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sagte der Schwarze und berührte den Kleinen mit seinem Stabe.
Da fühlte unser Männlein einen so heftigen Schmerz in allen
Gliedern, als wenn sie ihm auseinander gerenkt werden sollten.
Vor Schrecken wäre er beinahe auf die Erde gefallen. In großer
Angst lief er davon, so schnell ihn seine Beine nur trugen, und
kam wieder nach Remscheid in sein Haus.
Aber was war denn das? Als er durch die Haustüre gehen
wollte, stieß er mit dem Kopf gegen den oberen Balken. An
seiner Stubentür ging es ihm nicht besser, und als er in sein
Schlafkämmerlein eintrat, wupp? da hatte er wieder eine arge
Beule weg. Ganz dumm und wirbelig war es ihm im Kopse
von allen Stößen, als er sich ins Bett legte. Da wollte er sich
so recht behaglich ausruhen von allen Mühseligkeiten, aber er
hatte die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Oben stieß er mit
dem Kopf gegen das Bett, und streckte er die Beine aus, so stieß
er gegen das untere Bettende. Er mochte sich drehen und wenden,
wie er wollte, überall bekam er blaue Flecke. Zuletzt lag er im
Bett zusammengeklappt wie ein Taschenmesser und verbrachte die
Nacht in unruhigen Träumen.
Der nächste Tag war ein Sonntag. Da sing sein Elend von
neuem an. Überall stieß er sich Beulen. Er wollte wieder ein-
mal zur Küche und suchte seinen Sonntagsanzug hervor. Aber
o Schreck! Der war ihm viel zu eng und zu klein, und ganz
traurig und mutlos hängte er die Sachen wieder in den Schrank,
nicht ohne sich noch ein paarmal zu stoßen. Zuletzt besann er sich
auf den Anzug, den er gestern abend getragen hatte, und rasch
zog er ihn wieder an. Glücklicherweise paßten d i e Kleider,
denn die waren ja mit ihm gewachsen. Ganz behutsam und vor-
sichtig ging er durch die verschiedenen Türen und gelangte endlich
auf die Straße. In der freien Luft konnte er sich nun fo recht
nach Herzenslust dehnen und recken; denn da waren keine Decken
und Balken, an denen man sich stieß. Aber sein Vergnügen
währte nicht lange. „Ein Riese! Ein Riese!" tönte es von allen
Seiten. Und als er sich nach dem Riesen umgucken wollte, da
merkte er, daß die Leute mit den Fingern auf ihn zeigten. So
schnell ihn seine Füße trugen, ging er in die Kirche. Da konnte
er wohl schön aufrecht stehen, aber er merkte bald, daß alle Leute
ihn anstaunten. Sobald es nur anging, schob er sich deshalb
aus der Türe und eilte nach Hause. Dort vergaß er aber seine
Größe meistens, wenn er aus einer Stube in die andere ging.
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TM Hauptwörter (200): [T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T123: [Haar Mann Kopf Frau Hand Fuß Kleidung Mantel Hut Schuh]]
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Wie sie den starken Gesellen beiseite schaffen könnten. Sie riefen
ihn am Morgen herbei und sagten: „Hermel, du machst uns noch
zu armen Leuten, wenn du länger bei uns bleibst. Drum gehe
in die Hölle zum Teufel und sage ihm, er solle dir einen großen
Sack voll Gold geben, so schwer du ihn nur tragen kannst. Wenn
du uns den bringst, so sollst du immer gute Tage bei uns haben."
Der gute Hermel war's zufrieden und bat die Herren nur noch,
ihm den Weg zur Hölle zu zeigen. Sie gaben ihm einen Burschen
mit, der ihn bis zum Heidenkeller bei Vollberg führte. Als der
wieder heimkam, erzählte er den Heiden, daß der starke Hermel
hinabgestiegen sei in die Teufelshöhle. Da jubelten die Heiden
und riefen: „So, den sind wir nun glücklich los. Der Teufel
wird dem Schlingel schon den Garaus machen."
Der starke Hermel aber hatte inzwischen schwere Arbeit. Als
er in den Heidenkeller hinabgestiegen war, befand er sich in
einem langen, düstern Gang. Er mochte wohl eine Stunde
gegangen sein, da kam er an eine geschlossene Tür, die ihm den
Weg versperrte. Er schüttelte und rüttelte daran, aber umsonst.
Dann trat er mit Macht gegen die Tür, und sie sprang mit
gewaltigem Krachen aus. Der starke Hermel sah unten einen
weiten Raum, der von vielen Feuern erleuchtet wurde. In dem
flackernden Schein bewegten sich wunderliche Gestalten. Große
Fledermäuse flatterten dem Wanderer um den Kopf. Der aber
ließ sich nicht bange machen, sondern schlug mit dem mitgebrachten
Sacke nach den Fledermäusen und ging keck und zuversichtlich
die Treppe hinunter. Da hüpfte ihm der Teufel entgegen, dem
er gestern das Bein abgerieben hatte. Der war wütend herbei-
geeilt, um zu sehen, wer solchen Lärm an der Türe mache. Als
er aber den starken Hermel erblickte, da hielt er sich ängstlich das
Bein fest, das er noch hatte, und hopste heulend davon, so schnell
er nur konnte.
Nun wurde Hermel zu dem Obersten der Teufel geführt.
Der sah gar grimmig aus und saß aus einem feurigen Thron.
Er fragte den Jüngling nach seinem Begehr und faßte gleich
nach seinem Halse. Hermel schlug ihn tüchtig auf die Finger
und erzählte ganz treuherzig, weshalb er hergekommen. Der
Teufel lächelte und sagte: „Du bist ein wackerer Bursche. Wenn
du mir die drei Kunststücke nachmachen kannst, die ich dir vor-
mache, so sollst du den Sack voll Geld haben. Kannst du's aber
nicht, so bist du mein eigen." „Nur heraus damit, Herr Teufel?"
sagte Hermel keck.
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Der Höllenfürst holte ein gewaltiges Jagdhorn herbei, das
war unten so weit wie ein großes Faß. „So, nun wollen wir
sehen," sagte er, „wer am besten blasen kann." Er setzte das
Horn an und tutete so mächtig, daß der ganze Berg erbebte und
sechs Feuer, die am nächsten waren, erloschen. Als der starke
Hermel das Horn zum Blasen ansetzte, gab es keinen Ton,
sondern einen Knall, und das Horn zerplatzte wie eine Seisen-
blase. Die Metallstücke flogen dem Teufel an den Kopf, daß
die Hörner wackelten und ihm die Nase blutete. Wohl hundert
Flämmchen erloschen, und die beiden Bläser standen im Dunkeln.
Der Teufel wunderte sich, holte einen schweren Stein, so
groß wie ein Backhaus, und warf ihn fenkrecht in die Höhe, daß
er wohl die Spitze eines Pappelbaumes erreicht hätte. Als nun
Äer starke Hermel an die Reihe kam, wog er den Stein wie einen
Ball sinnend hin und her und sagte endlich: „Ich will doch eben
noch einmal in den Wald springen, ehe ich werfe, und ein paar
Eichbäume ausreißen." „Was willst du denn damit?" fragte
der Teufel. „Ich will das Gewölbe stützen," meinte Hermel.
„Wenn ich werfe, könnte es einstürzen und uns alle begraben."
Da wurde der Teufel recht kleinlaut und gab die Wette verloren.
Er ließ sich's aber nicht merken, sondern brauchte eine Ausrede,
an der es dem arglistigen Teufel ja niemals fehlt. Der wackre
Bursche aber wurde auf seinen Befehl zu der höllischen Schatz-
kammer geführt. Da füllte er sich seinen Sack mit Gold und
Silber und zog wohlgemut zu seinen Herren. Die trauten ihren
Augen und Ohren nicht. Sie sreuten sich wohl über den großen
Schatz, aber sie fürchteten sich noch mehr als vorher vor dem
gewaltigen Burschen. „Er wird uns über kurz oder lang alle
totschlagen," meinten sie und überlegten wieder, wie sie ihn los
werden könnten.
Eines Tages schickten sie den starken Hermel in den Wald,
um Holz zu hauen. In kurzer Zeit hatte er eine große Menge
Baume gefällt und die zerkleinerten Stämme ausgeschichtet. Dann
legte er sich hin, um wie gewöhnlich seinen Mittagsschlaf zu
halten. Der war so tief und fest, daß auch das stärkste Geräusch
ihn nicht störte. Er lag im Schatten der Holzstöße, die er auf-
gerichtet hatte. Da schlichen die hinterlistigen Heiden herbei,
häuften ringsum Stroh und Holz aus und zündeten es an. Bald
loderten die Flammen hoch auf, und inmitten des feurigen
Ringes schlief ahnungslos der gute Hermel. Zuerst hörte man
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so geringer Arbeit willen hättet ihr mich nicht so srüh zu wecken
brauchen. Mit dem ganzen Vorrat will ich vor Mittagszeit Wohl
fertig werden, wenn ihr mir dann nur genug Brot und Fleisch
zum Essen und Stroh zum Lager geben wollt." Das versprachen
sie ihm.
Alsbald begab sich der starke Hermel an die Arbeit. Er
suchte im Walde den stärksten Eichbaum aus und zog ihn mit
solcher Leichtigkeit heraus, als wäre es eine Rübe. Dann holte
er eine dicke Tanne, riß die Äste ab und band sie mit einem
starken Seil an den Eichenstamm. „So, nun Hab' ich einen
feinen Dreschflegel!" rief Hermel und ging hin zu der Schemte,
wo das Korn zu dreschen war. Ganz behutsam hob er das Dach
von der Scheune, damit er beim Dreschen nicht gehindert wäre.
Das war ein Dreschen! Der gewaltige Dreschflegel sauste nur
so durch die Luft, und das Stroh flog umher, als sei ein Wirbel-
wind hineingefahren. In einer halben Stunde hatte er das
Korn schon gedroschen.
Hierauf drehte er das Dach um und schüttete den ganzen
Vorrat in die Höhlung. Er schwang es wie eine Futterschwinge
hin und her und blies mit vollen Backen hinein, daß die Spreu
davon stob wie dichte Schneeflocken. Im Nu war das Getreide
gereinigt, und der wackere Geselle zog es in großen Säcken auf
den Speicher und schüttete es dort auf. Die Heiden sahen mit
Staunen zu und freuten sich über den starken Knecht. Als aber
Hermel sich seinen versprochenen Lohn zurecht legte, nämlich einen
Wagen voll Stroh, da machten sie lange Gesichter. Der gut-
mütige Knecht merkte nichts, sondern lud den Wagen so voll,
daß ihn die Ochsen kaum ziehen konnten. Da spannte der starke
Hermel sie aus, stieß sie mit den Köpfen aneinander, warf sie
oben auf das Stroh und sagte: „Für Fleisch wäre ja wohl
gesorgt, jetzt fehlt mir bloß noch Brot." Das war den fremden
Heiden doch zu viel. Sie meinten untereinander: „Wenn der
starke Hermel so mit unsern Sachen umgeht, so kann er uns am
Ende mehr schaden als nützen. Wir wollen uns ausdenken, wie
wir ihn am besten los werden."
Sie gaben ihm inzwischen einige Scheffel Mehl, daraus
sollte er für sich und seine Gesellen Brot backen. Als man es
abholen wollte, lag der starke Hermel in tiefem Schlafe. ' Der
Backofen war kalt, und man fand weder Mehl noch Brot. Die
Fremden weckten ihn und fragten ihn danach. Der Bursche rieb
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- 13 -
Ein Männlein aber war ganz besonders lustig. Das tanzte
abseits von den andern aus einem Felsblock. Es machte -ganz
ausgelassene Sprünge. Dabei warf es sein silbernes Hütchen
in die Luft und fing es geschickt wieder auf.
Auf einmal tönte lauter Wehruf durch die Stille der Nacht.
Die lustige Musik verstummte, die fröhlichen Tänzer hielten inne
und eilten dahin, woher der Schreckensruf gedrungen war. Da
stand traurig das Männlein auf dem Felsblock. Sein silbernes
Hütchen, mit dem sich die Zwerge unsichtbar machen konnten,
war ihm bei seinen lustigen Sprüngen in die Wupper gefallen.
Ratlos liefen die kleinen Leute am Ufer auf und ab, aber keiner
konnte helfen.
Da trat der biedere Schmied hervor und rief hinüber:
„Männlein, ich habe dein Hütchen fallen sehen. Wenn du bis
morgen früh Geduld haben willst, so will ich es dir herbeischaffen:
ich habe solche Freude gehabt an eurer Musik und an eurem Tanz,
nun will ich euch auch einen Dienst erweisen." Das
Völkchen war hoch erfreut, und der kleine Mann sagte: „Ich will
es dir reichlich lohnen."
Am anderen Morgen machte sich der Schmied noch vor
Sonnenaufgang auf, um nach dem verlorenen Hütchen zu suchen.
Das Zwerglein war auch schon da und rief ihm einen guten
Morgen zu. Es freute sich, daß der Mann so pünktlich sein Ver-
sprechen erfüllte. Bald hatte der gute Schmied das Hütchen ge-
funden und reichte es dem kleinen Mann hinauf. Der sprang vor
Freude noch viel höher als den Abend vorher. Dann holte er
einen großen Edelstein von wunderbarem Glänze hervor und
wollte ihn dem Schmiede für seinen Liebesdienst schenken. Der
Schmied aber nahm den Lohn nicht an und ging ruhig nach Hause
an seine Arbeit.
Unter fröhlichem Pfeifen und Singen teilte er einen mäch-
tigen Block Eisen in kleinere Stücke, die er am nächsten Tage zu
schlanken Stangen schmieden wollte. Wie groß aber war sein
Erstaunen, als er am andern Tage in seine Werkstatt trat und
die ganze Arbeit schon getan fand. Da waren die Eifenklumpen
zu feinen Stangen ausgereckt und lagen da fein säuberlich in
Reihen aufgeschichtet. „Ei," dachte der Schmied, „wenn das ein
Spaß ist, den sich mein Nachbar gemacht hat, so kann ich's mir
wohl gefallen lassen." Er sragte hin und wieder in der Nachbar-
schaft, aber niemand wußte von der Sache.
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Franken
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 35 •—
gebäude zwar vorhanden, aber eng und beschränkt. Nur besonders reiche Herren konnten ihre Wohnungen nach der Art der Wertheimer Burg ausbauen.
Zudem wurde Burg Wertheim vorn Schicksal sehr begünstigt. Da sich Graf Georg Ii. mit seinen Bauern einigte, ging der Bauernaufstand, der den meisten fränkischen Burgen den Untergang brachte, ohne Schaden für ihn und sein Schloß vorüber. (Erst ü_654 sank die Burg infolge einer Beschießung durch die Kaiserlichen in Schutt und Asche.
Line Belagerung.
Leinde sind nah! Gellend kündet es des Wächters Horn vorn hohen Bergfried herab. Droben am Waldessaum hat das scharfe Auge des verlässigen Mannes einen Trupp Reiter erspäht. Jetzt traben 50—60 Berittene über die Talwiese; hinterdrein folgen Fußgänger, bewaffnet mit langen Speeren, dann folgen wagen, beladen mit Leitern und langen, mit Eisen beschlagenen Balken. Die Leute auf der Burg eilen an die Ringmauern, schauen durch die Scharten und rufen einander zu:
Mordio, Blordio!
Die Feinde kommen!
Auf, auf zur wehr!
Line bange Stunde ist vergangen. Der Feind geht daran die Burg zu umschließen. Drunten im Tale stehen die feindlichen Ritter. Die Knechte beginnen mit Leitern die Felsen zu besteigen. Etliche Fußgänger huschen auf dem Burgwege aufwärts. Überall suchen sie Deckung. Sie wollen heimlich das äußere Burgtor erreichen. Doch ist es zu spät. Rechtzeitig drehte sich die Zugbrücke in ihren Angeln und verschloß den Eingang gleichsam als zweite Türe. Der Burggraben ist jetzt ohne Übergang.
Auf den runden Türmen und auf den Mauern hinter den Zinnen stehen die Burgleute, um ihr Heim zu schützen. Große Steine werfen sie hinab auf den Feind. Pfeile fliegen herab und herauf. Jetzt reiten drei Ritter den Burgweg herauf; der mittlere trägt eine Fahne und ruft hinüber in die Burg:
„Graf, öffnet Euer Nest! wir schonen Haus und Leute l“
Aber der Burgvogt entgegnet ihnen aus dem äußeren Burgtor:
„Kommt nur herein, wenn ihr könnt! wir haben euch ein feines Gericht hergerichtet; eilt euch, das Essen ist noch heiß!"
Die drei Reiter ziehen sich zurück, denn schon schwirren Speere und pfeile ihnen entgegen. Nun kommen feindliche Knechte den Burgweg herauf. Sie suchen mit Reisigbündeln und Erde den tiefen Graben zu füllen. Mühselig und gefährlich ist die Arbeit, die die Burginsassen mit allen Mitteln zu hindern versuchen. )n der Nacht aber gelingt das Werk. Der Feind steht an der Mauer. Mit eisernen Haken sucht er die Zugbrücke
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Franken
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 73 —
Bause nun so stark gewachsen mar, daß die Bauern im Kloster keine Unterkunft mehr fanden, schlugen sie das Lager neben dem Kloster, brachten hinein aus den umliegenden Städten Geschütz, Gezelt, Pulver und Blei, besetzten auch die Ämter mit ihren Trabanten, waibeln, Fähnrichen, Profossen, Kurieren, Pfennig- und Wachtmeistern.
Am Samstag, den 6. Mai, erschienen die £?auptleute aus bett Lagern von Bilbhausen und Aura, auch die Gesanbten von Zhiinnerftabt, Meiningen, Königshofen, Mellrichstabt, Lbern, Seßlach, Stabtlauringen, Flabungen und Bischofsheim in Neustabt und kamen ba mit dem Rate, den Bürger- und Viertelmeistern auf dem Rathaus zusammen. Sie beschlossen auf Würzburg zu ziehen und rüsteten sich noch am selben Tag. Da sie aber vor dem Landgrafen von Bessen Sorge trugen, der in das Stift Fulda aufgebrochen war um nach Thüringen zu ziehen, würden sie von dem Vorhaben tvieber wenbig und blieben im Lager. Auf einen Brief der Bauern vor Würzburg hin brachen sie am \5. Mai boch auf und zogen gegen Schweinfurt, wo sie vor der Stadt ein Lager schlugen. Die Z^auptleute brachten alle Kelche, Monstranzen, Kreuze und was sie sonst noch zu Bilbhausen entwenbet hatten, mit nach Schweinfurt.
Die Bauern von Baßfurt und (Scrolzhofen waren mittlerweile vor das Schloß Zabelstein gerückt, das ihnen übergeben warb. Sie baten bett Bilbhausener Bausen vor Schweinfurt, ihnen Unterstützung gegen die Walburg bei Eltmann und anbere Schlösser zukommen zu lassen. Da fjoffnung auf große Beute war, zogen die Bilbhausener vor die Walburg, gewannen sie, nahmen dann auch Henttveinsborf ein, plünberten es und machten merkliche Beute.
Don ba aus zogen sie auf Bitten der oberlänbifchen Städte wieber nach Königshofen zurück um den Stäbten gegen die abeligen Feinde beizustehen.
Inzwischen waren Berzog Bans von Sachsen und Graf Wilhelm von Benneberg in Koburg zusammengekommen, und als die Bilbhausener Bauern, die am 3. Juni zu Mellrichstabt aufgebrochen waren um betten von Meiningen zu f?ilfe zu kommen, nicht fern von Meiningen ankamen, würden sie überfallen, bei Ho erstochen, etliche gefangen und mußten in die Stadt flüchten. Z?ier ergaben sie sich an Herzog i?ans.
g) Der Sturm auf das Schloß.
2lm Sonntag, den Mai, um - Uhr früh fingen die Bauern aus einer am Glesberg errichteten Schanze an in das Schloß zu schießen, fügten aber nur an Dächern und Ziegeln einigen Schaben zu. Als bies der oberste Bauptmann des Frauenberges inne ward, berief er seine Kriegsräte und beschloß mit ihnen, zur Gegenwehr zu schreiten und den Feind
nicht mehr zu schonen. Sodann befahl er den Büchsenmeistern, die Büchsen zu laden und zuzurichten und auf ein Zeichen vom mittleren hohen Turme aus alle in die Stadt abzuschießen. Das ist also geschehen und um die sechste
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
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Extrahierte Personennamen: Graf_Wilhelm_von_Benneberg Wilhelm
— 54 —
ftdj heimlich ins Thor schlich und dem Bürgermeister ein Schreiben vom Herzog von Weimar überbrachte, in welchem die Stadt aufgefordert wurde, der Besatzung den Hals zu brechen, oder sich an einem bestimmten Tage eines Thores zu bemächtigen und die Schweden einzulassen. Die Bürger konnten auf dieses Ansinnen nicht einqehen versprachen aber, dem Feinde keine hilfreiche Hand zu bieten. Da kam der Herzog vor die Stadt, sandte einen Trompeter hinein und ließ den Kommandanten auffordern, die Stadt zu verlassen, oder er werde mit Feuer und Schwert dazu gezwungen. Als Karthaus sich weigerte, ließ der Herzog in der Nacht vom 10. auf den 11. Februar die Stadt beschießen und an acht Stellen bestürmen. Es gelang, beim Einflüsse der Leine die Basteien zu erklimmen, die Kaiserlichen auf dem Walle niederzumachen und die Thore von innen aufzuhauen und zu sprengen. Der Erste, der durch die Lücke im Gronerthor in die Stadt kroch, war Herzog Wilhelm, ihm nach seine Regimenter. Es war 5 Uhr morgens und noch völlig dunkel, als die Sieger sich durch unsere Straßen verbreiteten, die Häuser erbrachen, um die versteckten Feinde zu sinden, Kisten und Laden der Bürger plünderten und mehrere von diesen auf den Tod verwundeten, darunter auch den Superintendenten zu St. Johannis. Karthaus zog sich fechtend mit einer Schar von Offizieren und Soldaten ins Rathaus zurück und ließ die Thüren hinter sich verrammeln. Die Schweden und Weimarschen folgten ihm nach, hieben die Thür mit Äxten ein, trieben die Flüchtigen von einem Gemache ins andere und zwangen sie endlich zur Ergebung in einem Raume, der danach den Namen .Blutkammer" erhielt. Eine Schar, welche sich in den Johannisturm geflüchtet hatte, wurde gleichfalls gefangen genommen. Ein großer Teil der Kaiserlichen hatte beim Sturme das Leben eingebüßt. Bis 9 Uhr morgens dauerte das Toben und Plündern auf den Gassen und in den Häusern; dann befand sich Göttingen in den Handen des Herzogs von Weimar.
2. War die Stadt auch von ihren bisherigen Drängern befreit, so sollte sie dennoch keine Erleichterung erfahren. Der Herzog von Weimar führte 2000 Pferde und seinen ganzen Hofstaat mit sich. Außerdem wollten 1400 Söldner und 200 Artilleriepferde ihre Behausung und Verpflegung haben. Mancher Bürger mußte 40 bis
50 Söldner in fein Haus nehmen und konnte nicht einmal für sich
und feine Hausgenossen die notwendigsten Lebensbedürfnisse beschaffen. Die Besatzung, welche der Herzog in der Stadt zurückließ, kostete wöchentlich allein an Sold 2000 Thaler. Das konnte die ausgeplünderte Stadt nicht mehr ausbringen; der Rat bat daher den Herzog um Erleichterung ; der aber antwortete, als er die waffenlosen und zerlumpten
Bürger der Stadt ansah: „Was soll ich mit dem Volke machen? Ist nur ein Haufe von Bettlern! Besatzung muß bleiben! Um 300 bis 400 Schneider und Schuster darf man das ganze gemeine Wesen protestantischen Glaubens nicht in Gefahr setzen!" Endlich zogen die Weimar» sehen ab, und vier hessische Kompagnien traten an ihre Stelle. Eine Erleichterung der schweren Kriegslast trat auch dadurch nicht ein. Der
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Extrahierte Personennamen: Karthaus Wilhelm Johannis Karthaus