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1. Lebensspiegel für Landleute - S. 23

1844 - Darmstadt : Ollweiler
23 nicht dafür angesehen hat. Einer im Jahr 1680 war 16omal näher bei der Sonne, als die Erde bei ihr ist. Einer im Jahr 1770 war siebenmal weiter von der Erde weg als der Mond. Einige sind so weit entfernt, oder so klein, daß nur die Stern- seber mit ihren Vergrößerungsgläsern sie entdecken können, andere kann man ohne Zweifel gar nicht sehen, weil sie zu weit entfernt sind, oder bei Tag am Himmel stehen. Die Kometsterne haben viel Aehnliches mit den Planeten und drehen sich eben so wie sie um die Sonne herum. Aber sie sind auch wieder sehr von den Planeten verschieden. Sic werden nur selten sichtbar — sie haben keine so feste und kernhafte Masse als die Erde oder andere Planeten — sie sind mit einem schönen leuch- tenden Schweif geziert. — Sie bedeuten ein großes Unglück. Sage erstens, sie erscheinen viel seltener, als die Planeten, die alle Tage am-Himmel auf- und untergehen, denn sie sind nicht immer so nahe bei der Sonne oder bei uns, wie die Plane- ten. Nein, sondern sie sind rechte Nachtläufer und scheuen sich nicht in die Fremde zu gehen, wie manches Mutterkind sich scheut. Wenn so ein Stern einmal um die Sonne herum ist, und hat sich an ihr erwärmt, und einen kräftigen Sommer gehabt, so zieht er in einer langen langen Linie hinweg und in seinen Winter hinaus, weiß Niemand wohin. Wenn er alsdann 30 oder 100 oder viele hundert Jahre lang immer weiter und weiter hinwegegangen ist, und es fällt ihm ein, so kehrt er wieder um, damit er sich wieder einmal an der lieben Sonne recht erwärmen kann, und braucht wieder eben so viele Zeit zu seiner Herreise, und selten Einer, der ihn zum Erstenmal gesehen hat, wartet's ab bis er wieder kommt, sondern legt sich schlafen, und bekümmert sich nachher nichts mehr darum. Es ist aufgeschrieben, daß ein Komet im Jahr 1456, einer im Jahr 1531, einer im Jahr 1607, einer im Jahr 1682 gestanden sey. Weil nun immer von einer Zeit zur andern ein Zwischenraum von ungefähr 76 Jahren etwas mehr oder weniger verflossen war, so behauptete ein gelehrter Mann, Namens Halley, cs sey allemal der nämliche gewesen, und er müßte längstens bis Anno 1759 wieder kommen, was auch richtig gewesen ist, aber im Jahr 1830 wo er ebenfalls hätte wieder kommen sollen, ist er ausgeblieben. Eben so behauptete einst ein anderer Gelehrter, der Kometstcrn von 1532 und 1661 sey der nämliche und müsse des- halb im Jahr 1790 wieder kommen, ist aber auch ausgeblieben. Sage zweitens, der Kometstern hat keine so feste Masse, wie die Erde, oder ein anderer Planet. Einige sehen aus, wie ein bloßer Dunst, also daß man durch sie hindurch die andere Stern- lein will sehen können, die hinter ihnen stehen. Andere sind zwar schon etwas dichter, haben aber doch das Ansehen, als wenn nicht Alles daran recht an einander hinge, sondern viel leere Zwischen- räume da wären. Einige Gelehrte wollen jedoch behaupten, daß ein solcher Komet auf seiner langen Reise, wenn ihm unterwegs kein Unglück begegnet, immer dichter werden, und zuletzt die völlige

2. Lebensspiegel für Landleute - S. 34

1844 - Darmstadt : Ollweiler
34 Himmel, wie meine Fluren, wie mein geschäftiges, rastloses Leben? Ich erwecke, was du getödtet chast, zum Gefühl eines neuen Daseyns; was du erschlaffst, rege ich auf." „Dankt man dir aber auch für deine Aufregung?" sprach die bescheiden ver- schleierte Nacht. „Muß ich nicht erquicken, was du ermattest? und wie kann ich anders, als meistens durch die Vergessenheit deiner? Ich hingegen nehme Alles mit seiner Zufriedenheit in meinen'schooß, sobald es bcu Saum meines Kleides berührt, vergißt es dein Blenvwerk und neiget sein Haupt saust. nieder. Und dann erhebe, dann nähre ich die ruhig gewordene Seele mit himmlichen Thaue. Dem Auge, das unter deinem Sonnenstrahle nie gen Himmel zu sehen wagte, enthülle ich die verhüllte Nacht, ein Heer unzähliger Sonnen, unzähliger Bilder, neue Hoffnungen, neue Sterne." 26. Der Landmann am Morgen. heraus aus dem Lager, Der Hahn hat gekräht; Schon singen die Vögel, Und Morgenluft weht; Seht, wie uns so freundlich Das Morgenroth winkt, Und rings in den Bächen Der Sonnenstrahl blinkt! Das Mieder vom Nagel, Den Hut von der Wand; Greift flink nach dem Rechen, Den Spaten zur Hand: Ihr Mädchen zur Wiese, Ihr Knechte aufs Feld Und hurtig die Wiese, Den Acker bestellt! Und während wir pflügen, Und während wir sä'n, Mit Dank auf zum Vater Der Menschen gesehn, Der freundlich zum Fleiße Gibt Glück und Gedeihn, Bald Winde, bald Regen, Bald sonnigen Schein! Und froh wie die Sonne Vollendet die Bahn, So munter und freudig Das Tagwerk gethan! Denn flinker und rascher Die Arbei-t gelingt, Wenn Bauer und Bäu'rin Ein Liedchen sich singt. Auch bricht man weit froher Deö Mittags sein Brod Und hält in der Ferne Den grämlichen Tod. Die Arbeit gibt Kräfte, Macht frisch und macht rund, Erhält uns an Leib Und an Seele gesund. 27. Eine Frühpredigt. Wer den Morgen aus seiner Tageszeit streicht, der schneidet aus seinem Leben das Vorderstück, das sich nicht einmal als Hinter- stück mehr anflicken läßt: denn verkürztes oder gar versäumtes Morgenlicht kann nicht von verlängertem Nachtlicht ersetzt werden. Was klingt schöner als Gottes Lob, dack wie eine Lerche in den süßen Morgenhimmel steigt, und was gedeiht besser, als Arbeit, die wie ein junges Saatfeld vom Morgenthau trinkt? Loben doch, singt der alte Meister Grünwald, „Loben doch flugs mit dem Morgen Gott die kleinen Vögelein: Eh' sie für das Futter sorgen, Muß es erst gesungen seyn. Sollt' ein dummes Thierlein nun Mir hierin zuvor es thun? Nein! das Singen, Loben, Beten Hab ich mehr als sie vonnöthen. Hierauf will ich mit Vergnügen Meine Arbeit fangen an. Du, Gott Vater, wirst es fügen, Daß es wohl gerathen kann; Jesu Christe, segne du, Heilger Geist, sprich Ja dazu! Herr in deinem großen Namen Sep mein End' und Anfang, Amen!"

3. Lebensspiegel für Landleute - S. 43

1844 - Darmstadt : Ollweiler
nach dem Trübsalswinter des irdischen Lebens der stets grünende Frühling der Ewigkeit erwarte. Zn der andern Jahreszeit wurde gesagt: Dein Name soll Sommer heißen, weil du täglich von der Sonne Klarheit mehr und mehr zeugen sollst, und dein Kleid soll seyn von tausend Farben, zur Erinnerung, daß die Güte des Herrn tausendfältig unter den Menschen blühe. Dein Amt soll seyn, zu predigen, daß die un- sichtbare Sonne kräftiger sey in den Herzen der Frommen, als die sichtbare Sonne in den Gewächsen der Erden, sie zu ihrer Vole kommenheit zu bringen. Zu der dritten Jahreszeit wurde gesagt : Dein Name soll Herbst heißen, weil du den herben Winter ankündigen sollst. Dein Kleid soll grau seyn, zu guter Erinnerung an den greisen Tod. Dein Amt soll seyn, den Menschen täglich zu predigen, wie alles Fleisch Heu, und alle Herrlichkeit des Menschen wie das Gras ans dem Felde seye, denn der Geist des Herrn blaset darein. Das schönste Obst, welches du den Menschen gibst, soll ihnen weisen, daß auch ihre Leiber täglich sanl und mürbe werden. Zn der vierten Jahreszeit wurde gesagt: Dein Name soll Winter heißen, weil der Wind dein Herr ist und Ungewitter, Sturm, Frost und Schnee nach und nach erregen wird. Dein Kleid soll schneeweiß seyn, dem hinfallenden Alter zum Gedächtnisse. Dein Amt soll seyn, den Menschen täglich zu predigen: Dulde das Böse, hoffe das Beste, denn nach dem Winter kommt der Sommer, nach Ungewitter Sonnenschein, nach Trauern Freude, nach der Ver- gänglichkeit die Ewigkeit. 40. Der Der April geht her vorm Maien Als Vorläufer, Wie der Täufer, Den, der kommt, zu prophezeien. In der Wüste, halb mit Grimme, Halb mit Schmeicheln, ruft die Stimme: Vorläufer. Bahnet ihm die Wege, Schmückt ihm das Gehege! Ich im rauhen Fell der wilde, Er im Himmelsglanz der milde: Ich bin's, der mit Flut betraufct, Er, der mit dem Geist euch taufet, Freut euch, Erdgcfilde. 41. Das: Gott grüß' euch! im Maimonat. Es war der erste Maisonntag, von dem meine Geschichte han- delt, und die ein wenig geistlich werden wird. Abends nämlich waren die Bauern im Kruge versammelt, und Einer war drunter, der die Predigt immer so gut erzählen konnte. Der war an dem Tage aus gewesen und sagte Abends: Man siehts euch an, ihr Nachbarn, daß der Frühling da ist, denn der Schaafpelz vom Vetter Martin hängt im Schranke, keine Pudelmütze mehr hier am Nagel, und Ihr macht Alle viel hellere Gesichter, als wie der Ofen noch hier rauchte. Ich aber habe heut auch schon Frühling gehalten, heut früh, und in der Kirche. Die Andern wollten wissen wo, und fragten dann auch weiter nach dem Wie, und da es lauter ernsthafte ordentliche Nachbarn

4. Lebensspiegel für Landleute - S. 44

1844 - Darmstadt : Ollweiler
44 waren, fing Velten an und erzählte von der Frühlingspredigt, die er heute gehört halte. Aufgetreten wäre der Pfarrer und hätte gesagt: Gott grüß euch! Das sey am Ende doch der schönste Menschengruß. Aber was das Allerbeste dabei sey, der liebe Gott habe das auch gethan und thue es heut uut> eigentlich schon seit dem letzten April. Er grüße die Leute. Nun kam der Hauptsatz, oder das Thema, wie unser Herr Schullehrer sagte und uns Jungens sonst allemal aus dem Chore mit den Worten anstieß: Jetzt kommt's, nun paßt aus! Also das Thema, sagt' ich, und das hieß > Gott grüßt uns durch seinen Frühling. Erster Theil: Der Gruß. Ans den hätten wir Alle lange gehofft; der Arbeiter habe lange müßig am Wege ge- standen, der Schäfer seine Lämmer angesehen, die Mutter ihre Kinder mit dem Keuchhusten und immer sey der Wind nicht anders worden. Aber harre meine Seele, habe es geheißen, und nun sey der Gruß da, und wie der Herr Jesus seine Jünger angeblasen, blase uns des Frühlings milder Odem, lange erwartet, desto freund- licher an. — Das war der Gruß, nun kam der Pastor auf den Boten zu reden, der den Gruß brächte. Der Frühling sey der Bote, oder vielmehr der Botenmeister, denn er habe tausend Füße, Flügel und Stimmen, den Gruß zu bringen. Da wär die Lerche gekommen, aber wie die erste Taube aus der Arche, sey sie hin und her geflogen und nur erst ein Stück vom Frühling gewesen. Dann aber der Storch und die Schwalbe zuletzt, und wer möchte nun die Boten alle zählen und die Stimmen, die da grüßen, und die Lüftchen, die uns lind ins Gesicht reden, und die Schneeglöckchen, die den Winter zu Grabe läuten, und die Osterveilchen, die mit den kleinen blauen Augen uns gutmüthig entgegen blicken. Noch gar Vieles habe der Pfarrer genannt, sagte der Erzähler und hustete dabei einige Mal, und blieb ein wenig stecken. Die Nachbarn aber halsen ihm wieder zurecht und fragten, wie es weiter gegangen, wäre, und nun kam der Velten wieder in Fluß. Den Gruß also und den Boten, so weit habe ich's Euch erzählt — nun aber kam der Absender dran, der nämlich, der die Boten ausgeschickt hätte in alle Welt, daß sie die Leute grüßen sollten, und das wäre der alte gnädige und getreue Gott. Was der versprochen habe, das halte er gewiß. Schon gehe der Pflug wieder in das Feld, der Landmann nähme das Säetuch über die Schultern, die Saat sey da, daß Brod ans der Erde komme zu seiner Zeit, und das Alles sey doch nur das neugewordene alte Wort, das Noah schon auf dem Ararat vernommen, wo der Regenbogen oben übergestanden und die Verheißung in allen sieben Farben hernieder gebrannt habe. So lange die Erde steht, soll nicht aufhören Saamen lind Erndte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht. — Und die Gegrüßten, habe der Pastor weiter gepredigt, die Gegrüßten seyen Niemand anders, als wir, wir Alle, und der liebe Gott im Frühling rede uns Alle nur mit einem Gruße an: Guten Tag, ihr Kinder, gutes Jahr! Der Arme und der Reiche, der Gesunde

5. Lebensspiegel für Landleute - S. 62

1844 - Darmstadt : Ollweiler
62 lieben Vorrätye, welche der ewige Vater in jenen unerreichbaren Tiefen zur Erhaltung des menschlichen Geschlechts anlegte? Nicht blos Feuerflammen und Sturmwinde, auch geringe Quellen sind die Diener seiner Macht und Weisheit. Sie führen alljährlich von den wohlverwahrten Schätzen der Unterwelt so viel empor, als zur Lebensnothdurst und Nahrung erforderlich ist. Wunderbare, weise Haushaltung Gottes! himmlische Fürsorge! Wie könnte ich alle Deine herrlichen Einrichtungen zur irdischen Wohlfahrt des Menschen nennen! Ich Kurzsichtiger, wie könnte ich sie alle erkennen! Die Welt ist zu groß, zu reich an Kleinodien der göttlichen Macht und Güte, und das Leben des Menschen ist so kurz! Nicht zu kurz, um sich in das Göttliche einzuweihen; nicht zu kurz, um unsern höhern Beruf einzusehen, aber nicht lang genug, auch nur den tausendsten Theil des Reichthums zu über- schauen, welchen der erhabene Schöpfer vor uns ausgebreitet hat. Dieses Alles gibt mir Ahnung und Hoffnung auf einen küns- tigern bleibendern, vollendetern Zustand. Hier, o Allerhöchster, soll ich nur den ersten Gedanken an Dich denken; hier nur erst zum Anblick Deiner namenlosen Größe verbreitet werden — dort werde ich erst zur Vollkommenheit reifen, zum Erkennen, zum An- schauen Deiner Majestät gelangen. 67. Der Quell. Schwül' war die Luft, die Sonne brannte heiß; da kam ein Wand'rer, triefend noch von Schweiß, zu einem klaren, doch eiskalten Quell, und trank in vollen Zügen d'raus und schnell. — Doch kaum hat er den heißen Durst gestillt, als kalter Schauer alle Glieder füllt; in Leichenblässe wandelt sich das Roth, das Auge bricht, und ihn ergreift der Tod. — „Unsel'ges Gift!" — ruft er der Quelle zu, „daß ich schon sterbe, trägst die Schuld nur Du!" Doch der stießt fort in stiller Heiterkeit, und murmelt leis': „Nein, die Unmäßigkeit!" 68. Der Geyser. Auch die Menge der heißen sprudelnden Quellen macht Is- land zu einem der merkwürdigsten Länder. Einige derselben werfen mächtige Wassersäulen bis zu einer Höhe von 100 Ellen mit einem so krachenden Getöse, daß der Erboden dabei zittert. Einige springen beständig, andere nur zu gewissen Zeiten, theils regel- mäßig, theils unregelmäßig, und fast alle, oder doch die Mehr- zahl derselben setzen eine Menge Kieseltuff ab, aus welchem sie sich nach und nach sowohl Röhre als Becken bilden. Die bekannteste unter diesen Sprudelquellen ist der Geyser, der alle Kunstwasser- werke weit hinter sich läßt. Seine Röhre hat eine Tiefe von 40 Ellen und sein cirkelrundes Becken hat einen Durchmesser von 37 Ellen. Wenn ein Ausbruch des Geysers bevorsteht, beginnt das Wasser nach und nach bis zur Hälfte der Höhe des Beckens

6. Lebensspiegel für Landleute - S. 128

1844 - Darmstadt : Ollweiler
So ist jener scharf austrocknende Wind, welcher unter dem Namen des Harmattan bekannt ist, die größte Wohlthat für die Gegenden Afrika's, welche, statt des Winters, eine lange anhal- tende Regenzeit haben. Denn die überhand nehmende Feuchtigkeit bedroht das ganze Land mit Versumpfung; alle Niederungen sind überschwemmt; die Menschen erkranken an bösartigen Fiebern und Rühren. Plötzlich tritt der Harmattan von Norden her ein. Der Himmel ist wie vom Nebel bedeckt und trübe, doch ohne Gewölk. Der Wind bläst heiß und trocken. Niemand kann sich ihm ohne Lebensgefahr aussetzen. Er ist so trocken, daß ihm preisgegebene Thiere nach wenigen Stunden umkommen; daß den Menschen die Lippen aufspringen, und die Augen sich entzünden, daß die Land- seen und Pfützen schnell versiegen; daß alles Holzwerk zusammen- schwindet und reißt. Aber die allgemeine Nasse ist dann verschwunden nach wenigen Tagen, und alle Krankheiten, welche Folgen der nassen Jahreszeit waren, sind durch den Harmattan eben so plötzlich geheilt. Also werden die Windstürme, wie grausenhaft auch zuweilen ihre Gestalt seyn mag, nur Diener der göttlichen Gnade gegen das menschliche Geschlecht. Wie sie in den heißen Himmelsstrichen die Erde nach der langen Regenzeit austrocknen und fruchtbar machen; wie sie dort Fänlniß verhüten und Krankheiten heilen; so müssen sie in den kalten Gegenden des Erdkreises das Eis von den Ufern der Länder und Inseln wegbrechen, damit die Meere schiffbar wer- den; müssen sie jenen winterlichen Fluren, wo die Erde nicht mehr Kraft hat, Bäume hervorzubringen, aus gemäßigteru Ländern Treibholz mit den Wellen herbeiführen, daß die einsamen Bewoh- ner der Schneefelder sich Hütten bauen Und erwärmen können. Wahrlich bei diesem Anblicke der weisen Fürsorge des Welten- kölugs für sein unermeßliches Reich, bei diesem Anblicke seiner Wundermacht, in welcher er den Lauf und Einfluß entfernter Wel- ten des Himmels mit dem Wohlseyn von einzelnen Bewohnern un- sers Erdballs verknüpft; bei dem Allblicke der unbändigen Sturm- winde, die selbst in ihrem schauerlichsten Walten nur Diener seiner ewigen Huld für das menschliche Geschlecht seyn müssen — wer könnte da ohne Erstaunen, ohne Rührung, ohne Trieb zur dank- baren Anbetung des allein Anbetungswürdigen bleiben? Wer sollte da länger zweifeln, daß auch das scheinbare Natnrckbel zuletzt nur eine der fruchtbringendsten Segnungen sey? Wer könnte länger zweifeln, daß denen, die Golt gehören, nicht endlich alle Dinge zum Besten gereichen müssen? 152. Gewalt und Liebe. Wind und Sonne machten Wette, Wind verzweifelt nun und ruht; Wer die meisten Kräfte hätte, Und ein lieber Sonnenschein Einen armen Wandersmann Füllt mit holder, sanfter Gluth Seiner Kleider zu berauben. Wanderers Gebein. Wind begann; Hüllt er sich nun tiefer ein? Doch sein Schnauben Nein! — That ihm nichts; der Wandersmann Abwirft er nun sein Gewand, Zog den Mantel dichter an. Und die Sonne überwand.

7. Lebensspiegel für Landleute - S. 136

1844 - Darmstadt : Ollweiler
136 aus dein Munde ihrer unschuldigen Kinder vernommen." Von nun an war in Kurzem das Fluchen und der Mißbrauch des Namens Gottes aus dieser Gemeinde ganz allsgerottet. So auffallend, daß wenn die Bauern aus jenem Dorfe in der Stadt zu Markte stun- den, die Bauern ans anderen Gemeinden ihren Sport mit ihnen, als mit Klausnern und Zansncrn trieben, weil sie, nach der leidigen Gewohnheit jener Gegenden, mehr fluchten. Es war dies übrigens der erste Anfang jener höheren, alldnrchdringenden Lebensbewegung, die sich bald hernach dieser ganzen Gemeinde bemächtigte. 164. Räthsel. Es lauft vor dir und hat kein Bein; du kannsi's im Laufen nicht erstreben; auch glüht es, ohne warm zu seyn, und regt sich ohne Leben. Ja! was noch mehr, das Diilg entstammt der Feuch- tigkeit, und leuchtet doch und flammt. 165. Das Irrlicht. Ein Mann reiste durch ein Gebirge, es überfiel ihn die Nacht, und er verirrte sich, daß er rief: O, möchte doch ein Mensch mir beistehen!" Ta schimmerte endlich, als er lange Zeit rechts und links hingegangen war, aus der Ferne ein wankendes Licht ihm ent- gegen: der Glanz war ihm erfreulich in der Nacht, er folgte ihm. Aber es war ein Irrlicht, daö in Sümpfen entsteht und über den- selben schwebt und von leichten Lüsten fortbewegt wird; der Wandrer stand plötzlich an einem Abgrunde. „Halt!" rief auf einmal eine Stimme, „du bist ein Kind des Todes!" Er fuhr zurück. Es war ein Arbeiter, der ihn gerade antraf, als er dem Abgrunde sich nahte. „Danke Gott," sprach der Arbeiter, „daß mich mein Beruf gerade diesen Weg führte," und er brachte den Reisenden auf den rechten Weg, dieser erreichte die Heimath, fiel auf die Kniee und dankte Gott für seine Rettung. — Wer ist hier der Wanderer? Der Mensch, der von der Tugend abwich und in Un- glück gerieth, und nach Hülfe suchte; und ein Verführer zum Bösen (das Irrlicht) bot ihm die Hand und zeigte ihm verbotene Mittel, sich zu helfen, und nun verfiel er in Sünden und beging Böses aus Böses, und war seinem Verführer bald gleich. Da erkannte ein Freund seinen Fehler und zeigte ihm, wohin seine Verbrechen führten, zeigte ihm gerechte Mittel, sich zu helfen, und er ward wieder ein sittlicher Mensch, und dankte Gott, daß er ihm einen treuen Rathgeber zugeführt hatte. 166. Die Sternschneuzen. Eine Mutter fährt von Tongatabn über das stille Meer heim nach Helgoland, und ihre Gedanken fahren um ein gut Ding schneller, als das Schifflein im Vollmond. Aber das Töcküerlein in ihrem Schooße läßt die Wittwe nicht von der Heimath träumen, sondern deutet zwischen den flatternden Segeltüchern weg zum Him- mel und spricht: „Ey, waö für große Johanniswürmer von den

8. Lebensspiegel für Landleute - S. 137

1844 - Darmstadt : Ollweiler
137 Sternen herunter kommen! Wenn sie nur aus das Verdeck fielen, statt in das Meer, so wollt' ich sie mitnehmen, und in unserm Garten unter die Rosenbüsche legen, wenn wir heimkommen." Aber das Mägdlein hatte eine sieche Brust und sollte die irdische Heimath nicht mehr sehen. Darum seufzte die Mutter und sprach: „Das sind keine Johanniswürmer, sondern hinter den Sternen liegt ein großer und über Alles schöner Garten. Gott selber hat ihn gepflanzt, und heilige Engel sind die Gärtner darin, und kommen manchmal auf die Erde herab und holen entschlafene Kinder, welche droben aufwachen und nicht mehr zu uns herunter mögen, sondern gerne warten, bis Vater und Mutter ihnen nach- kommen. Die Bäume im Garten tragen zwölfmal im Jahre gold- gelbe Aepfel, saftig wie Pfirsichen und würziger denn Erdbeeren, und sind niemals so kahl und besenreißig, als bei uns im Winter, sondern tragen immer Blätter, Blüthen und Früchte. Weil aber die Bäume so hoch sind, daß die Kinder nicht hinaufreichen können, auch wenn sie sich auf die Zehen stellen, so kommen die Engel herbeigeflogen und schütteln die Zweige, und die Aepfel fallen in das sammetgrüne Gras unter den Bäumen. Aber die Engel, wenn sie sich nicht sehr in Acht nehmen, streifen hin und wieder mit ihren Flügeln schneeweiße Blüthen, ab, und so geschieht cs zuweilen, daß der Abendwind die Blüthen über die Gartenmauer hinwegführt und auf unsere Erde fallen läßt. Da bleiben sie aber nicht liegen bis zum Morgen, sondern vergehen gleich einer Schnee- flocke, die auf deine Wangen fällt. Und als das Schifilein nach Helgoland gelangte, stieg die Mutter an das Land. Aber hinter ihr trug man nicht Rubin oder Purpur, oder buntes Gewirk, oder Feinlinnen, oder Korallen und Granaten, sondern einen Todtenschrein aus Ebenholz von den Inseln. Darin wa-ren die Gebeine des entschlafenen Mägdleins. 167. Der feurige Drache. In einem Dorfe wohnte ein Mann mit Namen Andreas, der zwar nur einige Aecker und Kühe hatte, aber mit Frau und Kin- dern so fleißig war, und seine Wirthschaft so ordentlich besorgte, daß es mit ihm weit besser stand, als mit andern Einwohnern, die mehr hatten, aber übel wirthschafteten. Die thätige Hausfrau hielt besonders das Vieh und die Ställe so reinlich, daß die Kühe sehr gut aussahen und viel Milch gaben. Hanns, sein Nachbar, behauptete ganz dreist, die.leute hätten den Drachen. Der Pfar- rer hörte dieß und ließ Hannscn kommen. Hört, sprach er, Ihr habt Recht, Euer Nachbar hat den Drachen, und zwar mehr, als einen Drachen; sie heißen: der Fleiß, die Ordnung, die Sparsam- keit. Hanns antwortete: Ihr Wort in Ehren, aber was ich ge- sehen habe, das habe ich gesehen. Es fuhr neulich eine feurige Gestalt aus der Luft gerade auf meines Nachbars Haus zu. Der Pfarrer sprach: Dergleichen Gestalten könnt Ihr, besonders in warmen, heitern und stillen Nächten, vft sehen. Sie sind nichts

9. Lebensspiegel für Landleute - S. 143

1844 - Darmstadt : Ollweiler
143 Herrlichkeit, mit dem Regenbogen Deiner Güte umgeben, ewig und selig anschauen werden. 175. Räthsel. Schmutzig bin ick bei des Landmanns Hütte, oft nehm' ich den Mond in meine Mitte; aber wie verschämt in seinem Putz ist der! Erden und Steine. 176. Räthsel. Mein Räthsel nennt ein Wort, in ungeheuern Massen hat die Natur es aufgethürmt: Wohin du geh'st, du siehst's in allen Straßen, und wo ein wohnlich Dach dich schirmt; der trägts' am Hals, und jener an den Händen, der Eine hebl's nur Quintchen schwer, der Andre kann's mit aller Kraft nicht wenden, und durstig trinkt'ö ein Dritter leer; es zeigt den Weg, bestimmt die Stunde, bringt über Ströme deinen Fuß, und oft hältst du es gern im Munde, nach manchem köstlichen Genuß. Des Menschen Kunst, die freie nur darf walten, es muß sich fügen, wenn die Kraft gebeut, und nach der Willkühr so und so gestalten, zum Körper da, und dort zum Kleid: Und schlafen wir einst sanft im stillen Grabe den langen Schlaf, so ist es noch Vielleicht die letzte rind oft die schwerste Gabe, die uns verwaiste Liebe reicht. 177. Bildung der Erdrinde. Wenn man unsere meisten Berge ansieht, so bemerkt man gar leicht, daß sie einmal alle unter Wasser gestanden, ja, daß sie in einem großen Meere und unter einem großen Meere gebildet wor- den sind. Denn viele von ihnen sind ganz erfüllt von Mnschel- und Seethier-Ueberresten, und ans manchen Bergen von Neu- holland, die sehr hoch sino und jetzt viele Meilen weit vom Meere, landeinwärts liegen, steht man noch jetzt Corallenbäumchen aufrecht stehen, und der ganze Boden sieht so aus, als wenn er plötzlich wäre vom Meere verlassen worden, von dem er einmal Jahr- hunderte lang bedeckt gewesen war. Aber man braucht nicht so weit zu reisen, um etwas Aehnliches zu sehen. Auch in und auf unsern Kalkbergen sindet man Corällenarten und Muscheln, die nur im Meere gelebt haben und gewachsen sein können. Man sieht es manchen unserer Sandgegenden an, daß da einmal lange

10. Lebensspiegel für Landleute - S. 147

1844 - Darmstadt : Ollweiler
147 Brunnen auffangen und in Pfützen, ans denen sie ihr Vieh trän- ken und ihr Bier brauen. Im Thäte unten haben sie aber Wasser genug und fast reichlicher als im Urgebirge. Denn alles Wasser, das oben auf die Kalkberge fällt oder sich aus der Luft nieder- schlägt, das rinnt in den kleinen Ritzen herunter und sammelt sich unten, wo es oft so stark aus den Bergen herausquillt, wie ein Bach, so daß ein solcher Quell gleich Mühlenräder treibt. Das aufgeschwemmte Land, ist freilich in unserm Vaterlande bekannt genug. Denn wo man so im Sande waden muß, wie bei Nürnberg, oder wie selbst am schönen Rheinstrome (besonders unterhalb Köln) herunter, und noch.mehr um Berlin herum oder wo man nichts sieht, als solchen groben Kies, wie um München herum ( oder fettes, thoniges Land, das von jedem Bischen Regen so weich wird, daß die Leute mehrere Tage lang gar nicht spazie- ren gehen können, wie über Bremen hinauf, und bei Stralsund, da ist überall aufgeschwemmtes Land. Wenn aber auch im aufgeschwemmten Land nicht viel zu holen ist, (denn im Sande wächst ausser Föhren und Heidekraut nicht viel von selber) so kaun doch der Mensch durch seinen Fleiß gar viel hineinlegen. Denn Wasser gibts da ziemlich viel, und unsern Landsleuten, die da nach Holland hin, oder nach Bremen, nach Hamburg, nach Pommern hin wohnen, läuft am Ende doch fast alle das Wasser zu, was aus unsern deutschen Gebirgen heraus- quillt, so daß die guten Leute öfters und an manchen Orten gar sehr darin zu waden haben, auch manchmal Wassernoth erleiden. Es gibt daher überall im aufgeschwemmten Lande Sümpfe, feuchte Ebenen, wo viel Laubwald und schönes Gras wächst, auch fetten Ackerboden, mitten unter Sand, große Flüsse, mit fruchtbaren Ufcr- gegenden, auch kleine Seen. Die Hügel, die im aufgeschwemmten Lande sind, bestehen ans keinen festen Felsenmassen, sondern sind ans Sand, Thon und Lehmen so locker zusammengesetzt, daß man ohne alle Mühe hineingraben kann. Das aufgeschwemmte Land, das stellenweise auch oben auf dem Ur- oder Flötzgebirge seyn kann, denn daö Wasser, wäscht auch diese Berge aus, und schwemmt das Ausgewaschene zusammen, enthält groben Kies, Sand, Thon und Lehmenlager, die zum Banen und zur Töpferwaare gebraucht werden. Wer sich indeß recht satt am Sande sehen will der braucht nur die Reise von Leipzig nach Hamburg und Bremen zu machen, wobei er auch den Weg über die Lünneburger Heide mitnehmen kann. Er wird dann auch sehen, daß die Leute auf. dem Sand- boden eben so vergnügt und glücklich sind, als die auf dem Ur- oder dem Flötzgebirge. Denn der Boden macht darin gerade gar keinen Unterschied, sondern Gottesfurcht und Fleiß, und guten Menschen schmecken die Kartoffeln auf ihren rauhen Gebirgen eben so gut, wie denen, die in den Ebenen wohnen, ihr Weißbrod; wenn beide das, was sie haben, mit Dank gegen Gott genießen. Auch hat wirklich jede Gegend ihr besonderes Gutes, die eine hat 10*
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