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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Unsere Heimat - S. 28

1914 - Halle a.d.S. : Schroedel
— 28 — 17. Der Rahmen und die übrige Stadtbesestigung. 1. Wenn wir durch die Sedanstraße gehen, sehen wir hinter dem Turnplatz wieder ein Stück von der alten Stadtmauer; sie kommt aus der Richtung vom Töpfertor her. Wir gehen dann in die Franenberger- stiege hinein und kommen durch einen Durchgang in dem Hause Nr. 34 auf den Nähmen. Das ist ein freier Platz hinter der westlichen Häuser- reihe der Franenbergerstiege. Hier können die Kinder ungestört spielen. Anlagen sind hier nicht, die sie schonen müßten; Wagen kommen hier nicht her, die ihnen Gefahr bringen könnten; über den Platz gehen nur Fußgänger. Auch eine fchöne Aussicht hat man von hier über die vielen rauchenden Schornsteine der Unterstadt hinweg auf die gegenüber- liegenden Höhen; deutlich sieht man die ansteigende Kasseler Straße, die wie ein weißes Band sich über die Berge dahinzieht. 2. Wovon mag der Platz wohl seinen Namen bekommen haben? Früher trockneten hier die Wollen- und Leinenweber ihre gewaschenen und gefärbten Gewebe, die sie auf große Rahmen gespannt hatten. Nach diesen Rahmen, die hier wohl immer stehen blieben, wurde der Platz schließlich benannt. 3. Nördlich vom Rühmen liegt der Petersberg. Von oben schaut die Schule herab, und dahinter steht der Petrikirchtnrm. Zwischen dem Rühmen und dem Petersberg läuft die Stadtmauer. Wir sehen sogar zwei Mauerzüge hintereinander. Vor der äußern Mauer steht ein dicker runder Turm; er ist gut erhalten, hat noch ein Dach, besteht aus zwei Stockwerken und wird bewohnt. Er heißt der „Judenturm"; denn hier lag in alten Zeiten der Judenkirchhof. An dem Turm bemerken wir vier jüdische Grabsteine mit Inschriften in hebräischer Sprache, der Sprache der alten Juden. (Sie stammen aus den Jahren 1416, 1425, 1438 und 1439). Etwas weiter östlich steht ein kleinerer Mauerturm. 4. Vom Rühmen läuft die Stadtmauer schräg nach der Rauten- straße zu. Hier stand in der Nähe der Schlunztreppe das Rautentor. 5. Starke Stadtmauern treffen wir wieder am Primariusgraben. Das ist jetzt eine schöne Promenade; früher war hier in dem Graben zwischen der äußern und innern Mauer ein Garten, der (seit der west- fälischen Zeit) dem ersten Prediger der Stadt gehörte. Die Bezeichnung „erster Prediger" lautet in lateinischer Sprache „Pastor primarius" (Primus — der Erste, Prima = erste Klasse des Gymnasiums), davon hat der Weg seinen Namen bekommen. Der Weg gehört zu den an- ziehendsten Punkten der Stadt. Man geht hier auf einer Stufe vor der oberen Mauer dahin. Mächtige Türme, runde und eckige, treten neben uns aus der Mauer hervor; und oben auf luftiger Höhe tragen sie Häuschen mit weißleuchtenden Fensterrahmen und roten Ziegeldächern. Auch aus der Mauer stehen allerlei krause Bauten. Und dann stellen wir uns an die Brüstung am Rande des Abhangs. Unter uns i liegt die Unterstadt. Wir blicken in das Gewirr der Dächer hinein, zwischen

2. Unsere Heimat - S. 92

1914 - Halle a.d.S. : Schroedel
— 92 — 4. Außerhalb der Mauer, aber doch noch in ihrem Schutze, bildete sich dann um die Mitte des 13. Jahrh. das Altendorf mit der Kirche St. Mariä im Tal (zum Unterschiede von der Frauenbergskirche St. Maria aus dem Berge) und nicht lange danach das Neuedorf mit der Kirche St. Jakobi. Diese Orte entstanden vielleicht dadurch, daß die Ein- wohner kleiner in der Nähe liegender Dörfer, die in den damals hau- sigen Fehden verwüstet wurden, sich dicht unter der Stadtmauer an- bauten, um dort sicherer wohnen zu können. Alle diese Vororte gehörten ursprünglich nicht zu Nordhausen, sondern dem Grafen von Honstein. Von diesem kaufte sie der Rat der Stadt im Jahre 1315, so daß sie nun Teile der Stadt Nordhausen bildeten. 5. Trotz dieser Vereinigung der Vororte mit der Stadt blieb das Neuedorf zunächst noch eine selbständige Gemeinde. Erst im Jahre 1365 vereinigte es sich gänzlich mit der Oberstadt und hieß von da ab die Neustadt. Als Zeichen der Vereinigung wurde in der Verbindungs- straße zwischen Altstadt und Neustadt, der jetzigen Straße „Vor dem Vogel", ein Denkmal aufgerichtet in der Gestalt eines Adlers (später einfach „Vogel" genannt), der auf einer hohen Säule stand und einen Ring im Schnabel trug; der Riug ist das Sinnbild der Vereinigung. Davon hat die Straße noch heute ihren Namen. Der Adler war ver- golbet; der hölzerne Rumpf dieses Vogels ohne die Vergoldung wird im städtischen Museum aufbewahrt. Die Vorstädte wurden durch nie- drigere Mauern, Gräben und Teiche befestigt; so lag z. B. in der heu- tigen Arnoldstraße der Pferdeteich, ebenso lagen im Laufe der heutigen Grimmelallee Teiche. 8. Die Wenden oder Slawen in unserer Heimat. Schon Karl d. Gr. hatte gegen die Wenden zu kämpfen, die von Osten her das Reich bedrohten. Bereits im 6. Jahrh. waren sie bis zur Elbe vorgedrungen. Bald überschritten sie diese Grenze: sie nahmen die ganze nördliche Altmark bis südlich zur Ohre ein, und im Süden drangen sie bis zur Saale vor. Viele Ortschaften verraten schon durch ihren Namen, daß sie wendischen Ursprungs sind, so die Ortsnamen mit der Endung -itz, -ow, -ätz, -au und die mit Wind oder Wend zu- sammengesetzten. In unserer Heimat ist z. B. Windehausen wendischen Ursprungs, ebenso ist Bielen wendisch. Die besondere Form der wen- dischen Dörfer ist der sogenannte Rundling. Die Gehöfte lagen fächer- artig um einen hufeisenförmigen Platz, der nur einen Zugang hatte; in der Mitte des Platzes befand sich der Dorfteich, später, in christlichen Zeiten, stand hier auch die Kirche und die Schule, sowie auch die Schenke. Auf der vom Platz abgewendeten Seite reihen sich an die Häuser die Nebenräume an, weiter nach außen liegen die Gärten, die

3. Unsere Heimat - S. 16

1914 - Halle a.d.S. : Schroedel
— 16 — meister, der Bürgermeister und die Stadträte. Hier werden auch die Steuern bezahlt. 3. Unser Rathaus ist ein altes Gebäude. Schon um das Jahr 1360 ist es gebaut. Doch ist es sehr oft umgebaut, so daß von dem ur- sprünglichen Rathausbau fast nur noch die äußeren Umfassungswände übrig sind. Aber trotz seines Alters ist es mit seinem Treppenturm vor der Front immer noch ein recht stattlicher und ansehnlicher Bau. Wir können das Rathaus ganz umgehen. An der Ostseite befindet sich das Wappen der Stadt: in einem Schilde ein Adler mit einer Krone und über dem Schilde ein Helm mit Büffelhörnern, an denen Blätter be- festigt sind. An der westlichen Ecke der Südseite steht unter einem glockenförmigen Dache der hölzerne Roland. Er ist im Jahre 1717 angefertigt, wie auf dem breiten Gürtel zu lesen steht. Sein Vor- ganzer, der bereits volle hundert Jahre an derselben Stelle gestanden hatte, war 1710 bei einer großen Feuersbrunst zerstört worden. Er- wähnt wird der Roland zum erstenmal im Jahre 1441. Im Jahre 1609 wurde er beim Neubau des Rathauses hier aufgestellt. Eine .Krone bedeckt sein Haupt, von dem lange Haarlocken herabwallen; in seiner Rechten hält er ein mächtiges Schwert und in seiner Linken den gelben Schild mit dem schwarzen Adler. Auf dem Knopfe des Schutzdaches ruht das Nest eines Pelikans, der seine Jungen mit seinem Blute tränkt: ein Bild der Mutterliebe. (Dieselbe Darstellung finden wir auch auf einem Stein an der Decke der Markt- und der Blasiikirche, wo die Rippen des Deckengewölbes oben zusammentreffen.) An vaterländischen Fest- und Gedenktagen hängt vom Rathause neben der schwarz-weiß- roten Fahne auch eine Fahne in den Nordhäuser Farben: Gelb und Schwarz. Nördlich hinter dem Rathause ist die Markt- oder Nikolaikirche, die Hauptkirche der Stadt. Sie hat keinen Turm; ursprünglich hatte sie zwei Türme, als diese aber im Jahre 1712 abbrannten, wurden sie nicht wieder aufgebaut. In den Jahren 1710 und 1712 wurde Nord- hausen von zwei großen Bränden betroffen. Im Jahre 1710 brach das Feuer am Markt aus und verzehrte die Häuser in der Bäckerstraße, auf dem Königshof, in der Predigerstraße, Jüdenstraße, Rautenstraße, Neue- straße und von einem Teil des Petersbergs. Im Jahre 1712 brannten alle Häuser nieder von der Gumpertstraße und der Blasiikirche bis zum Töpfertor; 281 Wohngebäude sanken in Asche. Auch früher schon haben öfter Feuersbrünste in der Stadt gewütet. Diese häufigen Brände sind die Ursache, daß Nordhausen so arm ist an Häusern aus älterer Zeit; nur vereinzelt finden sich solche, z. B. Pfaffengasse 23, Pferdemarkt 17, Blasiistraße 21 und 25, Barfüßerstraße 6. 4. Dem Rathause gegenüber liegt der Ratskeller. Über der Tür lesen wir die Inschrift „Vinitorium (== Weiuhaus) 1332, des Rates Wynbure und Wynkeller 1442, neu erbaut nach dem Brande 1710".

4. Unsere Heimat - S. 19

1914 - Halle a.d.S. : Schroedel
— 19 — Brande im Jahre 1710 brannte es ab. Aus^dem Brandschutz zog man einige Tage später ganz unversehrt eine Bibel hervor (sie wird noch heute im Waisenhaus aufbewahrt). Das sah man als ein Zeichen dafür an, daß an dieser Stelle kein Wohnhaus gebaut werden solle, sondern ein Haus, das dem Dienst Gottes geweiht sei. Deshalb be- schloß der Pfarrer Otto, hier mit Bewilligung und Unterstützung des Rates ein Waisenhaus zu errichten. Im Jahre 1717 war es fertig. Es dient also ungefähr 200 Jahre als Waisenhaus. Im Betsaale hängt das Bild des Gründers, des Pfarrers Otto. In die Bibel hat der Stifter folgende Worte geschrieben: „Als anno 1710, am 23. Augusti, war der Sonnabend „vor Bartholomäi und Sonnabend vor dem zehnten „Trinitatissonntage, gegen 11 Uhr am Markte eine er- „schreckliche Feuersbrunst entswnd und Gott dem sünd- „liehen Nordhausen die Zerstörung Jerusalems in einem „Theil der Stadt durchs Feuer predigte und solches „Feuer auch mein erkauftes und zwischen dem „Walkenrieder Hofe und Steinbackhause gelegenes Haus „ergriffe und verzehrte: So ist diese Bibel, die ich zu „meinem Gebrauche in der Erkener-Stube aus einem „Tische stehen hatte, in solchen Flammen, die Alles „verzehrten, in der Stube wunderbarer Weise erhalten „und Tags darauf in der Asche und Schutt gefunden „worden, bis an das obere Schlößlein unverletzet!" — Vergleicht den Lutherbrunnen mit dem Baltzerbrunnen! 12. Der Kornmarkt und die Rantenstratze. 1. Der Kornmarkt liegt nordöstlich von dem Rathaus und dem Markt. Er ist da entstanden, wo der älteste Stadtteil, die Markt- kirchengemeinde, mit der Petrigemeinde im Osten und der Blasiigemeinde im Nordosten, die beide später entstanden sind, zusammenstieß. Zwischen dem Kornmarkt und dem Markt steht das neue Stadthaus. Es ent- hält im Erdgeschoß die Räume für die städtische Sparkasse und das Standesamt, im ersten Stockwerk ist der Stadtverordneten-Sitzungssaal, und außerdem sind hier noch verschiedene Geschäftszimmer für die Stadt- Verwaltung. Der Sitzungssaal der Stadtverordneten ist mit schönen Gemälden geschmückt: es sind zwei größere und vier kleinere, die in der Darstellung wie in der Farbe gut zusammenpassen und einander ergänzen. Die beiden Hauptbilder treten durch ihre lebhaften Farben am meisten hervor, während die Nebenbilder in ruhigen, gedämpften Tönen gehalten sind. Das große Bild an der Nordwand stellt dar, wie König Otto I. von seiner Mutter, der Königin Mathilde, Abschied nimmt. Otto I. wollte einen Zug nach Italien unternehmen. Da war er vorher zu seiner Mutter nach 2*

5. Unsere Heimat - S. 12

1914 - Halle a.d.S. : Schroedel
— 12 — Neben der Wiedigsburgstraße fließt der Mühlgraben hin. Er ha seinen Namen von den Mühlen, die er treibt und früher noch mehr trieb als jetzt. Von der Wiedigsburg nach Osten geht die Rosengasse nach dem Altendorfe zu. Südlich von der Schule ist die Hohensteiner Straße, die ihren Namen nach dem Kreise Grafschaft Hohenstein führt, zu dem die Dörfer bei Nordhausen, wie Salza, Hesserode, Kleinwerther u. a. gehören. Sie geht nach der Grimmelallee zu. Diese Straße hat den Namen von der Bodenbeschaffenheit; denn Grimmel heißt Sumpf. Von den Teichen, die hier lagen und von den Überschwemmungen der Zorge war der Boden hier naß und sumpfig. 2. Die Straßen sind für den Verkehr bestimmt. Auf ihnen be- wegen sich die Fußgänger, die Fuhrwerke und die Radfahrer. Der Fuß- steig, der auch Bürgersteig oder Trottoir genannt wird, ist nur für Fuß- gänger bestimmt. Für den übrigen Verkehr ist die Fahrstraße angelegt. 3. Der Bürgersteig ist etwas erhöht und von Rand- oder Bord- steinen eingefaßt. Er ist mit Sandsteinplatten belegt oder von Asphalt hergestellt. In manchen Straßen sind auch nur in der Mitte des Bürgersteigs Platten und zu beiden Seiten ist Pflaster aus kleinen Steinen. Die Bordsteine sind gewöhnlich aus Granit. 4. Die Fahrstraße ist mit behauenen Steinen (Grauwacke) ge- pflastert. In einigen Straßen besteht das Pflaster auch aus gegossenen Schlackensteinen; diese sind glatter als die andern Steine. Manche Straßen sind auch von Asphalt hergestellt. Die Straße ist etwas ge- wölbt, damit das Regenwasser besser nach der Rinne zu abfließen kann. Diese Wasserrinne heißt die Gosse. Aus der Gosse läuft das Wasser in die Kanäle, die sich unter den Straßen hinziehen. Auf manchen Straßen sind eiserne Schienen, die für die elektrische Straßenbahn bestimmt sind. Die Elektrizität, welche die Wagen treibt, wird in dem Elektrizitätswerk in der Grimmelallee erzeugt und durch Drähte her- geleitet. Der Draht wird von hohen Stangen oder Masten gehalten, die neben der Straße stehen. 5. An den Straßenecken sind die blauen Straßenschilder ange- bracht. Sie tragen in weißer Schrift den Straßennamen und häufig auch noch die Hausnummern der Straßenseite. So kann jeder leicht die Straße und das Haus finden, die er sucht. Die Hausnummer ist über oder neben der Haustür oder an dem Garteneingang befestigt. Welche Nummer hat unsere Schule? Euer Wohnhaus? 6. Die Straßen werden täglich gereinigt. Die Bürgersteige werden gesprengt und mit dem Besen gekehrt. Auch einige Fahrstraßen werden auf diese Weise gereinigt, andere durch Kehrmaschinen. Damit auf den Straßen nicht zuviel Staub entsteht, der den Menschen und Tieren schädlich ist, werden die Straßen im Sommer besprengt. Das geschieht durch Sprengwagen. Messen und Zeichnen der Straße, an der die Schule liegt.

6. Unsere Heimat - S. 49

1914 - Halle a.d.S. : Schroedel
— 49 — 5. Im Gumpetale findet sich viel Lehm und Ton. Daher ist oben in der Nähe der Stolberger Straße eine Ziegelei und weiter abwärts eine Lehmgrube. Weil das Gnmpetal einsam abseits der Stadt liegt, ist hier die Abdeckerei, wo verendetes Vieh eingescharrt wird. 33. Der Kohnstein. 1. Hell leuchten die weißen Kalksteinwände des Kohnsteins zu uns herüber. Es ist, als ob sie uns zurufen wollten: „Kommt doch einmal her und besucht uns! Hier ist es schön!" Der dunkle Wald, der die Steinwand wie ein Mantel umgibt, sieht recht geheimnisvoll aus; seine weiten Falten bergen gewiß manche Überraschungen für uns. Dahin wollen wir heute gehen. 2. Der Kohnstein liegt nordwestlich von Nordhausen. Kräftig steigt er aus der Ebene empor. Seine Erhebungen zeichnen gegen den Himmel eine schöne Wellenlinie ab. Schon von weitem können wir sehen, daß er nach Osten zu steil abfällt; von Süden her dagegen steigt er allmählich an. Hier zieht sich bis an den Fuß des Berges Ackerland hinan. Wo das Feld aufhört, beginnt der Wald. Auf der Südostecke bemerken wir dunkelgrünen Nadelwald, sonst sehen wir den bunten Blätterschmnck der Laubbäume. Schon von unserm Wege aus können wir an der Färbung des Laubes die Baumarten unterscheiden: es sind meist Buchen; dazwischen stehen einzelne Birken mit hellerem Laubwerk. 3. Aus unserem Wege haben wir den Kohnstein immer vor Augen. Auf ebenem Pfade wandern wir dahin, und bald stehen wir am Fuße des Berges. Hier ist eine Mühle, die sich an die Bergwand anlehnt. Sie wird von der Zorge getrieben. Das vordere Haus ist schon recht alt; wir lesen die Inschrift über der Tür: „An Gottes Segen ist alles gelegen. Anno domini (b. h. im Jahre des Herrn) 1702." Hier war früher eine Sägemühle; sie ist jetzt nicht mehr in Betrieb. Nur in dem daneben stehenden Hause ist noch eine Mahlmühle. 4. Nun geht ein Fußweg steil nach dem Gasthause „Schnabelsburg" hinaus. „Schnabel" heißt dieser Teil des Kohnsteins wohl von seiner Form, da er einen schnabelartigen Ausläufer des Berges bildet. In alten Zeiten stand hier eine Burg, die dem Grafen von Honstein gehörte; nach dem Kriege, den die Nordhäuser mit dem Grasen hatten, wurde die Burg abgebrochen (1368). Von dem Gasthause aus hat man einen herrlichen Blick auf die Ebene über Nordhausen und Salza hinweg bis nach dem Kyffhänser. 5. Hinter dem Gasthause steigen wir höher hinauf. Auf der ersten Spitze, wo eine Bank steht, erfreuen wir uns an der schönen Aussicht nach dem Harz hin. Dann treten wir in den schattigen Wald ein. Wir gehen rechts an dem Abhang hin; steil fällt der Berg hier ab. Dann steigen wir den Birkenkopf hinan. Er ist 300 m hoch und oben Heine, Unsere Heimat. 4

7. Kreis Büdingen - S. 23

1914 - Gießen : Roth
Kreis Büdingen, bearbeitet von K. Heusohn. 23 haus anlehnte, sind noch geringe Spuren erkennbar. In der ,,5lltstadt" steht das mit hohem Staffelgiebel gezierte Rathaus, welches im Jahre 1458 unter Diether I. errichtet und in den Jahren l909 und 1910 einem Umbau unter- zogen wurde. Die ehemalige Kaufhalle im untersten Stockwerke ist jetzt zu einem Festsaale hergerichtet. Die am Schloßplatz stehende Marienkirche (Stadtkirche) entstammt in ihren hauptteilen der Mitte des 15. Jahrhan- derts, 1601 wurden die Räume für die neugegründete Lateinschule ange- baut. Sehenswerte Bauwerke stehen auch in der 5chlohgasse. Das jetzige Amtsgerichtsgebäude mit seinem Turme wurde 1770 als lutherische Xirche errichtet und diente von 1829—1879 als Gymnasialgebäude. Das be- merkenswerteste Gebäude von Büdingen ist jedoch das fürstliche Scfyloft, eine alte Wasserburg, bestehend aus vor- und Hauptburg, welche in ihren ein- zelnen Teilen den verschiedensten Jahrhunderten entstammen. Zu den ältesten Bauten des Schlosses gehört der 35m hohe Bergfried, ebenso der anstoßende palas und die Vurgkapelle. Das romanische portal an der Kapelle gehört der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts an. Das Hauptportal im inneren Schloß- Hof mit dem Treppenbau entstand um 1670. Einen Besuch verdient der gemalte Saal im Schloß, dessen Wände mit Bildern aus der ysenburgischen Geschichte geschmückt sind. 5ln das Schloß schließt sich der Hain an, ein großer Garten mit hübschen Baumgruppen und Laubgängen, vor dem Obertore, von welchem noch Teile vorhanden sind, steht das alte Bandhaus, nebenan die fürstliche Rentkammer und die Villa des Prinzen Klfred zu Isenburg- Büdingen. Innerhalb der Stadtmauer lehnt sich ein schloßähnliches Gebäude an das (Dbertor an, der Oberhos, welcher im Jahre 1569 durch den Grafen Georg von Isenburg erbaut wurde. Gegenwärtig dient er der Fürstin- Mutter als Witwensitz. Huf der Nordseite der Stadt, ,,am Gebück", stehen an der Stadtmauer noch mehrere mächtige Türme. Der am Eck trägt die Inschrifti „Gott gnad' der Zeel!" Sie soll bei der Erbauung des Turmes von den Gesellen eingemeißelt worden sein, weil ein Mitarbeiter bei einer fluchwürdigen Tat von hier in die Tiefe gestürzt wäre und seinen Tod ge- funden hätte. Der zweitletzte Turm ist der schon genannte Hexenturm. Einige Inschriften, womit die inneren Wände des Turmes von den Gefangenen bekritzelt wurden, erinnern uns noch heute an die barbarischen Zeiten des Mittelalters, in welchen hier so viele unschuldige Opfer schmachten mußten. 5ln der Stelle des Gasthofs ,,zum Stern" war der Büdinger Gerichts- platz, hier kamen unter einer Linde die freien Männer des Gerichts zu- sammen, um unter dem Vorsitze des Amtmannes Recht zu sprechen. 1495 wurde das Gericht in die Stadt auf das Rathaus verlegt. vom (Dbertor zieht die Hammerstraße das Seemental aufwärts,' an ihr liegen, an den Bergeshang angelehnt, eine Knzahl hübscher Villen. Recht lohnend ist ein Besuch der Sandsteinbrüche, deren Erzeugnisse als Schleif-

8. Kreis Büdingen - S. 24

1914 - Gießen : Roth
24 Heimatkunde des Großherzogtums Hessen. Nr. 10. steine, viehtröge und Bausteine in die Welt gehen. Im Tale liegt die Papier- mühle, gegenwärtig (Ölmühle und Holzschneiderei, weiter oberhalb der Hammer, einst eine Eisenhütte, jetzt Kofferbeschlägefabrik. hier im Tal lag vor Jahrhunderten das Vors Schmitten, dessen Bewohner nach Schmalkal- den verzogen sein sollen, von der Papiermühle führt ein Fußpfad nach dem nahen Jägertal, einer prachtvoll gelegenen Waldwiese mit fürstlichen Schießständen. Nach Süden zieht sich vom Mühltor aus die Gymnasiumstraße. hier steht das Ureisamtsgebäude und das im Jahre 1878 aus Sandstein erbaute Wolfgang-Ernst-Gymnasium. hübsche Gebäude sind auch in der neu ange- legten Brunostraße (benannt nach dem im Jahre 1906 verstorbenen Fürsten Bruno) zu sehen. Dort steht das im Jahre 1910 errichtete Volksschulgebäude, eine wahre Zierde der Stadt. Km südlichen Ausgang von Büdingen stand vor Zeiten eine Saline, deren Betrieb nach hundertjährigem Bestand (1830) eingestellt wurde,' die übriggebliebenen Gebäude dienen jetzt landwirtschaft- lichen und anderen Zwecken. Nach ihr hat der hier angelegte Salinenhof seinen Namen. Nur wenige Minuten vom Kreisamt entfernt erhebt sich der lvilde- stein, eine Partie von riesigen Basaltmassen, die in grauer Vorzeit als flüssige Lava den Sandstein durchbrochen haben und erkalteten, von da genießt man einen bezaubernden Blick auf Büdingen mit seinen wohlerhaltenen Be- festigungsanlagen, seinem altersgrauen Schlosse und seiner reizvollen Um- gebung. Ein bequemer Waldweg führt vom Wildestein zum fürstlichenjagd- schloß Tiergarten im Salzbachtale, welches 1671 durch den Grafen Johann Ernst von Isenburg-Büdingen erbaut wurde und dem Fürsten von Büdingen zum Sommeraufenthalt dient. Der angrenzende Gutshof ist verpachtet' nahe dabei breitet sich ein 20 Morgen großer Karpfenteich aus. Weiter oben steht im Walde an der Easimirhöhe ein einfaches Jagdhaus und nicht weit davon an der alten Neffenftraße die mächtige Uönigseiche. von ihr erzählt die Sage, der Kaiser Friedrich Barbarossa habe sich von Gelnhausen aus im großen Büdinger Wald auf der Jagd verirrt und hier einen Köhler getroffen, der ihn auf den rechten Weg gewiesen habe. Zum Dank dafür habe ihn der Kaiser zum Ritter geschlagen und ihm als Wappen zwei schwarze Balken im weißen Felde gegeben, weil der Köhler bei der Wahl des Wappens mit zwei rußigen Fingern durch den Schnee gefahren war.*) Die Nachkommen dieses Köhlers seien die Grafen von Büdingen. 5ln die Zeit, in welcher das holz in dem großen Büdinger Walde verkohlt und in den benachbarten Eisenhämmern verbraucht wurde, erinnert auch der *) Bild im gemalten Saale des Schlosses zu Büdingen.

9. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 35

1914 - München : Oldenbourg
— 35 •— gebäude zwar vorhanden, aber eng und beschränkt. Nur besonders reiche Herren konnten ihre Wohnungen nach der Art der Wertheimer Burg ausbauen. Zudem wurde Burg Wertheim vorn Schicksal sehr begünstigt. Da sich Graf Georg Ii. mit seinen Bauern einigte, ging der Bauernaufstand, der den meisten fränkischen Burgen den Untergang brachte, ohne Schaden für ihn und sein Schloß vorüber. (Erst ü_654 sank die Burg infolge einer Beschießung durch die Kaiserlichen in Schutt und Asche. Line Belagerung. Leinde sind nah! Gellend kündet es des Wächters Horn vorn hohen Bergfried herab. Droben am Waldessaum hat das scharfe Auge des verlässigen Mannes einen Trupp Reiter erspäht. Jetzt traben 50—60 Berittene über die Talwiese; hinterdrein folgen Fußgänger, bewaffnet mit langen Speeren, dann folgen wagen, beladen mit Leitern und langen, mit Eisen beschlagenen Balken. Die Leute auf der Burg eilen an die Ringmauern, schauen durch die Scharten und rufen einander zu: Mordio, Blordio! Die Feinde kommen! Auf, auf zur wehr! Line bange Stunde ist vergangen. Der Feind geht daran die Burg zu umschließen. Drunten im Tale stehen die feindlichen Ritter. Die Knechte beginnen mit Leitern die Felsen zu besteigen. Etliche Fußgänger huschen auf dem Burgwege aufwärts. Überall suchen sie Deckung. Sie wollen heimlich das äußere Burgtor erreichen. Doch ist es zu spät. Rechtzeitig drehte sich die Zugbrücke in ihren Angeln und verschloß den Eingang gleichsam als zweite Türe. Der Burggraben ist jetzt ohne Übergang. Auf den runden Türmen und auf den Mauern hinter den Zinnen stehen die Burgleute, um ihr Heim zu schützen. Große Steine werfen sie hinab auf den Feind. Pfeile fliegen herab und herauf. Jetzt reiten drei Ritter den Burgweg herauf; der mittlere trägt eine Fahne und ruft hinüber in die Burg: „Graf, öffnet Euer Nest! wir schonen Haus und Leute l“ Aber der Burgvogt entgegnet ihnen aus dem äußeren Burgtor: „Kommt nur herein, wenn ihr könnt! wir haben euch ein feines Gericht hergerichtet; eilt euch, das Essen ist noch heiß!" Die drei Reiter ziehen sich zurück, denn schon schwirren Speere und pfeile ihnen entgegen. Nun kommen feindliche Knechte den Burgweg herauf. Sie suchen mit Reisigbündeln und Erde den tiefen Graben zu füllen. Mühselig und gefährlich ist die Arbeit, die die Burginsassen mit allen Mitteln zu hindern versuchen. )n der Nacht aber gelingt das Werk. Der Feind steht an der Mauer. Mit eisernen Haken sucht er die Zugbrücke 3*

10. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 73

1914 - München : Oldenbourg
— 73 — Bause nun so stark gewachsen mar, daß die Bauern im Kloster keine Unterkunft mehr fanden, schlugen sie das Lager neben dem Kloster, brachten hinein aus den umliegenden Städten Geschütz, Gezelt, Pulver und Blei, besetzten auch die Ämter mit ihren Trabanten, waibeln, Fähnrichen, Profossen, Kurieren, Pfennig- und Wachtmeistern. Am Samstag, den 6. Mai, erschienen die £?auptleute aus bett Lagern von Bilbhausen und Aura, auch die Gesanbten von Zhiinnerftabt, Meiningen, Königshofen, Mellrichstabt, Lbern, Seßlach, Stabtlauringen, Flabungen und Bischofsheim in Neustabt und kamen ba mit dem Rate, den Bürger- und Viertelmeistern auf dem Rathaus zusammen. Sie beschlossen auf Würzburg zu ziehen und rüsteten sich noch am selben Tag. Da sie aber vor dem Landgrafen von Bessen Sorge trugen, der in das Stift Fulda aufgebrochen war um nach Thüringen zu ziehen, würden sie von dem Vorhaben tvieber wenbig und blieben im Lager. Auf einen Brief der Bauern vor Würzburg hin brachen sie am \5. Mai boch auf und zogen gegen Schweinfurt, wo sie vor der Stadt ein Lager schlugen. Die Z^auptleute brachten alle Kelche, Monstranzen, Kreuze und was sie sonst noch zu Bilbhausen entwenbet hatten, mit nach Schweinfurt. Die Bauern von Baßfurt und (Scrolzhofen waren mittlerweile vor das Schloß Zabelstein gerückt, das ihnen übergeben warb. Sie baten bett Bilbhausener Bausen vor Schweinfurt, ihnen Unterstützung gegen die Walburg bei Eltmann und anbere Schlösser zukommen zu lassen. Da fjoffnung auf große Beute war, zogen die Bilbhausener vor die Walburg, gewannen sie, nahmen dann auch Henttveinsborf ein, plünberten es und machten merkliche Beute. Don ba aus zogen sie auf Bitten der oberlänbifchen Städte wieber nach Königshofen zurück um den Stäbten gegen die abeligen Feinde beizustehen. Inzwischen waren Berzog Bans von Sachsen und Graf Wilhelm von Benneberg in Koburg zusammengekommen, und als die Bilbhausener Bauern, die am 3. Juni zu Mellrichstabt aufgebrochen waren um betten von Meiningen zu f?ilfe zu kommen, nicht fern von Meiningen ankamen, würden sie überfallen, bei Ho erstochen, etliche gefangen und mußten in die Stadt flüchten. Z?ier ergaben sie sich an Herzog i?ans. g) Der Sturm auf das Schloß. 2lm Sonntag, den Mai, um - Uhr früh fingen die Bauern aus einer am Glesberg errichteten Schanze an in das Schloß zu schießen, fügten aber nur an Dächern und Ziegeln einigen Schaben zu. Als bies der oberste Bauptmann des Frauenberges inne ward, berief er seine Kriegsräte und beschloß mit ihnen, zur Gegenwehr zu schreiten und den Feind nicht mehr zu schonen. Sodann befahl er den Büchsenmeistern, die Büchsen zu laden und zuzurichten und auf ein Zeichen vom mittleren hohen Turme aus alle in die Stadt abzuschießen. Das ist also geschehen und um die sechste
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