Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 344

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
344 die Gesammtheit der ewigen Gesetze, die er dem Ganzen als Bedin- gung des Daseins gegeben hat, wonach eben das Lebendige immer von neuem gleichartig sich verjüngt, das Unlcbendige in stets wechselnden wan- delbaren Formen des Stoffes erscheint. Unseren Sinnen sind die Erschei- nungen und Gestalten der Natur, unserem Geiste, wenn wir ihn ausgebildet haben, die ewigen Gesetze der Natur verständlich— unbegreiflich aber bleiben uns beide. Je besser wir das Verständniß der Natur uns schaffen, desto inniger beten wir an vor den Wundern der Allmacht, welche diese ewigen Gesetze gab, und deren Willen sie vor unseren Augen darstellen. Aus diesem Grunde nennt der Mensch endlich nicht bloß die Dinge dieser Welt, nicht bloß die einem jeden derselben innewohnenden Gesetze des Daseins Natur, sondern Mutter Natur nennt er auch wohl den ewigen Urgrund aller Dinge, den allmächtigen Gott, der alle Dinge geschaffen, alle diese Gesetze gegeben hat, die zusammen eine Seite seines heiligen Willens darstellen. Dabei vergesse man aber nie, daß der Forscher, wenn er von der Natur als einer lebendigen und gleichsam persönlichen Kraft spricht, nichts anderes meint, als Gottes allmächtigen und ewigen Willen, nichts anderes, als den Schöpfer selber, der noch immer in allem, was uns umgiebt, fortwirkt; denn in ihm leben, weben und sind wir. Oft. Der Löwe. Ein einziger Blick auf den Leib des Löwen, aus den Ausdruck seines Gesichtes genügt, um der uralten Auffassung aller Völker, welche das könig- liche Thier kennen lernten, von Grund des Herzens zuzustimmen. Der Löwe ist der König der Naubthiere, ist der Herrscher im ganzen Reiche der Säugethiere. Der Löwe ist auch deshalb leicht von sämmtlichen übrigen Katzen zu unterscheiden. Seine Hauptkennzeichen liegen in dein stark ge- bauten, kräftigen Leibe mit der kurzen, glatt anliegenden, einfarbigen Be- haarung, in dem breiten kleinäugigcn Gesicht, in dem Herrschcrmantel der wallenden Mähne, welcher sich um seine Schultern schlägt, und in der Quaste, welche seine Schwauzspitze ziert. Im Vergleich mit den anderen Katzen ist der Rumpf des Löwen kurz, der Bauch eingezogen, und der ganze Körper erscheint deshalb wohl kräftig, nicht aber plump. Die Augen sind klein und haben runde Sterne, nicht lange wie bei der Katze; die Schnurren sind in sechs bis acht Reihen geordnet. Vor allem ist es die Mähne, welche den männlichen Löwen auszeichnet und ihm das stolze königliche Ansehen giebt. Ein Königsmantel, dicht und schön, umwallt de« Löwen Brust als Mähn'; eine Königskrone wunderbar, sträubt sich der Stirne straffes Haar. Diese Mähne bekleidet in vollster Ausbildung den Hals und die Vor- derbrust, hat aber so verschiedene Gestaltungen, daß man aus ihr allein das Vaterland des Löwen, von dem cs doch nur eine einzige wirkliche Art giebt, mit Leichtigkeit erkennen kann.

2. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 348

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
— 348 — • , • ■ • * an die Dörfer, ja selbst an die Städte heran. Die schilfbewachsenen Ufer der Flüsse, die ungeheuren schilsartigen Bambusgebüsche und andere Dickungen sind seine Lieblingsplatze. Er hat alle Sitten und Gewohnheiten der Katzen, aber sie stehen bei ihm im gleichen Verhältniß zu seiner Größe. Seine Bewegungen sind jedoch ebenso anmuthig wie die kleinerer Katzen, und dabei ungemein rasch, gewandt und zugleich ausdauernd. Er schleicht unhörbar dahin, versteht gewaltige Sätze zu machen, klettert trotz seiner Größe rasch und geschickt an Bäumen empor, schwimmt meisterhaft schnur- gerade über breite Ströme und zeigt dabei immer die bewunderungswürdigste Sicherheit in der Ausführung jeder einzelnen Bewegung. Er ist kein eigentliches Nachtthier wie der Löwe, sondern streift, wie die meisten Katzen, zu jeder Tageszeit umher, wenn er auch den Stunden vor und nach Sonnenuntergang den Vorzug giebt. An Tränkplätzcn, Landstraßen, Dorfwegen, Waldpfaden und dergleichen legt er sich auf die Lauer; am allerliebsten in dem Gebüsch an den Flußusern, weil hier ent- weder die Thiere zur Tränke kommen oder die Indier herabsteigen, um ihre frommen Uebungen und Waschungen zu verrichten. Eigentlich ist kein Thier vor dem entsetzlichen Räuber sicher; er greift selbst den jungen Ele- phanten und das junge Nashorn an, wenn er sich auch an die alten Thiere nicht wagt und einem ausgewachsenen Elephanten unterliegen muß. Sämmtliche Säugethiere, vielleicht mit Ausnahme der anderen Raubthiere und der übrigen Katzenarten, fallen ihm zur Beute, und er stürzt sich eben- sowohl auf die stärksten, als auf die schwächsten. Außerdem holt er sich auch aus der Klasse der Vögel, ja selbst aus der Klasse der Lurche hier und da eine Beute. In denselben Dickungen, in welchen er sich aufhält, woh- nen auch viele Hühnerarten, namentlich die Pfauen. Gerade sie haben es sehr häufig mit den Tigern zu thun und kennen ihn deshalb genau. Sie werden auch gewöhnlich zum Verräther des still dahinschleichcnden Raub- thieres, indem sie entweder geräuschvoll auffliegen und Schutz vor ihm suchen oder, wenn sie bereits gebäumt haben, ihre weittönende Stimme aus- stoßen, den übrigen Geschöpfen gleichsam zur Warnung. Auch die Affen verleiden ihm oft seine Jagd. Der Tiger belauert und beschleicht schlangenartig seine Beute, stürzt dann pfeilschnell mit wenigen Sätzen auf dieselbe los und schlägt die Kral- len mit solcher Kraft in den Nacken ein, daß auch das stärkste Thier sofort zu Boden stürzt. Die Wunden, welche er schlägt, sind immer außerordent- lich gefährlich; denn nicht bloß die Nägel, sondern auch die Zehen dringen bei dem fürchterlichen Schlage ein. Ein Tiger, welcher bei dem Marsche eines Regiments ein Kameel angriff, brach diesem mit einem Schlage den Schenkel. Ein anderer soll sogar einen Elephanten umgeworfen haben. Pferde, Rinder und Hirsche wagen gar keinen Widerstand, sondern ergeben sich, wie der Mensch, schreckerfüllt in das Unvermeidliche. Bloß die muthigen männlichen Büf- fel gehen zuweilen auf den Tiger los und wissen ihm mit ihren tüchtigen Hörnern auch erfolgreich zu begegnen. Deshalb betrachten sich die in-

3. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 397

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
397 Baume suchen, hört mau zugleiäs ein eigenthümlich langsames Dahinstreifen zwischen dem halbgedörrten Laube, und wenn man den wellenförmigen Be- wegungen die Blicke zuwendet, sieht mau die Boa, wie sie sich an einem starken Baumstamm hinaufschlängelt, wie sie sich zuerst langsam, dann rascher dehnt und schließlich schnell wie ein Wurfspieß mit dem Kopf in die Ferne schießt. So wie die Schlange erwacht und ihre Bewegungen beginnt, suchen alle kleinen Reptilien und Jnsecten zu entfliehen, aber durch eine unbezwingliche Furcht festgebannt, vermögen sie nur einige krampfhafte Be- wegungen zu machen und stürzen fast sich selbst in den göffneten Rachen des Thieres. Aber nur dann füllt sich das träge Thier den Bauch mit Tausenden von Jnsecten, wenn es ihm nicht gelang, einen Büffel oder ein anderes großes Thier zu erhaschen. Der Büffel ist die gewohnte Nahrung dieser Schlange. So wie sie ihn von der Seite her gepackt hat, schleift sie das starke Thier nach einer dichten Stelle des Waldes und erstickt es durch ihre Umwindungen trotz seines starken Knochenbaues, unter stöhnendem Gebrüll des Opfers. Wenn sie die Knochen -des Thieres zerbrochen, überzieht sie es mit ihrem Geifer, knetet und dehnt es in die Länge. Nun läßt sie los, legt sich aus- gestreckt dem Kopfe des todten Büffels gegenüber, öffnet ihren Rachen, dessen Dehnbarkeit jede Vorstellung übersteigt, preßt alle Ringe fest an einander und zieht so gewissermaßen das Thier in sich hinein. Ist der Büffel etwa zur Hälfte verschlungen, so beruhigt sich die gefräßige Boa, wird träge, schläft ein wie ermattet vom Kampfe und mit dem halbver- schlungenen Thiere im Rachen. In diesem Zustande ist sie leicht zu tödten. Die Jäger knien nieder zu beiden Seiten des Thieres vom Kopf an in langer Reihe, legen ihre vergifteten Pfeile auf den Bogen und schießen auf ein gegebenes Zeichen alle zugleich. So tödten die Malaien auf Timor die Boa, so oft ihnen das ängstliche Gebrüll der Büffelherde verkündet, daß einer von ihnen durch die Boa geraubt sei. Jede andere Jagd ist zu gefähr- lich , denn die Kugel vermag das stets sich windende Thier gewöhnlich nicht zu treffen und besonders nicht tödtlich zu treffen, und die nach allen Seiten sich hinschleudernde Schlange ergreift ihren Gegner aus weiter Ferne. Nur indem man sie mit Feuer umzingelt und in der Mitte zusammenbrennt, ist der kampffähigen Schlange der Tod zu bringen. Zuweilen wagt sich die Schlanze aus den Wäldern über die Ebene nach den Wohnungen der Menschen hin, dann schleicht sie, unter Gebüsch und Erdvorsprüngen sich verbergend, ebenso vorsichtig näher, als der Tiger oder der Schakal, dem Orte zu, wo sie angreifen will. Im Augenblicke des Angriffs aber packt sie in raschem Wurf ihr Opfer, indem sie vorwärts, rückwärts, hin und her gleichsam taumelnd den Vorderkörper schleudert, einer lebhaft züngelnden Flamme vergleichbar. Um sich selbst gegen diese Gefahr zu sichern, binden die Menschen in der Nähe ihrer Wohnung einen Büffel mit Stricken, die durch die Nase gezogen sind, fest an einen Baum und werden so zugleich Herren der Schlange. Ist die Boa aber vom hef- tigen Hunger geplagt, dann geht sie schneller zu Werke. Dann läßt sie alle Vorsicht bei Seite, rasch und entschieden ist dann ihr Lauf, stolz schwingt

4. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 352

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
352 Gefährlichkeit auch den größten Tigern verhältnismäßig gleich zu achten, und ihr wildes Ebenbild, die noch in allen deutschen Wäldern hausende Wildkatze, ist ein von Mensch und Thier gefürchtetes Wesen. Die Lebensart der Hauskatze ist zu bekannt, als daß sie hier aus- führlich anzugeben wäre. Sie zeigt nicht sowohl Anhänglichkeit an den Menschen, als an die Wohnung, in welcher sie auferzogen wurde, und man hat nur wenig Beispiele, daß sie dem Menschen sehr zugethan und treu ergeben war. Die Katze ist ein äußerst reinliches Thier und macht hierin keine Ausnahme von ihrem ganzen Geschlechte; sie liebt und erträgt keine Nässe, und die Katzen, welche Fische fangen, sind äußerst selten. Der größte Nutzen, den sic den Menschen leisten, ist das Wegfangen der Mäuse, weniger der Ratten, an welche nicht alle Katzen gehen. Obgleich sie zu diesem Zweck besser, als alle Gifte und Fallen wirken, sollte man sie doch weder in Wohnstuben noch in Schlafstuben dulden, denn man hat höchst traurige, wiewohl seltene Beispiele, daß sie kleine Kinder jämmerlich zerfleischten, oder, indem sie Wärme suchten, sich quer über das Gesicht schlafender Kin- der legten und diese erstickten. 73. Der Wolf. Die Raubthiere, welche wie der Fuchs und der Wolf im Bau ihres Körpers und in den natürlichen Anlagen dem Hunde, dem treuen Gefährten des Menschen auf Erden, ähnlich sind, finden sich über den ganzen Erdball verbreitet, selbst in Australien, wo das Katzcngeschlecht vollständig fehlt. Die Arten der Hundethiere sind oft schwer von einander zu unterscheiden; nur eins von ihnen, der Steppenhund, durch seine wunderbar bunte Far- benzeichnung charakterisiert und durch seine Gewohnheiten den Hyänen verwandt, bildet eine Art Uebergang zu diesen und unterscheidet sich merk- lich von anderen Hunden. Der bekannteste von allen wilden Hunden ist • der Fuchs, den seine Schlauheit zum Liebling des Volkes gemacht hat. Wichtiger aber in seiner Eigenschaft als ein dem Menschen und seinen Hausthieren gefährlicher Räuber ist vor allen Dingen der Wolf, der auch die bewohntesten Gegenden Deutschlands noch immer in Schrecken setzt. Er hat die Größe eines großen Fleischerhundes und ist von blaß grangelblicher Farbe, welche mit vielem Schwarz gemischt ist. Hinter den Ohren ist er rostfarbig und auf den Wangen schwarz gestreift; auf den Vorder-, öfters auch aus den Hinterfüßen hat er einen schwarzen Streifen. Der Schwanz ist buschig und geradeaus stehend. Man findet ihn in ganz Europa, ausgenommen in England und Irland, wo er seit Jahrhunderten gänzlich ausgerottet ist; auch zeigt er sich in Afrika bis nach Aegypten; in Amerika scheint er durch verwandte Arten ersetzt zu sein. Er ist das schädlichste, gefräßigste und, wenn hungrig, ein wahrhaft fürchterliches Raubthier, das in Europa allen Thieren, den Menschen nicht

5. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 357

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
357 Kindern die Körbe mit Erdbeeren ausgeleert, ohne ihnen Schaden zuzu- fügen. Honig ist ihm der größte Leckerbissen, und auf diese kleine Lieb- haberei gestützt, hat man mehrere sehr sinnreiche Fangarten erdacht. Man macht nämlich in Rußland eine Honigspur bis zu dem Baume, der einen Bienenstock enthält, und befestigt an ein Seil einen tüchtigen Klotz, welcher dann vor dem Eingang wie ein Pendel hängt. Der Bär, sehr vergnügt, den Baum mit seinen Leckerbissen gefunden zu haben, besteigt solchen, findet aber jene zu seinem Leidwesen versperrt. Da er nun bemerkt, daß der Klotz beweglich ist, giebt er demselben einen tüchtigen Stoß, daß er davon fliegt. Der aber kommt wieder und versetzt ihm einen derben Schlag auf das Gesicht; darüber brummig, schleudert er ihn noch weiter, allein die Schläge werden immer heftiger, bis sie ihn besinnungslos in die unter dem Baum eingebohrten spitzigen Pfähle stürzen. Fehlt ihm Pflanzennahrung, so wird er in Folge seiner Stärke zu einem schädlichen Raubthier; denn er greift dann die größten Thiere an und verursacht z. B. aus den Alpen großen Schaden. Er geht oft auf ganze Herden von Kühen los, die er so lange herumhetzt, bis ihm eine zur Beute wird, indem er sie erhascht oder in einen Abgrund stürzt. Auch schleicht er bei nebeliger Witterung unter die Herde und springt, weil er die Hörner fürchtet, einer Kuh auf den Rücken, die er am Halse so lange würgt, bis sie ermattet zusammenstürzt. Seine Lieblingsstücke sind dann die Euter und die Nieren, die er zuerst frißt. Den Rest vergräbt er, um ihn, wenn er keinen frischen Raub auftrciben kann, die nächste Nacht wieder aufzusuchen. Die Pferde treiben ihn öfters durch Ausschlagen und Beißen zurück, weshalb er sie nur, wenn ihn der heftigste Hunger plagt, anfallen soll. 78. Der Winterschlaf. Bei der allmählichen Ausbreitung der Thiere und Gewächse näherten sie sich nach und nach den Polen und kamen in Gegenden, wo die Kälte sie einen Theil des Jahres, vielleicht mehrere Monate hindurch, ver-

6. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 362

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
362 — wandte derselben in den siiszen Gewässern der anderen Welttheile. Sie schwimmen mit groszer Gewandtheit und Biegsamkeit, haben für diese Bewegung einen platten Kopf und Schwanz, sehr schlichtes Baar, das köstliche Pinsel liefert, und Schwimmhäute zwischen den Fiiszen. Nach kurzem Aufenthalt in der Tiefe müssen sie immer wieder Luft schöpfen. Im flachen Wasser jagen sie die Fische gesellig, treiben sie in Buchten und Löcher zusammen und morden dann hach Herzenslust, weit mehr, als sie fressen können. Die kleineren Fische-fressen sie sofort, die gröszeren verzehren sie am Lande und kneifen dabei wie eine Katze die Augen zu. Im tiefen Wasser tauchen sie bis unter den Fisch und fassen ihn am Bauche. Der Mensch, der auch im Wasser seine dienstbaren Geister haben will und den Thieren so gern überträgt, was er selbst nicht ver- richten kann, hat selbst dieses mordsüchtige Thier abgerichtet, ihm die Fische zu fangen und an's Land zu bringen. Durch seine Lebensweise den Ottern, durch seinen Körperbau mehr den Iltissen verwandt, ist der Nörz, welcher, mit kleinen Schwimm- häuten versehen, die Jagd auf Fische, Frösche und Krebse vorzüglich ver- steht und früher in den norddeutschen Seen völlig zu Hause war, jetzt aber sehr selten geworden ist, da man seinen feinen Pelz dem des Zobels an Werthe gleich achtet. 81. Jnsectenräuber. Ein unterirdisches Raubthier, wie der Maulwurf, kaun auch nur unterirdische Thiere jagen, daher nicht Fisch noch Vogel, noch das freilau- fende Säugethier, sondern nur Würmer, Jnsecten und deren Larven. In dieser seiner Jagd, welche für ihn schon durch seinen Aufenthalt geboten ist, steht er aber mit anderen Maulwurfarten anderer Gegenden nicht allein, sondern auch die Igel und die Spitzmäuse, unter welchen letzteren cs selbst schwimmende Arten giebt, sind hauptsächlich aufjnsectennahrung an- gewiesen. Die Spitzmäuse sind nicht bloß unter den Jnsectenfressern die kleinsten, sondern auch die allerkleinsten Säugethiere, kaum 2 Zoll lang. In dieser Familie ist aber der Maulwurf hauptsächlich merkwürdig durch seine Lebensart. Für seine unterirdische Arbeit ist er vortrefflich ausgestattet, besonders was seine.vordere Körperhälfte betrifft, die auf Kosten der hintern ausgebildet scheint. Der Rüssel ist spitz, mit einem Knöchelchen versehen, die Augen so klein, daß man sie nur mit Mühe unter seinen Haaren hervorsuchcn kann, das äußere Ohr fehlt ganz, aber auch ohne dieses vernimmt er in seinem Hörgang jedes Geräusch. Der sehr kurze Vorderarm ist mit einer breiten Wühlhand versehen, deren innere Fläche fleischfarbig und nach außen gerichtet ist; die Finger, welche breite starke Nägel tragen, sind in dieser Hand fest verwachsen. Der Oberarmknochen, kurz und kräftig, weicht in seiner Gestalt weit ab von den Knochen aller anderen Säugethiere, und doch ist diese kleine kurze Schaufel aus denselben Grundstücken zusammengesetzt, wie die herrliche Pranke des Löwen. So ausgerüstet, wühlt der Maulwurf mit größter Leichtigkeit im lockeren Acker, in Wiesen- und Gartenboden, immer den spitzen Rüffel voran. Selten kommt er auf die Oberfläche.

7. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 388

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
388 Dieses nur schwach mit Fleisch und Haut überzogene Glied trägt die langen Schwingfedern, welche, mit dem Gliede wie ein Fächer zusammen geklappt, hart am Körper liegen, ausgebreitet aber den Vogel in die Lüfte tragen. Um ihn mit großer Kraft bewegen zu können, ist der Flügel durch das Schlüsselbein und die Vförmigc Gabel bei b an Brust und Schulter be- festigt, und wo diese fehlen, wie bei dem Strauß, der sich den Säugethieren, dem Pinguin, der sich den Fischen in seinen Gewohnheiten nähert, da ist auch die Flugfähigkeit dem Vogel genommen. 98. Der Condor. Unter den Geiern ja unter allen Raubvögeln der größte ist der Condor, welcher das Hochgebirge von Südamerika bewohnt. In der wärmeren Zone lebt er auf 10 bis 15,000 Fuß Höhe an dieser Gebirgs- kette, an der Südspitze des Festlandes steigt er bis zum Meeresrand hinab und horstet in den Klippen des Ufers. Er hat vier bis fünf Fuß Länge und spannt eine Flügelweite bis zu 13 Fuß. Schwarz von Gefieder, trägt er eine weiße Halskrause, einen nackten Hals und einen hornigen Kamm. Von den höchsten Gipfeln der Berge aus erblickt man ihn immer noch über sich zusammenschwindend zu einem Punkt. Von allen Thieren der Erde erhebt er sich am höchsten über dieselbe. Aber wie hoch er sich *

8. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 347

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
347 70. Der Königstiger. Der Königstiger ist eine herrliche, wunderschön gezeichnete und gefärbte Katze. Seine Gestalt ist höher, schlanker und leichter, als die des Löwen; in der Größe aber steht der Tiger keineswegs hinter jenem zurück. Ein erwachsener männlicher Tiger erreicht regelmäßig sieben bis achtfußgc- sammtlängevon dcrschnauze bis zur Schwanzspitze; cs sind aber nicht selten einzelne sehr alte erlegt worden, bei welchen die in derselben Weise gemessene Länge neun Fuß crgiebt. Die gewöhnliche Körperlänge beträgt etwas über fünf Fuß.' Der Leib ist etwas mehr verlängert und gestreckter, der Kops runder, als der des Löwen, der Schwanz ist lang und quastenlos, die Be- haarung kurz und glatt und nur an den Wangen bartmäßig verlängert. Das Weibchen ist kleiner und hat auch einen kürzern Backenbart. Alle Tiger aber, welche in nördlicher gelegenen Ländern wohnen, tragen ein viel dichteres und längeres Haarkleid, als diejenigen, deren Heimat die heißen Tiefländer Indiens sind. Die Zeichnung des Thieres zeigt die schönste Anordnung von Farben und einen lebhaften Gegensatz zwischen der hellen, rostgclben Grundfarbe und den dunklen Streifen, welche über sie Hinweg- laufen. Die Schnurren sind weiß, die Nase ist ungefleckt und der Augen- stern gelblichbrauu. Ebensowohl alö in den Dschungeln oder Rohr- und Graswäldcrn mit wenigen Bäumen, aber viel Gesträuch begegnet man dem Tiger in großen, hochstämmigen Wäldern, wenn auch immer nur bis zu einer gewissen Höhe über dem Meeresspiegel. Nach den herdenreichen Alpenweiden in den Hochgebirgen Asiens geht er niemals empor; umso öfter kommt er dicht

9. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 349

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
349 dischen Vieh Hirten, welche auf Büffeln reiten, für ganz gesichert, während alle übrigen Reiter dies nicht sind. Denn selbst auf den Elephanten springt der Tiger zuweilen und holt sich von dort einen Menschen herab. Die Stärke des Tigers ist unglaublich groß. Er schleppt mit Leich- tigkeit nicht bloß einen Menschen oder einen Hirsch, sondern selbst ein Pferd ' oder einen Büffel meilenweit mit sich fort; dabei zeigt er zugleich viel Klug- heit. Niemals oder nur höchst ungern schleift er ein solches Thier über eine breite Straße weg, wahrscheinlich, um sich nicht selbst zu verrathen. Dennoch kann er aber die Spuren, die ein solcher Streifzug hinterläßt, nicht verdecken. Wenn er ein großes Thier schlägt oder tobtet, z. B. einen Ochsen, springt er auf den Rücken, schlägt seine fürchterlichen Klauen ein und leckt das Blut, welches aus der Wunde strömt. Dann erst trägt er das Thier weiter in das Dickicht, bewacht es dort bis zum Abend und frißt dann während der Nacht ungestört und ruhig, so viel er fressen kann. Er beginnt bei den Schenkeln, von dort aus frißt er weiter gegen das Haupt hin. Er ist unmäßiger, als der Wolf, und frißt so viel, als er kann; dabei geht er ab.und zu mach den benachbarten Quellen oder Flüssen, um zu trinken. Man versichert, daß er keineswegs ein Leckermaul sei, sondern alles fresse, was ihm vorkomme, das Fell und die Knochen ebenfalls mit. Nur diejenigen Tiger, welche einmal Menschenfleisch gekostet haben, sollen dies dem aller Thiere vorziehen und werden deshalb, wie die Löwen in Afrika, geradezu Menschenfresser genannt. Auch an seiner königlichen Tafel speist das hungrige Bettelgesindel, wie an der Tafel des Löwen. Die Schakale, Füchse und wilden Hunde, welche bei Nacht den Wald durchstreifen, verfolgen die blutige Fährte des geschleiften Thieres und fressen sich an den Neberbleibseln des Leichnams toll und voll. Bei Tage aber entdecken die Aasgeier bald die Leiche und kommen scharenweise Herbeigeslogen. Nicht selten entsteht sogar noch Kampf und Streit auf ihr zwischen diesen Thieren. Die vierfüßigen Schmarotzer sind so regel- mäßige Gäste an der Tafel des Tigers, daß sie, zumal die Schakale, geradezu als seine Boten und Kundschafter angesehen werden und wie die Pfauen oder Affen, welche aus Furcht vor dem Tiger ihn verrathen, dazu dienen, seine Aufsuchung zu erleichtern. 11. Leben des Luchses in den Alpen. Wenn in den Alpen ein Luchs gespürt wird, so wird alles aufgeboten, dieses reißenden und gefährlichen Räubers habhaft zu werden; doch weiß der sich gar gut zu verstecken. So lange er in seinen Hochwäldern und Gebirgsklüften seine,Nahrung findet, jagt er nicht weiter. Hier lebt er in den einsamsten und finstersten Schluchten mit seinem Weibchen und verräth seinen Aufenthalt nur selten durch sein durchdringendes, widerliches Heulen. So lange es geht, liegt er in der tiefsten Verborgenheit und jagt, auf dem Anstand lauernd, der Länge nach auf einem bequemen untern Baumast im Dickicht hingestreckt, wo ihn das Laubwerk halb verhüllt, ohne ihn beim

10. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 350

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
350 Absprunge zu hindern. Auge und Ohr in schärfster Spannung, liegt er Tagelang auf dem gleichen Fleck und scheint mit halb gesenkten Lidern zu schlafen, wenn seine verräterische Wachsamkeit am größten ist. Erlebt von der List, da sein (wie aller Katzen) stumpfer Geruchsinn, seine verhält- nismäßig geringe Schnelligkeit ihn zum offnen Angriff nicht befähigen. Geduldiges Lauern, außerordentlich leises, katzenartiges Schleichen bringt ihn zu Beute. Er ist nicht so schlau, als der Fuchs, aber geduldiger; nicht so frech, als der Wolf, aber ausdauernder, vongewandtermsprung; nicht so kräftig, als der Bär, aber scharfsinniger, aufmerksamer. Seine größte Kraft liegt in den Füßen, der Kinnlade und dem Nacken. Er weiß sich die Jagd bequem zu machen und ist nur wählerisch in der Beute, wenn er Fülle hat- Was er mit feinem langen, sichern Sprung erreicht, wird niedergerissen; erreicht er sein Thier nicht, so läßt er es gleichgültig fliehen und kehrt ohne ein Zeichen von Gemüthsbewegung auf seinen Baumast zu- rück. Er ist nicht gefräßig, aber er liebt das frische, warme Blut und wird durch diese Liebhaberei unvorsichtig. Erlauert er am Tage nichts und wird er hungrig, so streift er des Nachts umher, oft ungeheuer weit, aus drei bis vier Alpen; der Hunger macht ihn muthig und schärft seine Klugheit und seine Sinne. Trifft er eine weidende Schaf- oder Ziegenherde, so- schleicht er, schlangenartig auf dem Bauche sich windend, heran, schnellt sich im günstigen Augenblicke vom Boden auf, dem aufspringenden Thiere auf den Rücken) zerbeißt ihm die Pulsader oder das Genick und tödtet es so augenblicklich. Dann leckt er zuerst das Blut, reißt dann den Bauch auf, frißt die Eingeweide und etwas von Kopf, Hals und Schultern und läßt das Uebrige liegen. Seine eigenthümliche Art der Zerfleischung läßt die Hirten über den Thäter nie in Zweifel. Nicht selten aber reißt er drei bis vier Ziegen oder Schafe auf einmal nieder, ja er fällt im Hunger selbst Kälber und Kühe an. Ein im Februar 1813 im Kanton Schwyz am Axenberge geschossener hatte in wenigen Wochen an vierzig Schafe und Zie- gen zerfleischt. Im Sommer 1814 zerrissen drei oder vier Luchse in den Gebirgen des Simmenthales 160 Schafe und Ziegen. Hat der Luchs aber Wildpret genug, so hält er sich an dieses und scheint eine gewisse Scheu zu haben, sich durch Zerreißung der Hausthiere zu verrathen. Die in den Alpen lebenden Gemsen fällt er mit Vorliebe an; doch übertreffen ihn diese an Feinheit der Witterung und entgehen ihm häufig, selbst wenn er sich an ihre Wechsel und Sulzen in Hinterhalt legt. Häufiger erbeutet er Dachse, Murmelthiere, Alpcnhasen, Hasel-, Schnee-, Birk- und Urhühner und greift im Nothfalk selbst zu Eichhörnchen und Mäusen. Selten fällt ihm bei uns im Winter, wo er sich so oft in die unteren Berge und selbst in die Thäler wagen muß, ein Reh zu; dagegen versucht er es wohl, sich unter der Erde nach den Ziegen- oder Schafställen durchzugraben, wobei einst ein Ziegen- bock, der den unterirdischen Feind bemerkte, als er eben den Kopf aus der Erde hob, diesem so derbe Stöße zutheilte, daß der Räuber todt in seiner Mine liegen blieb. Die Luchse vermehren sich nicht stark. Regelmäßige
   bis 10 von 20 weiter»  »»
20 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 20 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 1
1 0
2 0
3 0
4 0
5 1
6 0
7 5
8 0
9 0
10 0
11 0
12 0
13 0
14 0
15 0
16 12
17 0
18 0
19 0
20 0
21 0
22 0
23 0
24 0
25 0
26 0
27 0
28 0
29 0
30 17
31 0
32 0
33 0
34 0
35 0
36 0
37 2
38 2
39 0
40 0
41 0
42 0
43 0
44 0
45 3
46 0
47 0
48 0
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 0
1 24
2 0
3 7
4 4
5 5
6 6
7 0
8 0
9 6
10 8
11 9
12 5
13 3
14 0
15 2
16 28
17 94
18 0
19 35
20 1
21 24
22 1
23 36
24 8
25 0
26 3
27 3
28 8
29 1
30 0
31 0
32 6
33 0
34 6
35 0
36 7
37 6
38 6
39 26
40 6
41 0
42 16
43 0
44 3
45 14
46 1
47 0
48 7
49 13
50 1
51 5
52 1
53 6
54 60
55 0
56 2
57 31
58 6
59 15
60 0
61 1
62 1
63 0
64 1
65 2
66 1
67 2
68 8
69 8
70 26
71 5
72 12
73 22
74 0
75 19
76 27
77 84
78 1
79 3
80 0
81 3
82 36
83 5
84 20
85 13
86 2
87 29
88 0
89 0
90 5
91 12
92 37
93 1
94 102
95 1
96 0
97 0
98 6
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 1
1 1
2 2
3 0
4 0
5 0
6 11
7 0
8 0
9 0
10 0
11 0
12 11
13 11
14 0
15 0
16 0
17 0
18 0
19 0
20 0
21 0
22 0
23 0
24 5
25 3
26 0
27 0
28 3
29 0
30 0
31 0
32 3
33 1
34 16
35 0
36 0
37 0
38 1
39 1
40 0
41 0
42 32
43 1
44 0
45 0
46 12
47 0
48 0
49 0
50 2
51 8
52 0
53 0
54 0
55 0
56 0
57 0
58 0
59 6
60 0
61 0
62 0
63 0
64 0
65 0
66 0
67 0
68 0
69 0
70 0
71 0
72 1
73 0
74 0
75 4
76 0
77 0
78 0
79 0
80 0
81 14
82 0
83 2
84 46
85 0
86 0
87 0
88 0
89 7
90 0
91 0
92 0
93 0
94 1
95 1
96 0
97 1
98 0
99 0
100 4
101 0
102 0
103 0
104 0
105 0
106 0
107 3
108 0
109 0
110 3
111 1
112 2
113 2
114 5
115 0
116 0
117 0
118 0
119 2
120 0
121 4
122 0
123 5
124 1
125 6
126 1
127 2
128 0
129 4
130 0
131 6
132 0
133 1
134 1
135 0
136 8
137 0
138 0
139 0
140 0
141 0
142 3
143 2
144 0
145 0
146 0
147 0
148 0
149 0
150 0
151 0
152 17
153 1
154 0
155 0
156 0
157 0
158 0
159 0
160 0
161 0
162 0
163 0
164 0
165 0
166 1
167 0
168 7
169 0
170 0
171 0
172 0
173 0
174 0
175 38
176 0
177 3
178 0
179 1
180 0
181 0
182 3
183 3
184 0
185 3
186 0
187 0
188 0
189 0
190 0
191 0
192 0
193 3
194 0
195 40
196 3
197 0
198 0
199 0