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1. Mittlere und neue Geschichte bis 1648 - S. 24

1883 - Hannover : Helwing
24 Mittlere Geschichte. auf meinen Landgütern fall gut gehalten werden. Wenn einer etwas veruntreut, soll er es erstatten und die ihm gebührenden Schläge erhalten. Aus jedem Gute soll ein Mann sein, dem die ausschließliche Wartung und Pflege der Bienen obliegt. Mit den Gegenständen, bei denen die Arbeit der Hände nötig ist, muß durchaus reinlich verfahren werden. Dahin gehören: Speck, Rauchfleisch, Maulbeerwein, ein- gekochte Beeren, Sens, Käse, Butter, Bier, Met, Honig. — Jeder Gärtner soll Haus- lauch auf seinem Dache haben." (Lernxervivuui tsetoruin, Donnerkraut, sollte gegen Blitz schützen.) „Bon Äpfeln sollen verschiedene da sein, süße und saure, sowohl solche, welche sich den Winter halten, als solche, welche bald gegessen werden müssen." Seine Gutsverwalter mußten zu Weihnachten ein genaues Verzeichnis über die auf dem Gute vorhandenen Gegenstände einreichen, am Palmsonntage Rechnung legen und die ersparten Gelder abliefern. Er selbst prüfte die Rechnungen, in die auch die kleinsten verkauften Gegenstände, jedes verkaufte Ei, eingetragen sein mußten; er ließ sich alle Bauanschläge vorlegen und ordnete alle bedeutenderen Verbesserungen selbst an. i. Karls Persönlichkeit. Über Karls Persönlichkeit haben wir durch Einhard die genauesten Nachrichten erhalten. Er war von großem, starkem Körperbau; seine Länge betrug 7 seiner Füße. Er hatte große, feurige Augen, ein freundliches Gesicht; den Zornesblick seiner Augen aber vermochte niemand zu ertragen. Er schritt fest einher, seine ganze Gestalt zeichnete sich durch ungemeine Würde aus. Seine Stimme war hell und seiner Körpergröße wenig entsprechend. Er er- freute sich einer guten Gesundheit, so daß er nur vier Jahre vor seinem Tode häufig an' Fiebern litt und zuletzt auch mit einem Fuße hinkte. Seine Kraft war so gewaltig, daß er einst einen Saracenen (d. i. Mor- genländer, insbesondere Muh'amedaner) mit einem Hiebe spaltete und Huf- eisen zerbrechen konnte. Er ritt und jagte gern und oft; im Schwimmen übertraf ihn keiner. Seine Kleidung war die fränkische. Auf dem Leibe trug Karl ein leinenes Hemde, das seine Töchter selbst gesponnen und gewebt hatten, ein leinenes Wams und leinene Beinkleider, darüber einen Rock mit seidener Einfassung. Die Beine gürtete er mit Binden; an den Füßen trug er Strümpfe und Schuhe. Brust und Schultern schützte er im Winter durch einen Rock von Fischotter- und Marderfellen, und darüber trug er einen venetianischen Mantel. — Stets hatte der Kaiser sein Schwert an der Seite, das einen goldenen oder silbernen^Knopf und eben solches Wehrgehänge hatte; bei feierlichen Veranlassungen, oder wenn fremde Gesandte am Hofe waren, bediente er sich eines mit Edelsteinen besetzten Schwertes. Dann trug er auch ein golddurchwirktcs Kleid und mit Edel- steinen besetzte Schuhe und Krone. Für gewöhnlich unterschied sich seine Kleidung von der eines seiner Unterthanen nicht. Ausländische Kleidung haßte er; nur zweimal legte er auf Bitten der Päpste die lange römische Tracht an. Als seine Franken in Italien an einem kalten Regentage wie Papageien geschmückt zur Jagd kamen — es war kurz zuvor ein Händler mit kostbaren Gewändern aus Venedig eingetroffen — führte er sie im einfachen Schafpelz während eines tollen Unwetters durch Dornen und Walddickicht, wobei den Höflingen die dünnen Kleider wie Lappen zerrissen und im Wasser kläglich zusammenschrumpften, und dann befahl er, daß jeder am nächsten Tage in demselben Rock wieder vor ihm erscheine; da nun alle aussahen wie Vogel- scheuchen, ließ er seinen Schafpelz hereinbringen, zeigte ihnen, wie weiß und ganz die Hülle sei, welche er an jenem Tage getragen hatte, und hielt ihnen eine Strafrede. In Speise und Trank war Karl mäßig. Meistens gab es an seiner Tafel nur vier Gerichte; an Festtagen sah er gern viele Menschen um sich, dann wurde reichlicher ausgetragen. Am liebsten aß er Braten, den die Jäger am Spieße braten und auftragen mußten. Während der

2. Mittlere und neue Geschichte bis 1648 - S. 29

1883 - Hannover : Helwing
Heinrich I. 29 Gräber." Nun war aber die Bevölkerung in den Marken von jeher zum Kampfe verpflichtet; von dieser mußte jetzt der neunte Mann in die Stadt ziehen. Für die übrigen acht wurde auch Wohnung und Vorrat in der Stadt bereit gehalten, damit alle zur Kriegszeit hier Zuflucht finden konnten. Dafür mußte das Drittel alles Ertrages der Felder in die Städte geliefert werden. Doch nicht nur Festungen, auch eine wohl- geübte Kriegsmacht mußte Heinrich haben. Bei den Sachsen be- stand zwar das Aufgebot aller freien Männer, der Heerbann; aber ste kämpften nur zu Fuß. Da man den ungarischen Reitern so nicht begegnen durfte, gewöhnte der König die Seinen an den Kampf zu Roß, und um denselben zu üben, soll er zuerst Turniere, d. i. Kampfspiele, eingerichtet haben. Das Fußvolk lehrte er, den Pfeilregen mit den Schilden aufzufangen; die Reiterei konnte den Feind verfolgen. o. Kampf gegen die Wenden. Darauf übte Heinrich sein Volk im Kampfe gegen die Slaven oder Wenden östlich von der Saale und Elbe. Sie waren noch Heiden, der Krieg gegen sie galt als heilig, als ein Kreuzzug. Unter dem Banner des Erzengels Michael zogen die Sachsen zunächst gegen die Haveller und drangen bis zu ihrer Haupt- stadt Brennabor (dem heutigen Brandenburg) vor. Die Bewohner derselben fühlten sich sicher, weil die Stadt rings von der Havel um- flossen war. Da wartete Heinrich bis zum Winter und besiegte die Feinde durch „Eis, Eisen und Hunger". Dann zog er gegen die Da- leminzier im heutigen Sachsen, links von der Elbe. Ihre Hauptstadt Jana wurde nach 30 Tagen erobert, die Männer wurden erschlagen, die Kinder als Sklaven verkauft. Selbst Böhmen machte er tribut- pflichtig. (928.) Als dies geschehen, brach 929 noch einmal ein großer Aufstand der 929 nördlichen Slaven aus. Aber in der furchtbaren Schlacht bei Lenzen, in der Nordwestspitze der Provinz Brandenburg, siegte Heinrich; 100 000 Wenden sollen hier gefallen sein. cl. Schlacht bei Merseburg. Vier Jahre später erschienen die Gesandten der Ungarn wieder und forderten ihren Tribut. Heinrich ver- weigerte ihnen denselben, und als sich darauf ihre zahllosen Scharen wieder über Deutschland ergossen, vernichtete er dieselben 933 in der Schlacht bei Merseburg. 933 Heinrich sprach zu seinem versammelten Volke: „Bisher habe ich alles, was euren Kindern gehört, hingeben müssen. Jetzt müßte ich die Kirche plündern, denn alles übrige haben sie. Wollt ihr, daß ich hinwegnehme, was zur Ehre Gottes be- stimmt ist, und uns damit von den Feinden Gottes den Frieden erkaufe? Oder wollen wir, wie es Deutschen geziemt, fest vertrauen, daß er uns erlösen werde, der in Wahrheit unser Herr und Erlöser ist?" Da erhob das Volk die Stimme und die Hände zum Himmel und schwur zu streiten. Jetzt gab Heinrich den Gesandten zum Zeichen des höchsten Schimpfes einen räudigen Hund, dem man Schwanz und Ohren abgeschnitten hatte, und ließ sagen, wer einen anderen Zins haben wolle, der möge kommen und ihn holen. Da brach ein fürchterlicher Heereszug plündernd in Sachsen und Thüringen ein. Heinrich traf auf ihn bei Merseburg. Beim Heran- nahen des Königs zündeten die Ungarn Feuer an, um durch Rauch und Flammen die zerstreuten Ihrigen zu sammeln. Vor Heinrich her wallte das Banner des

3. Mittlere und neue Geschichte bis 1648 - S. 100

1883 - Hannover : Helwing
100 Mittlere Geschichte. begrüßte den Sieger; als dieser aber sein Visier öffnete, war cs kein anderer als der Kaiser selbst. Maximilian hat viele Kriege geführt, war aber in denselben nickt glücklich : er wußte den Wert des Geldes nicht zu schätzen, auch unter- stützten ihn die Reichsfürsten zu wenig, so daß er einst mit Recht sagte: „Ich herrsche über Könige; denn meine Fürsten gehorchen nur so viel, wie ihnen beliebt." Nur gegen die Türken hatte Maximilian einigen Erfolg. Diese suchten weiter westwärts zu dringen; Ungarn und die östreichischen Erblande beunruhigten sie bereits. Aus letzteren vertrieb sie Maximilian; dagegen mußte er dulden, daß die seit dem Untergange der Hohenstaufen zu Republiken gewordenen norditalischen Städte von Franzosen und Spaniern besetzt wurden. Auch der Versuch Maximilians, die Schweizer wieder unter dle Botmäßigkeit des Reiches zu bringen, schlug gänzlich fehl. Glücklich war Maximilian darin, die Macht des Hauses Habsburg durch Heiraten zu vergrößern. Seinen Sohn Philipp verheiratete er mit Johanna, der Tochter des Königs Ferdinand von Arragonien und der Königin Isabella von Kastilien. Aus dieser Ehe entsprossen zwei Söhne, Karl und Ferdinand. Karl vereinigte später Arragonien und Kastilien zu dem Königreiche Spanien; er ist derselbe, welcher als deutscher Kaiser den Reichstag zu Worms abhielt. Sein Bruder Ferdinand wurde ebenfalls durch Heirat König von Ungarn und Böhmen. e. Die Landsknechte. Maximilian gilt auch als Schöpfer eines neuen Kriegswesens in Deutschland; durch ihn kamen die Landsknechte auf. obwohl diese Georg (Iürge) von Frundsberg als „Vater der Landsknechte" verehrten. Sie hatten ihren Namen davon, daß sie in kaiserlichen Landen geworben wurden. Während die Söldner sich ihre Verfassung selbst gegeben hatten, wurden die Landsknechte auf Grund einer gedruckten, vom Kaiser gebilligten Kriegsordnung von einem erprobten Anführer unter dem Reichsbanner angeworben. Unter Trommelschlag ward das kaiserliche Werbepatent in Städten und Dörfern bekannt ge- macht, und ehrliche, rüstige Gesellen wurden eingeladen, demselben Folge zu leisten. Die Landsknechte waren im 16. Jahrhundert auch im Aus- lande geachtete Soldaten. Ihre Führer, wie Iürge von Frunds- berg und Sebastian Schärtlin, erwarben sich großen Ruhm; unter Karl V., der sich ihrer in seinen auswärtigen Kriegen bediente, standen die Landsknechte in hohen Ehren. Sie bildeten eine Kriegerzunft, ein Waffenhandwerk und hatten ihre eigenen Sitten, Gesetze und Ehren, ihre eigenen Lieder. Der Landsknecht durfte erst nach gereinigter Wahlstatt sich des Beutemachens befleißigen, wobei aber Mühlenwerke, Backöfen und Pflüge als unantastbar galten. Blieb man längere Zeit an einem Orte, so wurde für die Bedürfnisse des Regiments ein besonderer Markt eröffnet; Weiber und Kinder, Mägde und Händler begleiteten den Kriegszug. — Auf dem Haupte die mit einer Feder geschmückte Sturmhaube, vor der Brust den Krebs (Harnisch), an den Beinen gestiefelt, selten noch geharnischt, in der Hand die Lanze oder die Hellebarde, auch wohl schon statt ihrer die schwere Muskete, so stand der Landsknecht mit gespreizten Beinen fest in seiner Kriegshaltung. Unwiderstehlich war der „Igel", d. i. die Geviertordnung, in welcher die mit Lanzen bewehrten Krieger ihren Massenangriff ausführten. Die Trommelschläge beim Angriff

4. Mittlere und neue Geschichte bis 1648 - S. 137

1883 - Hannover : Helwing
Der dreißigjährige Krieg. 137 Stadt war lutherisch. Friedrich ließ die Bilder und Zieraten aus der Domkirche entfernen und richtete den Gottesdienst nach streng reformier- ter Weise ein. „O wie schad', o wie großer schad'," schrieb ein luthe- rischer Theologe, „um soviel edle Länder, daß sie alle dem Calvinismus in den Rachen sollen gesteckt werden!" Der Kurfürst von Sachsen war eifersüchtig auf Friedrichs neue Würde und besetzte sogar Schlesien und die Lausitz für Ferdinand. e. Schlacht am weißen Berge. Maximilian rückte in Böhmen ein und zwar gerade aus die Hauptstadt Prag los, wohin sich Friedrich zurückgezogen hatte. Auf dem weißen Berge bei Prag ordnete dessen Feldherr und Ratgeber, Christian von Anhalt, das Heer. Tilly eröffnete das Gefecht mit seinen Geschützen; aber der heftige Angriff durch Christian von Anhalt brachte die Kaiserlichen zum Weichen. Da brachte ^Maxi- milian mit gezogenem Degen die fliehenden Regimenter zum Stehen und führte die Seinen zum Siege. Das protestantische Kriegsvolk floh in wilder Unordnung und konnte weder durch Drohungen, noch durch Bitten zur Schlacht'gebracht werden. Christian von Anhalt schrieb: „Und wären Alexander, Cäsar und Karl der Große dabei gewesen, sie hätten dieses Volk nicht zum Stehen gebracht." In einer Stunde war das Unglück Böhmens und seines Königs entschieden: 4000 Böhmen blieben auf dem Platze, zehn Kanonen und hundert Fahnen sielen dem 1620 Feinde in die Hände. Friedrich, der die Nacht auf dem Prager Schlosse zugebracht hatte, stand eben von der Tafel auf und ging auf den Wall, als ihm die Flüchtigen entgegen kamen. Maximilian gab ihm acht Stunden Be- denkzeit, ob er der Krone entsagen wolle. ' Friedrich war noch nicht ohne Hülfe; denn Mansfeld hielt mit 8000 Mann Pilsen und andere Punkte besetzt, 8000 Ungarn standen unter Bethlen Gabor vier Mei- len von Prag, und in Prag selbst waren die Bürger zur Verteidigung bereit. Aber noch in derselben Nacht floh der unmännliche König, Krone und Land opfernd; er ging über Breslau nach Berlin und von hier nach Holland, wo sein Schwiegervater Jakob l. ihn unterhielt. Der Kaiser sandte ihm die Achtserklärung nach; das Volk nannte ihn spöttisch den „Winterkönig", weil er nur einen Winter regiert hatte. Maximilian zog noch an demselben Tage in Prag ein; die Katholiken jubelten, der Papst hielt in Rom einen feierlichen Umzug. Erst nach drei Monaten folgte das Gericht über Böhmen, weil man bis dahin die Truppen der Protestanten gefürchtet hatte. Über Böhmen kam die Ruhe eines Kirch- hofes. Die Union löste sich auf. 24 der vornehmsten Böhmen, unter ihnen ein neunzigjähriger Greis, wurden auf dem Markte zu Prag öffentlich hingerichtet; aber alle zeigten Mut und Stand- haftigkeit. Dann versprach man den Böhmen Verzeihung, wenn sic sich selbst anklagen würden. 728 Adelige erschienen darauf hin; aber man beraubte sie ihrer Güter. Auch mußten die evangelischen Prediger und Lehrer das Land räumen; dafür kamen die Mönche und Jejuiten ins Land, welche alle evangelischen Bücher verbrannten. Die Protestanten wurden vom städtischen Rat ausgeschloffcn; die, welche nicht freiwillig katholsich wurden, bekamen Einquartierung, „damit ihre Drangsale ihnen Einsicht ver- Ichaffen möchten." Vielen aber ging der evangelische Glaube über Heimat und Besiü, an 30 000 Familien verließen Böhmen, darunter 185 alte Adelssamilien. Ähnlich

5. Mittlere und neue Geschichte bis 1648 - S. 139

1883 - Hannover : Helwing
Der dreißigjährige Krieg, 139 für den Kaiser, und dieser gab ihm für seine Treue die Herrschaft Fried land in Böhmen, Bei der Austreibung des böhmischen Adels bereicherte er sich aufs neue. Wallenstein war ein Feldherr wie wenige; er sprach wenig, aber mit Nachdruck; dem Tapfern versagte er nie verdientes Lob; gegen Hohe und Niedrige war er frei- gebig, gegen jedermann strenge. Feigheit ward sogleich mit dem Tode bestraft,^ und bei dem geringsten Ungehorsam war sein Wort: „Laßt die Bestie hangen!" Schon sein Äußeres hatte etwas Düsteres und Unheimliches: er war lang und hager, sein Blick finster und argwöhnisch, die Gesichtsfarbe gelblich, sein schwarzes Haar kurz ge- schnitten. In Scharlach war er gekleidet, auf dem Haupte trug er eine blutrote Feder. Ein Grauen kam alle Krieger an, wenn er durch das Lager schritt. Sic hielten ihn für unverwundbar, für „fest", mit bösen Geistern im Bunde. Wallenstein schlug in Böhmen, Franken und Schwaben seine Werbe- platze auf. Biele folgten seinen Fahnen; denn sein Name war den Kriegs- völkern bekannt und die Zeit reich an unbeschäftigten Leuten. Er ver- langte vom Kaiser unumschränkten Oberbefehl und erhielt den Titel „Kaiserlicher Generalissimus". Auch wollte er später durch eroberte Länder und Provinzen entschädigt werden. Fast scheute sich der Kaiser, es mit dem kühnen Abenteurer zu wagen. Man sprach von 20 000 Mann, allein das verwarf Wallenstein, indem er sagte: „Ein Heer, wie dieses, muß vom Brandschatzen leben. 20 000 Mann kann ich nicht ernähren, wohl aber 50 000; denn wo jene bitten, können diese gebieten." Der Kaiser mußte darein willigen. Til ly stand an der Weser, während Wallen st ein an der Elb- brücke bei Dessau Stellung nahm. Mansfeld griff ihn an, erlitt aber eine empfindliche Niederlage. Dennoch beugte dies seinen Mut nicht. Im Brandenburgischen verstärkte er sein Heer, und nachdem noch 5000 Dänen zu ihm gestoßen waren, ging er nach Schlesien und wollte dann nach Ungarn, um sich dort mit Beth len Gabor zu vereinigen. Wallenstein verfolgte ihn bis tief nach Ungarn. Bethlen Gabor trat in Unterhandlungen mit dem Kaiser und schloß Frieden ohne Rücksicht auf Mansfeld. Dieser wollte zur See über Venedig nach England entfliehen; doch erlag sein starker Körper schon in Bosnien den Anstrengungen und dem feuchten Herbstwetter. Ein Fieber raffte ihn in seinem 46. Jahre hin (1626). Als er den Tod kommen fühlte, ließ er sich — so wird er- zählt — den Panzer anlegen und erwartete stehend, auf zwei Offiziere gestützt, den Tod. Seine Scharen zogen sich nach Schlesien zurück. — In demselben Jahre war auch der wilde Christian von Braunschweig gestorben. Während Wallenstein Mansfeld verfolgt hatte, war Tilly vor Christian Jv. nach dem Eichsselbe zurückgewichen. Schon wollte letzterer Thüringen und Franken besetzen, als Tilly einen zurückgelassenen Wallen- steinschen Heereshaufen an sich zog und gegen Christian aufbrach. Nun wollte dieser über den Harz in sein festes Lager bei Wolfenbüttel zurück- weichen, wurde aber am nordwestlichen Ende dieses Gebirges, bei Lutter 1626 am Barenberge, von Tilly gänzlich geschlagen. Unterdessen kam Wallenstein über Schlesien wieder zurück; sein Heer- wuchs unterwegs wieder auf 40 000 Mann an; bei Lauenburg an der Elbe kam er mit Tilly zusammen. Die vereinigten Feldherren ver- jagten die Dänen aus ihren Schanzen bei Hamburg und drangen in

6. Mittlere und neue Geschichte bis 1648 - S. 141

1883 - Hannover : Helwing
Der dreißigjährige Krieg. 141 Stifter, Klöster und andere Kirchengüter den Katholiken zurückzuerstatten." Dadurch wäre eine Menge geistlicher Gebiete, in Norddeutschland z. B. Bremen. Verden. Hildesheim, Magdeburg, wieder mit katholischen Bischöfen besetzt, die den Glauben ihrer Unterthanen bestimmen konnten. Vergebens machten die Evangelischen Gegenvorstellungen; der Kaiser be- willigte ihnen nur ein Jahr Aufschub. Er übertrug seinem fünfzehn- jährigen Sohne die Erzstifter Bremen und Magdeburg, sowie die Bis- tümer Halberstadt und Hersfeld. Aus Augsburg wurden die evangelischen Prediger sofort verjagt. In Zukunft sollten von den Evangelischen nur die Anhänger der Augsburger Konfession, also keine Reformierte, im Reiche geduldet werden. ll. Wallensteins Absetzung. Da wurden auch die katholischen Fürsten, an ihrer Spitze Maximilian von Bayern, für ihre Unab- hängigkeit besorgt. Namentlich war ihnen Wallenstein verhaßt, weil er dem Kaiser die Liga entbehrlich gemacht hatte. Frankreich verband sich im geheimen mit Bayern. Der Kaiser berief einen Reichstag nach Re- 1630 gensburg. Hier wurden die bittersten Klagen laut über Wallensteins Macht und Gewaltherrschaft, über die Pracht und den Überfluß seiner Soldaten, während Bürger und Bauern im tiefsten Elend schmachteten. Nach solchen Klagen drangen alle Fürsten, am heftigsten Maximilian von Bayern, auf Wallensteins Absetzung. Ungern willigte der Kaiser ein. Wallenstein und ein großer Teil seines Heeres wurden entlassen; der andere Teil ward unter Tillys Oberbefehl gestellt. Des Kaisers eigener Bruder hatte dem Kaiser geschrieben: „Es kann nicht ohne allen Schaden abgehen; allein das Brennen, das Totschlagen, das Abschneiden der Ohren und Nasen können die Offiziere gar wohl verhindern. Die Offiziere spicken ihren Beutel mit der armen Leute Schweif und Blut, und ich könnte mehrere nennen, die vor kurzer Zeit schlecht einherzogen, jetzt aber 3—400 000 Gulden bares Geld besitzen." In Regensburg erzählten die pommcrschen Abgeordneten: „Den armen Leuten wurden die Hemden vom Leibe weggenommen, andere übergaben den Offizieren statt baren Geldes ihre fahrende Habe mit Thränen. Die Exccutoren schätzten einen Zug Ochsen aus zwei Thaler und nahmen ihn für diesen Spottpreis weg. Noch täglich werden die Wirte barbarisch geprügelt, alles wird verbrannt und verheert, der Gottesdienst gehindert." Wallenstein stand damals mit seinem Heere in Schwaben. Zwei seiner Freunde übernahmen es. ihm die Botschaft des Kaisers zu bringen. Er empfing und bewirtete sie prächtig und war von allem, was auf dem Reichstage vorgegangen war. unter- richtet. Er zeigte auf Papiere, die vor ihm auf dem Tische lagen und sprach: „Aus ihnen könnt ihr sehen, daß ich euren Auftrag weiß. Die Sterne zeigen, daß des Kurfürsten von Bayern Geist den Geist des Kaisers beherrscht. Aus dieser Ursache gebe ich dem Kaiser keine Schuld. Es thut mir wehe, daß sich Se. Majestät meiner so wenig angenommen haben, aber ich will Gehorsam leisten." Er dankte darauf dem Kaiser schriftlich für das ihm bisher geschenkte Vertrauen und bat nur, ihn in seinen Besitzungen zu schützen. Dann ging er aus seine Güter in Böhmen. In Gitjchin (bei Königgrätz) lebte er in kaiserlicher Pracht und Herrlichkeit, wozu ihm die erpreßten Gelder und sein eigenes Vermögen die Mittel boten. So wartete er der Zeiten, wo man seiner wieder bedurfte. 3) Der schwedische Krieg (1630—1635); Gustav Kdols. o. Gustav Adolf in Pommern und Brandenburg. Nach der Absetzung Wallensteins stand noch Tilly mit einem schlagfertigen

7. Mittlere und neue Geschichte bis 1648 - S. 143

1883 - Hannover : Helwing
Der dreißigjährige Krieg. 148 Gustav rechnete auf den Anschluß der protestantischen Fürsten; allein er irrte sich. Als er Rügen und die Odermündungen besetzt hatte, rückte er vor Stettin, die Hauptstadt Pommerns. Nur gezwungen öffnete der alte Herzog Bogislav dem König die Thore und schloß mit ihm ein Bündnis, nach' welchem Bogislav sich verpflichtete, gegen Friedensstörer, nicht aber gegen „Kaiser und Reich" zu kämpfen. Auch sollte Pommern nach Bogislavs Tode so lange unter schwedischer Verwaltung bleiben, bis Schweden genügende Kriegskostenentschädigung erhalten haben würde. Als Bogislav zögerte, dem Könige die Thore Stettins zu öffnen, wandte dieser sich an den Magistrat, versprach strenge Mannszucht und schloß mit den Worten: „Faßt einen Entschluß, die Sache ist dringend. Die Sonne wird bald untergehen, und ich bin nicht gewöhnt, in der Nacht aus den Wällen Schildwachcn auszustellen. Offnet Stettin die Tbore nicht, so habe ich hier — er deutete auf die Kanonen — die Schlüssel dazu." Der alte Herzog ließ sich heraus ins Lager tragen und bat den König, neutral bleiben zu dürfen. Dieser aber erklärte: „Wer nicht mit mir ist, der ist wider mich. Eilet, eilet, lieber Vetter! Glaubt mir: nicht jeder Zauderer ist ein Fabius." — „Nun denn, in Gottes Namen!" rief der Herzog und führte den König in die Stadt. Die Kaiserlicheu wurden darauf aus ganz Pommern vertrieben. Wenn sie einen Ort verließen, wurde derselbe von ihnen vorher aus- geplündert und dann an allen Ecken in Brand gesteckt; wenn die Schweden einzogen, war kaum ein Bissen Brots mehr zu finden. In Pasewalk wurden von den Kaiserlichen selbst die Kranken im Hospitale geprügelt. Beim Abzüge zündeten die Barbaren die Häuser an, spießten in den Straßen umherirrende Kinder auf ihre Piken und warfen sie in die Flammen. Solchen Städten erschien der fromme Schwedenkönig als ein rettender Engel. Tilly überfiel die schwedische Besatzung in Neu- brandenburg im Mecklenburgischen und hieb üe nach dreimaligem Sturme nieder (1631). Nur wenige Offiziere, unter ihnen der tapfere Kommandant Kniphausen. entkamen. Dann wandte er sich zur Be- lagerung von Magdeburg. Da griff Gustav Adolf die Stadt Frank- furt a. d. O. an, wo der kaiserliche General Tiefenbach mit 6000 Mann zurückgeblieben war. Im ersten Anlauf wurden die Mauern erstiegen und alle Kaiserlichen, welche um Quartier (d. h. Verschonung) baten, von den Schweden mit dem Ausrufe: „Neubrandenburgisch Quartier" in Stücke gehauen. Bald erhielt der König Nachricht von der Belagerung Magdeburgs. Er sandte den Bürgern zum Anführer den Obersten von Falkenberg und ließ ihnen sagen, sie möchten sich nur noch drei Wochen halten, dann werde er ihnen Hülfe bringen. Er selbst wollte sich erst durch feste Plätze den Rücken decken und zunächst seinen Schwager, den Kurfürsten Georg Wilhelm von Brandenburg, zum Bündnis zwingen. Der geheime Rat dieses Fürsten war der katholische Graf von Schwar- ze nb er a, der vom Kaiser durch bedeutende Geschenke gewonnen war. Gustav Adolf rückte im Frühling 1631 gegen Berlin vor'und verlangte, daß ihm der Kurfürst bis zur Befreiung Magdeburgs Spandau ein- räume. Dieser zögerte, indem er sagte: „Der Kaiser ist doch die von Gott gesetzte höchste Obrigkeit; bleibt er Kaiser, so bleibe ich auch wohl Kurfürst, wenn ich mich an ihn halte." Georg Wilhelm warf Schanzen

8. Mittlere und neue Geschichte bis 1648 - S. 145

1883 - Hannover : Helwing
Der dreißigjährige Krieg. 145 wurden durch seinen Tod entmutigt, auch fehlte ihnen das Pulver. In- zwischen hatte Pappenheim schon vier Regimenter auf den Wall geführt. Trotz des Widerstandes in der Stadt, wo die Frauen Siegel von den Dächern warfen und die Bürger aus den Fenstern schossen,'fiel Magde-so.mni bürg. 1631 Bon den Mauern feuerten die Feinde mit den Kanonen der Verteidiger in die Stadt. Um neun Uhr ertönte ringsum das alte Siegesgeschrci der Deutschen in den Straßen: „All' gewonnen, all' gewonnen." Eine wilde Schar von 30 000 Kroaten, Ungarn, Italienern, Niederländern und Deutschen ergoß sich jetzt in die Stadt, mordend und plündernd, und Greuel wie nie zuvor wurden gesehen. In einer Kirche fand man 53 Frauen mit abgehauenen Köpfen; die Straßen waren mit röchelnden und zuckenden Körpern bedeckt, kein Haus war ohne Blut. Um zehn Uhr entstand ein all- gemeiner Brand, der bis zum Abend dauerte. Von 723 Häusern blieben außer dem Dome und einem Kloster nur 139 übrig, von 35 000 Einwohnern etwa 5000. Tausend Unglücklichen, die bei der Plünderung des folgenden Tages aus dem Dome befreit wurden, schenkte Tilly das Leben und ließ ihnen Brot austeilen. Auch den übrigen Lebenden wurde bei Trommelschlag Pardon verkündigt. Die Gefangenen, welche sich nicht auslösen konnten, wurden niedergehauen oder verkauft. In Halberstadt kamen sechs Wagen voll kleiner elternloser Kinder aus Magdeburg auf den Markt; viele der- selben wurden in Klöster gebracht und dort katholisch erzogen. — Am 25. Mai hielt Tilly seinen feierlichen Einzug; in der Domkirche wurde eine Messe gelesen, das Tedeum gesungen, um die Stadt herum mit allen Kanonen dreimal Victoria geschossen. Tilly bedauerte, den wichtigen Waffenplatz in solchem Zustande zu sehen; nach Wien wurde berichtet, seit Trojas und Jerusalems Zerstörung sei eine solche Victoria nicht gesehen. Es war der letzte Sieg Tillys! e. Gustav Adolfs Siegeszug durch Deutschland. Bald nachher überschritt Gustav Adolf bei Tangermünde die Elbe und bezog ein festes Lager bei Werben. Hier vereinigte sich der mutige Landgraf Wilhelm von Hessen mit ihm, ein würdiger Nachkomme Philipps; ein anderer protestantischer Fürst, Bernhard von Weimar, ein tapferer Urenkel Johann Friedrichs, war schon im Lager Gustavs. Tilly besetzte sofort die Länder dieser Herren und versuchte dann, das schwedische Lager bei Werben zu erstürmen; aber vergebens, er mußte zurück. Gustav Adolf setzte nun auch unter seiner Oberhoheit die Herzoge von Mecklenburg wieder ein. Tilly aber zog nach Kursachsen, um dieses Land zu verwüsten. Der Kurfürst Johann Georg daselbst hatte mit andern protestantischen Fürsten den Leipziger Konvent geschlossen, um sich den Schweden, wie dem Restitutionsedikte zu widersetzen. Dafür wollte ihn jetzt Tilly züchtigen, und seine Truppen brachten den Kurfürsten zur Verzweiflung.^ Er wandte sich an Gustav Adolf, der aber einen drei- monatlichen Sold für seine Truppen, die Festung Wittenberg und den Kronprinzen als Geisel forderte. Der Kurfürst antwortete: „Nicht nur Wittenberg, sondern ganz Sachsen soll ihm offen stehen; meine ganze Familie will ich ihm zu Geiseln geben, und ist ihm dies nicht genug, so will ich mich selbst darbieten." Da vereinigte sich der König mit ihm und führte seine Truppen gegen Tilly. Die etwa gleich starken Heere trafen einander bei Breitenfeld (nördlich von Leipzig). Der König 1631 befahl, daß das sächsische Heer für sich allein fechten solle; denn er fürchtete, daß es nicht standhalten und seine Truppen mit verwirren möchte. Tilly selbst warf sich mit großer Gewalt auf die Sachsen Hosfmeyer und Hering, Hülfsbuch Ii. <0

9. Mittlere und neue Geschichte bis 1648 - S. 147

1883 - Hannover : Helwing
Der dreißigjährige Krieg. 147 Breitenfeld hatte der Kaiser ihn aufgefordert, das Oberkommando wieder zu übernehmen. Neben ihm sollte König Ferdinand vonungarn, der Sohn des Kaisers, den Oberbefehl führen. Aber dem kaiserlichen Gesandten antwortete Wallenstein: „Ich ziehe es vor, als Privatmann zu leben und will neben keinem Menschen, nicht einmal neben Gott selbst, ein Kommando führen." Erst nach wiederholter Aufforderung und nach- dem ihm der Kaiser selbst geschrieben, versprach er, in drei Monaten ein Heer zu stellen. Kaum erscholl die Kunde, „der Friedlander" werbe, so strömten ihm Krieger scharenweise zu: denn er lohnte gut und gab sehr reichliche Kost. Bald hatte er 40 000 Mann unter den Waffen und schrieb nach Wien: „Das Heer ist da, nun schickt einen Führer!" Noch- mals mußte ihn der Kaiser bitten, das Heer selbst zu führen. Er that es zuletzt unter folgenden Bedingungen: „Der Herzog von Friedland wird Generalissimus des Kaisers und erhalt den Oberbefehl ohne allen Vorbehalt; ein kaiserliches Erbland wird ihm als Unterpfand künftiger Belohnung verschrieben, und er wird nach beendigtem Kriege als Herzog von Mecklenburg wieder eingesetzt." Als diese Forderungen bewilligt waren, führte Wallenstein das Heer von Mähren nach Böhmen, eroberte Prag und jagte die Sachsen aus dem Lande. Weiter ging es über den Böhmerwald nach Franken gegen Gustav Adolf. In Eger traf der Kurfürst Maximilian mit Wallenstein zusammen und mußte sich unter seinen Befehl stellen. Zur Rettung des bedrohten Bayerlandes that letzterer nichts, sondern rückte gegen Nürnberg, wo Gustav Adolf ein starkes, wohlverschanztes Lager hatte. Ihm gegenüber bezog auch Wallenstein eine uneinnehmbare -Stellung. Er wollte mit seinen unerfahrenen Truppen nichts wagen, sondern die Schweden samt den Nürnberger aushungern lassen. Bald war durch seine Scharen die Gegend so ausgezehrt, daß man sieben Meilen weit nach Fütterung gehen mußte. Gustav Adolf konnte sein Heer ohne Vorrat nicht länger halten. Not und Mangel trieben ihn zum Angriff; aber vergebens bestürmte er den ganzen Tag die steilen Anhöhen. Die Blüte des schwedischen Heeres lag auf dem Schlachtfelde. cl. Schlacht bei Lützen. Nach vierzehn Tagen zog Gustav Adolf mit Trommelschlag vor dem Feinde, der steh nicht rührte, vorüber nach Süden, um den Krieg an die Donau zu verlegen. Wallenstein folgte ihm nicht, sondern zog, nachdem er sein Lager in Brand gesteckt, unter- furchtbaren Verheerungen nach Sachsen, dessen Kurfürst Johann Georg den König dringend und nicht vergebens um Hülfe bat. Als dieser nach Sachsen kam, bezog er ein verschanztes Lager bei Naumburg an der Saale. Wallenstein stand bei Lützen, westlich von Leipzig, und erwartete in so vorgerückter Jahreszeit keinen Angriff mehr. Er hatte deshalb leinen Unterfeldherrn Pappenheim mit 10 000 Reitern nach Westfalen gesandt. Auf die Kunde hiervon rückte der König rasch weiter und lagerte lich dem Heere Wallensteins gegenüber. Dieser rief sofort Pappenheim J6 zurück, der eben Halle erreicht hatte. Am 16. November 1632 kam 1632 es bei Lützen zur Schlacht. Das schwedische Heer zählte 12 000 Fußgänger und 7000 Reiter; Wallenstein hatte über 20 000 Mann. Der König brachte die sehr kalte

10. Mittlere und neue Geschichte bis 1648 - S. 150

1883 - Hannover : Helwing
150 Neue Geschichte. Unterdessen herrschte in der Stadt tiefe Ruhe. Wallenstein hatte sich lange mit seinem Astrologen Seni besprochen und sich früh zu Bette gelegt. Es war eine finstere, unfreundliche Nacht; der Wind heulte, die Fenster klirrten. Die Mörder besetzten die ganze Stadt mit Soldaten und drangen mit einer Anzahl Dragoner in das Haus Wallcnsteins. Von den Schildwachen wurden sie sorglos eingelassen; ein Kammerdiener, der sie im Vorzimmer aufhalten wollte, ward niedergestoßen; ein anderer entfloh mit dem Schrei: „Rebellen, Rebellen!" Der Herzog, von dem Lärm erwacht, sprang aus dem Bette und fragte die Schildwache am Fenster, was es gebe. Da erbrachen die Dragoner die Thür. und Deveroux (spr. Deweru) drang mit vorgehaltener Hellebarde hinein und ries: „Bist du der Schelm, der Seiner Kaiserlichen Majestät die Krone vom Haupte reißen will? Du mußt jetzt sterben!" Ohne einen Laut von sich zu geben, empfing Wallenstein den Todesstoß. Er war 5 i Jabre alt. Einer der Dragoner wollte die Leiche zum Fenster hinauswerfen; Deveroux aber wickelte sie in einen vom Tische genommenen Teppich. Als sic nach einigen Tagen eingesargt werden sollte, mußte man dem Toten die Beine brechen, weil der Sarg zu klein geraten war. Die Mörder bemächtigten sich der Kostbarkeiten des Herzogs und baten den Kaiser um Lohn und Beförderung. Diesen bewegte das Ende Wallensteins bis zu Thränen: er ließ ihm 3000 Seelenmessen lesen und gab seiner Witwe ein Schloß in Schlesien. Hatten die deutschen protestantischen Fürsten sich bisher dem mächtigen Schwedenkönige nur widerwillig gebeugt, so wollten sie sich nach dessen Tode den Anordnungen schwedischer Generale und Minister noch weniger unterordnen. Nach dem Morde Wallensteins führte der Erzherzog Ferdinand die kaiserlichen Heere. Er schlug die Schweden in der blutigen Schlacht 1634 bei Nördlingen in Bayern. Durch diesen Sieg gewannen die Kaiser- lichen ganz Oberdeutschland und drängten die Schweden nach Nord- deutschland. Infolgedessen schloß der Kurfürst Johann Georg von Sachsen mit dem Kaiser im folgenden Jahre einen Frieden zu Prag. 4635 durch welchen Sachsen die Lausitz erhielt. Diesem Frieden trat auch Brandenburg bei. 4) Per französisch-schwedische Krieg (1635—1648); Ariede. a. Letztes Ringen. Seitdem fielen immer mehr deutsche Fürsten und Städte vom Bündnis mit den Schweden ab, indem sie sich dem „Prager Separatfrieden" anschlossen. Sie suchten die Schweden vom deutschen Boden zu vertreiben. Diesen aber schloß sich Frankreich an, und beide Mächte führten jetzt nur noch den Kampf, um in Deutschland Er- oberungen zu machen. Während Bernhard v o n W e i m a r mit Frank- reichs Hülfe die Kaiserlichen im Elsaß bekämpfte, besiegten die Schweden das sächsisch-kaiserliche Heer bei Wittstock in Brandenburg (1036) und nahmen an diesem Lande^furchtbare Rache für den Abfall seines Fürsten von der protestantischen Sache. Der schreckliche Krieg dauerte noch über zehn Jahre, denn keine der beiden Parteien konnte die andere ganz zu Boden werfen. Erst unter dem Kaiser Ferdinand Iii. (1637—1657) kam der Friede endlich zustande. In Prag hatte der große Krieg begonnen, dort sollte er auch enden. Die Schweden hatten schon einen Teil der Stadt, die sog. Klein sei te, erobert, da gab der Kaiser nach. b. Friede. Am 6. August 1648 wurde der Friede zu Osnabrück mit Schweden, am 17. September zu Münster mit Frankreich unter-
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