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1. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 217

1906 - München : Oldenbourg
40. Die Schlacht bei Alerheim 1645. 217 konnte. Daß sich die Stadt Nördlingen am 9. August den Franzosen ergab, die jedoch nach den Übergabebedingungen keine Besatzung in die Stadt legen durften, ward mehr dnrch die von der Bürgerschaft eingenommene Haltung als durch die Alerheimer Schlacht herbeigeführt. Am 24. August besetzten die Franzosen auch Dinkelsbühl. Aber zum Angriff auf Bayern, wo bereits Bußübungen und Gebete znr Abwendung der Gefahr angeordnet wurden, und zu neuem Kampfe mit dem bayerischen Heere fehlten ihnen Mut und Kraft. Vielmehr wandte sich Tnrenne — Enghien war erkrankt nach Frankreich zurückgekehrt — zur Belagerung Heilbronns, dessen Besatzung Maximilian, die strategische Bedeutuug der Stadt richtig würdigend, schon vor der Schlacht auf 1200 Mann unter Fugger verstärkt hatte. Der gefangene Geleen (Gottfried Graf Hnyn von Geleen), der im Beginne des Krieges in bayerischem, seit 1636 aber in kaiserlichem Dienste stand, war gegen Gramout ausgewechselt und vom Kurfürsten (28. Sept.) als Feldmarschall an die Spitze des bayerischen Heeres gestellt worden. Werth, feit 31. Mai 1643 General der Kavallerie, der nach Mercys Fall als der dienftälteste General den Befehl übernommen hatte, ward übergangen. Die Feldzüge der Bayern unter Mercy gegen die Franzosen in den Jahren 1643—1645 gehören zu den bedeutendsten militärischen Leistungen des großen Krieges. Dank seinem genialen Führer errang das bayerische Heer in diesen Jahren nochmals die hervorragende Tüchtigkeit und annähernd ebenso glänzende, wenn auch nicht so wirksame Erfolge wie in dem ersten Jahrzehnt des Krieges unter Tilly — Erfolge, die dem Feldherrn um fo hoher anzurechnen sind, als er durch die Notlage und immer wiederholte Befehle seines Fürsten auf die größte Schonung seiner Truppen angewiesen war. Welche Beliebtheit sich dieser Fremdling in Bayern errungen hatte, ward dem Marschall Gramont klar, als feilte Seiche1) nach Ingolstadt gebracht wurde. Als Stratege unübertroffen, als Taktiker mit allen Fortschritten der Kriegskunst vertraut, Meister in der Ausnutzung des Geländes, bei aller Strenge doch ein Vater seiner Soldaten, für deren Verpflegung er einsichtsvoll sorgte, ein lauterer und uneigennütziger Charakter, würde Mercy in den Blättern der Kriegsgeschichte wohl einen ebenso klangvollen Namen besitzen wie Tilly, hätte nicht die feindliche Kugel in Alerheim seinem Leben ein vorzeitiges Ende bereitet?) rj Beigesetzt in der Michaelskapelle der St. Moritzkirche ebendort.— Mercy entstammte einem lothringischen Adelsgeschlechte. 2) Der Herzog von Enghien, Mercys begabtester Gegner, hat dessen Feldherrn-befähignng anerkannt. Aus der Stelle, wo er gefallen, ließ er einen Denkstein setzen mit der Inschrift: „Sta viator, heroem calcas!“ — Adlzreiter nennt ihn „Ducem vinci ncscium“. Seine Büste ist in der bayerischen Ruhmeshalle aufgestellt.

2. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 607

1906 - München : Oldenbourg
128. Das Ende der dreitägigen Schlacht bei Beaugency-Cravant. 607 Dennoch wollte bei uns Bayern keine rechte Freude aufkommen. Wir hatten wieder am meisten verloren, nämlich 8 Offiziere und 320 Mann, und unsere Truppen waren auf Zahlen herabgesunken, die einfach eine jede größere Leistung für die nächste Zeit ausschlössen. Die meisten Bataillone mußten in zwei, eine ganze Neihe sogar in eine Compagnie zusammengestellt werden; viele Bataillone wurden von Leutnants, die Mehrzahl der Kompagnien von Feldwebels geführt trotz des nun auch für die erste Division angekommenen Ersatzes an Offizieren und Mannschaften und die Artillerie war selbst durch Ausgleich nicht mehr imstande jedes Geschütz mit der unbedingt notwendigen Bespannung und Bedienung zu versehen. Ich selbst habe in der Nacht zum 10. Dezember den Rapport der 3. Brigade ausgestellt. Er ergab 33 Offiziere, 123 Unteroffiziere und 2124 Mann. Unter letzteren befanden sich 102 Landwehrjäger, 603 ältere und 1298 Ersatzleute, welch letztere kaum drei Monat ausgebildet waren. So sah eine aus 7 Bataillonen bestehende, normal 160 Offiziere und 7000 Mann starke Brigade aus. Mit solchen Truppen haben wir wieder am 9. Dezember stundenlang fest und ruhig im ärgsten Feuer ausgehalten; mit solchen Truppen haben wir am 9. Banvert' und Villorcecm gestürmt, und mit solchen Truppen haben wir bewiesen, daß man die Bayern Physisch vernichten, niemals aber ihr soldatisches Ehrgefühl, ihre pflichttreue untergraben kann. Alles aber hat eine gewisse Grenze, und daß unsere physischen Kräfte nachließen — nachstehende Tabelle beweist, warum. Nach den Strapazen, Märschen und Gefechtsverlnften des November, als wir dachten, durch die 2. Armee abgelöst zu werden um uns zu erholen, trafen uns folgende Verluste: Gefecht bei Villepion . . . 1. Dez. 37 Offiziere 802 Mann Schlacht bei Loigny Ponpry . 2 100 „ 2203 „ Schlacht bei Orleans . . . 3. „ 3 „ 20 4. „ 9 „ 301 „ Gefecht bei Menng . . . 7. „ 8 „ 94 „ Schlacht b. Beaugency-Cravant 8., , 9., 10. Dez. 88 „ 1986 245 Offiziere 5406 Mann. „Somit hatte das 1. Korps in 10 Tagen 8 Gefechtstage und hierbei ein Dritteil der Mannschaft und mehr als die Hälfte der Jnfanterieoffiziere auf dein Schlachtfelde verloren." Von den Erfrorenen, durch Krankheiten und Marschstrapazen Zugrundegegangenen spricht man nicht einmal. In der Nacht zum 10. Dezember standen die 17. und 22. Division in erster Linie mit Vorposten von Beaugeuey über Clos Moussu bis Cernay, dahinter, bei und südlich Montigny, die Bayern und rechts von ihnen die 4., links die 2. Kavalleriedivision.

3. Lehrbuch der bayerischen Geschichte - S. 264

1868 - München : Lindauer
264 Bayern unter Maximilian I. wurde von der französischen Politik schlau benutzt, um den Kurfürsten von Bayern, der acht und zwanzig Jahre seinem Kaiser treu gedient, von diesem zu trennen. Am 14. März 1647 schloß der Kurfürst Maximilian zu Ulm mit Franzosen und Schweden einen Waffenstillstand, demgemäß diese alle Plätze in Bayern räumten, der Kurfürst aber alle Eroberungen in Schwaben herausgab und versprach, „die unter ihm stehende Reichsarmada" von des Kaisers Waffen abzuziehen. Hugo von Gel een, der bayerische Oberbefehlshaber, legte aus Ent- rüstung über diesen Schritt des Kurfürsten den Oberbefehl nieder und erklärte sich sogar bereit, trotz seines Ueberdrusses am Krieg beim Heer des Kaisers einzutreten. Johann von Werth hielt Maximilians Waffenstillstand mit den Franzosen, Schweden und deren Verbündeten für ein Unrecht, das ihn seiner Pflichten gegen den bayerischen Kurfürsten enthebe, und wollte mit seinen Soldaten zum Kaiser übergehen. Diese verließen ihn aber auf dem Marsch von Vilshofen nach Berlasreuth bei Paffau, da gewinnsüchtige Offiziere die 10,000 Thaler er- beuten wollten, die Maximilian auf Werths Kopf gesetzt hatte, und eine Meuterei gegen den ältesten Feldherrn Bayerns anzettelten. Mit Mühe rettete Werth fein Leben und sprengte mit dem ihm ergebenen Obersten Spork ohne Heer in's kaiser- liche Feldlager. Ferdinand Iii hob sogleich die bayerische Achtserklärung gegen Werth auf, schenkte ihm als Entschädig- ung für seine in Bayern consiseirtcn und verbrannten Güter die Herrschaft Benadeck in Böhmen und erließ ein öffentliches Abberufungsschreiben an alle Offiziere des bayerischen Heeres, das Maximilian in der Urkunde des Ulmer Vertrags im Widerspruche mit den Bestimmungen des Prager Friedens- schlusses eine „Reichsarmada" genannt hatte. Das von allen seinen Fürsten im Stiche gelassene deutsche Oberhaupt, Kaiser Ferdinand Iii, blieb aus dem Kampfplatze muthig und mannhaft unter den Waffen. Da der alte Gallas gestorben und der Erzherzog Leopold Wilhelm in den Nieder- landen als Feldherr nöthig war, erhob Ferdinand, entschlossen, den Krieg auch allein fortzuführen, den aus hessischen Diensten in kaiserliche übergetretenen General Mel ander (Holzapfel) zum

4. Lehrbuch der bayerischen Geschichte - S. 260

1868 - München : Lindauer
260 Bayern unter Maximilian I. Tief erschüttert von dem Elende, von welchem Deutschland mehr denn zwei Jahrzehnte heimgesncht war, glaubte Kaiser- Ferdinand Iii Alles aufbieten zu müssen, um Frieden herzu- stellen, und lud deshalb die Stände Deutschlands zu einer all- gemeinen Reichsversammlung nach Regensburg ein. Sie er- schienen in beträchtlicher Anzahl, theils persönlich, theilö durch ihre Gesandten vertreten. Aber auch dießmal traten die Welschen dem Gelingen des Friedenswerkes hindernd entgegen. Während der Kaiser mit den Ständen zu Regensburg die Mittel und Wege berieth, wie Frankreich zur Einstellung der Feindseligkeiten ver- mocht werden könne, vereinigte sich der französische Marschall Graf Guebriant mit Ban er und standen plötzlich (27. Ja- nuar 1641) vor Regensburg, um den Kaiser sammt allen Reichssürsten auszuheben. Die unerwartete Erscheinung des schwedisch-französischen Heeres vor der Stadt, die weder zureichende Besatzung noch genügende Vertheidigungsniittel hatte, erfüllte Alles mit Furcht und Angst, nur Einer, der Kaiser, ließ das Vertrauen nicht sinken. Während er seinem Bruder Leopold Wilhelm deu Befehl zugehen ließ, gegen den Feind eiligst heran- zuziehen, löste plötzlich eintretendes Thauwetter die von den Feinden beim Angriffe auf die Stadt als Brücke benützte Eisdecke dex Donau und die anrückenden kaiserlichen Truppen zwangen die fr an z öfisch - sch w e d i sch - Alli ir te n zum Rückzuge, nachdem Bauer im Zorne und Unmuth 500 Kanonenkugeln in die Stadt gesendet hatte. Der Erzherzog Leopold Wilhelm und Pic- colomini sagten die Feinde nach Sachsen und durch dieses Land bis nach Halber st a dt, wo Bauer, dieser gewaltige Krieger, am 20. Mai 1641 starb. An seine Stelle trat im Oktober 1641 General Bernhard Torstenson, dessen feuriger Geist von der Sänfte aus, in der sein siecher Körper getragen werden mußte, die Truppen in beflügelte Bewegungen versetzte. Er brachte die ganz verwilderten Horden Baums rasch in Ordnung, versammelte seine Macht im Lünebürg ischen und zog den General Stal- hantsch an sich. Mit diesem zog er nach Schlesien, nahm am 4. Mai 1642 G log au im Sturm und kurz darauf Schweidnitz. Von da brach Torstenson in Mähren ein, eroberte Olmütz und schickte sich an, den Krieg in des Kaisers Erblande zu tragen, mußte sich aber vor den überlegenen Streit- kräften des Erzherzogs Leopold Wilhelm und Piccolomini's durch Schlesien und die Oberlausitz nach Sachsen zurückziehen. Hier setzte er, durch die Truppen des schwedischen Generals Wränget verstärkt, bei Torgau über die Elbe und bedrohte Leipzig, in dessen Ebene er den immer nachsetzenden General- Feldmarschall Piccolomini schlagfertig erwartete. Der Etz-

5. Lehrbuch der bayerischen Geschichte - S. 65

1889 - München : Lindauer
65 fhrte Maximilian ganz Obersterreich zum Gehorsam zurck. Maximilian zog hierauf nach Bhmen und schlug am weien Berge bei Prag am 8. November 1620 das Heer Friedrichs in einer Stunde vollstndig. Beim Gast-mahl sitzend, vernahm Friedrich den Anfang und den Aus-gang der Schlacht. Er floh eiligst nach Holland, ward in die Reichsacht erklrt und verlor alle Lnder und Wrden. Die Union lste sich auf, um nicht in das Geschick des ge-chteten Kurfrsten verflochten zu werden. Den Vollzug der Reichsacht bertrug der Kaiser dem Herzog Maximilian, dessen Feldherr Tilly mit ligistischen und spanischen Truppen die pflzischen Lnder des flchtigen Kurfrsten an der Donau und am Rhein eroberte. Die reiche Heidelberger Bibliothek machte Herzog Maxi-milian dem Papste Gregor Xv zum Geschenke.*) Auf dem Reichstage zu Regensburg 1623 erhielt'maximilian von Bayern, dem nach der Schlacht am weien Berge fter-reich fr seine Kriegskosten (13 Millionen Gulden) verpfndet worden war, die pflzische Kur wrde mit dem Erztrnch-sessenamte sr seine Person auf Lebensdauer, derkurfrft von Sachsen bekam die Lausitz. 5>er dnische Krieg, 1625-1629. Das harte Geschick Friedrichs V bewog dessen Schwager, den König Christian Iv von Dnemark, an der Spitze eines Heeres in Deutschland einzufallen. Inzwischen hatte Albrecht von Waldstein oder Wallenstein, spter Herzog Friedland in Bhmen, fr den Kaiser ein Heer von 40,000 Mann geworben und der dasselbe den unumschrnkten Oberbefehl erhalten. Wallenstein schlug den Grafen Mansfeld bei der Dessauer Brcke, folgte dem Flchtigen bis nach Ungarn und vereinigte sich nach seiner Rckkehr mit Tilly, der mittler-weile den König Christian Iv bei Lutter am Barenberge 1626 geschlagen hatte. Beide eroberten Holste in, und Wallen-stein allein Schleswig und Jtland. Die beiden Herzge ) Papst Pius Vii hat 1815 einen Teil dieser Bibliothek zurck-gegeben. Sattler, Lehrbuch der bayerischen Geschichte. 5

6. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 41

1914 - München : Oldenbourg
— — hervorbrachen, die Umgegend plünderten und deren Bewohner auf Lösegeld gefangen wegführten. Diesem Unwesen zu steuern, zog Bischof Gerhard an Pfingsten ^393 vor das Raubschloß, belagerte dasselbe mit allem Kraftaufwands vermochte es aber nicht zu erobern und mußte an 5t. Michaels-Tag nach manchen Verlusten wieder abziehen. 3. 3m Freigerichte Alzenau finden wir in der unruheoollen Zeit Deutschlands nicht wenige Ritter, die plündern und Hauben als einträgliches Gewerbe betrieben. Besonders waren es die Herren von Bonneburg, die viele der Märker in ihren Wohnungen anfielen und plünderten, oft zu Fehde zogen, Steuern erpreßten und das Ländchen feindlichen Reisigen preisgaben, obwohl in ihrer „edelsten" Z}and das Amt des Landrichters ruhte. Wiederholt setzten deshalb die freien Märker diese unwürdigen Vögte ab (H36l[ und ^386). Aber auch nach dem Aussterben dieser Familie nahmen die Räubereien kein Ende. Die Schelrisse von Wasserlos, die Herren der Womburg bei Mömbris und Ulrich von Bergheim auf Z?üttelngefäß waren kecke Stegreifritter und vergewaltigten Bauern und Bürger, Kaufleute und pilger, so daß König Ruprecht in Verbindung mit den benachbarten Reichsstädten Ruhe schaffen mußte. Am Sonntag, den 22. Februar ^05, wurden die Burgen der Strauchritter von Reisigen eingenommen und verbrannt. Damit war den raublustigen Rittern für längere Zeit das Handwerk gelegt. 4. Aus fehdereicher Zeit. Au Beginn des ^5. Jahrhunderts herrschte in Franken auf den Straßen große Unsicherheit, allenthalben hörte man von Mord, Raub und Brandschatzung. Um diesem Übel zu steuern, schlossen die fränkischen Bischöfe, der Abt von Fulda, der Burggraf von Nürnberg und Abgesandte der fränkischen Reichsstädte im )ahre ^03 zu Mergentheim ein Bündnis, „Landfriede zu Franken" genannt. Aus den Bestimmungen des Vertrages kann man auf die Vergehen gegen Person und (Eigentum sehr leicht Schlüsse ziehen. So mußte ein Artikel vorschreiben: Alle pilger und Wallfahrer, die Kaufleute und die Ackerbauer, welche Feldfrüchte und Edein bauen, sollen in ihren Wohnungen und Gewerben sicher sein; frei sollen sein alle Straßen, Kirchen, Klöster, Geistliche, Kaufleute, Kirchhöfe, Mühlen, Pflüge mit ihren Pferden, Gchsen und Zugehör, alle Ackerleute und Weinbauer. Wer diese beschädigt, soll als Verletzer des Landfriedens und Räuber bestraft werden. Bald mußte denn auch der Bischof von Würzburg gegen Landfriedensbrecher zu Felde ziehen. Noch im gleichen )ahre belagerte er das Raub-schloß Werberg, dessen Inhaber die Stiftsuntertanen in den Ämtern

7. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 107

1914 - München : Oldenbourg
— 107 — und 200 Rinder. Auch 16)8 zog er in aller Gemächlichkeit durch das Frankenland gegen Sauern. Als dann der Friede geschlossen war, brachte die Zahlung der hohen Friedensgelder dem verarmten £aride nochmalige drückende Tasten. 21. Kriegsnot am Untermain. Schon der Schmedeneinfall hatte dem Lande am unteren Dt am Kriegsbedrängnisse in Menge gebracht. Die eigentlichen und schrecklichsten Drangsale begannen aber erst, als «Truppen beider Parteien zu gleicher Zeit am Untermain ihre Standlager aufschlugen. Lüde 163) rückten kaiserliche Truppen in das Freigericht. )n Hanau und Seligenstadt lagen Schweden, die häufig Streifzüge in den Spessart unternahmen. Die Bevölkerung litt unsagbar. „Es war eine jammerreiche Leidenszeit für die Gegend. Überall im Freigericht lagen kaiserliche Truppen, die das Land verwüsteten, Dörfer verbrannten und die Saaten des fruchtbaren 1635 ten Jahres mit allem Mutwillen, besonders in der Nähe von Hanau, zugrunde richteten. War doch der kaiserliche General Götz zu dem Zwecke in die Gegend gekommen um durch Verwüstung der Ernte in der Umgegend die Stadt Hanau auszuhungern. 3 hm folgte General Lamboy. Das Elend auf dem platten Lande dauerte so lange, bis Lamboy durch den Landgrafen Wilhelm von Hessen am 13. )uni 1636 geschlagen und Hanau entsetzt wurde. Hungers- und Kriegsnot herrschte; die widerlichsten Dinge wurden verspeist, sogar von Menschenfresserei meldet die Geschichte. Entsetzlich räumte der Tod unter den entkräfteten Bewohnern. Weiterhin wurde das Freigericht der Tummelplatz der beiden Parteien. ^637 wurde Seligenstadt von den Kaiserlichen belagert und eingenommen. 3m 3uni 16)5 marschierten bayerische Truppen durch das Freigericht. 16)6 brachte der )uni kaiserliche Einquartierung und neue Leiden. Am 18. August 16)6 lagerten schon wieder französische Truppen bei Kahl und Dettingen, am 21. August ließ der französische Führer Du Passage Seligenstadt plündern. Krieg und Seuche hatten alle Familienbande zerrissen. Die Gegend glich einer völligen Wüste. Wo früher Menschen wohnten, hatten jetzt Raub- und andere wilde Tiere ihre Lager. Zog sich das Kriegsgetümmel nach entfernteren Gegenden, so krochen die halbverhungerten Einwohner aus ihren Zufluchtsörtern hervor um sich ein weniges Feld zur ärmlichen Nahrung anzubauen, ©ft geriet es ihnen, in den furchtbaren Jahren 1636, 38 und Ho etwas zu erhaschen, oft auch mußten sie die Ernte herumziehenden Freibeutern traurig überlassen.

8. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 97

1914 - München : Oldenbourg
— 0)7 — damit sie das Feld baueten, in Summa nichts ist in der ganzen pfarr als Jammer und Not, indem sie nicht die groben Gleiekuchen zu essen haben, auch viele wegen Hungerleiben in Ohnmacht fallen. 163^ zogen die in Bamberg liegenden Schottländer im Amt Raueneck den Leuten sogar die Kleider vorn Leibe. Ebern und das ganze Amt Raueneck waren schon \632 von Bamberg her durch den Feind mit täglichen Einfällen, Rauben, Morden, plündern, Sengen und Brennen vielfältig heimgesucht worden. Getreide und Vieh waren vollständig hinweggenommen. vom v bis 5. April *634 wurde Ebern fünfmal geplündert. 3n den folgenden fahren nahmen Einquartierungen, Brandschatzungen und Raub und Mord kein Ende, viele Ortschaften lagen wüst. )n pfarr-weisach war *63^ infolge der Ausplünderungen nicht das geringste Stücklein Vieh noch einiges Getreide zur Aussaat aufzufinden. Burgpreppach und llschersdorf waren am 29. November *632 nach der Plünderung niedergebrannt worden. Der Feind führte 300 Stück Vieh hinweg. 3n Leuzendorf war *635 Krieg, Teuerung und pest. )n Gemeinfeld sind auch die Kaiserlichen zweimal eingefallen, haben den ganzen Sommerbau Tag und Nacht dreschen lassen und mitfortgeführt. Die Bauern sind in den meisten Dörfern von Haus und Hos gezogen und haben die Felder öd liegen gelassen. Die Einwohner von Neußig hielten sich sieben Wochen im Bramberger Wald auf und konnten sich des Hungers nicht erwehren." — (Senug der grausen Kunde! Nur bte Ortsnamen ändern sich, das Bild bleibt das gleiche traurige überall: Greuel, Verwüstung, Verödung, Hunger, Seuchen und Tod.---------------- 13. Schwedennol in Würz bürg. Die Stadt Würzburg seufzte unter dem Drucke besselben traurigen Schicksals wie das platte Land. Allen Stiften, Klöstern und Spitälern würden Silbergerät und anbere wertvolle Gegenstänbe, Bibliotheken und wein- und Getreibevorräte weggenommen, was der Solbat nicht pliinberte, stahl der pöbel. vergrabenes Gelb würde von den Schweden balb entbeckt. Die Armenhäuser würden ausgeraubt, so daß den Pfrünb-nern nicht einmal Brot und wein mehr gereicht werben konnte. Das Iuliusspital mußte neben den erkrankten schwebischen Soldaten noch ein ganzes Regiment gesunber Fußtruppen verpflegen. Doch schonte Gustav Aböls die Güter dieser milben Stiftung wegen der im Stiftungsbriefe des Fürstbischofs Julius enthaltenen schweren Drohworte gegen die Verderber seiner frommen Anstalt. J>n die Hauptstabt brängten sich die vornehmen Offiziere um sich zu bereichern und sie auszusaugen. Der Offizier wie der gemeine Solbat forberte mit Ungestüm gutes Essen und Trinken im Überfluß und reich* liches Futter für seine pferbe und plünberte babei, was er im Hause Eichelsbacher, Bilder aus Frankens Vergangenheit. ^

9. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 103

1914 - München : Oldenbourg
— 103 — 2lm 23. Dezember mittags zwischen l und 2 Uhr kam der Fürstbischof Franz von Hatzfeld von Rarlstadt her in seiner Hauptstadt wieder an, nachdem er über drei Jahre abwesend war. Die schwedische Besatzung auf dem Marienberg zog am 18. Januar 1635 ab und wurde auf dem Maine nach Frankfurt verbracht. 17. Die Festung Königshofen. Schon um 1500 wurde die Stadt Königshofen im Grabfeld mit .Festungsmauern umgeben, die in der Folgezeit bedeutend verstärkt wurden. Als der Schwedenkönig Gustav Adolf im Oktober 1631 vor den Wällen erschien, übergab der Kommandant Tobias Eberlein die Festung, in der 300 Mann Besatzung lagen, ohne ernsten widerstand. Die Schweden behandelten die Einwohner als Feinde, sie brannten und plünderten. Von den ungeheuren Lasten, welche die fremden Gäste der Stadt brachten, gewinnt man einen Begriff, wenn man die Zahlen sprechen läßt. 19 7 50 fl. erforderte die Verpflegung der Besatzung vom 9. Oktober 1.631, bis v Mai 1632, 5000 fl. Kontribution wurden erhoben, 1073 fl. an die Gastwirte für Zehrung gezahlt, 1030 fl. den Offizieren „verehrt". Um Geld aufzutreiben, mußte die Stadt alles verarbeitete Silber von ihren Einwohnern einsammeln, wobei 119 silberne Becher und 28 Löffel zusammenkamen. Neben diesen ungeheuren Leistungen waren monatlich noch 400 Reichs» taler Kontribution zu entrichten. Die Schweden, die in einer Stärke von 450 Mann in der Festung lagen, begannen alsbald die Werke auszubauen und brachen deshalb 40 Häuser der Dorstadt ab, deren holz zu Staketen und Palisaden Verwendung fand. Bis zu 60 Familien wurden dadurch obdachlos und mußten bei den übrigen 2)0 Haushaltungen der Stadt Unterkunft suchen. 4 )ahre und 2 Monate dauerte die feindliche Besetzung, während der ein Auflauf in der Stadt durch Tötung von sechs Einwohnern gerächt wurde. Als nach L>em Abzüge der Schweden kaiserliche Völker in der Festung lagen, dauerten i>ie Leiden fort, denn die Manneszucht der kaiserlichen Völker war weitaus schlechter als die der Schweden. Gleich nach Beendigung des Dreißigjährigen Krieges bauten die Bischöfe ihre Grenzfeste nach den Regeln der neuen Festungsbaukunst um, eine Arbeit, die wie bei der Hauptstadt nur langsam vorrückte und erst unter Franz Ludwig von Erthal beendigt wurde. Die in einem Rechteck angelegte Stadt war dann ganz mit Wällen und Gräben umgeben, von denen weitaus der größte Teil unter Wasser stand. Der innere Umfang der Wälle betrug 1830 Schritte. Die Festung hatte vier Bastionen, das Schloß-, Kloster-, Lärmen- und Spitalbollwerk an den vier Ecken, zwei Schanzen, zwei Hornwerke an den beiden Toren und mehrere Erdschanzen. 3n den Hornwerken befanden sich die Pulvermagazine und auf dem walle drei Zeug- und Hüsthäuser. Auf den wall

10. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 134

1914 - München : Oldenbourg
— *34 — Erregt harrten die Bauern der Dinge, die da kommen sollten. Da erschien eine kleine französische Abteilung unter einem Major irrt Dorf um zu fouragierert. während die Mannschaft wartete, ging der Schultheiß mit dem Offizier in den Erthalschen £?of, wo sich das gemeindliche Baser-magazin befand. Indessen scheinen die Soldaten die Däuser plündernd durchsucht zu haben. Die von den vorhergegangenen Drangsalen erbitterten Bauern fielen über die piürtderer her, töteten einige und trieben die anderen in die Flucht gen Hammelburg zu. Auf ihrem Rückzug statteten die Franzosen der Kessenmühle einen Besuch ab. Deren Bewohner flohen in größter Hast den Berg hinan und waren bald im Nebel verschwunden. In der Überstürzung aber vergaßen die Müllersleute, ihre beiden Knaben von 5 und 7 fahren mitzunehmen. Die Franzosen schlugen in der Mühle alles zusammen, schnitten die Betten auf, streuten die Federn umher und eigneten sich Geld und Wertsachen an. Den beiden Kindern jedoch taten sie nichts zuleide. Die Soldaten nahmen die Kleinen mit nach Z?ammelburg und übergaben sie einem dortigen Bürger. Inzwischen kam der Major von der Besichtigung des Bafermagazirts zurück. Bei Baus Nr. 83 umringten ihn die wütenden Bauern. Der Offizier wollte die erregte Menge begütigen. (Einer der Bauern jedoch schlug ihn nieder, worauf der fanatisierte Bause das unglückliche Opfer der Volksjustiz zur „Tränk" schleifte, in die Cehulba warf und mit Mistgabeln so lange unter Wasser hielt, bis das letzte Todesröcheln verstummt war. Seiner Mutter habe er noch im letzten Augenblick gedacht, erzählten später die Leute, die den Aufschrei zu Gott „o mon Dien l“ nach ihrer Art deuteten. Sofort gingen nun (Eilboten in die Dörfer des oberen Thulbagrundes um die dortigen Bewohner zur Bilfe im Kampf gegen die Marodeure herbeizurufen. Bereitwillig sandten Obererthal, Cehulba, Frankenbrunn und Reit bewaffnete Mannschaft nach Untererthal. So verstärkt, erwarteten die Bauern in zuversichtlicher Stimmung die Ankunft weiterer Banden. Denen wollten sie schon zeigen, wie derbe Bauernfäuste Haus und Hos zu verteidigen wissen! Daß beinahe die ganze französische Armee nahte, davon hatten sie allerdings keine Ahnung. Die verscheuchten Soldaten meldeten dem bereits in Bammelburg angelangten General Iourdan den Überfall in Untererthal. Dieser sandte daraufhin eine starke Truppe um das Dorf zu stürmen und die Erschlagenen zu rächen. Die bei Untererthal versammelten Landleute bemerkten die nahende Streitmacht der Feinde rechtzeitig. Aber immer noch in dem Wahn befangen, nur einen Sausen zuchtloses Gesindel vor sich zu haben, setzten sie sich energisch zur Wehr. Als jedoch die geschulten Soldaten entschlossen gegen die Verteidiger vorgingen, brach der Widerstand schnell zusammen. 3n wilder Flucht liefen die Bauern auseinander, nur darauf bedacht, das Leben zu retten. Die Franzosen schossen nieder, was ihnen vor die Flinte kam. Auf dem „Steinlich" versuchte ein mutiges Bäuflein nochmals
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