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1. Schicksale unseres Volkes, zusammenfassende Darstellung der staatlichen Zustände unseres Volkes - S. 195

1904 - Cöthen : Schulze
— 195 — dieselbe in dem damaligen Türkenkriege ganz zurückzulassen. In des Kaisers Abwesenheit sollten die Reichsfahnen überhaupt nicht fliegen, an ihre Stelle sollten Ersatzbanner treten. Die Befugnis, des Reiches Sturmfahne zu tragen, wurde noch am Ausgange des 17. Jahrhunderts vom Kaiser Leopold den Herzogen von Württemberg bestätigt. — Jedes Regiment hat seine Fahnen. Sie sind das Heiligtum der Soldaten; ohne Erlaubnis des Befehlshabers darf niemand sich von der Fahne entfernen; keiner darf sich an ihr vergreifen; gegen den Feind hat sie jeder zu verteidigen. Nach den verschiedenen Farben der Fahnen wurden auch die Regimenter genannt, doch auch nach den Namen der Obersten (Vgl. Sz. 302). — Die Schlachtaufstellung der Landsknechte Aiellung mit ihren massigen, tiefen Gliedern Fußvolks, die Reiterei"^ Sgla-ht. auf den Flügeln, erhielt sich noch im 16. und 17. Jahrhundert. Gustav Adolf ward nicht am wenigsten durch seine geschicktere Schlachtordnung über seinen Gegner bei Breitenfeld Sieger. Statt der ungefügen Massen ordnete er kleinere, beweglichere taktische Einheiten; er formte „Brigaden" statt der Tillyschen Bataillone, vermischte die Truppengattungen, Reiterei und Fußvolk, vielfach untereinander zur gegenseitigen Unterstützung. Auch Reserven kommen jetzt regelmäßiger vor. Bei den Russen begegnen uns noch in der Schlacht bei Zorndorf jene massigen Vierecke. — Schlachtaufstellung und Leitung der Schlacht wurden immer mehr Sache der Kriegskunst. Artilleriefeuer eröffnet in der Regel den Kampf. Immer näher rücken die Linien aneinander. Kavallerieangriffe unterstützen und begleiten den Kampf der Fußtruppen. Des Feldherrn Aufgabe ist es, die Übersicht über das Ganze zu behalten, die Reserven im rechten Augenblick in das Schlachtgewühl eingreifen zu lassen, einem bedrängten Flügel Hilfe zu senden oder einer vordrängenden Abteilung Verstärkung zum kräftigen Angriff zukommen zu lassen. Friedrichs Siege wurden erfochten durch des Königs geniale Kriegskunst, durch die größere Beweglichkeit seiner Soldaten, namentlich auch durch die Übung im Schnellfeuern, woran das preußische Fußvolk durch Friedrich Wilhelm I. und Leopold von Dessau gewöhnt worden war. — Noch immer erkannten sich die Krieger^®^™^ im Kampfe an einem bestimmten Feldgeschrei und an gewissen Ab- uniform, zeichen, wie Binden, Zweigen und ähnlichem. In den stehenden Heeren fand die moderne Uniformierung Eingang. Wenn Friedrich 13*

2. Schicksale unseres Volkes, zusammenfassende Darstellung der staatlichen Zustände unseres Volkes - S. 24

1904 - Cöthen : Schulze
— 24 — Max sandten Truppen nach Böhmen. Ohne Erfolge wich Boucquoi, der General dieses Heeres, zurück. Der Mansselder nahm Pilsen. Ein Zug des Matthias von Thuru nach Österreich hatte auch keinen Erfolg. Da starb Kaiser Matthias im März 1619; nun gewinnt der Aufruhr an Umfang. Mähren und Schlesien tritt auf die Seite Böhmens. Der Erzherzog Ferdinand wird in Wien von den österreichischen Ständen bedrängt. Thurn erscheint vor Wien. Zu Massenaufständen kommt es nicht und zu einer Belagerung ist Matthias gar nicht gerüstet. So geht die Hauptgefahr für Ferdinand vorüber (Juni 1619). Auf die Kunde von einem Siege der Kaiserlichen in Böhmen muß Thurn zurück. Im August wird dann Snär= Ferdinand (1619—1637) in Frankfurt zum Kaiser gewählt. Die (1619-1637,-protestantischen Kurfürsten versäumen es, bei der Wahl sich der evangelischen Sache in Böhmen anzunehmen. An dem Tage der Frankfurter Kaiserwahl wird Friedrich V. von der Psalz von den Böhmen zum Könige erhoben. Auf den Rat Christians von Anhalt nahm der Pfälzer die böhmische Krone an, trotz der Warnungen deutscher Fürsten. Die Union erklärte sich nur zum Schutze der Pfalz bereit. Im November 1619 empfing der jugendliche Pfalzgraf die Königskrone in Prag. Der Kampf um die böhmische Krone begann. Selbst protestantische Reichsstände standen auf seiten des Kaisers, so Kursachsen. Vom Papst, von Spanien und der Liga unterstützt, ging der Kaiser wohlvvrbereitet in den Krieg. Maximilian von Bayern war durch die Aussicht auf die Kurwürde und pfälzische Gebietsstücke gewonnen worden. Dagegen stand die Sache der Böhmen höchst ungünstig. In Böhmen selbst viel Uneinigkeit und Unfähigkeit; die Bundesgenossen unsicher, so der Fürst von Siebenbürgen, Bethlen Gabor, (der mit Hilfe der böhmischen Wirren sich zum Könige von Ungarn machte, August 1620), so die Union. England, dessen König der Schwiegervater Friedrichs von der Pfalz war, hatte auch wenig Lust, sich in die deutschen Angelegenheiten zu mischen. Mit dem ligistischen Heere drang Tilly in Böhmen ein; die Kaiserlichen unter Boucquoi schlossen sich ihm an. Am weißen Berge bei Prag (8. November 1620) verlor Christian von Anhalt die Schlacht. Dieser eine Sieg entschied die Sache der Böhmen und des „Winterkönigs". Prag hatte nicht den Mut des Widerstandes. Wie Böhmen, ergab sich auch Mähren und Schlesien. Friedrich floh nach Holland, der Kaiser verhängte

3. Schicksale unseres Volkes, zusammenfassende Darstellung der staatlichen Zustände unseres Volkes - S. 26

1904 - Cöthen : Schulze
— 26 — noch einmal den Braunschweiger: der Anfang des nieder-sächsisch-dänischen Teil es im dreißigjährigen Kriege. In dieser Periode des Krieges richtete sich das Bestreben der Katholiken mehr und mehr darauf, alle seit 1552 von den Evangelischen eingezogenen geistlichen Gebiete wieder zurückzugewinnen. Trotz dieser Gefahren kam es auch jetzt nicht zu einem Zusammenschluß der Evangelischen. Allerlei dynastische und konfessionelle Fragen trennten auch jetzt den Protestantismus. Der Männer, die wie Moritz von Hessen-Kassel eine klare, evangelische Politik betrieben, gab es wenige. Der obersächsische Kreis mit seinen beiden evangelischen Kurfürstentümern blieb neutral. Erst im Juli 1625 setzten sich die Stände des niedersächsischen Kreises in Kriegsbereitschaft. Sie wühlten in der Person des Königs Christian Iv. von Dänemark, der als Herzog von Holstein Kreisansässiger war, einen Kreisobersten. Sein Augenmerk war auf die Erwerbung benachbarter geistlicher Stifter gerichtet. Mit den Mächten des Auslandes wurden Verhandlungen angeknüpft, es entstanden Allianzen mit den Niederlanden und England. Auch Frankreich verpflichtete sich zu Geldzahlungen an den Mansfelder. Der König Gustav Adolf von Schweden näherte sich den Protestanten Deutschlands. So zog sich wieder ein größeres Kriegsunwetter zusammen. Um nicht von der Liga und dem Wittelsbacher abhängig zu sein, beauftragte der Kaiser im April 1625 Albrecht von Waldstein*) (Wallenstein), eine Armee für ihn auf die Beine zu bringen. Bald standen die Wallensteiner im Magdeburgischen und Halberstädtischen. Ernst von Mansfeld faßte den kühnen Plan, einen Vorstoß in die Habsburgischen Lande zu machen. Als er von Zerbst aus die von Wallenstein bei Roßlau an der Elbe errichteten Schanzen nehmen wollte, wurde er blutig zurückgeschlagen (April 1626). Im Brandenburgischen ergänzte nun der Mansfelder sein Heer und drang in Schlesien ein. Den Eingang in Mähren jedoch verwehrte ihm Wallenstein. So ging er nach Ungarn, um mit dem wieder einmal gegen das Haus Habsburg sich erhebenden Fürsten von Siebenbürgen, Bethlen i) Albrecht von Waldstein, geb. 1583; seine Eltern waren evangelisch, er selbst wurde von Jesuiten katholisch erzogen; er bereicherte sich durch billigen Ankauf vieler Güter evangelischer Böhmen, die nach dem böhmischen Kriege das Land verlassen mußten; unter diesen Gütern befand sich auch die Herrschaft Friedland, die von Ferdinand Ii. in ein Fürstentum verwandelt wurde.

4. Schicksale unseres Volkes, zusammenfassende Darstellung der staatlichen Zustände unseres Volkes - S. 32

1904 - Cöthen : Schulze
— 32 — stück in Deutschland als Entschädigung zu sichern. Zu Heilbrourr (April 1633) gelang es den Bemühungen Oxenstiernas, mit Hilfe Frankreichs mit den vier vorderen Reichskreisen, dem fränkischen, schwäbischen und den beiden rheinischen, ein Bündnis folgenden Inhaltes einzugehen: den Schweden bleibt die Leitung des Krieges; doch wird ihnen ein in der Mehrzahl aus ständischen Mitgliedern bestehender Kriegsrat zurseite gestellt; die eroberten Gebiete sollen bei der Krone Schweden verbleiben, bis diese volle Entschädigung für ihre aufgewandte Mühe erhalten hat; auch sollen in der Pfal^ die Erben des inzwischen verstorbenen Friedrichs V. wieder eingesetzt werden. Zu einem wichtigeren militärischen Unternehmen kam es erst im November des Jahres 1633: Bernhard von Weimar nahm Regensburg. Mancherlei Reibungen waren entstanden und hatten den Fortschritt der evangelischen Sache gehindert; es mußten erst den deutschen Offizieren katholische Güter versprochen und Bernhard von Weimar Würzburg und Bamberg als Herzogtum Franken übergeben werden (Juni 1633). Trotz wiederholter Befehle des Kaisers und trotz der Bitten des Herzogs von Bayern war Wallenstein Regensburg nicht zu Hilfe gekommen. Er hatte sich der bayerischen Grenze nur genähert, war dann aber wieder zurückgekehrt. Sein Benehmen war auch sonst nicht vorwurfsfrei. Fortwährend unterhielt er Verbindungen zwecks Friedensunterhandlungen mit den Sachsen und dann auch wieder mit den Schweden, wozu er freilich laut seiner Vollmacht berechtigt zu sein meinte. Bald wußte der Kaiser von derartigen Verhandlungen, bald wieder nicht. Über eine am Rhein zur Unterstützung der kaiserlichen Partei aufgestellte spanische Armee war er sehr erbittert, weil er sich durch dieselbe in seinem Oberbefehl beschränkt fühlte. Eine in Schlesien operierende schwedische Armee unter Matthias von Thurn nahm er gefangen, doch schenkte er dem Grafen von Thurn die Freiheit (Oktober 33). Auch mit Frankreich und mit Bernhard von Weimar trat er in Verhandlungen. Im Anfange des Jahres 1634 häuften sich die Anzeichen des Ab- falls immer mehr, in einer Zeit, da in Wien auf Betreiben Spaniens und Bayerns der Gedanke der Absetzung Wallensteins schon erwogen wurde. Seine Offiziere ließ er im ersten „Pilsener- Schluß" schwören, bei ihm treulich auszuhalten und auf keine Weise sich von ihm zu trennen. Zwölf Tage darauf, am 24. Januar,.

5. Schicksale unseres Volkes, zusammenfassende Darstellung der staatlichen Zustände unseres Volkes - S. 48

1904 - Cöthen : Schulze
— 48 — Weigerung des kaiserlichen Generals Bournonville zu keiner entscheidenden Schlacht. Anfang 1675 gelang es den Franzosen, die Deutschen wieder über den Rhein zu drängen, und Ludwig Xiv. rief die Schweden dem Brandenburger ins Land. Doch Monte» cuccolt siegle bei Saßbach über Turenne (Juni 75), der hier auch sein Leben verlor; und die Schweden erlagen bei Fehrbellin und verloren ihre gesamten deutschen Besitzungen. Gerade das Unglück der Schweden machte die Franzosen dem Frieden geneigter. Die Niederlande wurden des Krieges zuerst müde nach manchem Mißgeschick zu Wasser und zu Lande. Seit 1676 verhandelte man zu Nimwegen über den Frieden. Der Kaiser war auch nicht abgeneigt den Krieg zu beendigen, da er in Ungarn Aufstände zu bestehen hatte. So schlossen denn die Niederlande im August 1678 mit Frankreich unter sehr günstigen Bedingungen Frieden, sie kamen ohne Gebietsabtretung davon. Einen Monat später trat auch Spanien von den Feindseligkeiten zurück; es gab die Freigrafschast und einige niederländische Grenzorte an Frankreich ab. Im Februar 1679 schlossen auch Kaiser und Reich Frieden: Freiburg i. B., das von den Franzosen 1677 genommen war, blieb im Besitz der Franzosen; des Besatzungsrechts von Philippsburg gingen sie verlustig, (sie hatten diese Festung im September 76 verloren); dagegen behielten sie Lothringen, da der Herzog von Lothringen mit den Bedingungen, unter welchen er sein Land wiedererhalten sollte, nicht zufrieden war. — Doch wie stand es mit dem Kurfürsten Friedrich Wilhelm? Siegreich hatte er inzwischen die Schweden bekämpft. Auf die Kunde von ihrem Einfall, und nachdem er sich vergewissert hatte, daß der Kaiser und Holland ihn nicht in Stich lassen würden, brach er plötzlich vom Main her auf (Mai 1675). In Magdeburg ließ er die Tore schließen, damit der Feind seine Ankunft nicht erführe. Nach zwei Tagen Raft brach er am 23. Juni aus. Bei Rathenow drängte er sich zwischen die beiden Flügel der Schweden, deren Quartiere von Havelberg bis Brandenburg sich erstreckten. Nun wollten die Feinde zurückgehend sich vereinigen, dabei gerieten sie in die sumpsigen Gegenden des Luchs. Friedrich von Heffen-Homburg ereilte sie bei Fehrbellin. Des Kurfürsten Feldherrnblick erspähte einen das Schlachtfeld beherrschenden Hügel. Ein herrlicher Sieg ward erfochten (28. Juni 1675). äo hatte

6. Schicksale unseres Volkes, zusammenfassende Darstellung der staatlichen Zustände unseres Volkes - S. 25

1904 - Cöthen : Schulze
— 25 — über ihn die Reichsacht *), wie auch über Christian den Älteren von Anhalt. Lange zögerte Ferdinand mit der Bestrafung der Böhmen; plötzlich ging er in grausamster Weise mit Hinrichtungen, -Gütereinziehnngen, mit Unterdrückung der religiösen und ständischen Rechte vor (Zerreißung des Majestätsbriefes; Landesordnung von 1627). Der Protestantismus in Böhmen wurde vernichtet. Auch die anderen Habsburgischen Erblande traf des Kaisers Zorn. Der Markgraf von Jägerndorf, ein Hohenzoller, der mit den Böhmen gemeinsame Sache gemacht, mußte ebenfalls sein Land verlassen. Dem Kampfe um die böhmische Krone schließt sich der Streit um die Pfalz an. Ernst von Mansfeld begab sich aus Böhmen in die Pfalz und nach Elsaß. In der Unterpfalz, die von spanischen Truppen wieder geräumt und nun von ligistischen Scharen besetzt worden war, gewann Mansfeld im Verein mit Georg Friedrich von Baden-Dnrlach im April 1622 einen Sieg über Tilly bei Wisloch. Dann aber trennten sich beide, und nun wurde der Durlacher bei Wimpfen von Tilly geschlagen lmai 1622). In dem abenteuerlichen Christian von Braunschweig, dem Administrator von Halberstadt, erstand dem Pfälzer ein neuer Parteigänger; auch dieser wurde bei Höchst im Juni desselben Jahres besiegt. Damit war die Pfalz für Friedrich endgültig verloren; die Kontrareformation fetzte kräftig ein in den pfälzischen Landen. Derjenige, dem der Kaiser all diese Erfolge verdankte, Herzog Maximilian, wurde durch den Pfandbesitz von Ober-Österreich und der Oberpfalz entschädigt; im Jahre 1623 wurde er auch mit der Kurwürde für seine Person, noch nicht für sein Haus, belehnt2). Später hat Maximilian, auf Ober-Österreich verzichtend, die Oberpfalz und die rechtsrheinische Unterpfalz nebst der erblichen Kurwürde zugesichert bekommen. Ernst und Christian begaben sich jetzt in die Niederlande, wohin auch der Pfälzer gegangen war, nachdem er jene entlassen. b^tif*c Von den Niederlanden aus begab sich der Mansfelder nach Ostfriesland, der Braunschweiger ins Westfälische. Tilly hatte sich ebenfalls aus dem Pfälzischen nach Niederdeutschland gezogen. Bei Stadtlohn (August 1623) besiegte der Führer der ligistischen Truppen 1) Vgl. Sz. 18 a. 2) Vgl. Sz. 56 a, 18 a.

7. Schicksale unseres Volkes, zusammenfassende Darstellung der staatlichen Zustände unseres Volkes - S. 27

1904 - Cöthen : Schulze
— 27 — Gabor, sich zu verbinden. Doch die Erfolge blieben aus. Die Verbündten konnten, von den Kaiserlichen unter Wallenstein gehinbert, nicht nach Ober-Österreich vorbringen, woselbst ein höchst gefährlicher Bauernaufstand ausgebrochen war. Der Siebenbürgener ging in sein Land zurück und Ernst gab den Oberbefehl anf. Auf dem Wege nach Venebig ist er in Bosnien gestorben; der Braunschweiger war ihm furz vorljer im Ji-obe vor angegangen. Nun enbete auch der oberösterreichische Ausstanb unglücklich. Die Kaiserlichen gingen jetzt nach Norbbeutschlanb zurück, um mit den Truppen der Liga gemeinschaftlich zu operieren. Währenb im Jahre 1625 infolge einer Unpäßlichkeit des Dänenkönigs die Kriegsunternehmungen auf dem westlichen Kriegsschauplätze an der Weser nur lau geführt würden, ging das Jahr barauf Christian von Dänemark erobernb vor; auch er wollte nach Süben in des Feinbes Laub einfallen. Bei einer rückgängigen Bewegung würde er von Tilly bei Lutter am Barenberge geschlagen, im August 1626. Durch die gemeinsamen Unternehmungen Tillys und Wallensteins würden dann im weiteren Verlaufe des Krieges die Dänen ganz aus Deutfchlanb verbrängt. Immer höher flogen die Pläne der Kaiserlichen. Norbbeutsche Reichsstänbe, die sich nicht fügten, würden abgefetzt ober ihre Absetzung geplant. Damals verloren die geächteten Mecklenburger Fürsten ihr Land, das dem Frieblänber (1628) vom Kaiser zugesprochen wurde. Auch zur See wollte dieser des Kaisers Macht begrünben. Die Hansestäbte sollten behilflich sein, um zunächst eine spanisch-bemsche, gegen den Haube! Hollanbs gerichtete Handelsgesellschaft ins Leben zu rufen. Schon nannte sich der Frieblänber „General der ganzen kaiserlichen Schiffsarmaba zu Meer, wie auch des ozeanischen und des baltischen Meeres General". In Deutschland selbst waren seine Pläne barauf aus, dem Kaiser zu einer wirklichen, monarchischen Gewalt zu verhelfen, b. h. die Sibertät der Reichsstände zu unterdrücken. Bei alledem dachte er an sich selbst nicht zuletzt. Denn persönlicher Ehrgeiz war die Triebfeber biefes unheimlichen Charakters. Die Hanfestäbte waren jeboch wenig bereit, auf des Frieblänbers Absichten einzugehen. Mußten sie boch besorgen, daß sie sich baburch mit Den übrigen Seemächten tierfeinbeten. Vergebens belagerte Wallenstein die Hansastabt Stralsunb. Danen und Schweden unterstützten die Stadt. Im Juli 1628 verließen die

8. Schicksale unseres Volkes, zusammenfassende Darstellung der staatlichen Zustände unseres Volkes - S. 29

1904 - Cöthen : Schulze
— 29 — unterstützte ihr Verlangen. (Im Mantuanischen Erbfolgekriege kreuzten sich die Interessen der Habsburger und der Franzosen). Der Kaiser gab nach. Wallenstein wurde abgesetzt. Die Wahl seines Sohnes konnte der Kaiser nicht durchsetzen. Letzterer hatte eine diplomatische Niederlage erlitten, zu einer Heit, da seine Lage durch das Erscheinen des Schwedenkönigs aus deutschem Boden und durch die von den Kurfürsten ebenfalls verlangte Verminderung der kaiserlichen Armee auch sonst sich verschlimmerte. Was aber bewog den Schwedenkönig, Gustav Adolf, an den deutschen Wirren teilzunehmen? So gewiß dieser „Löwe aus Krieg. Mitternacht" der Retter des Protestantismus geworden ist, so gewiß haben ihn nicht nur religiöse Motive zu uns geführt: Er lag mit dem mit dem Kaiser verbündeten Könige Sigismund von Polen schon Jahre lang in Streit; dieser gleichfalls aus dem Haufe Wasa stammende katholische Fürst bestritt Gustav Adolf den Besitz der schwedischen Krone; durch Frankreichs Vermittelung war im Jahre 1629 ein Waffenstillstand zwischen Polen und Schweden geschlossen worden. Ferner wurden die Schweden in ihrer Eroberungspolitik an der Ostsee durch die Kaiserlichen beengt; auch waren die vertriebenen Mecklenburger mit dem König Gustav verwandt. Im Sommer des Jahres 1630 landete Gustav Adolf mit seinem wesentlich aus Landeskindern bestehenden, gut disciplinierten Heere auf Usedom. Damit begann eine neue Epoche des Krieges, der schwedische Krieg. Bald setzt der König nach Pommern über und zwingt den alten Herzog von Pommern, den letzten seines Stammes, ihm die Tore von Stettin zu öffnen. Die kaiserlichen, in Pommern zerstreuten Besatzungen treibt er aus den festen Plätzen. Mit seinem Schwager, dem Kurfürsten Georg Wilhelm von Brandenburg, und anderen evangelischen Reichsständen knüpft er Verhandlungen an, ohne rechten Erfolg; mit Frankreich schließt er einen Subsidieuvertrag. Im Frühjahr 1631 dringt er in Mecklenburg ein; doch Neubrandenburg fällt in Tillys Hände. Der König wendet sich zur Oder zurück: Frankfurt a. O. und Landsberg a. W. werden von ihm erobert. Nun will er gern das Hauptbollwerk des norddeutschen Protestantismus, das von Tilly und Poppenheim belagerte Magdeburg entsetzen. Doch wagt er es nicht, da die beiden weltlichen evangelischen Kurfürsten sich ihm noch nicht angeschlossen haben, und da ihm so jede Rückendeckung fehlt. Nur

9. Schicksale unseres Volkes, zusammenfassende Darstellung der staatlichen Zustände unseres Volkes - S. 31

1904 - Cöthen : Schulze
— 31 — sich ein. Nur einer kann noch Hilfe bringen, der Feind des Herzogs, der Friedländer. Schon lange hat dieser auf den Augenblick gewartet, da man seiner benötigt sein würde. Ende des Jahres 1631 hat er sich bereit erklärt, binnen kurzem dem Kaiser wiederum ein Heer zu sammeln. Eine fast unbeschränkte Macht fordert er, ehe er sich bereit finden läßt, auch den Oberbefehl über diese Armee zu übernehmen; er fordert auch das Recht, jeder Zeit selbständig mit den Feinden über den Frieden zu verhandeln. Der Oberbefehl über sämtliche kaiserliche Heere im ganzen Reiche und andere außerordentliche Vollmachten werden ihm zugestanden; das Fürstentum Glogau wird ihm anstelle Mecklenburgs verpfändet; auch andere Gebiete werden ihm verheißen. Wallenstein unterhandelt bald mit Kursachsen und Len Schweden über den Frieden; als diese Verhandlungen nicht zum Ziele führen, treibt er die Sachsen aus Böhmen. Absichtlich zögernd, bewerkstelligt er die Vereinigung mit dem Herzog von Bayern. An der bayrisch-böhmischen Grenze verbindet sich mit ihm der seinen Hochmut und Groll niederkämpfende Maximilian. Gustav Adolf besetzt Nürnberg, der Friedländer bezieht ein festes Lager unweit der Stadt, aus dem ihn die Schweden nicht zu verdrängen vermögen. Ebensowenig gelingt es diesen, den Gegner nach Süden abzuziehen. Wallenstein geht vielmehr nach Norden, nach Kurfachsen; er nimmt Leipzig und schickt sich an, die Winterquartiere im Kurfürstentume zu beziehen. Pappenheim soll Halle besetzen, da wird er von dem Friedländer zurückgerufen, um an der Schlacht bei Lützen teilzunehmen; denn Gustav Adolf war den Kaiserlichen nachgeeilt. Bei Lützen (16. Nov. 1632) fällt der edle König im Schoße des Sieges. Mit ihm wurden auch feine Pläne, die auf die Gründung eines großen skandinavischen Kaisertums, das auch die Evangelischen Norddeutschlands unter seinen Schutz nehmen sollte, zu Grabe getragen. — Der Tod Gustav Adolfs war eine große Gefahr für die Sache des deutschen Protestantismus: mochten sich schon dem Könige die deutschen Reichsstände ungern fügen, dem von dem schwedischen Reichsrate mit der Leitung der deutschen Angelegenheiten betrauten Kanzler Oxenstierna und den schwedischen Generalen wollten jene noch viel weniger sich unterstellen. Des Kanzlers Bestreben war in erster Linie darauf gerichtet, das Bündnis mit den Evangelischen Deutschlands aufrecht zu erhalten und für Schweden ein Gebiets-

10. Schicksale unseres Volkes, zusammenfassende Darstellung der staatlichen Zustände unseres Volkes - S. 33

1904 - Cöthen : Schulze
— 33 — sprach der Kaiser in einem geheimen Patent seine Absetzung aus; am 18. Februar wurde ein neues Absetzungsdekret veröffentlicht, das damit begründet wurde, daß Wallenstein „auß boßhafftem Gemüeth und ohne Zweiffel längst zuvor gefasten Vorsatz, . . . neulicher Zeit, (den 12. Januar) eine gantz gefährliche, weitaußsehende Conspiration unnd Verbindtnuß wieder Uns (den Kaiser) unnd Unser Hochlöbliches Hauß anzuspinnen sich angemast." ... Am 20. Februar suchte sich der Friedländer noch einmal im zweiten Pilsener Schluß der Treue seiner Offiziere zu vergewissern. Dann ging er nach Eger, nun entschlossen, mit Bernhard von Weimar sich zu verbinden. Da wurde er am 25. Februar 1634 in Eger ermordet, nicht ohne Schuld Ferdinands, der den Friedländer lebendig oder tot ihm zu überliefern befohlen hatte. Den Judaslohn, den der Kaiser verheißen, verdienten sich einige nichtdeutsche Offiziere. Wallensteins Nachfolger im Oberbefehl wurde des Kaisers Sohn Ferdinand. Dieser ging die Donau hinauf, nahm Regensburg wieder (26. Juli) und besiegte Bernhard von Weimar und Horn bei Nördlingen (5. u. 6. September). Dieser Sieg lockerte den Bund der Gegner. Kursachsen hatte schon vor dieser Schlacht mit dem Kaiser verhandelt; jetzt kam der Prager Frieden (Mai 1635) zustande. In demselben versprach Johann Georg von Sachsen, sein Heer mit dem kaiserlichen zu vereinigen und auf die Vertreibung der Fremden aus Deutschland bedacht zu sein; die geistlichen Güter sollten vierzig Jahre lang in den Händen der Besitzer bleiben, bei denen sie am 12. Nov. 1627 gewesen waren, danach wollte man sich in gütlicher Weise über dieselben verständigen. In der Pfälzer Angelegenheit blieb Ferdinand unerbittlich. Auch das reservatum ecclesiasticum wurde nicht aufgehoben. Wohl aber sicherte sich Sachsen die Lausitz, vier magdeburgische Ämter und das Erzstift Magdeburg für den Sohn des Kurfürsten auf Lebenszeit. Diesem Frieden trat bald auch Kurbrandenburg und die große Mehrzahl der evangelischen Reichsstände bei; der Landgraf von Hessen blieb auch jetzt auf seiten der Schweden. So hat sich das Bild wieder wesentlich verändert: die Parteien haben gewechselt. Von nun an tritt Frankreich mehr hervor, sodaß man die letzte Periode des Krieges die französisch-schwedische zu nennen berechtigt ist. Arndt, Quellensätze. (Blume, Ouellensätze Iv.) 3
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