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27. Die rheinischen Ebenen,
u. Das niederrheinische Tiefland. Das Mündungsland
des Rheins, der Maas und der Schelde und die holländische Halb-
insel bilden sehr niedrige, zum Theil selbst unter dem Meeres-Ni-
veau liegende, von vielen Flußarmen und zahlreichen künstlichen
Wasseradern netzförmig durchschnittene, fruchtbare, aber waldlose Nie-
derungen, welche theilweis dem Wasser durch Menschenhand abge-
wonnen und nur durch künstliche Eindeichungen gegen die Fluthen
des Meeres und der Ströme geschützt sind (Marschland). —
Die obere Schelde und ihre Nebenflüsse bewässern dagegen ein
wellenförmiges, höchst fruchtbares, theilweis bewaldetes Gelände, wel-
ches den benachbarten Gegenden der französischen Tiefebene gleicht.
Auch am Rhein, ebenso im O. dieses Stromes, überall im südlichen
Theile des Tieflandes, am Fuß der umwallenden Gebirgshöhen sehr
reiche, gesegnete Landschaften. —1
Im Norden der Lippe dagegen, in den Umgebungen der Ems
und Maas, in den mittleren Gegenden der Tiefebene, gleichen die
Landschaften den benachbarten des germanischen Tieflandes. Hier
finden sich, zwischen dem Kulturboden, weite Moorstrecken und step-
penartige, sandige Haideflächen, aber eigentliche Waldungen fast eben
so wenig, als in den oben beschriebenen Marsch-Gegenden. —
Die Wasserwege sind ungemein zahlreich; sie bilden in den
Marsch- und Moorgegenden fast die einzigen Kommunikationen. —
Die Schelde ist durch Kanalisation fast von ihrer Quelle an
schiffbar; ihre Nebenflüsse sind ebenfalls durch Natur oder Kunst zu
beschissen, und ein sehr viel verzweigtes Kanal-System setzt die
obere Schelde und ihre linken Nebenflüsse, die Kanäle von Gent
die untere Schelde mit dem Meere, der Kanal von Brabant die
Rüpel mit der Sambre in Verbindung. — Die Maas, welche
von Maestricht abwärts keinen einzigen schiffbaren Fluß empfängt,
ist bis zu ihrem Delta von viel geringerer Bedeutung. Hier aber,
so wie auf der holländischen Halbinsel, ein Labyrinth von Wasser-
straßen; die wichtigste unter den künstlichen führt von Rotterdam
nach Amsterdam, von wo der für Seeschiffe geeignete große Nord-
Kanal zum Helder geht. —
b. Der Rhein, der wichtigste und wasserreichste Strom des
Niederlandes und ganz West-Europa's, giebt zwar den größten
Theil seiner Gewässrr an die Maas, trägt aber bis Köln See-, bis
Straßburg (Basel) Flußschiffe, vermittelt also den Verkehr des in-
ner» Landes mit dem Meere, und hat das entwickeltste und eben-
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4
ihm von Gott verliehene geistige Ausrüstung, die ihn allein
unter allen Geschöpfen der Erde zur Sprache und Religion,
zum selbstbewußten Denken und selbstbewußten Handeln befähigt,
von der Thierwelt, der er nur mit seinem sterblichen Leibe an-
gehört. —
2. Die gesammte Menschheit bildet daher, — der nach
ihren Organisations-Verschiedenheiten in zahlreiche Klassen und Ord-
nungen, Gattungen und Arten zerfallenden Thierwelt gegenüber, —
eine untrennbare Einheit, eine einzige Gattung. —
3. Dennoch ist kein Mensch dem andern vollkommen gleich,
weder in Bezug auf die geistige Ausstattung, noch in Bezug auf
die körperliche, — auf Gestalt, Gesichtsbildung, Haut- und
Haarfarbe rc. rc.
Innerhalb dieser großen Mannigfaltigkeit begegnet man indeß
so großen Aehnlichkeiten und zugleich so auffallenden Verschieden-
heiten, daß man, — indem man vorzugsweise die körperlichen
Eigenthümlichkeiten, als die augenfälligsten, ausfaßt, — zu einer
Klassisizirung des Menschengeschlechts veranlaßt worden ist, die man
die „Racen-Eintheilung" zu nennen pflegt. — Weil aber jene
Verschiedenheiten eine große Mannigfaltigkeit der Erscheinungen dar-
bieten, so hat man bald eine größere, bald eine geringere Zahl
von Gegensätzen zu entdecken geglaubt, und deshalb, — ziemlich
willkührlich, — bald mehrere, bald wenigere „Racen" oder (besser)
Abarten (Varietäten) gezählt, und zwar
nach Blumenbach fünf: nach Cuvier drei:
1) Die kaukasische oder indisch- 1) die kaukasische, die weiße,
europäische,
2) die mongolische od. asiatische,\
3) die malayische od. australische,! 2) die asiatisch-amerikanische,
4) die amerikanische, ) die braune,
5) die äthiopische oder Neger- 3) die äthiopische,
Race. die schwarze.
4. Die kaukasische Race hat eine fleischbarbige, auch
bräunliche Haut, verschieden gefärbte, lange, dichte, weiche, zuwei-
len gelockte Haare, starken Bart, ein länglich-rundes Gesicht, einen
eiförmigen Schädel und einen ebenmäßigen, kräftigen, oft hohen
Wuchs.
5. Die mongolische Race, mit weizengelber oder schmutzig-
brauner Hautfarbe, dünnem, struppigem, schwarzem Haar und
Bart, schrägstehenden, eng-geschlitzten, kleinen Augen, plattem
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5
Gesicht, breiter Nase, hervorragenden Backenknochen, würfelartigein
Schädel, gedrungenem, knochigem, häufig unschönem und niedri-
gem Wüchse.
6. Die malayische Race. Sie hat eine braune, mehr
oder minder dunkle Hautfarbe, dichtes, weiches, gelocktes oder schlich-
tes schwarzes.haar, eine breite Nase, großen Mund, einen oben
gewölbten, an den Seiten eingedrückten Schädel und einen wohl-
geformten, meist kleinen Körperbau.
7. Die amerikanische Race. Ihre Hautfarbe ist der des
angelaufenen Kupfers ähnlich; die Haare sind schlicht, straff und
glänzend schwarz, der Bart ist schwach und fehlt oft ganz, das Ge-
sicht breit, an den Schläfen eingedrückt, mit hervortretenden Backen-
knochen und scharfgezeichneter Nase, der Körperbau fast kaukasisch.
8. Die äthiopische Race, mit mehr oder minder schwar-
zer Hautfarbe, meist wolligem, hartem, kurzem, schwarzem Haar,
mehr oder minder dichtem Barte, aufgestülpter Nase, dicken Lippen
und Augenlidern, flachem Hinterkopfe und vorstehendem Kiefer.
Doch giebt es auch Neger von glänzend schwarzer Farbe und sonst
fast ganz europäischer Gesichtsbildung. Eben so verschieden ist der
Körperbau.
9. Uebergangsarten und Mischlinge. — Es steht über-
haupt kein einziges Kennzeichen irgend einer Varietät so fest, daß
es nicht auch in den anderen angetroffen würde. Daher Neger,
Malayen und Amerikaner mit kaukasischer, — Kaukasier mit äthio-
pischer oder mongolischer Gestalt und Schädelbildung, schwarze Ma-
layen (Austral-Neger, Negritos), weiße Mongolen rc. —
So wie das Klima nirgend plötzlich wechselt, sondern sich
nur durch allmählige Uebergänge abstuft, so verhält es sich etwa
auch mit den körperlichen Verschiedenheiten der Menschengeschlechter,
ohne daß eben beide Erscheinungeu gleichmäßig mit einander fort-
schritten. — Und so wie die weiten ozeanischen Räume der Erde
die Landmaffen trennen und ihren physischen Zusammenhang unter-
brechen: ebenso finden sich auch in der Stufenfolge menschlicher Bil-
dungen nicht alle Mittelglieder vor.
Durch die Verheirathung der Kinder verschiedener Racen ent-
stehen noch heute Mittelschläge in Farbe und Gestalt. (Die Kinder
eines kaukasischen Vaters und einer Negerin [ober umgekehrt^ Mu-
latten, die eines Kaukasiers und einer Amerikanerin Mestizen
oder Metis, die eines Negers und einer Amerikanerin Zambos
oder Chinos u. s. w.). — Dies ist aber auch die einzige Art und
■
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83
Nord- und Mittel-Asien ab. — Vegetirende Völkerschaften im
Innern der süd-asiatischen Gebirge. —
5. Die asiatischen Staaten sind fast ohne alle politische
Bedeutung, weil sie sich entweder von jeder Berührung ausge-
schlossen haben, wie China und Japan, oder weil sie zur Ohn-
macht herabgesunken sind, wie Persien, Indien und die Lürkenherr-
schaft, oder weil die Staatsverhältnisse noch wenig entwickelt sind,
wie bei allen Nomaden und Halb-Nomaden. Die Staatsform der
asiatischen Reiche ist von jeher despotisch gewesen; sie ist cs noch
bei allen ansäßigen Völkern Asiens. Die patriarchalische Form der
Gesellschaft finden wir dagegen bei allen Nomaden, sofern sie nicht
zu einem festeren Staatsverbande und damit auch zum Despotis-
mus gelangt sind.
6. Alle wichtigeren Religionen der Erde sind in Asien entstan-
den; aber die monotheistischen haben sich dort entweder, wie die
christliche und mosaische, nur kümmerlich, oder, wie die muhameda-
nische, nur durch das Schwert und ihre orientalischen Formen behaup-
tet. Herrschend sind, außer dem Islam, nur polytheistische Reli-
gionen: der Brahma- und Buddha- (Lama-) Dienst und die Lehren
des Konfu-tse. Ihnen gehört der Osten, der Süden und die Mitte,
dem Islam der Westen und theilweise der Süden des Erdtheils;
im Norden rohes Heidenthum. — Nur in Armenien, Syrien,
Kurdistan und Indien finden sich wenige Bekenner ureinheimischer
christlicher Sekten, in Indien, den asiatischen Inseln u. a. O. we-
nige, durch europäische Missionen Bekehrte, und in Sibirien breitet
sich die griechische Kirche aus. — Zoroasters Lehre hat nur noch
wenige Anhänger in Persien und den Nachbarländern. — Die Ge-
sittun g und Volksthümlichkeit der Asiaten steht mit ihren
religiösen Zuständen in engster Verbindung.
Ii. Das Reich der osmanischen Türken.
A. Topische Verhältnisse.
7. Lage, Bestandtheile und Flächeninhalt:
а. Europäische Türkei...................... 9300 idmln.
Unmittelb. Besitz . . . 6700 fmln.
Vasallen-Länder . . . 2600 -
б. Asiatische Türkei...................c. 25000 -
c. Afrikanische Vasallenländer . . . . c. 30000 -
Das türkische'reich c. 64300 sumln.
6 *
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Extrahierte Ortsnamen: China Japan Indien Asiens Asien Armenien Syrien Kurdistan Indien Indien Sibirien Persien
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berne „Aufklärung," Kultur der auf materiellen Gewinn gerichteten Wissens-
zweige; vorwaltenb realistisches Streben (sowohl in den Volksschulen als in den
höheren Lehranstalten); enge, selbstsüchtige Teubenzeu im erfolgreichen Kampfe
mit der alten Schweizer-Tugend und Herzeusgesundheit; bedrohliche Gährung in
allen gesellschaftlichen u. politischen Beziehungen u. Verhältnissen. —
54. Nahrungszweige. Fast J/4 des Schweizer Bodens ist llnland.
Daher in allen Alpen-Kantonen und den höheren Jura-Gegenden der
Ackerbau aus geringe Strecken beschränkt; aus den Alpen dagegen ein eigenthüm-
liches, auf Rinderzucht und Milchwirthschaft und die Natur des Hochgebirges
gegründetes Hirieulebeu, — Jagd und Fischerei; — Gewerbthätigleit nur in
Glarus, St. Gallen und Appenzell, so wie in den Jura-Thälern. — Dagegen
in der Schweizer Ebene sorgfältiger, sehr gesegneter Ackerbau, der indeß das
Getreidebedürsniß der Schweiz noch nicht zum dritten Theil deckt, — Weinbau
an den nördlichen See- und Flußufern, allgemein sehr blühender Obstbau und
eine große industrielle Thätigkeit in den Kantonen Thur- und Aargau, Zürich,
Basel und Gens. — Sehr gewinnreicher Handels - und Reiseverkehr, begünstigt
durch eine große Zahl trefflicher Land- und Wasserstraßen. —
55. Politische Verhältnisse. — Die 22 Kantone bilden einen Bund
(die Eidgenossenschaft) souverainer Staaten mit vorherrschend demokratischer Ver-
fassung; nur Vienenburg erkennt die Oberhoheit eines Fürsten. Mehrere Kan-
tone (Unterwalden, Appenzell, Basel) zerfallen in sich wiederum in zwei, Grau-
bündeu in drei selbstständige Staaten, welche jedoch bei der „Dagsatzung, "
der ans den Abgeordneten der Kantone zusammengesetzten Behörde für die Lei-
tung der gemeinsamen Angelegenheiten, nur je Eine gemeinschaftliche Stimme
haben. — Die Tagsatzung versammelt sich abwechselnd in einem der drei „Vor-
orte" (Zürich, Bern, Luzern), dessen Abgeordneter daun die Leitung der Ver-
sammlung übernimmt. — Kein gemeinsames Finanzwesen, doch eine gemein-
same Krlegs verfassu ii g (Bundesheer, Landwehr), gegründet aus die allge-
meine Wehrpflichtigkeit jedes waffenfähigen Schweizers.
Vi. Die skandinavischen Königreiche Dänemark,
Schweden und Norwegen.
A. Topische Verhältnisse.
56. Lage, Grenzen, natürl. Beschaffenheit dieser Län-
der (wie oben!). —
57. Bestandtheile und Flächeninhalt:
I. Die dänische Monarchie umfaßt in Europa 2851 lumln.,
und besteht aus
a. b. Königreich Dänemark, dieses aus
den dänischen Inseln — 235 sumln.) w
und Jütland . . . = 426 - J U ¿
b. d. Herzogthum Schleswig . . . 164 -
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45
den Bewohnern der größeren Hafenstädte und in d. Küstengegenden gefunden wird«
— Aehnlichkeiten und Verschiedenheiten der skandinavischen und deutschen, — der
dänischen, schwedischen und norwegischen Volksthümlichkeit. —
63. Nahrungszweige. Die Laudwirthschaft ist in Dänemark,
ebenso in den südlichen Gegenden, doch auch in geschützten nördlichen Thälern d.
skandinavischen Halbinsel Haupterwcrbsquelle; sie ist indes nur in den deutschen
Herzogthümern, im östlichen Schleswig und im südlichen Schweden einigermaßen
vorgeschritten, wird nur hier und auf den dänischen Inseln durch den Boden be-
günstigt. In dem westlichen größeren Thcile der jütischen Halbinsel verweisen
weite Sand- und Haideflächen auf die Schafzucht, das Marschland der Küsten
dagegen auf die der Rinder und Pferde, welche letztere beide jedoch nur im
Holsteinischen von besserer Art sind. Auf der skandinavischen Halbinsel wird die
Ausbreitung des Ackerbaus durch die eigenthümliche Bodenbeschaffenheit (selbst
der ebeneren Gegenden), durch klimatische Verhältnisse und den Mangel an
Menschenhänden und Kommunikationen erschwert. Hier großartige, doch ungere-
gelte Waldw irthschaft, namentlich in Schweden (da das ganze Land ein un-
geheurer Wald mit wenigen beackerten Lichtungen); — außerdem gewähren Vieh-
zucht, Bergbau und Jagd (auf Pclzthiere und Eidergänse) im Gebirge,
Seehandel (vorzüglich mit Holz, Eisen, Kupfer), R Hede re i und Fischerei
an den Küsten die Aushülfe, die der Boden versagt. — Die Lappen weiden
Rcnnthier-Heerden, fischen, jagen, und treiben seltener auch Acker- und Berg-
bau. — Auch N. - Jütland nährt sich vorzugsweise von Viehzucht und Fische-
rei. — Dies sind gleichfalls die ersten Erwerbsquellen auf den noch ärmeren
Färöer und Island, wo Ackerbau fast ganz fehlt, und der Handel mit dem Er-
trag des Fischfanges und Robbenschlages, mit Eiderdauncn und Moos nur küm-
merlichen Gewinn bringt. — Die Industrie ist in allen drei Staaten von ge-
ringem Belang; am vorgeschrittensten in Seeland und Holstein und den großen
Städten Skandinaviens; der einst blühende Handel Dänemarks jetzt nur von
mäßiger Erheblichkeit, von größerer die Rhederei. Es fehlen dem Innern
aller drei Staaten gute Straßen und den Küsten Jütlands und Rorrlands gute
Häsen. (Wichtigkeit der großen Wasserstraßen des Götha- und Eyder-Kanals.)
64. Staatseinrichtung. — In Dänemark hat der (in männl. und
weibliche Linie erbliche) König den Provinzial-Landständen Einfluß auf
die Gesetzgebung eingeräumt. Die Verwaltungsweise ist sehr zusammenge-
setzt. Das Land he er steht an innerer Güte der Seemacht nach, welche letz-
tere indeß an allgemeiner Bedeutung sehr verloren hat. —
Schweden und Norwegen haben Einen König, bilden aber zwei
getrennte Gemeinwesen. Die monarchische Gewalt des Königs ist in Schweden
durch die Neichsstände, in Norwegen durch den Stört hing sehr beschränkt.
— Geordnete Verwaltung. — Die Kr ieg s v er fass» ng in beiden Ländern
den Bedürfnissen und ökonomischen Verhältnissen wohl angepaßt. In beiden
Ländern nur wenige 1000 M. stehenden Truppen; in Schweden Militair-Kolo-
nien (Jndelt-Rgmtr.) und die National-Reserve; in Norwegen Beurlaubungs-
und Landwehr-System, allgemeine Dienstpflichtigkeit mit Ausnahme der Hand-
werker und Kaufleute. Die Seemacht ist in beiden Ländern, mittelst einer
großen Zahl von kleinen Fahrzeugen (Skären-Flotte), mehr auf die Vertheidigung
der Küsten, als auf auswärtige Erpcditionen berechnet. —
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109
Unter den Ureinwohnern sind aber etwa 1'/, Millionen Indios bravos, und
unter den Negern fast die Hälfte Sklaven, meist in Venezuela, während die
meisten andern Staaten die Sklaverei abgcschafft haben. —
Die allgemein verbreitete Sprache ist die spanische; außerdem wird auch
das Quichua in beiden Peru ic., selbst von Weißen, vielfach gesprochen.
26. Religion und Gesittung. — Die katholische Religion ist un-
ter den Kreolen allgemein; die Ureinwohner sind, mit Ausnahme der Indios
bravos, mehrcntheils getauft; eben so die anderen Farbigen und Neger. Die
Gesittung steht leider auch hier, wie-in den niittel-amerikanischen Staaten, auf
einer sehr niedrigen Stufe, denn die Geistlichkeit ist im Allgemeinen weder ge-
achtet noch achtungswerth, das Schulwesen sehr vernachlässigt und der gesell-
schaftliche Zustand fortwährend unsicher. —
27. Nahrungsquellen. Die überall durch Boden und Klima begün-
stigte Landwirthschast liefert, ungeachtet des allgemein höchst nachlässigen
Betriebes, sehr reiche Erndten an tropischem und europäischem Getreide, sowie,
mit Ausnahme der peruanischen Staaten, an Kolonialwaren aller Art, an
Baumwolle, Indigo, Tabak u. s. w. Auch spielt überall die Viehzucht eine
sehr bedeutende Rolle, ganz besonders in den Pampas, wo verwilderte Heerden
von Rindern und Pferden von ihren ebenfalls verwilderten kreolischen Hirten
(Gauchos) mehr gejagt als gehütet werden; in Peru und Chile Zucht der ein-
heimischen Hausthiere (Llama, Vicuña, Paco). — Der einst so wichtige Berg-
bau ist in den süd-amerikanischen Staaten fast eben so gesunken, als rn Meriko;
doch bildet er in den Anden-, besonders in den peruanischen Staaten, noch im-
mer einen sehr bedeutenden Erwerbszweig, und die Masse der dort (meist durch
Fremde) gewonnenen edlen und unedlen Metalle ist sehr ansehnlich. — Der
Handel mit den überflüssigen rohen Produkten ist, ungeachtet der vielfachen
Fesseln, welche ihm die politische Zerrüttung dieser Staaten und der Mangel an
guten Kommunikationen anlegen, noch immer sehr bedeutend, doch wegen des
fast gänzlichen Mangels an Gewerbthätigkeit kaum vvrtheilhaft.
28. Staatseinrichtungen. Die politischen Verfassungen dieser
Länder sind durchgängig republikanisch, dem Namen nach sogar meist mehr
oder minder demokratisch; da indeß die Aristokratie der Farben und
der Selbstsucht, hier wie in Meriko, nicht abgeschafft ist, so ist die republika-
nische Tünche nur höchst oberflächlich, — und da der politische Gährungsprozeß
nirgend, am wenigsten am La Plata und Uruguay, beendigt scheint, so läßt
sich auch über die Form des gesellschaftlichen Zustandes nichts Bestimmtes bei-
bringen. Am festesten scheint derselbe in Chile, wo eine der nord-amerika-
nischen ähnliche Verfassung eingeführt ist.
6) Die ehemals portugisischen Besitzungen:
Das Kaiserthum Brasilien.
A. Topische Verhältnisse.
29. Lage, Grenzen, Beschaffenheit (wie oben!).
30. Flächeninhalt -- 125000 ssmln.
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Extrahierte Personennamen: Paco)
Extrahierte Ortsnamen: Venezuela Peru Peru Chile Vicuña Meriko La_Plata Uruguay Chile Brasilien
65
Guyana, Bourbon und die westindischen Besitzungen haben Plan-
tagcnwi'rthschaft, und handeln nach dem Mutterlande mit Kolonialwaaren und
Gewurzen aller Art; namentlich sind die antillischen Inseln in dieser Beziehung
von besonderer Wichtigkeit, weniger Guyana, wo es noch an Kolonisten und Ver-
breitung deö Anbaues fehlt. — Die Kolonie am Senegal, ursprünglich eine
bloße, des Gummi-Handels wegen gegründete Faktorei, erzeugt jetzt aus dem
erworbenen Landbesitz vorzüglich Baumwolle und Indigo. — Die ostindischen
Niederlassungen haben vorzugsweise Handelszwecke, und sinken mehr und mehr
in ihrer Bedeutung. — Auch die des Stockfischfanges wegen gegründeten Sta-
tionen auf St. Pierre und Miquelon haben nur eine untergeordnete Wich-
tigkeit. — Algier, dessen fruchtbarer Boden reiche Erndlcn an Getreide, Reis,
Datteln, Südfrüchten u. s. w. zu geben, wegen seiner kriegerischen Eingcbornen
aber mehr eine Schule für den Soldaten, als eine Goldgrube für den Kaufmann
zu werden verspricht, entbehrt bis jetzt noch einer hinreichenden Zahl von Kolo-
nisten und vorzüglich hinreichender bürgerlicher Sicherheit, ohne welche jene nicht
gedeihen können. — Jüngst sind indcß in dieser Beziehung merkliche Fortschritte
gemacht worden.
Iii. Die Königreiche Spanien und Portugal.
A. Topische Verhältnisse.
14. Lage, Grenzen und Landesbeschaffenheit. (Vgl.
die Charte und die betreffenden §§. der 1. Abth.)
15. Flächeninhalt, Bestandtheile, Eintheilung und
Wohnplätze. — Spanien umfaßt 8700, Portugal 1900 sshm. —
Spanien besteht aus den Ländern:
A. der Krone Castilien (die Mitte des Landes mit dem nörd-
lichen Küstensaume), nämlich:
а) dem Königreich Neu-Castilien (5 Provinzen) mit den
Städten Madrid (noooo Ew.), Hauptstadt des ganzen Landes, Sitz der
Negierung; Toledo, U., Alm a den, Alcala, U., Aranjucz;
d) dem Königreich Alt-Castilien (6 Prov.); Burgos, Se-
govia, S. Ildefonse, Escorial, Santander, H., F.;
e) dem Königreich Leon (5 Prov.); Valladolid, U., Sala-
manca, u., Zamora, Ciudad Rodrigo, F.;
б) dem Fürstenthum Asturien (I Prov.); Oviedo, u.;
e) dem Königreich Galizien (4 Prov.) ; S. Jago de Com-
postella, U., Coruna, H., F., Ferrckl, K.-H., F., Lugo;
f) Estremadura (2. Prov.); Badajoz, F., Caceres, Alcan-
tara, F. ;
g) den Königreichen Sevilla, Cordova, Jaen (Andalu-
sien) und Granada (8 Prov.); Sevilla (90000ew.), U., Cadiz,
F., K.-H., G ra nada, U., Ma lag a, H., Cordova, Jerez de la
Frontera, Ecija, Almeria, Anteguerri, Aaen, Andujar, Loja, Ronda,
Palos, H., Baylen;
Ih. 7te Stufi,
5
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-
y
dahin gehörige Material nur tabellarisch behandelt werden konnte,
weil ihre eigentlich wissenschaftliche, ihre belebende Seite, in einer
dritten Abtheilung beleuchtet werden sollte: so ist es schon dadurch
klar, warum auch in der betreffenden Abtheilung der vorlie-
genden Schrift fast nur ein nacktes Gerüst der Völkerkunde ge-
geben wird. Wem dies nicht genügt, und wer sich demnach über
die Magerkeit dieser Abtheilung beklagt: der möge erwägen, daß
gerade die Fruchtbarkeit der Völkerkunde in der Darlegung der ge-
genseitigen Bedingung der historischen und geographischen Verhält-
nisse eines Landes, in der Nachweisung des Zusammenhangs der
Natur und der Menschheit, des Landes und Volks-Charakters be-
stehe, daß eine solche Nachweisung nicht füglich gedacht werden
könne ohne umständliche Auseinandersetzungen, lebendige Erörte-
rungen des früher angeeigneten Materials, selbst nicht ohne allen
Schmuck der Diktion. — Dies Alles würde über den Umfang die-
ses Leitfadens hinausgeführt haben, denn mit locker verbundenen
Stichwörtern konnte dem weitläuftigen, und bisher leider so wenig
angebauten Felde keine lebendige Frucht entlockt werden. — Der
freien Geistes-Thätigkeit des Lehrers ist daher hier ein weiter Spiel-
ranm gelassen; sie ist hier wie überall beabsichtigt worden: denn
nur durch diese kann aus dem trockenen Gerüste, welches den Schü-
lern an sich wenig Freude gewährt, ein wohlausgebautes, reich ge-
schmücktes, symmetrisch verziertes Gebäude werden, dessen Theile
sich wechselseitig stützen und tragen, und in welchem die jungen
Seelen sich um so heimischer und behaglicher fühlen, je deutlicher
und bestimmter ihnen die Geheimnisse des großen Baues offenbart
werden.
Minden, den 30. April 1834.
Der Verfasser.
Bemerkung. Zch benutze diese Gelegenheit, um die Schulwelt hier
auf den von dem Herrn v. Liechtenstern zu den „Grundzügen re."
herausgegebenen Schul-Atlas aufmerksam zu machen, der mir sowohl
beim Gebrauch der Grundzüge, als des vorliegenden Leitfadens, nicht al-
lein wegen seiner Billigkeit, Sauberkeit und naturgemäßen Darstellungs-
weise, sondern auch wegen der Vermeidung jedes für den Elementar-Un-
terricht störenden Details vor vielen ähnlichen Werken empfehlenswerth
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(der Staats-) Kirche zugethan. — Die Gesittung der Russen ist im Steigen,
entbehrt indeß, selbst im europäischen Th eile des Reichs, in vielen Bezie-
hungen des christlich-europäischen Gepräges; erscheint häufig nur als eine dünne
Tünche äußerlicher Civilisation ans hyperboräischer Barbarei, um so mehr als
die höheren Stände zwar talentvoll und theilweis wohl unterrichtet, aber im All-
gemeinen ohne lebendige Begeisterung für Recht und Wahrheit sind, als bei
den unteren Bollsklassen eine befriedigende religiöse Erziehung und hinreichender
Schulunterricht fehlt, wenngleich dieser an Ausbreitung zu gewinnen scheint.
Am gefördertsten sind die Ostseeländer.— National-Charakter der Russen,
verglichen mit dem der anderen Slaven, der romanischen und germanischen Völ-
ker. — Unter die dem Reich cinvcrleibten Barbaren, in die Länder nördlich und
fenfeit des- Kaukasus, sowie in die weiten sibirischen Ebenen haben die Russen'
wo es ihr Vortheil verlangte, auf ihre nationelle Weise einige Körnlein europäi-
scher Kultur, nach Sibirien zum Theil durch Missionen, zum Theil aber auch
durch das bedenkliche Mittel der Verbrecher-Kolonien, verpflanzt. —
10. Nahrungsquellen und Lebensweise. Der vorzüglichste Er-
werbszweig der großen Mehrzahl der Bevölkerung, der Ackerbau, wird durch
die weite Ausdehnung des Steppenbodcns und den Einfluß des ungünstigen Kii-
ma's beschränkt. Durch Beides wird die Lebensweise der Einwohner bestimmt.
Man unterscheidet daher die Zonen: I) der Fischer und Jäger, zu beiden
Seiten und im N. des nördlichen Polarkreises, mit ewigem Schnee und Moos-
steppen und wenigen schweifenden Einw.; 2) der nördlichen Rouladen oder
der Wälder, der Heerdenzucht und ees beginnenden Ackcrbau's, südw. der vorigen
bis zu einer von ,der Dwina- zur Jrtysch-Mdg. und zum K.lopatka gezogenen Linie,
mit c. l‘/2 Milk, meist nomadisirenden Bcw. und einzelnen Winterdörfern; 3)
des Kulturlandes und fester Wohnsitze (nördl., südl. Landstrich des Feld-
bau's), in Rußland zwischen der obigen Linie und dem 48."N.b., in Sibirien
auf d. Thalgründe beschränkt, mit mehr als 50 Mill. Menschen in Städten und
Dörfern; 4) deö südlichen Steppen- und Nomadenlandes, südw. bis
zu den Meeresgestadcn und den nord-kaukasischen Vorbergen, mit hie und da vor-
kommender. Kultur südl. Nahrungspflanzen, wasserarmen Salzsteppen, wandernden
Zeltdörfern, einzelnen Kolonien und zahlreichen (Küsten-) Städten, und c. 4 Mill.
Menschen; — 5) der trans-kaukasischen Natur mit halb-wildem Alpenle-
den auf den Gebirgshöhen und sub-tropischen Kulturen in den Ebenen und un-
teren Thalgründen. — Im Ganzen ist nur etwa der Bodenfläche landwirth-
schaftlich und zwar meist nur sehr mangelhaft benutzt, am besten in den Ostsee-
Provinzen, in den deutschen Kolonien und im Gouv. Moskau. Doch gewinnt
man hinreichend Getreide und Wein. — Die für alle Prov. wichtige Viehzucht
ist besonders für die südlichen von hoher Wichtigkeit; in den weiten Steppen lie-
fern wandernde Heerdcn schöner Pferde, großer Rinder und Büffel, feinwolliger
Schafe, Kameele (in Taurien und Transkaukasien), Wolle, Häute, Talg, Seife rc.
in großer Menge und Güte; doch ist der Viehstand der Laudbauern meist dürf-
tig. — Einträgliche, aber ungeregelte Waldwirthfchaft (Holz, Theer, Pech k.)
in den Ländern der 2. und 3. Zone. — Wichtiger, als in irgend einem europ.
Lande, die Jagd (auf Pelzthierc), besonders in Sibirien — und die Fische-
rei, vorzüglich in der Wolga und an den arktischen Küsten.— Bedeutender und
gewinnreicher der Bergbau, der im Ural, Altai und da-»rischen Geb. reiche
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