Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

11. Unsere Heimat - S. 83

1914 - Halle a.d.S. : Schroedel
— 83 — 2. Der Buntsandstein nimmt in unserer Heimat ein weites Ge- biet ein. Er dehnt sich zwischen dem Südrand des Harzes und der Hainleite aus. Vom Harz ist er durch deu Zechsteingürtel getrennt. Ein Teil des Buntsandsteingebietes liegt noch auf der linken Seite der Zorge. Es beginnt bei Crimderode, zieht sich an Petersdorf vorbei und dann weiter zwischen Leimbach und Steigertal an Urbach vorüber nach dem Tyratale zu. Auf der rechten Seite der Zorge beginnt das Buntsandsteingebiet südlich vom Kohnstein; zwischen Helme und Wipper besteht die ganze Windleite bis Auleben hin aus Buntsaudstein; auf der rechten Seite der Wipper tritt der Buntsandstein bis an den Fuß der Hainleite heran. Wie mächtig er hier liegt, ist an dem Schacht des Salzbergwerks in Bleicherode zu sehen. Er liegt über dem Zechstein; doch ist er nach dein Harz zu abgetragen, so daß hier der Zechstein zutage tritt. Einige Reste des bedeckenden Buntsandsteins haben sich noch stellenweise auf dem Zechsteiugürtel erhalten, so z. B. nördlich von Petersdorf am Giebichenhagen, wo er die höchste Erhebung (340 m) darstellt. 3. Der Buntsaudstein ist ein ziemlich lockeres Gestein und ver- wittert leicht; doch ist er an einigen Stellen fest genug, daß er als Baustein benutzt werden kann. So gibt es z. B. am Schern verschiedene Steinbrüche. Weil der Buntsandstein der Verwitterung wenig Wider- stand entgegensetzt, weist er auch durchweg abgerundete Formen aus; wo Höhenzüge wie die Windleite auftreten, nehmen sie in breiter Lage- ruug das Land ein. Den Unterschied zwischen den abgerundeten Bunt- sandsteinbergen und den schroff abfallenden Gipsbergen kann man gut in der Windlücke beobachten. Wegen der leichten Verwitterung ist der Buntsandstein der Bildung einer Ackerkrume günstig; doch ist diese da, wo der Stein wenig Ton enthält, sehr locker, so daß jeder Regenguß Bestandteile des Bodens hinwegschwemmt. Im ganzen ist der Bunt- sandstein mehr für die Forstwirtschaft als für die Landwirtschaft ge- eignet, wenn auch z. B. Kartoffeln aus ihm unter Umständen sichere und gute Erträge liefern. 4. Der Muschelkalk. 1. Die Hainleite besieht aus Muschelkalk; dieser fängt da an, wo der Buntsandstein aufhört. Er besteht aus kohlensaurem Kalk und ent- hält viele Versteinerungen von Tieren, hauptsächlich von Muscheln und Schnecken. Daher hat er seinen Namen. Er ist fester als der Bunt- sandstein und verwittert nicht so leicht; scharfe, zackige Ränder, steile Abhänge, schmale, fast kammartige Höhenzüge sind ihm eigen. Die Fluß- täler weisen oft fast senkrechte, über 100 m hohe und steile Uferränder auf, die, der menschlichen Kultur unzugänglich, mit dichtem Gestrüpp bewachsen sind und durch die leuchtend weiße Farbe ihrer Gehänge die 6*

12. Unsere Heimat - S. 86

1914 - Halle a.d.S. : Schroedel
— 86 — Rissen, an denen sich oft Partien ablösen. Das ist Löß oder gewöhnlich Lehm genannt. Der Löß besteht hauptsächlich ans Quarz und kohlen- saurem Kalk in feinster Zerteilung, er ist leicht zerreiblich und fühlt sich wie außerordentlich feinkörniger Sand an. Er ist ferner von zahllosen feinen Röhrchen durchsetzt, die ihn sehr porös machen. Die Röhrchen rühren von Gräsern her, die durch den Löß hindurchgewachsen und schließlich vermodert sind. Denn der Löß ist nicht im Wasser abgelagert, sondern hat sich auf dem Lande gebildet, indem der Wind zu einer Zeit, als unsere Heimat sehr trocken war und einer weiten Steppe glich, ungeheure Wolken von Staub und Sand über sie dahinjagte und den Lehm an geschützten Stellen, namentlich in Tälern und Hängen, auf- häufte. In dem Löß finden sich ganz kleine weiße Schnecken, noch kleiner als ein Stecknadelkopf. In dein ganzen Tale bis hinter Rüdigs- dorf ist in den Tälern und an den Berghängen zu beiden Seiten des Weges Löß abgelagert, ebenso findet er sich im Borntale und zwischen Nordhausen und Himmelgarten am Leimbacher Wege. Der Löß- oder Lehmboden zeichnet sich durch außerordentliche Fruchtbarkeit aus. C. Geschichtsbilder. 1. Die Besievelung unserer Heimat. 1. Angehörige verschiedener deutscher Stämme ließen sich nach und nach in unserer Heimat nieder. Südlich und nördlich vom Harze und westlich bis an die Weser wohnten die Cherusker; diese gingen später in dem Sachsenbunde auf. Vou Süden her drangen die Hermunduren vor, die ganz Thüringen einnahmen und später nach Vermischung mit anderen Stämmen, z. B. mit den Angeln, den Hauptbestandteil der Thüringer bildeten. Auf dem fruchtbaren Boden der Flußtäler ent- standen die ältesten Wohnorte, wie Lohr-a, Nohr-a, Trebr-a. Der End- buchstabe „a" ist eine Abkürzung von „aha" und bedeutet Wasser. Im Helme- und Zorgetal endigen die alten Ortsnamen durchweg auf „ingen" oder „nngen, wie Schiedungen, Bliedungen, Gratzungen, Pützlingen, Groß- und Klein-Wechsungen, Hörningen, Cleisingen. Vielfach sind diese Silben mit Personennamen verbunden und bedeuten alsdann, daß den Nach- kommen der betreffenden Person die Ansiedlung eigen war. Häufig er- scheinen sie auch in Verbindung mit Flußnamen, wie: Bodungen = die Ansiedlung oder das Eigentum an der Bode, oder: Haserungen = das Eigentum oder der Besitz an der Hafer. Im Wippertale endigen die alten Dorfnamen auf „leben": Pustleben, Wollersleben, Rüxleben; auch die

13. Unsere Heimat - S. 87

1914 - Halle a.d.S. : Schroedel
— 87 — beiden Dörfer Ober- und Mitteldorf hießen früher Ober- und Nieder- roldisleben; weiter nördlich kommt diese Endung nur noch bei zwei Dorfnamen vor, bei Gudersleben und Woffleben. Die Endung „leben" ist dem Thüringer Stamme eigentümlich; sie hat eine ähnliche Bedeutung wie unser Wort „bleiben", bezeichnet also einen Besitz, der einem Manne oder einem Geschlechte bleibt, ihm erblich gehört. Die Namen auf „stedt" und „Hausen" bezeichnen den Ort oder die Stätte, wo jemand sich angesiedelt oder ein Hans gebaut hat. Der Anfang der Orte Groß- und Klein-Werther reicht in die Zeit zurück, wo der kleine Höhenzug zwischen Werther und Sundhausen noch wie eine Insel oder ein Werder aus dem See oder dem Sumpfe hervorragte. 2. Die Zahl der Bewohner war bald so angewachsen, daß nicht genug Land zum Ackerbau vorhanden war. Es mußte neuer aubau- fähiger Boden geschaffen werden. Dies geschah, indem man Wald urbar machte und die Bäume ausrodete. Die Orte, die auf solchem Boden entstanden, sind daran kenntlich, daß sie auf „rode" endigen. Der erste Teil des Ortsnamens enthält sehr häufig den Namen desjenigen, der den Wald für den Anbau urbar gemacht und sich dort eine Wohnung gebaut hat, z. B. Branderode = Rodung des Hadnbrand, Immen- rode — Rodung des Jmmo, Günzerode = Rodung des Gunzelin. Diese Rodedörfer liegen meist auf der Höhe, seitab von den Flüssen und waren bei uns sehr zahlreich; viele von ihnen sind jedoch wieder ein- gegangen, weil der Boden, auf dem sie standen, zu unfruchtbar war. Eins davon, Bleicherode, dessen Ursprung auch in diese Zeit fällt, ist dagegen zu einer Stadt angewachsen; der Name bedeutet „Rodung des Blicho". 2. Die Gaueinteilung unserer Heimat. Die älteste Benennung unserer Heimat war „Helmegau". Er hat seinen Namen von der Helme und umfaßte das ganze Tal dieses Flusses. Im Osten reichte er bis Wallhausen, im Westen bis Tettenborn, im Norden bis über Benneckenstein hinaus, und im Süden bildete der Kyffhäuser und der Höhenzug der Windleite mit Paßberg und Schern die Grenze. Der südliche Teil unserer Heimat, das Wippertal, bildete den Wippergau, und die Südwestecke, westlich von Bleicherode und Werningerode, gehörte zum Ohmfeldgau; der Höhenzug westlich von Kehmstedt bildete hier die Grenze zwischen Helme- und Ohmfeldgau. 3. Der Königshof Heinrichs l. in Nordhausen. König Heinrich I. besaß in der Umgebung Nordhausens, das damals noch ein kleines Dorf am Frauenberge war. große Ackerflächen. Diese wurden von einem Hofe aus bestellt, der auf einer Anhöhe nord-

14. Unsere Heimat - S. 88

1914 - Halle a.d.S. : Schroedel
— 88 — westlich vom Frauenberge lag und später einfach der Königshof hieß. Wie auf einem heutigen Gutshofe wurden dort Pferde, Rindvieh, Schafe, Schweine, Federvieh und Bienen gehalten. Außer den Scheunen und Ställen waren hier auch die Wohnungen der Knechte, die den Acker bebauten, und die Werkstätten der Schmiede, Schuster, Netzmacher und anderer Handwerker, die die Ackergeräte verfertigten und ausbesserten und Kleidungsstücke und andere Sachen herstellten, die die vielen Leute auf dem Hofe brauchten. Frauen und Mädchen spannen in besonderen Werkstätten Flachs und Wolle, webten Gewänder, strickten und färbten. So schlössen sich an die eigentlichen Wirtschaftsgebäude viele andere Häuser, die nach und nach einen besondern Ort bildeten. Auch eine Kirche wird bald gebaut worden sein, die heutige Marktkirche. Die jetzige Marktkirchen- gemeinde, die allmählich aus einer Vergrößerung des Kömgshofsbezirkes hervorgegangen ist, können wir als den ältesten Stadtteil Nordhausens ansehen. Wahrscheinlich hat Heinrich I. auch schon um dieses Gebiet herum eine Mauer erbaut. Wenn der König in Nordhausen war, so wohnte er nicht auf dem Königshofe, wo nur Wirtschaftsgebäude standen, sondern in seiner Burg, die etwas seitlich vom Königshofe am Rande des Abhanges lag. Das Haus, das jetzt auf dem Platze steht, heißt noch heute die „Finkenburg", denn Heinrich I. führte auch den Beinamen „der Finkler". Die Straße zwischen der Burg und dem Köngshofe heißt noch jetzt die Ritterstraße. 4. Königin Mathilde gründet in Nordhausen den Dom und das Nonnenkloster zum heiligen Kreuz. 962. 1. Die Königin Mathilde war die Gemahlin Heinrichs I. Da- mit sie nach des Königs Tode keine Not leiden sollte, hatte er ihr neben andern Gütern die Königshöfe in Nordhausen und Quedlinburg als Witwengut geschenkt. Auf beiden Höfen wohnte sie in ihrer Witwen- zeit abwechselnd, und an beiden Orten gründete sie ein Kloster. In Nordhausen stiftete sie nahe der königlichen Burg (der heutigen Finkenburg) ein Nonnenkloster; später erhielt das Kloster als wertvolle Gabe (Reliquie) einen Holzsplitter vom Kreuze Christi und hieß nun das „Kloster zum heiligen Kreuz". Auch eine Kirche ließ sie für das Kloster bauen; daraus ist später der heutige Dom entstanden. 2. Bald nach der Errichtung des Klosters kam ihr Sohn, König Otto I., nach Nordhausen. Sieben Tage verweilte er bei seiner alten Mutter. Als er wieder abreisen wollte, gingen sie frühmorgens zu- fammen in die Kirche. Dann traten sie aus der Tür, um Abschied zu nehmen. Mathilde bat den König noch einmal inständigst, für das

15. Unsere Heimat - S. 99

1914 - Halle a.d.S. : Schroedel
— 99 — 2. Die Bauern der Grafschaft Lohra plünderten Dietenborn und Münchenlohra. Als sie die Pfarre in Elende überfielen, soll der Pfarrer seine Bienen aufgerüttelt haben, so daß sich diese auf die Plünderer stürzten, die nun eiligst die Flucht ergriffen. 3. Die klettenbergischen und scharzfeldischen Bauern hatten das Kloster Walkenried zu ihrem Standquartier erwählt. Damit sie das Kloster nicht zerstören sollten, hatte der Abt bei seinem Wegzuge die Schlüssel stecken lassen. Trotzdem blieb das Kloster nicht verschont. Zunächst zerschlugen die Bauern alle Fenster, Ofen, Türen und Bilder; dann richteten sie ihr Augenmerk auf die große Glocke, deren Metall sie verkaufen konnten. Sie hing in einem kleinen Turme mitten über der Kirche; beim Herabstürzen zerschlug sie das Kirchendach. Der Schaden wurde später nicht wieder ausgebessert, und die Kirche verfiel immer mehr; heute sind nur noch Ruinen davon vorhanden. — Auch kriegerische Übungen wurden vorgenommen, an denen selbst der Graf Ernst von Hon- stein teilnehmen mußte. Als die Bauern einst von einer solchen Übung zurückkehrten, sagte ihr Anführer, der Schäfer Hans Arnold von Barthol- felde, zu dem Grafen, indem er sich auf einem Bein umdrehte: „Sieh, Bruder Ernst, den Krieg kann ich führen, was kannst denn du?" Der Graf antwortete: „Ei Hans, sei zufrieden, das Bier ist noch nicht in dem Fasse, darin es gären soll." Diese Antwort verdroß die Bauern sehr, und der Graf mußte sie mit guten Worten beschwichtigen. 4. Nach einiger Zeit zogen die Bauern weiter auf Nordhausen zu und lagerten sich aus der Wiese bei der Flarichsmühle vor Klein- wechsungen. Schnell traf nun der Rat von Nordhausen Vorkehrungen zum Schutze der Stadt. Er verstärkte die Besatzung durch vierhundert Fußknechte, nahm die Kleinodien der Klöster in Verwahrung und ließ die einzelnen Stadtviertel zu einer Beratung zusammenkommen und ihre Beschwerden, die sie etwa gegen den Rat hätten, aufsetzen. Trotzdem konnte der Rat nicht verhindern, daß auch hier Ausschreitungen vor- kamen. In einer Nacht wurde das Predigerkloster erbrochen und aus- geplündert, ebenso das Augustinerkloster in der Neustadt und das Bar- füßerkloster. Ein gleiches Schicksal ereilte die beiden Nonnenklöster auf dem Frauenberge und im Altendorfe und die Häuser der Stiftsgeistlichen im Dome. Ein Haufe zog aus deiu Altentore, um sich mit den kletten- bergischen Bauern auf der Flarichswiese 'zu vereinigen. Als diese am anderen Tage nach Heringen kamen und von der Niederlage Münzers bei Frankenhausen hörten, stoben sie erschreckt auseinander. 5. Die Grafen von Honstein sowohl wie der Rat von Nord- hausen straften die Empörer ziemlich milde, nur einige der Haupträdels- führer wurden hingerichtet. Einer von ihnen, ein Töpfer von Ellrich, der den glücklichen Einfall hatte, den Grasen zu Gevatter zu bitten, wurde unter der Bedingung begnadigt, daß er lebenslänglich die gräf- lichen Ofen zu Lohra und Clettenberg im Stande erhielt. Der übrige Hanfe mußte zur Erntezeit 1525 an einem bestimmten Tage auf dem 7*

16. Unsere Heimat - S. 104

1914 - Halle a.d.S. : Schroedel
— 104 — war allgemein bekannt, daß er die Bauern seines Bezirkes durch Hand- und Spanndienste so schwer drücke, daß sie ihren eigenen Ackerbau ver- säumen mußten und dabei ganz verarmten. Als nun der König in den Amtshof einfuhr, rief er mit lauter Stimme: „Wo ist der Bauern- schinder, der Amtmann Fahrenholz?" Dieser war aber aus Angst vor dem König schon geflohen. Aus Unwillen darüber betrat der König das Gutshaus nicht, sondern speiste in einer Scheune zu Mittag. — Hier in Woffleben spielte sich noch ein drolliger Vorgang ab. Als der König in der Scheune zu Mittag aß, stand das Volk draußen und wollte den König sehen. Da kam der „alte Dessauer", der in der Begleitung des Königs war, heraus und mischte sich unter die Leute. Ehrerbietig zogen alle den Hut vor dem alten Haudegen bis auf einen Nordhäuser Bürger. Dieser meinte, da er als „freier Reichsstädter" nicht preußischer Untertan war, seinen Hut aus dem Kopfe behalten zu dürfen. Darüber wurde der „alte Dessauer" fuchswild und bearbeitete den Nordhäuser so mit seinem Knotenstock, daß er vorzog, das Weite zu suchen. 2. Von Woffleben begab sich der König nach Bleicherode, der Hauptstadt der Herrschaft Hohenstein. Als er das Städtchen wieder verließ und nach der Domäne Lohra fahren wollte, lief eine Achse seines Wagens in Brand. Während der Schaden ausgebessert wurde, erschien die Frau des Amtmanns Hofmann von Lohra, um den König um eine Ermäßigung der Pachtsumme zu bitten. Unglücklicherweise trug die Frau nun ein Kleid von französischem Kattun. Bei der Abneigung des Königs gegen alle ausländischen, besonders aber gegen französische Stoffe, ist es begreiflich, daß die Frau einen Erfolg ihres Gesuches von vorn- herein vereitelte. Kaum hatte sie sich unter vielen Knixen dem Könige genähert und ihre Bitte vorgebracht, als er unwillig erwiderte, daß er keinen Pfifferling von der Pachtsumme ablassen werde; denn wenn sie noch Geld für französische Kleider übrig habe, dürfte auch die Domänen- kammer in Halberstadt (wozu die Grafschaft Hohenstein gehörte) ihr Geld erhalten können. Durch die Bitte der Frau auf die Wirtschaft ihres Mannes aufmerksam gemacht, beschloß der König, sich in Lohra genau von dem Stande der Dinge zu überzeugen. Auch über den Amt- mann Hofmann wurden von den Untertanen zahlreiche Beschwerden erhoben; der König fand sie gerechtfertigt, er ließ den Amtmann fest- nehmen und nach der Festung Magdeburg abführen. — Am andern Tage hielt sich der König auf dem Rittergut in Pustleben auf. Auch hier belustigte der „alte Dessauer" die zahlreich herbeigeeilten Landleute wieder durch seine Späße, indem er sich ihnen als ihren König vorstellte. Er rief aus dem geöffneten Fenster: „Wollt ihr den König sehen? Ich bin es!" Aber lachend erwiderten diese: „Dich kennen wir wohl, du bist der alte Dessauer, unser König bist du nicht." — Über Nord hausen und Halle fuhr der König nach Berlin zurück.

17. Unsere Heimat - S. 105

1914 - Halle a.d.S. : Schroedel
— 105 — 18. Nordhausen und die Grafschaft Hohenstein im Siebenjährigen Kriege. 1. Auch im Siebenjährigen Kriege nahm Nordhausen eine eigen- tümliche Stellung ein; als Reichsstadt mußte sie aus Seiten des deutschen Reiches stehen und zu Friedrichs des Großen Feinden gehören; das Reich war aber nicht imstande, sie zu schützen, und so war sie dem siegreichen Preußenkönige wehrlos preisgegeben; außerdem war sie ganz von preußischen Landesteilen eingeschlossen, da die Grafschaft Hohenstein preußisch war. Die Franzosen aber, die ja eigentlich Bundesgenossen der Stadt waren, machten als fremdes Volk keinen großen Unterschied zwischen preußischem und nichtpreußischem Gebiete. Anfangs Oktober 1757 rückten sie mit einigen Tausend Mann in Nordhausen ein. Als Magazin für Heu und Stroh diente die Spendekirche, für Korn der Walkenrieder Hof (jetziges Hauptsteueramt), für Hafer der Jlfelder Hof (Pferdemarkt 11), die Hospitäler St. Martini und St. Cyriaci wurden als Lazarett benutzt. Nachdem die Franzosen bei Roßbach geschlagen waren, lagen sie auf dem Rückzüge hier wieder mehrere Tage. — Am schlimmsten trieb es der preußische Rittmeister Kovats. Den Bürgern forderte er ihre Gewehre ab, den Kaufleuten nahm er rotes und grünes Tuch weg, den Kürschnern Pelze, den Schuhmachern und Gerbern Leder. Als der Bürgermeister Riemann ihm die Schlüssel zu den Kanonen nicht aushändigen wollte, nahm er ihn zwei Stunden in Haft und ließ unterdes die Geschütze auf den Kornmarkt vor sein Quartier bringen. Nachdem man ihm 15000 Taler zugesichert hatte, versprach er, die Kanonen hier zu lassen und keine Geiseln mitzunehmen. Er hielt aber sein Wort nicht, denn die Bürgermeister Rennecke und Lange und drei andere Ratsherren nahm er als Geiseln mit, und außerdem behielt er die schönste Kanone der Stadt, den „Lindwurm", und führte sie nach Magdeburg, wo sie später eingeschmolzen ist. — Im ganzen hat Nordhausen während des Siebenjährigen Krieges an Kriegs- kosten und allerlei Lieferungen an Brot, Getreide, Fleisch usw. etwa 400000 Taler aufbringen müssen. 2. Wie für Nordhausen, so sind zu Anfang des Krieges auch für die Grafschaft die Franzosen eine schwere Last gewesen. Alle Dörfer waren von ihnen voll, in einem Bauernhause lagen oft hundertzwanzig bis hundertdreißig Mann. Um die Häuser brannten Tag und Nacht Feuer, an denen die Soldaten ihr Essen kochten. Das Vieh wurde den Leuten aus dem Stalle geholt und nicht bezahlt; so wurde bei Ellrich eine ganze Herde von vierundachtzig Stück aufgefangen und weggeführt. Ihr Standquartier hatten die Franzosen in der Linie Mühlhauseu-Worbis-Duderstadt-Göttiugen; hierher mußten alle Dörfer im Unikreise von fünf bis sechs Meilen fast unerschwingliche Steuern an an Hafer, Heu, Stroh, Roggen, Weizen usw. bringen. Auch Dienste verlangten sie von den Bauern; jeden Tag, selbst bei der strengsten

18. Unsere Heimat - S. 17

1914 - Halle a.d.S. : Schroedel
— 17 — Danach hat das Haus also eine recht ehrwürdige Geschichte hinter sich. Es ist ein stattliches Gebäude. Die Keller liegen übereinander und sind noch wohl erhalten. Der oberste dehnt sich unter dem Hintze'schen Hause und zum Teil auch noch unter dem Lutherplatz mit aus. _ In dem Keller lagerten die Weinfässer, von denen der Rat an die Bürger Wein verkaufte. Jetzt gehört der Ratskeller mit zum Rathause; hier ist die Polizei und das städtische Meldeamt. Beschreibt den Weihnachtsmarkt! Erzählt die Geschichte des Ratskellers! 11. Der Lutherplaiz und der Lutherbrunnen. 1. Südwestlich vom Markt liegt der Lutherplatz. Er hat seinen Namen von dem Lutherbrunnen, der hier steht; ursprünglich hieß der Platz Holzmarkt und später Kohlmarkt. Das Lutherdenkmal ist 1889 eingeweiht. Auf einem Unterbau aus Sandstein, der von einem Brunnen- becken eingefaßt ist, steht das Standbild Dr. Martin Luthers. Es ist aus Erz gegossen. Luther steht schlicht und einfach da; doch läßt seine Haltung auch die Größe und Bedeutung erkennen, die ihm zukommt. Der Kopf und die Gesichtszüge zeigen uns den Mann, der mit sich im reinen und sich völlig klar ist über das, was er tut. Luther ging bei seiner Lehre von der Bibel aus; darum hält er in der linken Hand eine Bibel, auf die sich die Rechte beteuernd legt. Angetan ist er mit einem langen Gewand, ähnlich dem, das unsere Prediger bei ihren Amts- Handlungen tragen. An jeder der vier Seiten des Fußgestells ist in einer Nische ein Löwenkopf angebracht, aus dem Wasser in ein kleines Becken fließt, über dessen Rand es dann in den unteren größen Be- hälter plätschert. 2. Luther war ein berühmter Prediger und Professor in der Stadt Wittenberg. Er ist der Stifter der evangelisch-lutherischen Kirche. Fast alle Kirchen in unserer Stadt sind evangelisch-lutherisch; nur der Dom ist katholisch. Luther hatte in Nordhausen viele Freunde und ist auch einige Male hier gewesen. Darum wird auch heute noch am Martins- feste sein Geburtstag gefeiert. Dann versammeln sich alle evangelische Christen vor dem Lutherbrunnen, die Vereine und Schulen marschieren in einem Aufzuge dahin, und unter Glockengeläute singen alle das Lied Luthers: „Ein' feste Burg ist unser Gott". (S. Geschichtsbilder Nr. 12: Luther und der Nordhäuser Schuhmacher.) 3. Zu Luthers treuesteu Freunden in Nordhausen gehörte der Besitzer der Ratsapotheke, das ist die heutige Adlerapotheke am Luther- platz. Hier in der Ratsapotheke versammelten sich häufig die andern Freunde Luthers und lasen Luthers Bücher, die der Apotheker von seinen Reisen immer mitbrachte. Darum ist auch das Lutherdenkmal H einc. Unsere Heimat. o

19. Unsere Heimat - S. 27

1914 - Halle a.d.S. : Schroedel
— 27 — 2. Die Kirche, die hier stand, hieß „Spendekirche". Weshalb sie diesen Namen trng, will ich euch erzählen. In alter Zeit hatten sich sechzig Bürger gegen den Rat vergangen und wurden deshalb aus der Stadt verwiesen/ Die Vertriebenen suchten Schutz und Hilfe bei den benachbarten Grafen von Stolberg und von Honstein. Diese kündigten der Stadt Krieg an und zogen am Freitag vor Palmarum 1329 mit vielen Rittern und den vertriebenen Bürgern gegen die Stadt. Es gelang ihnen, in dunkler Nacht das Altentor (es lag unmittelbar über der Bergbrauerei und hieß später Barfüßertor, s. S. 29) zu erbrechen. Aber schon war man in der Stadt aufmerksam geworden, und das Sturmgeläut der Glocken rief die Bürger zu den Waffen. Mit dem tapfern Bürgermeister Helwig von Harzungen an der Spitze, eilten sie nach der bedrohten Stelle. In der Barfüßerstraße kam es zum heftigen Kampf. Mannhaft widerstanden die Nordhäuser; der brave Bürger- meister fiel, aber die Feinde wurden wieder aus der Stadt getrieben. Zum Andenken an diese glückliche Errettung der Stadt stifteten die Nordhäuser eine große Spende (Almosen, Gabe, Vermächtnis) von Geld, Brot und Heringen, die alljährlich am Freitag vor Palmarum unter die Armen verteilt wurde. Diese Verteilung fand in der Kirche neben der Barfüßerstraße statt, wo der Kampf am härtesten gewesen war. Davon hat die Kirche ihren Namen bekommen. 3. An dem Spendekirchhof geht die Barfüßerstraße vorbei. Der Name hängt auch mit dem Spendekirchhof zusammen. Hier auf dem Spendekirchhof stand früher ein Kloster, die Spendekirche war die Kloster- kirche. In dem Kloster wohnten Mönche, die zu den Barfüßermönchen gehörten; sie hatten ihren Namen davon, daß sie in wärmeren Ländern barfuß gingen oder höchstens Sandalen unter den Füßen hatten. Es sollte das ein Zeichen ihrer Armut sein; denn die Barfüßermönche durften kein Geld und Gut besitzen. Sie nährten sich von den Gaben, die sie für das Kloster einsammelten. Nach diesen Mönchen hieß das Kloster „Barfüßerkloster", und die Straße, die daran vorbeiführte, nannte man deshalb die Barfüßerstraße. 4. Einen hübschen Anblick gewährt das Torhäuschen zum Spende- kirchhos. Es ist ein Fachwerkban mit einem Giebelaufsatz. Über einer Tür im Innern steht die Jahreszahl 1667. Da ist das Haus gebaut. 5. Nach Norden zu grenzt der Spendekirchhof an die Stadtmauer. Wir sehen diese hier von der inneren Seite. Sie hat hier eine ansehn- liche Höhe. Etwas östlich von der Turnhalle stand in der Mauer ein viereckiger Turm, von dem nicht viel mehr zu sehen ist; etwas weiter nach Osten aber steht ein halber runder Turm, der noch hoch aus der Mauer emporragt; im Innern kann man sehen, daß er aus drei Stock- werken bestand. Die Mauer lief dann in östlicher Richtung weiter nach der Promenade zu. Nennt und erklärt Straßennamen, die von ehemaligen Klöstern, von Kirchen hergenommen sind!

20. Unsere Heimat - S. 31

1914 - Halle a.d.S. : Schroedel
— 31 — Herbergen wurden damals gewöhnlich außerhalb der Stadtmauern an- gelegt. Das Elisabethhospital diente als Herberge für arme Reisende und zur bleibenden Wohnung für Arme; noch heute ist es ein Armenhaus. Die Elisabethkirche ist im Jahre 1828 abgerissen; an ihrer Stelle wurden Wohnhäuser erbaut; das Haus Elisabethstr. 19 steht auf der Stelle der ehemaligen Kirche. Aus dem Platze nach dem Mühlgraben und der Gärtnerei nördlich der Straße lag der alte Friedhof; bei den Arbeiten zur Kanalisation sind noch zahlreiche Krochen zutage gefördert. 2. Dem Elisabethhospital gegenüber ist der Elisabethbrunnen. Das ist eine starke Quelle, die aus dem Berge hervorkommt und mit einem Spitzbogengewölbe bedeckt ist. Sie fließt ununterbrochen fort. Von alters her galt ihr Wasser als heilsam, und man sagte von ihr: wer das Wasser vom Elisabethbrunnen einmal getrunken hat, den zieht es immer wieder zu ihm hin. Dieser Glaube an die Wunderkrast fließender Brunnen geht bis in die früheste Zeit unseres Volkes zurück. In alten Zeiten schrieb man dem lebendigen Quellwasser besondere Heil- kräfte zu, ja solche Quellen wurden wohl als die Wohnung Gottes angesehen. Hier feierte man Feste, hier schlachtete und opferte man Vieh, hier fanden auch Familienfeiern statt, z. B. Hochzeiten. Als dann das Christentum in unsere Gegend kam, wurden häufig an solchen Stellen, wo heidnische Gottesdienste abgehalten waren, christliche Kirchen gebaut. Da nun auch neben dem Elisabethbrunnen eine Kirche gestanden hat, so hat man vermutet, daß auch diese Quelle einst für heilig ge- halten worden ist und daß schon in frühester Zeit Menschen um sie her gewohnt haben. Einst hatte auch das Wasser des Elisabethbrunnens als „Kaffeewasser" einen besondern Ruf; jetzt ist es als Trinkwasser für ungeeignet erklärt. 3. Ein anderes Armenhaus der Stadt ist der Siech Hof. Er liegt vor dem Siechentor an der Kasseler Straße. Der Name Siech- hos bedeutet Kraukenhaus (siech = krank, ebenso Siechtum). Ursprüng- lich war es ein Krankenhaus, und besonders ein Hospital für Aussätzige. Darum lag es auch vor der Stadt, abgesondert von andern Wohn- Häusern. Die Kranken durften nicht mit gesunden Menschen in Be- rührung kommen, damit diese nicht angesteckt wurden. Als ein Hospital für Aussätzige bestand der Siechhof schon im 13. Jahrhundert. In den Jahren, als die Pest hier herrschte, kamen Pestkranke in den Siechhos, und in Kriegszeiten war er ein Lazarett. Die jetzigen Gebäude sind nicht mehr die alten, sie sind um das Jahr 1825 errichtet. Von diesem Jahre ab wurde der Siechhof ein allgemeines Armen- und Kranken- haus; seitdem das städtische Krankenhaus am Taschenberge erbaut ist, dient der Siechhos nur noch als Armenhaus. Die Gebäude umschließen einen viereckigen Hof; in der südöstlichen Ecke steht die kleine Kirche St. Cyriaci (der heilige Cyriacus wurde als Sieger über die bösen Geister verehrt, denen man die schweren Krankheiten der Siechhofs- insassen zuschrieb).
   «zurück bis 20 von 111 weiter»  »»
111 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 111 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 0
2 8
3 9
4 3
5 37
6 0
7 4
8 35
9 2
10 3
11 0
12 1
13 0
14 0
15 3
16 3
17 0
18 7
19 5
20 0
21 0
22 0
23 0
24 0
25 0
26 5
27 5
28 15
29 1
30 1
31 0
32 7
33 6
34 2
35 1
36 54
37 25
38 22
39 15
40 0
41 0
42 0
43 2
44 0
45 3
46 3
47 0
48 5
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 0
1 7
2 0
3 6
4 6
5 11
6 5
7 0
8 0
9 3
10 1
11 4
12 2
13 1
14 0
15 0
16 10
17 25
18 0
19 27
20 0
21 4
22 0
23 32
24 3
25 0
26 2
27 1
28 2
29 0
30 0
31 0
32 4
33 0
34 4
35 0
36 6
37 3
38 2
39 7
40 5
41 1
42 4
43 3
44 2
45 14
46 0
47 0
48 2
49 6
50 0
51 5
52 0
53 7
54 44
55 0
56 0
57 24
58 7
59 13
60 0
61 0
62 0
63 0
64 0
65 4
66 1
67 0
68 7
69 7
70 12
71 0
72 14
73 27
74 0
75 4
76 28
77 17
78 0
79 2
80 1
81 1
82 6
83 6
84 1
85 8
86 1
87 14
88 0
89 0
90 2
91 4
92 5
93 0
94 32
95 0
96 0
97 0
98 3
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 45
1 15
2 6
3 21
4 4
5 33
6 23
7 8
8 2
9 1
10 12
11 7
12 31
13 14
14 17
15 0
16 0
17 50
18 1
19 0
20 1
21 4
22 0
23 1
24 5
25 91
26 14
27 0
28 6
29 16
30 17
31 1
32 6
33 24
34 6
35 5
36 5
37 0
38 34
39 31
40 14
41 3
42 7
43 32
44 6
45 5
46 6
47 15
48 1
49 1
50 53
51 26
52 27
53 0
54 2
55 2
56 1
57 0
58 4
59 23
60 30
61 13
62 22
63 0
64 2
65 21
66 35
67 3
68 0
69 5
70 42
71 1
72 47
73 2
74 0
75 21
76 0
77 10
78 3
79 1
80 24
81 77
82 11
83 1
84 3
85 0
86 0
87 2
88 2
89 29
90 5
91 7
92 82
93 47
94 32
95 26
96 51
97 47
98 1
99 52
100 31
101 0
102 38
103 0
104 0
105 10
106 34
107 3
108 0
109 0
110 22
111 9
112 16
113 3
114 27
115 3
116 4
117 2
118 1
119 11
120 1
121 64
122 3
123 10
124 20
125 14
126 0
127 11
128 2
129 1
130 10
131 24
132 1
133 23
134 0
135 1
136 9
137 8
138 0
139 12
140 44
141 3
142 152
143 40
144 15
145 19
146 0
147 4
148 1
149 0
150 1
151 8
152 11
153 0
154 24
155 30
156 18
157 8
158 0
159 2
160 1
161 15
162 0
163 0
164 7
165 2
166 1
167 6
168 8
169 14
170 9
171 6
172 8
173 22
174 0
175 7
176 1
177 18
178 0
179 11
180 5
181 0
182 11
183 81
184 0
185 7
186 0
187 2
188 7
189 0
190 1
191 0
192 1
193 0
194 12
195 1
196 33
197 0
198 1
199 33