52
Vi. Die Bevölkerung und ihr Leben und Treiben.
Harz und im Hügellande nördlich von diesem. Von den Pferdestärken der
Dampfmaschinen Preußens kommen auf Hannover allerdings nur 6,3 °/o.
Braunschweig besitzt 27, Hannover 39 guckersiedereien, die namentlich im
Südosten liegen. In der Biererzeugung kamen dort 112, hier 61 I auf den
Kopf, gegenüber 99 I im Zollgebiete. In Braunschweig ist die Jute-Industrie
höher entwickelt als sonst irgendwo im Reiche. - Als eigentümliche Gewerbs-
zweige sind zu nennen die Zement- und Ziegelbrennerei. - Die früher
im südlichen Hannover blühende Leinenerzeugung, die auf Hausfleiß be-
ruhte, geht immer mehr zurück.
9. Verkehrsmittel und Handel. 3) An Chausseen und Landstraßen
(nicht Feldwegen) kamen 1911/12 in Braunschweig auf je 100 qkm: 79 km,
in Hannover 43 km, in ganz Preußen: 39 km.
Dem wohlgepflegten braunschweigischen Straßennetze kommt kaum ein anderes
im ganzen Reiche gleich. Der hannoversche Straßenbau hat sich einen guten Ruf er-
roorben durch die Anlage der schwierigen Moor- und Marschstraßen.
b) Im Jahre 1910 kamen in Braunschweig 174,1 km vollspurige Eisen-
bahnen auf 1000 qkm, in Hannover 83,2, in ganz Preußen 103,3, im
Reiche 109,1- hingegen kamen auf je 100000 Einw. in Braunschweig 129,3,
in Hannover 109,4, in Preußen 90,3, im Reiche 89,1 km solcher Bahnen.
Als älteste Bahn wurde 1838 in Braunschweig die Linie Braunschweig —
Wolfenbüttel vollendet, in Hannover 1844 die Linie Hannover —Braunschweig. Die
wichtigsten Bahnlinien sind die, welche von den beiden Hauptstädten ausstrahlen, so-
dann die Linien Magdeburg — Kreiensen — Holzminden-Cöln; Berlin — Bremen — Bre-
merhaven und Emden. Gib nach der Karte den Verlauf jener Linien und die An-
schlüsse nach den Nachbarländern an! — Von den 3204 km Bahnen Hannovers waren
1910: 1292 km Nebenbahnen, auf deren Ausbau sich neuerdings die einzelnen
Kreise zur Förderung des Ortsverkehrs gelegt haben? in Braunschweig waren von
694 km Bahnen insgesamt 65 km „schmalspurige".
Hauptsitze der Handelstätigkeit sind die Städte Braunschweig und Han-
nover, in zweiter Linie folgen Lüneburg, Osnabrück und die 5. 54 unter e)
genannten Seehäfen.
c) Die Nordwestecke des Deutschen Flachlandes besitzt, die entsprechenden
Gebietsteile von Oldenburg und Bremen und die Anschlüsse nach Holland hin
mitgerechnet, mehr als 2000 km über 1 m tiefer Kanäle. Es sind zumeist
schmale, aber kahnbare und zum Teil auch kleinen Seeschiffen zugängliche
Moorkanäle. Ts mißt 73 km der in etwas bedeutenderen Maßen 1887
angelegte Ems — Jade-Kanal, und zum Teil gehört hierher der 283 km
lange Dortmund — Emshäfen-Kanal.
Unter jenen schmalen Wasserstraßen im Moore haben vor allem segensreich
gewirkt die Fehnkanäle (f. S. 23). Eine andere Gruppe von Wasserstraßen sind
die Schiffahrtskanäle, die das Hochmoor erschließen, und zu diesen gehört der
Ems—jade-Kanal. Er hat rund 14 Mill. M gekostet und besitzt 8,5 m Sohl-,
17,62 m Wasserspiegelbreite bei 2,i m Tiefe. Nach der Wilhelmshavener Seite hin
ist er 3 m tief, aber er hat den gehegten Erwartungen so wenig entsprochen, daß eine
Vergrößerung, die ihn der Beförderung der westfälischen Kohle nach Wilhelmshaven
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr]]
2
I. Allgemeine Übersicht.
2. Die Lande Hannover und Braunschweig füllen in Gestalt eines
schiefen Vierecks die Nordwestecke des Deutschen Reiches. Oft wird dieses unser
Heimatland mit dem Namen eines ehemaligen Kreises des alten Reiches als
Niedersachsen bezeichnet. Unter diesem Begriffe ist nach den heute geltenden
Verhältnissen etwa alles das zu verstehen, was durch die Grenzen von Hannover
und Braunschweig vom übrigen Reichsgebiete getrennt wird. Der östliche Teil
dieser Länder springt bis über die Werra hinaus nach 8 vor; die größte
Einbuchtung der Grenze findet sich an der Südwestseite in der Nähe der West-
fälischen Pforte. Außerdem umschließt Niedersachsen in der Mitte andere Staats-
gebiete, nämlich die Freie Hansestadt Bremen, einen Teil von Hamburg und
das Hauptland des Großherzogtums Oldenburg, das den Titel Herzogtum
Oldenburg führt. Durch dieses wird Hannover zerlegt in einen kleineren
westlichen und einen größeren östlichen Teil, die nur durch einen schmalen
Streifen Landes am Dümmer * zusammenhängen. Der kleinere Teil umfaßt
\ des Gesamtgebietes.
Eine natürliche Grenze wird gebildet durch den Lauf der Elbe, die
Nordsee, die Emsmündung, den Dollart und das Burtanger52 Moor. Der
Harz als Eckpfeiler unseres Gebietes gehört größtenteils entweder zu Hannover
oder zu Braunschweig, außerdem zu Anhalt und der Provinz Sachsen, an den
übrigen Seiten finden sich nur auf kurze Strecken natürliche Grenzen. Die
staatlichen Grenzen beschreiben starke Biegungen und Zickzacklinien, und die han-
noversche überschreitet bei Mecklenburg auch für eine kurze Strecke die Elbe.
3. Nachbarländer sind an der äußeren Seite die Niederlande und die
preußischen Provinzen Westfalen, Hessen-Nassau, Sachsen, Brandenburg und
Schleswig-Holstein,- außerdem auf kürzere Strecken die beiden Lippischen Fürsten-
tümer, Waldeck, Anhalt, Mecklenburg-Schwerin und Hamburg.
4. Die äußersten Punkte liegen-
im S beim Dorfe Escherode, zwischen der Werra und der Fulda, unter 51° 19' n. Br.;
im N bei Freiburg an der Elbe unter 53" 54';
im O bei Schnackenburg an der Elbe unter 11°35' von Gr.;
im W bei der Bauerschaft Wielen im Bentheimschen unter 6° 41' von Gr
Gib an die Entfernungen in Graden, km und Tagemärschen (1 Tagemarsch 30 km).
Der Zeitunterschied zwischen dem östlichsten und dem westlichsten Punkte beträgt
19^ Minuten, der längste Tag ist am Nordende Stunde länger als am Südende.
Da unsere Uhren nach der Mitteleuropäischen Zeit gestellt sind, die für den
Meridian von Stargard in Pommern, den 15. von Gr., auch zugleich die Ortszeit
bedeutet, sür alle Orte aber, die westlich von Stargard liegen, der wahre Mittag auf
je 1 Längengrad um 4 Minuten später eintritt, so ist für alle Orte uuseres Gebietes
eine bestimmte Anzahl von Minuten zuzuzählen, wenn die Ortszeit bestimmt werden
soll. Es ist danach gegenüber unserer Uhrzeit in Wahrheit später Mittag, steht die
Sonne später auf ihrer größten Tageshöhe in Goslar, Wolfenbüttel, Braunschweig und
Lüneburg um 18 Minuten, Duderstadt, Clausthal, Osterode am Harz 19, Celle, Göttingen,
Hildesheim 20, Hannover, Münden 21, Stade 22, Geestemünde 26, Wilhelmshaven 27,
1 Dümmer = Tiefes Meer; der Zusatz See ist also überflüssig.
2 Tangen — Zangen sind die schmalen Sandwälle, die durch das Moor laufen,
und nach einem Dorfe auf einer der Zangen heißt diese Burtange.
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
TM Hauptwörter (100): [T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T174: [Preußen Sachsen Hannover Holstein Provinz Königreich Staat Oldenburg Braunschweig Dänemark], T164: [Sonne Erde Mond Tag Stern Planet Zeit Himmel Jahr Bewegung]]
Zweite Keile:
Bon Hannover bis an die Wasserscheide zwischen
Weser und Elbe. Siehe Karte 1.
Erster Tag:
Die Leine bis an die Mündung in die Aller.
Von jetzt an durchwandern wir weitere Strecken über Berge und
Thäler, über Flüsse, Wiesen, Moore und Heideflächen bis an die
Grenzen unserer Provinz und noch darüber hinaus, sobald unser Weg
vorübergehend benachbarte Gebiete berührt.
Bei unseren Reisen nehmen wir die Flüsse als Wegweiser und
folgen von Hannover aus zuerst dem Laufe der Leine bis an die
Mündung in die Aller.
„Wem Gott will rechte Gunst erweisen,
Den schickt er in die weite Welt,
Dem will er seine Wunder weisen,
In Berg und Strom, in Wald und Feld."
Unterwegs halten wir wie bei den vorigen Ausflügen Rundschau
im Lande, um zu beobachten, wie die Menschen jedem Boden seine
eigentümlichen Erzeugnisse abzugewinnen wissen: Hier legen sie Wiesen
an und dort Wälder, Ackerland und Gärten; hier stechen sie Torf
und an anderen Orten bohren sie nach Petroleum und Steinsalz, oder
sie fördern aus deu dunklen Bergwerken Erze und Steinkohlen an
das Tageslicht. Sie scheuen die harte Arbeit uicht; denn Arbeit
macht das Leben süß!
Unser erstes Interesse an der Leine wecken die Wiesen neben dem
Georgengarten und vor der Herrenhäuser Kunst, weil sie uns im
Sommer eiu anschauliches Bild von dem Leben und Treiben auf den
Marschwiesen geben; denn Pferde und Kühe bleiben hier vom Mai an
5 Monate lang Tag und Nacht im Freien.
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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TM Hauptwörter (200): [T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T110: [Tag Jahr Stunde Nacht Monat Uhr Zeit Winter Sommer Juni]]
22
dessen schwarzglänzende Beeren im Herbste das zierliche Rotkehlchen
als gern gesehenen Gast herbeilocken.
Hinter dem Stubenfenster ist ein kleiner Blumengarten angelegt,
mit Nelken, Akeley, Pfingstrosen, Krauseminze und Kamillen bepflanzt,
und daran schließt sich ein größerer Gemüsegarten. Holunderstrauch
und Kamillenbeet sind die Apotheken der Bewohner; denn bei jeder
Erkältung muß der schweißtreibende Flieder- und Kamillenthee ge-
trunken werden.
Wir bleiben den ganzen Tag auf einem Bauernhofe, um das
Leben und Treiben der Menschen kennen zu lernen.
Fünfter Tag:
Fortsetzung der letzten Reise und dabei Beobachtung
der Beschäftigung und des Wesens der Heidebewohner.
Wir stehen mit nnsern Gastgebern am srühen Morgen ans und
verweilen bei ihnen bis an den Abend. Es ist Frühling. Schon um
4 Uhr weckt der Hauswirt oder der Großknecht das Hausgesinde, und
jedermann eilt an die für ihn bestimmte Arbeit. Der Pferdeknecht
giebt den Pferden Hafer, und dann putzt und striegelt er sie. Andere
Knechte versorgen die Kühe und schassen Heide und Stroh zur Streu
in die Viehställe, und die Mägde melken die Kühe, tränken die Kälber
und füttern die Schweine. Während der Zeit richtet die Hausfrau
das erste Frühstück au, entweder aus Milch mit Buchweizengrütze, oder
in neuerer Zeit oft aus Kaffee bestehend, und erst gegen 6 Uhr, nach-
dem alles Vieh versorgt ist, setzt das Gesinde sich zu Tische.
Daraus verlassen die Männer den Hof, welcher stets von Acker-
land umgeben ist, und hier auf dem Ackerland bleiben zunächst die
Pferdeknechte mit den Gespannen zum Pflügen, Säen und Eggen.
Von deu übrigen Knechten ziehen einige weiter auf die Berieseluugs-
wiesen, die Gräben zu reinigen, und die letzten endlich müssen den
längsten Weg zurücklegen nach der weiter entfernt liegenden Heide, die
Heidebüschel zur Streu für das Vieh abzuhauen.
Dort kreuzen auch der Imker und der Schäfer nnsern Weg;
denn Bienenzaun und Schafstall liegen, geschützt durch einen Kranz
von Birken und Fuhren, mitten in der Heide, wo das Hauptweidefeld
ist für die Bienen und Heidfchnncken. Da die Schafe sich bei der
Schaswäsche vor der Schur in den kalten Heidebächen leicht erkälten
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
32
wie dort von Handwerk und Ackerbau sich nähren. Im 13. Jahr-
hunderte hieß der Ort Löwenwalde. Löwen ist der niederdeutsche
Name für Lauben und deutet hin auf die waldreiche Gegend. In
älterer Zeit ist die Ilmenau bis Uelzen schiffbar gewesen, und zur
Erinnerung daran hängt noch jetzt in der dortigen Stadtkirche ein
kleines Schiff, welches von Engländern, die bis hierher ihre Handels-
beziehuugeu hatten, geschenkt sein soll. Ein größerer Platz in der
Stadt, nahe der Ilmenau, wo der Hafen gewesen ist, hat den Namen
„Schneller Markt" beibehalten. Seit alter Zeit lief im Jlmenauthale
entlang der große Handelsweg von Hamburg über Lüneburg nach
Uelzen. Südlich der Stadt spaltete sich derselbe, und der eine Weg
führte über Celle nach Hannover, während der andere sich über Gif-
Horn und Braunschweig nach Süddeutschland hinzog.
In Uelzen ist im Jahre 1497 Ernst der Bekenner geboren, einer
der Fürsten Deutschlands, welche zuerst Luthers Lehre einführten.
Von Uelzen wenden wir uns auf kurze Zeit nach Westen, dem
Flecken Ebstorf zu. In dem dortigen Kloster befinden sich sehens-
werte, alte Teppiche, welche umrändert sind mit kostbaren Perlen aus
den Perlenmuscheln der Ilmenau und anderer Heidbäche. Eine Merk-
Würdigkeit seltener Art ist die aus dem Kloster stammende Landkarte
aus dem Mittelalter, 3*/2 m hoch und 3 m breit, mit den drei damals
bekannten Erdteilen. Die Karte, auf welcher mit Wasserfarben Bilder
von wilden Völkern und fabelhaften Tieren gemalt sind, ist jedenfalls
im Kloster angefertigt, denn Ebstorf steht mit darauf. Jerusalem
bildet den Mittelpunkt, Asien nimmt den oberen Teil, Europa den
linken und Afrika den rechten Teil ein. Leihweise ist die Karte dem
historischen Vereine für Niedersachsen in Hannover überlassen, welcher
Vervielfältigungen davon hat herstellen lassen, die in der Hahnschen
Buchhandlung zur Ansicht vorrätig sind.
Ebstorf mit 1500 Einwohnern hat eine im Aufblühen begriffene
Ackerbauschule. Zwischen dem Orte und Soltau dehnt sich die Raub-
kammer aus, der zweite große Wald im Lüneburgschen, welcher seinen
Namen folgender Sage verdankt: Zur Zeit der Raubritter hatte der
Wegelagerer von Zahrenhusen eine feste Burg mitten in diesem Walde,
und lohnend war sein Gewerbe; denn die große Handelsstraße von
Hamburg über Soltau nach Hannover führte durch die Raubkammer.
Diese Straße zog nun auch einst ein Krämer aus Uelzen, welcher seine
Büchse mit einer aus dem Blei eines alten Kirchenfensters gegossenen
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
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Extrahierte Personennamen: Ernst
Extrahierte Ortsnamen: Ilmenau Ilmenau Hamburg Uelzen Hannover Uelzen Deutschlands Ilmenau Jerusalem Asien Europa Afrika Niedersachsen Hannover Lüneburgschen Hamburg Hannover Uelzen
33
Kugel geladen hatte, und mit dieser Kugel traf er den stechen Räuber
mitten ins Herz, als er ihm seine Ware abnehmen wollte. Wo Zahren-
Husen gefallen sein soll, steht noch jetzt ein steinernes Kreuz.
Auf unserem Rückwege nach Uelzen gehen wir durch die Dörfer
Melzingen und Westerweihe, aus deren Mergelgrnben die Mergelerde
als Düngmittel in weiter Umgegend auf die Äcker gebracht wird.
Zweiter Tag:
Bon Uelzen bis an die Göhrde.
Nach diesem kleinen Seitenwege statten wir von Uelzen aus den
hannoverschen Wendländern, welche drei Stunden östlich der Stadt
zwischen der Ilmenau und Elbe wohnen, einen Besuch ab.
Sie sind nicht deutschen Ursprungs und hatten früher ihre eigene
Sprache. Jetzt sprechen sie aber das lünebnrgsche Plattdeutsch, haben
jedoch die Eigentümlichkeit, das „H" am Anfang der Wörter stets
auszulassen und es dagegen vor manchen Selbstlauten, vor die es
nicht gehört, zu sprechen, z. B. Err Haffessor = Herr Assessor. Hunse
Und = Unser Hund. De Aas = Der Hase.
Ihre Dörfer siud in Hufeisenform gebaut, und ihr Lieblingsbaum
ist die Weide, wie bei den Deutschen die Linde. Im Wendlande
gedeiht der Flachs vortrefflich und in: nördlichen Teile auch der Hopfen.
Höhenzüge im Wendlande sind der Dravän und Lemgow.
Die Weudlcinder waren in früherer Zeit bei ihren Nachbarn ver-
achtet, und iu Uelzen und Lüneburg hatten bis vor 200 Jahren die
Ehen mit den Wenden keine Gültigkeit.
Die Jeetzel, ein Nebenfluß der Elbe, durchfließt das Land, und
die daranliegenden Städte Wustrow, Lüchow, Dannenberg,
sowie Hitzack er sind wendischen Ursprungs. Hitzacker ist seit einigen
Jahren ein Badeort mit stahlhaltigen Quellen. Bei Überschwemmungen,
wie im Jahre 1888, leidet besonders Dannenberg mit seiner tief
gelegenen Umgebung große Not.
Als die Wenden, welche vor 1000 Jahren bis in diese Gegenden
und noch weiter südwestlich vorgedrungen waren, von Karl dem Großen
und seinen Nachfolgern zurückgedrängt wurden, erbaute man in
Dannenberg und Hitzacker mächtige Burgen als Grenzfestungen gegen
diese Feinde. Gleichzeitig errichtete man in manchen Dörfern, z. B.
Wiermann, Heimatskunde.
3
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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Extrahierte Personennamen: Karl_dem_Großen Karl B.
Wiermann
43
sonders durch die frische Milch und gute Butter auch den Badegästen
zu gute kommt. Die Kühe werden gemeinschaftlich von einem Hirten
geweidet, die Pferde aber treibt man nach vollbrachter Arbeit mit
nicht zu eug gefesselten Vorderfüßen auf die Wiesen außerhalb des
Deiches, wo sie die Sommernächte unter freiem Himmel zubringen
und oft bis zum nächsten Mittage weiden.
An dem Weststrande der Insel, da wo das Borkumer Riff liegt,
kannst du zur Ebbezeit drei größere Wracks wie Leicheusteiue aus dem
Meere hervorragen sehen. Um die Schiffer zur Nachtzeit vor den
gefährlichen Riffen zu warnen, hat die Regierung auf Borkum zwei
Leuchttürme gebaut, welche zum Unterschiede von dem Leuchtfeuer der
beuachbarteu Inseln ihr Licht alle fünf Sekunden seitwärts strahlen
lassen. Zur Rettung Schiffbrüchiger liegen außerdem an den gefahr-
vollsten Punkten auf kleinen Wagen Rettungsboote in den Dünen
nahe dem Strande. Diese Boote haben in den letzten 30 Jahren
über 400 Schiffbrüchigen das Leben gerettet; aber trotz aller dieser
Vorsichtsmaßregeln verlangt das Meer hier doch alljährlich seine Opfer
an Menschenleben, und solchen Namen- und Heimatlosen ist in den
Dünen oft ein Massengrab bereitet worden. Der Kirchhof, ohne Um-
zäunung und Grabstein, auf welchem diese Toten nach stürmischer
Seesahrt ein ruhiges, stilles Plätzchen finden, wird „Drinkeldoden-
Kerkhos" genannt.
Borkum hat im Sommer einen Besuch von etwa 10000 Bade-
gästen. Nur zur Flutzeit, welche mit der Ebbe in 24 Stunden
50 Minuten zweimal wechselt, wird in den von der Badeverwaltung
vorgeschriebenen Stunden am Weststrande gebadet. Vor und nach
dem Bade machst du in der stärkenden Seeluft am Strande weite
Spazierwege oder ruhst gemächlich in den Strandkörben am Meere
aus. Deine Brust weitet sich, Essen und Trinken schmeckt dir gut, am
Abend schlässt du rasch und sanft ein, und das Meer selber singt dir
dein Schlummerlied mit seinem eintönigen Brausen.
Da die Insel an der Westseite am meisten vom Meere bedroht
ist, so hat die Regierung mit großen Kosten diese Seite besonders
geschützt durch eine hohe Kaimauer und durch sieben Buhnen, welche
aus großen Steinen etwa 100 Schritt ins Meer hinausgebaut und
mit starken Pfählen fest verrammelt sind. An den andern Seiten
bilden die mit Strandhafer und Brombeeren bewachsenen Dünen einen
genügenden Schutz. Die wilden Kaninchen, welchen die Dünen sichere
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
TM Hauptwörter (100): [T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
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5
sie einander zurufen: „Seid fleißig, reinlich, ordnungsliebend und
sparsam!"
Wie der Buchweizen das rechte Korn der Heide ist, so können
wir die Fuhren und Birken als die rechten Bäume derselben bezeichnen.
Überall auf dem sandigen Boden treffen wir Fuhrenwälder an, oft
umrahmt von weißgekleideten Birken, aber auch an feuchten Stellen
untermischt mit schlanken Tannen und mit Eichen und Buchen. Nord-
lich von Vahrenwald, rechts von der Stader Landstraße, liegt der
erste Fuhrenwald in nächster Nähe Hannovers.
Wir biegen vom Wege ab und übersehen von der Ostseite des
kleinen Nadelwaldes den weiten Exerzierplatz, die frühere „Vahren-
walder Heide".
Wo aber einst die große Heidefläche den munteren Heidschnncken
als Weideplatz diente, wo einst die Schäfer ihre Heidebesen banden,
da ist jetzt das Heidekraut durch das Reiten und Fahren ausgerottet,
und dichte, gelbe Staubwolken werden gleich dem Dünensande vom
Winde emporgewirbelt. Nur die Böschungen der Schanzen sind mit
Heide bewachsen, und an den benachbarten Orten, wo weniger geritten
wird, findest du ebenfalls hier und dort noch einen Rest derselben.
Einen Heidebüfchel und einige Fuhrenzapfen stecken wir in unsere
Botanisiertrommel, merken uns die Hauptkennzeichen der Fuhren und
Birken und suchen schließlich auf unferem Rückwege in Vahrenwald
ein echtes niederfächfifches Bauernhaus auf mit rauchgeschwärztem,
moosbewachsenem Strohdache und den hölzernen Pferdeköpfen an der
Giebelseite. Dann kehren wir vergnügt in unser trautes Heim zurück
und träumen an: Abend von dem schönen, gemeinschaftlichen Ausfluge.
Zweiter Tag:
Die Nordostseite Hannovers.
An: zweiten Tage wenden wir uns nach Nordosten, folgen der
Celler Landstraße durch List und „Klein Buchholz" bis Lahe und
betreten dann zwischen Lahe und Warmbüchen das große Warm-
büchener Moor rechts von der Landstraße. Es ist Spätsommer, und
auf deu Dämmen und anderen trockenen Stellen hat man große
Haufeu Torf aufgestapelt, welche in den letzten Monaten durch Wind
und Sonne vollständig ausgetrocknet worden sind und nun bald nach
Hannover zum Verkaufe gebracht werden können.
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden]]
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Extrahierte Ortsnamen: Hannovers Vahrenwald Hannovers Lahe Lahe Hannover
Neunte Keile:
$cr Allvj. Siehe Karte 4.
Wir fahren von Hannover aus mit der Eisenbahn über Hildes-
heim und folgen, nachdem wir das Gebirge erreicht haben, in allen
Windungen der Innerste in ihrem engen Thale bis Klausthal hin.
Hier im Nordwesten, wo der Harz am höchsten ist, wird er Oberharz
genannt, und wir zählen zu demselben: 1. die Hochebene von Klaus-
thal, 2. das Gebirgsdreieck vou Audreasberg, 3. den Brocken. Der
Unterharz liegt südöstlich der Linie, welche wir uns von Andreasberg
bis Wernigerode gezogen denken.
Der Oberharz, welcher fast ausschließlich zur Proviuz Hannover
gehört, ist mit dunklem Nadelholz bewachsen, während der zu Braun-
schweig, zur Provinz Sachsen und zu Anhalt gehörende Unterharz mit
lichtem Laubholz geschmückt ist.
Erster Tag:
Die Hochebene von Klausthal.
Vou den 7 Bergstädten gehören 6 dieser Hochfläche von Klaus-
thal au.
1. Klaus thal hat 8800 Einwohner und ist der Sitz des
„Königlichen Oberbergamtes" und der Bergakademie. Die Stadt hat
ihren Namen von einer einst hier gelegenen Wegklause. Solche
Klausen waren rohe, kleine Steingebäude, welche man zum Schutze
für Reisende au den meisten einsamen Gebirgsstraßen Deutschlands
gebaut hatte.
2. Zellerfeld mit 4400 Einwohnern ist nur durch den Zell-
bach von Klausthal getrennt.
3. Grund mit 1800 Einwohnern hat wegen seiner geschützten
Lage jährlich über 2000 Kurgäste. In der Nähe von Grnnd liegt
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian]]
TM Hauptwörter (200): [T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T174: [Preußen Sachsen Hannover Holstein Provinz Königreich Staat Oldenburg Braunschweig Dänemark]]
94
6. Kreis Alfeld. Die Stadt Alfeld siehe Seite 67. — Lam-
springe, ein Flecken in einem von bewaldeten Bergen umgebenen
Kessel, ist um ein Kloster entstanden und hat 1600 Einwohner. —
Der Flecken Duingen hat eine herrliche Lage in einem vom Ith-
gebirge und den Dninger Bergen gebildeten Thale. Der Ort hat
1000 Einwohner, deren viele sich mit dem Anfertigen und Verkaufe
vou Töpferwaareu beschäftigen.
7. Kreis Goslar. Die Stadt Goslar siehe Seite 77. —
Salzgitter ist ein sehr alter Flecken mit 1800 Einwohnern. In dem
Ertrage der dortigen Saline teilen sich Hannover und Braunschweig.
— Vienenburg, ein Dorf mit 2600 Einwohnern, ist an der Mün-
dung der Radau iu die Oker gelegen.
8. Kreis Osterode. Die Stadt Osterode siehe Seite 75. -
Die Stadt Herzberg siehe S. 75. — Ter Fleckeu Lauterberg an
der Oker bat 5000 Einwohner und wird jährlich von über 4000 Kur-
gästen besucht. Der Wiesenbecker Teich, die Burgruine Scharzfeld
und die beiden Höhlen Einhornloch und Steinkirche sind anziehende
Punkte im Okerthale.
9. Kreis Duderstadt. Die Stadt Duderstadt siehe Seite 65.
10. Stadtkreis Göttingen. Die Stadt Göttingen siehe
Seite 66.
11. Landkreis Göttingen. Das Dorf Weende hat 1800 Ein-
wohner. Die landwirtschaftliche Akademie in Weende ist mit der
Universität Göttingen verbunden. — Das Dorf Reinhausen mit
700 Einwohnern ist am Abhange eines felsigen Berges gelegen. Das
in Sandstein tief eingeschnittene Thal von Bremke und das gleich
laufende Gartethal erreicht man am leichtesten von Reinhansen aus.
12. Kreis Münden. Die Stadt Münden siehe Seite 56.-
Die Stadt Dransfeld hat 1500 Einwohner und liegt am „Hohen
Hagen". Die dortigen Bafaltbrüche liefern vielen Städten die Pflaster-
steine. — Bursfelde, ein Klostergut an der Weser nahe den Trümmern
der alten Bramburg, war früher ein Mönchskloster. Ein Professor
der Theologie in Göttingen führt noch immer den Titel „Abt von
Bursfelde".
13. Kreis Uslar. Die Stadt Uslar mit 2400 Einwohnern
liegt in einem freuudlicheu Thale des Sollings. Die Beschäftigung
der Bewohner ist hier neben Ackerbau und Töpferei auch Leinenweberei,
und das angefertigte Leinen wird in der nahe gelegenen „Königlichen
Musterbleiche" Sohlingen gebleicht. — Der Flecken Adelebsen,
terassenförmig an einem Berge nicht weit von der Brambnrg gelegen,
hat 1100 Einwohner.
14. Kreis Einbeck. Die Stadt Einbeck siehe Seite 67. -
Die Stadt Daffel mit 1700 Einwohnern liegt am Nordabhange
des Sollings und besitzt wertvolle Steinbrüche.
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