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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Bilder aus der Heimatkunde Pommerns - S. 4

1912 - Breslau : Hirt
4 Bilder aus der Heimatkunde Pommerns. Unfruchtbarkeit des Höhenzuges. Da auf der Oberfläche des Höhenzuges vielfach Kies und gelber Deckfand lagern, ist er im allgemeinen wenig fruchtbar. Viel- fach trifft man kahle, unbewaldete Höhen, die mit Ginster und Heidekraut bestanden find. Die Erträge der Felder sind meist gering. Roggen und Kartoffeln liefern nur spärliche Ernten, am besten gedeiht der Buchweizen. Das Getreide leidet sehr unter den rauhen Ost- und Nordwinden und den häufigen Nachtfröfteu. Bedeutend ist die Schaf- und Gänsezucht auf dem Höhenzuge. Die Dörfer liegen weit verstreut in den einzelnen Tälern. Der Landrücken gehört zu den am dünnsten bevölkerten Gegenden Deutschlands, auf 1 qkm kommen nur 30 Einwohner, während der Durch- schnitt 112 Einwohner beträgt. Waldreichtum. Ein großer Teil des Höhenzuges ist bewaldet. Vorherrschend sind ausgedehnte Kiefernwälder, daneben aber findet man auch herrliche Eichen-und Buchen- Wälder. Das Holz wird als Nutz- und Brennholz verwendet. Auf dem Waldreichtum des Höhenzuges beruhen die Streichholzfabriken in Lauenburg und Zauow und die Papierfabrik in Hammermühle bei Rummelsbnrg. Die Wälder sind vielfach im Besitz des Staates und werden vortrefflich gehegt und gepflegt, denn sie bilden nicht nur eine vorzügliche Einnahmequelle, sondern sie halten auch die Niederschläge sest. Wald- reiche Gegenden haben infolge der größeren Abkühlung häufiger Regen als nnbewaldete. In den Wäldern lebt zahlreiches Wild: Hirsche, Rehe, Hasen, Wildschweine, Reb- Hühner und Fasanen. Küstenflüsse. Ans dem Höhenzuge haben die vielen pommerschen Knstenslüfse ihre Quellen. Nach N fließen Leba, Lnpow, Stolpe, Wipper, Persaute mit der Radü, Jhna und Plöue. Nach 3 zu fließen Drage, Küddow und Brahe. Auf ihrem Laufe treiben die Flüsse zahlreiche Getreide- und Schneidemühlen. Auf einigen wird auch Holz geflößt. Für die Schiffahrt fmd aber alle zu schmal und zu wasserarm. Das Pommersche Flachland. Bodengestalt. Zwischen der Seenplatte und der Ostseeküste breitet sich das Pommersche Flachland aus. Tie Oder teilt dasselbe in das Vor- und Hinterpommersche Flachland. In der Pyritzer Bucht schiebt es sich am weitesten nach Süden vor. An dem Lauf der zahlreichen Küstenflüsse erkennt man, daß sich das Flachland in Hinter- pommern von 80 nach Nw, in Vorpommern dagegen hauptsächlich von 3 nach N zu abdacht. Die Oberfläche ist ein welliges Hügelland. Lieblich wechseln Berg und Tal miteinander ab. Seine durchschnittliche Höhe beträgt 50—60 m über dem Meeres- spiegel. Größere Erhebungen finden sich nur vereinzelt, die bedeutendsten sind der Gollenberg bei Köslin (137 in), der Klorberg bei Schivelbein (177 m) und der Revekol am Gardeschen See (115 in). Völlige Ebenen treffen wir nur au wenigen Stellen an, z. B. im Pyritzer Weizacker und in Vorpommern. In den Niederuugen befinden sich zahlreiche Wiesen, Torfmoore, Sümpfe und Seeu. Bodenbeschasfenheit und Ackerbestellung. Unter der Humusdecke, die hauptsächlich aus verwesten Pflanzenstoffen besteht, lagern verschiedene Erd- schichten. Ton, Lehm, Mergel, Sand und Kies wechseln ab oder sind miteinander vermischt. Von der Dicke der Humusschicht und der Beschaffenheit der darunter liegenden Erdschicht hängt die Fruchtbarkeit des Bodens ab. Sand und Kies geben ein unfruchtbares, Ton und Lehm dagegen ein fruchtbares Ackerland. Am unfrucht- barsten ist der gelbe Dechand, der durch die Gletscherwasser aus dem Lehm aus- gewaschen und fortgeschwemmt worden ist. Er bedeckt weite Flächen, besonders in

2. Bilder aus der Heimatkunde Pommerns - S. 9

1912 - Breslau : Hirt
Die Oder in Pommern. 9 und Lachse. Besonders wertvoll ist der letztgenannte Fisch. Die Netze, welche die Fischer zum Flunder- und Heringsfang benutzen, sind 50—80 in lang und 2 m breit. Sie sind aus feinen Baumwollfäden gestrickt. Oben und unten befindet sich je eine starke Leine. An der oberen Leine sind Kork- und Holzstücke befestigt und an der unteren Steine oder Bleikugeln. Letztere ziehen das Netz auf den Boden des Meeres. Die Korkstücke suchen es dagegen in die Höhe zu ziehen. So ein ausgefpauutes Netz gleicht eiuer Wand. Schwimmen die Fische gegen das Netz, so bleiben sie mit ihren Kiemen in den engen Maschen hängen und sind gefangen. Die Fische werden entweder frisch verkauft, oder sie kommen geräuchert in den Handel. Die Fischer sind von vielen Ge- fahren bedroht. Alljährlich fordert die See große Opfer an Menschen, Booten und Netzen. Der Kampf mit Sturm und Wellen hat den Fischer abgehärtet, aber auch ernst und schweigsam gemacht. Das blaue Meer ist seine Heimat, an ihm hängt er mit seinem ganzen Herzen trotz Not und Gefahr. Seebäder. Wenn im Juni und Juli die Sonne heiß brennt, dann eilen viele Tausende aus unserm Vaterlande an den Strand der Ostsee, um in ihren kühlen Fluten ein erquickendes Bad zu nehmen. Der Salzgehalt des Wassers und der Wellen- schlag üben einen erfrischenden und wohltuenden Einfluß auf die Haut aus. Auch die reine Seeluft wirkt fördernd auf die Gesundheit. In der Badezeit, die bei schönem Wetter bis Ende September dauert, herrscht selbst iu deu einsamsten Stranddörfern frisches und fröhliches Leben. An der ganzen Küste ist eine Reihe prächtiger Bade- orte entstanden, die größten sind Saßnitz, Heringsdorf, Ahlbeck, Misdroy, Kolberg, Rügenwaldermünde, Stolpmünde und Leba. Die Badezeit gewährt den Strand- bewohnern eiue reiche Einnahme. Die Oder in Pommern. Laus der Oder bis zum Haff. Der Hauptfluß Pommerns ist die Oder. Nach- dem sie Schlesien und Brandenburg durchflössen hat, tritt sie bei dem Dorfe Nipper- wiese in Pommern ein. — In der Eiszeit ergossen sich ihre Wasser in das große Ost- deutsche Urstromtal. Als das Eis aber zurückging, folgte sie der großen Gletscher- rinne, welche die Pommersche von der Mecklenburgischen Seenplatte trennt. Ihre Wasser ergossen sich in den großen Hass-Stansee. Damit begann die Ausfüllung der tiefen Bucht zwischen Vor- und Hinterpommern, die in der Abschließuug und Znschüt- tung des Dammschen Sees noch heute ihren Fortgang nimmt. Bei der Stadt Schwedt zweigte sich ein Arm ab, der das breite Wiesental der Randow benutzte und zwischen Löcknitz und Pasewalk den Hasf-Stanfee erreichte. Aber eine Vertiefung des Haupt- stroms und die Vertorfung der Randow ließen diesen Arm absterben. Heute ist das Tal der Randow ein grasreiches Wiesenland. — Die Oder fließt zunächst in nordöst- licher Richtung in einem 3—5 km breiten Tale dahin. Dieses wird von den steilen Abhängen des Randower und Bahner Hochlandes begrenzt. Letzteres trägt die „Buch- Heide", einen herrlichen Buchenwald, der von vielen Schluchten durchzogen wird. Er hat eine Größe von 6000 ha und ist ein beliebter Ausslugsort der Stettiner. Vom Rande der Hochflächen aus hat man einen prächtigen Blick über das Odertal. Bei der Stadt Gartz zweigt sich die Große Reglitz von dem Hauptstrom ab. Sie geht an Greifenhagen vorüber und durchfließt den Dammschen See. Dieser ist 15 km lang und 3 km breit. Er nimmt einen großen Teil der Hochwasser der Oder auf. Die Oder ist durch die Kleine Reglitz und Parnitz mit der Großen Reglitz und durch den Dnnzig und die Swante mit dem Dammschen See verbunden. In der Nähe von Pölitz vereinigt sich die gesamte Wassermasse wieder in dem Damansch. Letzterer

3. Bilder aus der Heimatkunde Pommerns - S. 19

1912 - Breslau : Hirt
Pommern im Dreißigjährigen Kriege. 19 deren Zahl täglich vergrößert wurde, so daß manche Häuser anfangs 10, später 40—50 solcher Blutsauger erhielten. Diese zechten und schmausten auf Kosten des Haus- Wirtes und quälten oder „tribnlierten" ihn so lange, bis eine Summe Geldes erpreßt war. Das wilde Kriegsleben hatte in den Wallensteinschen Offizieren jedes edle Gefühl und jede sittliche Scheu erstickt. Mit rohen Flüchen und frechem Übermut pflegten sie die Bittgesuche der Geäugsteten zu beantworten. Der berüchtigtste unter den Wallen- steinschen Offizieren war der Oberst Götze. Dieser ließ Pasewalk furchtbar plündern und 90 Frauen und Priester lebendig ins Feuer werfen. — Noch schlimmer als die Offiziere trieben es die gemeinen Soldaten, die sich ganz viehisch gebürdeten und ärger als wilde Tiere hausten. Bogislav sagt von ihnen in einer Beschwerdeschrift: „Wilde Tiere kann man durch Speisen und Emähren täglich zähmen und sanftmütiger machen, während dieser Leute Wüten und Toben so weit überhandgenommen hat, daß sie darüber ihre Ernährer gefressen und verzehret und zunichte gemacht haben." — Besonders groß wurde die Not, als sich noch zwei andre böse Gäste einstellten, näm- lich Hungersnot und Pest. In Köslin starben an letzterer von 3000 Einwohnern 900, und in Kolberg raffte der Würgengel gar 3500 Menschen hinweg. Die Elenden griffen zu den unnatürlichsten Speisen, sie aßen Gras, Wurzeln, Eicheln und Nesseln. Den unglücklichen Bewohnern schien der Tod ein willkommener Erlöser, und viele wurden Selbstmörder, weil sie die Qual nicht mehr ertragen konnten. 5. Gustav Adolf. Da kam Hilfe vom Norden. Der Schwedenkönig Gustav Wolf laudete am 24. Juni 1630 mit einem gut geschulten Heere von 15 000 Mann an der Küste von Pommern. Bogislav Xiv. schloß nur ungern mit ihm ein Bündnis; denn er fürchtete die Rache des Kaisers. Nachdem die Schweden Stettin besetzt und stark befestigt hatten, begann die Vertreibung des Feindes. An: längsten hielt sich dieser bei Kolberg und in dem festen Lager bei Gartz a. O. — Gustav Adolf hielt in seinem Heere strenge Mannszucht. Rauben und Plündern war bei Todesstrafe verboten. Die Soldaten bezahlten, was sie verzehrten, deshalb wurden sie bald überall als Befreier begrüßt. Von Pommern aus trat Gustav Adolf seinen Siegeszug durch ganz Deutschland an. 6. Die Schwedenzeit. Der große König fiel in der Schlacht bei Lützen am 16. November 1632, und nun begann auch für unser Pommernland das Elend von neuem. Die Schweden mußten 1634 vor den Kaiserlichen zurückweichen und setzten sich nun in Brandenburg und Pommern fest, wo sie bald ärger hausten als vorher die Wallensteiner. Am fürchterlichsten wüteten die Schweden unter Bauer in den Jahren 1637 und 1638. Wieder flüchteten die Bewohner der Städte und Dörfer mit ihren wenigen Habseligkeiten in unzugängliche Brüche oder in das Dickicht des Waldes. Wochen, ja Monate hindurch fristeten sie hier ohne Obdach und ohne ordentliche Speise ihr elendes Leben. Dabei waren sie stets in Sorge, von dem Feind entdeckt zu werden. Unaussprechlich sind die Greueltaten, die diese entmenschten Scharen verübten. Ihnen war nichts heilig. Mit rohester Gewalt mißhandelten sie gerade die Alten und Schwachen, die Frauen und Kinder. Man briet Menschen in Backöfen, schlug ihnen Holzpflöcke zwischen Nägel und Fleisch, schnitt ihnen die Fußsohlen auf und streute Salz hinein. Man gab ihnen Jauche und andre ekelerregende Dinge zu trinken und nannte das den Schwedentrunk. — Die meisten Städte Pommerns, wie Anklam, Demmin, Gartz a. O., Stargard, Trepww a. R., Ückermünde n. a., sind bald von den Kaiserlichen, bald von den Schweden belagert und geplündert worden. Andre, wie Kolberg, Nangard, Rügenwälde, Rummelsburg und Stargard, wurden durch große Feuersbrünste eingeäschert. Dazu gesellte sich fast überall wieder die Pest. In 2*

4. Bilder aus der Heimatkunde Pommerns - S. 23

1912 - Breslau : Hirt
Friedrichs des Großen Sorge für Pommern. 23 Lande gehaust. Raub, Brand und Plünderung, Mord und Gewalttat waren an der Tagesordnung und erinnerten an die schlimmsten Zeiten des Dreißigjährigen Krieges. Das Städtchen Ratzebuhr soll nicht weniger als dreinndzwanzigmal von den Russen ausgeplündert worden sein. Das kleine, arme Bärwalde, das nur 472 Einwohner zählte, mußte in drei Jahren über 3500 Taler an die Russen zahlen. In Neustettin konnte der Steuererheber schon im Juni 1759 in drei Tagen nicht mehr als 1 Sgr. 6 Pf. = 18 Pf. eintreiben, und die Bürger von Gollnow erklärten im September desselben Jahres, sie seien nicht imstande, auch nur eiuen Pfennig aufzubringen, auch wenn man ihnen mit Henken drohe. Trotzdem Pommern zum größten Teil beständig in den Händen der Russen und Schweden war, haben die Bewohner ihre Vaterlandsliebe in der schönsten Weise bewiesen. Die pommerschen Regimenter fochten auf den Schlacht- feldern des Siebenjährigen Krieges mit der größten Tapferkeit, und die Bewohner haben auch die drückendsten Abgaben bereitwilligst geleistet. Dafür dankte ihnen Friedrich der Große alsbald durch die Tat. 2. Erste Hilfe. Schon im Jahre 1762 ließ der König 6000 Wispel Roggen und 2000 Wispel Hafer (1 Wispel = 13,19 hl) unter die Bewohner verteilen. Nach dem Frieden wies er eine halbe Million Taler für die Wiederernenernng Pommerns an. Für dieses Geld wurden Pferde, Rindvieh, Schafe, Getreide, Ackergerät und Mehl in großem Umfange angeschafft. Außerdem überließ der König den Bauern und Gutspächtern 12 300 Militärpferde. Durch Gewährung von Bauprämien erreichte er, daß innerhalb eines Jahres fast alle zerstörten Häuser und Stallungen wieder auf- gebaut wurden. Den Domänenpächtern erließ er die Pacht und mehreren Kreisen die Grundsteuer auf längere Zeit. Nachdem fo die schlimmsten Schäden ausgebessert waren, ging der König wieder an seine Friedensarbeit, die sich fast auf alle Gebiete der menschlichen Tätigkeit erstreckte. 3. Kolonisation. Fortgesetzt lud der König Ausländer ein, sich in Pommern niederzulassen. Aus der Pfalz, Mecklenburg, Polen, Schwedifch-Pommern, Sachsen und Schwaben strömten Kolonisten herbei. Die Zahl der Ansiedler wird auf 26 000 geschätzt. 159 Dörfer verdanken dem Könige ihre Gründung. Am zahlreichsten waren diese Kolonien in den Kreisen Ückermünde, Randow, Greisenhagen, Nangard, Kolberg und Neustettin. Die Kolonien führen zum größten Teil den Namen von Angehörigen des Königshauses, von Ministern, Generalen und andern verdienten Männern, z. B. Zedlitzfelde, Finkenwalde, Sydowsane, Brenckenhosswalde, Karolinenhorst, Arnims- Walde, Friedrichsfelde usw. Durch die Kolonisten wurde dem Lande ein Strom frischen Lebens zugeführt. Die Ansiedler folgten in so großer Zahl dem Ruse des Königs, weil sie in Preußen viele Vorrechte genossen und ungestört ihrem Glauben leben durften. — Durch Trockenlegung von Sümpfen und Brüchen und durch Rodung von Wäldern suchte der König neues Ackerland zu gewinnen. So wurden die Brüche der Oder und Plöne sowie das große Bruch bei Schmolsiu entwässert. Ferner ließ er den Lauf der Jhna und Leba regeln und den Wasserspiegel der Seen bei Neustettin sowie des Madüsees tiefer legen. Dadurch wurden letzterem 3500 ha Land abge- wonnen. Zu dieser Kolonisation zog der König neben dem Adel auch die Städte herau. Stettin mußte eine Reihe von Kolonien gründen: Langenberg, Schwankenheim, Schwabach, Wolfshorst, Friedensburg und Finkenwalde. Andre Städte, wie Demmin, Pasewalk, Massow, Pyritz, Kolberg, Köslin u. a., zwang er, Teile ihres Stadtwaldes zur Ansiedlnng herzugeben. Die Wälder Pommerns waren während des Sieben- jährigen Krieges zum großen Teil abgeholzt worden. Friedrich ließ sie wieder sorgfältig aufforsten und schonen. Wiederholt regte er die in Pommern unbekannte

5. Bilder aus der Heimatkunde Pommerns - S. 5

1912 - Breslau : Hirt
Das Pommersche Flachland. 5 der Nähe des Pommerschen Urstromtales. Diese Sandebenen sind zun: größten Teil mit Kiefernwald bestanden. Der größte Teil des Pommerschen Flachlandes ist für den Ackerbau wohlgeeignet. Sehr oft mangelt es dem pommerschen Boden an Kalk und verschiedenen Salzen, welche die Pflanzen notwendig zu ihren: Wachstum ge- brauchen. Darum muß der Landmann fast überall Kalk und Kunstdünger verwenden. Die wichtigsten dieser Düngemittel sind: Kaimt (Abraumsalz), Thomasschlacke, Super- phosphat, Chilesalpeter, Guano (Vogeldünger) und Knochenmehl. Um festzustellen, welche Stoffe einem Acker fehlen, ist es von Wichtigkeit, daß er von einem Chemiker untersucht wird. Da die Pflanzen dem Boden fortwährend Nahrung entziehen, so wird er mit jeder Ernte magerer; deshalb muß der Landwirt stets für genügenden Ersatz sorgen. Dies geschieht, indem er den Acker düngt. Weil jede Pflanzenart besondere Nahrungsstoffe verlangt, spielt die Fruchtfolge in der Landwirtschaft eine große Rolle. Baut der Landmann z. B. zwei oder gar drei Jahre nacheinander die- selbe Frucht auf demselben Felde, so wird der Ertrag mit jedem Jahr geringer. — Die Erträge der Felder hängen zu einem großen Teil von der Bestellung des Ackers ab. Je tiefer der Boden gepflügt wird, desto tiefer können auch die Wurzeln der Pflanzen in ihn eindringen. Der gepflügte Acker muß möglichst lange den Einflüssen der Wittemng, dem Sonnenschein und Regen, dem Frost und der Hitze ausgesetzt sein; denn diese bewirken eine schnelle Verwitterung der Humuserde. Vor allem hat der Landmann durch fleißiges Eggen dafür zu sorgen, daß die Unkräuter zerstört werden, weil diese dem Getreide Licht, Luft und Nahrung rauben. — Die wichtigste Feldfrucht Pommerns ist der Roggen. Dieser gedeiht selbst auf dem wenig fruchtbaren Boden des Höhenzuges und in den sandigen und moorigen Gegenden der Küstenebene. Wo der Boden fruchtbarer ist, wie im Rügeuwalder Amt, bei Pyritz und in Vorpommern, da wird auch Weizeu angebaut. Daneben sät der Landmann hauptsächlich Hafer und Gerste, diese verwendet er zum größten Teil als Viehfutter. Weuu der Bodeu gar zu unfruchtbar ist, so wird er mit Buchweizen bestellt. Unter den Hackfrüchten nimmt die Kartoffel die erste Stelle ein. Sie bildet neben dem Brot das Haupt-- Nahrungsmittel der Bevölkerung. Der größte Teil der Kartoffeln aber wird zur Füt- ternng des Viehs, insbesondere der Schweine, verwendet. Außerdem gewinnt man aus ihnen Spiritus und Stärkemehl. Pommern besitzt mehrere hundert Spiritns- breuuereieu und viele Stärkefabriken. In den fruchtbarsten Gegenden nnfrer Provinz hat der Anbau der Zuckerrüben eine große Ausdehnung angenommen. Außerdem baut der Landmann eine große Anzahl von Futterpflanzen, z. B. Serradella, Lupinen, Klee, Luzerne, Wrnken, Runkelrüben, Mohrrüben n. a. Bedeutend ist auch der Flachs- bau Pommerns. Viehzucht. In engem Zusammenhange mit dein Ackerbau steht die Viehzucht. Beide sind miteinander unzertrennlich verknüpft. Das Pferd hilft dem Landmann den Acker bestellen, während ihm das Rind die süße Milch und das Schaf die weiche Wolle liefert. Die beiden letztgenannten Tiere sowie das Schwein nützen ihm außerdem durch ihr wohlschmeckendes Fleisch. Besonders wertvoll ist für den Landmann der Dünger, den ihm die Viehwirtschast liefert; ohne diesen könnte er ans die Dauer den Ackerbau nicht betreiben. Den größten Nutzen aber erzielt er dadurch, daß er sein Korn und seine Futtervorräte zur Aufzucht und zur Mast der Haustiere verwendet. — Die erste Stelle in der Viehwirtschaft nimmt die Rindviehzncht ein. Diese hat in Pommer,: in den letzten dreißig Jahren einen gewaltigen Fortschritt zu verzeichnen. Fast überall trisst man entweder die schwarzbunte holländische oder die rote friesische Rasse an. Das kleine und magere pommersche Rind verschwindet immer mehr und mehr.

6. Bilder aus der Heimatkunde Pommerns - S. 6

1912 - Breslau : Hirt
6 Bilder aus der Heimatkunde Pommerns. Infolge der vielen Molkereien, die überall im Lande erstanden sind, kann der Landmann seine Milch viel besser verwerten als früher; darum hat sich auch die Zahl der Rinder ganz bedeutend vermehrt. Der Landmann verwendet jetzt auch viel mehr Sorgfalt auf ihre Pflege als in früheren Jahren. Der Wohlstand, den man heute fast in allen pommerschen Dörfern antrifft, beruht zu einem großen Teil auf der ausgedehnten Milchwirtschaft. — Da Milch und Kartoffeln die Hauptnahrung des Schweines bilden, so ist es leicht erklärlich, daß auch die Schweinezucht in Pommern in hoher Blüte steht. Unsre Provinz liefert mit die meisten Fettschweine in Deutschland. Der größte Teil derselben wird nach Berlin verkauft. Gezüchtet wird hauptsächlich das fleischige eng- lische Schwein. — Auch die Pferdezucht ist in Pommern nicht unbedeutend. Dazu trägt besonders das Landesgestüt in Labes bei, das an vielen Orten Zuchthengste unterhält. — In der Schafzucht nimmt Pommem die erste Stelle unter den preu- ßifchen Provinzen ein. Sie wird besonders in den unfruchtbaren Gegenden des Höhen- zuges betriebeu. In den letzten Jahren ist sie aber stark im Rückgange begriffen, weil der Preis der Wolle durch die ausländische Konkurrenz (Australien) sehr gesunken ist. Gezüchtet wird das spanische Merinoschaf und das grobwollige pommerfche Land- fchaf. — Viel zu wünschen läßt noch die Geflügelzucht. Eine Ausnahme macht nur die Gänsezucht. Pommersche Spickgänse sind weit und breit berühmt. Zu erwähnen ist endlich noch die Bienenzucht, die immer mehr in Aufnahme kommt. Das Pommersche Küstenland. Strandseen. Hinter den Dünen liegt eine ganze Reihe von Strandseen; von diesen sind die größten: der Lebasee, Gardesche See, Vietzker See, Buckower See und der Jamunder See. Fast alle sind von großen Sümpfen und Torfmooren umgeben, das bedeutendste ist das Lebamoor, das sich bis nach Lauenburg hinzieht. Atte diese Strandseen und Moore sind wohl ursprünglich Meeresbuchten gewesen. Durch die Meeresströmung, die an der Küste entlang streicht, haben sich zunächst vor den Buchten Sandbänke gebildet. Diese sind im Laufe der Zeit immer breiter und höher geworden. Die Strandseen haben nur eine geringe Tiefe (3—5 in), sie stehen mit dem Meere meist durch eine schmale Wasserstraße, Tief genannt, in Verbindung. Da die Strandseen sehr fischreich sind, liegen an ihren Ufern zahlreiche Fischerdörfer. Moore und Moorkultur. Die Sand- und Moorzone zieht sich fast an der ganzen hinterpommerfchen Küste entlang. Sie hat eine Breite von 2—20 km. Der Torf, der sich hier hauptsächlich aus Seepflanzen gebildet hat, liefert ein vorzügliches Brennmaterial. Der Boden ist wenig fruchtbar; nur Kartoffeln und Roggen kommen hier fort. Im Frühjahr hat die Saat viel unter den strengen Nachtfrösten zu leideu.— Große Erfolge hat man in jüngster Zeit durch die Moorkultur erzielt. Das Moor wird zunächst durch breite Gräbeu eutwässert, dann bedeckt man es mit einer 20 cm starken Sandschicht. Diese erstickt die Moorgewächse, so daß alle Nährstoffe der Saat verbleiben, zugleich schützt sie die zarten Würzelchen des Getreides vor dem Erfrieren. So hebt der Sand die Nachteile des Moores auf, das Moor aber teilt dem Sande seine Feuchtigkeit mit. Wird der Bodeu nun tüchtig mit Stalldünger und Kaimt (Abraumsalz) gedüngt, so gedeiht die junge Saat gar prächtig. Je größer sie aber wird, desto mehr schickt sie ihre Wurzeln in das Moor hinab, wo die ungeheure Menge vermoderter Pflanzen reiche Nahrung darbietet. Solch ein urbar gemachtes Moor kommt an Fruchtbarkeit dem besten Weizenboden gleich. Die bedeutendsten Moorkulturen Pommerns befinden sich im Lebamoor.

7. Bilder aus der Heimatkunde Pommerns - S. 17

1912 - Breslau : Hirt
Rügen. 17 Lebewesen finden. Sie lebten auf dem Grunde des Meeres und haben im Laufe der Jahrtausende diese gewaltigen Kreideschichten aufgebaut. In späterer Zeit hat sich der Meeresboden gehoben und ist trockenes Laud geworden. In der Kreide be- finden sich zahlreiche Feuersteine und Donnerkeile. Letztere sind die Reste des Tinten- sisches, der auch ein Bewohner des Kreidemeeres war. Die Kreide wird in zahlreichen Brüchen bergmännisch gewonnen. Wegen ihrer Feinheit eignet sie sich vorzüglich zum Schreiben, außerdem wird sie zur Herstellung von Farben, Kitt, Zement usw. verwendet. — In der Nähe der Stubbenkammer liegt im Schatten gewaltiger Buchen der berühmte Hertasee. An dessen Ostseite erhebt sich ein 30 in hoher Erd- wall, die Hertaburg. Hier stand der Sage nach der Tempel der Göttin Herta. In Wirklichkeit haben wir es hier wohl mit einer alten Wendenburg zu tun. Ähnliche Burgen befanden sich noch bei Garz auf Rügen und bei Arkona. — Am Nordufer der Prorer Wiek liegt der berühmte Badeort Saßuitz-Crampas, der alljährlich von vielen Tausenden von Badegästen besucht wird. An den sanften Abhängen der Hügel erheben sich prächtige Villen, die von schönen Gärten und einem herrlichen Buchen- walde umgeben siud. Saßnitz besitzt einen großen Hafen, der durch eine gewaltige Mole geschützt ist. Er bietet den Schiffen Schutz bei stürmischem Wetter. Saßnitz ist durch eine Dampffähre mit Trelleborg in Schweden verbunden. Am entgegengesetzten Ende der Prorer Wiek liegt der zweitgrößte Badeort Rügens, das aufstrebende Binz. 4. Wittow. Im No von Jasmund liegt die Halbinsel Wittow. Beide sind durch einen schmalen Dünenstreifen, die Schaabe, verbunden. Auch diese Halbinsel ist eine Hochfläche, die im 0 und N steil zum Meere abfällt. Auf Wittow ist die Lehm- decke besonders stark, infolgedessen ist der Boden sehr fruchtbar und trägt vorzüglichen Weizen. Man bezeichnet die Halbinsel wohl als die Kornkammer Rügens. — Der nördlichste Punkt Wittows sind die Kreidefelsen von Arkona, die wie eine trotzige Warte in die See vorspringen. Auf dem Vorgebirge erhebt sich ein Leuchtturm, dessen Drehfeuer 60 km weit auf die See hinausleuchtet und die Schiffe vor Annäherung an den gefährlichen Strand warnt. Außerdem läßt bei Nebelwetter ein mit Dampf getriebenes Nebelhorn (Dampfsirene) seine warnende Stimme weithin ertönen. In der Nähe des Leuchtturmes stand der Tempel des Wendengottes Swantewit, der von einem hohen Burgwall umgeben war. 1168 wurden Burg und Tempel von dem Dänenkönige Waldemar I. zerstört. 5. Mönchgut. An den Rumpf Rügens schließt sich im 30 die Halbinsel Mönch- gut. Sie führt diesen Namen, weil sie früher dem Kloster Eldena gehörte. . Mönch- gut wird durch mehrere Buseu, die tief in das Land eindringen, reich gegliedert, deshalb hat man die Halbinsel wohl als ein Rügen im kleinen bezeichnet. Mönchgut ist aus fünf Inseln zusammengewachsen. Die ursprünglichen Inseln treten uns heute in Form von Hügeln entgegen. Nur sie eignen sich für den Ackerbau, die Täler da- gegen sind sandig und unfruchtbar. Die Bewohner Mönchguts ernähren sich Haupt- sächlich von der Fischerei. Die Bestellung des Ackers geschieht durch die Frauen. In ihrer Abgeschiedenheit haben die Bewohner mancherlei Eigentümlichkeiten in Sprache, Sitte und Tracht bewahrt. Auf Mönchgut liegt der Badeort Göhren. 6. Hiddensee. Im Westen Rügens liegt die schmale, aber langgestreckte Insel Hiddensee. Bis in das 14. Jahrhundert hing sie mit der Halbinsel Wittow durch eine Nehrung zusammen. Diese wurde aber von einer Sturmflut durchbrochen. Nach N M steigt das Land allmählich an und stürzt im Dornbusch (72 ni) jäh zum Meere ab. Auch hier befindet sich ein Leuchtturm. Nur der nördliche Teil der Insel ist fruchtbar, der 3 dagegen ist eine Sandwüste. Lemke, Heimatkunde Pommern. 2

8. Bilder aus der Heimatkunde Pommerns - S. 18

1912 - Breslau : Hirt
18 Bilder aus der Heimatkunde Pommerns. Pommern im Dreißigjährigen Kriege. 1. Pommern vor dem Kriege. Man hat die letzten fünfzig Jahre vor dem Dreißigjährigen Kriege als Pommerns glücklichste Zeit bezeichnet. Tiefer Friede ließ Handel und Wandel aufblühen, und ein gewisser Wohlstand war in die pommerschen Gaue eingekehrt. In den Städten wurden zahlreiche, glänzende Feste gefeiert, und der Adel wetteiferte mit den Fürsten an Glanz und Pracht. Mitten in dieses bequeme, sorglose Leben schlug wie eine Bombe der Einmarsch der kaiserlichen Truppen. 2. Besetzung durch die Kaiserlichen. Nach der Vertreibung der Dänen aus Deutschland suchte sich Wallenstein in den Besitz der gesamten Ostseeländer zu setzen. Der Kaiser ernannte ihn zum „Admiral des Ozeanischen und Baltischen Meeres" und übertrug ihm die Verteidigung der Ostseeküste gegen Dänen und Schweden. Bogislav Xiv. konnte dem mächtigen Feinde nicht wehren, und in dem unheilvollen Vertrage zu Franzbnrg mußte er die Einquartierung von acht Regimentern zuge- stehen. Ihre Zahl wuchs bald auf zwölf Regimenter Infanterie und acht Regimenter Kavallerie an, zusammen 40 000 Mann. Dazu kam ein ungeheurer Troß von Weibern und Kindern. — Dieses Heer blieb nicht sechs Wochen, wie im Vertrage bestimmt war, sondern drei Jahre iu dem unglücklichen Lande. Seufzend öffneten die Bürger den unliebsamen Gästen ihre Tore. Ihnen vorauf zogeu die jammernden Bauern, denen die zuchtlosen Scharen die Dörfer geplündert und verbrannt hatten. 3. Belagerung Stralsunds. Ausgenommen von der Einquartierung waren zunächst die alten Residenzen Stettin, Wolgast und Köslin. Diese kauften sich durch große Summen von ihr los. Stettin zahlte 53 000 Taler und lieferte große Mengen Korn und andre Lebensmittel. Nur Stralsund weigerte sich hartnäckig, kaiserliche Truppen aufzunehmen. Die Bürger antworteten: „Dat don wi nich!" Und als sie eine Abfindungssumme zahlen sollten, erwiderten sie: „Dat hebben wi nich!" Die Stadt wurde belagert und auf das heftigste bestürmt. Doch die tapsern Bürger, die von den Dänen und Schweden durch Truppen, Kriegsbedarf und Nahrungsmittel unterstützt wurden, schlugen alle Stürme erfolgreich ab. Wallen- stein schwur in seinem Zorn: „Und wäre die Stadt mit Ketten am Himmel befestigt, ich will sie doch herunterholen." Sechs Monate dauerte die Belagerung. Nachdem er 10 000 Mann dabei eingebüßt hatte, mußte er uuverrichteter Sache abziehen. An den Wällen Stralsunds hatte sich Wallensteins Glück gewendet. Sein ehrgeiziger Plan auf Beherrschung der Ostsee war endgültig durchkreuzt. 4. Die Not der Bewohner. Der kranke und schwache Herzog Bogislav selbst stand diesem Kampfe teilnahmlos gegenüber. Von Freund und Feind wurde er geringschätzig behandelt. Wallenstein suchte ihn mit Absicht zum Kriege zu reizen; denn er hätte mit Vergnügen Pommem zu seinem Herzogtum Mecklenburg hinzu- genommen. — Die Lage der Bewohner war jammervoll. Sie waren verpflichtet, dem Heere alle Lebensmittel für Menschen und Pferde zu liefern. Und wie anfpruchs- voll waren die Gäste! Während die Bürger kaum satt zu essen hatten, schwelgten die Soldaten im Überfluß. Offiziere und Gemeine waren darauf bedacht, sich durch Geld- erwerb und Wohlleben für die Gefahren des Krieges zu entschädigen. Acht bis fünf- zehn Gerichte mußten auf der Tafel der Offiziere prangen. Der Unterhalt des kaiser- lichen Obersten kostete der Stadt Greisswald jährlich nicht weniger als 25 000 Taler. Die Erpressung barer Summen von den Behörden der Städte ging ins Ungeheure. Oft wußten die armen Bürger in ihrer Not weder aus noch ein. Wurde das Gefor- derte nicht pünktlich geliefert, so kamen die berüchtigten Tribuliersoldaten ins Haus,

9. Bilder aus der Heimatkunde Pommerns - S. 31

1912 - Breslau : Hirt
Die geschichtliche Entwicklung des Bauernstandes in Pommern. 31 waren, so plünderte oder „pochte" man gegenseitig die Dörfer aus. Der Feind trieb die Viehherden fort und vernichtete die Feldfrüchte. Manchmal verdarb er die Äcker sogar durch böswilliges Einsäen von wucherndem Unkraut. Ms die Zeiten im 16. und zu Anfang des 17. Jahrhunderts friedlicher wurden, da gelangte auch der Bauer zu einem bescheidenen Wohlstande. d) Der Dreißigjährige Krieg. Doch die furchtbareu Stürme des Dreißig- jährigen Krieges vernichteten gar bald diese Blüte. Gerade die Bauern hatten unter den Kriegsgreueln am meisten zu leiden. Ganze Dörfer verschwanden vom Erdboden. Auf den Äckern wuchs wieder Wald. Die Bauern waren Bettler geworden. Viele hatten Haus und Hof verlassen, weil die hohen Abgaben und die fortgesetzten Plün- deruugeu sie zur Verzweiflung trieben. Andre hatten durch Selbstmord ihrem elenden Leben ein Ende gemacht. Die verlassenen Bauernhöfe wurden von den Gutsherren mit ihrem Besitz vereinigt. — Hinterpommern war im Westfälischen Frieden an Brandenburg gefallen, und der Große Kurfürst suchte auch hier die Wunden zu heilen, die der Krieg geschlagen hatte. Er rief aufs neue Ansiedler herbei und schenkte ihnen die herrenlosen Bauernhöfe. Auf sechs Jahre erließ er ihnen die Pacht und befreite sie von allen öffentlichen Lasten; außerdem gab er ihnen Ackergerät, Zugvieh und Saatkorn. So gelang es ihm bald, seine eigenen Güter wieder zu besiedeln. Laug- samer kamen die adligen Güter wieder in Anbau; hier siedeltet: sich die einheimischen Bauern an, die froh sein mußten, wenn ihnen der benachbarte Edelmann überhaupt ein Stück Land sowie Ackergerät und Saatkorn gab. Sie ließen sich die drückendsten Bedingungen, ja selbst die Leibeigenschaft gefallen. Die Bauem mußte« der Guts- herrschaft den Untertänigkeitseid schwöret:. Sie waren an die Scholle gebuudeu und durften ohne Erlaubnis des Edelmannes ihren Wohnsitz nicht verlassen. Ihre Kinder durften ohne seine Erlaubnis weder heiraten noch einen andern Beruf erwählen. Die Bauern mußten mit ihren Kindern wöchentlich vier bis sechs Tage auf dem Gute des Herrn arbeiten und ihren Acker des Nachts und am Sonntage bestellen. Sie besaßen kein Erbrecht an dem Boden, den sie bebauten, sondern waren nur auf Kündigung oder auf Lebenszeit eingesetzt worden. Die Behaudluug der Leibeigenen war oft hart und unmenschlich. 3. Fürsorge Friedrich Wilhelms I. und Friedrichs Ii. Friedrich Wilhelm I. und Friedrich der Große suchten das Los ihrer Bauern zu erleichtern. Sie bestimmten, daß diese nur noch zwei, höchstens drei Tage in der Woche auf den Gütern arbeiten sollten. Auch verboteu sie ihren Beamten, die Leute zu schlagen und zu mißhandeln. Beide Fürsten machten sogar den Versuch, die Erbuntertänigkeit aufzuheben. Doch ihr Vorhaben scheiterte an dem Widersprach der Adligen und der Torheit der Bauern selbst. Vor allem verboten sie streng das „Bauernlegen", d. h. das Einziehen der Bauernhöfe, wenn der Besitzer starb oder verzog, ebenso das Aufkaufen der freien Bauernhöfe. (Vgl. S. 21 u. 24.) 4. Aufhebung der Erbuntertänigkeit. Die Freiheit erlangten die Bauern erst durch die Steiu-Hardenbergische Reform. Friedrich Wilhelm Iii. hob die Erbunter- tänigkeit auf. Der Bauer durfte fortan ohne gutsherrliche Genehmigung sein Grund- stück verkaufen und verpfänden, sich verheiraten und ein bürgerliches Gewerbe treiben. Für die königlichen Güter erließ der König folgende Verordnung: „Auf meinen sämt- lichen Domänen soll vom 1. Juni 1808 an schlechterdings keine Hörigkeit, Leibeigen- schast, Erbuntertänigkeit oder Gutspflicht stattfinden. Ich erkläre meine Domänen- insassen ausdrücklich für freie, unabhängige Menschen in der Art, daß sie auch von dem Gesindezwange und Loskaufgeld entbunden, werden." Am 27. Juli 1808 verlieh der

10. Landeskunde der Provinz Pommern - S. 22

1917 - Breslau : Hirt
22 Landeskunde der Provinz Pommern. 2. Die Christianisierung. Da übernahm auf seine Veranlassung dieses Werk der Bischof Otto von Bamberg. Im Jahre 1124 kam er, begleitet von zahlreichen Geist- lichen, unter dem Schutze des Polenherzogs von 8 her in das Land, wurde von dem Herzoge der Pommern, Wartiflaw, aufgenommen und taufte die ersten Bewohner des Landes in Pyritz. Dann zog er weiter nach Kammin, Wollin, Stettin, Kolberg und Belgard, fand hier und da bei den heidnischen Priestern einigen Widerstand, gewann aber allmählich Anhänger. Er beschränkte sich indessen mit seiner Tätigkeit auf das Gebiet zwischen Oder und Persante, und die Christianisierung blieb recht äußerlich. Daher gewann, bald nachdem der Bischof das Land verlassen hatte, infolge des Einflusses der heidnischen Priester das Heidentum auch hier wieder die Oberhand, so daß Otto 1128 noch einmal in das Land zurückkehrte. Diesmal kam er von W her mit deutscher Unterstützung, gewann in Demmin, Usedom, Wolgast und an anderen Orten für die christliche Lehre Anhänger und besuchte auch die Stätten seiner früheren Tätigkeit. Cr ließ deutsche Geistliche zurück, aber das Christentum drang kaum in tiefere Schichten. Erst nach Ottos Tode (1139) wurde 1140 ein Bistum für das Land gegründet, das anfänglich seinen Sitz in Wollin, später in Kammin hatte. Von den deutschen Nachbarn wurde damals besonders das mittel- pommersche Land arg bedrängt. Der Wendenkreuzzug von 1147, die ge- wältigen Kämpfe Albrechts des Bären und Heinrichs des Löwen gegen die slawischen Volksstämme berührten auch pommersches Gebiet, förderten aber kaum die ruhige Ausbreitung der christlichen Lehre. Rügen blieb ein Hort des Heidentums, bis 1168 die Tempelburg Arkona von den Dänen unter König Waldemar und Bischof Absalon erobert und zerstört wurde. Die Insel mit dem gegenüberliegenden Festlande stand unter einem Fürsten- geschlechte, das mit dem in Mittelpommern (etwa von der Peene bis zur Persante) herrschenden Herzogshause verwandt war. In Ostpommern regierte eine dritte Familie. Daneben geboten im Lande noch zahlreiche Häuptlinge (z. B. die Swenzonen, Borcke, Putbus, Gützkow). 3. Die'germanisierung. Durch die Züge des Bischofs Otto war das Land den Deutschen er- schlössen. Sie kamen erst einzeln, dann bald in größeren Scharen herbei, besonders als auch die Herzöge sich mehr bemühten, das Christentum in ihrem Lande wirklich heimisch zu machen. Dazu dienten namentlich auch die Klöster» die zumeist von Angehörigen des Herzogshauses gegründet und mit Mönchen aus dem Prämonstratenser- und Zisterzienserorden besetzt wurden. Die großen Feldklöster (Stolp a. d. Peene, Grobe auf Usedom, Belbuk bei Treptow a. R., Dargun i. Meckl., Kolbatz, Eldena, Neuenkamp sheute Franz- bürg) u. a.) wurden Mittelpunkte deutscher Landwirtschaft, da sie für die Bewirtschaftung ihres stetig wachsenden Grundbesitzes deutsche Bauern herbei- riefen und ansiedelten. Sie gewannen dem Boden bald reichere Erträge ab, als es die Slawen vermocht hatten, und so erkannten auch die Landesherren
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