, die er der Oberhoheit des päpstlichen Stuhles zu Rom unterstellte. Im Jahre 742 hielt er die erste Kirchen Versammlung deutscher Nation. Im übrigen hat weder er noch einer der anderen Heidenbekehrer uuser Land zum Mittelpunkt seiner Thätigkeit gemacht, Und ebensowenig lag eines der damals gestiftete!: Bistümer oder großen Klöster auf heutzutage württembergifch'em Gruud und Boden. Aber ringsum lagen die bedeutenden Mittelpunkte christlichen Lebens, Augsburg, Würzburg, Mainz, Speier, Worms, Konstanz u. s. f.; von allen Seiten konnte daher christlicher Geist seinen Weg in unser Vaterland finden. Die ältesten Kirchen unseres Landes, welche in dieser Zeit erbaut worden sind, sind zu Lauffen a. 3!., Heilbronn, Böllberg, Seeburg, Trailfiugeu, Zazenhausen u. a. m. Klöster sind im heutigen Württemberg erst im 8. Jahrhundert sicher nach- zuweisen. Zu den ältesten derselben gehören die Klöster zu Ellwangen, Hirsau, Murrhardt, Herbrechtingen, Wiesensteig, Faurndau u. a. Durch die Mönche wurde uicht nur Gottes Wort sondern auch anderweitige Bilduug, Kunst und Wissenschast, Kenntnis des Obst- und Weinbaus in das Volk hinausgetragen. Zu ihrem Lebens- unterhalt bezogen sie von den ihrem Kloster zugeteilten Gemeinden den „Zehnten". Alemannien war wie alle fränkischen Provinzen (Herzogtümer) in Gaue abgeteilt, die nach Flüssen oder Gebirgen benannt wurden. Über jedem Gau stand der vom König eingesetzte Gaugraf als oberster Verwaltuugs- Kriegs- und Gerichts- beamter des Bezirks. Ihm waren die Centvorsteher (Schultheißen) als Bor- steher der Centen (etwa 100 Familien) unterstellt. Brach ein Krieg aus, so führte der Schultheiß seine Bürger- dem Grafen und dieser die Bezirksmannschaft dem Herzoge zu. Letzterer befehligte im Feld unter dem Könige. 4. Aas Herzogtum Schwaben von der Karolinger Zeit bis zum Untergang der Koßenstanfen. Zur Zeit Karls des Großen entstanden in Schwaben Weiler und Dörfer, da die Einzelwohnsitze immer näher zusammengebaut wurden. Viele der heutigen Orte kommen mit ihren jetzigen Namen schon in Urkunden des 8. und 9. Jahrhunderts vor, so Cannstatt (um 700), Lauffeu a. N., Sulz, Ellwaugeu, Marbach u. v. a. Der Ackerbau hob sich; Wein und Obst wurde gebaut im Neckarthale, besonders in der Heilbronner Gegend, am Bodensee u. a. O. Was die Gewerbe betrifft, so gab es schon im 8. Jahrhundert Bäcker, Köche, Gold- und Waffenschmiede, Zimmerleute, Maurer, Erzgießer, Maler u. s. w.; auch Schneider, Schuhmacher, Müller, Schreiner, Glasbrenner u. a. m. werden erwähnt. Unter den schwachen Nachfolgern Karls des Großen strebten die kleineren deutschen Fürsten immer mehr nach Selbständigkeit. So gelang es im Jahre 917 dem alemannischen Grasen Burkhardt, sich zum Herzog von Schwaben oder Alemannien zu erheben, ohne daß König Konrad I dies hindern konnte. In der Folge hatte Schwaben bis zum Jahre 1080 nicht weniger als 15 Herzoge aus vier verschiedenen Geschlechtern. Im genannten Jahre kam das Herzogtum Schwaben

10. Illustrierte Geographie und Geschichte von Württemberg - S. 7

1901 - Stuttgart : Lung
— 7 — auf den Reichstag nach Speier (1309) geladen wurde. Er erschien jedoch daselbst mit mächtigem Gefolge, gab auf die Anklage der Städte dem Kaiser trotzige Ant- Worten und zog bald wieder heim. Sogleich wurde er als des Reiches Feind in die Reichsacht erklärt. Im Auftrage des Kaisers zog Konrad von Weinsberg mit einem Reichsheer, dem sich anch die Reichsstädte Gmünd. Eßlingen und Reutlingen auge- schloffen hatten, gegen ihn, verwüstete sein Land und zerstörte die Burg Württemberg <1311) und das Stift Beutelsbach. Eberhard selbst fand beim Markgrafen von Baden in einem Turme Besigheims eiu sicheres Versteck. Mit Hilfe des Markgrafen wieder in den Besitz feines Landes gelangt, verlegte er 1321 seine Residenz wie auch das Stift mit" der Gruft von Beutelsbach nach Stuttgart. Als er im Jahre 1325 starb, hinterließ er das Land fast um die Hälfte vergrößert. Eberhards I Erwerbungen sind: Backnang, Beilstein, Nürtingen, Plo- chingen mit eiuigeu Dörfern, Burg Hohenstaufen mit Göppingen, Marbach, Asperg, Kornwestheim, Brackenheim, Neuenbürg, Dornstetten, Rosenfeld mit mehreren Dörfern n. f. f. Das Ländchen erstreckte sich von Besigheim bis gegen Reutlingen und von Göppingen bis Calw. Ulrich Iii, Sohn Eberhards I (1325—1344), brachte größtenteils durch Kauf an sich Kirchheim und die Hälfte der Burg Xetf, Winnenden, Sigmaringen, Tübingen, die Feste Achalm, Aichelberg, Vaihingen und Markgröningen, dieses mit dem Be- sitz und Recht der Reichssturmsahne. In seine Regieruugszeit fällt der Streit zwischen Kaiser Ludwig dem Bayer und dem Papste Johann Xxii, infolgedessen der Kaiser mit dem Bann und ganz Deutschland mit dem Interdikt belegt wurde (Verbot aller gottesdieustlicheu Hand- hingen). Hiezu kamen allgemeine Landplagen: Teuerung, Hungersnot, Heu- schrecken und Seuchen: besonders der schwarze Tod raffte Hunderttausende weg. Als Ursache all des Eleuds wurden die Juden angesehen und daher an vielen Orten grausam verfolgt. Eberhard ll, der Greiner (Zänker), auch Rauschebart genannt, und Ulrich Iv (1344—1392), Söhne Ulrichs Iii, regierten bis zu des letzteren Tode (13öö) gemeinschaftlich. Eberhard staud an Thatkraft, Entschlossenheit und Klugheit hoch über seinem jüngeren Bruder und besorgte daher die Regierungsgeschäfte zum größten Teil allein. Er war wie sein Großvater ein „Ritter ohne Furcht" und lag wie dieser beständig in Fehden mit den Reichsstädten wie mit den benachbarten Adeligen; deshalb entstanden Städte- und Adelsbündnisfe gegen Eberhard. Uberfall im Wildbad durch die Schlegler 1367. Niederlage bei Reutlingen 137 7. Sieg bei Döffingen 1386, wo Eberhards Sohn, Ulrich, sein Leben verlor. Den fchwächern Rittern und Grafen war Eberhard zu mächtig geworden, und sie fürchteten, von ihm ihrer Selbständigkeit beraubt zu werden. Daher schloffen sie zu gegenseitigem Schutz eiuen Bund und nannten sich „Schlegler" (nach der Keule in ihrem Wappen und dem silbernen Schlegel, den sie als Abzeichen am Halse trugen) oder „Martinsvögel" (nach dem Stiftungstag Martini). Die Haupt- leute des Bundes waren Wolf und Wilhelm von Eberstein und Wolf von Wunnen- stein, die alle längst auf eine Gelegenheit warteten, um sich au dem verhaßten Grafen zu rächen. Im Frühjahr 1367 befand sich Eberhard mit feiner Familie zur Erholung im Wildbad. Da überfielen ihn die Schlegler, ohne ihm zuvor den üblichen Fehdebrief geschickt zu haben. Nur der rechtzeitigen Warnung eines Bauern hatte er es zu danken, daß er sich noch in der Nacht nach Zavelstein flüchten konnte. Aus Wut über das Mißlingen ihres Planes brannten die schlegler Wildbad nieder. Eberhard aber ließ die Stadt wieder aufbauen und vor solchen Wölfen und Ebern durch Mauern fchützen. Auf Befehl des Kaisers, der die Friedensbrecher in die Acht erklärt hatte, verheerte Eberhard mit den Reichsstädtern das Gebiet der Ebersteiner. Später versöhnten sich die Gegner jedoch wieder. _ Doch kaum war mit den Rittern der Friede wieder hergestellt, als mit den Städten einer der schrecklichsten Kämpfe ausbrach. Viele Reichsstädte nämlich hatten sich, um ihre Rechte und Freiheiten gegen den Adel besser verteidigen zu köuueu, zu
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