50
Iii. Die Babylonier und Assyrier.
die Zunge ausgerissen werden. Er war auch ein leidenschaftlicher und kühner Jäger. Mit Bogen und Pfeil erlegte er den Löwen im Dickicht des Waldes und vom Kahn aus im Röhricht des Ufers. Sein Wildgarten war angefüllt mit Käfigen, aus denen die Löwen zur Jagd losgelassen wurden. Ja, wir kennen sogar seine Lieblingshunde, die er in gebranntem Thon nachbilden und mit ihren Namen versehen aufstellen ließ.
Ein Schlag, und das ganze große, gewaltige Reich war aus einander gefallen. Dieser Schlag kam von den Medern, welche, ebenfalls unter: morsen, in ihrem Bergland sich doch wieder dem Joch entzogen hatten und unter einheimischen Fürsten erstarkten. Kyaxares gelang es, das assyrische Zeer zu besiegen, doch wurde seine Untemehinung gegen Ninive unterbrochen durch den Einfall eines neuen, für beide Theile gleich furchtbaren Feindes, der Scythen. Entsetzlich hausten diese rasch dahin eilenden Reiterschaaren in dem schon durch so viele Kriege erschöpften Lande; es war unmöglich sie zu erreichen und mit Erfolg zu bekämpfen. Allein kaum hatte dieser Sturm ausgetobt, so erhob sich der Aufstand gegen die assyrische Hauptstadt. Der Bann des Schreckens war gebrochen. Zahllose Schaaren sammelten sich in den unteren Landen nach dem persischen Meerbusen zu; Nabopolassar, zu ihrer Bekämpfung ausgefandt, stellte sich selbst an ihre Spitze und vereinigte sich mit den Medern. Ninive wurde eingeschlossen, von keiner Seite war Hülse zu erwarten. Aber die Stadt war wohl verproviantirt und sehr fest. Das medisch-babylonische Heer versuchte vergeblich die Wälle zu brechen. Zwei volle Jahre vergingen mit Versuchen, Bresche zu machen und mit der Blokade der Stadt. Im Frühjahre des dritten Jahres endlich kam der Tigris den Belagerern zu Hülse; eine furchtbare Ueberfchwemmung riß die Wälle auf eine Länge von 20 Stadien nieder. Der König Sarak, als er Alles verloren sah, zündete den Palast an und starb in den Flammen, ähnlich dem letzten Paläologen in Byzanz, nachdem er wie dieser in einer einzigen Stadt, dem letzten Reste seines Reiches, den Angriff gewaltiger Heere ausgehalten hatte. So ward das Gericht, das über Sanherib begonnen hatte, vollendet durch den ersten Untergang eines Weltreiches, von dem wir historische Kunde haben.*)
18. Das jüngere Keich in Babylon. Uelmkadnem.
(Nach Marcus v. Niebuhr, Geschichte Assurs und Babels, bearbeitet vom Herausgeber.)
Als Ninive in Asche sank, erhob sich Babylon noch einmal zu neuem Glanze. Die Eroberer Assyriens hatten sich so in die Beute getheilt, daß
*) Dieser Schluß nach Marcus b. Niebuhr's Geschichte Assurs und Babel«,
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10
I. Die Israeliten.
scheint die Herbst-Wallfahrt sich im Gebrauch erhalten zu haben. Neben ihrer ursprünglichen natürlichen Bedeutung ward diesen drei Hauptfesten auch eine geschichtliche beigelegt und so die Offenbarung Gottes in der Natur mit der rtn der Geschichte aufs engste verknüpft. So galt das Paschafest als Andenken an die Befreiung aus der aegyptischen Sclaverei, und die damit verbundene Darbringung der Erstlinge bezog man auf die Verschonung der israelitischen Erstgeburt durch den Todesengel; so setzte man das Laubhüttenfest in Verbindung mit dem Leben unter Zelten und Laubhütten während des Zuges durch die Wüste, und zuletzt erhielt auch das Pfingstfest eine sehr lose Verbindung mit der Gesetzgebung am Sinai, weil diese in den dritten Monat gefallen sei.
Wie in jeder Woche der Sabbath, so sollte auch das siebente Jahr jedesmal eine Zeit der Riche für den Boden des ganzen Landes und somit auch für die ackerbauende Bevölkerung sein. Ein solches Brachjahr oder Sabbath-Jahr war für den Acker Vortheilhaft und um so eher ausführbar, als bei der großen Fruchtbarkeit des Landes der Ertrag in den gewöhnlichen Jahren das Bedürfniß seiner Bewohner überstieg. Dürftigen aber, die sich bis dahin nichts hatten ersparen können, stand es frei, die von selbst wachsenden Früchte aller Art von den Brachfeldern zu sammeln. ' Alle anderen Beschäftigungen außer Pflügen, Säen und Aernten waren in diesem Jahre erlaubt.
War der Kreislauf von 7 Sabbath-Jahren vollendet, so sollte das daraus folgende 50. Jahr dazu dienen, die ursprüngliche Gleichmäßigkeit des Besitzes herzustellen, und dadurch den unverhältnißmäßigen Reichthum Weniger neben der Armuth der großen Menge zu verhüten, eine Einrichtung, die auch andere Gesetzgeber, wie z. B. Lykurg, für das ruhige Fortbestehen des Staates als nothwendig erachtet haben. Dieses Jahr hieß das Jubeljahr, denn der Ansang desselben (im Herbste, nach Vollendung aller Arten von Aernte), dem gewiß Viele mit Sehnsucht entgegen harrten, verbreitete allgemeine, laute Freude über das ganze Land und wurde durch die Posaunen der Priester verkündet. Mit diesem Jahre sollten alle menschlichen Verträge über Leib und Gut erloschen sein, daher alle einheimischen Sclaven freigelassen, alle verkauften oder verpfändeten Aecker nebst den zur Ackerwirthschaft gehörigen Häusern an den ursprünglichen Besitzer zurückgegeben werden. Daraus folgte, daß man durch Kauf nicht den Boden, sondern nur die Nutznießung bis zum nächsten Jubeljahr erwarb; der Preis und also auch die Einlösungssumme eines Ackers oder Sclaven war daher um so geringer, je näher das nächste Jubeljahr bevorstand.
Die religiösen Handlungen bestanden: 1) in Gebet, wofür es ursprünglich keine feststehenden Formeln gab, 2) dem Eid mit Anrufung des Namens Gottes und mit zum Himmel emporgehobener Rechten, 3) dem Gelübde, einem unter feierlicher Anrufung Gottes gegebenen Versprechen einer Leistung, 4) dem Opfer ober der Hingabe eines irbifchen Besitzes; der Mensch verzichtete auf den eigenen Genuß, um ihn einem Hohem zu bereiten
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68. Die beiden ersten Perserkriege (unter Darius l.). 239
mon belohnt worden. Hier gründete er eine neue Herrschaft, die wegen ihres schnellen Emporblühens den Argwohn und den Neid des Satrapen Mygabazus erregte. Er stellte den Histiäus beim Könige als einen klugen und unternehmenden Mann dar, der bei der Vergrößerung seiner Macht gefährlich erscheinen dürfte. Darius berief daher den Histiäus an seinen Hof, unter dem Vorwande, einen so verdienstvollen Mann in seiner Nähe zu haben, in der That aber, um ihn in einem glänzenden Gefängnisse zu halten. Um jedoch die eigentliche Absicht zu verdecken, setzte man den Aristagoras, einen Schwiegersohn des Histiäus, an seine Stelle und machte ihn zum Machthaber von Milet. Aber auch diesem brachte das neue Amt keilt Glück. Eine bedrängte Partei auf der Insel Naxos bat den Aristagoras um Hülfe. Dieser verwendete sich für sie bei Artaphmres^dem sein Bruder, der Großherr, die Statthalterschaft von Vorder-Asien übertragen hatte. Das Unternehmen wurde vom Hofe gebilligt und die Ausführung desselben dem Aristagoras, welchem der Perser Megabates mit 200 Schiffen beigegeben wurde, übertragen. Unterwegs entzweiten sich beide Anführer. Megabates verrieth den Naxiern, die überrumpelt werden sollten, die drohende Gefahr. Hier traf man solche Vertheidigungsanstalten, daß die feindliche Flotte nach einer kurzen Belagerung der Stadt unverrichteter Dinge wieder abziehen mußte. Da Aristagoras die Kosten des mißlungenen Unternehmens trägen sollte und sowohl bei seinem Schwiegervater, als auch bei dem Großherrn selbst in Ungnade gefallen zu sein glaubte, so entschloß er sich, wenigstens sein Leben so theuer als möglich zu verkaufen. Während er daher mit dem Gedanken, eine allgemeine Empörung gegen die Perser anzuspinnen, umging, wurde er heimlich von Histiäus, der am Hofe schmerzlich die verlorne Freiheit vermißte, in seinem Vorhaben bestärkt. Indessen reichte die Stärke, der Muth und die Begeisterung der kleinasiatischen Griechen nicht hin, um sich von der Macht des persischen Reiches los zu reißen; es war ihnen der Schutz und die Mitwirkung ihrer europäischen Brüder nothwendig. Daher begab sich Aristagoras zuerst nach Sparta. Hier waren gerade die Bürger mit ihren beiden Königen auf dem Markte versammelt, als Aristagoras sein Gesuch mit vieler Beredsamkeit vortrug. „Wie weit", unterbrachen ihn die Spartaner, „ist doch vom Meere nach Susa?" „Drei Monate Weges", war die Antwort. „0, Freund von Milet", riefen sie ihm zu, „mach', daß du noch vor Sonnenuntergang aus unserer Stadt kommst!" Indessen wollte Aristagoras noch einen Versuch machen. Er folgte dem Könige Kleomenes in's Haus und suchte ihn für seine Sache zu gewinnen, aber vergebens. Da zog er auf einmal einen Beutel mit Gold hervor, um den, welchen er mit feiner Überredungskunst -nicht gewinnen konnte, mit Geld zu bestechen. Als dies die kleine Königstochter Gorgo sah, rief sie dem Könige zu: „Vater! geh' weg, sonst besticht dich noch der Fremde". Sogleich mußte Aristagoras Sparta verlassen und nahm seinen Weg nach
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Extrahierte Personennamen: Darius_l. Darius Darius Darius Megabates Histiäus Aristagoras Gorgo
350
X. Die macedonischen Reiche.
der den schicksalsvollen Knoten an dem malten Wagen des Sagenkönigs Midas, an dessen Lösung ein Orakelspruch die Herrschaft über Asien geknüpft hatte, mit dem Schwerte löste. In allen Handlungen des großen Königs gab sich die Zuversicht kund, dap das Morgenland mit seiner ganzen Herrlichkeit ihm zufallen würde.
Von Gordium zog Alexander im Sommer in südöstlicher Richtung dem cilicischen Gebirgslande zu. Paphlagonien und das südliche Kappadocien überließ er den eingebornen Landesfürsten, die sich freiwillig unterwarfen und Macedoniens Oberhoheit anerkannten. Oberhalb Tyana erstürmte er die von hohen Felsenwänden eingeschlossenen „cilicischen Klausen", die durch Natur und Kunst fast unüberwindlich, von der feigen persischen Besatzung bei der Annäherung des macedonischen Heeres nach geringem Widerstand geräumt wurden, und rückte dann in Eilmärschen auf Tarsus los. Kaum hatte er jedoch diese Stadt erreicht, so überfiel ihn eine heftige Krankheit, herbeigeführt, wie es heißt, durch ein Bad in dem kalten Bergstrom Cydnus, in dessen klaren Wellen er seinen von Nachtwachen und Sonnenglut erschöpften Körper erfrischen wollte. Von Fieberfrost geschüttelt, wälzte er sich ruhelos auf seinem Lager, bis die Geschicklichkeit des griechischen Arztes Philippus aus Akarnanien und sein eigener Glaube an menschliche Tugend und Treue ihn rettete. Ein Schreiben des alten Feldherrn Parmenio hatte nämlich den König vor Philipp gewarnt, als ob derselbe, vom Feinde erkauft, ihn vergiften wollte. Ohne in seinem Vertrauen zu wanken, nahm er jedoch den Heiltrank, indem er zu gleicher Zeit den Brief mit der lügenhaften Angabe dem Arzte darreichte. Philippus, der sich von aller Schuld rein wußte, bewirkte durch sorgfältige Pflege die baldige Genesung. Auch wurde Alexander in Gifteten von einer ernstlichen Furcht befreit durch die Nachricht vom Tode Memnon's, denn der Großkönig hatte Niemanden, der dem Rhodier an Feldherrnblick und Entschlossenheit gleich kam und, was vorzüglich ins Gewicht fiel, der ihn an Ansehen bei den Persern sowohl als bei den griechischen Söldnern erreichte. Schon hatte man in Griechenland die Ankunft der großen Flotte gefürchtet, und viele der Hellenen, namentlich die Spartaner, waren bereit gewesen, sich mit Memnon zu verbinden; jetzt war mit einem Male die ganze Lage verändert. Denn die neuen Befehlshaber verfolgten Memnon's Plan nicht, und am Hoflager des Darius hatte man noch immer nicht gelernt, wie viel darauf ankomme, zur See, im Rücken Alexanders, mit allem Nachdruck offensiv zu verfahren. Die persische Flotte ging immer mehr ihrer Auflösung entgegen, besonders als nach der Schlacht bei Jssus (s. S. 351) die Führer der cyprischen und phönicischen Städte abfielen.
Schon war Darius von Babylonien aufgebrochen, um dem macedonischen Helden in eigener Person entgegenzutreten. In endlosem Zuge bewegten sich die bunten Reiterscharen, die schwergewaffneten Söldnerheere, die Stämme aus dem fernen Iran und vom Indus, hinter ihnen die Wagen
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Extrahierte Personennamen: Gordium Alexander Alexander Philippus Parmenio Philipp Philipp Philippus Alexander Alexander Memnon Darius Darius Alexanders Darius_von_Babylonien Darius
129. Das Decemvirat.
466
das erste und einzige römische Landrecht, das Gesetz der zwölf Tafeln. Es ging aus einem Kompromiß der Parteien hervor und kann schon darum tiefgreifende, über polizeiliche und bloße Zweckmäßigkeitsbestimmungen hinausgehende Aenderungen des bestehenden Rechtes nicht wohl enthalten haben. Sogar im Creditwesen trat keine Milderung ein, als daß ein — wahrscheinlich niedriges - Zinsmaximumm Procent) festgestellt und der Wucherer mit schwerer Strafe - charakkmstlsch genug mit einer weit schwerern. M der Dieb — bedroht ward; der strenge Schuldproceß blieb wenigstens in seinen Hauptzügen ungeändert. Aenderungen der ständischen Rechte waren noch weniger beabsichtigt; die Ungültigkeit der Ehe zwischen Adeligen und Bürgerlichen wurde vielmehr aufs Neue bestätigt? Die wesentliche politische Bedeutung lag weit weniger in dem Inhalt der Gesetzgebung, als in der jetzt förmlich festgestellten Verpflichtung der Confuln, nach diesen Proceßformen und diesen Rechtsregeln Recht zu sprechen, und in der Veröffentlichung des Gesetzbuches, wodurch die Rechtsverwaltung der Controle der Publicität unterworfen und der Conful genöthigt ward, Allen gleiches und wahrhaft gemeines Recht zu sprechen.
Der Ausgang des Decemvirats liegt in tiefem Dunkel. Es blieb -so wird berichtet — den Zehnmännern nur noch übrig, die beiden letzten Tafeln zu publiciren und alsdann der ordentlichen Magistratur Platz zu machen. Sie zögerten indeß; unter dem Vorwande, daß das Gesetz noch .immer nicht fertig sei, führten sie selbst nach.verlauf des Amtsjahres ihr Amt weiter, was nach römischem Staatsrechte möglich war, da auch der auf Zeit bestellte Beamte erst durch förmliche Niederlegung des Amtes Beamter zu sein aufhörte. Die gemäßigte Fraction der Aristokratie, die Valerier und Horatier an ihrer Spitze, soll versucht haben, im Senat die Abdankung der Decemvirn zu erzwingen; allein das Haupt der Zehnmänner, Appius Claudius, von Haus aus ein starrer Aristokrat, aber jetzt umschlagend zum Demagogen und zum Tyrannen, gewann im Senate 'das Ueber« gewicht, und auch das Volk fügte sich. Die Aushebung eines doppelten Heeres ward ohne Widerspruch vollzogen und der Krieg gegen die Volsker wie gegen die Sabiner mit Unglück begonnen.
In dem Heere befand sich ein Veteran, dem die Sage überschwängliche Thaten und Ehren zuschreibt, L. Sinruus Dentatus. Varro hatte von ihm erzählt gesunden, er habe in 120 Gefechten gestritten, 8 Feinde im Zweikampfe erlegt, 45 Narben gezählt, keine auf dem Rücken, an Ehrenzeichen und Belohnungen, Pferdegeschirr, Spießen, Hals- und Armketten, den verschiedenen Kronen, welche die Tapferkeit auszeichneten, eine fast unermeßliche Menge, einzeln angegeben; welche Herzählung freilich dadurch ein sehr apokryphes Ansehen gewinnt, daß sie ihm auch zuschreibt, er habe den Triumph von 9 Feldherren begleitet, deren Sieg durch ihn vornehmlich entschieden worden; denn unsere römische Geschichte, die wohl keinen Ehrentag
Pütz, Histvr. Darstev. u. Charakteristiken l. 3. Aufl. 30
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620
Xi. Die Römer.
schwand auch der junge König in den Wellen seines heimischen Stromes. Das Schicksal der Hauptstadt, die den Herrn der Welt in seinen Plänen zu kreuzen gewagt, und um ein Haar seinen Untergang herbeigeführt hatte, lag in seiner Hand; allein er, hinweisend auf die arg verwüstete und bei Gelegenheit des Flottenbrandes ihrer Kornmagazine, ihrer weltberühmten Bibliothek und anderer bedeutender öffentlicher Gebäude beraubte Stadt, ermahnte die Einwohnerschaft, sich künftig allein der Künste des Friedens ernstlich zu befleißen und die Wunden zu heilen, die sie sich selber geschlagen. Das Regiment Aegyptens erhielten unter Roms Oberhoheit Cleopatra und deren unmündiger Bruder Ptolemäus.
Ii. Der Krieg gegen Pharnaces von Bosporus.
Nachdem Cäsar 9 Monate lang in Aegypten aufgehalten worden, riefen ihn die reißenden Fortschritte des in den Pontus eingebrochenen bospora-nischen Königs Pharnaces (s. S. 598) nach Klein-Asien, um dem Verlust dieser wichtigen Provinz vorzubeugen. Denn bereits hatte jener unwürdige Mithridates-Sohn (der durch eine Verschwörung gegen feinen Vater diesen zum Selbstmorde veranlaßt hatte) einen Theil von Pontus und Cappadocien nebst Klein-Armenien erobert, bei Mopolis den bithynischen Statthalter Domi-tius Calvinus geschlagen und näherte sich schon unter grausamen Wüthereien gegen alle Römer und Römischgesinnte der vorderasiatischen Provinz. Da brach Cäsar mit nur einer Legion von Aegypten, das die Furcht vor der zurückgelassenen Besatzung in Ruhe hielt, auf, um über Syrien nach dem Schauplatz der Gefahr zu eilen. Von Antiochia aus eilte er durch Cilicien über den Taurus nach dem Pontus, machte bort den übermächtigen Barbaren durch scheinbares Eingehen in seine hinterlistigen Vorschläge sicher, überfiel ihn dann und brachte ihm in der Schlacht bei Zela eine solche vernich-tenbe Niederlage bei, daß Cäsar, selbst überrascht über das Ergebniß eines nur fünftägigen Feldzuges, an seine Freunde in Rom die berühmten Worte schreiben konnte: Veni, vidi, vici! (ich kam, faj>, siegte!) Pharnaces verlor alle seine Eroberungen und, nach einer unglücklichen Schlacht im Bosporus gegen Domitius, auch sein Leben durch einen treulosen Diener. Ein Halbbruder des Pharnaces, Mithridates, ward an besten Stelle König von Bosporus.
170. Cäsar s letzte Kriege gegen die pompejaner.
(Nach W. Wachsmuth, Geschichte der politischen Parteiungen alter und neuer Zeit.^
Die lange Abwesenheit Cäfar's von Rom hatte mancherlei Schwankungen in der öffentlichen Meinung erzeugt; doch eine Pompejanifche oder Senatspartei wollte weder in der Hauptstadt noch im übrigen Italien auftauchen.
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163. Der Krieg gegen die Seeräuber.
593
Namentlich gab es solche Corsarenschlösser in großer Zahl in dem rauhen Gifteten, bessen Waldungen zugleich den Piraten das vortrefflichste Holz zum Schiffbau lieferten, und wo beßhalb ihre hauptsächlichsten Schiffbaustätten und Arsenale sich befanben. Wir finben die Piraten als Verbünbete des Königs Mithribates von Pontus, sowie der römischen bemokratischen Emigration; sie lieferten Schlachten gegen die Flotten Sulla's in den östlichen wie in den westlichen Gewässern.
Der breijährige Felbzug (78-76), aus dem Publius Servilius für sich und seine Nachkommen den Beinamen des Jsaurikers heimbrachte, war nicht ohne Frucht; eine große Anzahl von Corsaren und Corsarenschiffen ge-rieth durch denselben in die Gewalt der Römer; die Gebiete der zerstörten Städte wurden eingezogen und die Provinz Cilicien mit ihnen' erweitert. Allein es lag in der Natur der Sache, daß die Piraterie boch bamit keineswegs unterbrückt war, sonbern nur sich zunächst nach anberen Gegenden, namentlich nach der ältesten Herberge der Corsaren, nach Kreta, zog.
Der erste römische Admiral, welcher sich gegen die wilden Kretenser wandte, der Proprätor M. Antonius, verlor in einer Seeschlacht den größten Theil seiner Flotte, und erhielt von seinen Landsleuten den Spottnamen „Creticus". Da die Verwegenheit der Piraten durch ihren Sieg und die Fesselung der römischen Gefangenen mit den von ihnen selbst mitgebrachten Ketten natürlicher Weise noch stieg, so übernahm der tapfere und gewandte Q. Cäcilius Metellus als Proconful 68 das Commando der Flotte. Er landete im nordwestlichen Theile der Insel, schlug die gesammte Feldarmee der Feinde (24,000 M.), größtenteils ausgezeichnete Bogenschützen, in die Flucht, mußte aber die einzelnen festen Städte der Insel erst in einem langwierigen Belagerungskriege überwältigen, der sich durch bett hartnäckigen Widerstand der Kretenser zu einem entsetzlichen Vertilgungskriege gestaltete, indem Metellus, um den Krieg vor der Ankunft seines Nachfolgers zu beenden, Canton für Canton mit Feuer und Schwert verwüstete, und gegen die Gefangenen so furchtbar wüthete, daß viele Kretenser den freiwilligen Tod der Ergebung an die römischen Henker vorzogen. Im folgenden
Sommer (67) gab das Eingreifen eines andern römischen Machthabers dem blutigen Drama seinen Abschluß. Im I. 67 übernahm nämlich in Folge der Lex Gabinia En. Pompejus die Führung des Krieges gegen die Piraten mit unumschränkter Machtvollkommenheit. Er begann damit, das unungeheure, ihm überwiesene Gebiet in 13 Bezirke zu theilen und jeden derselben einem seiner Unterfeldherren zu überweisen, um daselbst Schiffe und Mannschaften zu rüsten, die Küsten abzusuchen und die Piratenboote aufzubringen oder einem 'der Collegen ins Garn zu jagen. Er selbst ging mit dem besten Theil der vorhandenen Kriegsschiffe früh im Jahre in See und reinigte zunächst die sicilischen, africanifchen und farbifchen Gewäffer, um vor Allem die Getreidezufuhr aus diesen Provinzen ttqch Italien wieder in Pütz, Histor. Darstell, u. Charakteristiken I. 2. Aufl. 38
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Extrahierte Personennamen: Pontus Publius_Servilius Antonius Antonius Cäcilius_Metellus
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I Die Israeliten.
Juda und Simeon unter ihre Botmäßigkeit gebracht, richteten ihre Angriffe nunmehr -auch gegen die mittleren Stämme Ephraim mit Benjamin und Manasse. Das bedrängte Volk suchte einen Halt in der Verbindung des weltlichen Richteramtes mit der hohenpriesterlichen Würde, indem es Eli, den Vorsteher des Heiligthums in Silo, zum Richter und Heerführer wider die Feinde erkor. Und Eli scheint in seinen jüngeren Jahren die Erwartungen Israels nicht getäuscht zu haben; in den vierzig Jahren, die seiner Herrschaft zugeschrieben werden, stand er als Held und Retter seines Volkes den Feinden kräftig gegenüber und wehrte die fremde Botmäßigkeit von Ephraim ab. Aber als er alt und blind wurde und die Zügellosigkeit und Gewaltthaten seiner Söhne das Vertrauen und die Hingebung des Volkes an Eli's Haus schwächten, da gewannen die streitbaren Feinde mehr und mehr die Oberhand. Als in einem Kampfe mit den Philistern bei 4000 Mann von Israel auf dem Wahlplatze vor dem Lager fielen, ließen die Aeltesten die Bundeslade von Silo ins Lager kommen, damit der Herr der Heerfchaaren sie errette aus der Hand der Feinde. Die Philister erschraken, aber die Führer sprachen: „Seid fest und seid Männer, daß ihr nicht den Hebräern dienen müsset, wie sie euch gedienet!" Und die Philister stritten, Israel ward geschlagen, es fielen an 30,000 Mann, die Bundeslade ward genommen und die beiden Söhne Eli's, Hophni und Pinehas, kamen um. Da lief ein Mann von Benjamin von dem Wahlplatze gen Silo, feine Kleider zerriffen und Erde auf seinem Haupte. Und Eli saß auf dem Stuhle, nach der Straße ausschauend, denn sein Herz war bange wegen der Lade Gottes. Und der Mann sprach zu Eli: „Israel ist geflohen, deine beiden Söhne sind todt und die Lade Gottes ist genommen!" Bei dieser Trauerbotschaft fiel Eli rücklings vom Stuhle, brach das Genick und starb.
Die Philister führten die Bundeslade nach Asdod und stellten sie als Siegeszeichen im Tempel ihres Gottes Dagon auf. Als sie am andern Morgen hinkamen, lag Dagon auf seinem Angesichte zur Erde vor der Lade Jehovah's, sein Haupt und seine beiden Hände abgebrochen, auf der Schwelle. Bald darauf wurde Asdod von schweren Plagen heimgesucht; an den Körpern der Leute brachen Beulen aus und die Saaten wurden von Mäusen verwüstet. Dies schien von der heiligen Lade herzurühren, daher die Philister, nach dem Rath der Priester und Wahrsager, beschlossen, die Lade mit goldenen Weihegeschenken versehen auf einen Wagen zu legen, vor denselben zwei junge Kühe, die noch kein Joch getragen, zu spannen, und sie frei ziehen zu lassen. So kam der Zug nach Juda.
Diese Unfälle brachten das Volk allmählich zu der Ueberzeugung, daß die lose Staatsordnung nicht länger haltbar sei; die Richtergewalt, mochte sie in die Hände streitbarer Heerführer gelegt oder mit der Priesterwürde vereinigt sein, hatte sich als unzulänglich erwiesen; sollte nicht die ganze Nation unrettbar der Fremdherrschaft erliegen, fo mußte eine einheitliche
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Extrahierte Personennamen: Benjamin Benjamin
Extrahierte Ortsnamen: Juda Heiligthums Israels Israel Israel Hophni Gottes Gottes Gottes Juda
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V. Die Baktrer und Meder.
umfaßte anfänglich wohl die ganze freie Bevölkerung, in so fern sie nicht zu den beiden ersten Kasten gehörte. Ackerbau war ohne Zweifel deren Hauptbeschäftigung, und durch Sitten und Gesetze geehrt und sehr geschätzt. Mit Ackerbau war natürlich Viehzucht verbunden; vielfach widmeten sich die Vaigjäs auch dieser allein. Eben so standen ihnen tiefer liegende Beschäftigungen, selbst die der Qüdräs, offen.
Die vierte Kaste bilden die Qudräs. Der Theorie nach ist ihre Verpflichtung Dienst bei den drei oberen Kasten, am verdienstlichsten der bei den Brahmanen. Diese sollen alsdann für ihren Unterhalt sorgen; kann der Qüdräs aber nicht durch diesen Dienst bestehen, so erlaubt ihm das Gesetz Handarbeiten und andere Arten von Erwerb; jedoch soll er sich keine Schätze erwerben, selbst wenn er die Fähigkeit dazu hat. Von dem Lesen und Hören der j$eba§, welche auf die drei oberen Kasten beschränkt sind, waren sie ausgeschlossen, eben so von der Darbringung von größ^M-^pfern, jedoch nicht von kleineren für sich selbst. Dies alles hat sich natürlich umgewandelt, seitdem die gtidras den bei Weitem größten Bestandtheil des indischen Volkes - ausschließlich der noch unter ihnen stehenden Volksabtheilungen - bilden. Sie treiben seit der Zeit Ackerbau und alle Arten von Gewerben. Sie theilen sich in eine Menge von Zünften, welche unter einem Oberhaupte stehen, und eine gewisse Art von Jurisdiction unter sich haben.
V. Die Baktrer und Meder.
21. Die historische Bedeutung Baktriens.
(Nach Chr. Lassen, indische Alterthumskunde.)
Das Land ist reichlich von Quellen bewässert; wo das Klima milde ist, wird Korn gefäet, die übrigen Theile werden als Weide für die Heerden benutzt. Weiterhin sind große Strecken sandigen, trockenen Landes, welches keine Früchte zur Nahrung der Menschen hervorbringt; wenn die Winde vom Meere herwehen, erregen sie dichte Staubwirbel, welche die Wege unkennbar machen und das Reisen erschweren. Der fruchtbare Theil des Landes ist stark bevölkert und reich an Pferden. Zu dieser Bevorzugung, eine größere Fruchtbarkeit als andere Länder Irans zu besitzen und dadurch zum Sitze eines mächtigen Reiches geeignet zu fein, kam noch die günstige Lage für den Handel. Hier traf die große Straße aus dem nordwestlichen Iran und den entfernteren Ländern des Westens mit der aus dem innern Asien und aus Indien zusammen; von hier aus führten drei im Alterthume berühmte Wege nach Kabul.
Aber nicht nur dem friedlichen Verkehre der Kaufleute bot Baktriana
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28. Die Eroberungszüge des Darius.
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indessen durch das Gebiet der Thracier und Geten vor, indem es sich durch die Stämme derselben, deren Häuptlinge zur Heeresfolge gezwungen wurden, anschwellend vergrößerte. Am Jster kamen die beiden Abtheilungen des Perserheeres wieder zusammen; die Flotte fuhr zwei Tagereisen den Strom aufwärts. Es ist durchaus wahrscheinlich, daß der besonnene Darius nichts Anderes beabsichtigte, als den Donaustrom auf dieser Seite zur Reichsgränze zu machen, wie es im Osten der Indus war. Die Schiffsbrücke sollte nur dazu dienen, des Großkönigs Herrschaft über den mächtigen Strom zu bezeugen und den Schrecken seiner Waffenmacht im Donaulande zu verbreiten. Denn daß er jenseit des Flusses nicht maß- und ziellos vordringen wollte, geht schon daraus hervor, daß er spätestens in zwei Monaten bei der Brücke zurückerwartet sein wollte. Darius hatte mehr Entdeckungs- als Eroberungstrieb ; et wollte das Land auskundschaften und dabei den Ruhm gewinnen, als ein ebenbürtiger Nachfolger des Cyrus in den Wüsten Turans den Namen des Persergottes durch persische Waffen zu Ehren gebracht zu haben.
Die Scythen faßten den Entschlnß, dem Angriff der Perser auszuweichen. Die Weiber und Kinder sollten aus ihren Wagen nebst dem zum Unterhalt nöthigen Vieh bei dem Heere bleiben; alle übrige Habe, Knechte und Heer-den sollten nordwärts geführt werden. Darius schickte einen Reiter an den König Jdanthyrsus mit der Aufforderung, entweder sich mit ihm zu schlagen, oder Erde und Wasser als Zeichen der Unterwerfung zu übersenden. Statt der Erde und des Wasser» sandten die Könige der Scythen dem Darius einen Vogel, eine Maus, einen Frosch und fünf Pfeile. Der Schwiegervater des Darius, Gobryas, deutete den Sinn dieser Gaben dahin, daß die Scythen sagen wollten: Wenn ihr nicht Vögel werdet und in den Himmel stiegt, oder Mäuse und euch in die Erde verkriecht, oder Frösche und in die Sümpfe springt, so werdet ihr unseren Pfeilen erliegen. Nun begannen die Scythen das persische Heer anzufallen. Sobald dasselbe nach vollendetem Tagemarsche zu lagern sich anschickte und die Kochfeuer angezündet wurden, sprengten die Scythen heran. Die persischen Reiter mußten wieder aufsitzen, aber sie waren den Schwärmen der Scythen nicht gewachsen. Wenn dann das persische Fußvolk geordnet anrückte, wichen die Scythen, aber in der Nacht kamen sie wieder. Bei diesen beständigen Anfällen konnten die Perser weder Tag noch Nacht Ruhe finden und kamen in so große Noth, daß Darius des Gobryas Rath einholte, nicht wie er die Scythen besiegen, sondern wie er das Heer sicher zurückführen könne. Gobryas rieth dem Könige, alle Kranken und Schwachen nebst dem Troß im Lager zurückzulassen, damit die Scythen glaubten, Darius stehe noch mit dem ganzen Heere in demselben; inzwischen solle der König mit den kräftigsten Leuten den Scythen einen Vorsprung auf dem Wege nach der Donau abzugewinnen suchen. Die List gelang. Die Scythen erkannten die Täuschung erst, nachdem sie das Lager genommen, und Jdanthyrsus eilte nun so schnell er konnte, den Persern nach. Da die
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Extrahierte Personennamen: Darius Darius Darius Darius Darius Cyrus Darius Darius Darius Darius Darius Darius_des_Gobryas_Rath Darius Gobryas Darius Darius