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1. Unsere Heimat - S. 26

1914 - Halle a.d.S. : Schroedel
— 26 — Luise. Er war der zweite Sohn des Königspaares und konnte daher nicht darauf rechnen, einmal König zu werden. Darum erwählte er sich den militärischen Beruf und wurde mit Leib und Seele Soldat. Als aber sein Bruder, König Friedrich Wilhelm Iv. (nach dem unser Friedrich-Wilhelms-Platz benannt ist) starb und keine Kinder hinterließ, wurde Wilhelm I. König von Preußen (1861). Kaiser Wilhelm liebte die blaue Kornblume über alles. Als er einmal gefragt wurde, warum er das einfache Blümchen so gern habe, erzählte er: „Als ich noch klein war und meine liebe Mutter noch lebte, mußten wir einmal in dem Kriege, den Preußen mit dem Kaiser Napoleon führte, fliehen. Die Mutter war sehr traurig und weinte oft. Da brach plötzlich auf einem Feldwege, mitten zwischen Kornfeldern, ein Rad des Wagens. Wir mußten einige Stunden warten, bis der Schmied das Rad geflickt hatte. Inzwischen suchte ich mit meinen Geschwistern Kornblumen, um uns die Zeit zu vertreiben. Die Mutter band einen hübschen Strauß daraus, aber bald liefen ihr die Tränen über die Wangen. Das schnitt mir tief ins Herz, und den Augenblick kann ich nie vergessen. Wenn ich nun eine Kornblume sehe, so denke ich an mein gutes Mütterchen. Darum habe ich die Kornblumen so lieb." Im Jahre 1871, als König Wilhelm I. schon fast 74 Jahre alt war, wurde er der erste deutsche Kaiser. Er hat ein sehr hohes Alter erreicht; noch 17 Jahre hat er die deutsche Kaiserkrone getragen. Seine letzten Lebensjahre wurden sehr getrübt, da sein einziger und geliebter Sohn, der Kronprinz Friedrich Wilhelm, von einer sehr bösen Hals- krankheit heimgesucht wurde. Am 9. März 1888 ist Kaiser Wilhelm I. gestorben. Alle Deutschen betrauerten ihn tief. Da auch sein Sohn, Kaiser Friedrich Iii. noch in demselben Jahre starb, hat das Jahr 1888 drei deutsche Kaiser auf dem Thron gesehen. 16. Der Spendekirchhof. 1. Wir besuchen den Spendekirchhof. Das ist ein freier Platz zum Spielen und Turnen. Hier steht die Turnhalle für die Knaben- Mittelschule. Aber weshalb heißt der Platz „Spendekirchhof"? Wir sehen hier keine Kirche und kein Grabkreuz mehr; aber früher war hier eine Kirche, sie stand gleich rechts neben dem Haupteingange (durch das Torhäuschen); links davon haben sich noch Überreste eines Nebengebäudes, vielleicht einer Kapelle, erhalten. Von der Kirche ist nichts mehr vor- Händen; sie ist 1805 gänzlich abgebrochen. Der Platz hinter der Kirche bis an die Stadtmauer hin ist lange Zeit (bis 1855) als Friedhof für die Kirchengemeinden St. Nikolai und St. Blasii benutzt. Ehe der Platz zu einem Spiel- und Turnplatz eingerichtet wurde, waren noch die Gräber zu sehen, und auf vielen standen noch Grabsteine mit Inschriften.

2. Unsere Heimat - S. 4

1914 - Halle a.d.S. : Schroedel
_ 4 — 1. Von der Heimat und den Dingen in der Heimat wollen wir reden. Die Heimat ist für einen Menschen der Ort, wo er geboren ist, wo er seine Jugend verlebt hat. Wenn ihr bei euren Eltern, bei euren Geschwistern weilt, seid ihr daheim. Das Haus, in dem ihr mit Vater und Mutter zusammen wohnt, ist euer Vaterhaus oder euer Heim. Jedes Kind ist am liebsten daheim. Aber manchmal muß es doch für einige Zeit das Vaterhaus verlassen. Vielleicht besucht es seine Ver- wandten, oder es geht in eine Sommerfrische, ins Gebirge oder an die See. Gewiß kommt ihm dann bei der Abreise das Lied in den Sinn: „Nun ade, du mein lieb Heimatland!" Muß es lange an dem fremden Orte bleiben, so bekommt es wohl Heimweh wie Hänsel und Gretel. Dann wird es traurig und denkt nur immer an die Heimat und an die Lieben daheim. Und wie glücklich ist es, wenn es die Heimreise antreten kann und endlich wieder heimkehrt. Ja, die Heimat ist jedem Menschen der liebste Ort. 2. Viele Menschen verlassen ihre Heimat und suchen anderswo ihren Lebensunterhalt. Die Beamten werden versetzt, manchmal öfter hintereinander und kommen in verschiedene Gegenden. Dann finden sie dort, wo sie wohnen, eine neue Heimat, und bald fühlen sie sich auch hier ganz heimisch. Viele von euren Eltern werden in Nordhausen ihre neue Heimat gefunden haben; ihr aber, die ihr hier geboren seid oder doch eure Jugend verlebt, habt hier eure erste, richtige Heimat, ihr seid hier einheimisch; Nordhausen ist eure Heimatstadt. Manche Menschen wandern in der Welt umher und haben nirgends eine Heimat; sie sind heimatlos, denkt z. B. an die Zigeuner, auch an die fahrenden Künstler oder an die Landstreicher. Sie sind gewiß zu bedauern. Wie glück- lich ist doch der, der noch sagen kann: ich gehe nach Hause! Wie traurig mag es aber wohl für den sein, der sagen muß: ich habe keine Heimat mehr! 3. Die Heimat kennt ihr alle, aber ihr kennt sie noch nicht ge- nan; es gibt vieles in der Heimat, was ihr noch nicht kennt. Am besten kennt ihr das Haus, wo ihr wohnt, euer Elternhaus; denn dort seid ihr die meiste Zeit. Aber nach dem Elternhaus ist die Schule der Ort, wo ihr den größten Teil des Tages zubringt. Darum soll die Schule eure zweite Heimat sein; hier sollt ihr euch ebenso heimisch fühlen wie daheim. Deshalb müßt ihr auch die Schule und ihre Um- gebung genau kennen lernen. Aber auch die wichtigsten Straßen, Plätze, Häuser, Denkmäler und Anlagen eurer Heimatstadt müßt ihr kennen und von den Bewohnern und ihrer Beschäftigung müßt ihr erzählen können. Ebenso soll euch die Umgebung der Stadt bekannt werden. Was man weiß, von dem hat man Kunde; darum heißt die Unterrichts- stunde, in der wir die Heimat kennen lernen, Heimatkunde.

3. Unsere Heimat - S. 17

1914 - Halle a.d.S. : Schroedel
— 17 — Danach hat das Haus also eine recht ehrwürdige Geschichte hinter sich. Es ist ein stattliches Gebäude. Die Keller liegen übereinander und sind noch wohl erhalten. Der oberste dehnt sich unter dem Hintze'schen Hause und zum Teil auch noch unter dem Lutherplatz mit aus. _ In dem Keller lagerten die Weinfässer, von denen der Rat an die Bürger Wein verkaufte. Jetzt gehört der Ratskeller mit zum Rathause; hier ist die Polizei und das städtische Meldeamt. Beschreibt den Weihnachtsmarkt! Erzählt die Geschichte des Ratskellers! 11. Der Lutherplaiz und der Lutherbrunnen. 1. Südwestlich vom Markt liegt der Lutherplatz. Er hat seinen Namen von dem Lutherbrunnen, der hier steht; ursprünglich hieß der Platz Holzmarkt und später Kohlmarkt. Das Lutherdenkmal ist 1889 eingeweiht. Auf einem Unterbau aus Sandstein, der von einem Brunnen- becken eingefaßt ist, steht das Standbild Dr. Martin Luthers. Es ist aus Erz gegossen. Luther steht schlicht und einfach da; doch läßt seine Haltung auch die Größe und Bedeutung erkennen, die ihm zukommt. Der Kopf und die Gesichtszüge zeigen uns den Mann, der mit sich im reinen und sich völlig klar ist über das, was er tut. Luther ging bei seiner Lehre von der Bibel aus; darum hält er in der linken Hand eine Bibel, auf die sich die Rechte beteuernd legt. Angetan ist er mit einem langen Gewand, ähnlich dem, das unsere Prediger bei ihren Amts- Handlungen tragen. An jeder der vier Seiten des Fußgestells ist in einer Nische ein Löwenkopf angebracht, aus dem Wasser in ein kleines Becken fließt, über dessen Rand es dann in den unteren größen Be- hälter plätschert. 2. Luther war ein berühmter Prediger und Professor in der Stadt Wittenberg. Er ist der Stifter der evangelisch-lutherischen Kirche. Fast alle Kirchen in unserer Stadt sind evangelisch-lutherisch; nur der Dom ist katholisch. Luther hatte in Nordhausen viele Freunde und ist auch einige Male hier gewesen. Darum wird auch heute noch am Martins- feste sein Geburtstag gefeiert. Dann versammeln sich alle evangelische Christen vor dem Lutherbrunnen, die Vereine und Schulen marschieren in einem Aufzuge dahin, und unter Glockengeläute singen alle das Lied Luthers: „Ein' feste Burg ist unser Gott". (S. Geschichtsbilder Nr. 12: Luther und der Nordhäuser Schuhmacher.) 3. Zu Luthers treuesteu Freunden in Nordhausen gehörte der Besitzer der Ratsapotheke, das ist die heutige Adlerapotheke am Luther- platz. Hier in der Ratsapotheke versammelten sich häufig die andern Freunde Luthers und lasen Luthers Bücher, die der Apotheker von seinen Reisen immer mitbrachte. Darum ist auch das Lutherdenkmal H einc. Unsere Heimat. o

4. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 72

1914 - München : Oldenbourg
— 72 — Menschen erschuf, gab er ihm Gewalt über alle Tiere, über die Vögel in der Luft und die Fische im Wasser. 5. Zum fünften haben sich unsere Herrschaften die Hölzer allein zugeeignet und der arme Mann muß sich sein £70x3 teuer erkaufen. Unsere Meinung ist, daß alle Wälder, die nicht gekauft wurden, der Gemeinde zufallen sollen. Brenn- und Bauholz soll dann jeder nach Bedarf von der Gemeinde umsonst erhalten. 6. Zum sechsten fordern wir, daß man mit den Diensten, die täglich zunehmen, Einhalt tuen möge und uns gnädig behandle, wie unsere Eltern gedient haben nach dem Worte Gottes. 7. Zum siebten wollen wir uns von einer Herrschaft nicht weiter beschweren lassen als zu der Zeit, da das Gut verliehen wurde, wenn der £?err neue Dienste nötig hat, soll der Bauer ihm gehorsam sein, aber zu einer Zeit, da es ihm nicht zum Nachteil ist, und um einen annehmbaren Lohn. 8. Zum achten wollen wir, daß Güter, welche die Gült nicht tragen, von ehrbaren Leuten nach Billigkeit geschätzt werden, damit der Bauer nicht umsonst seine Arbeit tue, denn jeder Taglöhner ist seines Lohnes wert. 9. Zum neunten beschweren wir uns dagegen, daß man straft nach Neid und Gunst und nicht nach geschriebener Strafe und nach Gestalt der Sache. 10. Die Acker und wiesen, die der Gemeinde gehören und die sich jemand angeeignet hat, werden wir wieder der Gemeinde zu fanden geben. \ V Den Todesfall wollen wir abgeschafft haben. \2. wenn einer der Artikel dem Worte Gottes nicht gemäß ist, so wollen wir davon abstehen, wenn uns dies aus der Schrift nachgewiesen wird. Der Friede Ehristi sei mit uns allen. Amen. f) Das Lager von Bildhausen. Am palmtag versammelten sich etliche Bauern von Burglauer und Umgegend in einem Schenkhaus zu Münnerstadt und machten mit einigen aus der Stadt einen Pakt, das Kloster Bildhausen einzunehmen. Am folgenden Mittwoch zogen bis zu zoo Mann mit wehren, Trommeln und pfeifen vor das Kloster und forderten Einlaß. Als sie eingelassen waren, haben sich £)ans Schnabel von Münnerstadt, ein Schreiner, und fjans Scharr von Burglauer zu f^auptleuten unter ihnen aufgeworfen. Der Abt und der größte Teil des Konvents flohen gegen Königshofen im Grabfeld. Die £}auptleute nahmen die Verwaltung des ganzen Klosters Zu ihren fanden, bestellten die wache, da sie einen Überfall befürchteten, und hielten Straßen, Wege, Führten und Schläge bei Tag und Nacht in guter Acht. Auf ein Ausschreiben liefen ihnen viele Bauern aus der Umgegend zu; auch die von Neustadt schlossen sich ihnen an. Als der

5. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 111

1914 - München : Oldenbourg
— m — bis auf wenige Familien gestorben oder verdorben. Ohne Unterricht, ohne Gottesdienst war das junge Volk aufgewachsen in Roheit und Sittenlosigkeit; von den Soldknechten der Heere hatte es Gewalttätigkeit und Verbrechen aller Art gelernt. Über den ehemaligen Acker war Wald gewachsen; angebaut wurde nur so viel Feld, als 3um (Ertrage der nötigen Nahrung erforderlich war. Der wert der Grundstücke war ungemein gesunken. Ost weigerten sich Nachbarn, anstoßende herrenlose Acker schenkungsweise anzunehmen, um die darauf lastenden Bodenabgaben nicht zahlen zu müssen. Die Ortsgeschichten belegen diese 2lngaben mit (Einzelbeispielen. So schreibt die dhronif von Gerolzhofen: „(Ein jammervolles Bild boten Stadt und Markung von Gerolzhofen nach den Drangsalen des Krieges. Die Mittel des Stadthaushaltes waren völlig erschöpft, Stadt- und Landgemeinden an den Bettelstab gebracht. Greulichen Anblick bot das Gebiet der Stadtmarhmg, der Umgebung, dessen ausgebrannte, totenstille Dörfer Lindelach, Rügsbofen, Stockheim, Alitzheim, Mittelmühle in Trümmern lagen. Rügshofen erlangte feinen früheren Umfang nicht wieder, Lindelach erhob sich überhaupt nicht mehr. Auren und wiesen waren nach langem Verwildern ertraglos, Acker und Weingärten von wildem Buschwerk überwuchert. Auch der sittliche Zustand der gelichteten Bevölkerung hatte begreiflicherweise sehr stark gelitten unter den (Eindrücken endloser blutiger Greuel, unbeschreiblicher Ausschreitungen, jammervoller Seuchen, He$enverfolgungen und Kriegsläufe. Zahlreiche Güter waren herrenlos und fanden tatsächlich keinen Herrn." In der Ortsgeschichte von Untererthal ist zu lesen: „Zwischen \652 und \650 verschwanden Nachbarn mit Familienangehörigen. Gegen (Ende der Kriegstvirren waren an die 50 Hofstätten verödet. Von 25 dem Frhrn. von (Erthal zustehenden Häusern standen 20 leer. Die unbewohnten Häuser waren teilweise abgebrannt oder verfallen. Steine und Holz verwendeten die den Krieg überlebenden Nachbarn zum Ausbessern ihrer baufälligen Heimstätten. Felder, wiesen und Weinberge lagen größtenteils brach; sie waren vielfach mit Hecken und Stauden verwachsen. Auf Hetzloser Markung waren \658 von 295 Morgen (Erthaljcher Acker nur ungefähr 40 Morgen bebaut, „das übrige mit Hecken und Holz verwachsen". Von \03 Morgen wiesen konnten nur 35 Morgen genutzt werden, die übrigen waren verwachsen und verwildert. Noch um 1?oo lagen \56 Morgen Feld bei Hetzlos wüst und das Dorf zählte noch ^6 öde Hofstätten. Hier wie überall wurde die Markung neu vermessen, da sie „mit Holz, Hecken und Sträuchern dergestalt verwachsen, daß sich darinnen schwerlich mehr zu finden". Die Stadt Karlstadt hatte ^670 {7? leere Häuser. Infolge der großen Verarmung der (Einwohnerschaft wurde der Gemeindewald verteilt.

6. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 91

1914 - München : Oldenbourg
— 91 — klosters nach Schweden abgeführt und der hoben Schule'zu Upsala geschenkt. So gingen sie Deutschland für immer verloren. Die auf allen wegen, Gängen und Zimmern des erstürmten Schlosses zerstreut liegenden Leichname, deren Zahl 700 betrug, wurden von ^ 50 Bürgern fronweise in einem Massengrabe außerhalb des Schlosses bestattet. Die Priester beerdigte man in der Stadt. 7. Die Schweden in Karlsiadt. Der Rarlstadter Bürger und Stadtschreiber Johann Satz schildert den (Einfall der Schweden in Karlftadt in ausführlichen Darlegungen, aus denen einige Tatsachen im Auszuge wiedergegeben werden sollen. Am \5. Oktober \63*, eine Stunde nach (Einbruch der Nacht, kam Graf Thurn mit J200 Mann Fußvolk an das untere Tor, verlangte bei Vermeidung von Gewalttätigkeiten Einlaß und ließ schon mit dem (Einhauen der Schranken beginnen. (Es gingen darauf der Schultheiß, die beiden Bürgermeister und einige Ratsherrn bis zum äußeren Tor, welches der Torschließer aufgeschlossen. Der Graf fuhr sie hart an, wofür sie ihn hielten und warum sie ihn aufhielten. Die Abgesandten entschuldigten sich und boten einen Akkord an. Der Graf schrie seinen Soldaten zu, ob sie ein Stück Geld haben wollten, was solche bejahten. Daraufhin wurden H500 Reichstaler bezahlt. Dann lagerten sich die Soldaten auf dem Markte, wohin man wein und Brot schaffte. Der Gras und die Seinigen mit Pferden übernachteten in der Iudenschule, wofür dem Wirte 50 Taler Zehrung bezahlt werden mußte. Am Mittwoch, den J5., früh 8 Uhr zogen sie ab, nachdem ihnen auf dem Markt eine predigt gehalten worden war. Gegen Mittag kamen zwei Regimenter Fußvolk unter den ©bersten Rain und Wildenstein vor das untere Tor. Nach einer Zahlung von \600 Talern zogen sie ohne Schaden über den Anger nach Würzburg. Kaum waren diese vorüber, so meldeten etliche Quartiermeister, daß sechs Regimenter in der Stadt quartieren wollten, doch könnte ein Akkord dahin getroffen werden, daß nur die Obersten und vornehmsten Offiziere in die Stadt kämen und zooo Reichstaler erlegt werden sollten. Dann blieben die Soldaten außer der Stadt. Die Bürgerschaft war erschöpft und mittellos, erbot sich aber doch, \ooo Taler zu geben. Man sammelte Geld, silberne Becher, Löffel, Patengeschenke, was man zusammenbringen konnte, allein dieses wurde von den Soldaten für nichts geachtet, zurückgewiesen und die (Einquartierung fand statt. Beim (Einmarsch tat der Rat vor den ©bristen einen Fußfall und bat um Schonung des Lebens, Beschützung vor Feuersbrunst und Plünderung. Die ©bristen sagten dieses zu. Aber wie wurde das Versprechen gehalten? Die wilde L^orde lag zwei Nächte und einen halben Tag im kleinen Städtchen; während dieser Zeit wurden alle Däuser und Räume aus-

7. Geschichte von Göttingen und Umgegend - S. 64

1897 - Hannover : Carl Meyer (Gustav Prior)
- 64 - den botanischen Garten vergrößern und mit einem großen Gewächshause versehen; er schenkte der Universitätsbibliothek seine Marmorbüste, gab jährlich 200 Thaler an ein würdiges Brautpaar it. a. m. Mancher .ließ sich dadurch blenden; aber der Kern der Bürgerschaft und die Studenten empfanden von Tag zu Tag mehr das Joch der Fremd-herrschaft und wünschten sehnlich die Tage der Freiheit herbei. 51. Götlmger in den Freiheitskämpfer,. 1. In den Freiheitskriegen gehörten die Göttinger aus Stadt und Land dem Mündener Landwehrbataillon an. Dieses focht in Gemeinschaft mit den Osteroder, Lüneburger und Verdener Landwehrmännern am 16. Juni bei Quatrebras und am 18. Juni bei Waterloo. Von seinen Erlebnissen in diesen Schlachten berichtet ein Göttinger Landwehrmann folgendes: „Es war bei Quatrebras. Wir Schützen vom Mündener und Osteroder Bataillon erhielten den Befehl, einen Straßendamm zu überschreiten, der von den Franzosen mit einem Hagel von Kanonenkugeln bestrichen wurde. Im Nu stürmten wir durch das Feuer auf die andere Seite. Vier Stunden lang standen wir bei der drückendsten Hitze im Feuer. Rechts und links sank mancher brave Kamerad verwundet oder entseelt zu Boden. Dem jungen Lieutenant Jenisch von den Osteroder Schützen drang eine Kugel in den Oberleib. Dennoch stand er aufrecht und ermahnte uns mit bleichen Lippen zum Ausharren. ,Leute/ sagte er, .wehrt Euch tapfer und zeigt, daß Ihr brave Deutsche seid! Seht, ich kann nicht mehr!1 Die letzten Worte erstarken ihm aus den Lippen. — Erst in der Dämmerung erhielten wir den. Befehl zum Rückzug. Der gefährliche Straßendamm mußte wieder überschritten werden. Eben wollte ich hinüber, da glaubte ich in der Nähe Hilferufe zu hören. Meinen nächsten Kameraden Struwe beim Arme fassend, rief ich: ,Hait!‘ Wir lauschten und hörten die .Worte: ,Um Gottes Willen erbarmt Euch! laßt mich nicht liegen! Hilfe! Hilfe!‘ Der Flehende war unser Kamerad Grebe aus Diemarden. Eine Kugel hatte sein linkes Bein nahe am Leibe getroffen, hatte den Knochen verletzt und war durchgegangen. Wir setzten ihn auf mein Gewehr und trugen ihn fort, indessen die Kugeln links und rechts um unsere Ohren pfiffen. Mit Aufbietung aller unserer Kräfte erreichten wir glücklich die Chaussee, auf der die noch immer einschlagenden Kanonenkugeln große Staubwolken emporwirbelten. Eine kurze Rast und ein kurzer Seufzer! Dann traten wir mit den Worten: ,Grebe, nun halt aus! jetzt muß es schnell gehen!1 den gefährlichen Weg über den Straßendamm an. Das Werk gelang. Unsern unglücklichen Kameraden legten wir einstweilen an einer geschützten Stelle nieder, bis wir ihn in Quatrebras in einem Notlazarett abliefern konnten. 2. Nach einer völlig schlaflosen Nacht brach endlich der Morgen des Tages von Waterloo an. Es war ein Sonntag. Vor uns im Thäte beleuchtete die Sonne die unübersehbaren Reihen der feindlichen Armee. Bald begann eine furchtbare Kanonade. Zischend

8. Geschichte von Göttingen und Umgegend - S. 75

1897 - Hannover : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 75 — Stirn. Unser Feldwebel sammelt, selbst blutend, die kleine Schar hinter einem Waldvorspruuge." — Andere Abteilungen des Regiments sammelten sich um andere Führer und verbrachten die Nacht in getrennten Hausen auf dem Schlachtselde. Erst um Mitternacht gelang es, Wasser für die Verwundeten und die todesmatte Mannschaft aufzufinden. Weitere Verpflegung war nicht zu beschaffen. Offiziere und Mannschaften teilten die wenigen Bissen trockenen Brotes und nannten in dumpfem Schmerze die Namen der gefallenen oder verwundeten Kameraden. Niemand dachte an Schlaf. Sehnlich erwartete jeder das Tageslicht, um zu erfahren, wo Freund, wo Feind, wo Sieg, wo Niederlage war. — Am folgenden Tage erst fanden sich die Trümmer der beiden ersten Bataillone wieder zusammen; sie waren so gelichtet, daß sie zu einem zusammengeschmolzen wurden. Feuchten Auges ließ König Wilhelm am folgenden Tage die kleine Schar an sich vorüber ziehen. 59. Daheim — mahrend des Krieges gegen Frankreich. 1. Wie das weite Vaterland, so nahm auch Göttingen an den Personen und Ereignissen des Krieges lebhaften Anteil. Als König Wilhelm auf seiner Reise von Ems nach Berlin unseren Bahnhof berührte, empfing ihn eine dichtgedrängte Menschenmenge mit begeisterten Hochrufen. Der König sprach mit Behörden und Offizieren über den Ernst der Lage und dankte für den erhebenden Empfang, der den Beweis geliefert, daß auch Göttingens Bürger an Opfermut nicht zurückstehen wollten in einer Zeit, da es gelte, das gemeinsame Vaterland zu schützen. Als am 19. Juli der Telegraph die französische Kriegserklärung verkündigte, herrschte eine große Erregung und Begeisterung in der ganzen Stadt. In den folgenden Tagen meldeten sich 400 Studenten zum freiwilligen Eintritt in das 56. Regiment, und 18 junge Mediziner traten als Heilgehilfen in die Armee. Die Hörfäle der Universität standen leer. Die regelmäßigen Post- und Eisenbahnverbindungen wurden unterbrochen. Gartenkonzerte und Fahrten nach Mariaspring fanden nicht mehr statt. Jeder fühlte den Ernst der Zeit und wollte dies auch äußerlich zu erkennen geben. 2. Auch die Frauen und Jungfrauen wollten nicht zurückbleiben. Sie gründeten einen Verein zur Pflege im Felde verwundeter und erkrankter Krieger und zur Unterstützung der Witwen und Waisen. Gleichzeitig traten die Männer, die nicht mit ins Feld gezogen waren, zu einem ähnlichen Vereine zusammen und forderten auf, daß jeder von seinem Gute nach seinen Kräften opfern und die Gaben den Frauen einhändigen möge. Nun entfaltete sich überall eine eifrige Thätigkeit und außerordentliche Opferwilligkeit. Erwachsene und Kinder zupften aus sauberem Leinen Charpie, fertigten Binden, Tücher und Kompressen. Alte und neue Wäsche, andere Verbandstoffe, außerordentliche

9. Geschichte von Nordhausen und dem Kreise 'Grafschaft Hohenstein' - S. 11

1900 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 11 — auch in unsere Gegend gekommen. Alle die Gebiete, die sie für das Christentum gewannen, wurden dem Erzbistume Mainz unterstellt. Der Mainzer Sprengel reichte östlich bis Wallhausen und nördlich bis Zellerfeld; in dieser ganzen Gegend wirkten die Gehülfen des Bonifatius. In späterer Zeit verwechselte man diese mit ihm selbst und schrieb das, was die Prediger aus Fulda oder Hersseld gethan haben, ihm zu. 6. An- und Ausbau im Helmegau. Nach dem 8. Jahrhundert war die Zahl der Bewohner bereits so gewachsen, daß der angebaute Boden nicht mehr genügte. Nun mußte auss neue Wald ausgerodet und urbar gemacht werden. So entstanden die Orte, deren Namen auf „rode" endigen. Der erste Teil des Ortsnamens enthält sehr häufig den Namen desjenigen, der den Wald für den Anbau urbar gemacht und sich dort eine Wohnung gebaut hat, z. B. Branderode — Rodung des Hadubrand, Immenrode = Rodung des Jmmo, Günzerode = Rodung des Gunzelin. Diese Rodedörfer liegen meist auf der Höhe, seitab von den Flüssen und waren bei uns sehr zahlreich; viele von ihnen sind jedoch wieder eingegangen, weil der Boden, auf dem sie standen, zu unfruchtbar war. Eins derselben, Bleicherode, dessen Ursprung auch in diese Zeit fällt, ist dagegen zu einer Stadt angewachsen; der Name bedeutet „Rodung des Blicho". 7. Unsere Gegend Kommt unter die Herrschaft der Sachsenherzöge. 1. Das atte Thüringer Königreich war im Jahre 531 von den Franken und wachsen erobert worden. Die Sieger hatten sich in das üand geteilt, der nördliche Meil desselben, von der Unstrut bis an den Harz war den Sachsen zugefallen. Ursprünglich wohnten diese nördlich vom Harze, erst nach der Zertrümmerung des Thüringer Reiches batten sie ihre Grenzen nach Süden über dieses Gebirge hin erweitert. Dadurch war also auch unsere Gegend unter die Herrschaft der Sachsen-herzöge gekommen. Eine Anzahl Namen in unserer Heimat erinnert noch an sie, z. B. Sachsa, Ober- und Niedersachswerfen, Sachsenstein, -Lachsenbnrg, Sachsengraben. Die Sachsen redeten die platt- oder niederdeutsche Sprache, die noch heute nördlich vom Harze bis an die Nord-uni) Ostsee auf dem Lande als Umgangssprache dient. In unserer Gegend hat sich die plattdeutsche Mundart nur in den Harzortfchaften Bcnnecl'enftein, Sorge und Voigtsfelde erhalten, die erst zu der Sachsen-zeil entstanden und mit Angehörigen des Sachsenstammes bevölkert sind. o° großen Teil des bebauten Landes behielt der Sachsen- herzog für ]tch und ließ es von Wirtschaftshöfen beackern, die er hier u"d da an verschiedenen Stellen des Landes hatte. Einen solchen -Jlmrtichajtshof besaß er auch in der Nähe des altert Dorfes Nordhaufen. Wie auf einem heutigen Gutshofe wurden daselbst Pferde, Rindvieh,

10. Geschichte von Nordhausen und dem Kreise 'Grafschaft Hohenstein' - S. 46

1900 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
46 — schuldigte, als Hexen verbrannt. Über einen solchen Fall wird folgendes berichtet: 1573 am 18. Juli ist Catharina Wille in Güte befragt, ob sie Hans Reinhardts Frauen die Krankheit zugebracht oder nicht; sie gesteht aber ganz und gar nicht. Darauf ist sie mit der Schärfe angegriffen worden und nun bekannte sie: Reinhardts Frau habe ihr gedroht, sie wolle sie noch in großen Schaden bringen; da sei sie hernach zu ihr gegangen und habe eine Suppe mit ihr gegessen und ihr ein Pülvercheu hineingethan von Osterluzei, Reiusal und wilder Kreuzwurzel, davon habe sie den Schaden bekommen. Zum andern wurde ihr vorgehalten, daß sie Heinrich Pechsteins Jungen, der ihren Hund geworfen, gedroht und gesagt habe: es solle ihn gereuen, daß er" den Hund geworfen. Darauf hat sie gesagt: Ja, sie gestehe es, daß sie dem Jungen sechs Paar Elben zugebracht habe und diese Worte in aller Teufel Namen gesprochen: es komme dich an, wie ich es meine. Gefragt, von wem sie solches gelernt habe, hat sie berichtet, der Teufel rjöbe es sie gelehrt. Frage: ob sie auch auf dem Brocken gewesen fei? Antwort: Ja, sie sei einmal auf Walpurgisabent auf dem Brocken gewesen und sei auf einem weißen Ziegenbocke /durch die Lust dahin- ‘gefahren. Der Teufel habe dort mit ihr getanzt. — Wonach sie getanzt? Antwort: Es habe einer eine lange Pfeife gehabt, der fei gestaltet gewefen wie ein Schäfer und habe gepfiffen. Es hätten auch noch andere mehr am Reigen getanzt, doch habp sie diese nicht erkannt. Frage: Wem sie die Elben zugebracht? — Antwort: Zwei Paar habe sie des Bäckers Jungen auf dem Frauenberge zugebracht, weil er sie mit Dreck geworfen habe: doch habe sie der Junge nur zwei Tage gehabt. — Um die Elben abzubringen, habe sie die Leute geräuchert und diesen Segen gesprochen: Alle Elben über den Reyn, so gebiete ich dir zu weichen, daß du niemand Schaden thust, weder Brenschen, Vieh noch Tiere; im Namen des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes! — Nachher wurde ihr das abgelegte Bekenntnis noch einmal vorgelesen und sie in Güte gefragt, ob sie dabei bleiben wolle, woraus sie gesagt hat: Ja! Auf solch ihr Bekenntnis ist Catharina Wille Freitags, den 7. August, mit dem Feuer vom Leben zum Tode gerichtet worden. 36. Die Grafschaft Hohenstein kommt an Brandenburg. 1648. 1. Im Westfälischen Frieden erhielt der große Kurfürst von Brandenburg die Grafschaft Hohenstein mit Ausnahme des Stiftsamtes Walkenried, das an Braunschweig fiel. Die Besitzergreifung verzögerte sich aber bis ins Jahr 1650. Im Juni dieses Jahres kamen die kurfürstlichen Abgesandten hierher, um die Unterthanen durch den Erbhuldigungseid dem neuen Landesherrn zu verpflichten. Ehe jedoch der Huldigungseid geleistet wurde, schlossen die Stände der Grafschaft mit den Abgesandten
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