Iv. Der Dreißigjährige Krieg 1618—48.
165
und die Ernennung des Erzherzogs Ferdinand zum Nachfolger des alten und kinderlosen Matthias in den österreichischen Erb-landen riefen in Böhmen eine große Gärung hervor. Als nun die Protestanten zu Braunau und Klostergrab (bei Teplitz) auf geistlichem Territorium Kirchen bauten, wozu sie nach dem Majestätsbrief das Recht zu haben glaubten, — was zweifelhaft war — ließ der Abt von Braunau die eine schließen, der Erzbischof von Prag die andere einreißen. Da die Beschwerden darüber zurückgewiesen wurden, erschienen im Mai 1818 unter der Führung des Grafen Matthias von Thurn bewaffnete Haufen auf der Prager Schloßkanzlei und warfen die kaiserlichen Statthalter Slawata (spr. Släwata) und Martinitz und deren Geheimschreiber Fabricius zum Fenster hinaus; alsdann wurde eine revolutionäre Landesregierung von 30 Direktoren eingesetzt und ein ständisches Heer unter Thurn ausgerüstet. Dieser an sich ziemlich geringfügige Aufruhr wurde die Veranlassung zu dem gewaltigen, lange erwarteten Kriege.
1. Der Religionskrieg des Kaisers gegen die Protestanten 1618-29.
a) Der böhmische Krieg 1618 — 21. Angesichts des Aufstau-§ 136. des starb Matthias 1619, und Ferdinand trat die Regierung in den habsburgischen Erblanden an. Die Böhmen erhielten Hilfe durch den kühnen Söldnerführer Grafen Ernst von Mansfeld; Schlesien, Mähren, Österreich, Ungarn schlossen sich den Aufständischen an; Thurn erschien vor Wien. Nur mit Mühe konnte sich Ferdinand aus größter Gefahr retten.
Trotzdem setzte er seine Erwählung zum Kaiser — als Ferdinand Ii. regierte er von 1619 — 37 — durch. Doch die Böhmen erhoben den Kurfürsten Friedrich V. von der Pfalz und die Ungarn den Fürsten Gabriel Bethlen (Bethlen Gabor) auf den Thron. Da aber schloß Ferdinand einen Bund mit Spanien-, dem Papst und der Liga, ja auch mit Johann Georg von Sachsen, der den calvinistischen Friedrich V. haßte, und veranlaßte die Union zur Neutralität. Diesem Bunde stand Friedrich allein gegenüber; auch von seinem Schwiegervater Jakob I. von England, mit dessen Tochter Elisabeth er vermählt
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Extrahierte Personennamen: Ferdinand Matthias Matthias_von_Thurn Släwata Matthias Ferdinand Ferdinand Ernst_von_Mansfeld Ernst Ferdinand Ferdinand Ferdinand_Ii Ferdinand Friedrich_V. Friedrich_V. Gabor Ferdinand Johann_Georg_von_Sachsen Johann Friedrich_V. Friedrich_V. Friedrich Friedrich Jakob_I._von_England Elisabeth
Extrahierte Ortsnamen: Braunau Teplitz Braunau Prag Prager_Schloßkanzlei Ungarn Wien Ungarn
Iv. Der Dreißigjährige Krieg 1618—48.
167
Kur auf Maximilian von Bayern, vorläufig auf Zeit, übertragen worden (1623).
c) Der niederdeutsch-dänische Krieg 1623 — 29. Unter-§137. dessen hatte der Kaiser mit Gabriel Bethlen einen Frieden geschlossen, in dem dieser gegen namhafte Zugeständnisse auf die ungarische Königskrone verzichtete. Die Maßregeln, welche er nun in den besiegten Ländern zur Wiederherstellung des Katholizismus ergriff, öffneten endlich den protestantischen Fürsten über seine wahren Absichten die Augen. Der niedersächsische Kreis rüstete und ernannte Christian Iy. von Dänemark, der als Herzog von Schleswig-Holstein deutscher Reichsfürst war. zum Kreisobersten. Auch England und Holland traten für die Wiedereinsetzung Friedrichs Y. gegen die Übermacht des Kaisers auf (1625).
Da erhielt dieser, bisher militärisch von der Liga abhängig,
Hilfe und die Möglichkeit selbständigen Handelns durch das Anerbieten Albrechts von Wallenstein (eig. Waldstein)1, auf eigne Kosten ein Heer auszurüsten, wenn ihm der Oberbefehl mit weitgehenden militärischen und politischen Befugnissen übertragen würde. Ferdinand ging darauf ein (1625). Trotz mangelndem Einvernehmen wurden Wallenstein und Tilly ihrer Gegner Herr: 1626 schlug Wallenstein an der Dessauer Elbbrücke Mansfeld; auf dem Wege durch Brandenburg, Schlesien, Mähren, Ungarn nach Yenedig ist er in Bosnien gestorben; Christian Iy. erlag Tilly bei Lutter am Barenberge (nw. von Goslar). Ganz Fiederdeutschland war in Tillys und Wallensteins Händen; dieser verfolgte den Dänenkönig sogar in seine Erbländer, vermochte aber Stralsund nicht zu nehmen (1628). Unterdes waren ihm das Herzogtum Sagan und Mecklenburg, dessen Herzöge entsetzt wurden, als Reichslehen übertragen und er zum „General des
1) Er war 1583 als der Sohn eines armen protestantischen böhmischen Edelmanns geboren, nach dem frühen Verlust seiner Eltern zuerst von einem protestantischen, dann einem katholischen Oheim erzogen, wohl erst 1606 zum Katholizismus übergetreten, auf den Universitäten Altorf (sö. von Nürnberg) und Padua gebildet, durch seine Heirat und bei den böhmischen Gütereinziehungen reich geworden (seine zweite Frau war die Gräfin Harrach).
Dem Kaiser treu ergeben, erhielt er von ihm die böhmische Herrschaft Friedland und wurde in den Reichsfürstenstand, darauf zum Herzog erhoben.
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Extrahierte Personennamen: Maximilian_von_Bayern Maximilian Gabriel Christian_Iy Friedrichs Albrechts Albrechts Ferdinand Christian_Iy Tilly Harrach
Extrahierte Ortsnamen: Schleswig-Holstein England Holland Friedrichs Brandenburg Schlesien Ungarn Bosnien Goslar Tillys Nürnberg Padua Friedland
Fünfte Periode. Von 1517 — 1648.
197
1621 —1623 b) Der pfälzische Krieg. Ernst von Mansfeld, Christian von Braunschweig, Georg Friedrich von Baden - Durlach.
Die pfälzische Kur auf Maximilian von Bayern übertragen.
1623 —1629 c) Der niederdeutsch - dänische Krieg.
Christian Iv. von Dänemark tritt für die Protestanten ein.
Wallenstein wird kaiserlicher Feldherr.
1626 Wallenstein schlägt Ernst v. Mansfeld an der
Dessauer Elbbrücke.
1626 Tilly schlägt Christian bei Lutter am Baren-
berge.
1629 Friede zu Lübeck.
1629 Erlaß des Restitutionsedikts.
1630 Wallenstein zu Regensburg abgesetzt.
1630 —1632 2. Rettung des Protestantismus durch Gustav Adolf.
1631 Eroberung von Magdeburg durch Pappenheim und
Tilly.
1631 Gustav Adolfs Sieg bei Breitenfeld über Tilly.
1632 Tillys Niederlage am Lech und Tod.
Gustav Adolf stürmt vergeblich Wallensteins Lager bei Nürnberg.
16.Nov.1632 Gustav Adolf fällt bei Lützen.
1632—1648 3. Der schwedisch-französische Eroberungskrieg. 1634 Wallenstein zu Eger ermordet.
1634 Niederlage der Schweden bei Nördlingen.
1635 Friede zu Prag zwischen dem Kaiser und Sachsen;
Brandenburg tritt ihm bei.
Siege Bernhards von Weimar (f 1639). Die schwedischen Feldherren Banör, Torstenson, Wrangel; die französischen Turenne und Conde.
1637 —1657 Ferdinand Iii.
1648 Der Westfälische Friede (zu Münster und Osnabrück).
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Extrahierte Personennamen: Ernst Christian_von_Braunschweig Georg_Friedrich_von_Baden Friedrich Maximilian_von_Bayern Maximilian Christian_Iv Ernst Tilly Christian Gustav_Adolf Gustav Adolf Tilly Gustav_Adolfs Gustav Adolfs Tilly Gustav_Adolf Gustav Adolf Gustav_Adolf Gustav Adolf Ferdinand_Iii Ferdinand
Iv. Das fränkische Reich und die Erneuerung des abendländischen Kaisertums 29
eingenommen hatten. Die Grenze zwischen Bayern und Ala-mannien (Schwaben) wurde der Lech. Böhmen wurde von den slawischen Tschechen besetzt;
4. Der Rest von Alamannien.
Durch diese Eroberungen erhielt der germanische Bestandteil des fränkischen Reiches eine Verstärkung.
a) Die wirtschaftliche Grundlage. Der Begriff des persönlichen Eigentums am Ackerlande war jetzt durchgedrungen; neben dem Privateigentum des Ackers stand die im Gemeinbesitz der Dorfgemeinde befindliche Allmende, die Wald, Weide und Gewässer umfaßte. Was davon ein jeder durch Rodung des Waldes an Kulturland schuf, wurde sein persönliches Eigentum.
Aus den so gewonnenen und durch königliche Schenkung erlangten Ländereien bildete sich auch in den germanischen Gebieten ein Großgrundbesitz. Das Reich stand durchaus auf
der Stufe der Naturalwirtschaft. Jeder Gutshof erzeugte im y ganzen alles dasjenige selber, was zur Erhaltung seiner Bewohner notwendig war (Eigenwirtschaft).
b) Soziale Folgen. Aus diesen neuen fränkischen und den alten römischen Großgrundbesitzern, den Bischöfen und dem Beamtenadel (s. u.) bildete sich ein neuer Adel, der mit dem alten germanischen Geschlechtsadel keinen Zusammenhang hat. Anderseits zweigte sich von der Masse der Gemeinfreien nach unten hin eine Gruppe abhängiger Leute ab, indem zahlreiche kleine' Leute sich unter den Schutz eines Mächtigen stellten oder von ihm ein Stück Land zum Nießbrauch nahmen und dadurch einen Teil ihrer Vollfreiheit verloren.
c) Die politischen Verhältnisse. Die Verfassung war überwiegend germanisch, wenn auch mit römischen Einrichtungen gemischt.
a) Das Königtum hatte gegenüber der früheren Zeit an Macht außerordentlich gewonnen. Es war erblich; nach der rohen Auffassung, die den Staat als persönliches Eigentum des Königs ansah, war das Reich beim Vorhandensein mehrerer Erben teilbar. Zeichen der königlichen Würde war das lange Haar, Symbol der
2. Der merowingische Staat.
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124 Vierte Periode. Von 1273 — 1517.
Seitenlinie regierte, und als dieser mißlang, — das Ergebnis war, daß Neapel an Ferdinand d. Kath. von Spanien kam, -— richtete Karls Nachfolger Ludwig Xii. sein Auge auf Mailand und eroberte es (1499). In dem weiteren Kriege, in den Maximilian, die Päpste Julius H. und Leo X., Venedig, Spanien und England verwickelt wurden und der Italien furchtbar verwüstete1, verloren die Franzosen wieder das Land; aber 1515 siegte Franz I. von Frankreich in dem „Grigantenkampfe“ bei Marignano (unweit Mailand) über die Schweizer Söldner; damit war Mailand französisch.
§ 100. 5. Die religiösen Strömungen im deutschen Volke am Ausgange
des 15. Jh.
Das deutsche Volk war im 15. Jh. von einem leidenschaftlichen religiösen Verlangen erfüllt, das, je weniger die Kirche imstande war es zu befriedigen, zu um so krankhafteren Erscheinungen führte. Gibt einerseits die verhältnismäßig große Verbreitung der deutschen Bibel, vor allem aber die reiche kirchliche Liebestätigkeit gegen Arme und Kranke Zeugnis von dem im Volke vorhandenen frommen Sinne, so führte anderseits die gesteigerte religiöse Phantasie sowohl zu wachsender Äußerlichkeit des religiösen Lebens, die sich in der — wirtschaftlich so verhängnisvollen — Zunahme der Klöster, der Leidenschaft für Ablässe, Wallfahrten und Reliquien (Friedrich der Weise), dem Kultus der Maria, Anna und der Heiligen äußerte, als auch zur Sektiererei, zur Schwärmerei und Phantastik, zu Aberglauben aller Art, wie dem Hexenwahn2, der Alchimie und
1) Die Leiden Italiens brachten den Florentiner Staatssekretär Niccolö Macchiavelli auf den verzweifelten Gedanken, in dem Sohne Papst Alexanders Vi. Cesare Borgia, dem Bruder der Lucrezia, dem Typus der Gewaltmenschen der Eenaissancezeit, eine zeitlang den „neuen Fürsten“ zu sehen, dessen Italien bedürfe („Ii Principe“).
2) Der „Hexenhammer“ (malleus maleficarum) ist ein Werk zweier deutscher Dominikaner. Aber erst das 16. und 17. Jh. zeigt bei Katholiken und Protestanten diese Verirrung in traurigster Blüte. Am Ende des 16. Jh, stärker im 17. begann sich der "Widerspruch gegen diesen Wahn zu regen; die ersten praktischen Erfolge hatte der edle Jesuit Friedrich v. Spee („Cautio criminalis“). Erst seit dem Beginn des 18. Jh. setzten erleuchtete Theologen und Juristen, wie Christian Thomasius, das allmähliche Aufhören der Hexenprozesse durch.
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Iv. Der Dreißigjährige Krieg 1618—48.
171
20. Febr.) zu beruhigen. Zu einem entscheidenden Schritte, dem offenen Anschluß an die Schweden, fand Wallenstein nicht den Entschluß; er wollte zwischen den Parteien sich behaupten. Seinen Gegnern gelang es, den Kaiser von der ihm von seinem Generalissimus drohenden Gefahr zu überzeugen; Ferdinand verfügte im geheimen seine Absetzung und erklärte ihn für einen Hochverräter. Inzwischen war Wallenstein mit den ihm treu gebliebenen Truppen nach Eg er gerückt; hier wurden er und seine Vertrauten Kinsky, Ilow und Trczka (am 25. Febr.) 1634 auf Anstiften von Butler, Gordon und Lesley von Devereux ermordet.
Das Kommando über das Wallensteinsche Heer erhielt des Kaisers Sohn Ferdinand und brachte den Schweden 1634 bei Nördüngen (nw. von Donauwörth) eine schwere Niederlage bei, die die protestantischen Stände Süddeutschlands den Franzosen in die Arme trieb. 1635 schloß Sachsen, die Sache seiner Glaubensgenossen wieder verlassend, mit dem Kaiser den Frieden zu Prag, der im ganzen den Augsburger Frieden von 1555 wiederherstellte und Sachsen die Lausitz einbrachte. Dem Frieden traten bald darauf Brandenburg u. a. Stände bei. Doch für diese Länder begannen jetzt erst die furchtbarsten Kriegsleiden.
b) Bis zum Westfälischen Frieden 1648. Denn jetzt trat Frankreich offen auf die Seite der Gegner Habsburgs und schloß mit dem tapferen Bernhard von Weimar einen Vertrag, durch den dieser in französische Dienste trat; auch das Bündnis Frankreichs mit Schweden wurde erneuert. Immer mehr verlor der Krieg den religiösen Charakter und wurde zum reinen Eroberungskriege auswärtiger Mächte auf deutschem Boden, der in immer grauenvollerer Weise geführt wurde. Bernhard errang im Sw., der schwedische General B anär im N. Deutschlands so große Erfolge, — während anderseits Johann von Werth bis vor die Tore von Paris drang —, daß der neue Kaiser Ferdinand Iii., der von 1637—57 regierte, in große Bedrängnis kam, aus der ihn der plötzliche Tod Bernhards (1639) zunächst befreite. Aber die Erfolge Bauers und seiner Nachfolger Torstenson und Wrangel und der französischen Feldherren Turenne und Conde zwangen ihn endlich in einen Frieden zu willigen, wie ihn im wesentlichen schon Wallenstein angestrebt hatte.
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Iii. Frankreich, Englan,d und Skandinavien im 16. Jh.
159
Hawkins führte im Verein mit Medina Sidonias Unfähigkeit die Mederlage der prahlerisch „unüberwindlich“ genannten Flotte nach neuntägigen Kämpfen im Kanal 1588 herbei. Damit begann Englands maritimer Aufschwung, wenn auch vorläufig die Kolonisation „ Virginiens“ durch Sir Walter Raleigh mißlang, begann Handel und Gewerbe aufzublühen, begann auch die mächtige Entfaltung des englischen Geisteslebens, die in den Werken William Shakespeares und Franz Bacons von Yerulam zu Tage trat. Elisabeth starb 1603 unvermählt, nachdem sie als ihren Nachfolger Jakob Vi. bezeichnet hatte.
Mit ihr erlosch das Haus Tudor.
3. Skandinavien. § 130.
In Deutschland, der Schweiz, in Schottland war die Reformation eine Tat des Volkes, in England und Skandinavien eine Tat des Königtums. Die Union der drei nordischen Reiche (§ 82 Anm.) brach infolge des Stockholmer Blutbades 1520, wo der leidenschaftliche Christian Ii. die Häupter des ihm feindlich gesinnten schwedischen Adels ermorden ließ, endgültig auseinander. Schweden erhob sich unter der Führung des jungen Gustav Erichson Wasa, der (1523) zum König ausgerufen wurde.
Im selben Jahre wurde Christian auch in Dänemark gestürzt, und sein Oheim und Nachfolger Friedrich I. führte hier die lutherische Reformation ein. In Schweden setzte Gustav I. es durch, daß die Predigt der lutherischen Lehre freigegeben und die Kirchengüter eingezogen und ihm zur Verfügung gestellt wurden; mit diesen Mitteln befestigte er sein Königtum.
Ihm folgte (1560) sein ältester, halb geistesgestörter Sohn Erich Xiv., nach dessen Einkerkerung sein zweiter Sohn Johann, der dem Katholizismus zuneigte. Dessen Sohn Sigismund, katholisch und zum König von Polen gewählt1, wurde nach des Vaters Tode aus Schweden verdrängt von seinem Oheim, Gustavs I. drittem Sohne Karl Ix. Auf diesen folgte sein 17 jähriger Sohn Gustav Ii. Adolf (1611—32). Ungewöhnlich be-
1) Seit dem Aussterben des Jagiellonischen Mannsstammes (1572) war Polen "Wahlreich.
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166 Fünfte Periode. Von 1517 — 1648. — Zweiter Abschnitt. Von der Mitte des 16. Jh.bisl648.
war, erhielt er keine Hilfe; Gabriel Bethlen wurde durch die ungarischen Verhältnisse an wirksamer Unterstützung gehindert. Diese Umstände, dazu die in Böhmen herrschende Auflösung und die Unfähigkeit des „Winterkönigs“ führten 1620 die vernichtende Niederlage in der Schlacht am weißen Berge bei Prag durch den ligistischen Feldherrn Grafen Tilly herbei. In wilder Flucht eilte Friedrich durch Schlesien und Brandenburg nach den Niederlanden. In Böhmen wurde nun der Protestantismus ausgerottet; die Häupter des Adels wurden hingerichtet, ihre Güter eingezogen, das Volk durch Einquartierung der „Seligmacher“ mürbe gemacht oder zur Auswanderung gezwungen; die Bevölkerung sank von 4 Mill. auf 7—800000. Jetzt unterwarfen sich auch die andern aufständischen Provinzen dem Kaiser. Über Friedrich V. sprach er trotz kurfürstlichem Protest die Acht aus.
§ 136. b) Der Krieg um die Pfalz 1621 — 23. Nicht bloß die Niederwerfung seiner rebellischen Provinzen, sondern die Vernichtung Friedrichs war des Kaisers nächstes Ziel. Daher zog sich jetzt der Krieg nach der Pfalz, in die schon im Sommer 1620 der spanische Feldherr Spinola eingedrungen war. Nach der Auflösung der zum Gespött gewordenen Union traten für den „Winterkönig“ ein Ernst von Mansfeld, der von ritterlicher Galanterie gegen die unglückliche Königin Elisabeth erfüllte „tolle“ Christian von Braunschweig, Administrator1 von Halberstadt, und der Markgraf Georg Friedrich von Baden-Durlach* Schon jetzt nahm der Krieg den Charakter an, der ihm geblieben ist: er begann geführt zu werden von einer aus aller Herren Ländern zusammengelaufenen Soldateska, die in ihm ihr Handwerk sah, unter Söldnerführern (Condottieri), die in ihm „Fortune machen“ wollten; „der Krieg ernährt den Krieg“. Nach wechselndem Glück blieben die spanischen und ligistischen Truppen in der Pfalz — nach der Erstürmung Heidelbergs durch Tilly wurde die kostbare Bibliothek nach Rom geschleppt — und in Westfalen schließlich Sieger. Inzwischen war auf dem Fürstentage zu Regensburg trotz dem Einsprüche von Brandenburg und Sachsen die pfälzische
1) Diesen Titel führten die Verwalter der ehemals geistlichen, nun evangelisch gewordenen Stifter.
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168 Fünfte Periode. Von 1517 —1648. — Zweiter Abschnitt. Von der Mitte des 16. Jh. bis 1048.
ozeanischen und baltischen Meeres“ (d. h. der Nord- und Ostsee) ernannt worden. Wegen des Mangels einer ausreichenden Flotte riet Wallenstein nun selbst zum Frieden mit Dänemark; er kam 1629 zu Lübeck zustande: Christian Iv. verpflichtete sich den deutschen Angelegenheiten fernzubleiben.
Inzwischen war der extrem - katholischen Partei (Maximilian) ein Hauptschlag geglückt: sie hatte den Kaiser 1629 dazu bestimmt, das Restitutionsedikt zu erlassen, wonach alle seit dem Passauer Vertrage von 1552 eingezogenen geistlichen Güter den Katholiken zurückgegeben werden sollten. Damit war der Protestantismus in seinem Lebensnerv bedroht. Da retteten ihn zwei Umstände, Wallensteins Absetzung und Gustav Adolfs Landung in Deutschland. Schon lange hatte jener durch seine religiöse Gleichgültigkeit, die schweren Bedrückungen seiner Truppen, sein hochfahrendes Wesen, seine das Territorialfürstentum anscheinend bedrohenden Pläne sich den Haß der Fürsten, zumal Maximilians, zugezogen. Ihnen gab der Kaiser endlich nach und verfügte 1630 zu Regensburg die Entlassung des Generalissimus; den Oberbefehl über die kaiserlichen Truppen übernahm Tilly. Scheinbar ruhig ging Wallenstein auf seine Güter nach Böhmen, wohl wissend, daß man seiner noch bedürfen werde.
138. 2. Rettung des Protestantismus durch Gustav Adolf 1630 — 32.
Gustav Adolf wurde zum Eingreifen in die deutschen Verhältnisse einmal durch den Umstand veranlaßt, daß Polen sein Thronrecht bestritt (§ 130) und bei dem Kaiser Unterstützung gefunden hatte; vor allem hatte er die Absicht sich zum Herrn der Ostsee zu machen; aber auch religiöse Begeisterung bestimmte ihn seinen Glaubensgenossen zu helfen. Im Juli 1630 landete er in Pommern, gewann mit seinem trefflichen Heere, in dem er strenge Mannszucht hielt, in meisterhaftem Feldzuge bald Pommern und Mecklenburg und schloß mit Frankreich zu Bärwalde (i. d. Neumark n. von Küstrin) einen Subsidienvertrag, der ihm volle Freiheit des Handels ließ (Jan. 1631). Aber die deutschen Fürsten, voran Johann Georg von Sachsen und der schwache, von dem katholischen und kaiserfreundlichen Schwarzenberg geleitete Georg Wilhelm von Brandenburg
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Iv. Der Dreißigjährige; Krieg 1618 — 48.
169
(1619—40), waren mißtrauisch und lehnten ein Bündnis mit ihm ab. Diese feindselige Haltung der Fürsten und die für Gustav Adolf gebotene Rücksicht sich die Bückzugslinie offen zu halten hinderten ihn der von Pappenheim und Tilly belagerten und von dem schwedischen Obersten Dietrich von Falkenberg verteidigten Stadt Magdeburg zu Hilfe zu kommen; sie wurde am 20. Hai 1631 erstürmt und von den entmenschten Söldnern grauenvoll verwüstet; wer den Brand angelegt hat, ist zweifelhaft.
Das trieb die Protestanten Gustav Adolf in die Arme. Mit Sachsen schloß er ein Bündnis, das sächsische Heer unter Arnim stieß zu ihm; auch Georg Wilhelm nötigte er zum Anschluß und zwang ihn ihm Spandau und Küstrin zu übergeben. So im Rücken gedeckt, ging er gegen Tilly vor und schlug ihn bei Breitenfeld (n. von Leipzig) am 17. Sept. vollständig. Die Folgen dieses Sieges waren außerordentlich; die Sachsen nahmen Prag ein, während Gustav Adolf die ganze „Pfaffengasse“, die Gebiete des Mains und Mittelrheins, eroberte, von dem Bürgertum überall als Retter empfangen. Seine ursprünglichen Absichten erweiterten sich nun: er wollte die deutschen Verhältnisse so wiederherstellen, wie sie vor dem Kriege gewesen waren, die schwedische Herrschaft über die Ostsee fest begründen, einen deutschen protestantischen Bund unter seinem Protektorat ins Leben rufen, vielleicht auch sich zum römischen König wählen lassen.
Am Anfange des Jahres 1632 rückte er gegen Bayern vor,
schlug am Lech Tilly, der tödlich verwundet wurde, und zog in
München ein. Der Kaiser, nun ganz wehrlos, wandte sich an Wallenstein, der unterdessen schon mit den Schweden durch Sesyma Raschin Verhandlungen begonnen, aber wieder abgebrochen hatte. Nach langem Bitten ließ er sich bewegen ein
Heer auszurüsten, endlich auch wieder das Generalat zu übernehmen, aber unter Bedingungen, die die ganze Summe der militärischen wie politischen Macht in seine Hände legten und den Konflikt notwendig herbeiführen mußten. Nun vertrieb er die Sachsen aus Böhmen, vereinigte sich, Maximilians Bitten nachgebend, mit ihm und bezog bei Nürnberg eine feste Stel-lung, die Gustav Adolf vergeblich zu stürmen suchte. Als
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