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1. Bilder aus der deutsch-preussischen Geschichte für ein- bis dreiklassige Volksschulen - S. 35

1892 - Osterburg : Danehl
Bilder aus der älteren deutschen Geschichte. 35 Reise zum Papst. Jetzt wußte sich der arme Kaiser weder zu raten, noch zu helfen. Was sollte er thun? Endlich faßte er den Entschluß, nach Italien zu ziehen und die Gnade des Papstes zu erflehen, dann würde vielleicht alles wieder gut werden. Es fehlte jedoch an Geld zu der weiten Reise. Die alten Freunde, welche oft an feiner Tafel geschwelgt hatten, gaben ihm nichts, und so mußte er ärmlicher abreisen als ein gewöhnlicher Edelmann. Einige Tage vor Weihnachten, mitten im strengsten Winter, trat der Kaiser die Reise an. Frau Bertha, seine edle Gemahlin, mochte ihn nicht verlassen, obwohl Heinrich ihrer Liebe nicht wert war, denn er hatte seine Gemahlin oft recht schnöde behandelt und sich sogar mit dem Gedanken getragen, sie ganz und gar zu verstoßen. Jetzt aber sollte er erst recht erfahren, welch' Kleinod ihm in dieser Frau geschenkt worden war, denn sie schenete sich nicht vor den Gefahren und Mühseligkeiten der langen Reise, sondern wollte mit dem geliebten Gemahl jedes Ungemach getreulich teilen. Auch ihr einziges Söhnlein nahmen sie mit, und so zog die Kaiserfamilie, nur von einem kleinen Gefolge begleitet, nach Italien. Ihr Weg führte sie über die hohen mit Schnee und Eis bedeckten Alpen. Die Reise war schon äußerst beschwerlich, noch ehe man ins Gebirge gelangte; jedoch äußerst gefährlich gestaltete sich die Reise über die hohen Alpenberge. Unter unsäglichen Mühen klomm man hinauf; doch hatte man den Gipfel erreicht, so ging die Not eigentlich erst an, denn es schien fast unmöglich, hinunter zu kommen, da der Abhang äußerst glatt war. Man mußte jedoch hinunter, und kostete es, was es wolle. So wurde denn nun der gefährliche Abstieg angetreten. Die Männer krochen auf Händen und Füßen und mußten alles aufbieten, um nicht in tiefe Abgründe zu stürzen, die sich ihnen rechts und links öffneten. Die unglückliche Kaiserin litt unsäglich. Um die arme Frau mit ihrem Kind vor der Gefahr des Hinabgleitens zu schützen, nähete man dieselben in Ochsenhäute und schleifte sie die glatten Abhänge hinunter. Sehr beschwerlich gestaltete sich auch das Fortschaffen der Pferde. Es blieb weiter nichts übrig, als daß man den armen Tieren die Füße zusammenband und sie nun an Seilen hinabgleiten ließ, was den meisten Tieren das Leben kostete. Endlich hatte man die italienische Ebene erreicht, wo die arme Kaiserfamilie im Hanfe der Mutter Bertha's, der Markgräfin Adelheid v. Susa, gastliche Aufnahme fand. Bald aber begann die zweite Angst für den unglücklichen Kaiser. Auf dem Schlohhofe zu Kanossa. Heinrich vernahm, daß sich Gregor in dem sesten Schlosse Kanossa aufhielte. Hierhin wollte er feinen Weg lenken, um Vergebung seiner Sünden zu suchen. Gregor erschrak anfangs, als er hörte, daß der deutsche Kaiser Heinrich Eine; doch als er ver-

2. Bilder aus der deutsch-preussischen Geschichte für ein- bis dreiklassige Volksschulen - S. 55

1892 - Osterburg : Danehl
Bilder aus der älteren deutschen Geschichte 55 5. Handel. Wie schon erwähnt, übten die Kreuzzüge auf den Handel einen ungemein belebenden Einfluß aus, und somit entstand auf den großen Handelsstraßen, die durch Deutschland führten, ein reger Verkehr. Da aber in den trüben Zeiten des Faustrechtes die Raubritter an den Landstraßen lauerten, so mußte der Kaufmann, der eine Reise unternehmen wollte, sich mit Waffen wohl versehen. — Er begab sich dann gewöhnlich zu Pferde nach einem großen Meßort, etwa nach Frankfurt, Lübeck u. a. und kaufte dort ein. Die erhandelten Waren wurden zu Schiff gebracht, und nun giugs der Heimat zu. Unterwegs aber waren noch mancherlei Hindernisse zu überwinden, das Schiff mußte genau so geleitet werden, daß es nirgends das Ufer berührte, sonst war die ganze Ladung dem Besitzer des Landes verfallen. Oft kam es vor, daß der Fluß noch durch ein Seil abgesperrt war, dann mußte erst ein Zoll gezahlt werden, ehe das Schiff die Weiterreise antreten konnte. An einigen Orten, den Stapelorten, wurden die Waren ausgeladen und zum Berkauf ausgestellt. Was übrig blieb, nahm der Kaufmann wieder an sich und ließ es durch Frachtwagen weiterschaffen. Diese fuhren die Heerstraßen entlang, mußten aber auch an verschiedenen Stellen Zoll, Brückengeld u. s. w. entrichten. Oft fuhren die Handelsleute, um den Zoll zu sparen, andere Straßen als die Heerstraße, doch wurde diese Übertretung des Gesetzes mit hohen Strafen geahndet. Häufig mußte man auch durch solche Gegenden reisen, wo die Straßenräuber ihr schändliches Gewerbe trieben. Um vor den Bösewichten geschützt zu sein, bat der Kaufmann den Landesherrn, ihm gegen Entrichtung einer Geldsumme sicheres Geleit durch die gefahrvollen Gegenden mitzugeben, und so ging es dann vorwärts. Endlich, oft nach langer, beschwerlicher Fahrt, kam der Kaufmann mit dem Rest seiner Waren in seiner Heimat an. — Neben dem Handel entwickelte sich auch zur Zeit des Mittelalters in erfreulicher Weise die Industrie. Es entstanden Tuch- und Leinwandfabriken, die ihre Erzeugnisse nach den entferntesten Ländern versandten. 6. Die Hansa. Um in den traurigen Zeiten des Faustrechtes die Kaufleute gegen die Überfälle der Straßenräuber zu schützen, schlossen die großen Städte Deutschlands, zunächst allerdings nur Hamburg und Lübeck, einen Bund, die deutsche Hansa genannt. Sie stellten auf gemeinschaftliche Kosten ein großes Heer und rüsteten Kriegsschiffe aus, welche die Handelsschiffe auf den Flüssen schützten, damit diese nicht in die Gewalt der Straßenräuber gerieten. Den Raubrittern erging es nun sehr übel. Das große Heer der Hansa zog vor die Burgen der Räuber, zerstörte dieselben und knüpfte die Frevler an dem Galgen auf. Bald

3. Bilder aus der deutsch-preussischen Geschichte für ein- bis dreiklassige Volksschulen - S. 56

1892 - Osterburg : Danehl
56 Bilder aus der älteren deutschen Geschichte. wurde die Hansa so mächtig, daß sie sogar mit Fürsten und Königen den Kamps aufnahm; der Bund erweiterte sich mehr und mehr, denn die größeren Städte Deutschlands, wie Braunschweig, Greifswald, Danzig, Köln, Magdeburg u. ct., traten auch dem Bunde bei. Nun konnte ein noch größeres Heer ausgerüstet werden, und auch die Kriegsflotte der Hansa gewann bedeutend an Macht und Stärke. — Der Bund hielt auf strenge Ordnung. Hatte eine dem Bunde angehörige Stadt die ihr obliegende Pflicht nicht erfüllt, oder sich eines Vergehens schuldig gemacht, so wurde sie „gehanset", d. H. aus dem Bunde gestoßen und für eine Feindin erklärt. Das war zu der Zeit eine gar furchtbare Strafe, denn einer solchen Stadt wurden dann bald auch die Schiffe geraubt, und ihr Handel ging zu Grunde. — Mehrere hundert Jahre lang bestand der Hansabund. Als in späterer Zeit die Fürsten selbst wieder mehr für Ordnung im Lande sorgten, löste sich nach und nach der Bund auf. Die drei Städte, welche am längsten dem Bunde angehörten, waren Hamburg, Lübeck und Bremen; sie führen bis auf den heutigen Tag den Namen „Hansastädte". 7. Die Städte. Äußeres einer Stadt im Mittelalter. Zur Zeit des Mittelalters sah eine Stadt ganz anders aus als heute. Da die Einwohner immer des Angriffes der Feinde gewärtig sein mußten, so schützten sie die Städte durch Mauern, Gräben und Wälle. Die Mauer selbst war mit großen Aussichtstürmen gekrönt. Stadt und Feldmark umgab ein großer Wall, der auch von zahlreichen Warten besetzt war. Aus ihnen schaueteu die Wächter nach den Landstraßen und meldeten den Bewohnern der Städte das Herannahen der Gefahr. In die Stadt selbst gelangte man durch große Thore, deren breite Thorflügel des Nachts geschlossen waren, bei Tage aber weit offen standen. Heutzutage sind in den meisten Städten diese Thore verschwunden; jedoch ist die Bezeichnung „Thor" geblieben. Die Straßen waren enge und krumm. Es gab weder Straßenpflaster, noch Bürgersteig. Bei nassem Wetter waren demnach die Straßen so schmutzig, daß sie von den Bürgern nur auf Holzschuhen passiert werden konnten. Oft konnte der Wanderer wegen des Viehes nicht weiter, das die Straßen belebte. Der Kuhhirte trieb seine Herde aus dem Dorfe, Schafe und Schweine durchzogen die Stadt, der Weide zu. Besonders zahlreich war das Volk der Tauben auf den Straßen der Stadt vertreten, denn die Taubenzucht gewährte den Bürgern im Mittelalter großes Vergnügen. — Häuser. Die Häuser waren zumeist aus Fachwerk gebaut und mit Stroh bedeckt. Die Giebel waren der Straße zugekehrt. Das obere Stockwerk ragte über das untere hinweg, und so kam es, daß nur wenig Licht auf die Straße

4. Bilder aus der deutsch-preussischen Geschichte für ein- bis dreiklassige Volksschulen - S. 104

1892 - Osterburg : Danehl
104 Bilder aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte. noch in der Nacht Prag verlassen, wenn er nicht den Feinden in die Hände fallen wollte. So eilte er mit seiner Gemahlin nach Schlesien, aber die Herzöge von Schlesien wollten dem Feind des Kaisers keine Zufluchtsstätte gewähren, und das Königspaar mußte sich daher nach Berlin wenden, um den Schutz des Kurfürsten von Brandenburg zu erflehen; jedoch auch dieser versagte ihnen seinen Beistand. Endlich eilten sie nach Holland, wo sie Sicherheit vor dem Feinde erlangten. — Nach der Schlacht am weißen Berge brach über die böhmischen Protestanten, ein schreckliches Gericht herein. Alle evangelischen Kirchen und Schulen gelangten in die Hände der Katholiken; die evangelischen Prediger wurden aus dem Lande gejagt und dem Elend preisgegeben. Wer nicht katholisch werden wollte, mußte seine Heimat verlassen, und so wanderten gegen 30 000 Familien aus und bewiesen dadurch, daß ihnen der Glaube über Besitz und Vaterland ging. —■ Der unglückliche Friedrich wurde aller seiner Länder für verlustig erklärt; nur einen Winter hatte seine Herrschaft gedauert, und darum ward er nachher vom Volke spottweise der „Winterkönig" genannt. Seine treuesten Diener und viele vornehme Protestanten ließ Kaiser Ferdinand vor dem Prager Rathause hinrichten. Noch auf dem Schaffot offenbarten sie ihren Glaubensmut; so rief einer der Unglücklichen die Worte ans: „Zerreißet diesen Leib in taufend Stücke, durchwühlet meine Eingeweide, ihr werdet nichts anderes finden, als was wir in der Apologie bekannt gemacht haben. Es geschehe des Herrn Wille!" So war denn die evangelische Lehre in Böhmen fast vollständig vernichtet; das ganze Land war in den Schoß der katholischen Kirche zurückgeführt. 3. Der Kamps in Deutschland. Der Kaiser Ferdinand war aber damit nicht zufrieden, in Böhmen nur die evangelische Lehre unterdrückt zu haben; ganz Deutschland sollte wieder katholisch werden. Darum sandte er ei» großes Heer unter Tillys Führung über die böhmischen Grenzen nach Deutschland, damit es dort den Protestantismus vernichte. Eine grausige Zeit brach nun über das Vaterland herein. Es war sehr zu beklagen, daß die evangelischen Fürsten Deutschlands sich nicht zu gemeinsamem Handeln bereinigten; daher kam es, daß Tilly von Sieg zu Sieg schritt und dem unglücklichen Lande Wunde auf Wunde schlug. Endlich kam der Dänenkönig Christian zur Hilfe herbei, und nun geriet der Kaiser in große Verlegenheit. Bald aber erschien ein Mann auf dem Schlachtfelde, dessen Name lange Jahre hindurch das deutsche Volk in Angst und Schrecken versetzte; dieser Mann war Wallenstein. — Er war von dem ehrgeizigen Streben beseelt, ein großer Mann zu werden und die Welt mit seinem Ruhme zu erfüllen. Das

5. Bilder aus der deutsch-preussischen Geschichte für ein- bis dreiklassige Volksschulen - S. 106

1892 - Osterburg : Danehl
106 Bilder aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte. 4. Restitiltionsedikt. Absetzung Wallensteins. Bald war die Macht der evangelischen Fürsten Deutschlands völlig gebrochen; der Kaiser hatte sich zum Herrn in ganz Deutschland gemacht und damit triumphierte der Katholizismus über den am Rande des Abgrundes stehenden Protestantismus. — Im Jahre 1629 erließ der Kaiser das berüchtigte Restitutionsedikt (Wiedererstattungsbefehl). In demselben wurde bestimmt, daß die Protestanten alle die Güter, welche seit 1552 in ihrem Besitz waren, den Katholiken wieder zurückgegeben werden sollten. Lausende von Protestanten gerieten dadurch in namenloses Elend, denn sie mußten jetzt ihre blühenden Besitzungen verlassen, die den Katholiken zufielen. Außerdem sollte nach diesem Gesetze noch jeder katholische Fürst das Recht haben, die evangelische Lehre mit allen ihm zu Gebote stehenden Mitteln vernichten zu können. Ein Schrei des Entsetzens ging durch das ganze protestantische Deutschland. Die Protestanten zitterten, denn sie sahen wohl ein, daß der katholische Ferdinand nicht eher ruhen würde, als bis die Forderungen des grausamen Ediktes genau erfüllt feien; dazu war niemand unter deu deutschen Fürsten imstande, der dem Kaiser hätte Widerstand entgegen setzen können, denn der Kaiser besaß große Heere und kriegserfahrene Feldherren, die seinem Befehl durch Blut und Brand Nachdruck verliehen. Jedoch „wenn die Not am größten, ist Gottes Hilfe am nächsten". Der Kaiser selber sollte dazn mitwirken, daß den Protestanten geholfen wurde. — Wallenstein hatte seinem Ausspruche gemäß das Heer durch Raub und Plünderung erhalten. Seine Soldaten hatten daher in deutschen Landen gräßlich gewütet und weder Frennd noch Feind verschont. Ans diese Weise war auch Wallenstein in den Besitz großer Schätze gelangt, wodurch es ihm möglich wurde, wie etu König leben zu können, indes die armen Leute im Lande dem schrecklichen Hungertode entgegengingen. Über dieses Gebühren der Wallensteinschen Heere wurden von den evangelischen und katholischen Fürsten Deutschlands auf dem Reichstage zu Regensburg die bittersten Klagen geführt. Man bat den Kaiser, diesem gräßlichen Treiben ein Ende zu machen; sonst würde Deutschland in den Abgrund des Elends geraten, aus dem es sich itmt nnb nimmer wieder erheben könnte. Vornehmlich suchte man Ferdinand zu bewegen, den Wallenstein des Oberbefehls zu entbinden und sein Heer bedeutend zu vermindern. Nach langem Zögeru schenkte er diesen Bitten Gehör. Er entsetzte den Gewaltigen seines hohen Amtes und entließ einen großen Teil seiner Söldner. Wallenstein nahm ruhig und gelassen den Absetzungsbefehl entgegen und zog sich auf feine Güter in Böhmen zurück. Der Kaiser sah aber bald ein, daß er durch die Entfernung dieses Mannes sich selbst den größten

6. Bilder aus der deutsch-preussischen Geschichte für ein- bis dreiklassige Volksschulen - S. 108

1892 - Osterburg : Danehl
108 Bilder aus der braiidenburgisch-preußischen Geschichte. den kriegsgeübten Schaaren des Schwedenkönigs weichen und verließen daher Pommern nach Verübung vieler Greuel. Mit großer Angst sahen die pommerschen Bauern den Schweden entgegen, aber bald merkten sie den Abstand, der in dem Auftreten der tapferen menschlich gesinnten scharen des L-chwedeukouigs und dem der entmenschten Horden eines Wallenstein und Tilly sich zeigte. Unter diesen waren die schrecklichsten Sünden im Schwange gewesen, dagegen waren die schwedischen Krieger gvttesfürchtig und mild. Jeden Morgen versammelte der König sein Heer zu einem Feldgottesdienst; auch trug jeder schwedische Soldat ein neues Testament bei sich, das sein Schirm und Schild in grausiger Schlacht wurde. Solchen tapferen, frommen Kriegern vermochten die rohen Horden der kaiserlichen Feldherren nicht zu widerstehen. — Man hätte erwarten sollen, die Fürsten Deutschlands würden den freundlichen Retter mit offenen Armen empfangen haben, aber dem war nicht so. Sie wollten mit ihm kein Bündnis eingehen, denn sie fürchteten des Kaisers Zorn; andere meinten wieder, der Schwedenkönig könnte durch ihre Hilfe so mächtig werden, daß er sich für immer zum Herrn Deutschlands machen würde, und so versagten ihm die meisten den von ihm ersehnten Beistand. Daher kam es, daß er nur äußerst langsam vorrücken konnte. Endlich hatte er aber doch die Kaiserlichen aus Pommern völlig vertrieben. Nun kamen ihm auch viele Fürsten und Städte mit größerem Vertrauen entgegen, und manche öffneten ihm ihre Thore. Es war tief zu beklagen, daß die Kurfürsten von Sachsen und Brandenburg so lauge zögerten, ehe sie dem Gustav Adolf den Durchzug durch ihre Länder gestatteten. Daher kam es, daß der tapfere Schwedenkönig die Stadt Magdeburg, welche von Tilly belagert wurde, nicht mehr zu retten vermochte. 6. Zerstörung Magdeburgs. Die Stadt Magdeburg war mit der Reichsacht belegt wordeu, weil sie den Sohn des Kaisers nicht als Erzbischof haben wollte, und General Tilly hatte den Befehl erhalten, die Stadt wegen ihres „Ungehorsams" zu strafen. An der Spitze eines gewaltigen Heeres zog dieser Feldherr heran und belagerte die Stadt. Die Bürger der Stadt scharten sich um den Obersten von Falkenberg, der die Stadt bis aufs äußerste verteidigen wollte. Es war aber nur ein kleines Heer, welches den Verteidigungskampf wagte; dazu fehlte es au Munition, und so kam es, daß Tilly immer weiter vorrückte und zuletzt bis au den äußersten Festungswall gelangte. Mit großer Tapferkeit hatte die Besatzung der Stadt gekämpft, und ganz besonders war der Oberst v. Falkenberg ein Mann großer Thatkraft. Unablässig forderte er hie Kämpfer zum standhaften Ausharren auf und ordnete in

7. Bilder aus der deutsch-preussischen Geschichte für ein- bis dreiklassige Volksschulen - S. 74

1892 - Osterburg : Danehl
74 Bilder aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte. es ein ganzes Jahr lang Burggrafen regieren würde, dieselben in der Mark nicht aufkommen sollten. Die Ränber meinten, sie würden von ihrem Rechte etwas verlieren, wenn sie dem neuen Herrn Gehorsam gelobten. Wie diese Bösewichte aber nach ihren „Rechten" lebten, mag noch eine kurze Geschichte beweisen, die im Jahre 1411 in der Mark sich ereignete. Von den Raubrittern Iwan v. Wulsfeu und Hennig Kracht wurden im September des genannten Jahres die Dörfer Retzow und Möthlow überfallen und „ausgepocht". Nachdem 300 Schweine, 1034 Schafe, über 200 Ochsen Hinweggetrieben worden waren, forderte man die Bauern auf, noch große Geldsummen zu zahlen; sonst werde das ganze Dorf in Flammen aufgehen. Die Bauern brachten die geforderten Summen auf, und so schleppten die Räuber aus den beiden Dörfern 65 Schock böhmische Groschen und 20 Paar Hosen hinweg. Raub und Brandschatzung waren also die „althergebrachten Rechte", die der trotzige Adel nicht fahren lassen wollte, aber der neue Statthalter war nicht der Mann, der vor diesen trotzigen Männern zurückwich. 4. Friedrichs Kampf mit dem märkischen Adel. Zunächst versuchte Friedrich durch Milde und Güte die Trotzigen zu gewinnen. Er forderte sie wiederholt freundlich auf, seinem Rufe zu folgen, aber vergebens. Diese Milde und Nachsicht, die er übte, rühmt noch ein alter Vers ans jener Zeit, in dem es it. a. heißt: „Nach Friede stund all' sein Begehr!" Es schien auch, als ob die Raubritter durch Milde und Nachsicht für Friedrich zu gewinnen seien. Sie schwuren nämlich dem neuen Statthalter den Eid der Treue und versprachen, ein ritterliches Leben zu führen. Friedrich war froh. Nun ward Ruhe und Friede im Lande, aber es war nur von kurzer Dauer. Das stille Leben behagte den Rittern nicht. Als sie Friedrich von der Mark fern wußten, fielen sie von neuem in die Dörfer und Städte ein, die sie in rauchende Schutthaufen verwandelten. Nun war Friedrichs Geduld zu Ende. Da aber fein Heer zu schwach war, um den Kampf erfolgreich führen zu können, so wandte er sich an seine Gemahlin, die jetzt noch in Nürnberg weilte, mit der Bitte, ihm Mannen und Waffen zu senden. Von dem. Landgrafen von Thüringen lieh er sich eine große Kanone, die, weil sie äußerst schwer im märkischen Sande fortgeschafft werden konnte, von den Bauern „die faule Grete" genannt wurde. So ausgerüstet, begann er den Kampf gegen den Raubadel des Landes. Friedrich zog mit seinem Heere vor die Raubburgen, wo die Straßenräuber sich sicher wähnten und daher mit Spott und Hohn auf ihn herabsahen. Bald jedoch sollte es anders kommen. Gewaltige Steinkugeln sausten gegen die starken Mauern und zerbrachen einen Teil nach dem andern. Nun

8. Bilder aus der deutsch-preussischen Geschichte für ein- bis dreiklassige Volksschulen - S. 120

1892 - Osterburg : Danehl
Bilder aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte. glücklichen Volke zu helfen, schenkte er ihnen Saatkorn, Pferde und Baumaterial, so daß sie wieder mit dem Aufbau der Häuser und der Bestellung der Äcker beginnen konnten. Um den Ackerbau zu fördern, rief er Bauernfamilien aus andern Ländern nach Brandenburg; diese wandelten die wüsten, öden Gegenden in fruchtbare Ackergefilde um und pflanzten durch ihre wackere Arbeit wieder rechte Lust zum Ackerbau in die Herzen der Brandenburger. Weiterhin ließ es der Fürst sich angelegen sein, in der Bewirtschaftung seiner Güter den Bauern ein Muster der Ordnung und Sparsamkeit zu geben. Hier wurde ihnen auch gezeigt, wie es angefangen werden müsse, um den Ackerbau lohnend und ergiebig zu gestalten. Ein solches Grundstück wurde dann späterhin in einzelne kleine Parzellen geteilt und an verarmte Unterthanen für mäßige Pacht abgegeben. Somit war es auch den Ärmsten möglich, wieder ein Eigentum zu erwerben. — Um die leeren Gärten mit Bäumen zu schmücken, verordnete er, daß jeder junge Mann, ehe er heiraten dürfe, sechs Obstbäume gepfropft und sechs Eichbäume gepflanzt haben müsse. — Die Wohlfahrt des Landes suchte er fernerhin durch eine zweckentsprechende Ausgestaltung des Handels zu befördern. Er sorgte für Verbesserung der Wege, Brücken und Dämme und schuf Postverbindungen, durch welche der Verkehr zwischen den größeren Orten des Landes vermittelt wurde. — Durch Anlage von Kanälen suchte er die Wasserwege abzukürzen, um auf diese Weise eine größere Billigkeit der betreffenden Handelsartikel zu erzielen. So ließ er den Mühlroser Kanal bauen, der Oder und Spree verbindet und dadurch eine bequemere Verbindung zwischen Frankfurt a/O. und Magdeburg herstellt. In seinen landesväterlichen Bestrebungen wurde er von seiner Gemahlin Louise Henriette auf das trefflichste unterstützt. Im Verein mit ihr ließ er sich auch die Hebung der Bildung seines Volkes angelegen sein; daher richtete er schon aus die Gründung von Volksschulen in Berlin und der Umgegend sein Augenmerk. Vornehmlich aber war er auf die Gründung höherer Schulen bedacht. Durch sein Mitwirken entstand die Universität Duisburg a. Rhein; fernerhin bereitete er die Gründung der Universität Halle vor. — Die Gewerbthätigkeit tut Lande machte die erfreulichsten Fortschritte. Manch' neuer Industriezweig wurde durch die fremden Einwanderer eingeführt, auch trugen dieselben wesentlich zur Belebung der schon vorhandenen bei. So betrieb man den Tabaksbau mit großem Eifer; es entstanden um diese Zeit die ersten Tabaksspinnereien; außerdem wurden Stahl- und Gewehr-, Seiden- und Zuckerfabriken ins Leben gerufen. Überall im Lande herrschte reges Leben und fröhliche Thätigkeit, und dadurch ward am trefflichsten gezeigt, welch' herrliche

9. Bilder aus der deutsch-preussischen Geschichte für ein- bis dreiklassige Volksschulen - S. 86

1892 - Osterburg : Danehl
86 Bilder aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte. und Predigten, die sich einzig und allein auf die heilige Schrift gründeten, erregte er ein solches Aufsehen, daß die Jünglinge von nah und fern herbeiströmten, um den außerordentlichen Mann zu hören. So gewaltig hatte uoch niemand von der Gnade Gottes gepredigt, die dem zu teil wird, welcher von ganzem Herzen an den Heiland glaubt. Bisher war man der Meinung gewesen, daß man auch durch „gute Werke" die Seligkeit verdienen könnte. 5. In Rom. Im Jahre 1510 unternahm Luther eine Reise nach Rom. So lange hatte er gemeint, hier den rechten Glauben und den reinsten Wandel zu finden, aber jetzt sollte er erkennen lernen, wie traurig es damit bestellt war. Als er die Stadt von fern erblickte, rief er in freudiger Begeisterung aus: „Heiliges Rom, ich grüße dich!" Wie erstaunte er aber über die unglaubliche Unwissenheit der Priester und Mönche! Selten fand er jemand, der schon einmal eine Bibel gesehen hatte. Und wie war es um das „Leben" bestellt! Und welch' ein frevelhaftes Treiben herrschte in den Gotteshäusern! Man wußte nichts mehr von einer Anbetung Gottes im Geiste und in der Wahrheit. Es wurden vom Priester nur lateinische Gebete gesprochen, die das Volk nicht verstand. Dasselbe plapperte sie gedankenlos nach und glaubte, die Heiligen würden schon sür sie sorgen. Viele kamen in die Kirche, um sich zu belustigen, und die Priester gaben sich auch Mühe, durch allerlei tolle Späße, die sie hier ausführten, das Volk zu unterhalten. So erschien im Gotteshause am ersten Mittwoch in der Fastenzeit ein schlechter Kerl in einem zerrissenen Gewände und barfuß. Jung und alt fiel nun über ihn her, foppte und knuffte ihn, stieß ihn mit den Füßen und warf ihn dann zur Thür hinaus. Das nannte man „den alten Adam anstreiben". Am Abend desselben Tages fand noch eine andere Belustigung im Gotteshaufe statt. Nach dem Gottesdienste wurden alle Lichter ausgelöscht, und uuit entstand eine entsetzliche Katzenmusik, denn die Menge schrie, pfiff, tobte und lärmte. Das war die „Rumpelmette". — Mit tiefem Leid im Herzen hatte Luther das sittenlose Leben der Christen in Rom geschauet; nun wußte er, daß es auch hier nicht besser war als anderswo, und darum war die Reise nach Rom für den Luther äußerst belehrend und bedeutungsvoll. „Nicht lausend Goldgulden wollte ich nehmen," so äußert Luther später einmal über den Wert dieser Reise für ihn, „daß ich Rom nicht sollte gesehen haben! Ich müßte sonst immer besorgen, ich thäte dem Papste Gewalt und Unrecht!" 6. Der Ablatzkram in Deutschland. Papst Leo X. hatte die Absicht, die Peterskirche zu Rom zu erweitern und zu verschönern. Da er hierzu Geld gebrauchte, rief er den Handel mit Ablaßzetteln ins Leben.

10. Bilder aus der deutsch-preussischen Geschichte für ein- bis dreiklassige Volksschulen - S. 143

1892 - Osterburg : Danehl
Bilder aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte. 143 wollte, daß keine Handbreit Boden im Lande unbenutzt bleiben sollte. Große Verdienste erwarb sich Friedrich um die Entwässerung des Oderbruchs, eines sumpfigen Landstrichs zwischen Frankfurt o/D. und Oderberg. Das war bisher eine öde, menschenleere Gegend gewesen; furchtbare Überschwemmungen hatten dieselbe fast in eine Wüstenei verwandelt; jedoch Friedrich ließ große Deiche und Gräben ziehen und entwässerte das sumpfige Land. In einigen Jahren war das Riesenwerk vollbracht und auf diese Weise eine Fläche von 225 000 Morgen ackerbaufähiges Land gewonnen. Nun zog Friedrich Ansiedler aus allen Teilen Deutschlands herbei, welche durch ihren Fleiß und ihre Tüchtigkeit dieses neu geschaffene Ackerland in ein wahres Paradies umschufen. Als Friedrich später diesen gesegneten Landstrich sah, rief er freudig aus: „Hier habe ich eine Provinz im Frieden erobert!" Auch andere lvüste Strecken erfuhren durch des Königs Anleitung eine völlige Umwandlung, wodurch sie für den Ackerbau geeignet wurden; so sind der Finerbrnch bei Ziesar und der Drömliug in der Altmark für den Anbau umgeschaffeu worden. — Wie segensreich die Fürsorge des Königs für den Ackerbau gewesen ist, geht aus dem Umstande hervor, daß während der Regierung Friedrichs 400 000 Morgen Landes urbar gemacht und 500 neue Dörfer gegründet worden sind. — Handel und Verkehr. Friedrich der Große war auch darauf bedacht, Handel und Verkehr in seinem Lande zu fördern. Zu diesem Zwecke suchte er die Verbindungen zwischen den an Flüssen gelegenen großen Städten durch Anlage von Kanälen bequemer zu gestalten, was' für die Preise der Waren von großer Bedeutung war. So ließ er den Plauenschen Kanal bauen, der die Havel mit der Elbe verbindet, auf welche Weise der Wasserweg zwischen Brandenburg und Magdeburg um 20 Meilen verkürzt wurde; ebenso schuf der Finowkanal zwischen Oder und Spree einen bequemen Wasserweg, welcher Berlin mit Stettin verband und 48 Meilen kürzer war als der frühere; auch Weichsel und Oder wurden durch einen Kanal, den Bromberger Kanal, verbunden, durch welchen sich der Handel Preußens und Pommerns bedeutend hob. — Mit der Hebung des Handels stand die Förderung des Gewerbes und der Industrie in engster Beziehung. Während der Regierung Friedrichs wurden viele Fabriken angelegt, deren Erzeugnisse zunächst dem eigenen Lande zu gute kommen sollten. Um eine Einfuhr fremder Waren nach seinem Lande möglichst zu verhüten, wurden dieselben mit hohen Eingangszöllen belegt. — Im Lande blühte die Baumwoll-, Leinwand- und Wollindustrie; die erste Porzellanfabrik wurde in Berlin errichtet, und bald konnte das ganze Land die schönen Erzeugnisse der-
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