Regionen (OPAC): Aschersleben, Calbe, Oschersleben, Wanzleben
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
2. Bodengestaltung. 9
bürg und die Bürger von Halberstadt, Quedlinburg und Oschersleben zu
einem Zuge gegen sie. Die Dumburg wurde erobert und zerstört. Jetzt
befindet sich daselbst ein nur im Sommer bewohntes Gasthaus mit Aus-
sichtstnrm, von welchem man eine herrliche Aussicht nach Halberstadt, Qnedlin-
bürg und zum Harze hin hat.
Der andere Höhenzug zieht sich von Groß-Wanzleben über Sülldorf
und Schönebeck nach Barby. Ein Berg dieses Höhenzuges ist der Hümmels-
berg bei Schönebeck. Diese beiden Höhenzüge werden durch einen andern,
der vou Südosten nach Nordwesten läuft, verbunden; derselbe erreicht seine
größte Erhebung im Wartenberg nördlich von Calbe an der Saale und
endet iu einem einzelstehenden Berge, dem Krähen- oder Weinberg bei Zens.
Bemerkenswerte Erhebungen befinden sich noch südlich von Quedlinburg, die
sogenannten Sewecker Berge und Heide-Berge zwischen Wegeleben und
Quedlinburg. Zwischen diese Ausläufer schiebt sich die norddeutsche Tief-
ebene, welche aber nicht etwa eine ebene Fläche zeigt, sondern dnrch viele
wellenförmige Erhebungen und Senkungen und durch Flußniederungen reiche
Abwechslungen bietet.
Die Dumburg.
Die Dumburg liegt zwischen Hedersleben und Adersleben. Von ihr singt der
Dichter: „Seht hin, wo einst die Feste stand mit ihren stolzen Türmen, trotzt einsam
nur noch eine Wand der Zeit und ihren Stürmen." Mit Schauder naht der Wan-
derer den Trümmern der Burg, Grausen erfaßt ihn, wenn ihn in dieser Gegend
die Nacht überfällt. Denn wenn die Sonne untergegangen ist, und er den Boden
der Burg betritt, so hört er in der Tiefe dumpfes Ächzen und Kettengeklirr, und um
Mitternacht sieht er im Mondschein die Geister der alten Nittel. In langem, feier-
lichem Zuge steigen zwölf große, weiße Gestalten aus den Felsentrümmern hervor,
einen großen, offenen Sarg tragend, den sie auf den Hof hinsetzen, um dann zu ver-
schwinden. — Lange Zeit hausten in der Dumburg Raubritter, welche die vorbei-
ziehenden Kaufleute und Wanderer erschlugen und beraubten. Die geraubten Schätze
von Gold, Silber und Edelstein liegen noch jetzt unter den Trümmern der Dumburg.
— Ein armer Holzhauer belauschte einst beim Fällen eines Baumes einen Mönch,
der durch eine verborgene Thür in die unterirdischen Gewölbe der Dumburg gelangte.
Am folgenden Tage folgte der Holzhauer durch dieselbe Thür und entdeckte im Innern
der Burg unermeßliche Reichtümer. Er nahm davon einige Goldstücke, und als er
sich entfernte, rief ihm eine Stimme aus dem Gewölbe nach: „Komm wieder!" Zum
zweiten und dritten male ging der Holzhauer in die Burg und nahm sich ungestört
beträchtliche Reichtümer mit nach Haus. Davon gab er der Kirche und den Armen
zwei Zehnteile. Als er sich von seinem Nachbar, einem Geizhals, einen Scheffel lieh,
um sein Gold darin zu messen, erfuhr dieser von den in der Burg verborgenen
Schätzen. Sofort machte sich der Geizhals mit Esel und Wagen auf den Weg, um
Säcke voll Goldes zu holen. Er gelangte durch ein Zaubersprüchlein auch durch die
verborgene Thür und füllte seine Säcke. Doch als er den letzten Sack fast gefüllt
hatte, stürzten die Geister der Höhle auf ihn und erwürgten ihn.
hakelnberg.
Hans von Hakelnberg war Oberjägermeister in Braunschweig. Er war ein
leidenschaftlicher Aäger und ritt das wildeste Pferd. Einst hatte er einen Eber erlegt.
Beim Zerlegen des Wildes nahm Hakelnberg den Kops des Tieres in die Höhe, aber
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Nordhausen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 26 —
Luise. Er war der zweite Sohn des Königspaares und konnte daher
nicht darauf rechnen, einmal König zu werden. Darum erwählte er
sich den militärischen Beruf und wurde mit Leib und Seele Soldat.
Als aber sein Bruder, König Friedrich Wilhelm Iv. (nach dem unser
Friedrich-Wilhelms-Platz benannt ist) starb und keine Kinder hinterließ,
wurde Wilhelm I. König von Preußen (1861). Kaiser Wilhelm liebte
die blaue Kornblume über alles. Als er einmal gefragt wurde, warum
er das einfache Blümchen so gern habe, erzählte er: „Als ich noch klein
war und meine liebe Mutter noch lebte, mußten wir einmal in dem
Kriege, den Preußen mit dem Kaiser Napoleon führte, fliehen. Die
Mutter war sehr traurig und weinte oft. Da brach plötzlich auf einem
Feldwege, mitten zwischen Kornfeldern, ein Rad des Wagens. Wir
mußten einige Stunden warten, bis der Schmied das Rad geflickt hatte.
Inzwischen suchte ich mit meinen Geschwistern Kornblumen, um uns
die Zeit zu vertreiben. Die Mutter band einen hübschen Strauß
daraus, aber bald liefen ihr die Tränen über die Wangen. Das schnitt
mir tief ins Herz, und den Augenblick kann ich nie vergessen. Wenn
ich nun eine Kornblume sehe, so denke ich an mein gutes Mütterchen.
Darum habe ich die Kornblumen so lieb."
Im Jahre 1871, als König Wilhelm I. schon fast 74 Jahre alt
war, wurde er der erste deutsche Kaiser. Er hat ein sehr hohes Alter
erreicht; noch 17 Jahre hat er die deutsche Kaiserkrone getragen. Seine
letzten Lebensjahre wurden sehr getrübt, da sein einziger und geliebter
Sohn, der Kronprinz Friedrich Wilhelm, von einer sehr bösen Hals-
krankheit heimgesucht wurde. Am 9. März 1888 ist Kaiser Wilhelm I.
gestorben. Alle Deutschen betrauerten ihn tief. Da auch sein Sohn,
Kaiser Friedrich Iii. noch in demselben Jahre starb, hat das Jahr 1888
drei deutsche Kaiser auf dem Thron gesehen.
16. Der Spendekirchhof.
1. Wir besuchen den Spendekirchhof. Das ist ein freier Platz
zum Spielen und Turnen. Hier steht die Turnhalle für die Knaben-
Mittelschule. Aber weshalb heißt der Platz „Spendekirchhof"? Wir
sehen hier keine Kirche und kein Grabkreuz mehr; aber früher war hier
eine Kirche, sie stand gleich rechts neben dem Haupteingange (durch das
Torhäuschen); links davon haben sich noch Überreste eines Nebengebäudes,
vielleicht einer Kapelle, erhalten. Von der Kirche ist nichts mehr vor-
Händen; sie ist 1805 gänzlich abgebrochen. Der Platz hinter der Kirche
bis an die Stadtmauer hin ist lange Zeit (bis 1855) als Friedhof für
die Kirchengemeinden St. Nikolai und St. Blasii benutzt. Ehe der Platz
zu einem Spiel- und Turnplatz eingerichtet wurde, waren noch die
Gräber zu sehen, und auf vielen standen noch Grabsteine mit Inschriften.
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Extrahierte Personennamen: Luise Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Wilhelm_I. Wilhelm Napoleon Wilhelm_I. Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Wilhelm_I. Friedrich_Iii Friedrich
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Nordhausen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
_ 4 —
1. Von der Heimat und den Dingen in der Heimat wollen wir
reden. Die Heimat ist für einen Menschen der Ort, wo er geboren ist,
wo er seine Jugend verlebt hat. Wenn ihr bei euren Eltern, bei euren
Geschwistern weilt, seid ihr daheim. Das Haus, in dem ihr mit Vater
und Mutter zusammen wohnt, ist euer Vaterhaus oder euer Heim.
Jedes Kind ist am liebsten daheim. Aber manchmal muß es doch für
einige Zeit das Vaterhaus verlassen. Vielleicht besucht es seine Ver-
wandten, oder es geht in eine Sommerfrische, ins Gebirge oder an die
See. Gewiß kommt ihm dann bei der Abreise das Lied in den Sinn:
„Nun ade, du mein lieb Heimatland!" Muß es lange an dem fremden
Orte bleiben, so bekommt es wohl Heimweh wie Hänsel und Gretel.
Dann wird es traurig und denkt nur immer an die Heimat und an
die Lieben daheim. Und wie glücklich ist es, wenn es die Heimreise
antreten kann und endlich wieder heimkehrt. Ja, die Heimat ist jedem
Menschen der liebste Ort.
2. Viele Menschen verlassen ihre Heimat und suchen anderswo
ihren Lebensunterhalt. Die Beamten werden versetzt, manchmal öfter
hintereinander und kommen in verschiedene Gegenden. Dann finden sie
dort, wo sie wohnen, eine neue Heimat, und bald fühlen sie sich auch
hier ganz heimisch. Viele von euren Eltern werden in Nordhausen ihre
neue Heimat gefunden haben; ihr aber, die ihr hier geboren seid oder
doch eure Jugend verlebt, habt hier eure erste, richtige Heimat, ihr seid
hier einheimisch; Nordhausen ist eure Heimatstadt. Manche Menschen
wandern in der Welt umher und haben nirgends eine Heimat; sie sind
heimatlos, denkt z. B. an die Zigeuner, auch an die fahrenden Künstler
oder an die Landstreicher. Sie sind gewiß zu bedauern. Wie glück-
lich ist doch der, der noch sagen kann: ich gehe nach Hause! Wie
traurig mag es aber wohl für den sein, der sagen muß: ich habe
keine Heimat mehr!
3. Die Heimat kennt ihr alle, aber ihr kennt sie noch nicht ge-
nan; es gibt vieles in der Heimat, was ihr noch nicht kennt. Am
besten kennt ihr das Haus, wo ihr wohnt, euer Elternhaus; denn dort
seid ihr die meiste Zeit. Aber nach dem Elternhaus ist die Schule der
Ort, wo ihr den größten Teil des Tages zubringt. Darum soll die
Schule eure zweite Heimat sein; hier sollt ihr euch ebenso heimisch
fühlen wie daheim. Deshalb müßt ihr auch die Schule und ihre Um-
gebung genau kennen lernen. Aber auch die wichtigsten Straßen, Plätze,
Häuser, Denkmäler und Anlagen eurer Heimatstadt müßt ihr kennen
und von den Bewohnern und ihrer Beschäftigung müßt ihr erzählen
können. Ebenso soll euch die Umgebung der Stadt bekannt werden.
Was man weiß, von dem hat man Kunde; darum heißt die Unterrichts-
stunde, in der wir die Heimat kennen lernen, Heimatkunde.
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Nordhausen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 88 —
westlich vom Frauenberge lag und später einfach der Königshof hieß.
Wie auf einem heutigen Gutshofe wurden dort Pferde, Rindvieh,
Schafe, Schweine, Federvieh und Bienen gehalten. Außer den Scheunen
und Ställen waren hier auch die Wohnungen der Knechte, die den Acker
bebauten, und die Werkstätten der Schmiede, Schuster, Netzmacher und
anderer Handwerker, die die Ackergeräte verfertigten und ausbesserten
und Kleidungsstücke und andere Sachen herstellten, die die vielen Leute
auf dem Hofe brauchten. Frauen und Mädchen spannen in besonderen
Werkstätten Flachs und Wolle, webten Gewänder, strickten und färbten.
So schlössen sich an die eigentlichen Wirtschaftsgebäude viele andere Häuser,
die nach und nach einen besondern Ort bildeten. Auch eine Kirche wird
bald gebaut worden sein, die heutige Marktkirche. Die jetzige Marktkirchen-
gemeinde, die allmählich aus einer Vergrößerung des Kömgshofsbezirkes
hervorgegangen ist, können wir als den ältesten Stadtteil Nordhausens
ansehen. Wahrscheinlich hat Heinrich I. auch schon um dieses Gebiet
herum eine Mauer erbaut.
Wenn der König in Nordhausen war, so wohnte er nicht auf dem
Königshofe, wo nur Wirtschaftsgebäude standen, sondern in seiner Burg,
die etwas seitlich vom Königshofe am Rande des Abhanges lag. Das
Haus, das jetzt auf dem Platze steht, heißt noch heute die „Finkenburg",
denn Heinrich I. führte auch den Beinamen „der Finkler". Die Straße
zwischen der Burg und dem Köngshofe heißt noch jetzt die Ritterstraße.
4. Königin Mathilde gründet in Nordhausen den Dom
und das Nonnenkloster zum heiligen Kreuz.
962.
1. Die Königin Mathilde war die Gemahlin Heinrichs I. Da-
mit sie nach des Königs Tode keine Not leiden sollte, hatte er ihr
neben andern Gütern die Königshöfe in Nordhausen und Quedlinburg
als Witwengut geschenkt. Auf beiden Höfen wohnte sie in ihrer Witwen-
zeit abwechselnd, und an beiden Orten gründete sie ein Kloster. In
Nordhausen stiftete sie nahe der königlichen Burg (der heutigen
Finkenburg) ein Nonnenkloster; später erhielt das Kloster als wertvolle
Gabe (Reliquie) einen Holzsplitter vom Kreuze Christi und hieß nun
das „Kloster zum heiligen Kreuz". Auch eine Kirche ließ sie für das
Kloster bauen; daraus ist später der heutige Dom entstanden.
2. Bald nach der Errichtung des Klosters kam ihr Sohn, König
Otto I., nach Nordhausen. Sieben Tage verweilte er bei seiner alten
Mutter. Als er wieder abreisen wollte, gingen sie frühmorgens zu-
fammen in die Kirche. Dann traten sie aus der Tür, um Abschied zu
nehmen. Mathilde bat den König noch einmal inständigst, für das
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Nordhausen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 99 —
2. Die Bauern der Grafschaft Lohra plünderten Dietenborn und
Münchenlohra. Als sie die Pfarre in Elende überfielen, soll der Pfarrer
seine Bienen aufgerüttelt haben, so daß sich diese auf die Plünderer
stürzten, die nun eiligst die Flucht ergriffen.
3. Die klettenbergischen und scharzfeldischen Bauern hatten das
Kloster Walkenried zu ihrem Standquartier erwählt. Damit sie das
Kloster nicht zerstören sollten, hatte der Abt bei seinem Wegzuge die
Schlüssel stecken lassen. Trotzdem blieb das Kloster nicht verschont.
Zunächst zerschlugen die Bauern alle Fenster, Ofen, Türen und Bilder;
dann richteten sie ihr Augenmerk auf die große Glocke, deren Metall
sie verkaufen konnten. Sie hing in einem kleinen Turme mitten über
der Kirche; beim Herabstürzen zerschlug sie das Kirchendach. Der Schaden
wurde später nicht wieder ausgebessert, und die Kirche verfiel immer
mehr; heute sind nur noch Ruinen davon vorhanden. — Auch kriegerische
Übungen wurden vorgenommen, an denen selbst der Graf Ernst von Hon-
stein teilnehmen mußte. Als die Bauern einst von einer solchen Übung
zurückkehrten, sagte ihr Anführer, der Schäfer Hans Arnold von Barthol-
felde, zu dem Grafen, indem er sich auf einem Bein umdrehte: „Sieh,
Bruder Ernst, den Krieg kann ich führen, was kannst denn du?" Der
Graf antwortete: „Ei Hans, sei zufrieden, das Bier ist noch nicht in
dem Fasse, darin es gären soll." Diese Antwort verdroß die Bauern
sehr, und der Graf mußte sie mit guten Worten beschwichtigen.
4. Nach einiger Zeit zogen die Bauern weiter auf Nordhausen zu
und lagerten sich aus der Wiese bei der Flarichsmühle vor Klein-
wechsungen. Schnell traf nun der Rat von Nordhausen Vorkehrungen
zum Schutze der Stadt. Er verstärkte die Besatzung durch vierhundert
Fußknechte, nahm die Kleinodien der Klöster in Verwahrung und ließ
die einzelnen Stadtviertel zu einer Beratung zusammenkommen und ihre
Beschwerden, die sie etwa gegen den Rat hätten, aufsetzen. Trotzdem
konnte der Rat nicht verhindern, daß auch hier Ausschreitungen vor-
kamen. In einer Nacht wurde das Predigerkloster erbrochen und aus-
geplündert, ebenso das Augustinerkloster in der Neustadt und das Bar-
füßerkloster. Ein gleiches Schicksal ereilte die beiden Nonnenklöster auf
dem Frauenberge und im Altendorfe und die Häuser der Stiftsgeistlichen
im Dome. Ein Haufe zog aus deiu Altentore, um sich mit den kletten-
bergischen Bauern auf der Flarichswiese 'zu vereinigen. Als diese am
anderen Tage nach Heringen kamen und von der Niederlage Münzers
bei Frankenhausen hörten, stoben sie erschreckt auseinander.
5. Die Grafen von Honstein sowohl wie der Rat von Nord-
hausen straften die Empörer ziemlich milde, nur einige der Haupträdels-
führer wurden hingerichtet. Einer von ihnen, ein Töpfer von Ellrich,
der den glücklichen Einfall hatte, den Grasen zu Gevatter zu bitten,
wurde unter der Bedingung begnadigt, daß er lebenslänglich die gräf-
lichen Ofen zu Lohra und Clettenberg im Stande erhielt. Der übrige
Hanfe mußte zur Erntezeit 1525 an einem bestimmten Tage auf dem
7*
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Extrahierte Personennamen: Graf_Ernst_von_Hon- Ernst Hans_Arnold_von_Barthol- Ernst Hans
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Nordhausen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 17 —
Danach hat das Haus also eine recht ehrwürdige Geschichte hinter sich.
Es ist ein stattliches Gebäude. Die Keller liegen übereinander und sind
noch wohl erhalten. Der oberste dehnt sich unter dem Hintze'schen
Hause und zum Teil auch noch unter dem Lutherplatz mit aus. _ In
dem Keller lagerten die Weinfässer, von denen der Rat an die Bürger
Wein verkaufte. Jetzt gehört der Ratskeller mit zum Rathause; hier
ist die Polizei und das städtische Meldeamt.
Beschreibt den Weihnachtsmarkt!
Erzählt die Geschichte des Ratskellers!
11. Der Lutherplaiz und der Lutherbrunnen.
1. Südwestlich vom Markt liegt der Lutherplatz. Er hat seinen
Namen von dem Lutherbrunnen, der hier steht; ursprünglich hieß der
Platz Holzmarkt und später Kohlmarkt. Das Lutherdenkmal ist 1889
eingeweiht. Auf einem Unterbau aus Sandstein, der von einem Brunnen-
becken eingefaßt ist, steht das Standbild Dr. Martin Luthers. Es ist aus
Erz gegossen. Luther steht schlicht und einfach da; doch läßt seine
Haltung auch die Größe und Bedeutung erkennen, die ihm zukommt.
Der Kopf und die Gesichtszüge zeigen uns den Mann, der mit sich im
reinen und sich völlig klar ist über das, was er tut. Luther ging bei
seiner Lehre von der Bibel aus; darum hält er in der linken Hand
eine Bibel, auf die sich die Rechte beteuernd legt. Angetan ist er mit
einem langen Gewand, ähnlich dem, das unsere Prediger bei ihren Amts-
Handlungen tragen. An jeder der vier Seiten des Fußgestells ist in
einer Nische ein Löwenkopf angebracht, aus dem Wasser in ein kleines
Becken fließt, über dessen Rand es dann in den unteren größen Be-
hälter plätschert.
2. Luther war ein berühmter Prediger und Professor in der Stadt
Wittenberg. Er ist der Stifter der evangelisch-lutherischen Kirche. Fast
alle Kirchen in unserer Stadt sind evangelisch-lutherisch; nur der Dom
ist katholisch. Luther hatte in Nordhausen viele Freunde und ist auch
einige Male hier gewesen. Darum wird auch heute noch am Martins-
feste sein Geburtstag gefeiert. Dann versammeln sich alle evangelische
Christen vor dem Lutherbrunnen, die Vereine und Schulen marschieren
in einem Aufzuge dahin, und unter Glockengeläute singen alle das Lied
Luthers: „Ein' feste Burg ist unser Gott". (S. Geschichtsbilder
Nr. 12: Luther und der Nordhäuser Schuhmacher.)
3. Zu Luthers treuesteu Freunden in Nordhausen gehörte der
Besitzer der Ratsapotheke, das ist die heutige Adlerapotheke am Luther-
platz. Hier in der Ratsapotheke versammelten sich häufig die andern
Freunde Luthers und lasen Luthers Bücher, die der Apotheker von
seinen Reisen immer mitbrachte. Darum ist auch das Lutherdenkmal
H einc. Unsere Heimat. o
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Nordhausen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 27 —
2. Die Kirche, die hier stand, hieß „Spendekirche". Weshalb sie
diesen Namen trng, will ich euch erzählen. In alter Zeit hatten sich
sechzig Bürger gegen den Rat vergangen und wurden deshalb aus der
Stadt verwiesen/ Die Vertriebenen suchten Schutz und Hilfe bei den
benachbarten Grafen von Stolberg und von Honstein. Diese kündigten
der Stadt Krieg an und zogen am Freitag vor Palmarum 1329 mit
vielen Rittern und den vertriebenen Bürgern gegen die Stadt. Es
gelang ihnen, in dunkler Nacht das Altentor (es lag unmittelbar über
der Bergbrauerei und hieß später Barfüßertor, s. S. 29) zu erbrechen.
Aber schon war man in der Stadt aufmerksam geworden, und das
Sturmgeläut der Glocken rief die Bürger zu den Waffen. Mit dem
tapfern Bürgermeister Helwig von Harzungen an der Spitze, eilten sie
nach der bedrohten Stelle. In der Barfüßerstraße kam es zum heftigen
Kampf. Mannhaft widerstanden die Nordhäuser; der brave Bürger-
meister fiel, aber die Feinde wurden wieder aus der Stadt getrieben.
Zum Andenken an diese glückliche Errettung der Stadt stifteten die
Nordhäuser eine große Spende (Almosen, Gabe, Vermächtnis) von Geld,
Brot und Heringen, die alljährlich am Freitag vor Palmarum unter
die Armen verteilt wurde. Diese Verteilung fand in der Kirche neben
der Barfüßerstraße statt, wo der Kampf am härtesten gewesen war.
Davon hat die Kirche ihren Namen bekommen.
3. An dem Spendekirchhof geht die Barfüßerstraße vorbei. Der
Name hängt auch mit dem Spendekirchhof zusammen. Hier auf dem
Spendekirchhof stand früher ein Kloster, die Spendekirche war die Kloster-
kirche. In dem Kloster wohnten Mönche, die zu den Barfüßermönchen
gehörten; sie hatten ihren Namen davon, daß sie in wärmeren Ländern
barfuß gingen oder höchstens Sandalen unter den Füßen hatten. Es
sollte das ein Zeichen ihrer Armut sein; denn die Barfüßermönche durften
kein Geld und Gut besitzen. Sie nährten sich von den Gaben, die sie
für das Kloster einsammelten. Nach diesen Mönchen hieß das Kloster
„Barfüßerkloster", und die Straße, die daran vorbeiführte, nannte man
deshalb die Barfüßerstraße.
4. Einen hübschen Anblick gewährt das Torhäuschen zum Spende-
kirchhos. Es ist ein Fachwerkban mit einem Giebelaufsatz. Über einer
Tür im Innern steht die Jahreszahl 1667. Da ist das Haus gebaut.
5. Nach Norden zu grenzt der Spendekirchhof an die Stadtmauer.
Wir sehen diese hier von der inneren Seite. Sie hat hier eine ansehn-
liche Höhe. Etwas östlich von der Turnhalle stand in der Mauer ein
viereckiger Turm, von dem nicht viel mehr zu sehen ist; etwas weiter
nach Osten aber steht ein halber runder Turm, der noch hoch aus der
Mauer emporragt; im Innern kann man sehen, daß er aus drei Stock-
werken bestand. Die Mauer lief dann in östlicher Richtung weiter
nach der Promenade zu.
Nennt und erklärt Straßennamen, die von ehemaligen Klöstern,
von Kirchen hergenommen sind!
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Nordhausen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
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Herbergen wurden damals gewöhnlich außerhalb der Stadtmauern an-
gelegt. Das Elisabethhospital diente als Herberge für arme Reisende und
zur bleibenden Wohnung für Arme; noch heute ist es ein Armenhaus.
Die Elisabethkirche ist im Jahre 1828 abgerissen; an ihrer Stelle
wurden Wohnhäuser erbaut; das Haus Elisabethstr. 19 steht auf der
Stelle der ehemaligen Kirche. Aus dem Platze nach dem Mühlgraben
und der Gärtnerei nördlich der Straße lag der alte Friedhof; bei den
Arbeiten zur Kanalisation sind noch zahlreiche Krochen zutage gefördert.
2. Dem Elisabethhospital gegenüber ist der Elisabethbrunnen.
Das ist eine starke Quelle, die aus dem Berge hervorkommt und mit
einem Spitzbogengewölbe bedeckt ist. Sie fließt ununterbrochen fort.
Von alters her galt ihr Wasser als heilsam, und man sagte von ihr:
wer das Wasser vom Elisabethbrunnen einmal getrunken hat, den zieht
es immer wieder zu ihm hin. Dieser Glaube an die Wunderkrast
fließender Brunnen geht bis in die früheste Zeit unseres Volkes zurück.
In alten Zeiten schrieb man dem lebendigen Quellwasser besondere Heil-
kräfte zu, ja solche Quellen wurden wohl als die Wohnung Gottes
angesehen. Hier feierte man Feste, hier schlachtete und opferte man
Vieh, hier fanden auch Familienfeiern statt, z. B. Hochzeiten. Als dann
das Christentum in unsere Gegend kam, wurden häufig an solchen
Stellen, wo heidnische Gottesdienste abgehalten waren, christliche Kirchen
gebaut. Da nun auch neben dem Elisabethbrunnen eine Kirche gestanden
hat, so hat man vermutet, daß auch diese Quelle einst für heilig ge-
halten worden ist und daß schon in frühester Zeit Menschen um sie her
gewohnt haben. Einst hatte auch das Wasser des Elisabethbrunnens
als „Kaffeewasser" einen besondern Ruf; jetzt ist es als Trinkwasser für
ungeeignet erklärt.
3. Ein anderes Armenhaus der Stadt ist der Siech Hof. Er
liegt vor dem Siechentor an der Kasseler Straße. Der Name Siech-
hos bedeutet Kraukenhaus (siech = krank, ebenso Siechtum). Ursprüng-
lich war es ein Krankenhaus, und besonders ein Hospital für Aussätzige.
Darum lag es auch vor der Stadt, abgesondert von andern Wohn-
Häusern. Die Kranken durften nicht mit gesunden Menschen in Be-
rührung kommen, damit diese nicht angesteckt wurden. Als ein Hospital
für Aussätzige bestand der Siechhof schon im 13. Jahrhundert. In den
Jahren, als die Pest hier herrschte, kamen Pestkranke in den Siechhos,
und in Kriegszeiten war er ein Lazarett. Die jetzigen Gebäude sind
nicht mehr die alten, sie sind um das Jahr 1825 errichtet. Von diesem
Jahre ab wurde der Siechhof ein allgemeines Armen- und Kranken-
haus; seitdem das städtische Krankenhaus am Taschenberge erbaut ist,
dient der Siechhos nur noch als Armenhaus. Die Gebäude umschließen
einen viereckigen Hof; in der südöstlichen Ecke steht die kleine Kirche
St. Cyriaci (der heilige Cyriacus wurde als Sieger über die bösen
Geister verehrt, denen man die schweren Krankheiten der Siechhofs-
insassen zuschrieb).
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