Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Thüringen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 36 —
§ 32.
Kleinere Fürsten setzten den Krieg gegen die Liga fort, z. B. Ernst
von Mansfetd, Christian von Braunschweig und Markgras
Georg Friedrich von Baden-Durlach, der von Tilly bei Wimpfen
1622 geschlagen, aber von den 400 Pforzheimern, dem weißen Regi-
mente, gerettet wurde.
§ 33
Tillys Truppen verübten Gewalttätigkeiten. Deshalb rüsteten sich
die Protestanten von neuem. Der König Christian Iv. von Däne-
mark stellte sich an ihre Spitze, ward aber 1626 bei Lutter am Baren-
berge geschlagen.
Der Kaiser Ferdinand Ii. hatte sich zu seinem Feldherrn Wallen-
stein erwählt, der Stralsund vergebens belagerte. Da die Truppen
dieses kaiserlichen Feldherrn in Freundesland, wie in Feindesland plünderten,
so wurde er auf dein Reichstage zu Regensburg abgesetzt, und er
lebte von nun an in königlicher Pracht auf seinen Gütern in Böhmen.
§ 34.
Die Protestanten wären verloren gewesen, wenn ihnen der schwedische
König Gustav Adolf nicht zu Hilfe gekommen wäre. Leider konnte er
nicht verhindern, daß Magdeburg am 10. Mai 1631 von Till!)
zerstört wurde. Doch besiegte er den Tilly bei Lützen und später bei
Rain am Lech, in welchem Kampfe Tilly tödlich verwundet wurde.
Nach Tillys Tode wurde Wallenstein wieder kaiserlicher Feldherr. Er
verlor 1632 die Schlacht bei Lützen oder Breitenfeld. Gustav
Adolf fand aber in derselben den Tod. Herzog Bernhard von Weimar
gewann über Wallenstein den Sieg.
§ 35.
Noch 16 Jahre dauerte der verhäugnisvolle Krieg. Wallen stein
wurde 1634 in Eger ermordet, weil er in Verdacht gekommen war,
Verräter am Kaiser werden zu wollen. (Terzky, Jllo, Neumann und
Kinsky; Buttler und Deveroux). — In demselben Jahre verlor Herzog
Bernhard die Schlacht bei Nördlingen.
§ 36.
Nach Gustav Adolfs Tode führte der Kanzler Axel Oxen-
stier na in Schweden die Regierung und in Deutschland die Oberleitung.
Mit den Schweden verbanden sich die Franzosen, über die der König
Ludwig Xiii. mit seinem Minister Richelieu regierte. — Der Herzog
Bernhard eroberte im Elsaß die Festung Breisach, starb aber ein
Jahr später, 1639, wahrscheinlich an französischem Gift.
1648 wurde der westfälische Frieden oder der Frieden
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TM Hauptwörter (100): [T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein]]
TM Hauptwörter (200): [T30: [Gustav Schweden Adolf Wallenstein Kaiser Heer Tilly König Krieg Schlacht]]
Extrahierte Personennamen: B._Ernst
von_Mansfetd Ernst Christian_von_Braunschweig Georg_Friedrich_von_Baden-Durlach Friedrich Tilly Christian_Iv Ferdinand_Ii Ferdinand Gustav_Adolf Gustav Adolf Till! Tilly Gustav
Adolf Gustav Adolf Bernhard_von_Weimar Neumann Kinsky Bernhard Gustav_Adolfs Gustav Adolfs Axel_Oxen- Ludwig_Xiii Ludwig Richelieu Bernhard
Extrahierte Ortsnamen: Magdeburg Tillys Breitenfeld Eger Schweden Deutschland Breisach
Autor: Klöden, Gustav Adolph von, Regnet, A., Köppen, Fedor von, Barth, Hermann von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Bayern
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Zustand des Reichs nach dem Dreißigjährigen Kriege.
Die ideale Begeisterung, welche das deutsche Volk im Jahrhundert der
Reformation erfüllt hatte, war während des langen Krieges vollständig er-
loschen; das religiöse Interesse mußte beim Friedensschlüsse hinter politischen^
territorialen und dynastischen Rücksichten zurücktreten. Die einzige Errungen-
schast, die Glaubensfreiheit der Protestanten, wurde diesen durch die innerhalb
der Kirche herrschende Spaltung zwischenlntheranern und Reformirten, zwischen
„Rechtgläubigen" und „Frommen" verkümmert. Das Reich überdauerte die
Stürme des Krieges nur als eine Ruine. Nach außen erlitt es Einbuße durch
deu Verlust von Ländern am Oberrhein und an der Ostsee (ein Theil des Elsaß
an Frankreich, der größte Theil von Pommern, Rügen, Wismar, Bremen
und Verden an Schweden); seine Grenzen blieben schutzlos deu Raubeiusällen
Ludwig's Xiv. preisgegeben, welcher die Zerrissenheit Deutschlands zu neuen
Eroberungen für Frankreich benutzte (Straßburg 1681). Im Innern erhoben
sich die Fürsten mit landeshoheitlichen Rechten und mit mehr Herz für ihren
Hausstaat, als für des Reiches Ehre und Größe. Das Haus Habsburg selbst,
bei welchem die Kaiserkrone seit zwei Jahrhunderten (seit 1438) verblieben
war, erschien sast als eine fremde Macht im Reiche und die Kaiserwürde nur
noch als ein herkömmlicher, bedeutungsloser Titel. Der Gedanke, daß Alle
nur Glieder eines Körpers seien und daß nur im Zusammenwirken ihre Macht
läge, war verloreu gegangen, und es bildete sich eine Menge von kleinen
Staaten ohne Gemeinsinn und ohne politisches Band.
Das mittelalterliche Lehusweseu hatte sich überlebt, das Ritterthum in-
folge der veränderten Bewaffnung seit Anwendung des Schießpulvers seil:
Vorrecht als kriegerischer Staud verloreu. Die Fürsten behielten die während
des Krieges geworbenen Heere auch nachdem Kriege als stehende Sold-
truppeu bei und schuseu sich damit zugleich eine Waffe, um die Freiheiten
des Adels und der Städte zu brechen. Der Adel, der an seinen zerstörten
Burgeu keiu Behagen mehr fand, zum Theil auch verarmt war, suchte Dienste
bei den Höfen oder in den Soldheeren der Fürsten. Unter den Städten verloren
viele ihre alte Reichssreiheit und Selbständigkeit an die Landesfürsten. Die
alten Reichsstädte, deren Bedeutung für den Handel noch mehr durch den langen
Krieg, als dnrch die Verlegung der Handelswege gelitten hatte, wurden durch
die fürstlichen Residenzstädte überholt.
An jedem der kleinen Höfe gab es eine Schar von Beamten, Rüthen
und Schreibern; jeder der kleinen Fürsten hatte ein stehendes Heer für sich, die
erhöhten Abgaben dafür sielen der Bevölkerung zur Last. Diese Kleinstaats-
bildungen wurden noch bedenklicher, als die Fürsten, das Beispiel des Ver-
sailler Hofes nachahmend, in Glanz und Ueppigkeit ihrer Hofhaltungen eiu-
ander zu überbieten suchten.
Beklagenswerther als die Zerstörung des nationalen Wohlstandes, die
Verödung der Dörfer und Fluren, die Vernichtung des Handels und die Lösung
der politischen Bande war die Veränderung, welche in Sitten und Charakter
des Volkes vor sich giug. Erloschen war jener altgermanische Zng, welcher
den Deutschen in seinem Kaiser den Schützer der Gemeinfreiheit erblicken ließ,
erloschen die mauuhafte Treue, mit welcher er sich aus freiem Herzensantriebe
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf]]
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Extrahierte Ortsnamen: Ostsee Frankreich Pommern Wismar Bremen Schweden Ludwig's Deutschlands Frankreich Straßburg Haus_Habsburg
Autor: Klöden, Gustav Adolph von, Regnet, A., Köppen, Fedor von, Barth, Hermann von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
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Regionen (OPAC): Bayern
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Lothringer. 73
iit dem Wort „Pers(ch)on" und in den beliebten Frankfurter „Würs(ch)teu".
Eigenthümlich ist der Frankfurter Mundart der Nasenlaut in den Endungen
an, än und en, sowie die scharfe, fast wie k lautende Aussprache des g im An-
fange des Wortes und der Konsonanten p, t, k mit einem Hauchlaut fast wie
p'h, t'h, ff). In der Pfalz ist die fränkische Mundart mit vielen Resten der
alemannischen vermischt. Die Kölnische Mundart steht bereits der nieder-
deutschen näher und hat manche Ausdrücke aus dem Flämischen und Hollän-
dischen aufgenommen; sie wird auf eine weiche, schalkhaft gemächliche und
etwas gezogene, singende Weise gesprochen, welche den Kölner, auch wenn er
hochdeutsch spricht, bald kenntlich macht.
Trachten aus Hessen-Darmstadt.
In der Pfälzer Mundart hat Franz von Kobell — obgleich selbst kein
geborener Pfälzer, fondern ein Bayer (geb. zu München 1803), — die an-
muthigsten Lieder gedichtet. Wir wählen darunter:
's Lob vuu Binge.
Die herrlichschst' Gegend am ganze Rhei'
Deß ist die Gegend vnn Binge,
Es wachst der allerbeschte Wei',
Der Scharlach wachst bei Binge.
Die gschickt'schte Schifflent, die mer find't,
Deß sin die Schiffer vnn Binge,
Un ficht mer in Meenz e' hübsches Kind,
Wo is es her? — Vnn Binge!
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Autor: Klöden, Gustav Adolph von, Regnet, A., Köppen, Fedor von, Barth, Hermann von
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Regionen (OPAC): Bayern
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Partenkirchen und Mittenwalde, die Geigenfabrikation. 211
Die Bewohner von Partenkirchen und Garmisch lebten von 1294 bis 1803
unter dem Krummstabe der Freisinger Bischöfe, welche die ganze Grafschaft
Werdenfels käuflich an sich gebracht hatten. Damals hieß die Grafschaft
„das goldene Laudl". Aber die Zeiten haben sich geändert und jetzt sind die
Parteukirchener und Garmischer mit ihrem Verdienste zumeist auf die Fremden
angewiesen, die dort Sommerfrische halten und von dort ihre Ausflüge in das
Gebirge antreten oder auch in den Heilquellen des Kainzenbad es, des
„Bades der bleichen Jungfrauen", Genesnng von Krankheiten suchen, die unter
den Bewohnern der frischen Gebirgsthäler unbekannt sind.
Mittenwald.
Vom bewaldeten Hügel über der Loisach unterhalb Parteukircheu blickeu
die Trümmer der nahen Burg Werdeusels herab, welche uns die Er-
innernng an Hexenprozesse und Verbrennuugeu in die Seele rufen. —
Auch Mittenwald (Inutriurn) soll bereits den Römern bekannt gewesen
sein und war im Mittelalter, wie Partenkirchen, eine belebte Station an der
großen Handelsstraße von Italien nach Augsburg, wie die gewölbten Erd-
geschoßräume der Häuser, eiust Niederlagen für deu reichen Botzeuer Markt,
bekunden. Seitdem die Reisenden auf der Bahn den Inn entlang ziehen, ist
das Schellengeklingel der Lastthiere verklungen, Mittenwald still und verödet
und erhält sich hauptsächlich durch seine ausgedehnte Fabrikation von mnsika-
tischen Instrumenten, unter denen Geigen und Guitarren obenan stehen. Diese
gehen vou hier in die weite Welt, selbst in Gegenden, wo der Name ihrer Ge-
burtsstätte nie gehört wurde, und die Mittenwalder Geige lockt in der
Petersburger Schenke wie im amerikanischen Blockhause znm Tanze, wie die
Mittenwalder Guitarre unter dem Balkon der Schönen Andalusiens zum
14*
TM Hauptwörter (50): [T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
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Autor: Klöden, Gustav Adolph von, Regnet, A., Köppen, Fedor von, Barth, Hermann von
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Regionen (OPAC): Bayern
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Die Jachenau und das Jsarthal bei Länggries. 213
gebraten, dann in einem Korbe wieder zusammengestellt, an den Hörnern
vergoldet und am Kopfe mit einem Kranze von Buchs und buntfarbigen
Bändern geschmückt, ganz wie die Opfer des germanischen Heidenthums. So
trug ihn der älteste Sohn oder der Oberknecht des Hauses zur Kirche, wo er
vom Geistlichen eingeweiht wurde, und von da hinüber ins Wirthshaus, wo
der Wirth ihn mit dem Beile theilte und die Stücke an die Hirten der sechs-
unddreißig Höfe vertheilte, während der Rest den Söldnern verblieb. Auch
hier haben die Formen der christlichen Kirche zur Bewahrung der Erinnerung
an deu altgermanischen Gottesdienst dienen müssen.
Das Jachenthal führt hinab in
dasjenige der Isar und nach Läng-
gries, einem stattlichen Dorfe, hin-
ter welchem Schloß Hohenburg
mit zahllosen blinkenden Fenstern
stolz aus grünen Parkanlagen her-
vorschaut. Die Länggrieser sind
weniger sauft und vielleicht auch
weniger tugendhaft als ihre Nach-
barn in der Jachenau, dabei derber,
ja bisweilen herkulisch gebaut. Auf
ihren Flößen die Isar und Donan bis
Wien hinabschwimmend, machen sie
sich durch ihre mächtigen Gestalten
in den Straßen der österreichischen
Kaiserstadt noch mehr auffällig als
iu denen von München, und ehe noch
die Eisenschienen beide Städte ver-
banden, sah man die eisenfesten
Männer oft den weiten Weg von
Wien nach ihrer Heimat zu Fnße zu-
rücklegen, die volle Geldkatze um die
Hüften geschnallt und die scharfe Axt sammt einem mächtigen Bündel Taue über
die Schulter geworfen. Im Uebrigen verstehen sich die Länggrieser nicht minder
gut auf die Führung der Büchse als aus das Steuern des Flosses, und die
alte böse Sitte des „Haberfeldtreibens", auf die wir später zurückkommen
werden, hat sich nirgend länger erhalten als im Jsarthale bei Länggries, wo
sie noch im Jahre 1867 geübt ward.
Tegernsee und Schlicrsee; das Sankt-Lconhardsfest. Zn den lieb-
lichsten Idyllen der Bayerischen Berge gehört der Tegernsee, obgleich er nach
seiner Ausdehnung — l1/^ Stunden Länge und V2 Stuude Breite — und
seinem Flächeninhalt — 0,193 Quadratmeter — hinter den anderen Seen
des Bayerischen Hochlandes zurücksteht. Die Aumuth seiner Ufer hat diese seit
lange zum Liebliugsaufeuhalt für Viele, die in den Bergen Ruhe und Er-
holung suchen, insbesondere zu einer Sommerfrische für die Münchener gemacht.
Es ist wahr, — die Natur ist hier nicht so ernst und wild, wie am Kochel- und
Jachenauer.
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Extrahierte Personennamen: Wirth Schloß_Hohenburg
Extrahierte Ortsnamen: Wirthshaus Läng- Donan Wien Wien Kochel-
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218 Die Bayerischen Alpen.
von allen Seiten zweisitzige Wägelchen daher; später kommen viersitzige, mit
Laub bekränzte Leiterwagen. Die hohen Knmmte der Pferde sind mit großen
Tüchern behangen und die großen Messingrosen am Geschirre glänzen noch
blanker als sonst; an den Halftern klingen Schellen und der Hofbesitzer lenkt vom
Sattel aus selbst die Rosse. Hier und da galoppirt anch in luftigen Sprüngen
ein schöngliedriges Füllen nebenher. Kein Gefährt kommt an Schönheit dem-
jenigen des Straßenbauers bei Agathenried gleich. An ihm ist vorn von
dusteuden Tannenreisern eine Nische aufgebaut, darin das geschnitzte und sauber
bemalte Bild des heiligen Abtes mit dem Krummstab in der Linken und einer
Kette sammt darau hängendem Schloß in der Rechten, hinter ihm ein wohlge-
nährtes Rind aufgerichtet steht. Auch eine Musikbande aus Gmund findet sich
ans vierspännigem Wagen ein.
Das Kirchlein ist rasch gefüllt und das Hochamt beginnt. Eiu großer
Theil der Wallfahrer steht noch draußen vor der Kirchthür. Voller Orgelklang,
gemischt mit hellen Kinderstimmen, klingt hinaus bis zum nahen Ufer des blauen
Sees. Nun singt der Pfarrer mit kräftiger Stimme das ,,Ite, missa est!" und
unter den schmetternden Klängen der mitgebrachten Musik beginnt die Umfahrt
um das Kirchlein. Jeder Wagen macht dreimal die Runde in schnellem Trabe
und während derselben beten die Fahrenden mit entblößtem Haupte und lauter
Stimme. Unter der uralten Linde, welche das Kirchlein beschattet, haben
Krämer ihre Buden mit geistlicher und weltlicher Waare aufgeschlagen und
machen mit kleinen Heiligthümern, lebkucheneu Herzen und buntseidenen Tü-
chern gute Geschäfte. Nach dem Imbiß geht's nach dem nahen Neuhaus hin-
über, wo der Wendelstein so stattlich ins stille Anrachthal hineinschaut und wo
im Wirthshanse Geige und Klarinette, vom Brummbaß und der schrillen Trom-
pete übertönt, zum Tanze locken.
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234 Die Salzburger Alpen zwischen Inn und Salzach.
Wie Zangen greifen die scharfkantigen Nägel der Bergschuhe in den Fels
und der hohe Bergstock biegt sich unter der Last des wnchtigen Mannes. End-
lich ist die Hütte erreicht, und mit trutzigem Stolze wirft der Heimgekehrte
die Jagdbeute am Herde nieder. Das Fleisch kommt an einem der nächsten
Tage in der Mittagsschüssel vor; das Fell wird thener verkauft, um zu Hosen-
und Handschuhleder verarbeitet zu werden, und aus dem Krickel (Horn) werden
Stockgriffe gedrechselt.
Trifft aber der heimkehrende Wildschütz auf einsamem Pfade mit dem
Förster zusammen, dann kommt es nicht selten zu einem Kampf anf Leben und
Tod. Heftig ringen die beiden gewaltigen Gestalten; Jeder sticht den Anderen
zu überlisten, im äußersten Falle auch dem unerbittlichen Gegner ins Herz zu
stoßen. Der Ueberlebeude mit der blutigen Hand zieht still seines Weges.
Einige Tage darauf findet ein Holzhacker die Leiche, — den Thäter wird
man schwerlich entdecken. *
Inneres einer Sennhütte.
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Regionen (OPAC): Bayern
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Gustav Adolf in Bayern. 303
und Ohren ab, verstümmelt ihnen Arme und Beine. Wie möget ihr Barm-
Herzigkeit verlangen!"— Spielsberger erwiederte: „Doch ist Landshut an
diesen Greueln ohne Schuld und hat keinem Schweden je Uebles gethan." —
Daraus der König abermals: „Das ist nicht Euerem guten Willen, sondern
unserem Glücke zu danken. Wenn ich schon den Steinhaufen Euerer Stadt er-
halte, was wird mir dafür?" — Der Bnrgemeister wiederholte: ,,Was Böses
ergangen, ist nicht Landshuts Schuld." — Gustav versetzte: „Quicquid deli-
rant reges, plectuntur Achivi!" und redete nicht mehr. Die Bürgerschaft
Schwedische Artillerie in Deutschland.
folgte zitternd dem Könige, der, ernsten Antlitzes und meistens die Augen
aufwärts gerichtet, zur Stadt eiuritt und vor dem herzoglichen Schlosse, dem
neuen Bau, abstieg.
„Es war der 10. Mai, derselbe Tag, an welchem ein Jahr vorher Magde-
bnrgs grausenhafte Zerstörung geschehen war. Vielleicht beschlich den König
einen Augenblick lang der schwarze Gedanke, aus bayerischer Erde das Ver-
geltungsopfer anzuzünden. Als er aber, zur hohen Burg hinaufgestiegen, vom
Erkersaale herab über die Stadt fah, zu seinen Füßen die menschenvollen, ge-
räumigen Gassen; vor sich, riesenhaft, höher als Fels und Burg, den Thurm
der Martinskirche, und weit herum die blühende Ebeue, freuudlich von Hügeln
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein]]
TM Hauptwörter (200): [T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T30: [Gustav Schweden Adolf Wallenstein Kaiser Heer Tilly König Krieg Schlacht], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
Extrahierte Personennamen: Gustav_Adolf Gustav Adolf Gustav Gustav
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Gustav Adolf in Bayern. 305
Land wieder einzusetzen, — dieses Alles deutete darauf hiu, das; er, von dem
Glänze seines Glückes geblendet, von vielen Stimmen in Deutschland selbst
aufgefordert, sich mit Entwürfen trug, die über seine weltgeschichtliche Aufgabe
hinausgingen; nannte er doch selbst in einer Anrede an die Nürnberger die
Reichsverfassung ein „altes Gemäuer, gut genug für Ratten und Mäuse, aber
nicht bewohnbar für Meuschen!"
Zu spät erkannte Kaiser Ferdinand die Gefahr, die ihm von dieser Seite
drohte; der anfangs verspottete nordische „Schneekönig", den — wie man
sagte — „die Souue der kaiserlichen Macht bald zum Schmelzen bringen"
würde, stand jetzt mächtig und gefürchtet an der Grenze der österreichischen
Erbstaaten; Böhmen war von den Sachsen erobert und besetzt, und der Augen-
blick schien nicht fern, da man von der Hofburg aus die schwedischen Fahnen
erblicken würde. Vergeblich sah sich der Kaiser nach Hülfe um; die Macht der
Liga war gebrochen, Kurfürst Maximilian von Bayern flüchtig und seines
Landes beraubt, und der Einzige, der vielleicht fähig war, ihm in dieser
Roth beizustehen, der in seiner Ehre tief gekränkte Wallenstein, saß grollend
auf seinen Gütern in Böhmen.
Schon bei Gustav Adolfs siegreichem Vorrücken in Oberdeutschland hatte
der Kaiser Verhandlungen mit Wallenstein über die Ausrüstung eines Heeres
und die Uebernahme des Oberbefehls anknüpfen lassen. Aber das Verhältniß
zwischen dem Kaiser und dem Feldherrn war jetzt ein anderes als früher. Jetzt
war es der Kaiser, der als Bittender kam, und als Wallenstein nach langem
Zögern seinen Bitten Gehör gab, da war er es, welcher die Bedingungen vor-
schrieb, — Bedingungen, die unerhört in der Geschichte, verbürgt durch eiuen
Vertrag zwischen dem Kaiser und seinem Unterthanen, durch welchen dem Letz-
teren mehr Rechte und größere Macht übertragen, als dem Ersteren gelassen
wurde (Vertrag znznahm, April 1632). Für Wallenstein war das Heer nicht
das Werkzeug, um dem Kaiser gegen seine Feinde beizustehen, sondern das Mittel,
um erlittene Unbill am Kaiser zu rächeu und ihm mit der Sättigung seines
-Ehrgeizes zugleich Geuugthuuug für die früher erfahrenen Demüthignngen zu
bieteu. Sein Streben ging darauf hinaus, sich die böhmische Königskrone auf's
Haupt zu setzen und sich zum Schiedsrichter zwischen dem Kaiser und seinen
Feinden aufzuwerfen. Soweit hatten politische und dynastische Interessen neben
persönlichem Ehrgeiz die eigentlichen Ziele des Krieges bereits verdunkelt, daß
von dem Waffenglücke und dem Willen des Einen oder des Anderen — des
fremden Köuigs oder des emporgekommenen Edelmanns — das Schicksal von
Kaiser und Reich abzuhängen schien. Aber die waltende Vorsehung setzte dem
Streben Beider eine Marke, ehe ihre Pläne zur Ausführung reif waren. Auf
blutigem Siegesfelde fiel der Eine zur guten Stunde für seinen Namen und Ruf
in der Blüte seines Ruhmes und seiner Siege als König und Held; durch Meuchel-
mord der Andere, als er soeben im Begriffe stand, das von ihm längst geplante
Verbrechen des offenen Abfalls vom Kaiser in Ausführung zu bringen. —
Seinen geheimnißvoll vor der Welt verborgenen Plänen entsprach die
Kriegführung Wallenstein's. Nicht dem bedrängten Bayern zog er zu Hülfe,
sondern er begnügte sich, zunächst die Sachseu aus Böhmen zurückzudrängen.
Deutsches Land und Volk. I.
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Gustav_Adolf Gustav Adolf Ferdinand Ferdinand Maximilian_von_Bayern Maximilian Gustav_Adolfs Gustav Adolfs
Extrahierte Ortsnamen: Bayern Deutschland Sachsen Oberdeutschland
Autor: Klöden, Gustav Adolph von, Regnet, A., Köppen, Fedor von, Barth, Hermann von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Bayern
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
304 Kriegsbilder und Schlachtfelder von Oberbayern.
und Dörfern umsangen, ward sein Herz erschüttert. Ihn jammerte der frennd-
lichen Stadt. Doch mußte sie hunderttausend Thaler Lösegeld erlegen, die Hälfte
sogleich, Geisel für das Uebrige stellen." (Zschokke, Bayerische Geschichten.)
Längs den Hügeln und Jsarnsern zog das Schwedenvolk durch grüne Auen
und Saaten aus Fr ei sing. Hier empfing Gustav Adolf die Abgesandten der
von Kurfürst und Truppen verlassenen Hauptstadt, welche ihm ihre Thor-
schlüssel zu Füßen legten und ihn um Schonung baten. Der König dachte
menschlich genug, um ihren Bitteu Gehör zu geben.
Am Sountag den 17. Mai hielt Gnstav Adolf mit kriegerischem Gepränge
durch das Jsarthor seinen Einzug iu München, an seiner Seite der geächtete
Kurfürst Friedrich von der Pfalz, den sein Vetter um Land und Kurhut ge-
bracht. Nie seit Erbauung der Stadt war ein fremdes Heer feindselig in ihren
Ringmauern erblickt worden. Mit Staunen und Schaudern sahen die Be-
wohner deu endlosen Zug der berühmten nordischen Krieger, die in mancherlei
Waffen, Tracht und Sprache daherschritten. Gnstav Adols bezog mit Friedrich
von der Pfalz das vou Maximilian verlassene Schloß, während dieser als
Flüchtling am Hofe des Bischofs von Salzburg weilte. So wechselvoll ge-
stalteten sich die Schicksale der Fürsten und Staaten im Verlause dieses ver-
hängnißvollen Krieges! —
Die schwedischen Truppen hielten strenge Mannszucht in der Stadt; nur
eine Kriegsschätzuug ward derselben anserlegt. Auf den Wällen fand man
17 Geschütze und im Zeughanse nur leere Lasfeteu; aber die frisch gelegten
Breter im Fußboden verriethen den Ort, wo die Röhre vergraben lagen.
Gnstav Adolf ließ die Dielen aufreißen und entdeckte 119 Geschützröhre.
„Stehet auf von den Todten und kommet aus Gericht!" rief der König, ließ
die Röhre ausgraben und als Kriegsbeute uach Augsburg abführen. Es be-
fanden sich darunter die sogenannten „zwölf Apostel", welche ihrer Schwere
wegen in Augsburg blieben. Ein anderes Rohr, genannt „das Schwein",
fand sich mit 30,000 Goldgnlden angefüllt.
Der König von Schweden stand aus der Höhe seiner Macht. Von den
Ostseeküsten war er bis an den Main und Rhein, vom Main bis zur Donau
und über die Donau vorgedrungen und hatte gauz Bayern bis ans einen ein-
zigen festen Platz (Ingolstadt) besetzt. Die Eroberung Deutschlands bis auf
die österreichischen Erblande war vollendet. Es waren nicht die beiden Hänpter
des Wittelsbacher Hauses allein, deren Schicksal jetzt von seinem Schiedssprüche
abzuhängen schien. Die mächtigsten Fürsten Norddeutschlands hatten Bünd-
nisse mit ihm geschlossen, die Reichsstädte ihm jubelnd ihre Thore geöffnet,
und Gustav Adolf durste davou träumen, mit Zustimmung der Mehrzahl der
deutschen Fürsten und des Volkes, dessen Herzen er durch sein mildes, bürger-
freundliches Wesen, seine ausrichtige Frömmigkeit und seine großen Eigen-
schasten als Fürst und Feldherr gewouuen hatte, sich die Kaiserkrone auf's
Haupt zu setzen. Möglich, daß er sich in solchen Gedanken wiegte! Sein Auf-
treten in Oberdeutschland, wo er sich an verschiedenen Orten als Lehnsherr
huldigen ließ, die Ausnahme deutscher Fürsten in seine Kriegsdienste gegen das
Hans Oesterreich, fein Zögern, den geächteten Kurfürsten von der Pfalz in sein
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf]]
TM Hauptwörter (200): [T30: [Gustav Schweden Adolf Wallenstein Kaiser Heer Tilly König Krieg Schlacht], T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T70: [Stadt Donau München Stuttgart Neckar Nürnberg Ulm Schloß Augsburg Regensburg]]
Extrahierte Personennamen: Zschokke Gustav_Adolf Gustav Adolf Gnstav_Adolf Adolf Friedrich Friedrich Gnstav_Adols Friedrich Friedrich Maximilian Maximilian Gnstav_Adolf Adolf Gustav_Adolf Gustav Adolf
Extrahierte Ortsnamen: Oberbayern Bayerische Salzburg Augsburg Schweden Main Rhein Main Donau Donau Ingolstadt Deutschlands Norddeutschlands Oberdeutschland Hans_Oesterreich