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1. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 181

1872 - Halle a/S. : Buchh. des Waisenhauses
181 „Ja, Vater," rief der unverschämte Knabe, „Ihr mögt mir's glauben, oder nicht, so sag ich's Euch und jedem ins Gesicht, daß ich einst einen Hund — bei Haag ge- sehen habe, hart an dem Weg, wo man nach Frankreich ., . fährt, der — na, rch bin nicht ehrenwerth, wenn er nicht größer war, als Euer größte« Pferd" „ Das," sprach der Vater, „nimmt mich Wunder, wiewohl ein jeder Ortläßt Wunderdinge sehn; wir zum Exempel gehn jetzunder und werden keine Stunde gehn, so wirst du eine Brücke sehn (wir müssen selbst darüber gehn), die hat dib manche)? schön betrogen (denn überhaupt solls dort nicht gar zu richtig sein); auf dieser Brücke liegt ein Stein; an den stößt man, wenn man denselben Tag gelogen, und fällt und bricht sogleich ein Bein. Der Bub' erschrak, sobald er dies ver- nommen. „Ach!" sprach er, „lauft doch nicht so sehr! Doch wieder auf den Hund zu kommen, wie groß, sagt' ich, daß er gewesen wär'? Wie Euer großes Pferd? Dazu will viel gehören. Der Hund, jetzt fällt mir's ein, war erst ein halbes Jahr; allein daö wollt' ich wohl beschwören, daß er so groß als mancher Ochse war." Sie gingen noch ein gutes Stücke; doch Fritzen schlug das Herz. Wie konnt' es anders sein? denn niemand bricht doch gern ein Bein. Er sah nunmehr die richterische Brücke und fühlte schon den Beinbruch halb. „Ja, Vater," fing er an, „der Hund, von dem ich red'te, war groß, und wenn ich ihn auch was ver--^. größert hätte, so war er doch viel größer als ein Kalb." Die Brücke kommt. Fritz, tfritz, wie wird dir's gehen! Der Vater geht voran; doch Fritz hält ihn geschwind. „Ach, Vater," spricht er, „seid kein Kind und glaubt, daß ich dergleichen Hund gesehen; denn kurz und gut, eh' wir darüber gehen: der Hund war nur so groß, wie alle Hunde sind." 36. Der Riese Goliath. 1. War einst ein Riese Goliath, gar ein gefährlich Mann; er hatte Tressen auf dem Hut mit einem Klunker dran, und ein von Silber strotzend Kleid mit einem Saum, wer weiß wie breit! 2. An seinen Schnurrbart sah man nur mit Schauder und mit Graus; und dabei sah er von Natur pur wie der Satan aus. Sein Sarras war, man glaubt es kaum, so groß schier, als ein Weberbaum. 3. Er hatte Knochen wie ein Gaul, und eine freche Stirn, und ein entsetzlich großes Maul, und nur ein kleines Hirn; gab jedem einen Rippenstoß und flunkerte und prahlte groß. 4. So kam er alle Tage her und sprach Israel Hohn. „Wer ist der Mann? Wer wagt's mit mir? Sei's Vater oder Sohn! Er komme her, der Lumpenhund! Ich bax' ihn nieder auf den Grund." 5. Da kam in seinem Schäferrock ein Jüngling, zart und fein, er hatte nichts, als seinen Stock, als Schleuder und den Stein, und sprach: „Du hast viel Stolz und Wehr, ich komm' im Namen Gottes her." 6. Und damit schleudert' er aus ihn und traf die Stirne gar; da fiel der große Esel hin, so lang und dick er war. Und David haut' in guter Ruh' ihm nun den Kopf noch ab dazu. 7. Trau' nicht auf deinen Tressenhut, noch auf den Klunker dran! Ein großes Maul es auch nicht thut, das lern' vom langen Mann; und von dem kleinen lerne wohl, wie man mit Ehren fechten soll. 37. Peter in der Fremde. 1. Der Peter will nicht länger bleiben, er will durchaus fort in die Welt. Dies Wagestück zu hintertreiben, der Mutter immer schwerer fällt. „Was willst du," spricht sie, „draußen machen? du kennst ja fremde Menschen nicht; dir nimmt vielleicht all' deine Sachen der erste beste Bösewicht."

2. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 183

1872 - Halle a/S. : Buchh. des Waisenhauses
183 38. Der brave Mann. 1. Hoch klingt das Lied vom braven Mann, wie Orgelton und Glockenklang. Wer hohes Muths sich rühmen kann, den lohnt nicht Gold, den lohnt Gesang. Gottlob! daß ich singen und preisen kann, zu singen und preisen den braven Mann. 2. Der Thauwind kam vom Mittagsmeer und schnob durch Wclschland trüb und seucht. Die Wolken flogen vor ihm her, wie wann der Wolf die Herde scheucht. Er fegte die Felder, zerbrach den Forst; auf Seen und Strömen das Grundeiö borst. 3. Am Hochgebirge schmolz der Schnee; der Sturz vcn tausend Wassern scholl; das Wiesenthal begrub ein See; des Landes Heerstrom wuchs und schwoll. Hoch rollten die Wogen, entlang ihr Gleis, und rollten gewaltige Felsen Eiö. 4. Auf Pfeilern und auf Bogen schwer, aus Quaderstein von unten auf, lag eine Brücke drüber her, und mitten stand ein Häuschen drauf. Hier wohnte der Zöllner mit Weib und Kind. „Ozöllner, ozöllner, entfleuch geschwind!" 5. Es dröhnt' ilud dröhnte dumpf heran; laut heulten Sturm und Wog' ums Hand; der Zöllner sprang zum Dach hinan und blickt' in den Tumult hinaus. „Barmherziger Himmel, erbarme dich! Verloren! verloren! Wer rettet mich?" 6. Die Schollen rollten, Schuß auf Schuß, von beiden Ufern, hier und dort; von beiden Ufern riß der Fluß die Pfeiler sammt den Bogen fort. Der bebende Zöllner niit Weib und Kind — er heulte noch lauter, als Strom und Wind. 7. Die Schollen rollten, Stoß auf Stoß, an beiden Enden, hier und dort; zerborsten und zertrümmert schoß ein Pfeiler nach dem andern fort. Bald nahte der Mitte der Umsturz sich. „Barmherziger Himmel, erbarme dich!" 8. Hoch auf dem fernen Ufer stand ein Schwarm von Gaffern, groß und klein, und jeder schrie und rang die Hand; doch mochte niemand Netter sein- Der bebende Zöllner mit Weib und Kind durchheulte nach Rettung den Strom und Wind. 9. Wann klingst du, Lied vom braven Mann, wie Orgelton und Glockenklang? Wohlan, so nenn' ihn, nenn' ihn dann! Wann nennst du ihn, mein schönster Sang? Bald nahet der Mitte der Umsturz sich: o braver Mann, braver Mann, zeige dich I 10. Nasch galopirt ein Graf hervor, auf hohem Roß ein edler Graf. Was hielt deö Grafen Hand empor? Ein Beutel war es, voll und straff. „Zweihundert Pistolen sind zugesagt dem, welcher die Rettung der Armen wagt!" 11. Wer ist der Brave? Jst's der Graf? Sag' an, mein braver Sang, sag' an! Der Graf, beim höchsten Gott, war brav; doch weiß ich einen bravern Mann. — O braver Mann, braver Manu, zeige dich! Schon naht das Verderben sich fürchterlich. 12. Und immer höher schwoll die Flut, und immer lauter schnob der Wind, und immer tiefer sank der Muth. — „O Retter, Netter, komm' geschwind!" Stets Pfeiler bei Pfeiler zerborst und brach; laut krachten und stürzten die Bogen nach. 13. „Halloh! halloh! frisch auf gewagt!" Hoch hielt der Graf den Preis empor. Ein jeder hört's, doch jeder zagt; aus Tausenden tritt keiner vor. Vergebens durchheulte mit Weib und Kind der Zöllner nach Rettung den Strom und Wind. 14. Sich, schlecht undrccht, ein Bauersmann am Wanderstabe schritt daher, mit grobem Kittel angethan, an Wuchs und Antlitz hoch und hehr. Er hörte den Grafen, vernahm sein Wort und schaute das nahe Verderben dort. 15. Und kühn in Gottes Namen sprang er in den nächsten Fischerkahu. Trotz Wirbel, Sturm und Wogendrang kam der Erretter glücklich an. Doch wehe! der Nachen war allzu klein, der Netter von allen zugleich zu sein. 16. Und dreimal zwang er seinen Kahn trotz Wirbel, Sturm und Wogcndrang, und dreimal kam er glücklich au, bis ihm die Rettung ganz gelang. Kaum kamen die Letzten in sichern Port, so rollte das letzte Getrümmer fort. 17. Wer ist, wer ist der brave Mann? Sag' an, sag' an, mein braver Sang! Der Bauer wagt' ein Leben dran, doch that er's wohl um Goldesklaug? Denn spendete nimmer Per Graf sein Gut, so wagte der Bauer vielleicht kein Blut. 18- „Hier," rief der Graf, „mein wackrer Freund, hier ist der Preis! Komm' her, nimm hin!"

3. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 189

1872 - Halle a/S. : Buchh. des Waisenhauses
189 sie selbst ist nun verfallen, die Stätte wüst und leer; du fragest nach den Riesen, du findest sie nicht mehr. 2. Einst kam das Riesenfräulein aus jener Burg hervor, erging sich sonder Wartung und spielend vor dem Thor, und stieg hinab den Abhang bis in das Thal hinein, neugierig zu erkunden, wie's unten möchte fein. 3. Mit wen'gen raschen Schritten durchkreuzte sie den Wald, erreichte gegen Haslach das Land der Menschen bald, und Städte dort und Dörfer und das bestellte Feld erschienen ihren Augen gar eine fremde Welt. 4. Wie jetzt zu ihren Füßen sie spähend niederschaut, bemerkt sie einen Bauer, der seinen Acker baut; es kriecht das kleine Wesen einher so sonderbar, es glitzert in der Sonne der Pflug so blank und klar. 5. „Ei, artig Spielding!" ruft sie, „das nehm' ich mit nach Haus;" sie knieet nieder, spreitet behend ihr Tüchlein aus, und feget mit den Händen, was da sich alles regt, zu Haufen in das Tüchlein, das sie zusammenschlägt. 6. Und eilt mit freud'gen Sprüngen (man lveiß, wie Kinder sind) zur Burg hinan und suchet den Vater auf geschwind: „Ei, Vater, lieber Vater, ein Spielding wunderschön! So Allerliebstes sah ich noch nie auf unsern Höhn." 7. Der Alte saß am Tische und trank den kühlen Wein, er schaut sie an behaglich, er fragt das Töchterlein: „Was Zappeliges bringst du in deinem Tuch herbei? Du hüpfest ja vor Freuden; laß sehen, was es sei." 8. Sie spreitet aus das Tüchlein und fängt behutsam an, den Bauer aufzustellen, den Pflug und das Gespann. Wie alles auf dem Tische sie zierlich aufgebaut, so klatscht sie in die Hände und springt und jubelt laut. 9. Der Alte wird gar ernsthaft und wiegt sein Haupt und spricht: „Was hast du angerichtet? das ist kein Spielzeug nicht! Wo du es hergenommen, da trag' es wieder hin; der Bauer ist kein Spielzeug, was kommt dir in den Sinn? 10. Sollst gleich und ohne Murren erfüllen mein Gebot; denn wäre nicht der Bauer, so hättest du kein Brot; es sprießt der Stamm der Riesen aus Bauernmark hervor, der Bauer ist kein Spielzeug, da sei uns Gott davor!" 11. Burg Nideck ist im Elsaß der Sage wohlbekannt, die Höhe, wo vor Zeiten die Burg der Riesen stand; sie selbst ist nun verfallen, die Stätte wüst und leer, und fragst du nach den Riesen, du findest sie nicht mehr. 47. Irin. An einem schönen Abend fuhr Irin mit seinem Sohn im Kahn aufs Meer, um Neusen in das Schilf zu legen, welches rings umher der nahen Inseln Strand umgab. Die Sonne tauchte sich bereits ins Meer, und Flut und Himmel schien im Feu'r zu glühen. „O wie schön ist jetzt die Gegend!" sagt' entzückt der Knabe, den Irin gelehrt, auf jede Schönheit der Natur zu merken. „Sieh", sagt er, „den Schwan, umringt von seiner frohen Brut, sich in den rothen Widerschein des Himmels tauchen! Sieh, er schisst, zieht rothe Furchen in die Flut und spannt des Fittigs Segel auf. — Wie lieblich flüstert dort im Hain der schlanken Espen furchtsam Laub am Ufer, und wie reizend fließt die Saat in grünen Wellen fort und rauscht, vom Winde sanft bewegt! —

4. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 254

1872 - Halle a/S. : Buchh. des Waisenhauses
254 Kaiser und Reich, ja, vor der ganzen christlichen Welt standen sie, mit einem großen Ge- bet im Herzen, ihre Rechtfertigung darstellend in ihrem Bekenntniß, in vollkommenster Einigkeit mit allen wahrhaft gläubigen und christlichen Gemüthern in der ganzen Welt und auf einer Höhe, von wo sie mit göttlicher Zuversicht auf viele Jahrhunderte hinsehen konnten. 30. Luthers Tod. Jnl Januar 1540 reiste Luther mit drei Söhnen nach Eisleben. Dahin hatten ihn die Grafen von Mansfeld gerufen, um Streitigkeiten zu schlichten, die zwischen ihnen entstanden waren. Unterwegs war er schon sehr schwach; doch predigte er noch viermal in Eisleben, war auch über Tische recht gesprächig und schrieb an seine Frau nach Wittenberg tröstliche Briefe voll Glaubens. Am 17. Februar ward er aber recht krank, sodaß er auf seiner Stube bleiben mußte. Er betete viel und sprach zu seinen Freunden: „Ich bin hier zu Eisleben geboren; wie, wenn ich hier sterben sollte?" Nach dem Abendessen ward es schlimmer mit ihm. Um 10 Uhr legte er sich zu Bett. Darauf reichte er seinen Söhnen und Freun- den die Hand und sprach: „Betet zu unserm Herrn Gott für sein Evangelium, daß es ihm nwhlgehe; denn der leidige Papst zürnet hart mit ihm." Schwer athmend schlief er ein; aber um 1 Uhr erwachte er wieder, von Brustbeklemmun- gen gequält. Nun kamen Aerzte. Auch der Graf Albrecht von Mansfeld und dessen Gemahlin erschienen und brachten stärkende Tropfen. Doch die Brustbe- klemmungen wurden immer heftiger. Seine Freunde meinten, weil er schwitze, werde Gott Gnade zu seiner Besserung geben; er aber antwortete: „Es ist kalter Todesschweiß. Ich werde meinen Geist aufgeben, denn die Krankheit meh- ret sich." Dann betete er: „O mein himmlischer Bater, Gott und Vater unsers Herrn Jesu Christi, du Gott alles Trostes, ich danke dir, daß du mir deinen lieben Sohn Jesum Christum offenbaret hast, an den ich glaube, den ich gepre- digt und bekannt habe, den ich geliebet und gelobet habe, welchen der leidige Papst und alle Gottkosen schänden, verfolgen und lästern. Ich bitte dich, mein Herr Jesu Christe, laß dir meine Seele befohlen sein. O himmlischer Vater, ob ich schon diesen Leib lassen und aus diesem Leben hinweggerisseu werden muß, so weiß ich doch gewiß, daß ich bei dir ewig bleiben werde und aus deinen Hän- den niich niemand reißen kann." Weiter sprach er: „Also hat Gott die Welt geliebt, daß er seinen eingebornen Sohn gab, ans daß alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben. Wir haben einen Gott des Heils und einen Herrn Herrn, der mitten ans dem Tode uns führet." Dann betete er dreimal: „Vater, in deine Hände befehle ich meinen Geist. Du hast mich erlöset, du getreuer Gott." Nun ward er still, und ob man ihn gleich rüt- telte, schlug er kein Auge auf. Da rief ihm Dr. Jonas zu: „Ehrwürdiger Vater, wollt Ihr auf die Lehre Jesu, wie Ihr sie gepredigt habt, auch sterben?" Er antwortete mit einem deutlichen Ja, legte sich auf die rechte Seite und starb so sauft und ruhig, daß die Umstehenden noch lange meinten, er schlummere. Es war in der Nacht zwischen 2 und 3 Uhr, am 18. Februar 1546, als Dr. Luther heimging. Die Nachricht von seinem Tode verbreitete eine tiefe Trauer über das ganze Land. Nach dem Willen des Kurfürsten ward der Sarg mit der theuren Leiche den weiten Weg gen Wittenberg gefahren. Von allen Seiten strömten Begleiter herbei. Wo der Trauerzug durchkam, wurden die Glocken geläutet. Als man.

5. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 255

1872 - Halle a/S. : Buchh. des Waisenhauses
255 der Stadt Wittenberg sich näherte, zog die ganze Universität sammt allem Volk hinaus, ihn einzuholen. Di'. Bugenhagen hielt die Leichenpredigt. Dann begru- den sie die Leiche in der Schloßkirche vor dem Altar und deckten eine einfache Steinplatte über die Gruft. 31. Gustav Adolf. In dem furchtbaren dreißigjährigen Kriege, der so entsetzliches Elend über Deutschland gebracht hat, ist auf protestantischer Seite kein größerer Held auf- getreten als Gustav Adolf, der Schwedenkönig. Schon waren die Evangeli- schen den Katholiken völlig erlegen, und ganz Rorddeutschland schien der Knecht- schaft preisgegeben zu sein: da landete Gustav Adolf ini Sommer des Jahres 1030 mit 15,000 Mann in Pommern, um seinen bedrängten Glaubensgenossen beizustehen. Aber wie klein war dieses Heer gegenüber der Kriegsmacht des deutschen Kaisers! „Wir haben halt a Fcindle mehr!" sagte dieser spöttisch, und die Wiener nannten Gustav Adolf nur den Schneekönig, der bald schmelzen werde, wenn er weiter nach Süden hinabkomme. Der kriegsknndige Tilly aber meinte: „Der König von Schweden ist ein Feind von großer Klugheit und Tapferkeit, ein Feind, der den Krieg zu führen weiß. Sein Heer ist ein Gan- zes, das er wie sein Roß mit dem Zügel regiert." Und Gustav war unstreitig der erste Kriegsheld seiner Zeit, ejn Feldherr, wie seit Jahrhunderten keiner auf- gestanden. In seinem Heere herrschte die trefflichste Mannszucht. Während bei den Wallensteinschen Schaaren alle Laster im Schwange gingen, wachte Gustav mit eben der Sorgfalt über die Sitten der Soldaten, wie über die kriegerische Tapferkeit. Jedes Regiment mußte zum Morgen'- und Abendgebet einen Kreis um den Feldprediger schließen und unter freiem Himmel seine Andacht halten. Flu- chen, Spielen, Rauben war strenge verboten. In allen Tugenden ging Gustav selbst den Seinigen als Muster voran. Seine lebendige Gottesfurcht gab ihni in den schwierigsten Lagen Muth und Besonnenheit, und seine Soldaten waren von dem festen Vertrauen erfüllt, daß sie unter einem so frommen und tapferen König siegen müßten. Als Gustav den deutschen Boden betrat, fiel er im Angesicht seines ganzen Heeres auf die Kniee, dankte Gott mit lauter Stimme für die glückliche Ueberfahrt und flehte um seinen ferneren Segen. Den umstehenden Offizieren kamen vor Rührung die Thränen in die Augen. „Weinet nicht, meine Freunde," sprach der König, „sondern betet! Je mehr Betens, desto mehr Sieges. Fleißig gebetet, ist halb gesiegt." Und siehe, bald wichen die Kaiser- lichen vor den tapferen Schweden zurück. Aber die protestantischen Fürsten waren so furchtsam vor der Macht des Kaisers, so mißtrauisch gegen den ausländischen König, daß sie lange zögerten, sich an Gustav anzuschließen. Die ängstlichen Kurfürsten von Brandenburg und Sachsen verweigerten ihm geradezu den Durch- zug durch ihr Land. Daher konnte Gustav das hart bedrängte Magdeburg nicht mehr retten. Die blühende evangelische Stadt wurde von Tilly erobert. Ihr Schicksal war furchtbar. Als die wilden Kriegsschaaren raub- und mord- gierig im Sturm eindrangen, erfolgte ein Blutbad, wie es noch keine deutsche Stadt in ihren Mauern gesehen hatte. Die ganze Stadt ging in Flammen auf; binnen zehn Stunden war sie in einen wüsten Schutthaufen verwandelt. Von 30,000 Einwohnern retteten kaum 1500 ihr Leben.

6. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 260

1872 - Halle a/S. : Buchh. des Waisenhauses
260 8. Sieh, da erhebt sich plötzlich mit Stolz der General und schlägt an seinen Degen und spricht laut durch den Saal: Io. Denn hier mit meiner Elle mess' ich die Kreuz und Quer jedweden Wicht, auch wenn er von altem Erze wär'." 9. „Ihr Herren, den ihr meinet, der General bin ich. Der Schneider ist behende, glaubt mir es sicherlich. 11. Der große Kurfürst lächelt mit biederm Angesicht, reicht freundlich ihm die Rechte und spricht voll Zuversicht: 12. „W. „Wohl mir und meinem Volke! Das schönste Rittcrthum ist unserm Vaierlande Verdienst und eigner Ruhm." 34. Frobens Aufopferung. (18. Juni 1675 bei Fehrbellin.) 1. Herr Kurfürst Friedrich Wilhelm, der große Kriegesheld, seht, wie er auf dem Schimmel vor den Geschützen hält; das war ein rasches Reiten vom Rhein bis an den Rhin, das war ein hartes Streiten am Tag von Fehrbellin. 2. Wollt ihr, ihr trotz'gen Schweden, noch mehr vom deutschen Land? Was tragt ihr in die Marken den wüth'gen Kriegesbrand? Herr Ludwig von der Seine, der hat euch aufgehetzt, daß Deutschland von der Peene zum Elsaß werd' zerfetzt. 3. Doch nein, Herr Gustav Wränget, hier steh' nun einmal still, dort kommt Herr Friedrich Wilhelm, der mit dir reden will. Gesellschaft aller Arten bringt er im raschen Ritt sammt Fahnen und Slaudarten zur Unterhaltung mit. 4. Nun seht ihn auf dem Schimmel. eibkriegsgott ist es, traun! den Boden dort zum Tanze will er genau beschaun. Und unter seinen Treuen, da rcit/t hintenan zuletzt, doch nicht aus Scheuen, Stallmeister Froben an- 5. Und wie der Wrangel drüben den Schimmel nun erblickt, ruft er den Kanonieren: „Ihr Kinder, zielt > geschickt! Der ans dem Schimmel sitzet, der große Kurfürst ist's. Nun donnert und nun blitzet; auf wen's geschieht, ihr wißt's." 6. Die donnern und die blitzen und zielen wohl nichts Schlecht's, und um den Herren fallen die Seinen links und rechts; dein Derfflinger, dem Alten, fast wird es ihm zu warm, er ist kein Freund vom Hallen mit dem Gewehr im Arm. 7. Und dicht und immer dichter schlägt in die Heeresreih'n dort in des Schimmels Nähe der Kugelregen ein. „Um Gott, Herr Kurfürst, weiche!" Der Kurfürst hört es nicht, es schaut sein Blick, der gleiche, dem Feind ins Angesicht. 8. Der Schimmel möcht' es ahnen, wem dieses Feuer gilt, er steigt und schäumt im Zügel, er hebt sich scheu und wild-

7. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 268

1872 - Halle a/S. : Buchh. des Waisenhauses
268 Das ganze preußische Volk nahm bald an der schönen Siegesfreude Theil und stimmte begeistert gleicher: Lobgesang an. Zugleich sang inan: „Es lebe durch des Höchsten Gnade der König, der uns schützen kann, so schlägt er mit der Wachtparadc noch einmal achizigtausend Mann." 3. Hochkirch. Es war am 13. October 1758 in der Nacht, als alle Colonnen der österreichischen Armee ihr Lager, verließen, um die Preußen zu überfallen. Es befände!: sich bei den: Vortrabe freiwillige Grenadiere, die hin- ter den Kürassieren aufsaßen, vor den: preußischer: Lager aber von den Pfer- den sprangen, sich in Haufen formirten und so vorwärts drangen. Die Zelte blieber: in: österreichischen Lager stehen, und die gewöhnlichen Wachtfeuer wur- den sorgfältig unterhalten. Eirre Menge Arbeiter inußter: die ganze stacht Bäume zu einem Verhau fällen, rvobei sie sangen und einander zuriefen. Durch dieses Getöse wollten sie die preußischen Vorposten hindern, der: Marsch der Truppen wahrzunehmen. Die wachsamen preußischen Husaren aber entdeckten doch die Bclvegung des Feindes und gaben dem Könige sogleich Nachricht da- von. Anfangs bezweifelte er die Bewegung selbst; da aber wiederholte Berichte solche bestätigten, so vermuthete er eine andere Ursache derselben, nur keinen förmlichen Angriff. Seydlitz und Ziether: befander: sich eben beirr: Könige rmd erschöpften ihre Beredsamkeit, seine Zweifel in diesen bedeirklichcr: Augenblicken zu bekämpfen; sie brachten cs auch dahin, daß Befehle an einige Brigaden geschickt wurden, aufzustehen, wobei mehrere Regimenter Kavallerie ihre Pferde satteln mußten. Dieser Befehl wurde aber geger: Morgen wieder aufgehoben, und der jetzt unbesorgte Soldat überließ sich dem Schlafe ohne alles Bedenken. Der Tag war noch nicht angebrochen, und es schlrrg in: Dorfe Hochkirch 5 Uhr, als der Feind vor den: Lager erschien. Es karnen ganze Haufen auserwählter Soldaten zu den preußischen Vorposten und meldeten sich als Ueberläufer. Ihre Anzahl wuchs so schnell ur:d stark, daß sie bald Vorpostei: und Feldrvacher: überwältigen konnten. Die österreichische Armee rückte colonnenweise von allen Seiter: in das preußische Lager ein. Viele Regimenter der königlichen Armee wurden erst durch ihre eigenen Kanonenkrigeln vom Schlafe, aufgeschreckt; beim die anrückenden Feinde, die großenteils ihr Geschütz zurückgelassen hatten, fan- den auf den schnell eroberten Feldwachen ur:d Batterien Kanonen und Munition, und mit diesen feuerten sie ins Lager der Preußen. Nie fand sich ein Heer braver Soldatei: in einer so schrecklichen Lage, wie die urtter dem Schutze Friedrichs sorglos schlafenden Preußen, die nur: aus eii:mal in: Innersten ihres Lagers vor: einem mächtiger: Feinde angegriffen und durch Feuer und Stahl zun: Todesschlafe geweckt rvurdcn. Es war Nacht, und die Verwirrung über allen Ausdruck. Welch ein Anblick für die Krieger! Die Oesterreicher, gleichsarr: aus der Erde hervorgestieger:, mitten unter den Fahnen der Preußer:, im Heiligthume ihres Lagers! Viele Hunderte wurden in ihren Zelten erwürgt, noch ehe sie die Augen öffnen konnten; andere liefen halb nackt zu ihren Waffen. Die wenigster: konnten sich ihrer eigener: bemäch- tigen; eir: jeder ergriff das Gewehr, das ihm zuerst in die Har:d fiel, und floh damit ir: Reih und Glied. Das Kriegsgeschrei verbreitete sich wie ein Lauffeuer durchs ganze preußische Lager; alles stürzte arrs der: Zelten, und in einiger: Augenblicken, trotz der unaussprechlicher: Verwirrung, stand der größte

8. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 373

1872 - Halle a/S. : Buchh. des Waisenhauses
Man findet ihn in ganz Europa, ausgenommen in England und Irland, wo er seit Jahrhunderten gänzlich ausgerottet ist; auch zeigt er sich in Afrika bis nach Aegypten; in Amerika scheint er durch verwandte Arten ersetzt zu sein. Er ist das schädlichste, gefräßigste und, wenn hungrig, ein wahrhaft fürchterliches Naubthier, das in Europa allen Thieren wie dem Menschen den Krieg erklärt hat. Die Pferde vertheidigen sich zwar durch Ausschlagen mit ihren Husen und das Rindvieh mit seinen Hörnern; werden diese Thiere aber von Wölfen in Nudeln angegriffen, so vermögen sie, trotz ihrer Stärke, nicht zu widerstehen. Der Wolf hat im Nacken eine bedeutende Muskelkraft und trägt springend ein Schaf mit Leichtigkeit davon. In seinen Sinnen, besonders im Geruch, steht er den Hunden nicht nach und verfolgt seine Beute laufend, bis sie ermüdet. Im Winter, wenn ihn der Hunger treibt, streift er bis ganz in die Nähe der Dörfer, und dann ist er auch dem Menschen sehr gefährlich. Man hat viele Beispiele, daß in Nudeln vereinte Wölfe Pferde vor Schlitten und Wagen angefallen haben, und selbst die Menschen, trotz der tapfersten Gegenwehr, von ihnen aufgefressen worden sind. Einzelne Pferde greifen sie nie von hinten an, weil sic das Ausschlagen fürchten, sondern springen denselben in den Nacken. Auch die Nenn- und Elenthiere vertheidigen sich mit ihren starken Vorder- und Hinterfüßen, in welchen sie eine solche Kraft besitzen, daß sie auf den ersten Hieb einen Wolf zu tödten im Stande sind. Da der Wolf dem Menschen nur schadet und höchstens durch seinen Balg nützt, so erlaubt man sich alle Mittel ihn zu vertilgen. Man vergiftet ihn leicht, wo es ohne Gefahr für Hunde und Schweine geschehen kann, mit Krähenaugen. In Deutschland, wo er jetzt im Allgemeinen höchst selten erscheint, wird er auf Treibjagden erschossen, auch, wie der Fuchs, in großen Tellerfallen und Schwaneneisen gefangen. Früher war er in Deutschland häufiger, und es wur- den noch in den Jahren 1648—49 um das Ende des dreißigjährigen Krieges in dem Fürstenthume Lüneburg 182, dagegen aber in Frankreich in diesem Jahr- hundert schon gegen 10,000 geschossen. In dem Regierungsbezirk Posen wurden den Winter 1815 —16 41 Wölfe erlegt, und noch im Jahre 1819 im Kreise Wongronitz 16 Kinder und 3 Er- wachsene von Wölfen gefressen. Vergleicht man die Volkszahl dieses Kreises mit der Insel Singapore, wo der Tiger seine blutigsten Ernten hält, so fordert der Wolf halb so viele Opfer, als der Königstiger auf dieser kleinen Insel, die er schwimmend erreicht, und auf der er, obgleich sie nicht größer ist als die Insel Alsen, jährlich gegen 400 Menschen in der Nähe einer von allen Völkern der Erde besuchten Handelsstadt zerreißt. 92. Der Fuchs. Der Fuchs ist, wie man aus den ersten Blick erkennt, dem Hund und dem Wolf verwandt. Aber gegenüber dem trcuehrlichen Auge des Hundes und der gemeinen Gier des Wolfes zeigt der Fuchs den vollendeten Ausdruck der Schlau- heit und List. Sein Kopf ist breit, seine Stirn fällt ganz allmählich ab nach der spitzen, pfiffigen Schnauze. Sein Gehör ist außerordentlich scharf. Das graugrüne Auge liegt schief, halb in der Höhle versteckt, leuchtet aber im Dunkeln, wie bei anderen nächtlichen Raubthieren; zuweilen sieht der Schelm damit aus

9. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 375

1872 - Halle a/S. : Buchh. des Waisenhauses
rren. Schon im Juli wagen sich die hoffnungsvollen Kinder allein auf die Jagd und suchen bei einbrechender Dämmerung ein junges Häschen oder Eichhörnchen, ein Rebhuhn oder eine Wachtel zu überraschen, nehmen aber auch mit einenr Mäuschen fürlieb. Im Herbst verlasien die Jungen den elterlichen Bau ganz und leben einzeln in eigenen Löchern. Während des Frühjahrs durchstreift der Fuchs am liebsten Wälder und Gebüsch, im Sommer auch wohl die Getreidefelder. Im Herbst besucht er gern auch die Weinberge und läßt sich die süßen Trauben trefflich schmecken. Seine schlechteste Jahreszeit ist natürlich der Winter. Geplagt von Hunger, trabt er in dieser öden Zeit oft tagelang umher, ohne eine gute Mahlzeit auftreiben zu können. So wagt er sich in der Dämmerung an einzeln liegende Bauerhöfe heran, kundschaftet den Hühnerstall aus und wartet dann vorsichtig, bis die Gelegenheit günstig ist. Gelingt es ihm, unbemerkt einzudringen, so würgt er unbarmherzig, aber möglichst geräuschlos, alles, was ihm vorkommt, und schleppt es dann fort. Wird er ertappt, so nimmt er natürlich Reißaus, behält aber dabei noch so viel Besonnenheit, daß er während der Flucht über den Hof noch ein paar Gänse todt beißt und eine im Maule mitnimmt. Im Winter, wo sein Balg am schönsten ist, stellen die Jäger ihm am ineisten nach, besonders mit Fallen. In diese legen sie gebratenes Fleisch, ein- zelne Stücke auch in einige Entfernung davon, um ihn sicher zu machen. Den ersten Bissen verschlingt er rasch, aber schon den zweiten umschleicht der schlaue Meister Reineke auf den Zehen; denn er wittert Gefahr. Er steht still, legt sich nieder, horcht, wirst die Augen spähend umher, springt wieder auf, kauert nochmals nieder. Entdeckt er nirgends Gefahr, so wird der Bissen im Nu ergriffen und unter behaglichem Schwanzwedeln verzehrt. Endlich naht er sich dem Braten in der Falle. Aber die reichliche Gabe steigert seinen Verdacht: er wird noch vorsichtiger. Nachdem er wieder sorgfältig alles mit gespitzten Ohren und funkelnden Angen untersucht hat, setzt er sich nieder und sieht nicht selten viertelstundenlang unbeweglich und mit unbeschreiblicher Lüsternheit auf den Bissen hin. Endlich aber trägt doch die Lust den Sieg über die Vorsicht davon. Nach- dem er die Lockspeise nochmals umkreist, sie nochmals liegend angestarrt hat, ver- läßt ihn die Klugheit; wie in Verzweiflung fährt er rasch daraus los, und in dem- selben Augenblick sitzt sein Fuß fest in der Falle, oder klemmt sich das Eisen um seinen Hals. Indessen der Fuchs ist gelegentlich auch ein Held: ist bloß sein Fuß gefangen, so beißt er in aller Stille den Schenkel ab und läuft auf drei Beinen davon. 93. Das Zugthier dev Polavllindev. Der Eskimohund ist größer, als unser gewöhnlicher Schäferhund. Wenn er wohl genährt ist, muß man ihn einen schönen Hund nennen, aber leider wird ihm die Nahrung, wenn er sich nicht selbst solche verschafft, von seinem Herrn so sparsam zugemessen, paß er viele Monate hindurch mehr einem Geripp, als einem lebenden Wesen, ähnelt. Sein Verhältniß zu dem Menschen ist eigenthüm- licher Art. Er weiß, daß er Sklave ist, und versucht, die Kette der Sklaverei zu brechen. Es ist etwas vom wölfischen Wesen in ihm, in leiblicher Hinsicht so- wohl, als in geistiger. Dem Wolf der Polarländer gleicht er so sehr durch seine dichte Behaarung, die anfrechtstehenden Ohren, die Breite des Oberkopfes und

10. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 389

1872 - Halle a/S. : Buchh. des Waisenhauses
389 Die köstlichste und nothwendigste Eigenschaft dieses Thieres ist die, daß es viele Tage ohne Beschwerde das Wasser entbehren kann, und dies allein macht es zu dem nützlichen, für den Araber unentbehrlichen Geschöpf. Hat es lange gedürstet, so wittert es hoch in der Luft, um in weiter Ferne eine Quelle zu entdecken, und verdoppelt seine Schritte, um dahin zu gelangen und den brennen- den Durst zu löschen, welcher es jedoch weniger plagt als seinen Herrn. Hat es zwölf bis zwanzig Tage nicht getrunken, dann ist es aber auch im Stande, reichlich zwei Hektoliter Wasser zu sich zu nehmen, gewöhnlich aber nicht so viel. Wenn daher eine Karavaue von dreihundert Stück Kameelen an eine der dürftigen Quellen der Wüste kommt, wo nur eins nach dem andern saufen kann, so währt es wohl drei Tage, bis alle ihren Durst gelöscht haben. Ehe noch die Wüste endigt, öfters schon zwei Tage vorher, erheben die Thiere die Köpfe, wittern die'in weiter Ferne gelegenen Weiden und Quellen und ver- doppeln ihre Schritte, sie zu erreichen. Das Kameel wird mit den Schwielen auf Knie und Brust, welche scheinbar von seiner Lebensweise stammen, schon geboren. Es schläft knieend und ruht c^lf den Brustschwielen; dabei soll es die Augen offen halten und sehr wachsam sein. Auch zum Kriege wird das Kameel gebraucht; die Perser führen Kanonen auf demselben und feuern sie auf dem Rücken der Thiere ab. Das Kameel wird 50 Jahre alt. Jung geschlachtet- hat es schmackhaftes Fleisch, das die Araber in Töpfen mit Fett übergießen, um es zu bewahren. Die Milch ist sehr fett, aber bläulich, ohne Wasser nicht gut zu genießen, giebt jedoch Butter und Käse; die Haare liefern Decken und Kleider, und selbst der Kameelmist muß in diesen holz- armen Gegenden dem Herrn der Erde noch als Brennmaterial dienen. 103. Der Retter vom Tode. Wenige Menschen mögen daran denken, daß auf den rauhen, felsenreichen Hochlanden zwischen Sibirien und China ein zierliches Thier lebt von Gestalt eines Rehes, aber mit abwärts gerichteten Hauzähnen in der oberen Kinnlade, das, gleich der Gemse von Fels zu Fels springend, keinen Abgrund scheut und doch von verwegenen Jägern bis auf die schroffsten Zinken verfolgt und gleich der Gemse erbarmungslos vernichtet wird, weil es einen Stoff bei sich trägt, durch den es hier in Europa, im engen und schwülen Krankenzimmer, den fast schon sterbenden Vater einer Familie vom Tode errettet. Das ist das Moschusthier. In einem von vielen Hüllen umgebenen Beutel, unter dem Bauche, trägt es die- sen Saft, eine anfangs schmierige, nachmals krümelige braune Masse, welche in der Nähe einen stark durchdringenden, aber noch im vcrdünntesten Zustande unver- tilgbaren Geruch hat, der einigen zwar zuwider, anderen aber höchst angenehm ist. In Krankheiten angewandt, ist dieser Moschus ein äußerst belebendes, kräf- tiges und krampfstillendes Mittel, das letzte, zu welchem der Arzt seine Zuflucht nimmt, um die fast erlöschenden Lebenskräfte neu anzufachen. 104. Naturkunde als Mitgift für das Leben. Je älter der Mensch wird, desto wundervoller zeigt sich ihm die ganze Natur. Je kleinlicher ihm die menschlichen Sorgen erscheinen, desto inniger fühlt er sich gedrungen, anzubeten vor dem Allmächtigen, welcher die Dinge dieser Welt geschaf- fn und beseelt hat. Je mehr der Mensch erfahren hat von dem, was auf Erden
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