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1. Thüringen - S. 36

1899 - Weimar : Huschke
— 36 — § 32. Kleinere Fürsten setzten den Krieg gegen die Liga fort, z. B. Ernst von Mansfetd, Christian von Braunschweig und Markgras Georg Friedrich von Baden-Durlach, der von Tilly bei Wimpfen 1622 geschlagen, aber von den 400 Pforzheimern, dem weißen Regi- mente, gerettet wurde. § 33 Tillys Truppen verübten Gewalttätigkeiten. Deshalb rüsteten sich die Protestanten von neuem. Der König Christian Iv. von Däne- mark stellte sich an ihre Spitze, ward aber 1626 bei Lutter am Baren- berge geschlagen. Der Kaiser Ferdinand Ii. hatte sich zu seinem Feldherrn Wallen- stein erwählt, der Stralsund vergebens belagerte. Da die Truppen dieses kaiserlichen Feldherrn in Freundesland, wie in Feindesland plünderten, so wurde er auf dein Reichstage zu Regensburg abgesetzt, und er lebte von nun an in königlicher Pracht auf seinen Gütern in Böhmen. § 34. Die Protestanten wären verloren gewesen, wenn ihnen der schwedische König Gustav Adolf nicht zu Hilfe gekommen wäre. Leider konnte er nicht verhindern, daß Magdeburg am 10. Mai 1631 von Till!) zerstört wurde. Doch besiegte er den Tilly bei Lützen und später bei Rain am Lech, in welchem Kampfe Tilly tödlich verwundet wurde. Nach Tillys Tode wurde Wallenstein wieder kaiserlicher Feldherr. Er verlor 1632 die Schlacht bei Lützen oder Breitenfeld. Gustav Adolf fand aber in derselben den Tod. Herzog Bernhard von Weimar gewann über Wallenstein den Sieg. § 35. Noch 16 Jahre dauerte der verhäugnisvolle Krieg. Wallen stein wurde 1634 in Eger ermordet, weil er in Verdacht gekommen war, Verräter am Kaiser werden zu wollen. (Terzky, Jllo, Neumann und Kinsky; Buttler und Deveroux). — In demselben Jahre verlor Herzog Bernhard die Schlacht bei Nördlingen. § 36. Nach Gustav Adolfs Tode führte der Kanzler Axel Oxen- stier na in Schweden die Regierung und in Deutschland die Oberleitung. Mit den Schweden verbanden sich die Franzosen, über die der König Ludwig Xiii. mit seinem Minister Richelieu regierte. — Der Herzog Bernhard eroberte im Elsaß die Festung Breisach, starb aber ein Jahr später, 1639, wahrscheinlich an französischem Gift. 1648 wurde der westfälische Frieden oder der Frieden

2. Bilder aus den deutschen Alpen, dem Alpenvorlande und aus Oberbayern - S. 29

1878 - Leipzig : Spamer
Zustand des Reichs nach dem Dreißigjährigen Kriege. Die ideale Begeisterung, welche das deutsche Volk im Jahrhundert der Reformation erfüllt hatte, war während des langen Krieges vollständig er- loschen; das religiöse Interesse mußte beim Friedensschlüsse hinter politischen^ territorialen und dynastischen Rücksichten zurücktreten. Die einzige Errungen- schast, die Glaubensfreiheit der Protestanten, wurde diesen durch die innerhalb der Kirche herrschende Spaltung zwischenlntheranern und Reformirten, zwischen „Rechtgläubigen" und „Frommen" verkümmert. Das Reich überdauerte die Stürme des Krieges nur als eine Ruine. Nach außen erlitt es Einbuße durch deu Verlust von Ländern am Oberrhein und an der Ostsee (ein Theil des Elsaß an Frankreich, der größte Theil von Pommern, Rügen, Wismar, Bremen und Verden an Schweden); seine Grenzen blieben schutzlos deu Raubeiusällen Ludwig's Xiv. preisgegeben, welcher die Zerrissenheit Deutschlands zu neuen Eroberungen für Frankreich benutzte (Straßburg 1681). Im Innern erhoben sich die Fürsten mit landeshoheitlichen Rechten und mit mehr Herz für ihren Hausstaat, als für des Reiches Ehre und Größe. Das Haus Habsburg selbst, bei welchem die Kaiserkrone seit zwei Jahrhunderten (seit 1438) verblieben war, erschien sast als eine fremde Macht im Reiche und die Kaiserwürde nur noch als ein herkömmlicher, bedeutungsloser Titel. Der Gedanke, daß Alle nur Glieder eines Körpers seien und daß nur im Zusammenwirken ihre Macht läge, war verloreu gegangen, und es bildete sich eine Menge von kleinen Staaten ohne Gemeinsinn und ohne politisches Band. Das mittelalterliche Lehusweseu hatte sich überlebt, das Ritterthum in- folge der veränderten Bewaffnung seit Anwendung des Schießpulvers seil: Vorrecht als kriegerischer Staud verloreu. Die Fürsten behielten die während des Krieges geworbenen Heere auch nachdem Kriege als stehende Sold- truppeu bei und schuseu sich damit zugleich eine Waffe, um die Freiheiten des Adels und der Städte zu brechen. Der Adel, der an seinen zerstörten Burgeu keiu Behagen mehr fand, zum Theil auch verarmt war, suchte Dienste bei den Höfen oder in den Soldheeren der Fürsten. Unter den Städten verloren viele ihre alte Reichssreiheit und Selbständigkeit an die Landesfürsten. Die alten Reichsstädte, deren Bedeutung für den Handel noch mehr durch den langen Krieg, als dnrch die Verlegung der Handelswege gelitten hatte, wurden durch die fürstlichen Residenzstädte überholt. An jedem der kleinen Höfe gab es eine Schar von Beamten, Rüthen und Schreibern; jeder der kleinen Fürsten hatte ein stehendes Heer für sich, die erhöhten Abgaben dafür sielen der Bevölkerung zur Last. Diese Kleinstaats- bildungen wurden noch bedenklicher, als die Fürsten, das Beispiel des Ver- sailler Hofes nachahmend, in Glanz und Ueppigkeit ihrer Hofhaltungen eiu- ander zu überbieten suchten. Beklagenswerther als die Zerstörung des nationalen Wohlstandes, die Verödung der Dörfer und Fluren, die Vernichtung des Handels und die Lösung der politischen Bande war die Veränderung, welche in Sitten und Charakter des Volkes vor sich giug. Erloschen war jener altgermanische Zng, welcher den Deutschen in seinem Kaiser den Schützer der Gemeinfreiheit erblicken ließ, erloschen die mauuhafte Treue, mit welcher er sich aus freiem Herzensantriebe

3. Bilder aus den deutschen Alpen, dem Alpenvorlande und aus Oberbayern - S. 73

1878 - Leipzig : Spamer
Lothringer. 73 iit dem Wort „Pers(ch)on" und in den beliebten Frankfurter „Würs(ch)teu". Eigenthümlich ist der Frankfurter Mundart der Nasenlaut in den Endungen an, än und en, sowie die scharfe, fast wie k lautende Aussprache des g im An- fange des Wortes und der Konsonanten p, t, k mit einem Hauchlaut fast wie p'h, t'h, ff). In der Pfalz ist die fränkische Mundart mit vielen Resten der alemannischen vermischt. Die Kölnische Mundart steht bereits der nieder- deutschen näher und hat manche Ausdrücke aus dem Flämischen und Hollän- dischen aufgenommen; sie wird auf eine weiche, schalkhaft gemächliche und etwas gezogene, singende Weise gesprochen, welche den Kölner, auch wenn er hochdeutsch spricht, bald kenntlich macht. Trachten aus Hessen-Darmstadt. In der Pfälzer Mundart hat Franz von Kobell — obgleich selbst kein geborener Pfälzer, fondern ein Bayer (geb. zu München 1803), — die an- muthigsten Lieder gedichtet. Wir wählen darunter: 's Lob vuu Binge. Die herrlichschst' Gegend am ganze Rhei' Deß ist die Gegend vnn Binge, Es wachst der allerbeschte Wei', Der Scharlach wachst bei Binge. Die gschickt'schte Schifflent, die mer find't, Deß sin die Schiffer vnn Binge, Un ficht mer in Meenz e' hübsches Kind, Wo is es her? — Vnn Binge!

4. Bilder aus den deutschen Alpen, dem Alpenvorlande und aus Oberbayern - S. 211

1878 - Leipzig : Spamer
Partenkirchen und Mittenwalde, die Geigenfabrikation. 211 Die Bewohner von Partenkirchen und Garmisch lebten von 1294 bis 1803 unter dem Krummstabe der Freisinger Bischöfe, welche die ganze Grafschaft Werdenfels käuflich an sich gebracht hatten. Damals hieß die Grafschaft „das goldene Laudl". Aber die Zeiten haben sich geändert und jetzt sind die Parteukirchener und Garmischer mit ihrem Verdienste zumeist auf die Fremden angewiesen, die dort Sommerfrische halten und von dort ihre Ausflüge in das Gebirge antreten oder auch in den Heilquellen des Kainzenbad es, des „Bades der bleichen Jungfrauen", Genesnng von Krankheiten suchen, die unter den Bewohnern der frischen Gebirgsthäler unbekannt sind. Mittenwald. Vom bewaldeten Hügel über der Loisach unterhalb Parteukircheu blickeu die Trümmer der nahen Burg Werdeusels herab, welche uns die Er- innernng an Hexenprozesse und Verbrennuugeu in die Seele rufen. — Auch Mittenwald (Inutriurn) soll bereits den Römern bekannt gewesen sein und war im Mittelalter, wie Partenkirchen, eine belebte Station an der großen Handelsstraße von Italien nach Augsburg, wie die gewölbten Erd- geschoßräume der Häuser, eiust Niederlagen für deu reichen Botzeuer Markt, bekunden. Seitdem die Reisenden auf der Bahn den Inn entlang ziehen, ist das Schellengeklingel der Lastthiere verklungen, Mittenwald still und verödet und erhält sich hauptsächlich durch seine ausgedehnte Fabrikation von mnsika- tischen Instrumenten, unter denen Geigen und Guitarren obenan stehen. Diese gehen vou hier in die weite Welt, selbst in Gegenden, wo der Name ihrer Ge- burtsstätte nie gehört wurde, und die Mittenwalder Geige lockt in der Petersburger Schenke wie im amerikanischen Blockhause znm Tanze, wie die Mittenwalder Guitarre unter dem Balkon der Schönen Andalusiens zum 14*

5. Bilder aus den deutschen Alpen, dem Alpenvorlande und aus Oberbayern - S. 213

1878 - Leipzig : Spamer
Die Jachenau und das Jsarthal bei Länggries. 213 gebraten, dann in einem Korbe wieder zusammengestellt, an den Hörnern vergoldet und am Kopfe mit einem Kranze von Buchs und buntfarbigen Bändern geschmückt, ganz wie die Opfer des germanischen Heidenthums. So trug ihn der älteste Sohn oder der Oberknecht des Hauses zur Kirche, wo er vom Geistlichen eingeweiht wurde, und von da hinüber ins Wirthshaus, wo der Wirth ihn mit dem Beile theilte und die Stücke an die Hirten der sechs- unddreißig Höfe vertheilte, während der Rest den Söldnern verblieb. Auch hier haben die Formen der christlichen Kirche zur Bewahrung der Erinnerung an deu altgermanischen Gottesdienst dienen müssen. Das Jachenthal führt hinab in dasjenige der Isar und nach Läng- gries, einem stattlichen Dorfe, hin- ter welchem Schloß Hohenburg mit zahllosen blinkenden Fenstern stolz aus grünen Parkanlagen her- vorschaut. Die Länggrieser sind weniger sauft und vielleicht auch weniger tugendhaft als ihre Nach- barn in der Jachenau, dabei derber, ja bisweilen herkulisch gebaut. Auf ihren Flößen die Isar und Donan bis Wien hinabschwimmend, machen sie sich durch ihre mächtigen Gestalten in den Straßen der österreichischen Kaiserstadt noch mehr auffällig als iu denen von München, und ehe noch die Eisenschienen beide Städte ver- banden, sah man die eisenfesten Männer oft den weiten Weg von Wien nach ihrer Heimat zu Fnße zu- rücklegen, die volle Geldkatze um die Hüften geschnallt und die scharfe Axt sammt einem mächtigen Bündel Taue über die Schulter geworfen. Im Uebrigen verstehen sich die Länggrieser nicht minder gut auf die Führung der Büchse als aus das Steuern des Flosses, und die alte böse Sitte des „Haberfeldtreibens", auf die wir später zurückkommen werden, hat sich nirgend länger erhalten als im Jsarthale bei Länggries, wo sie noch im Jahre 1867 geübt ward. Tegernsee und Schlicrsee; das Sankt-Lconhardsfest. Zn den lieb- lichsten Idyllen der Bayerischen Berge gehört der Tegernsee, obgleich er nach seiner Ausdehnung — l1/^ Stunden Länge und V2 Stuude Breite — und seinem Flächeninhalt — 0,193 Quadratmeter — hinter den anderen Seen des Bayerischen Hochlandes zurücksteht. Die Aumuth seiner Ufer hat diese seit lange zum Liebliugsaufeuhalt für Viele, die in den Bergen Ruhe und Er- holung suchen, insbesondere zu einer Sommerfrische für die Münchener gemacht. Es ist wahr, — die Natur ist hier nicht so ernst und wild, wie am Kochel- und Jachenauer.

6. Bilder aus den deutschen Alpen, dem Alpenvorlande und aus Oberbayern - S. 218

1878 - Leipzig : Spamer
218 Die Bayerischen Alpen. von allen Seiten zweisitzige Wägelchen daher; später kommen viersitzige, mit Laub bekränzte Leiterwagen. Die hohen Knmmte der Pferde sind mit großen Tüchern behangen und die großen Messingrosen am Geschirre glänzen noch blanker als sonst; an den Halftern klingen Schellen und der Hofbesitzer lenkt vom Sattel aus selbst die Rosse. Hier und da galoppirt anch in luftigen Sprüngen ein schöngliedriges Füllen nebenher. Kein Gefährt kommt an Schönheit dem- jenigen des Straßenbauers bei Agathenried gleich. An ihm ist vorn von dusteuden Tannenreisern eine Nische aufgebaut, darin das geschnitzte und sauber bemalte Bild des heiligen Abtes mit dem Krummstab in der Linken und einer Kette sammt darau hängendem Schloß in der Rechten, hinter ihm ein wohlge- nährtes Rind aufgerichtet steht. Auch eine Musikbande aus Gmund findet sich ans vierspännigem Wagen ein. Das Kirchlein ist rasch gefüllt und das Hochamt beginnt. Eiu großer Theil der Wallfahrer steht noch draußen vor der Kirchthür. Voller Orgelklang, gemischt mit hellen Kinderstimmen, klingt hinaus bis zum nahen Ufer des blauen Sees. Nun singt der Pfarrer mit kräftiger Stimme das ,,Ite, missa est!" und unter den schmetternden Klängen der mitgebrachten Musik beginnt die Umfahrt um das Kirchlein. Jeder Wagen macht dreimal die Runde in schnellem Trabe und während derselben beten die Fahrenden mit entblößtem Haupte und lauter Stimme. Unter der uralten Linde, welche das Kirchlein beschattet, haben Krämer ihre Buden mit geistlicher und weltlicher Waare aufgeschlagen und machen mit kleinen Heiligthümern, lebkucheneu Herzen und buntseidenen Tü- chern gute Geschäfte. Nach dem Imbiß geht's nach dem nahen Neuhaus hin- über, wo der Wendelstein so stattlich ins stille Anrachthal hineinschaut und wo im Wirthshanse Geige und Klarinette, vom Brummbaß und der schrillen Trom- pete übertönt, zum Tanze locken.

7. Bilder aus den deutschen Alpen, dem Alpenvorlande und aus Oberbayern - S. 234

1878 - Leipzig : Spamer
234 Die Salzburger Alpen zwischen Inn und Salzach. Wie Zangen greifen die scharfkantigen Nägel der Bergschuhe in den Fels und der hohe Bergstock biegt sich unter der Last des wnchtigen Mannes. End- lich ist die Hütte erreicht, und mit trutzigem Stolze wirft der Heimgekehrte die Jagdbeute am Herde nieder. Das Fleisch kommt an einem der nächsten Tage in der Mittagsschüssel vor; das Fell wird thener verkauft, um zu Hosen- und Handschuhleder verarbeitet zu werden, und aus dem Krickel (Horn) werden Stockgriffe gedrechselt. Trifft aber der heimkehrende Wildschütz auf einsamem Pfade mit dem Förster zusammen, dann kommt es nicht selten zu einem Kampf anf Leben und Tod. Heftig ringen die beiden gewaltigen Gestalten; Jeder sticht den Anderen zu überlisten, im äußersten Falle auch dem unerbittlichen Gegner ins Herz zu stoßen. Der Ueberlebeude mit der blutigen Hand zieht still seines Weges. Einige Tage darauf findet ein Holzhacker die Leiche, — den Thäter wird man schwerlich entdecken. * Inneres einer Sennhütte.

8. Bilder aus den deutschen Alpen, dem Alpenvorlande und aus Oberbayern - S. 303

1878 - Leipzig : Spamer
Gustav Adolf in Bayern. 303 und Ohren ab, verstümmelt ihnen Arme und Beine. Wie möget ihr Barm- Herzigkeit verlangen!"— Spielsberger erwiederte: „Doch ist Landshut an diesen Greueln ohne Schuld und hat keinem Schweden je Uebles gethan." — Daraus der König abermals: „Das ist nicht Euerem guten Willen, sondern unserem Glücke zu danken. Wenn ich schon den Steinhaufen Euerer Stadt er- halte, was wird mir dafür?" — Der Bnrgemeister wiederholte: ,,Was Böses ergangen, ist nicht Landshuts Schuld." — Gustav versetzte: „Quicquid deli- rant reges, plectuntur Achivi!" und redete nicht mehr. Die Bürgerschaft Schwedische Artillerie in Deutschland. folgte zitternd dem Könige, der, ernsten Antlitzes und meistens die Augen aufwärts gerichtet, zur Stadt eiuritt und vor dem herzoglichen Schlosse, dem neuen Bau, abstieg. „Es war der 10. Mai, derselbe Tag, an welchem ein Jahr vorher Magde- bnrgs grausenhafte Zerstörung geschehen war. Vielleicht beschlich den König einen Augenblick lang der schwarze Gedanke, aus bayerischer Erde das Ver- geltungsopfer anzuzünden. Als er aber, zur hohen Burg hinaufgestiegen, vom Erkersaale herab über die Stadt fah, zu seinen Füßen die menschenvollen, ge- räumigen Gassen; vor sich, riesenhaft, höher als Fels und Burg, den Thurm der Martinskirche, und weit herum die blühende Ebeue, freuudlich von Hügeln

9. Bilder aus den deutschen Alpen, dem Alpenvorlande und aus Oberbayern - S. 305

1878 - Leipzig : Spamer
Gustav Adolf in Bayern. 305 Land wieder einzusetzen, — dieses Alles deutete darauf hiu, das; er, von dem Glänze seines Glückes geblendet, von vielen Stimmen in Deutschland selbst aufgefordert, sich mit Entwürfen trug, die über seine weltgeschichtliche Aufgabe hinausgingen; nannte er doch selbst in einer Anrede an die Nürnberger die Reichsverfassung ein „altes Gemäuer, gut genug für Ratten und Mäuse, aber nicht bewohnbar für Meuschen!" Zu spät erkannte Kaiser Ferdinand die Gefahr, die ihm von dieser Seite drohte; der anfangs verspottete nordische „Schneekönig", den — wie man sagte — „die Souue der kaiserlichen Macht bald zum Schmelzen bringen" würde, stand jetzt mächtig und gefürchtet an der Grenze der österreichischen Erbstaaten; Böhmen war von den Sachsen erobert und besetzt, und der Augen- blick schien nicht fern, da man von der Hofburg aus die schwedischen Fahnen erblicken würde. Vergeblich sah sich der Kaiser nach Hülfe um; die Macht der Liga war gebrochen, Kurfürst Maximilian von Bayern flüchtig und seines Landes beraubt, und der Einzige, der vielleicht fähig war, ihm in dieser Roth beizustehen, der in seiner Ehre tief gekränkte Wallenstein, saß grollend auf seinen Gütern in Böhmen. Schon bei Gustav Adolfs siegreichem Vorrücken in Oberdeutschland hatte der Kaiser Verhandlungen mit Wallenstein über die Ausrüstung eines Heeres und die Uebernahme des Oberbefehls anknüpfen lassen. Aber das Verhältniß zwischen dem Kaiser und dem Feldherrn war jetzt ein anderes als früher. Jetzt war es der Kaiser, der als Bittender kam, und als Wallenstein nach langem Zögern seinen Bitten Gehör gab, da war er es, welcher die Bedingungen vor- schrieb, — Bedingungen, die unerhört in der Geschichte, verbürgt durch eiuen Vertrag zwischen dem Kaiser und seinem Unterthanen, durch welchen dem Letz- teren mehr Rechte und größere Macht übertragen, als dem Ersteren gelassen wurde (Vertrag znznahm, April 1632). Für Wallenstein war das Heer nicht das Werkzeug, um dem Kaiser gegen seine Feinde beizustehen, sondern das Mittel, um erlittene Unbill am Kaiser zu rächeu und ihm mit der Sättigung seines -Ehrgeizes zugleich Geuugthuuug für die früher erfahrenen Demüthignngen zu bieteu. Sein Streben ging darauf hinaus, sich die böhmische Königskrone auf's Haupt zu setzen und sich zum Schiedsrichter zwischen dem Kaiser und seinen Feinden aufzuwerfen. Soweit hatten politische und dynastische Interessen neben persönlichem Ehrgeiz die eigentlichen Ziele des Krieges bereits verdunkelt, daß von dem Waffenglücke und dem Willen des Einen oder des Anderen — des fremden Köuigs oder des emporgekommenen Edelmanns — das Schicksal von Kaiser und Reich abzuhängen schien. Aber die waltende Vorsehung setzte dem Streben Beider eine Marke, ehe ihre Pläne zur Ausführung reif waren. Auf blutigem Siegesfelde fiel der Eine zur guten Stunde für seinen Namen und Ruf in der Blüte seines Ruhmes und seiner Siege als König und Held; durch Meuchel- mord der Andere, als er soeben im Begriffe stand, das von ihm längst geplante Verbrechen des offenen Abfalls vom Kaiser in Ausführung zu bringen. — Seinen geheimnißvoll vor der Welt verborgenen Plänen entsprach die Kriegführung Wallenstein's. Nicht dem bedrängten Bayern zog er zu Hülfe, sondern er begnügte sich, zunächst die Sachseu aus Böhmen zurückzudrängen. Deutsches Land und Volk. I.

10. Bilder aus den deutschen Alpen, dem Alpenvorlande und aus Oberbayern - S. 304

1878 - Leipzig : Spamer
304 Kriegsbilder und Schlachtfelder von Oberbayern. und Dörfern umsangen, ward sein Herz erschüttert. Ihn jammerte der frennd- lichen Stadt. Doch mußte sie hunderttausend Thaler Lösegeld erlegen, die Hälfte sogleich, Geisel für das Uebrige stellen." (Zschokke, Bayerische Geschichten.) Längs den Hügeln und Jsarnsern zog das Schwedenvolk durch grüne Auen und Saaten aus Fr ei sing. Hier empfing Gustav Adolf die Abgesandten der von Kurfürst und Truppen verlassenen Hauptstadt, welche ihm ihre Thor- schlüssel zu Füßen legten und ihn um Schonung baten. Der König dachte menschlich genug, um ihren Bitteu Gehör zu geben. Am Sountag den 17. Mai hielt Gnstav Adolf mit kriegerischem Gepränge durch das Jsarthor seinen Einzug iu München, an seiner Seite der geächtete Kurfürst Friedrich von der Pfalz, den sein Vetter um Land und Kurhut ge- bracht. Nie seit Erbauung der Stadt war ein fremdes Heer feindselig in ihren Ringmauern erblickt worden. Mit Staunen und Schaudern sahen die Be- wohner deu endlosen Zug der berühmten nordischen Krieger, die in mancherlei Waffen, Tracht und Sprache daherschritten. Gnstav Adols bezog mit Friedrich von der Pfalz das vou Maximilian verlassene Schloß, während dieser als Flüchtling am Hofe des Bischofs von Salzburg weilte. So wechselvoll ge- stalteten sich die Schicksale der Fürsten und Staaten im Verlause dieses ver- hängnißvollen Krieges! — Die schwedischen Truppen hielten strenge Mannszucht in der Stadt; nur eine Kriegsschätzuug ward derselben anserlegt. Auf den Wällen fand man 17 Geschütze und im Zeughanse nur leere Lasfeteu; aber die frisch gelegten Breter im Fußboden verriethen den Ort, wo die Röhre vergraben lagen. Gnstav Adolf ließ die Dielen aufreißen und entdeckte 119 Geschützröhre. „Stehet auf von den Todten und kommet aus Gericht!" rief der König, ließ die Röhre ausgraben und als Kriegsbeute uach Augsburg abführen. Es be- fanden sich darunter die sogenannten „zwölf Apostel", welche ihrer Schwere wegen in Augsburg blieben. Ein anderes Rohr, genannt „das Schwein", fand sich mit 30,000 Goldgnlden angefüllt. Der König von Schweden stand aus der Höhe seiner Macht. Von den Ostseeküsten war er bis an den Main und Rhein, vom Main bis zur Donau und über die Donau vorgedrungen und hatte gauz Bayern bis ans einen ein- zigen festen Platz (Ingolstadt) besetzt. Die Eroberung Deutschlands bis auf die österreichischen Erblande war vollendet. Es waren nicht die beiden Hänpter des Wittelsbacher Hauses allein, deren Schicksal jetzt von seinem Schiedssprüche abzuhängen schien. Die mächtigsten Fürsten Norddeutschlands hatten Bünd- nisse mit ihm geschlossen, die Reichsstädte ihm jubelnd ihre Thore geöffnet, und Gustav Adolf durste davou träumen, mit Zustimmung der Mehrzahl der deutschen Fürsten und des Volkes, dessen Herzen er durch sein mildes, bürger- freundliches Wesen, seine ausrichtige Frömmigkeit und seine großen Eigen- schasten als Fürst und Feldherr gewouuen hatte, sich die Kaiserkrone auf's Haupt zu setzen. Möglich, daß er sich in solchen Gedanken wiegte! Sein Auf- treten in Oberdeutschland, wo er sich an verschiedenen Orten als Lehnsherr huldigen ließ, die Ausnahme deutscher Fürsten in seine Kriegsdienste gegen das Hans Oesterreich, fein Zögern, den geächteten Kurfürsten von der Pfalz in sein
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