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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Unsere Heimat - S. 69

1914 - Halle a.d.S. : Schroedel
— 69 — leite auf ihrem ganzen Nordabhange. Beim Bahnhof Bleicherode nimmt sie von links her die Bode auf. Bald hinter Kleinfurra verläßt sie unsere engere Heimat; sie fließt an Sondershausen vorüber und mündet in die Uustrut. Ihr ganzer Lauf ist 88 km laug. 3. Das Wippertal hat nur eine geringe Breite; aber wegen seiner Fruchtbarkeit ist es dicht bevölkert. Von unserer Heimat liegen folgende Dörfer im Wippertal: Sollstedt, Ober- und Niedergebra, Ober- und Mitteldorf, Pustleben, Nohra, Wollersleben, Wolkramshausen, Rüxleben, Kleinfurra. Viele davon gehören zu den ältesten menschlichen Wohnorten' in unserer Gegend, so z. B. Ober- und Niedergebra, Nohra, Kleinfurra; auch die auf kleben endigenden Dorfnamen weisen auf ein hohes Alter hin. Der fruchtbare Boden des Wippertales lockte früh Ansiedler herbei; in den nahen Wäldern fanden sie Bau- und Brennholz in Fülle und in der Nähe des Flusses gutes Trinkwasser. So wurde das Tal schon in ältester Zeit bevölkert. Auch Straßen durchzogen es, die diese Gegend mit anderen verbanden und aus denen Händler dahinzogen, die Waren kauften und verkauften. So führte die Kasseler Straße von Nordhausen aus über den Schern von Pustleben ab der Länge nach durch das Wippertal. 4. Nicht bloß über der Erde ist das Wippertal reich gesegnet; auch im Innern birgt es große Schätze. Seit einigen Jahren wird im Wippertal Bergbau aus Kali betrieben. Kalibergwerke sind in Bleiche- rode, Sollstedt, Ludwigshall bei Wolkramshausen, in Hain und bei Immenrode unter der Feuerkuppe. Hier wird das Kali aus einer Tiefe von 600—800 in aus der Erde geholt. Das Kali ist eine Art Salz, das rötlich oder grau aussieht; es liegt in der Erde so fest und hart wie ein Fels und muß hier losgebrochen und losgesprengt werden. Es kommt in Lagern vor, die 10—60 und mehr Meter dick sind. Benutzt wird es hauptsächlich als Düngenntttel; ein Teil davon wird in Deutschland selbst gebraucht; eine große Menge geht aber nach Amerika, wo man noch kein Kali gefunden hat. Ferner werden in heimischen Fabriken aus dem Kali Waren hergestellt, die man im gewerblichen Leben braucht, z.b.bei der Wäscherei, Fäberei, Bleicherei, Seifensiederei, bei der Herstellung von Zündhölzern, Papier, Glas, Farben, Feuerwerkskörpern usw. — Durch die Kalibergwerke haben viele Leute in unserer Heimat einen guten Verdienst; daher kommt es auch, daß die Zahl der Einwohner in den Dörfern des Wippertales in den letzten Jahren zugenommen hat. 44. Der Kreis „Grafschaft Hohenstein". 1. Lage. _ Der^ größte Teil des Helme- und Wippertales bildet den Kreis „Grafschafthohenstein". Die Stadt Nordhausen gehört nicht mit zu diesem Kreise; sse bildet einen eigenen Stadtkreis. Früher gehörte

2. Unsere Heimat - S. 83

1914 - Halle a.d.S. : Schroedel
— 83 — 2. Der Buntsandstein nimmt in unserer Heimat ein weites Ge- biet ein. Er dehnt sich zwischen dem Südrand des Harzes und der Hainleite aus. Vom Harz ist er durch deu Zechsteingürtel getrennt. Ein Teil des Buntsandsteingebietes liegt noch auf der linken Seite der Zorge. Es beginnt bei Crimderode, zieht sich an Petersdorf vorbei und dann weiter zwischen Leimbach und Steigertal an Urbach vorüber nach dem Tyratale zu. Auf der rechten Seite der Zorge beginnt das Buntsandsteingebiet südlich vom Kohnstein; zwischen Helme und Wipper besteht die ganze Windleite bis Auleben hin aus Buntsaudstein; auf der rechten Seite der Wipper tritt der Buntsandstein bis an den Fuß der Hainleite heran. Wie mächtig er hier liegt, ist an dem Schacht des Salzbergwerks in Bleicherode zu sehen. Er liegt über dem Zechstein; doch ist er nach dein Harz zu abgetragen, so daß hier der Zechstein zutage tritt. Einige Reste des bedeckenden Buntsandsteins haben sich noch stellenweise auf dem Zechsteiugürtel erhalten, so z. B. nördlich von Petersdorf am Giebichenhagen, wo er die höchste Erhebung (340 m) darstellt. 3. Der Buntsaudstein ist ein ziemlich lockeres Gestein und ver- wittert leicht; doch ist er an einigen Stellen fest genug, daß er als Baustein benutzt werden kann. So gibt es z. B. am Schern verschiedene Steinbrüche. Weil der Buntsandstein der Verwitterung wenig Wider- stand entgegensetzt, weist er auch durchweg abgerundete Formen aus; wo Höhenzüge wie die Windleite auftreten, nehmen sie in breiter Lage- ruug das Land ein. Den Unterschied zwischen den abgerundeten Bunt- sandsteinbergen und den schroff abfallenden Gipsbergen kann man gut in der Windlücke beobachten. Wegen der leichten Verwitterung ist der Buntsandstein der Bildung einer Ackerkrume günstig; doch ist diese da, wo der Stein wenig Ton enthält, sehr locker, so daß jeder Regenguß Bestandteile des Bodens hinwegschwemmt. Im ganzen ist der Bunt- sandstein mehr für die Forstwirtschaft als für die Landwirtschaft ge- eignet, wenn auch z. B. Kartoffeln aus ihm unter Umständen sichere und gute Erträge liefern. 4. Der Muschelkalk. 1. Die Hainleite besieht aus Muschelkalk; dieser fängt da an, wo der Buntsandstein aufhört. Er besteht aus kohlensaurem Kalk und ent- hält viele Versteinerungen von Tieren, hauptsächlich von Muscheln und Schnecken. Daher hat er seinen Namen. Er ist fester als der Bunt- sandstein und verwittert nicht so leicht; scharfe, zackige Ränder, steile Abhänge, schmale, fast kammartige Höhenzüge sind ihm eigen. Die Fluß- täler weisen oft fast senkrechte, über 100 m hohe und steile Uferränder auf, die, der menschlichen Kultur unzugänglich, mit dichtem Gestrüpp bewachsen sind und durch die leuchtend weiße Farbe ihrer Gehänge die 6*

3. Unsere Heimat - S. 86

1914 - Halle a.d.S. : Schroedel
— 86 — Rissen, an denen sich oft Partien ablösen. Das ist Löß oder gewöhnlich Lehm genannt. Der Löß besteht hauptsächlich ans Quarz und kohlen- saurem Kalk in feinster Zerteilung, er ist leicht zerreiblich und fühlt sich wie außerordentlich feinkörniger Sand an. Er ist ferner von zahllosen feinen Röhrchen durchsetzt, die ihn sehr porös machen. Die Röhrchen rühren von Gräsern her, die durch den Löß hindurchgewachsen und schließlich vermodert sind. Denn der Löß ist nicht im Wasser abgelagert, sondern hat sich auf dem Lande gebildet, indem der Wind zu einer Zeit, als unsere Heimat sehr trocken war und einer weiten Steppe glich, ungeheure Wolken von Staub und Sand über sie dahinjagte und den Lehm an geschützten Stellen, namentlich in Tälern und Hängen, auf- häufte. In dem Löß finden sich ganz kleine weiße Schnecken, noch kleiner als ein Stecknadelkopf. In dein ganzen Tale bis hinter Rüdigs- dorf ist in den Tälern und an den Berghängen zu beiden Seiten des Weges Löß abgelagert, ebenso findet er sich im Borntale und zwischen Nordhausen und Himmelgarten am Leimbacher Wege. Der Löß- oder Lehmboden zeichnet sich durch außerordentliche Fruchtbarkeit aus. C. Geschichtsbilder. 1. Die Besievelung unserer Heimat. 1. Angehörige verschiedener deutscher Stämme ließen sich nach und nach in unserer Heimat nieder. Südlich und nördlich vom Harze und westlich bis an die Weser wohnten die Cherusker; diese gingen später in dem Sachsenbunde auf. Vou Süden her drangen die Hermunduren vor, die ganz Thüringen einnahmen und später nach Vermischung mit anderen Stämmen, z. B. mit den Angeln, den Hauptbestandteil der Thüringer bildeten. Auf dem fruchtbaren Boden der Flußtäler ent- standen die ältesten Wohnorte, wie Lohr-a, Nohr-a, Trebr-a. Der End- buchstabe „a" ist eine Abkürzung von „aha" und bedeutet Wasser. Im Helme- und Zorgetal endigen die alten Ortsnamen durchweg auf „ingen" oder „nngen, wie Schiedungen, Bliedungen, Gratzungen, Pützlingen, Groß- und Klein-Wechsungen, Hörningen, Cleisingen. Vielfach sind diese Silben mit Personennamen verbunden und bedeuten alsdann, daß den Nach- kommen der betreffenden Person die Ansiedlung eigen war. Häufig er- scheinen sie auch in Verbindung mit Flußnamen, wie: Bodungen = die Ansiedlung oder das Eigentum an der Bode, oder: Haserungen = das Eigentum oder der Besitz an der Hafer. Im Wippertale endigen die alten Dorfnamen auf „leben": Pustleben, Wollersleben, Rüxleben; auch die

4. Unsere Heimat - S. 87

1914 - Halle a.d.S. : Schroedel
— 87 — beiden Dörfer Ober- und Mitteldorf hießen früher Ober- und Nieder- roldisleben; weiter nördlich kommt diese Endung nur noch bei zwei Dorfnamen vor, bei Gudersleben und Woffleben. Die Endung „leben" ist dem Thüringer Stamme eigentümlich; sie hat eine ähnliche Bedeutung wie unser Wort „bleiben", bezeichnet also einen Besitz, der einem Manne oder einem Geschlechte bleibt, ihm erblich gehört. Die Namen auf „stedt" und „Hausen" bezeichnen den Ort oder die Stätte, wo jemand sich angesiedelt oder ein Hans gebaut hat. Der Anfang der Orte Groß- und Klein-Werther reicht in die Zeit zurück, wo der kleine Höhenzug zwischen Werther und Sundhausen noch wie eine Insel oder ein Werder aus dem See oder dem Sumpfe hervorragte. 2. Die Zahl der Bewohner war bald so angewachsen, daß nicht genug Land zum Ackerbau vorhanden war. Es mußte neuer aubau- fähiger Boden geschaffen werden. Dies geschah, indem man Wald urbar machte und die Bäume ausrodete. Die Orte, die auf solchem Boden entstanden, sind daran kenntlich, daß sie auf „rode" endigen. Der erste Teil des Ortsnamens enthält sehr häufig den Namen desjenigen, der den Wald für den Anbau urbar gemacht und sich dort eine Wohnung gebaut hat, z. B. Branderode = Rodung des Hadnbrand, Immen- rode — Rodung des Jmmo, Günzerode = Rodung des Gunzelin. Diese Rodedörfer liegen meist auf der Höhe, seitab von den Flüssen und waren bei uns sehr zahlreich; viele von ihnen sind jedoch wieder ein- gegangen, weil der Boden, auf dem sie standen, zu unfruchtbar war. Eins davon, Bleicherode, dessen Ursprung auch in diese Zeit fällt, ist dagegen zu einer Stadt angewachsen; der Name bedeutet „Rodung des Blicho". 2. Die Gaueinteilung unserer Heimat. Die älteste Benennung unserer Heimat war „Helmegau". Er hat seinen Namen von der Helme und umfaßte das ganze Tal dieses Flusses. Im Osten reichte er bis Wallhausen, im Westen bis Tettenborn, im Norden bis über Benneckenstein hinaus, und im Süden bildete der Kyffhäuser und der Höhenzug der Windleite mit Paßberg und Schern die Grenze. Der südliche Teil unserer Heimat, das Wippertal, bildete den Wippergau, und die Südwestecke, westlich von Bleicherode und Werningerode, gehörte zum Ohmfeldgau; der Höhenzug westlich von Kehmstedt bildete hier die Grenze zwischen Helme- und Ohmfeldgau. 3. Der Königshof Heinrichs l. in Nordhausen. König Heinrich I. besaß in der Umgebung Nordhausens, das damals noch ein kleines Dorf am Frauenberge war. große Ackerflächen. Diese wurden von einem Hofe aus bestellt, der auf einer Anhöhe nord-

5. Unsere Heimat - S. 99

1914 - Halle a.d.S. : Schroedel
— 99 — 2. Die Bauern der Grafschaft Lohra plünderten Dietenborn und Münchenlohra. Als sie die Pfarre in Elende überfielen, soll der Pfarrer seine Bienen aufgerüttelt haben, so daß sich diese auf die Plünderer stürzten, die nun eiligst die Flucht ergriffen. 3. Die klettenbergischen und scharzfeldischen Bauern hatten das Kloster Walkenried zu ihrem Standquartier erwählt. Damit sie das Kloster nicht zerstören sollten, hatte der Abt bei seinem Wegzuge die Schlüssel stecken lassen. Trotzdem blieb das Kloster nicht verschont. Zunächst zerschlugen die Bauern alle Fenster, Ofen, Türen und Bilder; dann richteten sie ihr Augenmerk auf die große Glocke, deren Metall sie verkaufen konnten. Sie hing in einem kleinen Turme mitten über der Kirche; beim Herabstürzen zerschlug sie das Kirchendach. Der Schaden wurde später nicht wieder ausgebessert, und die Kirche verfiel immer mehr; heute sind nur noch Ruinen davon vorhanden. — Auch kriegerische Übungen wurden vorgenommen, an denen selbst der Graf Ernst von Hon- stein teilnehmen mußte. Als die Bauern einst von einer solchen Übung zurückkehrten, sagte ihr Anführer, der Schäfer Hans Arnold von Barthol- felde, zu dem Grafen, indem er sich auf einem Bein umdrehte: „Sieh, Bruder Ernst, den Krieg kann ich führen, was kannst denn du?" Der Graf antwortete: „Ei Hans, sei zufrieden, das Bier ist noch nicht in dem Fasse, darin es gären soll." Diese Antwort verdroß die Bauern sehr, und der Graf mußte sie mit guten Worten beschwichtigen. 4. Nach einiger Zeit zogen die Bauern weiter auf Nordhausen zu und lagerten sich aus der Wiese bei der Flarichsmühle vor Klein- wechsungen. Schnell traf nun der Rat von Nordhausen Vorkehrungen zum Schutze der Stadt. Er verstärkte die Besatzung durch vierhundert Fußknechte, nahm die Kleinodien der Klöster in Verwahrung und ließ die einzelnen Stadtviertel zu einer Beratung zusammenkommen und ihre Beschwerden, die sie etwa gegen den Rat hätten, aufsetzen. Trotzdem konnte der Rat nicht verhindern, daß auch hier Ausschreitungen vor- kamen. In einer Nacht wurde das Predigerkloster erbrochen und aus- geplündert, ebenso das Augustinerkloster in der Neustadt und das Bar- füßerkloster. Ein gleiches Schicksal ereilte die beiden Nonnenklöster auf dem Frauenberge und im Altendorfe und die Häuser der Stiftsgeistlichen im Dome. Ein Haufe zog aus deiu Altentore, um sich mit den kletten- bergischen Bauern auf der Flarichswiese 'zu vereinigen. Als diese am anderen Tage nach Heringen kamen und von der Niederlage Münzers bei Frankenhausen hörten, stoben sie erschreckt auseinander. 5. Die Grafen von Honstein sowohl wie der Rat von Nord- hausen straften die Empörer ziemlich milde, nur einige der Haupträdels- führer wurden hingerichtet. Einer von ihnen, ein Töpfer von Ellrich, der den glücklichen Einfall hatte, den Grasen zu Gevatter zu bitten, wurde unter der Bedingung begnadigt, daß er lebenslänglich die gräf- lichen Ofen zu Lohra und Clettenberg im Stande erhielt. Der übrige Hanfe mußte zur Erntezeit 1525 an einem bestimmten Tage auf dem 7*

6. Unsere Heimat - S. 105

1914 - Halle a.d.S. : Schroedel
— 105 — 18. Nordhausen und die Grafschaft Hohenstein im Siebenjährigen Kriege. 1. Auch im Siebenjährigen Kriege nahm Nordhausen eine eigen- tümliche Stellung ein; als Reichsstadt mußte sie aus Seiten des deutschen Reiches stehen und zu Friedrichs des Großen Feinden gehören; das Reich war aber nicht imstande, sie zu schützen, und so war sie dem siegreichen Preußenkönige wehrlos preisgegeben; außerdem war sie ganz von preußischen Landesteilen eingeschlossen, da die Grafschaft Hohenstein preußisch war. Die Franzosen aber, die ja eigentlich Bundesgenossen der Stadt waren, machten als fremdes Volk keinen großen Unterschied zwischen preußischem und nichtpreußischem Gebiete. Anfangs Oktober 1757 rückten sie mit einigen Tausend Mann in Nordhausen ein. Als Magazin für Heu und Stroh diente die Spendekirche, für Korn der Walkenrieder Hof (jetziges Hauptsteueramt), für Hafer der Jlfelder Hof (Pferdemarkt 11), die Hospitäler St. Martini und St. Cyriaci wurden als Lazarett benutzt. Nachdem die Franzosen bei Roßbach geschlagen waren, lagen sie auf dem Rückzüge hier wieder mehrere Tage. — Am schlimmsten trieb es der preußische Rittmeister Kovats. Den Bürgern forderte er ihre Gewehre ab, den Kaufleuten nahm er rotes und grünes Tuch weg, den Kürschnern Pelze, den Schuhmachern und Gerbern Leder. Als der Bürgermeister Riemann ihm die Schlüssel zu den Kanonen nicht aushändigen wollte, nahm er ihn zwei Stunden in Haft und ließ unterdes die Geschütze auf den Kornmarkt vor sein Quartier bringen. Nachdem man ihm 15000 Taler zugesichert hatte, versprach er, die Kanonen hier zu lassen und keine Geiseln mitzunehmen. Er hielt aber sein Wort nicht, denn die Bürgermeister Rennecke und Lange und drei andere Ratsherren nahm er als Geiseln mit, und außerdem behielt er die schönste Kanone der Stadt, den „Lindwurm", und führte sie nach Magdeburg, wo sie später eingeschmolzen ist. — Im ganzen hat Nordhausen während des Siebenjährigen Krieges an Kriegs- kosten und allerlei Lieferungen an Brot, Getreide, Fleisch usw. etwa 400000 Taler aufbringen müssen. 2. Wie für Nordhausen, so sind zu Anfang des Krieges auch für die Grafschaft die Franzosen eine schwere Last gewesen. Alle Dörfer waren von ihnen voll, in einem Bauernhause lagen oft hundertzwanzig bis hundertdreißig Mann. Um die Häuser brannten Tag und Nacht Feuer, an denen die Soldaten ihr Essen kochten. Das Vieh wurde den Leuten aus dem Stalle geholt und nicht bezahlt; so wurde bei Ellrich eine ganze Herde von vierundachtzig Stück aufgefangen und weggeführt. Ihr Standquartier hatten die Franzosen in der Linie Mühlhauseu-Worbis-Duderstadt-Göttiugen; hierher mußten alle Dörfer im Unikreise von fünf bis sechs Meilen fast unerschwingliche Steuern an an Hafer, Heu, Stroh, Roggen, Weizen usw. bringen. Auch Dienste verlangten sie von den Bauern; jeden Tag, selbst bei der strengsten

7. Unsere Heimat - S. 71

1914 - Halle a.d.S. : Schroedel
— 71 — hat etwa 3000 Einwohner, verdankt seinen Aufschwung der günstigen Lage am Rande des Harzes, die es zu einem Badeort gemacht hat (vergl. S. 61). Benneckenstein ist die jüngste Stadt im Kreise; im 14. Jahrhundert war hier eine Burg der Grafen von Honstein. Die Grafen hielten sich hier vielleicht der Jagd wegen auf, da Benneckenstein mitten im Harze liegt. Auch Bergbau wurde in der Nähe betrieben, und Eisenhütten erstanden hier, so z. B. in Sorge und Voigtsfelde. Noch lange blieb Benneckenstein dann ein Dorf; erst im Jahre 1741 erhob Friedrich d. Gr. den Ort zu einer Stadt. Jetzt hat Bennecken- stein etwa 3500 Einwohner. Durch seine Lage ist es zum Kur- ort geeignet (vergl. S. 60). Das größte Dorf ist Salza, das kleinste Steinsee. 3. Bodengestaltung. Der Kreis bildet ein Hügelland. Er wird von Westen nach Osten durchzogen von der Hainleite und der Windleite, und im Norden reichen die Berge des Harzes in den Kreis hinein. Im Westen treten die Höhen des Eichsfeldes in das Gebiet uusres Kreises. Die Eichsfeldische Pforte bildet den Eingang zum Eichsfelde. Der Dün als die Fortsetzung der Hainleite nach Westen einerseits und die Bleiche- röder Berge mit ihren Fortsetzungen, Hasenburg und dem Ohmgebirge, andererseits gehören schon zum Eichsfelde. Von erhöhten Punkten bei Nordhausen, z. B. vom Harzrigi, lassen sich diese Höhen gut überschauen; besonders fällt die Eichsfeldische Pforte auf und ganz im Westen der treppensörmige Absatz des Ohmgebirges, die Hauröder Klippen, nach dem Dorfe Hauröden, das darunter liegt, benannt. Zwischen den Höhen haben Flüsse ihre Talfurchen gezogen. Zwischen Harz und Windleite fließt die Helme (Nebenflüsse: Salza, Zorge und Tyra), zwischen Windleite und Hainleite die Wipp er (wich- tigster Nebenfluß die Bode) und vom Südabhang der Hainleite die Helb e. 4. Bodenbenutzung. Der größte Teil des Grund und Bodens wird für den Ackerbau benutzt und ist in dem Besitz der Bevölkerung. Ein Teil gehört dem Staat und wird von den königlichen Domänen in Clettenberg, Amt Lohra, Günzerode, Kleinfurra, München- lohra und Salza verwaltet. In den Talniederungen der Helme und Wipper ist der Boden sehr fruchtbar, weniger ergiebig ist er die Höhen hinan. Man baut Weizen, Roggen, Gerste, Hafer, Hülsenfrüchte, Kar- toffeln, Klee und in den fruchtbaren Niederungen auch Zuckerrüben. Auch an Waldungen ist der Kreis reich; herrliche Buchenwälder sind auf der Hainleite, den Bleicheröder Bergen und dem Kohnstein. Die Waldungen gehören teils einzelnen Personen, teils den Gemeinden, teils dem Staate; die Königlichen Forsten stehen unter der Verwaltung der Oberförstereien Benneckenstein, Lohra und Königstal. Wertvolle Schätze birgt der Boden. Die Gipsberge bei Ellrich haben eine ausgedehnte Fabriktätigkeit hervorgerufen, und tief unten in

8. Unsere Heimat - S. 54

1914 - Halle a.d.S. : Schroedel
— 54 — 3. Auch Handwerker für die notwendigsten Lebensbedürfnisse wohnen in dem Dorfe, wie Bäcker, Fleischer, Schneider, Schuhmacher, Schmiede. Weil Salza so nahe bei Nordhausen liegt, arbeiten viele Leute in Nordhausen in den Fabriken; sie wohnen in Salza, weil sie hier billigere Wohnungen bekommen können als in der Stadt, und weil sie meist etwas Land haben, aus dem sie Kartoffeln und andere Früchte anbauen. 4. Salza hat auch eine Schule und eine Kirche; es ist deshalb ein Kirchdorf. 5. Salza gehört zu den ältesten Dörfern unserer Gegend. Der Ort wird schon unter Kaiser Karl d. Gr. im Jahre 802 genannt. Es bestand damals hier ein Königshof, das ist die jetzige Domäne, zu dem auch schon zwei Mühlen gehörten, die ebenfalls noch vorhanden sind. Die Besitzer dieses Gutes nannten sich Herren von Salza; doch gehörte nicht ihnen das Gut, sondern dem Reiche. 36. Die Steinberge und der Roszmannsbach. 1. Die Steinberge liegen nordöstlich von Nordhauseu. Sie bilden die östliche Fortsetzung des Höhenzuges, der beim Kuhberg beginnt und nach dem Harzrigi zu verläuft; hier erreicht er zunächst seine höchste Erhebung, 316 in, fällt dann im Eichenberge (303 m) etwas, wird darauf von dem Tale des Roßmannsbaches durchschnitten, steigt aber aus der linken Seite des Baches steil wieder bis zu einer Höhe von 317 m auf. Auf dem höchsten Punkte nach Steigertal zu steht ein hoher Eichbaum, seines Aussehens wegen „Regenschirm" genannt; er ist von allen Seiten her schon aus weiter Ferne zu sehen. Auch auf dem Eichenberge nach Petersdorf zu steht eine einsame Eiche, die aber nicht so schön gewachsen ist als der „Regenschirm". Beide Bäume bilden weithin sichtbare Merkzeichen unserer Heimat. Der Eichenberg war früher mit Eichen bewachsen, daher der Name; um die Mitte des vorigen Jahrhunderts wurden sie abgehauen; seitdem ist hier Ackerland. Das Tal zwischen den Bergen nennt man auch wohl die Windlücke. Eine Wanderung dahin bietet mancherlei Sehenswertes. Die Berge östlich und westlich des Tales haben zuerst abgerundete Höhen. Auf der westlichen Seite ist Ackerland, teilweise auch auf der östlichen. Das Ackerland zeigt eine rötliche Farbe. Diese rührt von dem Gestein her, aus dem die Berge bestehen. An einigen Stellen der Berge, wo z. B. herabfließendes Wasser tiefe Spalten hineingerissen hat, können wir den Stein uns genau ansehen. Er sieht rötlich, grünlich oder grau aus und fühlt sich sandig an; man nennt ihn daher Bunt- sandstein. Wenn wir weiter ins Tal hineingehen, bekommen die öst- lichen Höhen ein anderes Aussehen. Ackerland ist auf der Ostseite fast

9. Unsere Heimat - S. 63

1914 - Halle a.d.S. : Schroedel
— 63 — Mann ohne Kopf sehen lassen; auch ein gespenstischer Reiter ohne Kopf auf einem Pferde ohne Kopf soll sich hier zeigen oder ein Krieger, der allnächtlich hier aus seinem Grabe steigt. — Die eigentliche Bedeutung der Kreuze kennt man nicht genau; einige mögen Grenzsteine sein. Jedenfalls haben sie hier nicht immer beisammen gestanden, sondern sind vom Felde her an den Wegrand gebracht worden. — Der Name „Hohlungs- bügel" ist noch nicht völlig erklärt. Die zweite Hälfte des Wortes, bügel, heißt ursprünglich Bühel oder Bühl, das ist Hügel. Die erste Hälfte, Hoülungs, ist schwer zu erklären; das Wort kann aus „hohl" entstanden sein; dann wäre der Name als „Hohlweg über den Hügel" zu deuten; es kann auch mit Holz zusammenhängen; dann wäre Hohluugs- bügel-Holzberg. Von nun an wird das Helmetal breit und eben. Dicht hinter Hesserode teilt sich die Helme auf einer kurzen Strecke in zwei Arme; der eine Arm, das ursprüngliche Flußbett, heißt heute Lache; in diese fließt die Salza. Unmittelbar danach, unterhalb der Brückenmühle, vereinigen sich beide Arme der Helme wieder. 2. Im oberen Helmetale liegen folgende Dörfer: Schiedungen, Pütz- lingen, Günzerode, Haferungen, Klein- und Großwechsungen und Hesserode. 3. Von Nordhausen ab heißt das Helmetal die „Goldene Aue". Den Namen hat sie von ihrer Fruchtbarkeit; goldene Saaten bringt sie in Fülle hervor. Ein Gras von Stolberg, der von einer Reise nach Palästina zurückkehrte, soll ihr den Namen gegeben haben. Als er hier in seiner Heimat wieder angekommen war und von einer Anhöhe auf das schöne Helmetal herabschante, soll er gesagt haben: „Ich lasse jedem das gelobte Land und lobe mir die goldene Aue!" Ehemals war hier ein großer See, in den die Helme und die Zorge ihre Fluten ergossen. Nach und nach verringerte sich der Wasserreichtum dieser Flüsse; dadurch wurde auch das Wasser des Sees weniger, bis schließlich ein großer Sumpf daraus wurde. Mönche aus dem Kloster Walkenried fingen im 12. Jahrhundert an, diesen Sumpf zu entwässern und urbar zu machen. Herbeigerufene Fläminger (aus Holland) setzten ihre Arbeit fort. So wurde der Boden trocken. Das stehende Wasser des Sumpfes hatte einen fruchtbaren Schlamm abgesetzt, der sich als Ackerboden vortrefflich eignete. Die Fläminger erbauten hier auch Dörfer, die aber später zum Teil wieder eingegangen sind, indem die Bewohner nach Görsbach, Berga, Heringen und Äuleben zogen. Die Aumühle ist noch der Rest eines flämischen Dorfes. Wo sich einst Sumpf und Morast befand, zieht jetzt der Pflug seinen Weg, und statt der Schilf- ftengel wiegen sich goldene Ähren im Winde, und Felder mit Zucker- rüben breiten sich aus, die dem Landmann reiche Erträge liefern. 4. In dem untern Helmetal liegen von Nordhausen ab: Sund- hausen, Uthleben, Heringen, Görsbach, Berga, Kelbra, Roßla, Wallhausen. Unterhalb der Stadt Artern fließt die Helme in die Unftrut.

10. Unsere Heimat - S. 67

1914 - Halle a.d.S. : Schroedel
— 67 — 2. Nach Süden senkt sich die Hainleite allmählich, während sie auf der ganzen Nordseite steil abfällt. Dieser Absall zeigt entweder steile, senkrecht niedergehende Felswände, oder es sind hier abgerundete Bergkuppen, die gewöhnlich etwas vorspringen, wie z. B. die Wöbels- bürg bei Hainrode, die Feuerkuppe bei Wernrode, der Frauenberg bei Sondershausen; von diesen Bergen hat man daher eine prachtvolle Aussicht. Die Hainleite besteht aus Muschelkalk; das ist ein weißgrauer Kalkstein, der viele versteinerte, sehr kleine Muscheln enthält. Er ver- wittert schwer; daher haben die Berge, die aus Muschelkalk bestehen, steile Abhänge und zackige Spitzen. 3. Die Hainleite ist schön bewaldet; namentlich gedeiht die Buche hier prächtig. Stundenlang umweht und umrauscht den Wanderer das grüne Blättermeer. Ter Wald lichtet sich, wo menschliche Wohnstätten liegen und den Ackerbau nötig machen. Oben auf der Hochfläche liegen Friedrichsrode, Amt Lohra, Klein- und Großberndten, Domäne Dieten- born, das schwarzburgische Dorf Immenrode und die schwarzburgische Domäne Straußberg. Trotz der Höhenlage — Großberndten liegt etwa 400 m hoch — ist der Ackerbau hier noch recht lohnend, obgleich die Ernte hier ungefähr 14 Tage später eintritt als in der Ebene. Die kleinste Feldmark hat Friedrichsrode; dieses Dorf ist erst um das Jahr 1700 unter dem König Friedrich I. von Preußen entstanden, dessen Namen es auch trägt. Die älteste Ansiedelung ist Amt Lohra. Hier war in früheren Zeiten eine Burg der Grafen von Lohra, und später wohnten auch die Grafen von Honstein hier. Jetzt ist es eine königliche Domäne. — Am Rande der Hainleite liegen die Dörfer Friedrichslohra (von Friedrich dem Großen gegründet, f. Geschichtsbilder), Groß- und Klein- wenden, Münchenlohra, Hainrode und Wernrode. 4. Nördlich von der Ecke der Hainleite, von dem Katzenstein bei Sollstedt, liegen die Bleicheröder Berge. Sie bestehen auch aus Muschelkalk wie die Hainleite und haben in früherer Zeit wohl auch mit dieser zusammengehangen. Jetzt bilden sie ein kleines Gebirge für sich. Ihren Namen tragen sie von der Stadt Bleicherode, die an ihrem Abhänge liegt. Von Nordhausen aus gesehen, bilden sie rechts von der Hainleite einen wallartigen, bewaldeten Höhenzug, der von der Hain- leite durch eiue Lücke geschieden ist. Diese Lücke heißt „das Eichsfelder Tor". In der Lücke liegt das Dorf Sollstedt, die Wipper fließt hier hindurch, und die Eisenbahn nach Kassel führt durch sie hin. 5. Westlich von den Bleicheröder Bergen liegt die Hasen bürg. Von Nordhausen aus gesehen erhebt sie sich rechts von den Bleicheröder Bergen wie ein Sargdeckel. Die Hasenburg bildet einen einzelnen Berg, der von allen Seiten steil aufsteigt, am schroffsten von der Nordseite. Am Fuße der Hasenburg liegt das Dorf Buhla. — Westlich von der Hasenburg erhebt sich das Ohmgebirge; von Nordhausen aus gesehen 5*
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