Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. 2 - S. 1

1913 - Grünstadt : Riedel
Der Staat und der Ackerbau. (Feldmessung und Flurbereinigung.) „Etwas muß er sein eigen nennen, oder der Mensch wird morden und brennen." Gewiß spricht der Dichter hier nicht nur die allgemeine Erfahrung aus, daß die gänzliche Besitzlosigkeit fast durch- weg entsittlichend, verrohend auf das menschliche Gemüt wirkt. Er will zugleich leise an die unumstößliche Tatsache erinnern, welche die Menschheitsentwicklung aufwies, daß Anfang und Fortgang aller Kultur an den Besitz geknüpft war. Die erste primitive Waffe, das erste armselige Gewandstück, die früheste plumpe Zier, welche der wilde Höhlenmensch der Vorzeit sein eigen nennen konnte, sie be- deuteten einen ersten großen Schritt aufwärts zu den Höhen der Kultur und Zivilisation. Wie hoch stehen über diesen armen Wilden die späteren Nomadenvölker, die als Fischer, Jäger oder Hirten ihr Dasein durch mancherlei, wenn auch rohe Freuden und Genüsse verschönern konnten! Aber erst als der Boden der nähren- den Mutter Erde fester und geheiligter Besitz ihrer immer noch halbwilden Söhne geworden, war das Fundament gelegt, auf dem unsere moderne Kultur ruht. Die Besitznahme, Rodung und Bebauung des Bodens machte auch Vorkehrungen zur Sicherstellung des erworbenen Eigentums nötig und führte so in der Folge zum staatlichen Zusammenschluß. Und noch heute bildet der Ackerbau die Hauptgrundlage des Staats- lebens, denn kaum gibt es ein zweites wirtschaftliches Gut, das den Menschen so fest an den Staat, an seine Nation bindet, als der Ackerboden. Dies rührt daher, „daß der Grund und Boden unbeweglich und fest ist und daß der Mensch, wenn sein Leben und Schicksal einmal mit diesem Boden untrennbar verkettet ist, wenn sein Hab und Gut, sein Weib und Kind, seine Familie und gar seine Vor- fahren mit diesem Boden verwachsen sind, er denselben auch lieben und, wenn nötig, bis zum letzten Blutstropfen verteidigen wird." Hieraus ergibt sich umgekehrt aber auch wieder für den Staat die Pflicht der Erhaltung und Förderung des Ackerbaues und der Bevölkerungsschichten, die ihn ausüben, ein hohes Maß von Für- sorge zuzuwenden. Unsere modernen Staatswesen, in erster Linie auch das bay- rische, haben in den letzten 3 Jahrzehnten alles getan um die Land- wirtschaft auf eine Höhe der Leistungsfähigkeit und Rentabilität zu heben, wie dies kaum je erhört war. Ein ausgedehntes Versicherungswesen suchte in Bayern den Landwirt vor allzuschweren Schäden zu bewahren, womit Hagel- 1

2. 2 - S. 3

1913 - Grünstadt : Riedel
3 staatlich geprüften Beamten, Geometern, die allein Ver- messungen, also Festsetzung von Grenzlinien vornehmen dürfen. Anträge auf Vornahme von Vermarkungen können bei dem Messungsamt direkt oder auch bei der Gemeindebehörde gestellt werden. Das Setzen neuer Grenzzeichen, sowie das Entfernen alter Vermarkungssteine geschieht bei amtlich angeordneten Messungen durch die Messungsbehörden, in allen übrigen Fällen meist durch die örtlichen Feldgeschworenen. Diese werden erstmalig durch den Gemeinderat aus der Zahl der Gemeindebürger auf Lebens- dauer gewählt. Notwendig werdende Ergänzungen haben durch eigene Wahl der Feldgeschworenen zu geschehen. Die eidliche Ver- pflichtung dieser Männer erfolgt durch das Kgl. Bezirksamt. Die Zahl der Grundstücke ist in den einzelnen Orts- gemarkungen sehr groß. Gerade in den fruchtbarsten Gegenden des Königreichs, wo die Bevölkerung am stärksten sich mehrte, und fort- währende Teilungen und Zerstückelungen der Besitztümer lange Jahr- zehnte hindurch das Bild der Ortsgemarkungen veränderten (Frankenthaler Gegend!), ergaben sich nach und nach für den Bauern die mißlichsten Verhältnisse. In allen Teilen der Flur zerstreut liegende Grundstücke, meist ohne richtige Wegverbindung, wodurch man genötigt war beim Ein- und Ausfahren fremdes Eigentum zu benützen, Verdrießlichkeiten, oft Prozesse, Hindernisse in der Ackerbestellung, Zeitverlust usw. waren die nie ausbleibenden Folgen einer solchen Lagerung des bäuerlichen Grundbesitzes. Die Erkenntnis, daß diesen Miseren nur durch eine geordnete Flureinteilung eine Ende gemacht werden könne, daß die Herstellung einer solchen aber nur durch verständige Zusammenlegung der zer- stückelten und zerfetzten Grundstücke oder wenigstens durch Schaffung und richtige Verteilung von Feldwegen möglich sei, schuf das Flur- b e r e in i gun g s ge s e tz vom 29. Mai 1886 und seine Verbesserungen am 9. Juni 1899. Die Beseitigung des Wirrwarrs von Ackerparzellen, die zweckentsprechende Anlegung von Feldwegen, welche jedes Grund- stück zugänglich machen, benannte man im Hinblick auf die ähnlich ordnende Tätigkeit des großen Reinemachens im Haushalt treffend „Flurbereinigung". Von welch großem Werte diese Kultur-Unternehmungen für den Landwirt sind, liegt klar, und ihre Vorteile wachsen umsomehr, wenn damit noch andere wertvolle Veränderungen wie Ent- und Bewässerungen, Meliorationen, verknüpft werden. In den Jahren 1900—1907 ergab sich in Bayern durch die Flurbereinigung eine Wertsteigerung des bereinigten Grundbesitzes von beinahe 12 Mill. Mark, eine Zahl, die sich bis heute nahezu verdreifacht hat. Zur „Leitung und Durchführung von Flurbereinigungen" hat das Gesetz vom 29. Mai 1886 im Kgl. Staatsministerium des Innern in München eine besondere Behörde geschaffen, die Kgl. l*

3. 2 - S. 5

1913 - Grünstadt : Riedel
5 Die Kosten des Flurbereinigungsunternehmens sind nur inso- weit von den Grundbesitzern zu tragen, als sie sich auf Ver- messung und Plansertigung beziehen. Gewöhnlich werden sie vom Staate vorschußweise übernommen und aus dem sogenannten Flurbereinigungsfond bezahlt. Es kann dadurch der Rück- ersatz zur Hälfte erlassen, die andere Halste aus mehrere Jahre g e st u n d e t werden. Die Kommissäre des Bezirksamts und der Flur- bereinigungskommission werden aus der Staatskasse bezahlt. Sämt- liche Verhandlungen sind gebührenfrei. Gegenüber den großen Vorteilen der Flurbereinigung sind die Kosten, deren Abtragung so bequem bewerkstelligt werden kann, sehr gering. Zwar müssen sie, je nachdem größere oder kleinere Grundflächen, ebene oder gebirgige Lagen, mehr oder weniger zer- stückelter Besitz, regelmäßig oder unregelmäßig geformte Parzellen zu behandeln sind, verschieden sein. „Durchschnittlich aber kann angenommen werden, daß sich die Ausarbeitungskosten auf 20 Mk. pro Hektar belaufen, so daß auf die Beteiligten, welchen die Rück- zahlung der aus dem Flurbereinigungsfond vorschußweise bestrittenen Kosten in der Regel bis zur Hälfte nachgelassen wird, ein Kosten- betrag von 10 Mk. für das Hektar entfällt. Für deren Rückzahlung werden in der Regel drei bis sechs Jahresraten bewilligt." (Denk- schrift d. K. Staatsmin. d. I.) Getreidebau in Bayern. Eine Umschau in unserer pfälzischen Heimat zeigt uns gegen- wärtig ein gar erfreuliches Bild von dem Fleiße, der Tatkraft und Anpassungsfähigkeit ihrer Bewohner. In den Städten und entlang der Verkehrsadern rauchen die Schlote der Fabriken, das flache Land aber spendet dem Landmann jahraus, jahrein reichliche Ernten. Wie nützt er aber auch den Boden aus! Dem Feld-, Garten- und Weinbau, der Obstzucht, der Wald- und Weidewirtschaft, allen nur denkbaren Zweigen landwirtschaftlicher Tätigkeit hat sich der pfälzische Bauer anbequemt, wenn auch Kartoffel- und Getreidebau überwiegen. (S. „B. u. L." 3. Jahrg.) Aehnlich liegen die Verhältnisse in unserm weiteren Vater- lande Bayern. Der Boden, um dessen Besitz der Bauer mit zäher Ausdauer ringt, von dem er einer Furche Breite ohne jahrelangen Prozeß nicht abläßt, wird von ihm in verschiedenster Weise aus- genützt, je nachdem Lage und Beschaffenheit es gestatten. „Oberbayern und Schwaben zeichnen sich durch ausge- dehnte Wiesenslächen aus, welche die Unterlage für eine blühende Rindviehzucht bilden." Doch ist auch hier noch Raum für Getreide- und Kartoffelanpslanzungen. So sinden wir in den schwäbischen

4. 2 - S. 6

1913 - Grünstadt : Riedel
6 Gauen noch reichlich Winterspelz, während auf den Hochflächen Oberbayerns beträchtliche Hafer mengen erzeugt werden. Niederbayern ist Bayerns „Kornkammer", und weist vor- wiegend Roggen- und Gerstenbau auf, während die fränkischen Kreise fast nur Gerste auf den Markt bringen, ohne indes den Anbau von Roggen, Kartoffeln, Futterrüben ganz zu vernachlässigen. Die Oberpfalz steht mit der Produktion von Korn und Hafer sogar an der Spitze aller Regierungsbezirke. So ist der Getreidebau entsprechend den klimatischen und Bodenverhält- nissen die wichtigste landwirtschaftliche Bodenbenützungsart ge- blieben, der durchschnittlich 60 pct. des Ackerlandes gewidmet sind. Ein Drittel dieser Fläche entfällt aus die Anpflanzung von Brot- getreide, ein Achtel auf Gerste, ein Sechstel auf Hafer. Der Durchschnittsertrag ist trotz verschiedener, durch die Witterung un- günstig beeinflußter Sommer in dem Jahrzehnt 1901/10 ein sehr hoher gewesen. Für Brotgetreide beziffert er sich auf 14 793 735 dz. d. i. 16 dz. pro ha.; für Gerste auf 6 039 002 dz. d. i. 16,9 dz. pro ha.; für Hafer auf 7 689 324 dz. d. i. 15,5 dz. pro ha. Diese günstigen Resultate des Getreidebaues sind neben der beruflichen Tüchtigkeit unserer Landwirte zu einem erheblichen Teile aber auch einer Reihe staatlicher Maßnahmen zu verdanken, die darauf abzielen die Hebung des Getreidebaues in Bayern noch mehr als bisher zu betätigen. Verbesserung des Saatgutes und Saatgut- züchtung nach dem Muster der K. Agrikulturbotanischen Anstalt in München und der Saatgutz ucht a nsta lt an der K. Akademie in Weihenstephan werden heute sogar von einzelnen praktischen Landwirten mit Erfolg betrieben. Saatgutmärkte zwecks erleichterten Bezuges von gereinigtem und verbessertem Saatgut tragen zur Verbreitung bewährter Getreidesorten erheblich bei. Besonders bemüht man sich gegenwärtig um die Förderung des Gerstenbaues. Die mächtig emporgeblühte Brauindustrie unseres Vaterlandes verschlingt riesige Mengen Gerstenmalzes, durchschnitt- lich 7-/2 Millionen hl. jährlich, Iffs Millionen hl. mehr als die heimische Landwirtschaft bisher zu liefern vermochte. Da die Erzeugung einer qualitativ hochstehenden Gerste so- wohl im Interesse der bayr. Landwirtschaft wie der heimischen Brauindustrie liegt, suchen auch hier die staatlichen Anstalten, vor allem die K. Akademie und Brauerei in Weihenstephan, helfend einzugreifen. Saatgutverbesserung, Feststellung der Verwendbarkeit der bayerischen Gerste für die Bierbereitung, periodische Aus- stellungen landwirtschaftlicher Erzeugnisse, bei denen der Schwer- punkt auf Gerste gelegt wurde, haben seit einem Jahrzehnt wesent- liche Fortschritte gebracht. In Unterfranken besteht beim landwirtschaftlichen Kreisaus- schusse eine besondere Gerstenbau-Kommission, welche sich besonders mit der Hebung dieses Zweiges der Landwirtschaft befaßt, und durch

5. 2 - S. 14

1913 - Grünstadt : Riedel
14 der Staat sich ständig bemüht dem Weinbau wieder neuen Auf- schwung, dem Obstbau weitere kräftige Förderung angedeihen zu lassen, Unterstützungen verschiedenster Art, von Geldzuschüssen für größere Musteranlagen bis zur Darreichung von Arbeitsgeräten und Verteilung von Edelreisern (der Landesverband bayrischer Obst- bauvereine gibt seit dem Jahre 1900 aus Veranlassung des K. Staats- ministeriums des Innern und auf dessen Kosten alljährlich 70 000 Stück Edelreiser an bayrische Obstzüchter ab) reicht der Staat den Winzern, Obstzüchtern und Getreidepflanzern dar. Die wichtigsten und wertvollsten Anstalten zur Hebung der bayrischen Landwirtschaft überhaupt sind aber die ihrer Fortbildung und ihrem Emporkommen gewidmeten Schulen. Schulen. Nirgends tritt der Satz „Wissen ist Macht" so unmittelbar in die Erscheinung als auf dem Gebiete der Landwirtschaft. Denn nirgends wird so ausschließlich und unmittelbar auf das eine Ziel hingewirkt, die Ergebnisse und Errungenschaften wissenschaft- licher Forschung in praktische Arbeit und wirtschaftlichen Gewinn ilmzusetzen, als in den zur Förderung der Landwirtschaft gegrün- deten Schul- und Lehranstalten. Wenn auch manche dieser Schul- einrichtungen, wie die landwirtschaftlichen Winterschulen, Kreisacker- bauschulen usw. von verschiedenen Stellen ins Leben gerufen und unter- halten worden sind, ohne staatliche Mithilfe besteht auch ihrer keine. Die wissenschaftlich bedeutendsten Anstalten aber konnte nur der Staat schaffen und auf leistungsfähiger Höhe erhalten. Das sind die Institute, deren Aufgabe es ist die Lehrkräfte heranzubilden, welche in den verschiedenen Unterrichtsanstalten als landwirtschaftliche Fachlehrer, Wanderlehrer usw. zu wirken bestimmt sind und welche ferner es auch den jungen Landwirten ermöglichen eine volle hoch- schulmäßige Ausbildung in den landwirtschaftlichen Grund- und Fachwissenschaften zu erhalten. Hiezu ist in erster Linie die landwirtschaftliche Ab- teilung an der K. technischen Hochschule in München berufen, mit welcher zugleich zwei wissenschaftliche Forschungsinstitute ver- bunden sind. Das agrikulturchemische Laboratorium für chemische Untersuchungen von Dünge- und Futtermitteln, Bodenarten, Milch- und Molkereiprodukten usw., ferner das landwirtschaftliche Laboratorium, das wissen- schaftlichen Untersuchungen auf dem Gebiete der Pflanzen- produktion, Samenprüfung, Pflanzenkrankheiten usw. dient. Das gleiche Ziel verfolgt die Akademie für Landwirtschaft und Brauerei in Weihenstephan, mit welcher eine Reihe von Versuchs-Instituten verbunden sind, wie eine Molkerei-Schule, eine Saatzuchtanstalt,

6. 2 - S. 20

1913 - Grünstadt : Riedel
20 Planeten". Hieran reihen sich die ebenfalls beträchtlichen Vorräte Kanadas an. Mais und Weizen und auch Reis und Gerste häufen sich hier wie dort in großen Massen an. Die Union erzeugte trotz der Schäden eines schlechten Sommers beispielsweise im Jahre 1911 für rund 528 Millionen Mark Gerste und für 51 Millionen Mark Reis. Eine reiche Zukunft hat der Getreidebau auch in Südamerika, wo Argentinien nebst Chile bis heute die bedeutendsten Leistungen aufzuweisen hat. Ein Drittel wohl der gesamten Pampasflächen hat man unter den Pflug genommen und mit Weizen bestellt, der massen- haft nach Deutschland ausgeführt wurde, im Jahrfünft 1905/10 durchschnittlich für 163 Millionen Mark jährlich. Aber auch Asien ist mit Kornkammern gesegnet von uner- schöpflichem Reichtum. Für die Versorgung des Auslandes kommt hier vor allem Ostindien in Betracht, das im Tieflande von Hindostan seinen Bewohnern doppelte Ernten liefert. Seine Jahresproduktion an Weizen wird durchschnittlich auf 7 Milliarden kg geschätzt, wovon mindestens 10°/o zur Ausfuhr gelangen, zumeist nach Großbritanien. Die Reisernte in Britifch-Jndien führt dem Welthandel alljährlich rund 200 Millionen kg zu, und auch Japan beteiligt sich mit einer Lieferungsmenge im Werte von ca. 10 Millionen Mark an der asiatischen Reisausfuhr. Erstaunliche Reichtümer an Getreide erzeugt China in seinem weit ausgedehnten Tieflande und den es umrah- menden Bergländern, doch wird die gesamte Produktion im Lande selbst verbraucht. Die geringste Ackerbaufläche unter allen Konti- nenten weist Australien auf, da dieselbe höchstens eine Ausdehnung hat, die der Rheinprovinz gleichkommt. Aber die Getreideproduktion überschreitet den einheimischen Bedarf und führt große Weizenmengen nach Europa (England) herüber. Nicht die wichtigsten, aber doch die schönsten und angenehmsten Erzeugnisse des Kulturbodens sind Wein und Obst. Ihrem Anbau hat seit grauen Zeiten die Menschheit regstes Interesse entgegen- gebracht. Ehe die Römer ihn nach unserem Vaterlande als Quelle reichen Segens verpflanzten, blühte er in den südlichen Ländern Europas und den asiatischen Kulturstaaten schon seit Jahrhunderten. Heute hat der deutsche Weinbau seinen Hauptsitz am Ober-und Mittelrhein und zwar vom Bodensee bis zur Sieg, rechts und links sich ausdehnend in die Täler des Wasgenwaldes, Schwarzwaldes, Taunus und Hunsrück. Neckar-, Main-, Nahe-, Mosel- und Ahrtal treten am meisten hervor. Minder gesegnete Weingegenden finden wir bei Jena, Dresden und Grünberg in Schlesien. . Im allgemeinen hat wie in Bayern auch im übrigen Deutschland die Weinbaufläche in den letzten Jahren etwas abgenommen, von 117 284 da im Jahre 1899 sind wir auf 110 031 ha im Jahre 1911 zurückgekommen. Die Ernte-Erträge sind durch die Gunst oder Ungunst der Witterung einer bedeutenden Schwankung unterworfen. Gute Jahre wechseln mit schlechten, sodaß reichen und mittleren Ernten (wie 1905, wo

7. 2 - S. 28

1913 - Grünstadt : Riedel
28 daran bewundern. Damenreitzeuge waren mit Schellen behängen. Den Reisenden standen die Obstbäume und ihren Pferden die Wiesen und Aecker am Wege zur Erquickung frei; doch durfte nichts von den Früchten mitgenommen werden. Gasthäuser waren selten und schlecht. Man nahm daher meistens Lebensmittel mit auf die Reise und mußte oft im Freien übernachten. Sängern, Rittern und ihrem Gefolge standen fast überall die Burgen, den Pilgern, Wall- fahrern usw. die Klöster gastfreundlich offen." Briefe beförderte man durch eigene Boten oder gab sie reisen- den Kaufleuten, Pilgern, wandernden Mönchen, fahrenden Spiel- leuten, Handwerksburschen usw. zur Besorgung mit. Ein besonderer Stand der Fuhrleute übernahm die Vermittlung des Wagenverkehrs. Allmählich stellten die größeren Städte eigene Boten an, welche die Briefschaften zu bestellen hatten, vielfach taten dies auch die Metzger. „Da diese zur Ausübung ihres Geschäftes Pferde halten mußten und im weiten Umkreise der Stadt, wo sie ihr Handwerk ausübten, zu Einkauf und Lieferungen herumkamen, lag es nahe sie zur Be- sorgung von Nachrichten und Bestellung von Briefen zu benützen. In manchen Städten war sogar der Postdienst den Metzgern zur Pflicht gemacht. Die bald reitenden, bald fahrenden Metzgerknechte kündeten an allen Orten, wohin sie kamen ihre Ankunft und ihren Abgang durch das Blasen von Hörnern an, woher die noch heute übliche Sitte des Posthornblasens stammen mag." Zur Einrichtung einer allgemeinen und regelmäßigen Postver- bindung in Deutschland kam es erst unter Kaiser Maximilian I. Der weitausgedehnte, österreichische Länderbesitz forderte einen raschen und sicheren Boten- und Nachrichtendienst, den ein italienischer Edelmann, Franz von Taxis, zwischen Wien und Brüssel einzurichten sich erbot, wenn ihm die Einkünfte des Unternehmens überlassen würden. Der Kaiser erteilte im Jahre 1516 seine Zustimmung. „Jetzt wurden überall reitende Boten angestellt. In den Städten sorgten eigene Verwalter für den Empfang und richtigen Abgang der Briefe und bald blühte die neue Einrichtung empor. „Diese erste Postlinie Brüssel-Wien kreuzte auch unsere Pfalz." Speier wurde Stationsort. Bald dehnten sich Seitenlinien durch Süddeutschland nach Italien und Frankreich aus. Auch Norddeutschland schloß sich an das neue Verkehrsnetz an, bis nach Hamburg erstreckte sich der Taxis'sche Post- bereich. Im Jahre 1515 wurden dem damaligen Herrn von Taxis unter Erhebung in den Grafenstand und mit dem Titel „General- postmeister" das Monopol zur Einrichtung und alleinigen Aus- nützung von Posten im deutschen Reichsgebiet als erbliches Recht verliehen. Dieses Recht verblieb denn auch der Familie von Thurn und Taxis über 200 Jahre. Bayern löste es 1808, Württemberg 1851, Preußen für das Gebiet des norddeutschen Bundes 1868 ab. Zunächst sollte die neue Verkehrseinrichtung nur der Brief- und Nachrichtenbeförderung dienen. Bald aber verband man damit auch

8. 2 - S. 70

1913 - Grünstadt : Riedel
70 - organischen (pflanzlichen und tierischen) Ursprungs sind. Inder Vermischung mit Sand und Eisenoxyd finden wir den Tonboden in großer Ausdehnung als roten „Lehm", der sich in der Ebene als „L ö ß" von hellbrauner, leichterer und kalkhaltigerer Beschaffenheit zeigt. Hiezu gesellt sich in der Zone des Weinbaugebietes, nament- lich der Unterhaardt, aber auch in der Nähe sonstiger Kalkablage- rungen, der „Mergel", ein Gemisch von Ton und Kalk. Die Bodenbenutzung im heimischen Ackerbau. Theorie und Jahrhunderte alte Praxis haben dem Landwirt bestimmte Richtpunkte gegeben für die Nutzbarmachung der ihm zur Verfügung stehenden Böden Beim Anbau unserer Nutzpflanzen ergab sich nämlich ein Unterschied im Gebrauchswerte der einzelnen Bodenarten, d. h. in ihrer Befähigung diesem oder jenem Gewächs- möglichst günstige Entwicklungsbedingungen zu schaffen So betrachtet man als Weizenboden Lehm oder humusreichen Ton, als G e r- sten- und Kartoffelboden sandigen, humosen Lehm. Während Hafer in schweren Ton- und Lehmböden vorzüglich gedeiht, geben Sand und sandiger Lehm einen sehr ertragsreichen Kornboden. Kalk, Mergel und Tonschiefer ermöglichen in hervorragender Weise den Weinbau, die beiden ersteren auch die aussichtsreichste An- pflanzung des Steinobstes, während Kernobst kalk- und humus- reichen Lehm oder Ton vorzieht. Die Ursache dieses verschiedenen Gebrauchswertes der einzelnen Bodenarren finden wir in deren verschiedenartiger Beschaffenheit, in ihren besonderen physikalischen und chemischen Eigenschaften. So enthält z. B. der Tonboden neben 50 bis 70 o/0 Ton noch eine Reihe chemischer Verbindungen, die von hervorragender Bedeutung für die Pflanzennahrung sind: Kalk-, Kali- und Natron- salze, Ammoniak- und Eisenverbindungen. Das Vorhandensein von Tonboden in einer Gegend läßt daher meist günstige Schlüsse auf deren Fruchtbarkeit zu, aber nur, wenn der Ton mit anderen Böden ein günstiges Mischungsverhältnis eingegangen ist. Denn reiner Ton hat auch eine Reihe sehr ungünstiger Eigenschaften. Er nimmt die Wärme und das Wasser sehr langsam an und gibt letzteres auch nur sehr ungern wieder ab. Infolge seiner Schwerdurchlässigkeit für das Wasser bleibt der Ton im Frühjahre lang naß und kalt. Trocknet er rasch ab, so klebt er zu einer harten Masse zusammen, die leicht rissig wird und sich nur schwer bearbeiten läßt. In seinen Mischungen „Lehm", „Löß", „Mergel" treten seine ungünstigen Eigenschaften gegenüber seinen hohen Vorzügen fast völlig zurück, weshalb dieselben von außerordentlicher Frucht- barkeit sind.

9. 2 - S. 71

1913 - Grünstadt : Riedel
— 71 Entgegengesetzten Charakter wie der Ton zeigt der Sand. Mit geringer Bindekraft, verhält er sich dem Wasser gegenüber von äußerster Durchlässigkeit, und trocknet sehr rasch aus, ein Nachteil, der nur dann einigermaßen sich beheben läßt, wenn der Untergrund durch eine Tonschichte gebildet wird, welche die Feuchtigkeit länger zurückhält. In diesem Falle lassen sich auch durch tiefes Pflügen infolge der hiebei herbeigeführten Bodenmischung seine Eigenschaften heben, während im allgemeinen durch häufige Düngung verbessernd eingewirkt werden muß. Reiner Sandboden ist nicht anbaufähig, gerade so wie reiner Kalkboden. Und doch ist der Kalk ein gern gesehener Bestandteil des Ackers. Er saugt viele Sonnenstrahlen auf und macht dadurch den Boden warm, was seine besondere Be- fähigung zu Wein- und Obstbau erklärt. Wasser dringt rasch ein, wird aber nicht sehr lange zurückgehalten. Eine stark zersetzende Wirkung übt der Kalk auf die im Boden enthaltenen Nahrungs- stoffe aus, was die Ernährung der Pflanze beschleunigt, aber auch die Ausbeutung des Bodens schneller herbeiführt, was wiederum eine öftere Düngung verlangt. Denn durch diese wird der Boden mit H u mu s gespeist, dessen alle Böden in mehr oder minder großem Maße bedürfen. Man versteht unter Humus nämlich alle Boden-Bestandteile organischer d. h. pflanzlicher und tierischer Natur, die, in ständiger Verwesung begriffen, alle den Pflanzen notwendigen Nahrungsstoffe dem Schoße des Ackerbodens zuführen. Dabei machen sie die Erde locker, nehmen Wasser und Wärme leicht auf und halten sie längere Zeit zurück. Humus findet sich in jeder Ackererde, sodaß von einem reinen Humusboden keine Rede sein kann. Aber von dem mehr oder weniger großen Bestandteil dieses dunklen, oft schwärzlichen Erdstoffes hängt der Grund der Fruchtbarkeit des Ackerbodens we- sentlich ab. Wegen seiner leichten Verweslichkeit infolge des un- mittelbaren Zutrittes von Luft und Wasser nennen wir ihn „milden" oder „auflöslichen Humus" und unterscheiden davon den „sauren Humus" der Tors- oder Moorböden, der sich überall da bildet, wo die Zersetzung der organischen Stoffe ohne Zutritt der Luft vor sich geht. Durch Düngung und Zufuhr von Kalk oder Asche lassen sich solcherlei Huinusböden in ertragreiches Ackerland umwandeln, wie das Beispiel des Landstuhler Torf-Bruches schlagend beweist. Hatten wir nun in den einzelnen Gauen unserer Pfalz Um- schau, so finden wir wohl da und dort Mängel in den Eigenschaften der vom Landwirt benutzten Böden, aber kein Fleck pfälzischer Erde gehört zu denen, die den Mackel gänzlicher Unfruchtbarkeit und Wert- losigkeit tragen. Unsere Ackerböden weisen weder völlig reinen Ton, noch puren Sand oder Kalk auf, sondern finden sich zumeist in glücklicher Mi- schung, weshalb der pfälzische Landwirt in der angenehmen Lage ist überall in unserer Heimatprovinz sowohl dem Getreide-, als auch

10. 2 - S. 80

1913 - Grünstadt : Riedel
80 Wandlung und Wanderung der Stärke geht in der Nacht vor sich, während die Assimilation ruht." Von Zelle zu Zelle nimmt der Strom des Zuckersaftes seinen Weg, das Blatt hindurch, in Zweige und Stengel und an alle Orte, wo er entweder sofort zur Ernährung verbraucht oder zur späteren Verwendung aufgespeichert wird. In letzterem Falle wandelt sich die Zuckerflüssigkeit wieder in Stärke um, denn nur zur Wanderung ist dieselbe notwendig. Zur Lagerung „wäre der Zucker von Nachteil, weil er leicht in Gärung übergeht." Beim Baume bilden . daher Knospen, Zweige, Stamm und Wurzeln förmliche Magazine, die mit Kräftevorräten für das kommende Frühjahr voll- gepfropft sind. 5. Abhängigkeit der Pflanzen vom Boden. Nicht umsonst senkt die Pflanze ihre Wurzeln in die Tiefe des Bodens. Hier sucht sie den festen Halt, die Widerstandskraft gegen die feindlichen Gewalten der Witterung. Dem mütterlichen Schoße der Erde entströmen die Quellen und Quellchen organischer und an- organischer Nährstoffe. Wie sehr das Gedeihen des Pflanzenlebens » von dem Fleckchen Erde abhängt, dem es entkeimt, lehrt ein Blick auf die wirtschaftlichen Reichtümer der verschiedenen Gegenden unseres Heimatlandes, wie dies bereits verschiedentlich geschah. Es ist ein gewaltiger Unterschied, ob die nahrungsuchenden Würzelchen in lockeren, humusreichen Löß oder in steinigen Gebirgsgrund, in warmen Sand oder in schweren, naßkalten Ton, sich senken müssen. Und nicht allein die eigentliche Ackerkrume, der „O b e r g r u n d", ist hier von entscheidender Bedeutung, auch der darunter hinziehende „Untergrund" wirkt auf Gedeihen oder Mißwachs bestimmend ein, je nachdem er das Wasser leicht oder schwer durchläßt oder aber die Feuchtigkeit in einem der Fruchtbarkeit des Ackerbodens zuträg- lichem Maße zurückhält. So bilden schwere Tone, Letten, Fels- böden verschlechternde Faktoren des Obergrundes, weil sie, die Nässe zurückhaltend, erkältend wirken oder aber der Bearbeitung schwere Hindernisse entgegensetzen. Reiner Kalk und Sand wirken zwar erwärmend, doch lassen sie die Bodenfeuchtigkeit zu rasch durch, was die Ackerkrume zu jäh austrocknet. Mischungen von Kalk oder Sand geben jedoch zumeist vorzügliche Unterlagen, die sowohl Wärme wie Bodenfeuchtigkeit in jenem goldenen Mittelmaß aufzu- weisen haben, wie dies für das Gedeihen der landwirtschaftlichen Nutzpflanzen unbedingtes Erfordernis ist. Durch Drainierungen, Rodungen, Bodenmischungen sucht der Landwirt die Mängel seiner Felder in Ober- und Untergrund zu korrigieren. Aber auch unter normalen Verhältnissen erfordert die Behand- lung des Ackerbodens die größte Aufmerksamkeit und Sorgfalt von- seiten des Landmannes. Der Anbau der verschiedenen Ackerfrüchte
   bis 10 von 232 weiter»  »»
232 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 232 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 15
1 4
2 0
3 3
4 13
5 77
6 0
7 37
8 6
9 3
10 6
11 0
12 0
13 0
14 0
15 23
16 69
17 1
18 6
19 56
20 0
21 0
22 2
23 0
24 3
25 0
26 6
27 0
28 2
29 11
30 17
31 0
32 0
33 14
34 0
35 0
36 11
37 52
38 54
39 57
40 0
41 3
42 0
43 1
44 1
45 31
46 1
47 0
48 2
49 5

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 0
1 12
2 0
3 8
4 25
5 6
6 14
7 1
8 1
9 4
10 1
11 35
12 13
13 2
14 0
15 0
16 34
17 44
18 0
19 6
20 0
21 30
22 0
23 4
24 20
25 2
26 1
27 0
28 3
29 0
30 1
31 0
32 3
33 1
34 0
35 0
36 29
37 1
38 1
39 22
40 7
41 3
42 86
43 9
44 3
45 20
46 10
47 2
48 2
49 4
50 2
51 1
52 3
53 0
54 53
55 0
56 1
57 2
58 0
59 5
60 2
61 9
62 0
63 0
64 2
65 3
66 4
67 0
68 7
69 1
70 31
71 6
72 26
73 7
74 1
75 15
76 13
77 57
78 0
79 15
80 2
81 2
82 13
83 1
84 8
85 1
86 0
87 25
88 0
89 0
90 0
91 22
92 87
93 3
94 63
95 4
96 0
97 1
98 3
99 1

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 30
1 73
2 8
3 47
4 3
5 104
6 42
7 24
8 3
9 2
10 10
11 13
12 75
13 66
14 8
15 1
16 0
17 2
18 0
19 17
20 1
21 0
22 0
23 0
24 70
25 20
26 2
27 0
28 96
29 19
30 0
31 6
32 25
33 108
34 30
35 3
36 16
37 0
38 0
39 150
40 0
41 5
42 35
43 96
44 1
45 2
46 64
47 17
48 4
49 0
50 71
51 104
52 216
53 5
54 28
55 14
56 2
57 0
58 2
59 65
60 9
61 3
62 29
63 0
64 11
65 17
66 5
67 4
68 1
69 0
70 25
71 10
72 9
73 0
74 5
75 25
76 12
77 0
78 46
79 4
80 6
81 228
82 13
83 21
84 35
85 0
86 5
87 3
88 2
89 41
90 10
91 16
92 1
93 9
94 6
95 37
96 16
97 9
98 7
99 44
100 67
101 16
102 61
103 4
104 5
105 15
106 19
107 38
108 0
109 10
110 43
111 47
112 19
113 29
114 72
115 7
116 27
117 0
118 4
119 12
120 4
121 11
122 17
123 26
124 190
125 51
126 14
127 37
128 1
129 15
130 1
131 51
132 0
133 72
134 2
135 2
136 92
137 44
138 0
139 16
140 6
141 6
142 32
143 16
144 5
145 32
146 1
147 7
148 1
149 1
150 5
151 24
152 100
153 3
154 112
155 12
156 9
157 1
158 0
159 3
160 3
161 4
162 1
163 0
164 3
165 16
166 27
167 5
168 57
169 9
170 1
171 8
172 8
173 31
174 0
175 125
176 2
177 31
178 0
179 23
180 4
181 0
182 17
183 203
184 18
185 12
186 0
187 2
188 38
189 1
190 2
191 0
192 3
193 7
194 7
195 21
196 52
197 1
198 0
199 22