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1. Unsere Heimat - S. 15

1911 - Frankfurt a.M. : Auffarth
Zeit gesprengt. Karl kennt den langen, roten Schlauch genau) denn neulich ist er einmal durch den Wasserstrahl gesprungen. Er wäre ganz naß geworden und beinahe umgefallen, wenn es der Schuldiener nicht noch zur rechten Zeit gemerkt hätte, so stark war der Strahl. 4. Jetzt kommt die Vi. Knabenklasse. Sie hat sich etwas verspätet. Schnell laufen die Jungen auseinander und sind bald in der Menge verschwunden. Einige eilen zu der Sprunggrube und wollen Weitsprung üben. Fritz ist allen voran. Sein Nachbar, der Hans, will es ihm gleichtun. Er nimmt einen gewaltigen An- lauf und — plumps! liegt er in der Grube. Alle lachen. Fritz ist am weitesten gesprungen. Seine Augen glänzen. Das Spätzlein auf dem Lindenbaum, das dem Spiele der Jungen zugeschaut hat, aber denkt: „Hm, den Fritz kenne ich, das hätte ich dem nicht zu- getraut,' denn vorher in der Stunde war er gar nicht der erste. Da schaute er so schläfrig drein, als ob er nicht bis drei zählen könnte. Aber in der Pause kann er alles am besten. Das ist doch sonderbar!" Auch die großen Jungen schauen den kleineren zu. Sie beteiligen sich nicht an den Sprungübungen,' denn sie wissen, daß sie ja doch weiter springen als die andern alle. Sieh, einer von ihnen steht dort in der Ecke mit einem aufgeschlagenen Buch und lernt noch schnell etwas auswendig! Am Ende hat er vergessen, es zu Hause zu tun. 5. Plötzlich gibt es in der Nähe einen kleinen Auflauf. Ein kleiner Junge steht am Wasserkran des Brunnens. Aber an- statt zu trinken, hält er den Finger an den Kran und spritzt jeden aus der Vii. Klasse voll, der trinken will. Das sieht der Lehrer, der die Aussicht hat. Er tritt hinzu und stellt Franz in die Ecke. Nun haben sich seine Kameraden um ihn versammelt und schauen ihn schadenfroh an. Er aber sieht sie nicht an, sondern hat den Kopf gesenkt und starrt auf die Erde. Die Pause kommt ihm entsetzlich lang vor. 6. Durch die Mitte des Hofes schreiten die Lehrer und Lehrerinnen. Auch sie haben ein Brot in der Hand und frühstücken. 7. Aus der andren Seite sind die Mädchen. Die großen gehen Arm in Arm in langer Reihe und erzählen sich allerlei. Andere spielen, wieder andere sitzen an der Mauer und ruhen sich aus. Dort die kleine Erna aus der Vii. Klasse erzählt eben ihrer Freundin, daß sie zu ihrem Geburtstag gestern eine Puppe bekommen habe, so groß wie ihr kleines Schwesterchen. Sie besitzt 15

2. Unsere Heimat - S. 94

1911 - Frankfurt a.M. : Auffarth
58. Aus dem Leben Kaiser Wilhelms I. 1. Kaiser Wilhelms Lieblingsblume. Kaiser Wilhelm liebte die blaue Kornblume über alles. Darum wurde sie auch Kaiserblume genannt. Als der Kaiser einmal gefragt wurde, warum er das einfache Blümchen so gern habe, erzählte er: „Als ich noch klein war und meine liebe Mutter, die Königin Luise, noch lebte, mußten wir einmal in dem Kriege, den mein Vater, König Friedrich Wilhelm Iii., gegen den Kaiser Napoleon führte, fliehen. Die Mutter war sehr traurig und weinte oft. Da brach plötzlich auf einem Feldweg, mitten zwischen Kornfeldern, ein Rad des Wagens. Wir mußten einige Stunden warten, bis der Schmied das Rad geflickt hatte. Inzwischen suchte ich mit meinen Ge- schwistern Kornblumen, um uns die Zeit zu vertreiben. Die Mutter band einen hübschen Strauß daraus, aber dabei liefen ihr die Tränen über die Wangen. Das schnitt mir tief ins Herz, und den Augenblick kann ich nie vergessen. Wenn ich nun eine Kornblume sehe, so denke ich an mein gutes Mütterchen. Darum habe ich die Kornblumen so lieb." 2. Einfachheit des Kaisers. Nach einer blutigen Schlacht im Kriege gegen Frankreich war ringsum alles mit Toten und Verwundeten gefüllt. Mit Mühe hatte man für den König eine Stube in einem halb zerschossenen Hause gefunden. Nur ein einziges Bett, ein Stuhl und ein Tisch standen noch darin. Als der König hereintrat, fragte er gleich: „Wo bleiben denn Moltke und Bismarck?" Der Adjutant sagte: „Bis jetzt sind sie noch nirgends zu sehen." „Wenn sie kommen, dann laden Sie sie ein, hier mit mir zu übernachten," sagte der Kaiser weiter, „das Bett können Sie aber ruhig wegnehmen, das können die Verwundeten viel besser gebrauchen! Dafür lassen Sie einfach Stroh bringen und ein paar Decken, das wird wohl für uns drei ausreichen!" So wurde es auch gemacht. Der König, der damals schon 73 Jahre alt war, brachte die Nacht mit Moltke und Bismarck auf der Streu zu. 3. Kaiser Wilhelm beim Dombrande in Frankfurt. Am 15. Juni im Jahre 1867 war in der Nähe des Domes ein Brand ausgebrochen, der schnell um sich griff. Auch das Dach des Domes fing Feuer, und nicht lange dauerte es, da brannte das herrliche Gebäude bis hinauf zur Turmspitze. Mit tiefem Schmerze 94

3. Unsere Heimat - S. 154

1911 - Frankfurt a.M. : Auffarth
5. So bequem wir das Wasser den Röhren entnehmen, so bequem werden wir es auch wieder los, wenn wir es nicht mehr gebrauchen, z. B. dcis Spülwasser. Wir gießen es in den Küchen- stein. Von da stießt es in eine Straßenröhre. In diese Straßen- röhren läuft auch alles Regen- und Schneewasser. Das verdorbene und gesundheitsschädliche Abwasser wird bei Niederrad in den Main geleitet. Doch wird es vorher gereinigt (geklärt). Durch einige Straßen führen ganz große Kanäle (Hanptkanäle), die die kleinen von allen Seiten ausnehmen. Die erste Wasserleitung wurde vor 53 Jahren gebaut. 6. früher wurde das Spülwasser aus die Straße geschüttet, dort blieb es oft stehen. Anch die Kehrichteimer entleerte man ans die Straße. Dadurch wurde die Lust mit schlechten Dünsten erfüllt. Die Folge davon waren ansteckende Krankheiten aller Art. 7. Die Straßen sind jetzt gepflastert oder asphaltiert. Da- durch wird der Verkehr rascher und beqnemer, und die Straßen bleiben sauberer. Die Fußgänger holen sich keine nassen Füße, und die Wagen bleiben nicht im Schmutze stecken. In den Gossen oder Rinnen stießt das Regeuwasser ab. 1. Beobachtet die Niederschläge (Nebel, Tau, Regen, Schnee, Hagel, Graupeln)! 2. Erzählt die Lebensgeschichte eines Wassertropfens! m Rande der Straßen stehen Straßenlaternen. Sie werden abends angezündet, um die Straßen in der Dunkelheit zu erhellen. Das besorgt der Laternenanzünder. Erträgt einen langen Stock, darauf brennt eine kleine Flamme. Nasch eilt er von einem Laternenpfahl zum andren. Flugs ist das Türchen zur Laterne aufgehoben, der Hahn aufgedreht und das Licht angezündet. Schnell eilt er weiter/ denn er hat keine Zeit zu verlieren. Um Mitter- nacht muß er wiederkommen und einige Lichter ausdrehen. Manch- mal kommt er auch aui Tage, um die Glasscheibe» zu putzen. Sieh nur, wie hell sie strahlen, eine wie die andre, die ganze * Straße entlang! Nun findet man in der Nacht seinen Weg sast so gut wie bei Tage. 2. Was in den Straßenlaternen brennt, ist Gas. Es wird in der Gasanstalt aus Steinkohlen hergestellt. Durch große, eiserne 93. Die Beleuchtung 154

4. Unsere Heimat - S. 55

1911 - Frankfurt a.M. : Auffarth
Wasserstand sehr hoch/ so nimmt man einzelne Nadeln heraus. Es kann dann zwischen den Nadeln mehr Wasser hindurchlaufen, und der Main sällt. Ja, das Nadelwehr kann durch Herausnehmen einzelner Nadeln so weit oder so eng gestellt werden, daß das Wasser immer die rechte Tiefe hat. Bei Treibeis und bei Hochwasser werden alle Nadeln gezogen. Die eisernen Böcke werden nach der Seite umgelegt. Sie liegen während der Winterzeit aus dem Grunde des Flusses. 4. Durch das Wehr entsteht immer ein Wassersall. Die Schiffe und Flöße können aber nicht darüber wegspringen. Daher Schleusentor. hat man für sie einen ^Durchgang zu beiden Seiten des Wehrs gemacht. Das ist die Schleuse. Die Schisse haben ihre Schleuse am linken, die Flöße am rechten Mainuser. Die Schiffsschleuse ist eine gewaltige Kammer. Mehrere große Schisse können bequem Platz darin finden. Die beiden Seiten- wände der langen Schleusenkammer sind aus dicken Steinen gemauert. Die kurzen Querwände bestehen aus starken Holztoren, die mit Eisen beschlagen sind. Eins ist an dem oberen, eins an dem unteren Ende der Schleusenkammer. Jedes Tor hat zwei breite Flügel. Beide Tore öffnen ihre Flügel nach der oberen Seite des Flusses. Wenn das obere Tor geschlossen und das untere offen ist, steht das Wasser in der Schleuse gerade so hoch wie das Wasser unter- halb des Wehrs. Wird das untere Tor geschlossen und das obere geöffnet, so steigt das Wasser in der Schleusenkammer so hoch wie das Wasser oberhalb des Wehrs. Will ein Schiff flußabwärts fahren, dann läßt man die Schleusenkammer voll Wasser. Das Schiff kann nun durch das obere Tor einfahren. Ist es darin, wird das obere Tor geschlossen. Jetzt läßt der Wärter das Wasser ganz langsam unten aus der v 55

5. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 35

1914 - München : Oldenbourg
— 35 •— gebäude zwar vorhanden, aber eng und beschränkt. Nur besonders reiche Herren konnten ihre Wohnungen nach der Art der Wertheimer Burg ausbauen. Zudem wurde Burg Wertheim vorn Schicksal sehr begünstigt. Da sich Graf Georg Ii. mit seinen Bauern einigte, ging der Bauernaufstand, der den meisten fränkischen Burgen den Untergang brachte, ohne Schaden für ihn und sein Schloß vorüber. (Erst ü_654 sank die Burg infolge einer Beschießung durch die Kaiserlichen in Schutt und Asche. Line Belagerung. Leinde sind nah! Gellend kündet es des Wächters Horn vorn hohen Bergfried herab. Droben am Waldessaum hat das scharfe Auge des verlässigen Mannes einen Trupp Reiter erspäht. Jetzt traben 50—60 Berittene über die Talwiese; hinterdrein folgen Fußgänger, bewaffnet mit langen Speeren, dann folgen wagen, beladen mit Leitern und langen, mit Eisen beschlagenen Balken. Die Leute auf der Burg eilen an die Ringmauern, schauen durch die Scharten und rufen einander zu: Mordio, Blordio! Die Feinde kommen! Auf, auf zur wehr! Line bange Stunde ist vergangen. Der Feind geht daran die Burg zu umschließen. Drunten im Tale stehen die feindlichen Ritter. Die Knechte beginnen mit Leitern die Felsen zu besteigen. Etliche Fußgänger huschen auf dem Burgwege aufwärts. Überall suchen sie Deckung. Sie wollen heimlich das äußere Burgtor erreichen. Doch ist es zu spät. Rechtzeitig drehte sich die Zugbrücke in ihren Angeln und verschloß den Eingang gleichsam als zweite Türe. Der Burggraben ist jetzt ohne Übergang. Auf den runden Türmen und auf den Mauern hinter den Zinnen stehen die Burgleute, um ihr Heim zu schützen. Große Steine werfen sie hinab auf den Feind. Pfeile fliegen herab und herauf. Jetzt reiten drei Ritter den Burgweg herauf; der mittlere trägt eine Fahne und ruft hinüber in die Burg: „Graf, öffnet Euer Nest! wir schonen Haus und Leute l“ Aber der Burgvogt entgegnet ihnen aus dem äußeren Burgtor: „Kommt nur herein, wenn ihr könnt! wir haben euch ein feines Gericht hergerichtet; eilt euch, das Essen ist noch heiß!" Die drei Reiter ziehen sich zurück, denn schon schwirren Speere und pfeile ihnen entgegen. Nun kommen feindliche Knechte den Burgweg herauf. Sie suchen mit Reisigbündeln und Erde den tiefen Graben zu füllen. Mühselig und gefährlich ist die Arbeit, die die Burginsassen mit allen Mitteln zu hindern versuchen. )n der Nacht aber gelingt das Werk. Der Feind steht an der Mauer. Mit eisernen Haken sucht er die Zugbrücke 3*

6. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 73

1914 - München : Oldenbourg
— 73 — Bause nun so stark gewachsen mar, daß die Bauern im Kloster keine Unterkunft mehr fanden, schlugen sie das Lager neben dem Kloster, brachten hinein aus den umliegenden Städten Geschütz, Gezelt, Pulver und Blei, besetzten auch die Ämter mit ihren Trabanten, waibeln, Fähnrichen, Profossen, Kurieren, Pfennig- und Wachtmeistern. Am Samstag, den 6. Mai, erschienen die £?auptleute aus bett Lagern von Bilbhausen und Aura, auch die Gesanbten von Zhiinnerftabt, Meiningen, Königshofen, Mellrichstabt, Lbern, Seßlach, Stabtlauringen, Flabungen und Bischofsheim in Neustabt und kamen ba mit dem Rate, den Bürger- und Viertelmeistern auf dem Rathaus zusammen. Sie beschlossen auf Würzburg zu ziehen und rüsteten sich noch am selben Tag. Da sie aber vor dem Landgrafen von Bessen Sorge trugen, der in das Stift Fulda aufgebrochen war um nach Thüringen zu ziehen, würden sie von dem Vorhaben tvieber wenbig und blieben im Lager. Auf einen Brief der Bauern vor Würzburg hin brachen sie am \5. Mai boch auf und zogen gegen Schweinfurt, wo sie vor der Stadt ein Lager schlugen. Die Z^auptleute brachten alle Kelche, Monstranzen, Kreuze und was sie sonst noch zu Bilbhausen entwenbet hatten, mit nach Schweinfurt. Die Bauern von Baßfurt und (Scrolzhofen waren mittlerweile vor das Schloß Zabelstein gerückt, das ihnen übergeben warb. Sie baten bett Bilbhausener Bausen vor Schweinfurt, ihnen Unterstützung gegen die Walburg bei Eltmann und anbere Schlösser zukommen zu lassen. Da fjoffnung auf große Beute war, zogen die Bilbhausener vor die Walburg, gewannen sie, nahmen dann auch Henttveinsborf ein, plünberten es und machten merkliche Beute. Don ba aus zogen sie auf Bitten der oberlänbifchen Städte wieber nach Königshofen zurück um den Stäbten gegen die abeligen Feinde beizustehen. Inzwischen waren Berzog Bans von Sachsen und Graf Wilhelm von Benneberg in Koburg zusammengekommen, und als die Bilbhausener Bauern, die am 3. Juni zu Mellrichstabt aufgebrochen waren um betten von Meiningen zu f?ilfe zu kommen, nicht fern von Meiningen ankamen, würden sie überfallen, bei Ho erstochen, etliche gefangen und mußten in die Stadt flüchten. Z?ier ergaben sie sich an Herzog i?ans. g) Der Sturm auf das Schloß. 2lm Sonntag, den Mai, um - Uhr früh fingen die Bauern aus einer am Glesberg errichteten Schanze an in das Schloß zu schießen, fügten aber nur an Dächern und Ziegeln einigen Schaben zu. Als bies der oberste Bauptmann des Frauenberges inne ward, berief er seine Kriegsräte und beschloß mit ihnen, zur Gegenwehr zu schreiten und den Feind nicht mehr zu schonen. Sodann befahl er den Büchsenmeistern, die Büchsen zu laden und zuzurichten und auf ein Zeichen vom mittleren hohen Turme aus alle in die Stadt abzuschießen. Das ist also geschehen und um die sechste

7. Deutsche Geschichte - S. 11

1914 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
11 Iv. Die Zertrmmerung des westrmischen Reiches durch die Germanen: die Vlkerwanderung. 575 bis 568. 1. Die Ostgermanen. Am gefhrlichsten sollten dem rmischen Reiche die Ostgermanen werden. Sie saen noch nicht fest auf ihren Wohnsitzen in den groen Steppen des Ostens und waren jeden Augenblick bereit, mit ihren Familien auszuwandern, wenn sich ihnen ein besseres Land bot. Mehrere Stmme, die den Ostrmern benachbart wohnten, hatten von ihnen schon das Christentum angenommen; sie waren wie diese Anhnger des Hunnen beim Angriff. Nach R. Seite, Geschichte des deutschen Volks- und Kulturlebens. Artus, Ariciner, geworden, während die Bewohner der westrmischen Lnder dem katholischen Glauben anhingen. Es bedurfte nur eines Anstoes, um diese Völker gegen das rmische Reich in Bewegung zu setzen. Dieser Ansto kam von den Hunnen. 2. Die Hunnen, der Schrecken Europas. 375. Die Hunnen waren ein rohes Nomadenvolk aus den Steppen Asiens und gehrten zur mongoli-schen Rasse. Ihr gedrungener Krper und ihre starken Glieder strotzten von Kraft. Auf dem fetten Nacken sa ein dicker Kopf. Das Gesicht war breit, die Nase platt; die Backenknochen traten stark hervor, und die Augen standen schief; das Haar war schwarz und struppig. Die Kleider wurden aus Fellen zusammengefgt und so lange getragen, bis sie in Fetzen vom Leibe fielen. Die Nahrung der Hunnen bildeten Wurzeln und rohes Fleisch, das sie unter dem Sattel mrbe ritten. Huser mieden sie wie Grber; dagegen waren sie

8. Deutsche Geschichte - S. 200

1914 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
200 zu Streitigkeiten mit den Zollbeamten, und der Reisende hatte nichts als Schererei und Arger. Kaufte er unterwegs irgend etwas, so mute er sich gewhnlich sein Geld wechseln lassen; denn die Mnzen des einen Staates galten im andern nicht. Jeder Aufenthalt nahm erschrecklich viel Zeit weg und so brauchte man damals fr die Reise von Frankfurt nach Stuttgart' die heute fnf Stunden dauert, fast zwei Tage. Die Fahrt von Berlin nach Knigsberg whrte beinahe eine Woche. 2. Dorf und Stadt. Nur einen Vorzug hatte die Reise mit der lang-welligen Postkutsche: die Leute fanden die ntige Zeit, alles genau zu beobachten, was an ihrem Wege lag. Da sahen sie zunchst Felder und Wiesen in Menge. Stattliche Herden, namentlich von Schafen, weideten allerorten. Dann fuhr der Postwagen durch den frischen grnen Wald. Dort zeigten sich Frauen und Kinder, die Beeren, Reisig oder Streu sammelten, Khler, die ihre Meiler schrten, und Holzfller, die fleiig die Axt schwangen; denn die Huser waren meist ans Fachwerk gebaut; die Hausfrau hatte in der Kche mehr Holzgerte als jetzt; auch heizte man in Stadt und Dorf durchweg mit Holz. In den Drfern trugen die Huser Stroh- oder Schindeldcher. Auch die Städte sahen meistens lndlich aus. Die Huser waren einfach und klein. Hchstens zwei Familien wohnten zusammen. Von Wolken-kratzern" wute man noch nichts. Bei den Husern in der Nhe von Stadt mauern lagen Stlle und Scheunen; denn die meisten Handwerker und Kaufleute besaen eigne cker und hielten sich ein paar Rinder oder Schafe, die der Geineiudehirke auf die Weide trieb. 3. Die Grostadt jener Zeit: Berlin. Wer damals eine groe Stadt sehen wollte, der mute nach Berlin reisen. Hier bewunderte er die prchtigen Bauwerke mit ihren gewaltigen Sulen und hohen Fenstern, auch die breiten und regelmigen Straen. Daneben aber bemerkte der Fremde auch mancherlei, was ihm mifiel. Das Pflaster war schlecht und uneben. Die Rinnsteine, die nebenher liefen, sahen hchst unsauber aus. Aller Kehricht, ja selbst tote Tiere wurden einfach auf die Strae geworfen, blieben oft lange liegen und verpesteten die Luft. Sprengwagen und Straenkehrer kannte man noch nicht, und so war im Sommer der Staub eine schreckliche Plage. Unangenehm war es fr den Fremden, am Abend auszugehen; denn mit der Beleuchtung der Stadt stand es schlecht. Hier und dort sah er Holzpfhle in die Erde gerammt oder Ketten zwischen zwei gegenberliegenden Husern ausgespannt. Daran war eine llampe befestigt, die im Herbst und Winter nach Einbruch der Dunkelheit fr einige Stunden ihr trbes Licht verbreitete. Bei der mangelhaften Beleuchtung kamen natrlich mancher-lei Unglcksflle vor. Vorsichtige Brger pflegten deshalb immer eine Laterne mitzunehmen, wenn sie abends ausgingen. Der Verkehr auf den Straen war gering. Niemand fiel es ein, hier am Werktage spazieren zu gehen. Sonntags dagegen pilgerte der Berliner mit den Seinen vor die Stadt, um sich in einem der vielen Grten, die es hier gab, zu erholen. Mit Sonnenuntergang kehrte man zurck. Bald darauf waren die Straen und Gaffen wie ausgestorben. Nun machte der Nachtwchter allstndlich seine Runde. Mit Spie und Horn versehen, trat

9. Vaterländische Geschichte - S. 56

1908 - Frankfurt a.M. : Neumann
56 — £)a§ foftete oiel ©elb und roar gugteid) eine unfidjere Sacfje; benn leicht !onnten die Briefe untermeg§ oertoren getjen ober and) ge= fto^len merben. ©a ridjtete Sjlajimilian 1516 eine reitenbe $oft gmifdjen Sbten und 23rüffel ein; benn aud) die üftieberlanbe gehörten il)m. 23alb murben nod) anbere ßinien eröffnet, mie die oon 9türn= berg nadj ^ranffurt. So ging der Sserfefjr oiel leichter al§ früher oonftatten. (Erfindungen. 1. $te ©rftnbuttg beg ©djiefjijmltierä. 3)a§ ^uloer mar den (Efjinefen fdjon oor mefjr al§ fünfgefjnfjunbert Sauren befannt. S)ie Araber in Spanien gebrausten e§, roenn sie $euermerf abbrannten. Ssann e§ in S5eutfd)tanb auffarn, metft man nid)t genau. 2)od) ist fidjer, bafc bereits 1340 in Stugsburg eine ^Jmoerfabrif beftanb. Um jene 3eit lernte man förniges ^uloer fjerftellen. Gsrft biefe§ liefc fid) aud) im Kriege oermenben. Sftun gofs man eiferne Dörfer und fdtfeuberte au§ tfjnen ge= mattige Steine und Steinfugefn gegen die dauern der Ssurgen und (Stabte. Später rourbe der Dörfer gu einem Sioljre oerlängert. So entftanb die Danone, in die man balb nur nod) (Eifenfugeln lub. Sie mar allerbing§ fefjr plump und fdjmer, und man brauste oiele Deafen, um ein einziges ©efdjütj oon der Stelle gu fd)affen. !ftirf)t lange banad) machte man aud) fo bünne 9tö§ren, bafj ein einzelner Ühlann sie tragen fonnte. $>a§ maren die 33üd)fen ober 9jtu§feten, au§ benen man mit 33teifugeln fdjoft. $mmerf)in Ratten sie nodj ein foid)e§ ©emiep, baf} sie beim fielen auf eine ©abel ge= legt merben mußten. 2bie die Kanonen, fo brannte man aud) sie burdj eine ßunte am .Qünblotf) a&- Sdjufs mar feljr unfidjer. 2)e§|alb blieben 3irmbruft unb'üöogen nodj lange im ©ebraud). (Erft al§ ba§ Bajonett auffam und die 9jlu§fete gugleid) al§ Spiefc bienen fonnte, mürben die geuermaffen überall eingefüfjrt. 33alb änberte fidj ba§ ßriegstuefen gänglid). S)ie eiferne* Lüftung fcf)ü^te den bitter nidjt me£)r; benn die Äuge! brang burdj feinen ganger, und der ^eigfte fonnte it)n au§ der $ernß nieber= ftreefen. 3lud) fjinter den dauern der £3urgen mar er nid^t mefjr fidjer; benn die 5?anonenfugein legten sie in krümmer. So mar die 3eit be§ Rittertums für immer baf)in. Scfon unter äftajimilian I. traten an die Stelle der 9titterf)ecre Sdjaren feidjtbemaffneter gufefo^baten. Sie mürben burdj 3ln= füljrer gemorben. Sbenn in Stadt und S)orf die Trommel erffang, dann eilten £>anbmerfer und 23auernburfdjen in Raufen Ijerbei, um im Kriege t£)r ©Uicf gu oerfudjen. $ür ifjre £>ienfte bezogen sie einen monatlichen Solb; sie maren alfo Sölbner. 2)ie au§ beutfdjen Sanben ftammenben erhielten den tarnen ßanbsfnedjte. (Sine gemeinfame Uniform Ratten biefe Soldaten nirfjt. 3eber trug, ma§ i^m am beften gefiel. £)ie färben mahlten sie fo gretf

10. Geschichte von Göttingen und Umgegend - S. 54

1897 - Hannover : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 54 — ftdj heimlich ins Thor schlich und dem Bürgermeister ein Schreiben vom Herzog von Weimar überbrachte, in welchem die Stadt aufgefordert wurde, der Besatzung den Hals zu brechen, oder sich an einem bestimmten Tage eines Thores zu bemächtigen und die Schweden einzulassen. Die Bürger konnten auf dieses Ansinnen nicht einqehen versprachen aber, dem Feinde keine hilfreiche Hand zu bieten. Da kam der Herzog vor die Stadt, sandte einen Trompeter hinein und ließ den Kommandanten auffordern, die Stadt zu verlassen, oder er werde mit Feuer und Schwert dazu gezwungen. Als Karthaus sich weigerte, ließ der Herzog in der Nacht vom 10. auf den 11. Februar die Stadt beschießen und an acht Stellen bestürmen. Es gelang, beim Einflüsse der Leine die Basteien zu erklimmen, die Kaiserlichen auf dem Walle niederzumachen und die Thore von innen aufzuhauen und zu sprengen. Der Erste, der durch die Lücke im Gronerthor in die Stadt kroch, war Herzog Wilhelm, ihm nach seine Regimenter. Es war 5 Uhr morgens und noch völlig dunkel, als die Sieger sich durch unsere Straßen verbreiteten, die Häuser erbrachen, um die versteckten Feinde zu sinden, Kisten und Laden der Bürger plünderten und mehrere von diesen auf den Tod verwundeten, darunter auch den Superintendenten zu St. Johannis. Karthaus zog sich fechtend mit einer Schar von Offizieren und Soldaten ins Rathaus zurück und ließ die Thüren hinter sich verrammeln. Die Schweden und Weimarschen folgten ihm nach, hieben die Thür mit Äxten ein, trieben die Flüchtigen von einem Gemache ins andere und zwangen sie endlich zur Ergebung in einem Raume, der danach den Namen .Blutkammer" erhielt. Eine Schar, welche sich in den Johannisturm geflüchtet hatte, wurde gleichfalls gefangen genommen. Ein großer Teil der Kaiserlichen hatte beim Sturme das Leben eingebüßt. Bis 9 Uhr morgens dauerte das Toben und Plündern auf den Gassen und in den Häusern; dann befand sich Göttingen in den Handen des Herzogs von Weimar. 2. War die Stadt auch von ihren bisherigen Drängern befreit, so sollte sie dennoch keine Erleichterung erfahren. Der Herzog von Weimar führte 2000 Pferde und seinen ganzen Hofstaat mit sich. Außerdem wollten 1400 Söldner und 200 Artilleriepferde ihre Behausung und Verpflegung haben. Mancher Bürger mußte 40 bis 50 Söldner in fein Haus nehmen und konnte nicht einmal für sich und feine Hausgenossen die notwendigsten Lebensbedürfnisse beschaffen. Die Besatzung, welche der Herzog in der Stadt zurückließ, kostete wöchentlich allein an Sold 2000 Thaler. Das konnte die ausgeplünderte Stadt nicht mehr ausbringen; der Rat bat daher den Herzog um Erleichterung ; der aber antwortete, als er die waffenlosen und zerlumpten Bürger der Stadt ansah: „Was soll ich mit dem Volke machen? Ist nur ein Haufe von Bettlern! Besatzung muß bleiben! Um 300 bis 400 Schneider und Schuster darf man das ganze gemeine Wesen protestantischen Glaubens nicht in Gefahr setzen!" Endlich zogen die Weimar» sehen ab, und vier hessische Kompagnien traten an ihre Stelle. Eine Erleichterung der schweren Kriegslast trat auch dadurch nicht ein. Der
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