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Heimatkunde des Großherzogtums Hessen. Nr. 10.
Bewohner bildet. In diesem Betriebe hat sich im Laufe der Zeit ein bedeu-
tender Umschwung vollzogen. Die weitausgedehnten Hutweiden, auf welchen
sich das Vieh einen großen Teil des Jahres kümmerlich nährte, sind
größtenteils in ertragfähiges Wiesen- und Ackerland umgewandelt wor-
den. An die Stelle der früheren Dreifelderwirtschaft mit ihrem Brachfelde
ist in den meisten Gemeinden nach der Durchführung der Feldbereinigung
eine freie Wirtschaftsweise getreten. Aber auch da, wo das Feld noch nicht
,,bereinigt" werden konnte, ist die reine Brache verschwunden, und überall
werden Futterkräuter und Hackfrüchte neben Getreide in ausgedehntem
Maße angebaut. Der Landwirt ist heute ja nicht mehr durch die Abgabe
des Zehnten und durch die Leistung von ,,ungemessenen Frondiensten" in
seinem Wirtschaftsbetrieb behindert. Fast allenthalben ist die Stallfütterung
durchgeführt, und diese ermöglicht wieder eine Bereicherung des Bodens
mit natürlichem Dünger. Daneben werden künstliche Düngemittel*) in
großen Mengen eingeführt und auf Kckern und Wiesen zur Anwendung ge-
bracht. Überall gebraucht der Landwirt verbesserte Geräte, welche eine
gründlichere Bodenbearbeitung zulassen, und die Anwendung von Maschi-
nen aller Art hilft ihm die Arbeit erleichtern.
Wo nun das harte Basaltgestein lange Zeit den Witterungseinflüssen**)
ausgesetzt ist, da zerbröckelt oder ,,verwittert" es und bildet eine frucht-
bare Ackerkrume. Bei schweren Regengüssen kommt es freilich vor, daß
diese teilweise mit zu Tal geführt und anderwärts als sogenanntes
Schwemmland angesetzt wird. Nicht selten starren deshalb auch in den höher
gelegenen Gemarkungen des Kreises nackte Felsen aus dem Boden hervor,
und viele kleine Basaltbrocken bedecken ihn. Darum haben Raine und
Decken an den Berghängen solcher Gemarkungen auch den Zweck, das
Abschwemmen des fruchtbaren Bodens zu verhindern, von den 49406 ha
Gesamtfläche ist nahezu die Hälfte Acker- und Gartenland, und mehr als
V? wird als Wiesen benützt. Aber obgleich der Kreis durchweg einen frucht-
baren Boden aufweist, sind die Erträgnisse in den einzelnen Gemarkungen
doch oft recht verschieden, hier spielen neben der größeren oder geringeren
Durchlässigkeit des Bodens die Niederschlagsmenge des Jahres sowie, im
Zusammenhang mit der Höhenlage, das ttlima eine bedeutende Rolle. Der
schwere Boden des Vogelsberges ist undurchlässiger als der mit Sand unter-
mischte der Wetterau.***) Zur Verdunstung der ansehnlichen Wassermenge
ist viel Wärme erforderlich, was bei der höheren und teilweise weniger ge-
*) Welche künstlichen Dünger kennst du?
**) Nenne solche!
***) Fülle drei gleichartige Glasröhren je mit Sand-, Lehm- und Tonboden bis
zu einer bestimmten höhe. Gieße Wasser zu bis zum Rand und beobachte die 5luf-
nahmefähigkeit des Bodens!
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TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau]]
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Kreis Büdingen, bearbeitet von K. Heusohn.
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schützten Lage der Grte und ihrer Gemarkungen ein rauheres Klima zur
Folge hat. Daher tritt auch nordöstlich der 200 Metergrenze der Winter
früher ein und hält länger an als nach der Wetterau hin. Aber auch süd-
westlich der 200 Metergrenze sind klimatische Unterschiede zu beobachten.
Die am günstigsten gelegenen Gemarkungen des Kreises sind die von Bü-
dingen, Lorbach, Vonhausen, Diebach a. h., Effolderbach und Xonradsdorf-
hier treten gewisse pflanzen im Frühling eher in die Blüte ein als in den
übrigen Teilen des Kreises. Je weiter eine Gemarkung nach dem Vogels-
berge hin liegt, desto später kommt die gleiche Pflanzengattung zur Ent-
wickelung, so daß sich zwischen den am günstigsten und ungünstigsten ge-
legenen Teilen des Kreises ein Zeitunterschied von 17—20 Tagen ergibt.
Darnach hat die Gemarkung Illnhausen das rauheste Klima im Kreis auf-
zuweisen.
Das Ackerland wird vorwiegend mit Getreide bestellt,' Weizen kommt
am meisten zum Anbau, dann folgen Hafer, Roggen und Gerste. In bezug
auf Weizenbau wird der Kreis in ganz Hessen nur von dem Kreis Fried-
berg übertroffen. Aber auch der Anbau von Hutterkräutern und Hackfrüch-
ten ist nicht unbedeutend, namentlich nach der Wetterau hin, wo der Land-
wirt weniger Wiesen hat als im Vogelsberg. Der tiefgründige und nähr-
stoffreiche Boden eignet sich sehr zum Anbau von Dickwurzeln und Zucker-
rüben, welch letztere in den Zuckerfabriken zu Friedberg, Groß-Umstadt
und Groß-Gerau verarbeitet werden. Die reichen Futtermittel des Kreises*)
ermöglichen eine ausgedehnte Viehzucht. Nach der Zählung im Jahre 1912
waren im Kreise 3525 Pferde, 6 Esel, 20051 Stück Rindvieh, 4618 Schafe,
28316 Schweine, 6199 Ziegen, 103922 Stück Federvieh und 1919 Bienen-
stöcke vorhanden. Durch die Umwandlung der hutweiden in Wiesen- und
Ackerland und das Wegfallen der Brachfelder hat die Schafzucht gegen
früher an Bedeutung verloren,' im übrigen ist aber eine wesentliche Ver-
mehrung der Viehbestände zu verzeichnen, was namentlich von der Ziege,
der ,,Kuh des kleinen Mannes", gilt. War in früherer Zeit die Zucht des
vogelsberger Rindes wegen seiner Anspruchslosigkeit und seiner Leistungs-
fähigkeit als Zugtier vorherrschend, so ist in den letzten Jahrzehnten das
schwere Simmentaler Vieh an dessen Stelle getreten, und die einheimische
deutsche Ziege ist durch die weiße Saanenziege verdrängt worden. Eine Folge
der vermehrten und verbesserten Viehhaltung ist eine vermehrte Znilchgewin-
Nung und Verarbeitung. An vielen (Orten des Kreises sind deshalb Molke-
reien entstanden (Dauernheim, Ranstadt, Eckartshausen, Altenstadt, Echzell,
Fauerbach b. U., Wenings, Hitzkirchen), welche die Milch zu Butter und
*) In bezug auf den Hutterreichtum nimmt der Kreis in dessen die vierte
Stelle ein.
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
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TM Hauptwörter (200): [T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide], T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau]]
Heimatkunde des Großherzogtums Hessen. Nr. Ig.
Käse verarbeiten oder als Vollmilch in die Städte Frankfurt, Offenbach und
Hanau versenden. Diese Städte kommen auch als Absatzgebiete für die übri-
gen Erzeugnisse der Viehzucht (Fleisch, Eier, Honig) in Betracht, ebenso sind
sie für den Gbstmarkt von großer Bedeutung. Zwar war die Zahl der
ertragsfähigen Obstbäume vor Jahrzehnten gewaltiger als heute. Venn
durch die Wirkungen des strengen Winters 1879/80 waren von 424937 nur
150585 Stück übrig geblieben, doch sind es im Jahre 1906 schon wieder
212533 Stück, welche Zahl seitdem durch Nachpflanzungen noch erheblich
gewachsen ist. Und gerade der Obstbau ist für unseren Kreis recht lohnend,
da die Mehrzahl der (Drte eine vorteilhafte Lage und im Zusammenhang
damit ein günstiges Klima hat. Welche Erträgnisse aus dem Obstbau erzielt
werden, lehren uns folgende Zahlen. Im Jahre 1910 wurden geerntet:
Tafeläpfel
10 007,5 6? im Werte von 139 880,5 Ji>
43 188 ............260 419
Tafelbirnen...... 589 „ 7 826 „
Wirtschaftsbirnen . . . . 2 109,5 „ ii ii 17 685 „
Zwetschen und Pflaumen 955 „ ii Ii 11 898 ,,
Kirschen ...... 360 „ Ii Ii 6 991 „
Aprikosen...... 9 „ Ii Ii 485 ,,
Pfirsiche....... 8 „ Ii Ii 625 „
Walnüsse..... 26,5 ,, Ii n 890 „
Zusammen 57 252,5 dz im Werte von 446 699,5
Die bedeutenden Obsternten des Kreises haben einen riesigen verbrauch
im Volke selbst und die Entstehung von Obstkeltereien und Obstprodukten-
fabriken zur Folge. Kuffallend ist, daß der Weinbau fast ganz geschwunden
ist. vor Jahrhunderten war er in fast sämtlichen Gemarkungen unseres
Kreises bis zur 200 Metergrenze verbreitet*), wie uns auch der Flurname
,,Wingert" oder ,,Weinberg", der noch vielfach erhalten ist, lehrt. Rlle
Südhänge waren mit Reben bepflanzt, und in einzelnen Gemarkungen (Bü-
dingen, Ortenberg) nahm der Weinbau eine bevorzugte Stellung ein. Nach
dem 30jährigen Kriege lagen die meisten Wingerts wüste, aber im 18. Jahr-
hundert gewann der Weinbau in manchen Gemarkungen noch einmalerhöhte
Bedeutung. Das Auftreten der Rebenkrankheiten veranlaßte, daß die Win-
gerte nach und nach in Obst- und Getreidefelder umgewandelt wurden. 5lm
längsten hat sich der Weinbau bei Büdingen, Ortenberg, Diebach a. h. und
an der Konneburg erhalten. Gegenwärtig sind nur noch einige Wingerts
bei Büdingen im Betrieb, und bei Ober-Inockstadt hat man ,,an der Lauen-
*) Noch 1616 hatten beispielsweise (Orleshausen 21, Talbach 63/ir Büches 1274»
Aulendiebach 2474, Wolf 9, Pferdsbach 2, Lorbach V2, viebach a. h. 18%, Mittel-
gründau (Buchen) 247s Morgen Weinberge.
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Kreis Büdingen, bearbeitet von R. Heusohn.
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[eile Heegheim und das durch seine ausgedehnten Kirschenanlagen berühmte
Pfarrdorf Rodenbach, hunderte von roohlgepslegten Kirschbäumen
schmücken hier die Bergeshänge und bilden für die Bewohner eine ergie-
bige Einnahmequelle. Man schätzt den durchschnittlichen Erlös für Kirschen
jährlich auf 18—20000 Mark. Nicht weit von da liegt der Hof Oppek-
Hausen mit bemerkenswertem Obstbau. Auf der linken Leite der Nidda
breiten sich die beiden Dörfer Ober- und Nieder-Mockstadt aus, welche weit
und breit durch ihren Zwiebelbau bekannt sind. !?ieder-l!?ockstadt war unter
ysenburgischer Herrschaft Gerichtsort' das ehemalige Kmthaus ist vor eini-
gen Jahrzehnten in Privatbesitz übergegangen, von der „Lauenburg",
einem Berge bei dem Pfarrdorf Ober-Mockstadt, berichtet die 5age, daß
hier in alten Zeiten eine Burg gestanden, deren Besitzer den Kaufmanns-
zügen ,,aufgelauert" und sie dann beraubt hätten. In dem nahen lvald-
distrikt Holsachse lag das ausgegangene Dorf Holzsassen.
Iii. Nidda und Umgebung.
Es ist nicht Zufall, daß der westliche Teil des Kreises von jeher ein
begehrter Strich Landes war. Venn soweit das Auge reicht, lachen dem
Wanderer hier in fruchtbarer Ebene üppige Getreidefelder und reichtragende
Obstgärten entgegen, grüßen ihn wohlhabende, schmucke Dörfchen und
freundliche Städtchen. Zwei wasserreiche Flüßchen durchziehen die Gegend
in müdem Laufe: Nidda und Horloff, zwischen deren weitgespannten Tälern
sich ein breiter Höhenrücken ausbreitet, reich mit ll)ald bestanden. 5ln seinen
hängen hat man hier und da Basaltbrüche angelegt, und mächtige Felsen
findet man im weiten lvalde. Einer dieser Steinbocke irrt ,,Königswalde"
heißt „6er wilden Frauen Gestühl". Er ist viele Fuß lang und zeigt Spuren
von Bearbeitung; viele meinen, er sei ein Gpferstein aus vorgeschichtlicher
Zeit. Nach der Sage sollen hier einst drei wilde Menschen, in Tierfelle ge-
kleidet, gelebt haben und der Schrecken der Gegend'gewesen sein, bis nach
dem Tode des Mannes und des Kindes die Frau in Dauernheim eingefangen
worden sei. Die Seelen dieser Drei sollen aber bis auf den heutigen Tag
hier umgehen. Ein anderer Teil des Höhenzugs, nahe bei Dauernheim,
heißt die Kltenburg. Große Steinhaufen bedecken die Bergkuppe, und be-
deutende Schätze sollen, so berichtet uns der Volksmund, im Innern ver-
graben liegen. Und besondere Schätze birgt auch tatsächlich der ganze höhen-
zug. Einst standen hier große Waldungen, die von gewaltigen Erdmassen
überdeckt wurden und verkohlten. Es bildeten sich Braunkohlenlager, deren
Produkte in der Nähe von Geih-Nidda bis zum Jahre 1865 ausgebeutet
und verwertet worden sind. Und dann, welcher Segen entströmt dem höhen-
zug da, wo der Badeort Salzhausen sich ausbreitet. Natur und Kunst Haben
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern]]
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Kreis Büdingen, bearbeitet von K. Heusohn.
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gießerei, deren Anfänge schon 1568 vorhanden waren. Die Veranlassung
zur Anlegung der „Schmelze" hier am Zusammenfluß des Gederner Baches
mit der Nidder mar wohl durch das Vorhandensein bedeutender Wasser-
Massen, durch das Auffinden reicher (Eisensteinlager in der Umgegend sowie
durch die Nähe unermeßlicher Wälder, welche das zum verkohlen nötige
holz lieferten, gegeben, heute hat das Werk durch die Herstellung von
Dauerbrandöfen und seinen Emaillewaren einen Weltruf erlangt, viele
seiner Arbeiter wohnen im Dorfe selbst, aber auch von den Nachbarorten
Lißberg und Usenborn, Gelnhaar, Merkenfritz u. a. kommen viele hierher.
Besonders der letztere Ort, der nach dem 30jährigen Kriege nur aus einigen
Mühlen bestand, verdankt sein Wachstum dem hirzenhainer Hüttenwerk.
Dieser Ort hatte früher mit Wenings und Wernings eine gemeinsame Mark,
erst seit 1849 hat er eigenes Gemarkungsrecht. Wernings, heute bekannt
durch seine Provinzial-Iungviehweide, war ehemals ein Dörfchen, das zur
Zeit des 50jährigen Krieges einging. Doch bald danach ließ es Graf Wil-
Helm Moritz von Hsenburg-Birstein wieder aufbauen und gewährte den Kn-
siedlern besondere Vergünstigungen. 5lber trotz alledem konnten ihre Nach-
kommen nicht zu Wohlstand gelangen. Die drückenden Schulden aus den
unseligen Kriegszeiten, Mißwachs und Teuerung in den ersten Jahrzehnten
des vorigen Jahrhunderts brachten die Bewohner im Jahre 1842 dahin,
daß sie Hab und Gut an den Grafen von Solms-Laubach verkauften und
im folgenden Jahre, 156 Köpfe stark, nach Nordamerika auswanderten,
wo sie im Staate Illinois eine neue Heimat fanden, Hn der Stelle, wo
vordem der Pflug seine Furchen zog, breitet jetzt der schweigsame Wald
seine weiten Aste aus, nur ein kleiner Teil der Gemarkung ist als Vieh-
weide in Benutzung. Aber die guten Werningser haben im fernen Westen
ihre alte Heimat nicht vergessen. Noch leben einige, und aus all ihren
Briefen klingt noch jetzt die Sehnsucht durch nach der heimatlichen Flur mit
ihren Hecken und Nainen, mit ihren Gbst- und Waldbäumen, nach dem
wonnigen Lande ihrer Jugend. Sie haben erst in der Fremde schätzen ge-
lernt, was ihnen ihre deutsche Heimat war.
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32 Heimatkunde des Großherzogtums Hessen. Nr. 10.
wobei 83 Gebäude eingeäschert wurden. Die Bewohner des nahen Vorfes
Heuchelheim treiben durchweg Landwirtschaft. Fast zusammengebaut mit
Gettenau ist das Pfarrdorf Echzell, das aus einer römischen Siedelung her-
vorgegangen ist. Huf den Grundmauern der mittelalterlichen Burg steht
jetzt,das Besitztum der Herren von garnier. Zweimal ist der Grt durch ge-
waltige Feuersbrünste heimgesucht worden, 1634 und 1706. Das einemal
verlor er 115 Häuser, das anderemal 350 Gebäulichkeiten. Aber Fleiß und
Sparsamkeit und der gesunde Sinn seiner Bewohner haben es dahin ge-
bracht, daß das Dorf immer wieder schöner erstand denn zuvor. Seine Kirche,
eine der drei Mutterkirchen der fuldischen Mark, ist ein beachtenswerter
Bau, der in seinen hauptteilen wohl im 13. Jahrhundert errichtet, später
aber umgeändert wurde. Echzell ist weithin bekannt durch seinen Kartoffel-
bau und Handel sowie sein vorzügliches Mineralwasser. Letzteres
kommt von Grundschwalheim oder den Tchwalheimer Hosen, welche eine
halbe Stunde talaufwärts an der Horloff liegen. Grund-Schwalheim war
ursprünglich Deutschordensgut und zur Kommende Schiffenberg gehörig.
Nach der Kufhebung des deutschen Ordens durch Napoleon I. (1809) kam
es an das Großherzogtum Hessen. Zu den wohlhabendsten Grten des Kreises
gehört das weiter nordwestlich gelegene Berstadt, wo ebenfalls eine der
drei Mutterkirchen der fuldischen Mark war. Die jetzige Kirche stammt
in ihren hauptteilen aus der Mitte des 13. Jahrhunderts. Im Mittelalter
hatte der Grt ein eigenes (fuldisches) Gericht' etwa seit 1300 kam er durch
Verpfändungen in die Hände verschiedener Herren, bis er 1570 durch Kauf
an Hessen-Marburg überging, 1604 fiel er an Hessen-Darmstadt. von der
mittelalterlichen Grtsbefestigung ist nichts mehr wahrzunehmen. Nahe bei
Unter-Widdersheim steht im Felde ein merkwürdiger Stein, mehrere Me-
ter hoch, der ,,Kindchesstein" genannt, wohl ein Malstein aus altgermani-
scher Zeit' das ,,Massohl" am pfahlgraben ist eine alte Nömerstätte. Das
talaufwärts liegende ehemalige Gerichtsdorf Ober-lviddersheim, überragt
von seinem malerisch gelegenen, dem 13. Jahrhundert entstammenden Kirch-
lein, birgt mehrere alte, beachtenswerte Holzhäuser mit hübschen
Schnitzereien. Der Grt hat in neuerer Zeit durch seine blühende Basalt-
industrie und seine Bierbrauerei wieder größere Bedeutung gewonnen. Ein
wohlhabender Grt ist auch das Filialdorf Borsdors, das sich durch seinen
Gbst- und Getreidebau auszeichnet. Nicht weit davon liegt im Walde das
Forsthaus Glaubzahl.
Iv. Ortenberg und Umgebung.
Zu den schönsten Gegenden unseres gesegneten Hessenlandes gehört un-
streitig das liebliche Niddertal. Zwischen frischgrünen Wiesen, reich mit
Blumen übersät, windet sich der fischreiche Bach hin, anfangs jugendlich
feurig über Steine hinspringend, später bedächtig langsam hinfließend und
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
TM Hauptwörter (100): [T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung]]
TM Hauptwörter (200): [T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T105: [Stadt Dom Jahrhundert Zeit Bau Kirche Rhein Baukunst Deutschland Mainz]]