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1. Landeskunde der Provinz Hannover und des Herzogtums Braunschweig (Niedersachsen) - S. 52

1913 - Breslau : Hirt
52 Vi. Die Bevölkerung und ihr Leben und Treiben. Harz und im Hügellande nördlich von diesem. Von den Pferdestärken der Dampfmaschinen Preußens kommen auf Hannover allerdings nur 6,3 °/o. Braunschweig besitzt 27, Hannover 39 guckersiedereien, die namentlich im Südosten liegen. In der Biererzeugung kamen dort 112, hier 61 I auf den Kopf, gegenüber 99 I im Zollgebiete. In Braunschweig ist die Jute-Industrie höher entwickelt als sonst irgendwo im Reiche. - Als eigentümliche Gewerbs- zweige sind zu nennen die Zement- und Ziegelbrennerei. - Die früher im südlichen Hannover blühende Leinenerzeugung, die auf Hausfleiß be- ruhte, geht immer mehr zurück. 9. Verkehrsmittel und Handel. 3) An Chausseen und Landstraßen (nicht Feldwegen) kamen 1911/12 in Braunschweig auf je 100 qkm: 79 km, in Hannover 43 km, in ganz Preußen: 39 km. Dem wohlgepflegten braunschweigischen Straßennetze kommt kaum ein anderes im ganzen Reiche gleich. Der hannoversche Straßenbau hat sich einen guten Ruf er- roorben durch die Anlage der schwierigen Moor- und Marschstraßen. b) Im Jahre 1910 kamen in Braunschweig 174,1 km vollspurige Eisen- bahnen auf 1000 qkm, in Hannover 83,2, in ganz Preußen 103,3, im Reiche 109,1- hingegen kamen auf je 100000 Einw. in Braunschweig 129,3, in Hannover 109,4, in Preußen 90,3, im Reiche 89,1 km solcher Bahnen. Als älteste Bahn wurde 1838 in Braunschweig die Linie Braunschweig — Wolfenbüttel vollendet, in Hannover 1844 die Linie Hannover —Braunschweig. Die wichtigsten Bahnlinien sind die, welche von den beiden Hauptstädten ausstrahlen, so- dann die Linien Magdeburg — Kreiensen — Holzminden-Cöln; Berlin — Bremen — Bre- merhaven und Emden. Gib nach der Karte den Verlauf jener Linien und die An- schlüsse nach den Nachbarländern an! — Von den 3204 km Bahnen Hannovers waren 1910: 1292 km Nebenbahnen, auf deren Ausbau sich neuerdings die einzelnen Kreise zur Förderung des Ortsverkehrs gelegt haben? in Braunschweig waren von 694 km Bahnen insgesamt 65 km „schmalspurige". Hauptsitze der Handelstätigkeit sind die Städte Braunschweig und Han- nover, in zweiter Linie folgen Lüneburg, Osnabrück und die 5. 54 unter e) genannten Seehäfen. c) Die Nordwestecke des Deutschen Flachlandes besitzt, die entsprechenden Gebietsteile von Oldenburg und Bremen und die Anschlüsse nach Holland hin mitgerechnet, mehr als 2000 km über 1 m tiefer Kanäle. Es sind zumeist schmale, aber kahnbare und zum Teil auch kleinen Seeschiffen zugängliche Moorkanäle. Ts mißt 73 km der in etwas bedeutenderen Maßen 1887 angelegte Ems — Jade-Kanal, und zum Teil gehört hierher der 283 km lange Dortmund — Emshäfen-Kanal. Unter jenen schmalen Wasserstraßen im Moore haben vor allem segensreich gewirkt die Fehnkanäle (f. S. 23). Eine andere Gruppe von Wasserstraßen sind die Schiffahrtskanäle, die das Hochmoor erschließen, und zu diesen gehört der Ems—jade-Kanal. Er hat rund 14 Mill. M gekostet und besitzt 8,5 m Sohl-, 17,62 m Wasserspiegelbreite bei 2,i m Tiefe. Nach der Wilhelmshavener Seite hin ist er 3 m tief, aber er hat den gehegten Erwartungen so wenig entsprochen, daß eine Vergrößerung, die ihn der Beförderung der westfälischen Kohle nach Wilhelmshaven

2. Landeskunde der Provinz Hannover und des Herzogtums Braunschweig (Niedersachsen) - S. 2

1913 - Breslau : Hirt
2 I. Allgemeine Übersicht. 2. Die Lande Hannover und Braunschweig füllen in Gestalt eines schiefen Vierecks die Nordwestecke des Deutschen Reiches. Oft wird dieses unser Heimatland mit dem Namen eines ehemaligen Kreises des alten Reiches als Niedersachsen bezeichnet. Unter diesem Begriffe ist nach den heute geltenden Verhältnissen etwa alles das zu verstehen, was durch die Grenzen von Hannover und Braunschweig vom übrigen Reichsgebiete getrennt wird. Der östliche Teil dieser Länder springt bis über die Werra hinaus nach 8 vor; die größte Einbuchtung der Grenze findet sich an der Südwestseite in der Nähe der West- fälischen Pforte. Außerdem umschließt Niedersachsen in der Mitte andere Staats- gebiete, nämlich die Freie Hansestadt Bremen, einen Teil von Hamburg und das Hauptland des Großherzogtums Oldenburg, das den Titel Herzogtum Oldenburg führt. Durch dieses wird Hannover zerlegt in einen kleineren westlichen und einen größeren östlichen Teil, die nur durch einen schmalen Streifen Landes am Dümmer * zusammenhängen. Der kleinere Teil umfaßt \ des Gesamtgebietes. Eine natürliche Grenze wird gebildet durch den Lauf der Elbe, die Nordsee, die Emsmündung, den Dollart und das Burtanger52 Moor. Der Harz als Eckpfeiler unseres Gebietes gehört größtenteils entweder zu Hannover oder zu Braunschweig, außerdem zu Anhalt und der Provinz Sachsen, an den übrigen Seiten finden sich nur auf kurze Strecken natürliche Grenzen. Die staatlichen Grenzen beschreiben starke Biegungen und Zickzacklinien, und die han- noversche überschreitet bei Mecklenburg auch für eine kurze Strecke die Elbe. 3. Nachbarländer sind an der äußeren Seite die Niederlande und die preußischen Provinzen Westfalen, Hessen-Nassau, Sachsen, Brandenburg und Schleswig-Holstein,- außerdem auf kürzere Strecken die beiden Lippischen Fürsten- tümer, Waldeck, Anhalt, Mecklenburg-Schwerin und Hamburg. 4. Die äußersten Punkte liegen- im S beim Dorfe Escherode, zwischen der Werra und der Fulda, unter 51° 19' n. Br.; im N bei Freiburg an der Elbe unter 53" 54'; im O bei Schnackenburg an der Elbe unter 11°35' von Gr.; im W bei der Bauerschaft Wielen im Bentheimschen unter 6° 41' von Gr Gib an die Entfernungen in Graden, km und Tagemärschen (1 Tagemarsch 30 km). Der Zeitunterschied zwischen dem östlichsten und dem westlichsten Punkte beträgt 19^ Minuten, der längste Tag ist am Nordende Stunde länger als am Südende. Da unsere Uhren nach der Mitteleuropäischen Zeit gestellt sind, die für den Meridian von Stargard in Pommern, den 15. von Gr., auch zugleich die Ortszeit bedeutet, sür alle Orte aber, die westlich von Stargard liegen, der wahre Mittag auf je 1 Längengrad um 4 Minuten später eintritt, so ist für alle Orte uuseres Gebietes eine bestimmte Anzahl von Minuten zuzuzählen, wenn die Ortszeit bestimmt werden soll. Es ist danach gegenüber unserer Uhrzeit in Wahrheit später Mittag, steht die Sonne später auf ihrer größten Tageshöhe in Goslar, Wolfenbüttel, Braunschweig und Lüneburg um 18 Minuten, Duderstadt, Clausthal, Osterode am Harz 19, Celle, Göttingen, Hildesheim 20, Hannover, Münden 21, Stade 22, Geestemünde 26, Wilhelmshaven 27, 1 Dümmer = Tiefes Meer; der Zusatz See ist also überflüssig. 2 Tangen — Zangen sind die schmalen Sandwälle, die durch das Moor laufen, und nach einem Dorfe auf einer der Zangen heißt diese Burtange.

3. Hilfsbuch zur Heimatskunde der Provinz Hannover - S. 10

1895 - Hannover [u.a.] : Hahn
Zweite Keile: Bon Hannover bis an die Wasserscheide zwischen Weser und Elbe. Siehe Karte 1. Erster Tag: Die Leine bis an die Mündung in die Aller. Von jetzt an durchwandern wir weitere Strecken über Berge und Thäler, über Flüsse, Wiesen, Moore und Heideflächen bis an die Grenzen unserer Provinz und noch darüber hinaus, sobald unser Weg vorübergehend benachbarte Gebiete berührt. Bei unseren Reisen nehmen wir die Flüsse als Wegweiser und folgen von Hannover aus zuerst dem Laufe der Leine bis an die Mündung in die Aller. „Wem Gott will rechte Gunst erweisen, Den schickt er in die weite Welt, Dem will er seine Wunder weisen, In Berg und Strom, in Wald und Feld." Unterwegs halten wir wie bei den vorigen Ausflügen Rundschau im Lande, um zu beobachten, wie die Menschen jedem Boden seine eigentümlichen Erzeugnisse abzugewinnen wissen: Hier legen sie Wiesen an und dort Wälder, Ackerland und Gärten; hier stechen sie Torf und an anderen Orten bohren sie nach Petroleum und Steinsalz, oder sie fördern aus deu dunklen Bergwerken Erze und Steinkohlen an das Tageslicht. Sie scheuen die harte Arbeit uicht; denn Arbeit macht das Leben süß! Unser erstes Interesse an der Leine wecken die Wiesen neben dem Georgengarten und vor der Herrenhäuser Kunst, weil sie uns im Sommer eiu anschauliches Bild von dem Leben und Treiben auf den Marschwiesen geben; denn Pferde und Kühe bleiben hier vom Mai an 5 Monate lang Tag und Nacht im Freien.

4. Hilfsbuch zur Heimatskunde der Provinz Hannover - S. 22

1895 - Hannover [u.a.] : Hahn
22 dessen schwarzglänzende Beeren im Herbste das zierliche Rotkehlchen als gern gesehenen Gast herbeilocken. Hinter dem Stubenfenster ist ein kleiner Blumengarten angelegt, mit Nelken, Akeley, Pfingstrosen, Krauseminze und Kamillen bepflanzt, und daran schließt sich ein größerer Gemüsegarten. Holunderstrauch und Kamillenbeet sind die Apotheken der Bewohner; denn bei jeder Erkältung muß der schweißtreibende Flieder- und Kamillenthee ge- trunken werden. Wir bleiben den ganzen Tag auf einem Bauernhofe, um das Leben und Treiben der Menschen kennen zu lernen. Fünfter Tag: Fortsetzung der letzten Reise und dabei Beobachtung der Beschäftigung und des Wesens der Heidebewohner. Wir stehen mit nnsern Gastgebern am srühen Morgen ans und verweilen bei ihnen bis an den Abend. Es ist Frühling. Schon um 4 Uhr weckt der Hauswirt oder der Großknecht das Hausgesinde, und jedermann eilt an die für ihn bestimmte Arbeit. Der Pferdeknecht giebt den Pferden Hafer, und dann putzt und striegelt er sie. Andere Knechte versorgen die Kühe und schassen Heide und Stroh zur Streu in die Viehställe, und die Mägde melken die Kühe, tränken die Kälber und füttern die Schweine. Während der Zeit richtet die Hausfrau das erste Frühstück au, entweder aus Milch mit Buchweizengrütze, oder in neuerer Zeit oft aus Kaffee bestehend, und erst gegen 6 Uhr, nach- dem alles Vieh versorgt ist, setzt das Gesinde sich zu Tische. Daraus verlassen die Männer den Hof, welcher stets von Acker- land umgeben ist, und hier auf dem Ackerland bleiben zunächst die Pferdeknechte mit den Gespannen zum Pflügen, Säen und Eggen. Von deu übrigen Knechten ziehen einige weiter auf die Berieseluugs- wiesen, die Gräben zu reinigen, und die letzten endlich müssen den längsten Weg zurücklegen nach der weiter entfernt liegenden Heide, die Heidebüschel zur Streu für das Vieh abzuhauen. Dort kreuzen auch der Imker und der Schäfer nnsern Weg; denn Bienenzaun und Schafstall liegen, geschützt durch einen Kranz von Birken und Fuhren, mitten in der Heide, wo das Hauptweidefeld ist für die Bienen und Heidfchnncken. Da die Schafe sich bei der Schaswäsche vor der Schur in den kalten Heidebächen leicht erkälten

5. Hilfsbuch zur Heimatskunde der Provinz Hannover - S. 32

1895 - Hannover [u.a.] : Hahn
32 wie dort von Handwerk und Ackerbau sich nähren. Im 13. Jahr- hunderte hieß der Ort Löwenwalde. Löwen ist der niederdeutsche Name für Lauben und deutet hin auf die waldreiche Gegend. In älterer Zeit ist die Ilmenau bis Uelzen schiffbar gewesen, und zur Erinnerung daran hängt noch jetzt in der dortigen Stadtkirche ein kleines Schiff, welches von Engländern, die bis hierher ihre Handels- beziehuugeu hatten, geschenkt sein soll. Ein größerer Platz in der Stadt, nahe der Ilmenau, wo der Hafen gewesen ist, hat den Namen „Schneller Markt" beibehalten. Seit alter Zeit lief im Jlmenauthale entlang der große Handelsweg von Hamburg über Lüneburg nach Uelzen. Südlich der Stadt spaltete sich derselbe, und der eine Weg führte über Celle nach Hannover, während der andere sich über Gif- Horn und Braunschweig nach Süddeutschland hinzog. In Uelzen ist im Jahre 1497 Ernst der Bekenner geboren, einer der Fürsten Deutschlands, welche zuerst Luthers Lehre einführten. Von Uelzen wenden wir uns auf kurze Zeit nach Westen, dem Flecken Ebstorf zu. In dem dortigen Kloster befinden sich sehens- werte, alte Teppiche, welche umrändert sind mit kostbaren Perlen aus den Perlenmuscheln der Ilmenau und anderer Heidbäche. Eine Merk- Würdigkeit seltener Art ist die aus dem Kloster stammende Landkarte aus dem Mittelalter, 3*/2 m hoch und 3 m breit, mit den drei damals bekannten Erdteilen. Die Karte, auf welcher mit Wasserfarben Bilder von wilden Völkern und fabelhaften Tieren gemalt sind, ist jedenfalls im Kloster angefertigt, denn Ebstorf steht mit darauf. Jerusalem bildet den Mittelpunkt, Asien nimmt den oberen Teil, Europa den linken und Afrika den rechten Teil ein. Leihweise ist die Karte dem historischen Vereine für Niedersachsen in Hannover überlassen, welcher Vervielfältigungen davon hat herstellen lassen, die in der Hahnschen Buchhandlung zur Ansicht vorrätig sind. Ebstorf mit 1500 Einwohnern hat eine im Aufblühen begriffene Ackerbauschule. Zwischen dem Orte und Soltau dehnt sich die Raub- kammer aus, der zweite große Wald im Lüneburgschen, welcher seinen Namen folgender Sage verdankt: Zur Zeit der Raubritter hatte der Wegelagerer von Zahrenhusen eine feste Burg mitten in diesem Walde, und lohnend war sein Gewerbe; denn die große Handelsstraße von Hamburg über Soltau nach Hannover führte durch die Raubkammer. Diese Straße zog nun auch einst ein Krämer aus Uelzen, welcher seine Büchse mit einer aus dem Blei eines alten Kirchenfensters gegossenen

6. Hilfsbuch zur Heimatskunde der Provinz Hannover - S. 33

1895 - Hannover [u.a.] : Hahn
33 Kugel geladen hatte, und mit dieser Kugel traf er den stechen Räuber mitten ins Herz, als er ihm seine Ware abnehmen wollte. Wo Zahren- Husen gefallen sein soll, steht noch jetzt ein steinernes Kreuz. Auf unserem Rückwege nach Uelzen gehen wir durch die Dörfer Melzingen und Westerweihe, aus deren Mergelgrnben die Mergelerde als Düngmittel in weiter Umgegend auf die Äcker gebracht wird. Zweiter Tag: Bon Uelzen bis an die Göhrde. Nach diesem kleinen Seitenwege statten wir von Uelzen aus den hannoverschen Wendländern, welche drei Stunden östlich der Stadt zwischen der Ilmenau und Elbe wohnen, einen Besuch ab. Sie sind nicht deutschen Ursprungs und hatten früher ihre eigene Sprache. Jetzt sprechen sie aber das lünebnrgsche Plattdeutsch, haben jedoch die Eigentümlichkeit, das „H" am Anfang der Wörter stets auszulassen und es dagegen vor manchen Selbstlauten, vor die es nicht gehört, zu sprechen, z. B. Err Haffessor = Herr Assessor. Hunse Und = Unser Hund. De Aas = Der Hase. Ihre Dörfer siud in Hufeisenform gebaut, und ihr Lieblingsbaum ist die Weide, wie bei den Deutschen die Linde. Im Wendlande gedeiht der Flachs vortrefflich und in: nördlichen Teile auch der Hopfen. Höhenzüge im Wendlande sind der Dravän und Lemgow. Die Weudlcinder waren in früherer Zeit bei ihren Nachbarn ver- achtet, und iu Uelzen und Lüneburg hatten bis vor 200 Jahren die Ehen mit den Wenden keine Gültigkeit. Die Jeetzel, ein Nebenfluß der Elbe, durchfließt das Land, und die daranliegenden Städte Wustrow, Lüchow, Dannenberg, sowie Hitzack er sind wendischen Ursprungs. Hitzacker ist seit einigen Jahren ein Badeort mit stahlhaltigen Quellen. Bei Überschwemmungen, wie im Jahre 1888, leidet besonders Dannenberg mit seiner tief gelegenen Umgebung große Not. Als die Wenden, welche vor 1000 Jahren bis in diese Gegenden und noch weiter südwestlich vorgedrungen waren, von Karl dem Großen und seinen Nachfolgern zurückgedrängt wurden, erbaute man in Dannenberg und Hitzacker mächtige Burgen als Grenzfestungen gegen diese Feinde. Gleichzeitig errichtete man in manchen Dörfern, z. B. Wiermann, Heimatskunde. 3

7. Hilfsbuch zur Heimatskunde der Provinz Hannover - S. 43

1895 - Hannover [u.a.] : Hahn
43 sonders durch die frische Milch und gute Butter auch den Badegästen zu gute kommt. Die Kühe werden gemeinschaftlich von einem Hirten geweidet, die Pferde aber treibt man nach vollbrachter Arbeit mit nicht zu eug gefesselten Vorderfüßen auf die Wiesen außerhalb des Deiches, wo sie die Sommernächte unter freiem Himmel zubringen und oft bis zum nächsten Mittage weiden. An dem Weststrande der Insel, da wo das Borkumer Riff liegt, kannst du zur Ebbezeit drei größere Wracks wie Leicheusteiue aus dem Meere hervorragen sehen. Um die Schiffer zur Nachtzeit vor den gefährlichen Riffen zu warnen, hat die Regierung auf Borkum zwei Leuchttürme gebaut, welche zum Unterschiede von dem Leuchtfeuer der beuachbarteu Inseln ihr Licht alle fünf Sekunden seitwärts strahlen lassen. Zur Rettung Schiffbrüchiger liegen außerdem an den gefahr- vollsten Punkten auf kleinen Wagen Rettungsboote in den Dünen nahe dem Strande. Diese Boote haben in den letzten 30 Jahren über 400 Schiffbrüchigen das Leben gerettet; aber trotz aller dieser Vorsichtsmaßregeln verlangt das Meer hier doch alljährlich seine Opfer an Menschenleben, und solchen Namen- und Heimatlosen ist in den Dünen oft ein Massengrab bereitet worden. Der Kirchhof, ohne Um- zäunung und Grabstein, auf welchem diese Toten nach stürmischer Seesahrt ein ruhiges, stilles Plätzchen finden, wird „Drinkeldoden- Kerkhos" genannt. Borkum hat im Sommer einen Besuch von etwa 10000 Bade- gästen. Nur zur Flutzeit, welche mit der Ebbe in 24 Stunden 50 Minuten zweimal wechselt, wird in den von der Badeverwaltung vorgeschriebenen Stunden am Weststrande gebadet. Vor und nach dem Bade machst du in der stärkenden Seeluft am Strande weite Spazierwege oder ruhst gemächlich in den Strandkörben am Meere aus. Deine Brust weitet sich, Essen und Trinken schmeckt dir gut, am Abend schlässt du rasch und sanft ein, und das Meer selber singt dir dein Schlummerlied mit seinem eintönigen Brausen. Da die Insel an der Westseite am meisten vom Meere bedroht ist, so hat die Regierung mit großen Kosten diese Seite besonders geschützt durch eine hohe Kaimauer und durch sieben Buhnen, welche aus großen Steinen etwa 100 Schritt ins Meer hinausgebaut und mit starken Pfählen fest verrammelt sind. An den andern Seiten bilden die mit Strandhafer und Brombeeren bewachsenen Dünen einen genügenden Schutz. Die wilden Kaninchen, welchen die Dünen sichere

8. Hilfsbuch zur Heimatskunde der Provinz Hannover - S. 5

1895 - Hannover [u.a.] : Hahn
5 sie einander zurufen: „Seid fleißig, reinlich, ordnungsliebend und sparsam!" Wie der Buchweizen das rechte Korn der Heide ist, so können wir die Fuhren und Birken als die rechten Bäume derselben bezeichnen. Überall auf dem sandigen Boden treffen wir Fuhrenwälder an, oft umrahmt von weißgekleideten Birken, aber auch an feuchten Stellen untermischt mit schlanken Tannen und mit Eichen und Buchen. Nord- lich von Vahrenwald, rechts von der Stader Landstraße, liegt der erste Fuhrenwald in nächster Nähe Hannovers. Wir biegen vom Wege ab und übersehen von der Ostseite des kleinen Nadelwaldes den weiten Exerzierplatz, die frühere „Vahren- walder Heide". Wo aber einst die große Heidefläche den munteren Heidschnncken als Weideplatz diente, wo einst die Schäfer ihre Heidebesen banden, da ist jetzt das Heidekraut durch das Reiten und Fahren ausgerottet, und dichte, gelbe Staubwolken werden gleich dem Dünensande vom Winde emporgewirbelt. Nur die Böschungen der Schanzen sind mit Heide bewachsen, und an den benachbarten Orten, wo weniger geritten wird, findest du ebenfalls hier und dort noch einen Rest derselben. Einen Heidebüfchel und einige Fuhrenzapfen stecken wir in unsere Botanisiertrommel, merken uns die Hauptkennzeichen der Fuhren und Birken und suchen schließlich auf unferem Rückwege in Vahrenwald ein echtes niederfächfifches Bauernhaus auf mit rauchgeschwärztem, moosbewachsenem Strohdache und den hölzernen Pferdeköpfen an der Giebelseite. Dann kehren wir vergnügt in unser trautes Heim zurück und träumen an: Abend von dem schönen, gemeinschaftlichen Ausfluge. Zweiter Tag: Die Nordostseite Hannovers. An: zweiten Tage wenden wir uns nach Nordosten, folgen der Celler Landstraße durch List und „Klein Buchholz" bis Lahe und betreten dann zwischen Lahe und Warmbüchen das große Warm- büchener Moor rechts von der Landstraße. Es ist Spätsommer, und auf deu Dämmen und anderen trockenen Stellen hat man große Haufeu Torf aufgestapelt, welche in den letzten Monaten durch Wind und Sonne vollständig ausgetrocknet worden sind und nun bald nach Hannover zum Verkaufe gebracht werden können.

9. Hilfsbuch zur Heimatskunde der Provinz Hannover - S. 71

1895 - Hannover [u.a.] : Hahn
Neunte Keile: $cr Allvj. Siehe Karte 4. Wir fahren von Hannover aus mit der Eisenbahn über Hildes- heim und folgen, nachdem wir das Gebirge erreicht haben, in allen Windungen der Innerste in ihrem engen Thale bis Klausthal hin. Hier im Nordwesten, wo der Harz am höchsten ist, wird er Oberharz genannt, und wir zählen zu demselben: 1. die Hochebene von Klaus- thal, 2. das Gebirgsdreieck vou Audreasberg, 3. den Brocken. Der Unterharz liegt südöstlich der Linie, welche wir uns von Andreasberg bis Wernigerode gezogen denken. Der Oberharz, welcher fast ausschließlich zur Proviuz Hannover gehört, ist mit dunklem Nadelholz bewachsen, während der zu Braun- schweig, zur Provinz Sachsen und zu Anhalt gehörende Unterharz mit lichtem Laubholz geschmückt ist. Erster Tag: Die Hochebene von Klausthal. Vou den 7 Bergstädten gehören 6 dieser Hochfläche von Klaus- thal au. 1. Klaus thal hat 8800 Einwohner und ist der Sitz des „Königlichen Oberbergamtes" und der Bergakademie. Die Stadt hat ihren Namen von einer einst hier gelegenen Wegklause. Solche Klausen waren rohe, kleine Steingebäude, welche man zum Schutze für Reisende au den meisten einsamen Gebirgsstraßen Deutschlands gebaut hatte. 2. Zellerfeld mit 4400 Einwohnern ist nur durch den Zell- bach von Klausthal getrennt. 3. Grund mit 1800 Einwohnern hat wegen seiner geschützten Lage jährlich über 2000 Kurgäste. In der Nähe von Grnnd liegt

10. Hilfsbuch zur Heimatskunde der Provinz Hannover - S. 94

1895 - Hannover [u.a.] : Hahn
94 6. Kreis Alfeld. Die Stadt Alfeld siehe Seite 67. — Lam- springe, ein Flecken in einem von bewaldeten Bergen umgebenen Kessel, ist um ein Kloster entstanden und hat 1600 Einwohner. — Der Flecken Duingen hat eine herrliche Lage in einem vom Ith- gebirge und den Dninger Bergen gebildeten Thale. Der Ort hat 1000 Einwohner, deren viele sich mit dem Anfertigen und Verkaufe vou Töpferwaareu beschäftigen. 7. Kreis Goslar. Die Stadt Goslar siehe Seite 77. — Salzgitter ist ein sehr alter Flecken mit 1800 Einwohnern. In dem Ertrage der dortigen Saline teilen sich Hannover und Braunschweig. — Vienenburg, ein Dorf mit 2600 Einwohnern, ist an der Mün- dung der Radau iu die Oker gelegen. 8. Kreis Osterode. Die Stadt Osterode siehe Seite 75. - Die Stadt Herzberg siehe S. 75. — Ter Fleckeu Lauterberg an der Oker bat 5000 Einwohner und wird jährlich von über 4000 Kur- gästen besucht. Der Wiesenbecker Teich, die Burgruine Scharzfeld und die beiden Höhlen Einhornloch und Steinkirche sind anziehende Punkte im Okerthale. 9. Kreis Duderstadt. Die Stadt Duderstadt siehe Seite 65. 10. Stadtkreis Göttingen. Die Stadt Göttingen siehe Seite 66. 11. Landkreis Göttingen. Das Dorf Weende hat 1800 Ein- wohner. Die landwirtschaftliche Akademie in Weende ist mit der Universität Göttingen verbunden. — Das Dorf Reinhausen mit 700 Einwohnern ist am Abhange eines felsigen Berges gelegen. Das in Sandstein tief eingeschnittene Thal von Bremke und das gleich laufende Gartethal erreicht man am leichtesten von Reinhansen aus. 12. Kreis Münden. Die Stadt Münden siehe Seite 56.- Die Stadt Dransfeld hat 1500 Einwohner und liegt am „Hohen Hagen". Die dortigen Bafaltbrüche liefern vielen Städten die Pflaster- steine. — Bursfelde, ein Klostergut an der Weser nahe den Trümmern der alten Bramburg, war früher ein Mönchskloster. Ein Professor der Theologie in Göttingen führt noch immer den Titel „Abt von Bursfelde". 13. Kreis Uslar. Die Stadt Uslar mit 2400 Einwohnern liegt in einem freuudlicheu Thale des Sollings. Die Beschäftigung der Bewohner ist hier neben Ackerbau und Töpferei auch Leinenweberei, und das angefertigte Leinen wird in der nahe gelegenen „Königlichen Musterbleiche" Sohlingen gebleicht. — Der Flecken Adelebsen, terassenförmig an einem Berge nicht weit von der Brambnrg gelegen, hat 1100 Einwohner. 14. Kreis Einbeck. Die Stadt Einbeck siehe Seite 67. - Die Stadt Daffel mit 1700 Einwohnern liegt am Nordabhange des Sollings und besitzt wertvolle Steinbrüche.
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