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*Das Freigericht (Sage).
Kaiser Friedrich Barbarossa zog einstmals von Gelnhausen aus mit seinen
Mannen gegen den Erzbischof von Mainz. In einem Walde gelangten die kühnen
Recken an ein Bächlein. Von dem weiten Ritte ermüdet, stiegen sie von ihren Rossen
und lagerten sich ins Gras, während um sie herum die Pferde weideten. Plötz-
lich ertönte Trompetenschall, und aus dem dunkeln Walde stürzte eine reisige Schar
auf Friedrich und seine Mannen los. Es war der Ritter von Ronneburg, der zu
den Mainzern hielt und im Sinne hatte, den Kaiser mit seinen Mannen zu Vernich-
ten. Diese rafften sich bestürzt auf, und es erhob sich ein furchtbarer Kampf. Viele
wurden hingestreckt, und auch Friedrich wurde verwundet. Es schien, als würden die
Feinde siegen. Da betete der Kaiser: „Herr, hilf, hilf! Komm eilend!" Und in
demselben Augenblicke hörte man Geschrei aus dem Walde. Eine Schar Bauern, mit
Dreschflegeln, Sensen und Heugabeln bewaffnet, eilte ihrem Kaiser zu Hilfe. Wütend
fielen sie die feindlichen Reiter an und ruhten nicht eher, bis alle erschlagen da lagen.
Als der Kampf beendet, war das Bächlein rot gefärbt vom Blute der Erschlagenen.
Dieses Bächlein, welches aus der Gegend des Freigerichts der Kinzig zufließt, führt
seitdem den Namen Rotenbach ^Rodenbach). An ihm liegen die Orte Nieder- und
Oberrodenbach. Zum Danke erteilte Friedrich den Bauern große Freiheiten. Er sprach
huldvoll zu ihnen: „Damit man eurer Treue in späteren Zeiten nicht vergessen werde,
und weil eure Sensen so gut gemäht, so sollt ihr mir jedes Jahr blos ein Fuder
Heu auf meine Burg Gelnhausen bringen. Oben drauf aber muß allemal ein lebendiger
Hahn sitzen als das Bild der Wachsamkeit; denn dieser und eurer Tapferkeit verdanke
ich mein Leben." Die Bauern waren frei von Steuern. Sie hatten nur den Kaiser
zum Herrn und besaßen ihr eigenes Gericht. Die Gerichtsstätte war Suneburne, das
jetzige Dorf Somborn. Die Gegend, welcher Kaiser Rotbart so große Freiheiten erteilte,
heißt noch heute das Freigericht und der Platz, wo das Gericht unter freiem Himmel
abgehalten wurde, noch jetzt der Urteilsstuhl. Das Freigericht erstreckt sich auch ins
Bayrische bis zum Berg Hahnenkamm.
Unweit der Mündung der Bracht in die Kinzig liegt die Stadt
Wächtersbach. Hier und in dem Flecken ^Bilstein im Vogelsberg befinden
sich Schlösser der Fürsten von Isenburg. Der Flecken Bieber im Spessart
hat ein Eisensteinbergwerk. Zum Kreise Gelnhausen gehört auch der vor
1866 bayrische Amtsbezirk Orb. Die Stadt Orb (kath.) hat eine Salme
und ist Bad. Orb ist die einzige Stadt im ganzen Spessart.
21. Stadtkreis Hanau.
Er ist der kleinste Kreis unseres Bezirks und begreift nur die Stadt
Hanau. Hanau, in der milden Mainebene, an der Mündung der Kinzig
in den Main gelegen, ist eine freundliche Stadt von 31000 Einwohnern.
Es ist die zweitgrößte Stadt des Regierungsbezirks und die bedeutendste
Fabrikstadt des Landes. Im Jahre 1303 zur Stadt erhoben, verdankt
Hanau sein Aufblühen den im 16. und 17. Jahrhundert hier eingewan-
derten Niederländern (Wallonen) und Franzosen. Diese hatte man wegen
ihres protestantischen Glaubens aus ihrem Vaterlande verdrängt. Ihre
Gewerbe blühen heute noch. Die Hanauer Bijouteriefabriken, welche die
verschiedensten goldnen und silbernen Schmucksachen liefern, gehören zu den
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch]]
TM Hauptwörter (200): [T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T93: [Bayern Baden Hessen Württemberg Königreich Sachsen Franken Schwaben Land Rhein], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich_Barbarossa Friedrich Barbarossa Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Isenburg
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bildet. Sie ist der Hohen Rhön nördlich und westlich vorgelagert und
breitet sich größtenteils in unserm Bezirke aus. Der höchste Punkt der
Vorderrhön und wohl der schönste Berg der ganzen Rhön ist die Milse-
bürg. Sie besteht aus Klingstein, der viele schöne Felsen bildet. Die
Milseburg gleicht einem hochbeladenen Heuwagen und heißt daher das Heu-
suder. Das Volk im Fuldaischen nennt sie wegen ihrer Ähnlichkeit mit
einem Sarge die Totenlade. Auf dem Gipsel des Berges steht eine Wall-
sahrtskapelle. Die Aussicht von hier ist herrlich. In der Nähe liegt die Stein-
wand, das größte Naturwunder der Rhön. Ihre Klingsteinfelsen steigen 25 m
hoch wie eine Mauer auf. Das Nordende des Rhöngebirges weist noch hohe
Berggipfel auf, darunter den Soisberg und den breiten Landeckerberg. Der
Boden der Rhön besteht aus Sand- und Kalkstein; die höchsten Rücken
und die Kuppen sind aus Basalt und ähnlichen Gesteinen gebildet. Das
Schloß Bieberstein Milseburg Stellderg
Wc.sserkuppe
Dorf Langenbieber
Das Rhöngebirge.
Innere ist an Metallen arm. Dagegen ist die Oberfläche reich an Wiesen
und Weiden. Viehzucht, Ackerbau und Leinweberei sind die Hanptbeschäf-
tigungen der Rhönbewohner. Viele der letzteren sind gezwungen, zur
Erntezeit in bessere Gegenden zu gehen und dort als Feldarbeiter ihr Brot
zu verdienen. Die Täler der Rhön sind hoch gelegen und oft eng. Das
Rhöngebirge ist durch einen westlich ziehenden Damm, den Landrücken,
mit dem Vogelsberg verbunden. Die Nordseite des Landrückens ist sehr
rauh, die Südseite warm.
2. Westlich von der Rhön liegt der Vogelsberg. Derselbe stellt sich
als ein einziger riesiger Bergkegel dar. Daher sagt man auch Vogelsberg
und nicht Vogelsgebirge. Der höchste Teil des Vogelsberges bildet eine
mehrere Stunden lange und breite Hochebene, die schön bewaldet ist und
der Oberwald heißt. Über diese Hochebene erhebt sich der höchste Punkt
des Vogelsberges, der 770 in hohe Taufstein nur sehr wenig. Auf dem
Taufstein liegt ein großer, ausgehöhlter Stein; diesen soll der hl. Boni-
facius, der in Hessen das Christentum predigte, als Taufbecken benutzt
l*
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland]]
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haben. Vom Oberwald aus senkt sich das Gebirge nach allen Seiten hin;
Bergzüge breiten sich strahlenförmig nach allen Himmelsrichtungen aus.
Nur die östlichen und südlichen Abhänge des Vogelsberges reichen in unsern
Regierungsbezirk herein. Dagegen liegt die Hauptmasse des Gebirges in
der Hessen-darmstädtischen Provinz Oberhessen. Der südlichste Ausläufer
ist die Berger Höhe; sie endet als niedriger Rücken (Hügel) bei der Stadt
Frankfurt a. M. Die vielen Flüßchen und Bäche, welche meist auf dem
Oberwald entspringen, fließen von dieser Hochebene strahlenförmig nach
allen Richtungen. Ihre Täler sind anfangs schmal und tief eingeschnitten.
Der Vogelsberg bildet wohl die größte Bafaltmafse Europas. Den Fuß
desselben umgibt ringsum Sandstein. Erze sind wenig vorhanden. Das
Gebirge hat in den Tälern fette Wiesen und auf den Höhen große Weide-
Plätze. Darum ist die Rindviehzucht bedeutend. Man hat hier die kleine,
aber gute Vogelsberger Rasse. Der hohe Vogelsberg ist rauh und kalt,
milder sind die Abhänge.
3. Südlich vom Vogelsberg und der Rhön, durch den Landrücken mit
beiden Gebirgen verbunden, breitet sich der Spessart aus. Sein Name
bedeutet Spechtshart oder Spechtswald. Der Spessart ist ein rauhes
Waldgebirge mit vielen abgerundeten Bergen, über die selten hohe Kuppen
hervorragen. Ein Hauptrücken, die Eselshöhe, zieht sich von Norden nach
Süden durch das Gebirge. Auf demselben sührt ein alter Weg hin. £>st=
lieh des Rückens liegt der höhere und rauhere Hochspessart, westlich der
sanftere Vorspessart. Ersterer mit dem höchsten Punkte des Gebirges,
dem Geiersberg (585 m), liegt größtenteils in Bayern. Hessen hat fast
nur Anteil am Vorspessart. Die bedeutendste Höhe bildet hier das Orber
Reisig (540 m) unweit Orb. (Orb ist die einzige Stadt im ganzen
Spessartgebiet.) Diese Höhe ist kein einzelner Gipfel, sondern eine hohe
Masse von rauhen Bergen, die mit Eichenreisig bewachsen sind. Der Hoch-
spessart trägt prachtvolle Eichen- und Bnchensorsten. Wald ist der Haupt-
reichtum des Gebirges. Nur der Oberfläche ist Feld und Wiese. Der
Wald muß die arme Bevölkerung ernähren. So beschäftigen sich viele
mit dem Fällen und Fortschaffen des Holzes. Der Spessart birgt viel
Wild. Hirsche und Wildschweine finden sich sehr häufig, Wildkatzen und
Auerhähne sind nicht selten. Der Boden des Gebirges besteht größten-
teils aus Sandstein. Er enthält auch Erze. Die Täler sind meist tief
und eng.
4. Fast den ganzen nördlichen Teil des hessischen Hanptlandes nimmt
das Hessische Berg- und Hügelland ein. Dasselbe ist kein zusammen-
hängendes Gebirge. Es besteht vielmehr aus vielen einzelnen Berggruppen
oder kleinen Gebirgen und aus einzelnen Bergen. Durch den nach Norden
fließenden Fuldafluß wird es in einen östlichen und einen westlichen Teil
geschieden.
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland]]
TM Hauptwörter (200): [T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil]]
Extrahierte Ortsnamen: Oberwald Europas Vogelsberg Spechtswald Geiersberg Bayern Hessen Hessische_Berg-
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Fulda liegt Sandershansen, wo 1758 hessische Truppen mit einer doppelten
Anzahl Franzosen in einem blutigen Gefechte rangen. Zwar siegten letztere,
aber ihr Anführer mußte selbst gestehen, daß die Niederlage der Hessen
rühmlicher gewesen sei als der französische Sieg. Die bei Kassel mündende
Söffe treibt viele Mühlen, Fabriken und Hammerwerke. An ihr liegen
die Dörfer ^Oberkaufuugeu mit einem Braunkohlenbergwerk am Kausunger-
wald, ^Niederkaufungen und nahe bei Kassel ^Bettenhauseu. Unweit
der Edermündung merken wir uns Guntershausen, wo sich zwei Eisen-
bahnen vereinigen. Die Bahn überschreitet hier die Fulda auf schöner
steinerner Brücke.
3. Rreis Hofgeismar.
Seine Hauptmasse breitet sich zwischen Weser und Diemel aus. Der
östliche Teil ist arm an Ortschaften und bildet fast einen zusammenhängenden
Wald, den Reinhardswald. Die Kreisstadt Hofgeismar an der Esse hat
eine große Gemarkung und ist Garnison und Bad. Hier befindet sich ein
evangelisches Predigerseminar.
"Der Würfelturm in Hofgeismar. (Sage).
Vor alten Zeiten, als die Stadt Hofgeismar noch viel größer war als jetzt, da
hatte sie einmal Krieg mit einem fremden Herrn, der belagerte sie von allen Seiten
und ließ niemand aus noch ein. Da hatten die in der Stadt große Not, und
Schmalhans war Küchenmeister. Am Ende hatten sie gar nichts mehr zu beißen, und
der Hunger sah den armen Bürgern aus den Augen. Die da draußen lebten anfangs
herrlich und in Freuden. Als aber die Saaten auf dem Felde abgemäht und die Viehherden
geschlachtet waren, hatten auch die vielen Leute vor der Stadt nichts mehr zu essen. Da
wurden beide Parteien einig, sie wollten zwei Männer, einen aus dem Lager, den andern
aus der Stadt, mit einander würfeln lassen. Wer den besten Wurf täte, sollte
Sieger sein. Der Würfler aus dem Lager warf 17. Darauf erhoben die Feinde
ein großes Jubelgeschrei und meinten, nun schon gewonnen zu haben; denn es gab
ja nur noch einen bessern Wurf. Aber der wackere Bürger aus der Stadt dachte:
Bange machen gilt nicht; er rüttelte und schüttelte die Würfel in der Hand und warf
— 18. Nun lachten die Geismaraner die Prahler aus, weil diese so mager abziehen
und die Stadt in Ruhe lassen mußten. Zum Andenken an den mutigen Würfler
bauten die Bürger einen Turm in der Stadtmauer, da wo man draußen gewürfelt
hatte. Oben darauf legte man drei große würfelförmige Steine, auf denen 13 Augen
zu sehen waren. Den Turm hieß man den „Würfelturm" zum ewigen Gedächtnis
Geismar'fchen Mutes und Geismar'schen Glückes. Der Turm ist zwar vor etwa
100 Jahren abgebrochen worden, aber der Straßenteil bei seinen Resten führt noch
heute dessen Namen.
Im Tale der Esse liegt ferner das Städtchen ^Jmmenhansen, in
dessen Kirche 1522 zuerst in Hessen evangelisch gepredigt wurde, außerdem
das altertümliche Städtchen ^Grebenstein und das Dorf Hümme, wo die
Abzweigung einer Eisenbahn stattfindet. Im Diemelthate sind mehrere
Städtchen zu erwähnen ^Liebenau, das an einem Bergabhange schön ge-
legene ^Trendelburg und ^Helmarshausen. Die Bewohner der Diemel-
W oll web er, Regierungsbezirk Bassel. 2
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod]]
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In einer fruchtbaren Ebene gelegen ist das Dorf Wabern, wo die
Bahn über Fritzlar abzweigt. Hier ist eine Bessernngs- und Erziehnngs-
anstalt. Am Fuße des Kellerwaldes erwähnen wir den Amtsort ^Jesberg.
Nordöstlich von Fritzlar inmitten fruchtbarer Gefilde liegt die Stadt
Gudensberg. Über derselben erhebt sich der Gudensberg, eine kegelförmige
Basaltkuppe mit Burgtrümmern. Die Gegend von Gudensberg bildet
das Herz des alten Hessenlandes.
Bei Gudensberg war der Hauptsitz der alten Hessen oder Chatten, der Sammel-
platz ihrer Macht. Die Römer nannten ihn Mattium. Dieses war keine geschlossene
Stadt, sondern eine dichtbevölkerte Gegend, die damals vielmehr Wohnorte auswies
als heute. An Mattium erinnern die Namen zweier Dörfer der dortigen Gegend:
Metze (nördlich von Gudensberg) und Maden (südlich von Gudensberg). Bei Maden
ist die Maderheide mit dem steilen Felsen Maderstein. Hier war der Versammlungs-
ort des chattischen Volkes, wo die wichtigsten Angelegenheiten beraten und Gericht ab-
gehalten wurde. Die umliegenden Berge trugen feste Wohnsitze der Fürsten und
Herren oder waren den Göttern geweiht. Als höchsten Gott verehrte man den Wodan
oder Odin. Ihm war der Wodansberg geweiht; dieser war der Gudensberg oder
der nördlich von ihm gelegene Odenberg. Auch später, zu christlichen Zeiten, war
Maden noch lange die oberste Gerichts- oder Malstätte des Hessengaues. Daß hier
der Herzpunkt des alten Hessen war, daran erinnert der alte Spruch; „Dissen, Deute,
Haldorf, Ritte, Banne, Besse, das sind der Hessendörfer alle sesse (sechse)."
Die Fruchtbarkeit der Gegend rühmt das Sprüchwort: „Dorla, Werkel, Lohne,
Hessenlandes Krone."
*Der treue Burgmann Eckbrecht von Grifte.
Es war im Jahre 1370, als der Erzbischof von Mainz ins Hessische einfiel, um
zuerst Gudensberg zu erobern. Schon war ihm das untere Schloß, die Wenigenburg,
übergeben, und sicherlich wäre die ganze Stadt in seine Hände gefallen, hätte ihm
nicht der tapfere Verteidiger der Oberburg, Eckbrecht von Grifte, entgegen gestanden.
Mit heldenmütiger Tapferkeit schlug dieser alle Angriffe der Mainzer ab, bot allen
Ausforderungen zur Übergabe der Burg Trotz und erhielt diese so seinem Herrn, dem
Landgrafen Hermann. Um weiteres Blutvergießen zu verhüten, erschien die Gemahlin
des Landgrafen selbst vor der Burg und forderte Eckbrecht auf, sich zu ergeben. Aber
der wackere Hauptmann gab ihr zur Antwort: „Gnädige Frau, hebt euch hinweg also-
bald, oder ich werde auf euch einwerfen als auf den Feind! Und käme mein gnädiger
Herr selbst, er sollte in dieser Not nicht herauf. Ich getraue zu Gott, dieses Schloß
meinem Herrn wohl zu erhalten, bis es Friede wird. Alsdann will ich es wie ein
Biedermann und nicht eher verlassen." Da zog der Feind, durch solchen Mut er-
schreckt, wieder ab. Mit gleichem Mute verteidigte der tapfere Eckrecht von Grifte die-
selbe Stadt 1387 gegen eine große Heeresmacht.
Der einem Riesengrabe ähnliche ^Odenberg nördlich von Gudensberg
ist reich an Sagen von Karl dem Großen.
"Kaiser Karl und sein Heer im Odenberg.
Kaiser Karl hatte einst in der Nähe des Odenberges einen langen und schweren
Kampf mit den heidnischen Sachsen. Am Ende mußte er vor der Übermacht weichen,
und als ihm nun die Feinde auf den Fersen folgten, da rief er in seiner Not Gott
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
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Extrahierte Personennamen: Hermann Karl_dem_Großen Karl Karl Karl Karl Karl
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der Festung, Heinz von Lüder, die Übergabe. Mit Drohungen wies er den kaiserlichen
General zurück und sprach: „Der freie Landgraf hat mir die Festung anvertraut, der
gefangene hat nicht die Macht, diesen Befehl zurückzunehmen." Dies rettete Ziegen»
Hain vor dem Schicksal ihrer Schwestern. Als nun der Landgraf endlich nach Hessen
zurückkehrte, befahl ihm der Kaiser, den Heinz von Lüder als einen Ungehorsamen in
Ketten aufhängen zu lassen. Der Landgraf gehorchte. Aber es waren nicht eiserne
Ketten, womit man den tapferen Heinz umschlang, sondern goldene, und man hängte
ihn nicht an einen Galgen, sondern hob ihn nur kurze Zeit an jenen Ketten empor.
Die goldenen Ketten bekam Heinz von Lüder zum Dank für seine Treue und zur
Erinnerung an seine mutige That geschenkt. So ehrte der großmütige Philipp seinen
Volkstracht der Schwälmer.
treuen Diener, und der Kaiser ließ es sich endlich auch gefallen, daß man seinen Befehl so
ausgelegt hatte. Nach der Aufhebung des Klosters Haina wurde Heinz von Lüder
durch Philipp d. Gr. zum Obervorsteher des daselbst eröffneten Hospitals ernannt.
Dort liegt er auch begraben.
Das Ziegenhainer Schloß, ehemals Residenz der Grafen von Ziegen-
Hain, ist jetzt Straf- und Besserungsanstalt.
Der Schwalmgrund und die Schwälmer.
Eine der fruchtbarsten und anziehendsten Gegenden Hessens ist der Schwalmgrund
oder „die Schwalm". Er umfaßt im strengsten Sinne nur das Tal der Schwalm oberhalb
und seitwärts von Ziegenhain mit etwa 30 Ortschaften. Die Bewohner dieser Gegend, die
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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TM Hauptwörter (200): [T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T65: [König Herr Soldat Offizier Vater Prinz Friedrich Majestät General Brief], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld]]
Extrahierte Personennamen: Heinz_von_Lüder Heinz_von_Lüder Heinz Heinz_von_Lüder Philipp Philipp Heinz_von_Lüder Philipp_d Philipp
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12. Kreis Notzenhausen.
Sein nördlicher Teil wird von dem schönen, gesegneten Werratale
durchschnitten, welches aus der rechten Seite die Höhen des Eichsfeldes
begleiten. Südlich der Werra finden sich Teile des Hessischen Berglandes:
der Kausungerwald, Hirschberg, Riedforst und der Westabhang des Meißner.
In fruchtbarer Gegend an der Werra hat die Kreisstadt Witzenhausen
ihre Lage. Dort zieht man im Tale viele Bohnen, an den Bergabhängen
Wein und Obst, namentlich Kirschen. Im Werratale sollen wie in vielen
andern Gegenden Hessens Zwerge, die Wichtelmännchen gehaust haben.
Ihr Name kommt von Wicht, welches soviel als Knirps heißt. Die Wichtel-
Männchen, Wichtel oder Erdmännchen waren in ihrer Gestalt den Menschen ähnlich,
jedoch nicht höher als eine Hand. Sie trugen Bergmannskleider. Ihre Wohnungen
lagen in der Erde, in Steinklippen und Höhlen. Man spricht in Hessen von Wichtel-
Häusern (Felsklippen) und von einer Wichtelkirche, d. i. ein wie eine Kirche geformter
Fels- Den Bösewichtern suchten die Wichtelmännchen stets zu schaden, den guten und
fleißigen Leuten halfen sie bei der Arbeit, und die Armen und Notleidenden versahen
sie mit Gold und Silber. Sie waren aber sehr empfindlich; wurden sie verletzt, so
verließen sie den Ort für immer.
»Auszug der Wichtel aus dem Burgberge bei Ermschwerdt.
Im Burgberge bei Ermschwerdt, eine Stunde unterhalb Witzenhausen, wohnte
vor alten Zeiten ein Wichtelvölklein, das lange daselbst sein Wesen trieb. Endlich
beschloß es, in das Gebirge der Werra überzusiedeln. Ein Abgesandter der Wichtel-
Männchen bestellte den Fährmann von Ermschwerdt, damit er in der Nacht das
Völkchen über die Werra setze. Um Mitternacht bewegte es sich unter Rauschen und
Flüstern vom Burgberge her der Fähre zu, voran das Männlein, das den Schiffer
bestellt hatte. Der Fährmann sah niemanden als das Männlein. Er bemerkte aber
ein Trappeln und Drängen im Nachen und ein unruhiges Bewegen, so daß der Kahn
tief in den Fluß hineinging. Da sprang das Männlein zu ihm hin, machte mit
Daumen und Zeigefinger einen Kreis und ließ den Schiffer hindurch sehen. Staunend
sah dieser jetzt sein Schiff ganz gedrängt voll kleiner Leute, schwer beladen mit Ge-
päck und zum Teil reitend auf kleinen Ziegen. Am andern Ufer angelangt, drängte
sich die Masse unruhig zum Schiff hinaus. Dem Fährmann aber, der seinen Hut
hinhielt, warf jeder etwas hinein. Er fuhr zurück und freute sich, daß sein Hut so
schwer geworden war. Als er aber hineinblickte, um zu sehen, was er bekommen, da
waren es lauter Kieselsteinchen. Unwillig schüttete er sie ins Wasser. Daheim erzählte
er seiner Frau, was ihm begegnet sei und griff zugleich in den Hut. Er fand aber
nur noch zwei Steinchen darin. Wie er diese bei Licht besah, da waren es Goldstücke.
Er eilte zwar schnell an die Stelle, wo er die andern ins Wasser geworfen, doch fand
sich von ihnen keine Spur mehr.
Von Witzenhausen auswärts liegt am rechten User der Werra in
freundlichem Talgrunde die Stadt Allendorf. In der Umgebung Pflanzt
man Tabak und Bohnen. Allendorf ist Gebnrtsstadt des Fabeldichters
Burkhard Waldis. Der gegenüberliegende Flecken Sooden hat ein altes
Salzwerk (Saline) und ist Solbad.
Die Wichtelmännchen.
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
TM Hauptwörter (100): [T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend]]
TM Hauptwörter (200): [T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T96: [Stadt Thüringer Saale Schloß Wald Gotha Dorf Heidelberg Weimar Einw.], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T2: [Schiff Stadt Tag Nacht Sturm Feind Ufer Meer Land Feuer]]
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ein mit zwei wilden Rossen bespannter Wagen, und der alte Graf mit Weib und
Tochter nahm in demselben Platz. Der Bilsteiner trieb mit lautem Zuruf und Peuschen-
knall die Pferde an. Wenige Augenblicke darauf stürzte der Wagen in den schauer-
lichen Abgrund hinab. Menschen, Rosse und Wagen lagen zerschmettert am Boden.
14. Rreis Rotenburg.
Derselbe wird von dem meist engen und malerischen Fuldatale
durchschnitten, umfaßt das Richelsdorfer Gebirge und reicht bis zum Ring-
gau, Knüll und Seulingswald. Rotenburg, die Kreisstadt, hat eine schöne
Lage an der Fulda. Nördlich der Stadt erhebt sich der schöne Pyramiden-
förmige Alheimer. Weiter aufwärts an der Fulda liegt in geräumigem
Tale das Dorf Bebra, wo sich zwei wichtige Eisenbahnen kreuzen. In
dem großen Bahnhof herrscht viel Verkehr. Die im Richelsdorfer Gebirge
liegenden Dörfer Richelsdorf und ^Nentershausen zählten früher unter ihren
Bewohnern viele Bergleute. Bei ersterem betrieb man Bergbau auf
Kupfer und Kobalt. Unweit Nentershausen, bei dem Dorfe Dens befindet
sich ein kleiner, merkwürdiger See.
Der Denser See ist durch einen Erdfall entstanden und gilt als unergründ-
lich. Derselbe färbt sich zu gewissen Zeiten des Jahres blutrot. Diese Farbe des
Wassers entsteht durch mikroskopisch kleine Pflanzengebilde aus der Familie der Algen.
Man kann mit dem geröteten Waffer schreiben. So beschrieb im achtzehnten Jahr-
hundert ein Geistlicher in Dens auf einem Blatt des Kirchenbuches den See mit
seinem eigenen Waffer. Von dem See erzählt man nachstehende Sage.
*Die Jungfrauen aus dem Deuser See.
Einmal war im Dorfe Dens Kirmes. Zu derselben kamen auch zwei fremde,
unbekannte, aber schöne Jungfrauen. Diese tanzten mit den Bauernburschen und
machten sich lustig, verschwanden aber nachts um 12 Uhr. Indes waren sie am
andern Tage wieder da, und ein Bursche, dem es lieb gewesen, wenn sie immer ge-
blieben wären, nahm einer von ihnen während des Tanzes die Handschuhe weg. Sie
tanzten nun wieder mit, bis Mitternacht herannahte. Da wollten sie fort, und die
eine ging und suchte nach ihren Handschuhen in allen Ecken. Da sie dieselben nirgends
finden konnte, ward sie ängstlich. Als es aber während des Suchens zwölf schlug,
liefen sie beide in größter Angst fort, gerade nach dem See und stürzten sich hinein.
Am andern Tag war der See blutrot und wird es an demselben Tag noch jedesmal
im Jahre. An den zurückgebliebenen Handschuhen waren aber kleine Kronen zu sehen.
Das Städtchen Sontra, welches in dem nach Norden ziehenden
schönen Sontertale gelegen ist, pflanzt viel Flachs und liefert gute
Seilerwaren.
15. Kreis Uersfeld.
Mit diesem Kreise betreten wir das Gebiet der ehemaligen Provinz
Fulda, nachdem wir Niederhessen, den nördlichen Teil Hessens, verlassen
haben. Der Kreis Hersfeld wird vom Fuldatal, dem unteren Haunetal
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch]]
TM Hauptwörter (200): [T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute]]
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5. Fruchtbarkeit. Bodenanbau (Bodenkultur)/)
Der Boden unseres Regierungsbezirks ist meist fruchtbar und dabei
gut angebaut. Unbebaute und wüste Stellen kommen namentlich auf der
Hohen Rhön vor. Sie werden als Viehweiden benutzt. Das angebaute
Land (Kulturland) zerfällt in Gartenland, Ackerland, Weinberge, Wiesen
und Wald. Ackerland und Wiesen finden sich besonders in den Niede-
rungen. Durch Fruchtbarkeit ausgezeichnet sind folgende Gegenden: die
Mainebene mit dem unteren Kinzigtal, das Lahntal, der Ebsdorfer Grund
unweit Marburg, der Ohmgrund, der Schwalmgrund („die Hessische Korn-
kammer"), der Vernagau bei Homberg („die Hessische Schmalzgrube"), die
Ebene von Wabern, die Gegend bei Gudensberg, das Fuldatal bei Kassel,
das Werratal und die Niederuugen des Kreises Rinteln. Die Mainebene
und das untere Kinzigtal sind durch milde Luft, ebene Lage und frucht-
bares Erdreich die gesegnetste Gegend Hessens. Der unfruchtbarste Teil
Hessens dagegen ist nebst der Hohen Rhön der Kreis Schmalkalden. Wein-
berge finden sich im Main- und unteren Kinzigtal, auch an der Werra.
Die Höhen unseres Bezirks sind größtenteils mit Laubwald bewachsen.
Die größten und schöusten Waldungen besitzt der Spessart, der Reinhards-
wald, der Süllingswald und der Kellerwald. Wenig Wald trägt die Hohe
Rhön. Beinahe die Hälfte der Oberfläche unseres Regierungsbezirks ist
mit Wald bedeckt. Hessen ist eines der waldreichsten Länder Deutschlands.
6. Bewohner. Verwaltung. Einteilung.
Der Regierungsbezirk Kassel hat 890000 Einwohner. Er ist im
ganzen mittelmäßig bevölkert. Auf 1 qkm kommen im Durchschnitt 88 Be-
wohner. Am dichtesten ist die Bevölkerung in den Talgegenden, besonders
bei Hanau und Kassel. Hier liegen die meisten großen Ortschaften.
Weniger bevölkert sind die Gebirgsgegenden. Die Bewohner des Regierungs-
bezirks heißen Hessen (Kurhessen). Sie gehören meist dem fränkischen
Stamme an und bilden einen kleinen Teil des deutschen Volkes. Nördlich
von Kassel und im Kreise Rinteln sind die Bewohner sächsischer, an der
Werra und im Schmalkaldischen thüringischer Abstammung. Haupterwerbs-
zweige der Bewohner sind Ackerbau und Viehzucht. Das hessische Volk
hat viel Fleiß und große Ausdauer. Daher sagt das Sprichwort: „Wo
Hessen und Holländer verderben, kann niemand Nahrung erwerben." Anch
rühmt man den Mut und die Unerschrockenst des Hessen im Kriege.
Dieser geht so fest auf den Feind los, als ob er eine Todesgefahr gar
nicht sähe. Das hat ihm die Bezeichnung „blinder Hesse" eingebracht.
In manchen Gegenden halten die Bewohner treu an alter Sitte und
Tracht sest. Echt hessisches Wesen zeigen noch heute die „Schwälmer" im
') Abschnitt 5 kann auch nach den Kreisen, vor dem Abschnitte 8 durchgenommen
werden.
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
TM Hauptwörter (100): [T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau]]
TM Hauptwörter (200): [T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T93: [Bayern Baden Hessen Württemberg Königreich Sachsen Franken Schwaben Land Rhein], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter]]
dem sind noch vier kleinere Teile von Nachbarländern umschlossen. Zeige
den nördlichsten Punkt des Hauptlandesi Suche den südlichsten Punkt
auf 1 In der Richtung von Norden nach Süden hat unser Bezirk seine
größte Ausdehnung. Sie mißt 180 Kilometer oder 36 Stunden^). Zeige
den östlichsten und den westlichsten Punkt! Der Flächeninhalt beträgt über
10000 Quadratkilometer oder 180 Quadratmeileu.
3. Oberfläche.
Die Oberfläche Hessens zeigt Berg- und Hügelland, Ebenen und
Täler. Letztere sind nach den sie durchfließenden Gewässern benannt.
A. Gebirge.
Unser Regierungsbezirk ist größtenteils Berg- und Hügelland.
1. Das höchste hessische Gebirge ist die Rhön. Dieselbe erscheint
im ganzen als eine weite Hochebene, aus welcher viele Kuppen und Rücken
in Gestalt von Kegeln, Glocken, Grabhügeln u. s. w. hervorragen. Die
herrlichste Ansicht des schönen Gebirges genießt man bei der Stadt Fulda.
Mau unterscheidet die Hohe oder Lange Rhön, die Borderrhön und den
Landrücken. Die Hohe Rhön, der Hauptrücken des Gebirges, zieht sich
von Süden nach Norden an der Südostgrenze unseres Bezirks hin. Sie
bildet breite und stundenlange Hochflächen, die öde und felsig, kahl und
rauh und oft noch bis Pfingsten mit Schnee bedeckt sind. Fast nur Wiesen
und Weideflächen liegen hier ausgebreitet; hier und da finden sich Moore.
Die Moore bilden vom Wasser erweichten, schwammigen Boden. Dieser ist mit
Moos, Gras und anderen Pflanzen überzogen. Beim Betreten sinkt er ein. Fast
überall sieht man Wasserpfützen. Ihr Wasser ist braun und übelschmeckend. Durch
allmähliches Versinken und Verwesen der Pflanzen bildet sich unter der Oberfläche
eine oft mehrere Meter dicke braune Masse, der Torf. Dieser wird ausgegraben oder
gestochen, getrocknet und als Brennstoff benutzt. Das größte Rhönmoor ist das Rote
Moor. Es ist Vs Stunde lang und V4 Stunde breit.
Die Hohe Rhön liegt größtenteils in unserm Nachbarlande Bayern.
Dort erhebt sich der Kreuzberg 930 m hoch. Auf seinem kahlen Gipfel
steht ein Kloster und ein hölzernes Kreuz von 20 m Höhe. Hier errichtete
schon im Jahre 689 der hl. Kilian, der im umliegenden Franken das
Christentum predigte, ein Kreuz. Fast ebenso hoch als der Kreuzberg ist
das Dammersfeld, ein langer, kahler Rücken. Der höchste Berg der Rhön
und des ganzen Regierungsbezirkes ist die Große Wasserkuppe, 950 m
hoch. Ihr breiter, mit Wiesen bedeckter Gipfel trägt ein eisernes Schutz-
und Wirtshaus. Die geuaunten Berge gewähren weite, schöne Aussichten.
Milder und fruchtbarer ist die Vorderrhön. Dieselbe wird auch die
Kuppenreiche Rhön genannt, da sie eine Menge von Kuppen und Küppeln
*) 5 km — 1 Wegstunde.
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht]]
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