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1. Heimatkunde der Kreise Aschersleben, Calbe, Oschersleben und Wanzleben - S. 7

1897 - Breslau : Hirt
2. Vodengestaltung. 7 Schnaufen von Bodos Roß und das gellende Lachen des Unholdes. In verzweifelter Entschlossenheit gab sie dem Rosse die Sporen; einen Augenblick zauderte das edle Tier, dann aber bäumte es sich hoch empor, sprang über den tiefen Abgrund in herrlichem Sprunge und fchlug jenseits seinen beerzten Huf tief iu das harte Gestein. Die schwere, goldene Königskrone fiel der Königstochter vom Haupte hinab in die Tiefe, die Jungfrau aber selber war gerettet und streichelte den Hals ihres edlen Rosses. Das Roß des Riesen aber erreichte beim Sprunge den jenseitigen Felsen nicht, sondern stürzte mit dem Unholde in die Tiefe. Hier verwandelte sich Bodo in einen Hexentanzplatz. Roßtrappefelsen. Hund und bewacht als solcher die der Prinzessin entfallene Krone, so daß Taucher vergeblich nach derselben suchen. Nach dem Riesen Bodo hat der Fluß den Namen Bode. Nahe dem Nordrande des Harzes zieht sich von Blankenburg über Weddersleben nach Balleustedt eiu aus Quadersandsteinen aufgebauter Wall, welcher an manchen Stellen eine Höhe von 250 m erreicht. Dieser Gebirgs- wall ist durch große Lücken unterbrochen; er wird die Teufelsmauer genannt. Die Sage erzählt: Der Teufel wollte einmal die Welt mit dem Herrn Christus teilen; dieser sollte den Harz, er aber wollte das Flachland nehmen, und um die Grenze besser kenntlich zu machen, wollte er eine Mauer dahin bauen. Der Herr war damit zusriedeu, sagte aber, vor dem ersten Hahnenschrei müßte alles fertig sein. Da arbeitete der Teufel rüstig, und als es gegen Morgen kam, fehlte nur noch ein Stein. Gerade als er den herbei trug, um ihn einzusetzen, krähte der Hahn. Nun warf der Teufel unmutig die Quadersteine umher, wie sie noch liegen, und so ist die Mauer bis diesen Tag unvollendet geblieben.

2. Heimatkunde der Kreise Aschersleben, Calbe, Oschersleben und Wanzleben - S. 14

1897 - Breslau : Hirt
14 Allgemeine Landeskunde. häufigen Niederschlägen, die das Harzgebirge hat. Auf dein Harze erreicht zum Beispiel die jährliche Regenmenge einer Wassersäule die Höhe von 120—150 cm, an der Elbe und Saale dagegen nur 40—50 cm. Da ein solches Klima der Gesundheit der Menschen günstig ist, so gilt es als ein gesundes. Den Witterungsverhältnissen nach ist nur der April Frühlings- monat und der Oktober Herbstmonat. Der April bringt nämlich zuweilen noch Schnee- und Hagelschauer, ist jedoch in der zweiten Hälfte oft so warm, daß die Bäume ihre Blüteu entfalten und die Nachtigallen sich einstellen. Die Bestellung des Ackers erfolgt in Bezug auf das Sommergetreide mit Austritt des Winters im März, in Bezug auf das Wiutergetreide im September und Oktober, beim Raps, welcher hie und da noch gebaut wird, schon im August. Feldmarken, welche niedrig gelegen sind und die über- flüssige Wiuterfeuchtigkeit uicht so leicht verlieren, können dagegen erst zu Ende des Monats März oder anfangs April mit der Sommerbestellung be- ginnen. Ebenso verhält es sich im Harze, wo das langsame Schmelzen des Schnees die Bestellung länger hinaus zieht. Die Erute begiuut in der Regel im Juli, der erste Schnitt der Wiesen nimmt seinen Anfang durch- schnittlich gegen Ende des Juni, um Johannis herum, und der zweite Schnitt nach beendeter Ernte mit Ausgang des Monats August. Der September und wohl auch der Oktober erfreut uns mit seinen warmen Tagen, dagegen bringt er schon kühle Nächte. Der Winter beginnt in der Regel im Dezember, aber der strenge Frost tritt erst zu Anfang des Januars ein und hält oft bis Eude Februar an. Die Winde sind vorherrschend Westwinde. 5. Bodenbefchaffenheit und Produkte. 1. Der Boden dieser Kreise ist hinsichtlich seiner Fruchtbarkeit sehr ver- schiedeu, denn man findet außer fruchtbarem Ackerlande auch hungrigen Sand- boden, neben sumpfigen Landstrecken steile, zum Himmel strebende Felsenblöcke. Immerhin gehören sie zu den fruchtbarsten Kreisen im preußischen Staate. Die Bodensläche besteht aus 3/5 Ackerland, l/5 Wald und x/5 Wiesen, Weiden und Gärten. Gering ist die Tragfähigkeit nur auf deu kalteu Höhen des Harzes und in der Gegend von Aken. Das übrige Land ist meist frucht- barer Humusboden. Sumpfiger Boden, welcher aber durch Gräben und Kanäle größtenteils entwässert ist, zeigt sich nördlich vom Harze. Die größte Fruchtbarkeit besitzt die „Magdeburger Börde". Diese vom besten Boden gebildete Fruchtebene (45 km lang und circa 30 km breit) zieht sich auf der linken Elbseite von der Mündung der Saale bis Wolmirstedt nordwärts. Träge durchschleicht die Bode, vorher ein übermütiger Gebirgssluß, die reiz- lose Landschaft, in der man Berge und Hügel, Wälder lind Wiesen vergeblich sucht. Wer aber den moorig-schwarzen Boden dieser Gegend je betrat, der kann aus deu herrlichen Gebreiten der wallenden Halmfrüchte und aus deu üppigen Rübeupflauzungen auf die große Fruchtbarkeit dieses Landstriches schließen. Vom Korn sagt ein Volkssprnch, daß es so hoch wächst, daß ein Reiter zu Pferde darin verschwinde. Nur bei Regenwetter möge man eine Wanderung durch die Börde unterlassen, da der erweichte Boden sich dann wie ein fetter Meister an die Füße heftet und das Fortkommen sehr erschwert,

3. Heimatkunde der Kreise Aschersleben, Calbe, Oschersleben und Wanzleben - S. 15

1897 - Breslau : Hirt
5. Bodenbeschaffenheit und Produkte. 15 Anhaltend trockene Witterung dörrt diesen Boden wiederum nicht so schnell aus als den leichten Sandboden des anderen Elbufers. Kraut, welches unter dem Namen des „Magdeburger Sauerkohls" weithin versendet wird, Eichorie, Gurken und Zwiebeln gedeihen hier auf das beste. Die wichtigste Kultur- pflanze aber, um welche sich hier alles dreht und welche in die Börde un- geahnte Reichtümer gebracht hat. ist die Zuckerrübe. Dieselbe wird Haupt- sächlich in der fruchtbaren Niederung von Magdeburg, südwestlich am Harze nach Oschersleben, Halberstadt, Quedlinburg, Aschersleben und Calbe a. S. hin angebaut. Diese Striche sind der Zuckerboden, das vorzüglichste Rüben- land Deutschlands. Nicht weniger als 20 l Fabriken und Raffinerien, fast die Halste der Zuckerfabriken des ganzen Deutschen Reiches, find hier auf einem kleinen Fleck vereinigt. Auf obengenannte Kreise entfällt der Löwenanteil mit 133 Fabriken, und so ist in der That das Vorland des Harzes die Zuckerbüchse des Deutschen Reiches. Zur Verarbeitung der Zuckerrübe giebt es fast in jedem größeren Dorfe Fabriken. Da werden mitunter täglich 500—600 Arbeiter beschäftigt, die aus den ärmeren Gegenden Deutschlands, z. B. aus dem Eichsfelde, ans der Provinz Posen, von der rechten Oder- feite in Schlesien hierher zu kommen pflegen. Aber nicht bloß dieser fremden Arbeiter bedient sich der Landmann, um dem Boden möglichst großen Ertrag abzugewinnen; er ist außerdem noch genötigt, die Kraft des Dampfes und mannigfaltige Maschinen znm Pflügen und Säeu, Mähen und Ausdreschen zu verwenden. Infolge dieses Fleißes und der großen Fruchtbarkeit des Bodens herrscht hier überall der größte Wohlstand. Hiervon zeugen auch die großen und freundlichen Bördedörfer. Da Holzarmnt herrscht, sind alle Häuser massiv. Neben alten Gebäuden und niedrigen Häuschen findet man viele ueuere Gehöfte mit großen, schönen Einfahrtsthoren und stattlichen, vornehm eingerichteten Wohnhäusern. Hervorzuheben ist seruer noch die Blumenzucht, dieselbe wird besonders in Quedlinburg getrieben. Hier ist auch der Sitz der größten Kunst- und Handelsgärtnereien, die ihre Sämereien bis in die entferntesten Länder der Erde hin versenden. Samenzucht treibt vorherrschend Aschersleben. Die Kartoffel ist überall verbreitet, gerät in vorzüglicher Güte und bildet in Stadt und Land ein Hauptnahrungsmittel. Von den Hülsenfrüchten erntet man Erbsen, Bohnen, Linsen; von den Ölfrüchten wird in manchen Gegenden Raps gebaut. Unter den Futterpflanzen wird besonders Luzerne, Klee und auch Esparsette angebaut. Wiesen sind in größerem Umfange nur in den Niederungen der Flüsse, besonders der Elbe, der Saale und der Bode vor- handen, und wird hier der eigene Bedarf an Heu und Grummet vollkommen, in guten Jahren auch darüber gewonnen. Holzreichtum hat der Harz. Nach den Pflanzenprodukten richtet sich die Beschaffenheit des Viehstandes. Die Viehzucht ist eiu Hauptzweig des landwirtschaftlichen Betriebes, und man verwendet auf dieselbe großen Fleiß. Die nützlichsten Haustiere, wie Rind- vieh und Schafe, werden in großer Anzahl gezogen. Weniger hervortretend ist die Pferdezucht, weil es au den Vorbedingungen für dieselbe, namentlich an hinlänglicher Weide fehlt. Nur in einigen mit Wiesen versehenen Ort- schasten werden Füllen gezogen. Die Schweinezucht dagegen wird ziemlich

4. Heimatkunde der Kreise Aschersleben, Calbe, Oschersleben und Wanzleben - S. 78

1897 - Breslau : Hirt
78 Ortskunde. Kirche wird 1141 erwähnt. 1324 wurde Gunsleben evangelisch, indem der Pfarrer Lübbert von Schütorp sich zu Luthers Lehre bekannte. Die katholische Gemeinde ist nach Hamersleben eiugevfarrt. 6. Umtsbezirk Schönstedt. 1. Gemeinde Schönstedt, Pfarrkirchdorf mit 2053 Einwohnern und Spiritusbrennerei. 2. Domäne Schönstedt mit Vorwerk Neudamm hat 146 Einwohner. Die Sage führt den Namen des Ortes auf Schlammstedt zurück und führt Äafür den alten Vers an: „bp Slammstedt is fnmp und kot, do fand de grave sinen dod: np ören höhen wasst gut brod." In dem Schlamm, d. i. im Bruche, sei uach der großen Hunnenschlacht am 'Elm 932 oder 934 Graf Stephan von Regenstein umgekommen, und seine Gemahlin Thanlinde habe zum Andenken an ihren Gemahl ein Schloß als Witwensitz gebaut und „Schlammstedt" genannt. Die erste Erwähnung findet Schönstedt im Jahre 1056. Schönstedt war wegen seiner Lage wichtig, denn es deckte den Übergang über das Bruch. Auf einer Höhe gelegen und von tiefen Gräben umzogen, beherrschte das feste Haus Schönstedt die ganze Gegend zwischen Hut) und dem Bruch. Bis 1344 hatten die Grafen von Regenstein Schloß und Dorf im Besitz. Im dreißigjährigen Kriege hatte Schönstedt furchtbar zu leiden- 1627 starben 197 Personen, davon an der Pest 178. 1641 war der Pastor und ein Teil der Einwohner wegen des streifenden .und plündernden Kriegsvolks vom Mai bis Angust geflüchtet, teils nach dem Bruche, teils nach dem Hup. 1633 nahm der schwedische Oberst Klinge das Amt als schwedisches Kronlehen für sich in Besitz. — In dem Schlosse zu Schönstedt wurden einst 12 Templerritter ermordet. Papst Clemens V. hatte auf einer Kirchenversammlung ein hartes Urteil über die Templerritter gesprochen: alle Templerritt er, welche ihre Satzungen nicht abschwören würden, sollten den Flammen übergeben, sämtliche Güter des Ordens eingezogen werden. Im Jahre 1311 gab er nun auch Graf Heinrich Y. vou Regenstein, der von 1267—1312 regierte, den Auftrag, die Templer- ritter in seinem Gebiete auszurotten. Letzterer ließ eine Einladung nach Schönstedt an die Ritter ergehen. Beim Mahle wurden hierauf die arglosen Templer über- fallen und niedergehauen; es waren ihrer 12. Das Zimmer, in dem diese That geschehen, heißt noch heute die „rote Tempelherrenstube". Die katholische Gemeinde ist nach Huysburg eingepfarrt. Neu-Damm, im 16. Jahrhundert mit dem neuen Wege über das Bruch an- gelegt, ist seit 1705 ein Vorwerk der Domäne Schönstedt und liegt an der Südseite des Bruches, da, wo die verjüngte Übergangsstelle sich befindet. Einst war hier eine Fähre. Der ältere Teil des Gutshofes wird heute noch als das Fährhaus be- zeichnet. An feiner östlichen Giebelwand befindet sich in Stein gehauen in feiner Arbeit das Wappen des Erzbifchofs von Magdeburg und des Administrators Sieg- mund von Halberstadt. Weiter unten ist an derselben Wand ein kleiner Stein ^eingemauert mit der mystischen Inschrift, die man von allen Seiten lesen kann: S A T 0 E Arepo Tenet Opera ßo T A S. .

5. Heimatkunde der Kreise Aschersleben, Calbe, Oschersleben und Wanzleben - S. 86

1897 - Breslau : Hirt
86 Ortskunde. Kreis Wanzleben. A. Allgemeines. Der Kreis bildet eine sehr unregelmäßige viereckige Figur; sein Flächen- inhalt beträgt 9,67 Quadratmeilen. Er zählt in 4 Städten und 45 Land- gemeinden 77 862 Einwohner. Der Kreis wird begrenzt im Norden vom Stadtkreis Magdeburg, den Kreisen Wvlmirstedt und Neuhaldeusleben, in? Westen vom Kreise Oschersleben und dem anhaltischen Amte Alsleben, im Süden von den Kreisen Oschersleben, Aschersleben und Calbe. Vom 1. Jerichowscheu Kreise wird er im Osten durch die Elbe getrennt. — Der Kreis bildet eine große Ebene, in welcher sich der Boden nur nordöstlich bei Beiendors und Sohlen, nördlich bei Hohendodeleben und nordwestlich bei Ampsurth, Schermke und Altbrandsleben etwas erhebt und Hügel bildet, welche weite Aussichten über die flachen Umgegenden gewähren. Der Henne- berg in der Nähe des Vorwerks Blumenberg und der Kreuz- oder Sohl- berg auf der Grenze des Kreises Calbe, unweit des Dorfes Sohlen, sind die höchsten Punkte des Kreises. — Der Kreis Wanzleben enthält den frucht- barsten Boden des Regierungsbezirks Magdeburg und den größten Teil der sogenannten Börde; er besteht fast überall aus tiefschwarzer Dammerde, nur in dem nordwestlichen Winkel ist der Boden zum Teile sandig. Der Acker- bau ist daher auch der Hauptnahruugszweig der Bewohner des Kreises. Es werden zwar alle Getreide- und Fruchtarten gebaut, besonders aber Rüben, Cichorien, Weizen, Gerste, Erbsen, Raps und Mohn. Außerdem treiben die Bewohner des Kreises Wanzleben bedeutende Schafzucht. Au industriellen Unternehmungen besitzt der Kreis einige Braunkohlenbergwerke, mehrere Cichorien darren, Zuckerfabriken, Brauereien, Breunereien und Stärke- fabriken, verschiedene Kalk- und Mauersteinbrüche und eine Glashütte. Der Hauptstrom des Kreises ist die Elbe, über welche mehrere Fähren gehen. Die Bode durchfließt den Kreis in einer Länge von 21/2 Meilen. An ihren Ufern liegen große Wiesen. Von den kleineren Flüssen nennen wir die Sülze, die Söhre (entspringt bei Domersleben), den Gösgraben (er kommt von Altbrandsleben), die Klinke. Die Aller kommt ans einem Teiche, welcher in einem zum Gute Gehringsdorf gehörigen Garten liegt. Der Domersleber und Remkersleber See sind vor einigen Jahrzehnten entwässert. 13. Beschreibung der Orkschaften, a. Städte. L Egeln, 5497 Einwohner. Egeln, an der Bode gelegen, besteht aus der eigentlichen Stadt mit dem Königlichen Domänenamte und der Vorstadt Altemarkt mit dein Ritter- gut Marienstuhl. Die Stadt hat drei Pfarrkirchen, nämlich die evangelische

6. Unsere Heimat - S. 69

1914 - Halle a.d.S. : Schroedel
— 69 — leite auf ihrem ganzen Nordabhange. Beim Bahnhof Bleicherode nimmt sie von links her die Bode auf. Bald hinter Kleinfurra verläßt sie unsere engere Heimat; sie fließt an Sondershausen vorüber und mündet in die Uustrut. Ihr ganzer Lauf ist 88 km laug. 3. Das Wippertal hat nur eine geringe Breite; aber wegen seiner Fruchtbarkeit ist es dicht bevölkert. Von unserer Heimat liegen folgende Dörfer im Wippertal: Sollstedt, Ober- und Niedergebra, Ober- und Mitteldorf, Pustleben, Nohra, Wollersleben, Wolkramshausen, Rüxleben, Kleinfurra. Viele davon gehören zu den ältesten menschlichen Wohnorten' in unserer Gegend, so z. B. Ober- und Niedergebra, Nohra, Kleinfurra; auch die auf kleben endigenden Dorfnamen weisen auf ein hohes Alter hin. Der fruchtbare Boden des Wippertales lockte früh Ansiedler herbei; in den nahen Wäldern fanden sie Bau- und Brennholz in Fülle und in der Nähe des Flusses gutes Trinkwasser. So wurde das Tal schon in ältester Zeit bevölkert. Auch Straßen durchzogen es, die diese Gegend mit anderen verbanden und aus denen Händler dahinzogen, die Waren kauften und verkauften. So führte die Kasseler Straße von Nordhausen aus über den Schern von Pustleben ab der Länge nach durch das Wippertal. 4. Nicht bloß über der Erde ist das Wippertal reich gesegnet; auch im Innern birgt es große Schätze. Seit einigen Jahren wird im Wippertal Bergbau aus Kali betrieben. Kalibergwerke sind in Bleiche- rode, Sollstedt, Ludwigshall bei Wolkramshausen, in Hain und bei Immenrode unter der Feuerkuppe. Hier wird das Kali aus einer Tiefe von 600—800 in aus der Erde geholt. Das Kali ist eine Art Salz, das rötlich oder grau aussieht; es liegt in der Erde so fest und hart wie ein Fels und muß hier losgebrochen und losgesprengt werden. Es kommt in Lagern vor, die 10—60 und mehr Meter dick sind. Benutzt wird es hauptsächlich als Düngenntttel; ein Teil davon wird in Deutschland selbst gebraucht; eine große Menge geht aber nach Amerika, wo man noch kein Kali gefunden hat. Ferner werden in heimischen Fabriken aus dem Kali Waren hergestellt, die man im gewerblichen Leben braucht, z.b.bei der Wäscherei, Fäberei, Bleicherei, Seifensiederei, bei der Herstellung von Zündhölzern, Papier, Glas, Farben, Feuerwerkskörpern usw. — Durch die Kalibergwerke haben viele Leute in unserer Heimat einen guten Verdienst; daher kommt es auch, daß die Zahl der Einwohner in den Dörfern des Wippertales in den letzten Jahren zugenommen hat. 44. Der Kreis „Grafschaft Hohenstein". 1. Lage. _ Der^ größte Teil des Helme- und Wippertales bildet den Kreis „Grafschafthohenstein". Die Stadt Nordhausen gehört nicht mit zu diesem Kreise; sse bildet einen eigenen Stadtkreis. Früher gehörte

7. Unsere Heimat - S. 83

1914 - Halle a.d.S. : Schroedel
— 83 — 2. Der Buntsandstein nimmt in unserer Heimat ein weites Ge- biet ein. Er dehnt sich zwischen dem Südrand des Harzes und der Hainleite aus. Vom Harz ist er durch deu Zechsteingürtel getrennt. Ein Teil des Buntsandsteingebietes liegt noch auf der linken Seite der Zorge. Es beginnt bei Crimderode, zieht sich an Petersdorf vorbei und dann weiter zwischen Leimbach und Steigertal an Urbach vorüber nach dem Tyratale zu. Auf der rechten Seite der Zorge beginnt das Buntsandsteingebiet südlich vom Kohnstein; zwischen Helme und Wipper besteht die ganze Windleite bis Auleben hin aus Buntsaudstein; auf der rechten Seite der Wipper tritt der Buntsandstein bis an den Fuß der Hainleite heran. Wie mächtig er hier liegt, ist an dem Schacht des Salzbergwerks in Bleicherode zu sehen. Er liegt über dem Zechstein; doch ist er nach dein Harz zu abgetragen, so daß hier der Zechstein zutage tritt. Einige Reste des bedeckenden Buntsandsteins haben sich noch stellenweise auf dem Zechsteiugürtel erhalten, so z. B. nördlich von Petersdorf am Giebichenhagen, wo er die höchste Erhebung (340 m) darstellt. 3. Der Buntsaudstein ist ein ziemlich lockeres Gestein und ver- wittert leicht; doch ist er an einigen Stellen fest genug, daß er als Baustein benutzt werden kann. So gibt es z. B. am Schern verschiedene Steinbrüche. Weil der Buntsandstein der Verwitterung wenig Wider- stand entgegensetzt, weist er auch durchweg abgerundete Formen aus; wo Höhenzüge wie die Windleite auftreten, nehmen sie in breiter Lage- ruug das Land ein. Den Unterschied zwischen den abgerundeten Bunt- sandsteinbergen und den schroff abfallenden Gipsbergen kann man gut in der Windlücke beobachten. Wegen der leichten Verwitterung ist der Buntsandstein der Bildung einer Ackerkrume günstig; doch ist diese da, wo der Stein wenig Ton enthält, sehr locker, so daß jeder Regenguß Bestandteile des Bodens hinwegschwemmt. Im ganzen ist der Bunt- sandstein mehr für die Forstwirtschaft als für die Landwirtschaft ge- eignet, wenn auch z. B. Kartoffeln aus ihm unter Umständen sichere und gute Erträge liefern. 4. Der Muschelkalk. 1. Die Hainleite besieht aus Muschelkalk; dieser fängt da an, wo der Buntsandstein aufhört. Er besteht aus kohlensaurem Kalk und ent- hält viele Versteinerungen von Tieren, hauptsächlich von Muscheln und Schnecken. Daher hat er seinen Namen. Er ist fester als der Bunt- sandstein und verwittert nicht so leicht; scharfe, zackige Ränder, steile Abhänge, schmale, fast kammartige Höhenzüge sind ihm eigen. Die Fluß- täler weisen oft fast senkrechte, über 100 m hohe und steile Uferränder auf, die, der menschlichen Kultur unzugänglich, mit dichtem Gestrüpp bewachsen sind und durch die leuchtend weiße Farbe ihrer Gehänge die 6*

8. Unsere Heimat - S. 86

1914 - Halle a.d.S. : Schroedel
— 86 — Rissen, an denen sich oft Partien ablösen. Das ist Löß oder gewöhnlich Lehm genannt. Der Löß besteht hauptsächlich ans Quarz und kohlen- saurem Kalk in feinster Zerteilung, er ist leicht zerreiblich und fühlt sich wie außerordentlich feinkörniger Sand an. Er ist ferner von zahllosen feinen Röhrchen durchsetzt, die ihn sehr porös machen. Die Röhrchen rühren von Gräsern her, die durch den Löß hindurchgewachsen und schließlich vermodert sind. Denn der Löß ist nicht im Wasser abgelagert, sondern hat sich auf dem Lande gebildet, indem der Wind zu einer Zeit, als unsere Heimat sehr trocken war und einer weiten Steppe glich, ungeheure Wolken von Staub und Sand über sie dahinjagte und den Lehm an geschützten Stellen, namentlich in Tälern und Hängen, auf- häufte. In dem Löß finden sich ganz kleine weiße Schnecken, noch kleiner als ein Stecknadelkopf. In dein ganzen Tale bis hinter Rüdigs- dorf ist in den Tälern und an den Berghängen zu beiden Seiten des Weges Löß abgelagert, ebenso findet er sich im Borntale und zwischen Nordhausen und Himmelgarten am Leimbacher Wege. Der Löß- oder Lehmboden zeichnet sich durch außerordentliche Fruchtbarkeit aus. C. Geschichtsbilder. 1. Die Besievelung unserer Heimat. 1. Angehörige verschiedener deutscher Stämme ließen sich nach und nach in unserer Heimat nieder. Südlich und nördlich vom Harze und westlich bis an die Weser wohnten die Cherusker; diese gingen später in dem Sachsenbunde auf. Vou Süden her drangen die Hermunduren vor, die ganz Thüringen einnahmen und später nach Vermischung mit anderen Stämmen, z. B. mit den Angeln, den Hauptbestandteil der Thüringer bildeten. Auf dem fruchtbaren Boden der Flußtäler ent- standen die ältesten Wohnorte, wie Lohr-a, Nohr-a, Trebr-a. Der End- buchstabe „a" ist eine Abkürzung von „aha" und bedeutet Wasser. Im Helme- und Zorgetal endigen die alten Ortsnamen durchweg auf „ingen" oder „nngen, wie Schiedungen, Bliedungen, Gratzungen, Pützlingen, Groß- und Klein-Wechsungen, Hörningen, Cleisingen. Vielfach sind diese Silben mit Personennamen verbunden und bedeuten alsdann, daß den Nach- kommen der betreffenden Person die Ansiedlung eigen war. Häufig er- scheinen sie auch in Verbindung mit Flußnamen, wie: Bodungen = die Ansiedlung oder das Eigentum an der Bode, oder: Haserungen = das Eigentum oder der Besitz an der Hafer. Im Wippertale endigen die alten Dorfnamen auf „leben": Pustleben, Wollersleben, Rüxleben; auch die

9. Unsere Heimat - S. 87

1914 - Halle a.d.S. : Schroedel
— 87 — beiden Dörfer Ober- und Mitteldorf hießen früher Ober- und Nieder- roldisleben; weiter nördlich kommt diese Endung nur noch bei zwei Dorfnamen vor, bei Gudersleben und Woffleben. Die Endung „leben" ist dem Thüringer Stamme eigentümlich; sie hat eine ähnliche Bedeutung wie unser Wort „bleiben", bezeichnet also einen Besitz, der einem Manne oder einem Geschlechte bleibt, ihm erblich gehört. Die Namen auf „stedt" und „Hausen" bezeichnen den Ort oder die Stätte, wo jemand sich angesiedelt oder ein Hans gebaut hat. Der Anfang der Orte Groß- und Klein-Werther reicht in die Zeit zurück, wo der kleine Höhenzug zwischen Werther und Sundhausen noch wie eine Insel oder ein Werder aus dem See oder dem Sumpfe hervorragte. 2. Die Zahl der Bewohner war bald so angewachsen, daß nicht genug Land zum Ackerbau vorhanden war. Es mußte neuer aubau- fähiger Boden geschaffen werden. Dies geschah, indem man Wald urbar machte und die Bäume ausrodete. Die Orte, die auf solchem Boden entstanden, sind daran kenntlich, daß sie auf „rode" endigen. Der erste Teil des Ortsnamens enthält sehr häufig den Namen desjenigen, der den Wald für den Anbau urbar gemacht und sich dort eine Wohnung gebaut hat, z. B. Branderode = Rodung des Hadnbrand, Immen- rode — Rodung des Jmmo, Günzerode = Rodung des Gunzelin. Diese Rodedörfer liegen meist auf der Höhe, seitab von den Flüssen und waren bei uns sehr zahlreich; viele von ihnen sind jedoch wieder ein- gegangen, weil der Boden, auf dem sie standen, zu unfruchtbar war. Eins davon, Bleicherode, dessen Ursprung auch in diese Zeit fällt, ist dagegen zu einer Stadt angewachsen; der Name bedeutet „Rodung des Blicho". 2. Die Gaueinteilung unserer Heimat. Die älteste Benennung unserer Heimat war „Helmegau". Er hat seinen Namen von der Helme und umfaßte das ganze Tal dieses Flusses. Im Osten reichte er bis Wallhausen, im Westen bis Tettenborn, im Norden bis über Benneckenstein hinaus, und im Süden bildete der Kyffhäuser und der Höhenzug der Windleite mit Paßberg und Schern die Grenze. Der südliche Teil unserer Heimat, das Wippertal, bildete den Wippergau, und die Südwestecke, westlich von Bleicherode und Werningerode, gehörte zum Ohmfeldgau; der Höhenzug westlich von Kehmstedt bildete hier die Grenze zwischen Helme- und Ohmfeldgau. 3. Der Königshof Heinrichs l. in Nordhausen. König Heinrich I. besaß in der Umgebung Nordhausens, das damals noch ein kleines Dorf am Frauenberge war. große Ackerflächen. Diese wurden von einem Hofe aus bestellt, der auf einer Anhöhe nord-

10. Unsere Heimat - S. 71

1914 - Halle a.d.S. : Schroedel
— 71 — hat etwa 3000 Einwohner, verdankt seinen Aufschwung der günstigen Lage am Rande des Harzes, die es zu einem Badeort gemacht hat (vergl. S. 61). Benneckenstein ist die jüngste Stadt im Kreise; im 14. Jahrhundert war hier eine Burg der Grafen von Honstein. Die Grafen hielten sich hier vielleicht der Jagd wegen auf, da Benneckenstein mitten im Harze liegt. Auch Bergbau wurde in der Nähe betrieben, und Eisenhütten erstanden hier, so z. B. in Sorge und Voigtsfelde. Noch lange blieb Benneckenstein dann ein Dorf; erst im Jahre 1741 erhob Friedrich d. Gr. den Ort zu einer Stadt. Jetzt hat Bennecken- stein etwa 3500 Einwohner. Durch seine Lage ist es zum Kur- ort geeignet (vergl. S. 60). Das größte Dorf ist Salza, das kleinste Steinsee. 3. Bodengestaltung. Der Kreis bildet ein Hügelland. Er wird von Westen nach Osten durchzogen von der Hainleite und der Windleite, und im Norden reichen die Berge des Harzes in den Kreis hinein. Im Westen treten die Höhen des Eichsfeldes in das Gebiet uusres Kreises. Die Eichsfeldische Pforte bildet den Eingang zum Eichsfelde. Der Dün als die Fortsetzung der Hainleite nach Westen einerseits und die Bleiche- röder Berge mit ihren Fortsetzungen, Hasenburg und dem Ohmgebirge, andererseits gehören schon zum Eichsfelde. Von erhöhten Punkten bei Nordhausen, z. B. vom Harzrigi, lassen sich diese Höhen gut überschauen; besonders fällt die Eichsfeldische Pforte auf und ganz im Westen der treppensörmige Absatz des Ohmgebirges, die Hauröder Klippen, nach dem Dorfe Hauröden, das darunter liegt, benannt. Zwischen den Höhen haben Flüsse ihre Talfurchen gezogen. Zwischen Harz und Windleite fließt die Helme (Nebenflüsse: Salza, Zorge und Tyra), zwischen Windleite und Hainleite die Wipp er (wich- tigster Nebenfluß die Bode) und vom Südabhang der Hainleite die Helb e. 4. Bodenbenutzung. Der größte Teil des Grund und Bodens wird für den Ackerbau benutzt und ist in dem Besitz der Bevölkerung. Ein Teil gehört dem Staat und wird von den königlichen Domänen in Clettenberg, Amt Lohra, Günzerode, Kleinfurra, München- lohra und Salza verwaltet. In den Talniederungen der Helme und Wipper ist der Boden sehr fruchtbar, weniger ergiebig ist er die Höhen hinan. Man baut Weizen, Roggen, Gerste, Hafer, Hülsenfrüchte, Kar- toffeln, Klee und in den fruchtbaren Niederungen auch Zuckerrüben. Auch an Waldungen ist der Kreis reich; herrliche Buchenwälder sind auf der Hainleite, den Bleicheröder Bergen und dem Kohnstein. Die Waldungen gehören teils einzelnen Personen, teils den Gemeinden, teils dem Staate; die Königlichen Forsten stehen unter der Verwaltung der Oberförstereien Benneckenstein, Lohra und Königstal. Wertvolle Schätze birgt der Boden. Die Gipsberge bei Ellrich haben eine ausgedehnte Fabriktätigkeit hervorgerufen, und tief unten in
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