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1. Teil 1 - S. 14

1900 - : Velhagen & Klasing
nähme, eher wählte ich den Tod!" Voll Zorn packte da der König die Jungfrau bei den Haaren und warf sie über Bord ins Meer. Schnell aber sprang ihr Hartmut nach, ergriff sie bei den blonden Zöpfen und zog sie ins Schiff zurück. Bei ihrer Ankunft auf der Burg wurde sie von Gerlinde, Hartmuts Mutter, gar freundlich empfangen. Diese dachte, das Herz der schönen Königstochter ihrem Sohne durch Güte zu gewinnen. Als Gudrun aber nach Monden ihren Sinn nicht änderte, da mißhandelte die alte Königin die schöne Gudrun. Die eine Königskrone tragen sollte, mußte dienen wie eine Magd: den Ofen heizen, das Brot backen, den Staub abkehren, die Zimmer reinigen und die Gewänder der Königin bei Wind und Wetter, bei Schnee und Kälte an den Strand tragen und dort waschen. Aber geduldig ertrug sie ihr Geschick und harrte in Treue ihres Verlobten Herwig. Ost auch fand sie Trost in ihrem Leid bei der edeln Ortrun, . der Schwester Hartmuts, die sich liebevoll um sie bemühte, doch heimlich, damit Gerlinde nichts davon erführe. ä. Wie Hudrun am Strande wusch. Dreizehn Jahre waren vergangen. Da stand Gudrun, wie so oft schon, mit ihrer Jugendfreundin Hildburg am Strande und wusch die Leinwand der Königin. Plötzlich nahte sich auf den Wellen ein schöner Vogel, der redete sie an wie ein Mensch und sprach zu ihr: „Ich bin Gottes Bote, dir gesandt zum Troste. Heute sah ich die Deinen fahren auf des Meeres Wellen. Es soll dir großes Glück geschehen. Morgen in der Frühe kommen zwei Boten, die werden dir von allem Kunde bringen." Da verschwand der Engelsbote. Zum Waschen hatten nun die edeln Frauen keine Lust mehr. Sie erzählten den ganzen Tag von Ortwein und Herwig und den andern Helden, die sie bald wiedersehen sollten. Als sie am Abend mit ihrer Wäsche nach Hause kamen, schalt die böse Gerlinde ob der lässigen Wäsche und drohte ihnen mit Schlägen. In ihren nassen Kleidern und nur gesättigt mit Wasser und Brot, mußten die beiden Jungfrauen zu Bett gehen. Vor Freude und Erregung konnten sie die ganze Nacht nicht schlafen. Am Morgen war tiefer Schnee gefallen. Sie baten die Königin um Schuhe, aber vergebens. Barfuß wieder mußten sie ihre Wäsche an den Strand tragen. e. Wie die Woten zu chudrun kamen. Zitternd vor Kälte stand Gudrun mit ihrer Gefährtin Hildburg am Strande und schaute sehnsüchtig auf das weite Meer hinaus. Da erblickten sie plötzlich eine Barke, in der zwei Männer saßen. Es waren Herwig und Ortwein. Als sie am Strande landeten, flohen die edeln Frauen vor ihnen, denn sie schämten sich ihrer schlechten Kleidung. Sie kannten sich gegenseitig nicht, doch ahnten sie, wer sie seien. Ortwein fragte: „Sagt, ist euch nicht bekannt das fremde Gesinde, das Hartmut brachte in dieses Land?" Da antwortete Gudrun: „Die ihr da suchet, die hab' ich oft gesehen. Eine davon hieß Gudrun, doch die hat der Tod von großem Leid erlöst." Da füllten sich die Augen der beiden Männer mit Thränen. Herwig aber sprach: „Das war die Liebste mein, sie hatte mir Treue geschworen." Dabei zeigte er ein goldenes Ringlein vor. Da lächelte Gudrun und sprach: „Wohl kenn ich dieses Ringlein, vor Zeiten war es mein." Dann zog auch sie ihren Ring vom Finger. Nun erkannten sie sich und umarmten und küßten einander. Herwig riet, schnell mit den beiden Frauen zu entfliehen. Aber Ortwein weigerte sich des und sagte: „Und hätt’ ich hundert Schwestern, ich ließe sie lieber sterben, als daß ich sie so feige sollte stehlen. Auch deine edeln

2. Teil 1 - S. 27

1900 - : Velhagen & Klasing
— 27 — Es war nämlich schon seit langer Zeit Sitte, daß alljährlich viele christliche Pilger nach dem gelobten Lande zogen, um die heiligen Stätten (Jerusalem, Bethlehem, den Ölberg, das Grab des Erlösers n. a.) zu besuchen und dort zu beten. Die Türken aber, die das Land erobert hatten, mißhandelten die Christen oft und entweihten die heiligen Stätten. Das Heer Barbarossas war an 150000 Mann stark. Als er endlich Kleinasien erreicht hatte, da mußt' er mit dem frommen Heer durch ein Gebirge, wüst und leer, daselbst erhob sich große Not, viel Steine gab's und wenig Brot. Eines Tages kam das Heer an den Fluß Saleph. Eine schmale Brücke führte über das Wasser und nur langsam konnte der Zug hinüber. Der Kaiser^ des langen Wartens müde, gab seinem Pferde die Sporen und sprengte in den Fluß. Aber die Wellen ergriffen den kühnen Greis und rissen ihn mit sich fort. Ein Ritter stürzte ihm nach und brachte ihn auch ans Land — aber nur als Leiche. b. Am Kyffhäuser. 1. Wie Rotbart verzaubert wurde. Das ganze Heer trauerte um den Kaiser. Die meisten wollten an seinen Tod nicht glauben. „Er ist gefangen weggeführt," meinten sie und hofften, daß er bald wiederkommen werde. Viele von den Kriegern kehrten in die Heimat zurück. Auch hier wollte man lange Zeit nicht glauben, daß der Kaiser gestorben sei. Später entstand die Sage, er sei nicht tot, sondern schlafe in einer großen, goldgeschmückten Grotte des Kyffhäuser-b er ge s. Alle seine Helden sind um ihn, die Rüstkammer ist voller Waffen, die Säle sind mit großen Schätzen angefüllt, und in den Ställen stampfen ungeduldig die Pferde im Schlafe. Der Kaiser selbst sitzt, das Haupt gestützt, an einem Marmortische und schläft. Sein seuerfar-bener Bart ist bis auf die Füße durch den Barbarossa im Kyffhäuser.

3. Teil 1 - S. 30

1900 - : Velhagen & Klasing
— 30 — Endlich ließ man ihn ein. Er ging auf das Grab, legte sich dort nieder und starb. Vor der Burg ist ihm ein Denkmal gesetzt, das auf erhöhtem Unterbau einen Löwen aus Erz darstellt. So die Sage. In Wahrheit hat Heinrich schon ' bei Lebzeiten (1166) den Löwen errichten lassen. 15. Ludwig der Springer. In Thüringen lebte ums Jahr 1100 der Landgraf Ludwig, der Erbauer der Wartburg. Einst ward er auf der Felsenburg Giebichenstein bei Halle a. S. vom Kaiser gefangen gehalten. Da dachte er, so erzählt die Sage, Tag und Nacht darüber nach, wie er seine Wächter täuschen und die Freiheit wieder erlangen könne. Schon waren zwei Jahre vergangen, und immer noch saß er gefangen. Endlich griff er zu einer List. Er stellte sich krank und ließ seinen Schreiber kommen, daß er ihm seinen letzten Willen aufschreibe. Heimlich, aber bestellte er auch einen treuen Knecht, daß er mit seinem Schimmel, dem „Schwan", unter der Burg an der Saale halten sollte. Am folgenden Tage klagte Ludwig über Frost, hüllte sich in viele Kleider, ging jämmerlich umher und öffnete das Fenster, daß die Sonne warm hereinscheine. Seine Wächter achteten nicht darauf, sondern saßen sorglos beim Brettspiele. Da sah Ludwig unten seinen getreuen Knecht mit dem Pferde seiner warten. Im Nu schwang er sich ins Fenster, nahm einen Ansatz und sprang kühn hinab in die Saale. Der Wind bauschte seine weiten Gewänder, so daß er wie auf Flügeln hinabsank. Unten fischte ihn sein treuer Knecht aus der Saale auf, zog ihm trockne Kleider an und half ihm auf das Pferd. Das edle Tier trug ihn mit Windeseile davon nach Sangerhauseu, wo er gerettet war. Zum Danke erbaute er in dieser Stadt die Ulrichkirche. 5(4. Ludwig der Eiserne. 1. In der Schmiede zu Ruhla. Etwa 20 Jahre nach Ludwig dem Springer lebte in Thüringen abermals ein Landgraf Ludwig. Das war ein gar milder, freundlicher Herr. Aber seine Junker und Edelinge konnten ein so mildes Regiment nicht vertragen. Sie fingen an, stolz und hochmütig zu werden und bedrückten ihre Unterthanen aller Enden. Einmal, so erzählt die Sage, verirrte sich Ludwig auf der Jagd und war noch in dunkler Nacht im Walde. Da sah er durch die Bäume ein Feuer. Dem ging er nach und kam nach Ruhla in eine Waldschmiede. Hier bat er um Nachtherberge. Der Schmied fragte, wer er wäre. „Des Landgrafen Jäger," antwortete Ludwig. „Pfui, des Landgrafen, des barmherzigen*) Herrn! Herbergen will ich dich wohl. Im Schuppen findest du Heu, da magst du dich mit deinem Pferde behelfen. Doch um deines Herrn willen nehme ich dich nicht auf." Der Landgraf that, wie ihm gesagt war, konnte aber die ganze Nacht kein Auge zuthun. Denn neben ihm bearbeitete der Schmied mit seinem großen Hammer das Eisen. Bei jedem Schlage sprach er: „Landgraf, werde hart, Landgraf, werde hart wie dieses Eisen!" Dabei schalt er den Fürsten und berichtete seinen Gesellen, wie die Beamten das arme Volk plagten und der Landgraf sich um gar nichts kümmere. Dies alles mußte Ludwig die ganze Nacht mit anhören. Aber er nahm es sich zu Herzen und war seit der Zeit ernst und streng. *) im spottenden Tone.

4. Teil 1 - S. 36

1900 - : Velhagen & Klasing
— 36 — mit eigner Hand eine Rübe aus dem Felde, schabte sie und ließ sie sich wohlschmecken. „So lange wir die noch haben," sagte er dann, „werden wir nicht verhungern." Während einer Heerfahrt flickte er sich einmal seinen Rock. Als das seine Diener sahen, machten sie es ebenso, während vorher sich jeder solcher Arbeit geschämt hatte. Einmal war der Kaiser bei brennender Sonnenhitze mit seinem Heere auf dem Marsche. Alle waren dem Verschmachten nahe. Auch der Kaiser hatte großen Durst, und seine Diener durchsuchten die Umgegend nach Wasser. Endlich brachten sie ihm jubelnd eine mit Wasser gefüllte Flasche. Als er aber erfuhr, daß die Flasche den Schnittern des Feldes geraubt worden war, befahl er seinen Dienern, sie sofort wieder zu den Leuten zurückzutragen. 4. Rudolf und die Bäckerfrau. Der Kaiser ging meist einfach wie seine Krieger gekleidet. Zuweilen kam es daher vor, daß er für einen gewöhnlichen Soldaten gehalten wurde. Als er einmal sein Hoflager vor Mainz hatte, gmg er allein in die Stadt. Da sah er in einem Bäckerhause einen Haufen glühende Kohlen, die eben aus dem Ofen gezogen waren. Unfr sich zu wärmen, trat er in das Haus ein. Die Bäckerfrau, die ihn nicht kannte, machte ein brummig Gesicht und schalt heftig mit ihm. Rudolf entgegnete: „Seid nicht so zornig," liebe Frau, „ich bin ein guter, alter Landsknecht, habe nicht viel und muß es mitnehmen, so gut es mir kommt." „Ei was," rief die Frau, „es geschieht dir schon recht. Troll dich zu deinem Bettelkönig! Ihr sangt ja doch nur das Land aus und nehmt den armen Leuten die Nahrung." Gutherzig entgegnete Rudolf: „Was hat Euch denn der arme König gethan, daß Ihr ihm so gram seid?" „Was?" schrie die Frau, „zieht er nicht von Stadt zu Stadt und liegt den armen Bürgern zur Last mit seinem Troß? Und nun sag' ich dir, mach, daß du fortkommst, oder —!" Bei diesen Worten begoß ihn das böse Weib mit einem Kübel voll Wasser, und dichter Qualm stieg aus dem Kohlenhaufen empor. Stillschweigend ging der Kaiser von dannen. Als er am Mittage bei Tische saß, nahm er eine Flasche Wein und eine Schüssel voll des besten Essens, gab beides einem Diener und sagte: „Trag das zu der Bäckerfrau und sag ihr, das schicke ihr der alte Landsknecht von heute morgen, und er lasse sich schön bedanken für das Bad." Ganz außer sich vor Schreck, lief die Bäckerfrau zum Könige, fiel ihm zu Füßen und bat um Gnade. Er aber wollte ihr nicht eher verzeihen, als bis sie die Scheltworte mit den gleichen Gebärden vom Morgen vor allen Gästen wiederholt hätte. Endlich that sie das, tief beschämt, und der Kaiser und seine Gäste lachten recht herzlich darüber. \7. Die Sage von Teil. 1. Bedrückung der Schweizer. Ehemals gehörte die Schweiz zum deutschen Reiche. Die drei Waldstätten Schwyz, Uri und Unterwalden hatten keinen andern Fürsten über sich als den Kaiser. Er war ihr Schirmherr. So war es noch unter Rudolf von Habsburg gewesen. Als aber sein Sohn Albrecht Kaiser geworden war, gedachte er, wie die Sage erzählt, die Waldstätten für Österreich Au gewinnen. Die Schweizer aber wollten freie Leute bleiben. Da schickte ihnen der Kaiser zwei böse Landvögte ins Land, Geßler und Landenberg. Die plagten das Volk mit Steuern und Abgaben und ahndeten das kleinste Vergehen mit harter Strafe. Auch behandelten sie die Bauern und Hirten mit Stolz und Verachtung. Einst ritt Geßler an dem neuerbauten Hause des Bauern Werner Stauffacher vorüber. Da sprach er höhnisch: „Kann man's dulden,

5. Teil 1 - S. 37

1900 - : Velhagen & Klasing
— 37 — daß dah Bauernvolk so schöne Häuser baue?" ' Ein andermal hatte der'junge Arnold Melchthal ein Versehen begangen. Dafür wollte ihm Landenberg zur Strafe seine beiden schönen Ochsen vom Pfluge wegnehmen lassen. Als der Knecht Landen-bergs die Ochsen ausgespannt hatte, sagte er: „Wenn die Bauern Brot essen wollen, mögen sie ihren Pflug selber ziehen!" Da wurde Melchthal vom Zorne übermannt. Er schlug nach dem Knechte Laudenbergs, daß ihm ein Finger zerbrach. Dann floh er aus Furcht vor Landenberg. Dieser aber rächte sich an dem Vater des Entflohenen, indem er ihm die Augen blenden ließ. Tells Meisterschuß. 2. Auf dem Rütli. Der Hut auf der Stange. Die Vögte erlaubten sich noch manche Übelthat. Das wurde endlich den freien Schweizern unerträglich. Auf dem Rütli kamen sie bei dunkler Nacht zusammen und berieten, wie sie das Land von der Tyrannei befreien und die Vögte vertreiben könnten. Der Hochmut Geßlers wurde indes immer größer. Um den Gehorsam der Schweizer zu prüfen, ließ er in Altorf den österreichischen Herzogshut auf hoher Stange auf dem Markte aufstellen. Wer vorüberginge, sollte dem Hute gleiche Ehre wie ihm selbst erweisen und das Knie vor dem Hute beugen. Eines Tages kam der Schütze Tell mit seinem jüngsten Sohne aus Bürgleu nach Altorf. Er sah den Hut, grüßte ihn aber nicht. Die beiden Wächter des Hutes nahmen ihn fest und wollten ihn ins Gefängnis führen. Da kam gerade Geßler geritten und erfuhr, was geschehen war.

6. Teil 1 - S. 47

1900 - : Velhagen & Klasing
— 47 — einem Fensterbogen und war hier eingeschlafen. Plötzlich stürzte er zwei Stockwerk hoch hinunter, ohne auch nur den geringsten Schaden zu nehmen. Diese wunderbare Rettung brachte in ihm den Gedanken zur Reife, daß er zu etwas Großem geboren sei. Damals herrschte der Aberglaube, man könne aus dem Stande der Sterne die künftigen Schicksale der Menschen erkennen. Auch Wallenstein glaubte fest daran. Er ließ sich zu Padua in der Sterndeuterei unterrichten und schaute in tiefdunkler Nacht oft hinauf zu den leuchtenden Gestirnen des Himmels, um seine Zukunft zu erfahren. Da nahte sich ihm einst der alte Sem, ein berühmter Sterndeuter. Geheimnisvoll flüsterte er ihm zu, er habe in den Sternen gelesen, daß Wallenstein zu hohen Ehren bestimmt sei. Seit der Zeit war Sem sein vertrautester Freund und Ehrgeiz seine heftigste, ja, fast einzige Leidenschaft. 2. Als Heerführer. Der Kaiser besaß in den ersten Kriegsjahren kein eignes Heer. Alle seine Siege verdankte er dem Heere der katholischen Fürsten. Gern hätte er ein eignes Heer gehabt, aber es fehlten ihm die Mittel. Da kam der reiche Wallenstein seinem Wunsche entgegen und erbot sich, ans eigne Kosten ein Heer für ihn auszurüsten. Nur zu gern willigte der Kaiser ein, und iu kurzer Zeit hatte Wallenstein durch seine Werber 20 000 Mann zusammengebracht. Mit diesem Heere unterwarf er ganz Norddeutschland. Den Däuenkönig Christian verfolgte er bis an die Ostsee. Da er ihm aus Mangel an Schiffen nicht weiter folgen konnte, ließ er in seinem Grimme feurige Kugeln hinter ihm her ins Meer schießen^ Bald darauf belagerte er das evangelisch gesinnte Stralsund. Die Stadt wehrte sich tapfer. Der stolze Feldherr aber rief: „Und wenn sie mit Ketten an den Himmel gebunden wäre, so müßte sie doch herunter!" Aber hier scheiterte zum erstenmal sein Glück. Er mußte die Belagerung aufgeben und nach einem Verluste von 12 000 Mann abziehen. 3. Wallensteins Absetzung. Schon lange war Wallenstein wegen seines unerhörten Übermutes den Fürsten verhaßt. Sein Heer verübte überall die größten Grausamkeiten. Wenn die Soldaten in ein Dorf kamen, durchsuchten sie jedes Haus, jeden Winkel. Die Thüren wurden eingeschlagen, Kisten und Koffer erbrochen. Durch die schrecklichsten Folterqualen wurde den Bewohnern der letzte Heller abgepreßt. Auf dem Kurfürstentage zu Regensburg (1630) forderten daher die Fürsten mit Ungestüm die Entlassung Wallensteins. Mit schwerem Herzen fügte sich der Kaiser und willigte in Wallensteins Absetzung. 4. Wie Wallenstein auf seinen Gütern lebte. Wallenstein zog sich auf seine Güter in Böhmen zurück. An seinem Hofe herrschte kaiserliche Pracht. Er ließ sich von 60 Edelknaben, die alle in hellblauen Samt gekleidet waren, und von 20 Kammerherren bedienen. Eine Leibwache von 50 Mann, mit Helle-barden bewaffnet, stand in seinem Schloßhofe. 300 auserlesene Pferde fraßen in seinem Stalle aus marmornen Krippen. Er gab die glänzendsten Feste und sah es gern, wenn alle um ihn herum sich der ausgelassensten Fröhlichkeit überließen, Plünderung.

7. Teil 1 - S. 48

1900 - : Velhagen & Klasing
— 48 — während er selbst stets ernst und finster blieb. Gewöhnlich trug er ein Reiterkoller von Eleushaut, eine rote Leibbinde und einen Scharlachmantel, ans dem Kopfe einen hochanfgestutzten Hut mit einer herabwallenben, blutroten Straußfeber und an den Füßen große Stulpstiefel. Mit geheimem Grausen blickten die Wachen auf, wenn der finstere, hagere Mann so in nächtlicher Stille einsam über den Schloßhof daherwandelte, um seine Sterne zu befragen. Sie hielten ihn für unverwundbar und glaubten, er stäube mit dem Teufel im Bunde. „Denn das weiß ja die ganze Welt, daß der Friedländer einen Teufel aus der Hölle im Solde hält." o. Gustav Adolf. Zerstörung Magdeburgs. tzilys Cod. Lützen. 1. Wie Gustav Adolf den Evangelischen zu Hilfe kommt. Nachdem der 30 jährige Krieg etwa 10 Jahre in Deutschland gewütet hatte, war der Kaiser Herr von fast ganz Deutschland geworden. Er gab nun Befehl, daß alle katholischen Fürsten ihre protestantischen Unterthanen mit Gewalt zum katholischen Glauben zurückführen sollten. Die Not der Protestanten war groß; aber auch der Retter war nahe. Es war Gustav Adolf, König von Schweden. Als er von der Not der Evangelischen in Deutschland hörte, beschloß er, ihnen Hilfe zu bringen. Mit nur 15 000 Fußsoldaten und 3000 Reitern lanbete er in Pommern. Er selbst war der erste, der in Usebom ans Land stieg. Hier warf er sich im Angesichte seines Heeres ans die Knie nieder und betete. Als er sah, daß sich die Augen seiner Offiziere und Soldaten mit Thränen füllten, sprach er: „Weinet nicht, sondern betet! Je mehr Betens, desto mehr Sieg. Fleißig gebetet, ist halb gefochten." Zuerst vertrieb er die Kaiserlichen aus Pommern, Mecklenburg und Brandenburg. Da hörte er, daß Magdeburg von Tilly belagert werde. Sofort beschloß er, der Stadt zu helfen. Aber er kam zu spät. Tilly hatte bereits Magdeburg zerstört. 2. Zerstörung Magdeburgs. Wie Stralsund, so hielt es auch die Stadt Magdeburg mit den Evangelischen. Deshalb rückte Tiny heran, nm sie zu erobern. Schon mehrere Wochen hatte er die Stadt belagert. Am 9. Mai hielt er mit der Kanonade plötzlich inne und ließ seine Geschütze abfahren. Die Magdeburger glaubten, er fliehe vor den anrückenden Schweden, und atmeten froh auf. Allein es war eine Kriegslist. Tilly rüstete zum Sturme. Am frühen Morgen erschienen feine Truppen wieder, und um 7 Uhr begann der Sturm. Die Bürger hatten sich erst kurz vorher zur Ruhe begeben. Da stieß der Turmwächter ins Lärmhorn, und die Sturmglocken läuteten. Aber in wenig Stunden waren die Feinde Herren der Stadt, und nun häuften sich Greuel auf Greuel. In einer Kirche hieben die Kroaten 53 Personen (meist Frauen) die Köpfe ab. Säuglinge wurden mit langen Spießen durchstochen und dann ins Feuer geworfen. Alle Gassen waren mit Leichen bedeckt. Herzzerreißendes Geschrei, Winseln und Röcheln erfüllte die Luft. Bald entstand auch an mehreren Stellen Feuer. Manche vermuten, daß die Bürger Magdeburgs es selbst angelegt haben, da sie lieber untergehen als in die Hände des Feindes fallen wollten. Am Abend lag die ganze herrliche Stadt bis auf die Domkirche und einige Fischerhütten in Asche. 3. Tillys Tod. Doch konnte sich Tilly seines Sieges nicht lange freuen. Denn Gustav Adolf folgte ihm und schlug ihn aus Leipzigs weiter Ebene bei Breitenfeld vollständig. In kurzer Zeit war ganz Norddeutschland vom Feinde befreit. Alle protestantischen Fürsten schlossen sich jetzt an Gustav Adolf an. Am Lech besiegte er Tilly noch einmal. Tilly wurde von einer Kanonenkugel verwundet und starb bald darauf.

8. Teil 1 - S. 49

1900 - : Velhagen & Klasing
— 49 — Gustav Adolfs Tod. 4. Gustav Adolfs Tod. Nach diesem letzten Siege war Gustav Adolf Herr von ganz Deutschland. In dieser Not wandte sich der Kaiser wieder an Wallenstein und bat ihn, ein neues Heer zu werben. Wallenstein sagte zu, und in kurzer Zeit rückte er mit einem Heere gegen Lilly heran. Bei Lützen, nicht weit von Leipzig, kam es 1632 zum Kampfe. Sobald der Morgen graute, befahl Gustav Adolf seinem Feldprediger, Gottesdienst zu halten. Die Trompeter bliesen Kahnmeyer u. Schulze, Geschichte für Mädchenschulen. I. 4

9. Teil 1 - S. 50

1900 - : Velhagen & Klasing
— 50 — die Melodien: „Ein' feste Burg ist unser Gott" und „Verzage nicht, du Häuflein klein." Das ganze Heer sang andächtig mit. Hierauf bestieg der König sein Roß, stellte sich an die Spitze des Heeres und rief: „Nun wollen wir dran. Das walt' der liebe Gott. Jesu, Jesu, hilf mir heute streiten zu deines Namens Ehr'." Dann zog er den Degen und rückte gegen den Feind. Der Sieg neigte sich bald auf die Seite der Schweden. In der Hitze des Gefechts aber geriet Gustav Adolf, da er kurzsichtig war, zu nahe an den Feind und bekam einen Schuß durch den linken Arm. Als er sich dann aus dem Gefechte bringen lassen wollte, erkannte ihn ein feindlicher Oberst und schoß ihm mit den Worten: „Dich habe ich lange gesucht" eine Kugel durch den Leib. Furchtbar erbittert über den Verlust ihres geliebten Königs, drangen die Schweden von neuem auf den Feind ein und errangen auch endlich den Sieg. An der Stelle, wo der König gefallen war, lag. ein mächtiger Granitblock, der später den Namen „Schwedenstein" erhielt. d. Wallensteins Ermordung. Nach dem Tode Tillys hatte der Kaiser wiederum Wallenstein zum Heerführer berufen. Aber seine Feinde schwärzten ihn unaufhörlich beim Kaiser an. Sie glaubten, er wolle sich zum Könige von Böhmen machen. Da ächtete ihn der Kaiser, und Wallenstein, der nun förmlich abfiel und mit den Schweden, jedoch vergeblich, unterhandelte, eilte mit fünf Regimentern nach Eg er, um hier Schutz zu suchen. Aber drei Obersten aus der Besatzung stifteten eine Verschwörung gegen ihn an und beschlossen, ihn zu ermorden. Zuerst wurden Wallensteins Freunde abends bei einem Mahle niedergemacht. Noch in derselben Nacht wurde der Hauptschlag vollführt. Wallenstein, der im Hause des Bürgermeisters wohnte, war früh zu Bett gegangen, nachdem er sich vorher noch lange mit Seni unterhalten hatte. Es war 11 Uhr. Der Sturm heulte. Die Fenster klirrten. Da stürmte einer der Hauptanführer mit seinen Dragonern die Treppe hinauf. Ein Kammerdiener wurde im Vorzimmer niedergehauen, ein andrer entsprang mit dem Schrei: „Rebellen, Rebellen!" Durch diesen Lärm erwachte Wallenstein und fuhr aus dem Bette auf. In demselben Augenblicke wurde die Thür seines Schlafgemaches gesprengt. Wallenstein stand wehrlos und nnange-kleidet am Fenster. „Bist du der Schelm, der dem Kaiser die Krone vom Haupte reißen will?" brüllte einer der Mörder ihn an, „du mußt sterben." Wallenstein bewegte bloß die Lippen, hob die Augen gen Himmel und erhielt mit einer Hellebarde den Todesstoß. e. Hlun danket alle Gott. 1648 kam endlich der langersehnte Friede zu stände. Er wurde zu Osnabrück und Münster geschlossen. Am Ende des langen Krieges dichtete Martin Rinkart das schöne Lied: „Nun danket alle Mott!" Er war Prediger in Eilenburg (Provinz Sachsen) und durchlebte mit seiner Gemeinde alle Schrecken des dreißigjährigen Krieges. Die Pest, die dazumal die deutschen Lande durchzogt wütete auch in Eilenburg. Täglich starben 40—50 Personen, im ganzen Pestjahre an 8000. Dreimal täglich folgte Rinkart den Leichen zu Grabe; und jedesmal wurden 10—12 Leichen zur letzten Ruhe gebettet. So hat er in seinem Leben 4480 Leichen zu Grabe geleitet. Er blieb aber dabei so gesund, daß ihm auch nicht ein Finger weh that. Auf die Pest folgte eine so furchtbare Hungersnot, daß viele den Hungertod starben. Man sah öfters 20—30 Personen einem Hunde oder einer Katze nach-

10. Teil 1 - S. 56

1900 - : Velhagen & Klasing
— 56 — schuldig bin". Einige Zeit darauf ritt er mit seinem Erzieher zum Thore hinaus und begab sich zu seinem Vetter, dem Prinzen von Oranien, der damals Statthalter von Holland war. Dieser belagerte gerade die Stadt Breda. Als er aus dem Munde des Erziehers die Ursache der Flucht vernahm, sagte er bewegten Herzens: „Vetter, Eure Flucht beweist viel Heldenmut. Wer sich selbst schon so früh zu besiegen weiß, dem wird das Große stets gelingen." b. Sorge für sein zerrüttetes Land. Wildnng eines stehenden Keeres. 1. Sorge für sein zerrüttetes Land. Im Alter von 20 Jahren kam Friedrich Wilhelm auf den Thron. Noch immer wütete der dreißigjährige Krieg in den deutschen Landen. Auch Brandenburg hatte furchtbar gelitten. „Wo vor wenigen Jahren noch Dörfer gestanden, sah der Wandersmann nichts denn Schutt, und das Gras wuchs über den Trümmern. Auch die Gotteshäuser waren ein Raub der Flammen geworden; kaum daß die Mauern derselben noch standen. Wenn der Frühling ins Land kam, kehrten die Störche und Schwalben wohl zurück; aber das Dach, das sie so lange beherbergt hatte, fanden sie nicht. Zu Tausenden hatte der Krieg die Menschen hingerafft; was das Schwert nicht vertilgt, das hatte Hungersnot ins Grab gebracht. Berlin zählte nach dem Kriege nur noch 300 ganz verarmte Bürger, und Hunderte seiner Häuser waren zerstört oder standen unbewohnt und verödet." Viele Bauern zogen bettelnd durch das Land; andre suchten im Auslande ihr Brot. Die größte Sorge des Kurfürsten war daher, seinem verwüsteten Lande aufzuhelfen. Das war nicht leicht. Aber er vertraute auf Gott. Sein Wahlspruch war: „Gott ist meine Stärke." Dem Landmanne verschaffte er Vieh und Saatkorn, und in die entvölkerten Gegenden zog er Ansiedler aus Holland und der Schweiz, die den sandigen und sumpfigen Boden der Mark in fruchtbare Felder und Gärten umwandelten. Von jedem Bauer verlangte er, daß er bei seinem Hause einen Garten anlegte, und keiner sollte heiraten, der vorher nicht wenigstens sechs Obstbäume gepfropft und ebenso viel Eichbäume gepflanzt hätte. 2. Bildung eines stehenden Heeres. Anfangs war der Kurfürst ziemlich machtlos im Lande. Er konnte sich nämlich nicht auf sein Heer verlassen, denn die Offiziere hatten nicht ihm, sondern dem Kaiser, der mit seinem Vater verbündet gewesen war, den Eid der Treue geschworen. So kam es, daß ihm einige geradezu den Gehorsam verweigerten. Das mußte anders werden, wollte er Herr im Lande sein. Er forderte deshalb, daß die Offiziere sich ihm durch einen Eid verpflichten sollten. Das that jedoch nur der Kommandant von Küstrin. Die übrigen Offiziere verweigerten ihm den Eid. Da entließ sie der Kurfürst, löste ihre Regimenter zum größten Teil auf und ließ fortan die Truppen in seinem Namen anwerben. Anfänglich betrug seine Heeresmacht nur 3000 Mauu, sie vergrößerte sich aber bald auf 8000. Das war das erste stehende Heer in Brandenburg. Es wurde auch in Friedenszeiten nicht aufgelöst, während man sonst die Heere nach dem Kriege größtenteils wieder entließ. c. Aerfflinger. Der tapferste General des Kurfürsten hieß Dersflinger. Er war ihm besonders bei der Bildung seines Heeres behilflich. Die Sage erzählt von ihm, daß er in seiner Jugend Schneidergeselle gewesen sei. Einst wollte er bei Tangermünde über die Elbe setzen, wurde aber von den Schiffern zurückgewiesen, weil er kein Fährgeld bezahlen konnte. Da sah er, wie Kriegsleute unentgeltlich übergesetzt wurden.
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TM Hauptwörter (200)200

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