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1. Geschichte des Mittelalters - S. 41

1904 - Langensalza : Schulbuchh.
41 er sich nicht auf; wie konnte er auch, da seine Geschäfte und Kriege ihn unaufhörlich umhertrieben? Es war damals überhaupt nicht gewöhnlich, daß ein König eine bestimmte Residenz hatte, weil es nicht so leicht wie jetzt war, von einem Orte aus ein großes Land zu regieren. Am liebsten verweilte er in Heristal, in Aachen, Nymwegen und in I n g e l h e i m bei Mainz. An allen vier Orten baute er sich Schlösser. Das schönste war in Aachen; hierhin zog ihn schon der Gebrauch der warmen Bäder, die er sehr liebte. Hier baute er auch ein herrliches Münster, welches jedermann bewunderte. Es war mit Gold und Silber geschmückt und mit Fenstern, Türen und Gittern von blinkendem Erz versehen. Aus Italien ließ er die majestätischen Säulen und Marmorblöcke kommen, wofür sich der Papst einige deutsche Pferde ausbat, die wegen ihrer Stärke geschätzt wurden. Die Künstler zum Bau wurden weit und breit her verschrieben. Die Kirche bestand aus einem achteckigen, auf Säulen ruhenden Kuppelbau, der von einem sechzehnseitigen zweistöckigen Umgänge umschlossen wurde. Von außen war sie schmucklos, im Innern dagegen war sie mit italienischen Mosaikgemälden schön verziert. Papst Leo kam selbst, um sie einzuweihen. Damit dieser große Kaiser, der mit kräftiger Hand die Zügel seiner Reiche lenkte, während er zugleich sein Volk die friedliche Kunst des Landbaues, seine Richter Übung der Gerechtigkeit und seine Priester den wahren Gottesdienst lehrte, uns recht eindrücklich vor Augen bleibe, wollen wir sein Äußeres beschreiben. Er war von großem, starkem Körperbau, sieben seiner eigenen Füße lang, dabei so kraftvoll, daß man von ihm erzählt, er habe Hufeisen wie Brot zerbrechen können und einst einen Sarazenen bis auf den Sattelknopf gespalten. Sein Gesicht war fast stets heiter; denn er war ein Freund unschuldigen Scherzes. Sein Hinterkopf war rund, mit schönem Silberhaar geziert, seine Nase etwas groß, seine Augen groß und klar und mit durchbohrendem Blicke, wenn er zürnte. Lein Nacken war kurz und fett, sein Unterleib in spätern Jahren etwas stark, sein Gang männlich, fest und voll Würde, nur feine Stimme heller, als man bei so großem Körper hätte erwarten sollen; dieser

2. Geschichte des Mittelalters - S. 54

1904 - Langensalza : Schulbuchh.
54 das offene Land gegen die Einfälle der Ungarn keinen Schutz gewährte, ließ er die wenigen Städte seines Herzogtums erweitern und mit Mauern und Gräben umgeben; dazn legte er viele neue an. Er wird daher der Städtegründer genannt. Die Städte sollten im Kriege den Landleuten Schutz und Obdach gewähren; dafür mußten diese einen Teil ihrer Ernte an die Stadtbewohner abgeben. Damit die Leute gern in die Städte zögen, stattete sie Heinrich noch mit mancherlei Vorrechten aus; so sollten die Märkte und die Gerichtstage in ihnen abgehalten werden. Weil sich ober trotzdem noch nicht genug Leute fanden, die freiwillig in die Stadt zogen, befahl Heinrich, daß jeder neunte Mann hineinziehen müsse, und ließ diese durch das Los bestimmen. — Bisher hatten seine Sachsen im Kriege nur zu Fuß gekämpft. Dadurch waren sie sehr im Nachteil gegen die Ungarn, die auf ihren schnellen Rossen ihnen gar leicht entkamen. Heinrich bildete sich nun ein tüchtiges Reiterheer und erreichte in wenigen Jahren, daß der Kriegsdienst zu Pferde für viel ehrenvoller galt als der Dienst zu Fuß. — Rastlos übte er dann sein Heer im Kampfe gegen die in der Provinz Brandenburg wohnenden Wenden. Ein Stamm nach dem andern wurde von ihm besiegt, und als sich darauf das ganze Volk gegen ihn erhob, schlug er es im Jahre 929 bei Lenzen vollständig. So machte er auch hier den Anfang, die Gebiete wieder zurückzuerobern, welche während der Völkerwanderung verloren gegangen waren. Nun waren die neun Jahre um. Heinrich berief seine Sachsen zu einer großen Volksversammlung. Hier sprach er zu ihnen: „Das Reich ist beruhigt; nur die Ungarn sind noch uubezwungen. Bisher habe ich euch besteuern müssen, um diesen Feind zu bereichern; nun muß ich gar Kirchen und Geistlichkeit berauben, um ihrer Raubsucht zu genügen, bis uns zuletzt nichts als das nackte Leben übrig bleibt. Wollt ihr nun, daß ich den Gott geweihten Schatz angreife und den Feinden der Christenheit gebe, oder ihn vielmehr zur Ehre Gottes anwende?" Da rief das Volk laut, es begehre, daß das Geld Gott geweiht werde. Es hob die Hände gen Himmel und gelobte dem Könige treuen Beistand. Nun kamen die Ge-

3. Geschichte des Mittelalters - S. 73

1904 - Langensalza : Schulbuchh.
73 des Verlustes seines Lehens. Die meisten fanden sich auch ein und beugten das stolze Haupt vor dem Fürsten, der ihnen zeigte, daß er zu gebieten verstände. In Rom erhielt er in Gegenwart des damals noch lebenden Rudolf von Burgund und Knuts des Großen von Dänemark die Kaiserkrone. Späterhin riefen ihn neue Unruhen der Lombarden zum zweitenmal nach Italien. Ter verräterische Erzbischof von Mailand brachte sie gegen den Kaiser noch mehr auf, und als dieser mit großer Heeresmacht aus ihn losging, brach eine Seuche in seinem Lager aus, die einen großen Teil der Deutschen hinwegraffte, so daß also Italien wieder das Grab dieser Nation wurde. Selbst mehrere von des Kaisers nächsten Verwandten starben, und mißmutig und selbst kränklich kehrte er nach Deutschland zurück. Aber auch hier gab es der Unordnungen genug, besonders in Burgund, wo die Befehdung der großen und kleinen Herren alle Sicherheit aufhob. Da begab sich Kcrnrnb nach Burgunb und machte ans einem Reichstage in Solothurn den Gottesfrieben bekannt. Es waren nämlich hier einige wohlmeinende Bischöfe auf den Gebanken gekommen, daß, wenn die Ritter burchaus der Befehbungen sich nicht enthalten konnten, wenigstens einige Tage in der Woche bavon ausgenommen sein sollten. An bieseit sollte ein allgemeiner Waffenstillstanb stattfinben, und wer ihn bräche, sollte als ein Übertreter göttlicher Gebote betrachtet und von der Kirchengemein-schast ausgeschlossen werden, denn Gott habe ihn selbst durch einen vom Himmel herabgefallenen Brief geboten. Dies nannte man den Frieden Gottes. Frankreich nahm ihn zuerst an, und nun machte Konrab ihn auch in Burgunb bekannt. Von Mittwoch abenb bis Montag früh sollte er gelten. Das war nun recht löblich; aber leiber würde er nicht immer gehalten, und selbst der Kaiser war nicht mächtig genug, jeben Frevler zu strafen. — Konrab starb noch einer fünfzehnjährigen ruhmvollen Regierung in Utrecht 1039 und liegt im Dom von Speier begraben. Ihm folgte fein ältester Sohn Heinrich Iii. (1039—1056), ein noch klügerer, tapferer und tätigerer Mann als fein Vater. So kräftig wie er hatte feit Karl dem Großen kein Kaiser die kaiserliche Gewalt gehanbhcibt. Zuerst zeigte er bies gegen die Un-

4. Geschichte des Mittelalters - S. 30

1904 - Langensalza : Schulbuchh.
30 er im Regieren schon grau geworden wäre. Drei Jahre regierte er mit feinem Brnder Karlmann; dann starb dieser und überließ dadurch Karl das ganze große Reich, welches damals fast ganz Frankreich und den ganzen westlichen Teil von Deutschland umfaßte. Es ist zu bedauern, daß Karl, dessen Gemüt keineswegs zum Kriegführen geneigt war. doch fast fein ganzes Leben hindurch Krieg führen mußte. Am meisten mochten ihm die Sachsen zu schaffen. Zweiunddreißig Jahre dauerte der Krieg mit diesem damals noch heidnischen Volke, und so oft es ihm auch Frieden und Treue gelobte. so oft brach es doch sein Gelübde, sobald nur Karl den Rücken gewandt hatte. Daß die Sachsen nicht in dem heutigen Sachsenlande, sondern zwischen der Elbe und dem Rheine, also aus beiden Seiten der Weser wohnten, ist schon gesagt worden. Ihr Land war wild und rauh, ohne Städte, ohne Gewerbe und Handel, arm an Gold und Feldfrüchten, aber reich an öden Wüsten, ungeheuern Wäldern und sumpfigen Brüchen. Ihre Wohnungen waren elende Hütten; Nahrung gaben ihnen das Wild des Waldes, die Fische der Flüffe und das Vieh, welches frei auf Wiesen weidete. Die Freiheit ging ihnen über alles; daher wehrten sie sich auch so hartnäckig, ehe sie Karls Herrschaft sich gefallen ließen. Im Kriege wurden sie von selbstgewählten Herzogen angeführt. — In Worms wurde in großer Versammlung der fränkischen Großen der Krieg gegen die unruhigen Sachsen beschlossen. Karl brach in das Sachsenland ein, zerstörte die Eresburg, eine feste Burg der Sachsen, und zertrümmerte die dabei gelegene Jrminful, ein altes Heiligtum. Die Sachsen baten um Frieden und gaben Geiseln. Kaum war Karl zurück, so gab es wieder etwas zu tun. Damals war Desiderius König der Langobarden. Deffen Tochter hatte Karl schon als Prinz zur Frau genommen, bald aber wieder zurückgeschickt, weil sie ihm zuwider war. Daß Desiderius darüber grollte, laßt sich denken. Dazu kam, daß Karlmanns Witwe, die ihrem Schwager nicht traute, mit ihren Söhnen zu Desiderius geflohen war. Gegen den mächtigen Karl wagte er nicht geradezu etwas zu unternehmen. Da aber fein Land an die Besitzungen anstieß, die Pippin der Kleine dem Papste geschenkt hatte, so fiel er in dessen.

5. Geschichte des Mittelalters - S. 81

1904 - Langensalza : Schulbuchh.
81 der es bisher als selbstverständlich angesehen hatte, daß er insbesondere die Bischöfe in ihr Amt einsetzte. Wir müssen hierbei berücksichtigen, daß die Bischöfe damals auch Landesfürsten waren und daß weit mehr als die Hälfte Deutschlands sich in geistlichen Handen befand. Wollte der Kaiser auf ihre Einsetzung verzichten, so war seine Macht völlig gebrochen; denn auf die weltlichen Fürsten konnte er sich schon lange nicht mehr verlassen. Dazu kam noch, daß dem Kaiser, wenn die Bischöfe und Äbte durch den Papst eingesetzt wurden, eine bedeutende Einnahmequelle verloren ging. Bisher war es üblich gewesen, daß diejenigen, die ein geistliches Amt erhielten, mit dem bedeutende Einkünfte verbunden waren, sich dem Kaiser dadurch erkenntlich zeigten, daß sie ihm einen Teil ihrer Einkünfte überließen oder auch wohl eine größere Summe zahlten. Daß dabei die Gefahr nahe lag, denjenigen ein solches Amt zu geben, die am meisten dafür zu zahlen versprachen, ist natürlich, und so waren denn besonders während der Minderjährigkeit Heinrichs vielfach Männer zu kirchlichen Ämtern gelangt, die in ihrem Leben gar kein Vorbild für ihre Untertanen waren. Gregor erklärte nun den Verkauf geistlicher Ämter oder die Simonie als etne Todsünde und drohte allen mit dem Banne, die sich derselben schuldig machten oder schuldig gemacht hatten. Diese Strafe traf denn auch bald einige Räte Heinrichs, und als dieser sich auf die Vorstellungen des Papstes weigerte, sie zu entlassen, forderte ihn ein päpstlicher Legat auf, sich in Rom vor einem geistlichen Gerichte wegen verschiedener Vergehen zu verantworten. Heinrich war erstaunt und erzürnt über die Anmaßung des Papstes, einen deutschen König nach Rom zu laden. Er jagte die Legaten mit Schimpf von dannen, berief die deutschen Bischöfe nach Worms und hatte die Freude, daß diese Kirchenversammlung die Absetzung des Papstes aussprach. Heinrich unterschrieb mit fröhlichem Herzen und dachte nun aller Gefahren überhoben zu sein. Sein Vater hatte ja auch mehrere Päpste abgesetzt. Aber er vergaß, daß er kein Heinrich Iii. und daß Gregor seinen Vorfahren weit überlegen war. ^as Absetzungsschreiben schickte er nun durch einen mutvollen Gesandten mit einem scharfen Briefe nach Rom, wo Meisterwerke. Sb. V1il. bosselt. Weltgeschichte 11, ß

6. Geschichte des Mittelalters - S. 101

1904 - Langensalza : Schulbuchh.
101 Und dieser gegenseitige Haß flammte um so heftiger auf, je milder die Herren des Landes, die Araber, gegen sie waren. Zu manchen Zeiten wurde den Pilgrimen nichts in den Weg gelegt; ja manche Kalifen sahen es sehr gern, wenn recht viele Pilger hinkamen; denn durch sie wurde Handel und Wandel befördert und viel Geld ins Land gebracht. Sie bekamen ein eigenes Stadtviertel eingeräumt, und ein Kloster wurde hier nach dem andern aufgebaut. Mitunter ging es ihnen aber freilich auch recht schlimm, und besonders wurde ihnen im 11. Jahrhundert das Pilgern recht sauer gemacht. Doch statt sich dadurch abschrecken zu lassen, wurde durch die damit verknüpften Gefahren das Wallfahren nach Jerusalem nur noch häufiger, und alle Straften, die nach dem heiligen Lande führten. und alle Seehäfen, wo man sich dahin einschiffen konnte, wimmelten von Pilgern. Selbst die vornehmsten Männer und sogar Frauen verschmähten nicht, den weiten Weg zu unternehmen. Manche kamen glücklich hin; andere wurden in den Wüsten Syriens und Palästinas von den dort herumstreifenden Beduinen überfallen, ausgeplündert, verstümmelt oder gar ermordet, und manche Pilger gingen gar so weit, daß sie nicht einmal Waffen mitnahmen, weil es nach ihrer Meinung unrecht war, auf der heiligen Reise Blut zu vergießen, und so ließen sich die gutmütigen Menschen wehrlos abschlachten. Gegen die räuberischen Beduinen half es nicht einmal immer, wenn die Pilger sich in großen Karawanen zusammentaten. So reiste ein Erzbischos von Mainz zu Anfang der Regierung Heinrichs Iv. mit drei andern deutschen Bischöfen (von Utrecht, Bamberg, Regensburg) und einem Haufen von 7000 Pilgern hin. Als sie nach Palästina kamen, brachen die Beduinen von allen Seiten aus sie los, plünderten sie aus, hieben dem Bischos von Utrecht den Arm ab, und die andern wurden nur durch ein halbes Wunder gerettet. Auch auf der Rückreise ging es ihnen so schlimm, daß nur 2000, arm, halb nackend und von einer gräßlichen Magerkeit entstellt, ihr Vaterland wiedersahen. Doch diese Leiden waren noch nichts gegen die, welche über die armen Pilger hereinbrachen, als ein neuer Schwarm wilder Barbaren ans Türkest an (am Aralsee) nach Palästina stürmte und

7. Geschichte des Mittelalters - S. 108

1904 - Langensalza : Schulbuchh.
108 die Geistlichkeit indessen schützen, und alle Verbrechen sollten durch einen Kreuzzug gut gemacht sein. Das mußte freilich viele anlocken. Viele andere gingen mit, um zu Hause nicht arbeiten zu müssen, um sich der Dienstbarkeit ihrer Herren zu entziehen oder um Reichtümer zu gewinnen, noch andere aus Durst nach Abenteuern. Und nun sah man in allen Ländern des Abendlandes, am meisten in Frankreich und Italien, eine merkwürdige Tätigkeit. Der hatte seine Güter zu verkaufen, jener seine Rüstung zu besorgen, ein dritter von entfernten Verwandten und Freunden Abschied zu nehmen, ein vierter feine liegende Habe dem nächsten Kloster zu verschreiben u. s. w. Niemand gewann dabei mehr als die Kirchen und Klöster und die Juden. Jene nahmen die Güter und Häuser der Kreuzfahrer in Verwahrung und behielten sie, wenn die Besitzer nicht wiederkamen, oder sie bekamen auch wohl Güter geschenkt, um für die glückliche Reife der Schenker zu beten. Diese aber schafften gegen ungeheure Zinsen bares Geld herbei, das bei dem allgemeinen Bedürfnisse bald zu fehlen anfing, und mancher Kreuzfahrer verschleuderte seine Besitzungen ums halbe Geld, um nur etwas mitnehmen zu können. Manche Fürsten selbst verkauften ihr Fürstentum, weil sie nie wiederkehren, sondern sich dort von den Ungläubigen ein neues erkämpfen wollten. So brach das Jahr 1096 an, in welchem der Zug sich in Bewegung setzen sollte. Wer beschreibt das wilde Gewühl, das man auf allen Straßen sah! Es war, als wenn eine neue Völkerwanderung begonnen hätte. An allen Orten sah man Zelte, Fahnen und Waffen von der mannigfaltigsten Art, und alle Landstraßen und Flüsse waren mit Kreuzfahrern bedeckt, die jubelnd den Sammelplätzen zuzogen. „Gott will es!" hörte man überall als Losungswort rufen. Unter den Fürsten und Rittern, welche sich zum Zuge entschlossen hatten, war feiner, zu dem man mehr Vertrauen hatte, als zu Gottfried von Bouillon, dem Herzog von Niederlothringen, der uns von der Schlacht bei Merseburg her noch besannt ist. Vor seiner Burg erschien schon in den ersten Tagen des Frühlings unvermutet Peter von Amiens mit einer großen Schar nichtsnutzigen

8. Geschichte des Mittelalters - S. 114

1904 - Langensalza : Schulbuchh.
114 denen die Sonne alles Gras versengt hatte. Manche verloren den Verstand von der Einwirkung der glühend wehenden Luft, andere sanken ermattet zu Boden. Die Reiter richteten sich in den Steigbügeln in die Höhe, um nach einem erquickenden Lüftchen zu schnappen. Man sah Mütter neben ihren lechzenden Säuglingen sterbend aus dem glühenden Boden sich wälzen, und Hunde jagten keuchend auf dem Felbe vergebens nach einer Quelle umher. Fast alle Pferbe starben vor Mattigkeit und Durst; die Ritter mußten zu Fuß weiter ziehen, wenn sie es verschmähten, aus Ochsen zu reiten, und das Gepäck torbete man Wibbern ober Schweinen auf. Schon hielten alle sich für verloren, als sie noch glücklicherweise einen Fluß fanben. Aber nun hätte man sehen sollen, mit welcher Gier die armen, verbürgten Leute auf das Wasser losstürzten! Nicht wenige tranken so unvorsichtig und in solchem Übermaße, daß sie daran starben. Endlich hatten die Kreuzfahrer Kleinasien durchzogen und wandten sich nach Syrien. Da kamen sie an die Stadt Sinti ochia. Im ersten Rausche des Muts schwuren sie, sie nicht unerobert hinter sich zu lassen. Aber die Mauern waren so dies und fest und der Feind barin so hartnäckig und kriegerisch, daß die Kreuzfahrer weit über ein halbes Jahr baüor liegen mußten. Da zeigte sich nun schon wieber das grenzenlose Elenb, welches Hunger, Beschwerbe jeber Art, Seuchen und Sittenlosigkeit hervorzubringen vermögen. Die heilige Schwärmerei, die die Kreuzfahrer bei Clermont gezeigt hatten, war verschwunben, und alle hatten längst schon den Gebanken, das Kreuz genommen zu haben, verwünscht. Mit welcher Sehnsucht bachten nicht die meisten an die behagliche Ruhe, mit der sie baheim bei Weib und Kinbern sich gepflegt hatten! Diese Unlust zeigte sich selbst bei einigen der Fürsten, und man muß sich wunbern, wenn man sieht, wie biefe Leute, statt durch Einigkeit sich die Beschwerben leichter zu machen, sich beneideten, ja manchmal feinblich behanbelten und dadurch die Eroberung des heiligen Grabes verzögerten. Nur Gottfrieds große Seele war über die kleinlichen Leidenschaften weit erhaben. In den Feldern von Autiochia kamen fast alle Tage Kämpfe vor; es war hier nicht anders wie früher in der Ebene vor Troja.

9. Geschichte des Mittelalters - S. 174

1904 - Langensalza : Schulbuchh.
174 Jet! erit 1809 bei der Einziehung der Klöster eingegangen sind, deren Gebäude aber noch stehen. Von äußerlicher Pracht war sie keine Freundin. Schon in derjngend trug sie weder schimmernde oder modische Kleider noch Schmuck, und in ihren späteren Jahren zog sie nur abgetragene Kleider an, damit sie sich in der Demut übe und sich nicht an Bequemlichkeiten gewöhne. Zuletzt ging sie gar barfuß, selbst im kältesten Winter, und da geschah es nicht selten, daß ihre Füße Muteten und blutige Spuren im Schnee zurückließen. Als ihr Beichtvater, der Abt zu Leubus, hörte, daß sie barfuß gehe, entsetzte er sich und suchte ihr das auszureden; ja er überreichte ihr sogar ein Paar neue Schuhe und bat sie, diese zu tragen. Das versprach sie auch. Als er aber nach Verlauf eines Jahres erfuhr, daß sie immer noch barfuß gehe, warf er ihr ungehalten ihren Ungehorsam vor. „Lieber Herr", sprach sie sanft, „erzürnet Euch doch nicht; ich habe sie ja recht oft getragen." Sie meinte nämlich unter dem Arme; denn sie waren noch ganz neu. In dergleichen Bußübungen ließ sie sich überhaupt nichts vorschreiben. So trug sie einen Gürtel von Pferdehaaren, den ihr einst ein Templer geschenkt hatte, um den bloßen Leib, und den legte sie trotz allem Zureden eines von ihr sonst sehr geachteten Mönches nicht ab. Auch waren alle Bitten ihrer Kinder, sich doch nicht so zu peinigen, Pergebens. So lange ihr Gatte noch lebte und mit ihr an einem Tische fpeisie, suchte sie ihre streit ge Lebensart vor ihm zu verbergen, um ihn nicht zu betrüben; sie zerschnitt das ihr vorgelegte Fleisch in kleine Stücke, aß aber nichts davon. Späterhin trieb sie es noch ärger; da genoß sie nichts als trockene Früchte und grobes Brot und> trank kaltes Wasser dazu. Nur Sonntags und Feiertags aß sie aus Andringen ihres Beichtvaters Fische und Milchspeisen, trank auch wohl Bier. Durch keine Bitten konnte sie aber zum Genuß des Fleisches vermocht werden, und selbst von jenen einfachen Nahrungsmitteln nahm sie so wenig zu sich, daß sich alle wunderten, wie sie nur dabei bestehen konnte. Sie schlief auf dem harten Boden ohne alle Unterlage, und wenn sie krank war, auf Stroh. Keine Nacht genoß sie einen ununterbrochenen Schlaf; sie stand

10. Geschichte des Mittelalters - S. 177

1904 - Langensalza : Schulbuchh.
177 jedem unschuldigen Genusse eine Sünde. Keine Nacht schlief sie hintereinander; in jeder stand sie aus, kniete nieder und betete oft so lange, bis sie vor Müdigkeit ganz niedersank. Alle Bitten ihres Mannes, sich zu schonen, waren vergebens; eine ihrer Kammer-jungfern mußte wachen und sie zur bestimmten Zeit zum Gebet wecken. Doch das war ihr nicht genug; sie ging auch wohl in ein Nebenzimmer und ließ sich hier bis aufs Blut geißeln. Ihr Beichtvater war einer der strengsten Männer jener Zeit, K o n r a d von Marburg, der sie in ihren freiwillig gewählten Peinigungen noch bestärkte; er geißelte sie mit eigner Hand nicht nur so lange, bis der Rücken zerfleischt war, sondern schränkte sie auf wenige Speisen ein. Während die schönsten Gerichte auf der Tafel standen, gestattete er oft nichts als fünf kleine Honigkuchen und trockenes Brot. Einmal war sie mit ihrer Schwiegermutter, sonntäglich geschmückt, von der Wartburg nach einer am Fuße des Berges gelegenen Kirche hinabgestiegen. Da fiel ihr beim Eintritt in die Kirche Jefus am Kreuze in die Augen. Ter Anblick des fchmucklofen Heilandes rührte ihr Herz dermaßen, daß sie beschämt zu Bodeu fank, und als man sie durch Weihwasser zur Besinnung zurückgebracht hatte, ries sie schmerzlich aus: „Tort hängt mein Heiland unbekleidet, und ich Elende bin mit prächtigen Kleidern bedeckt!" Von dieser Zeit an warf sie allen Schmuck fort und kleidete sich nur in wollene und härene Kleider. Was ihr aber mehr als diese unnützen Selbstpeinigungen Ehre macht, ist die Menschenfreundlichkeit, mit der sie die Hilfsbedürftigen und Kranken pflegte. Sie gab nicht nur alles, was sie erübrigen konnte, den Notleidenden, sondern leistete den Kranken selbst persönliche Hilfe, wobei sie, eben um zu zeigen, daß der, welcher sich Gott ganz ergeben hat, jede Beschwerde, jeden Ekel überwinden kann, die niedrigsten Dienste verrichtete. So besuchte sie die Kranken in den schmutzigsten Hütten, setzte sich an ihr Lager und pflegte sie; sie stickte nicht selten den Bettlern die ekelhaftesten Lumpen zusammen, und als einmal ein kranker, mit Ungeziefer behafteter Bettler zu ihr kam, legte sie seinen Kops auf ihren Schoß, schor ihm die Haare ab und wufch ihn. Einmal war eine große Hungersnot im Lande; da öffnete sie ihre Kornspeicher und Meisterwerke. Bd Viii. Nösselt, Weltgeschichte Ii. 12
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