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*Das Freigericht (Sage).
Kaiser Friedrich Barbarossa zog einstmals von Gelnhausen aus mit seinen
Mannen gegen den Erzbischof von Mainz. In einem Walde gelangten die kühnen
Recken an ein Bächlein. Von dem weiten Ritte ermüdet, stiegen sie von ihren Rossen
und lagerten sich ins Gras, während um sie herum die Pferde weideten. Plötz-
lich ertönte Trompetenschall, und aus dem dunkeln Walde stürzte eine reisige Schar
auf Friedrich und seine Mannen los. Es war der Ritter von Ronneburg, der zu
den Mainzern hielt und im Sinne hatte, den Kaiser mit seinen Mannen zu Vernich-
ten. Diese rafften sich bestürzt auf, und es erhob sich ein furchtbarer Kampf. Viele
wurden hingestreckt, und auch Friedrich wurde verwundet. Es schien, als würden die
Feinde siegen. Da betete der Kaiser: „Herr, hilf, hilf! Komm eilend!" Und in
demselben Augenblicke hörte man Geschrei aus dem Walde. Eine Schar Bauern, mit
Dreschflegeln, Sensen und Heugabeln bewaffnet, eilte ihrem Kaiser zu Hilfe. Wütend
fielen sie die feindlichen Reiter an und ruhten nicht eher, bis alle erschlagen da lagen.
Als der Kampf beendet, war das Bächlein rot gefärbt vom Blute der Erschlagenen.
Dieses Bächlein, welches aus der Gegend des Freigerichts der Kinzig zufließt, führt
seitdem den Namen Rotenbach ^Rodenbach). An ihm liegen die Orte Nieder- und
Oberrodenbach. Zum Danke erteilte Friedrich den Bauern große Freiheiten. Er sprach
huldvoll zu ihnen: „Damit man eurer Treue in späteren Zeiten nicht vergessen werde,
und weil eure Sensen so gut gemäht, so sollt ihr mir jedes Jahr blos ein Fuder
Heu auf meine Burg Gelnhausen bringen. Oben drauf aber muß allemal ein lebendiger
Hahn sitzen als das Bild der Wachsamkeit; denn dieser und eurer Tapferkeit verdanke
ich mein Leben." Die Bauern waren frei von Steuern. Sie hatten nur den Kaiser
zum Herrn und besaßen ihr eigenes Gericht. Die Gerichtsstätte war Suneburne, das
jetzige Dorf Somborn. Die Gegend, welcher Kaiser Rotbart so große Freiheiten erteilte,
heißt noch heute das Freigericht und der Platz, wo das Gericht unter freiem Himmel
abgehalten wurde, noch jetzt der Urteilsstuhl. Das Freigericht erstreckt sich auch ins
Bayrische bis zum Berg Hahnenkamm.
Unweit der Mündung der Bracht in die Kinzig liegt die Stadt
Wächtersbach. Hier und in dem Flecken ^Bilstein im Vogelsberg befinden
sich Schlösser der Fürsten von Isenburg. Der Flecken Bieber im Spessart
hat ein Eisensteinbergwerk. Zum Kreise Gelnhausen gehört auch der vor
1866 bayrische Amtsbezirk Orb. Die Stadt Orb (kath.) hat eine Salme
und ist Bad. Orb ist die einzige Stadt im ganzen Spessart.
21. Stadtkreis Hanau.
Er ist der kleinste Kreis unseres Bezirks und begreift nur die Stadt
Hanau. Hanau, in der milden Mainebene, an der Mündung der Kinzig
in den Main gelegen, ist eine freundliche Stadt von 31000 Einwohnern.
Es ist die zweitgrößte Stadt des Regierungsbezirks und die bedeutendste
Fabrikstadt des Landes. Im Jahre 1303 zur Stadt erhoben, verdankt
Hanau sein Aufblühen den im 16. und 17. Jahrhundert hier eingewan-
derten Niederländern (Wallonen) und Franzosen. Diese hatte man wegen
ihres protestantischen Glaubens aus ihrem Vaterlande verdrängt. Ihre
Gewerbe blühen heute noch. Die Hanauer Bijouteriefabriken, welche die
verschiedensten goldnen und silbernen Schmucksachen liefern, gehören zu den
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch]]
TM Hauptwörter (200): [T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T93: [Bayern Baden Hessen Württemberg Königreich Sachsen Franken Schwaben Land Rhein], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich_Barbarossa Friedrich Barbarossa Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Isenburg
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Fulda liegt Sandershansen, wo 1758 hessische Truppen mit einer doppelten
Anzahl Franzosen in einem blutigen Gefechte rangen. Zwar siegten letztere,
aber ihr Anführer mußte selbst gestehen, daß die Niederlage der Hessen
rühmlicher gewesen sei als der französische Sieg. Die bei Kassel mündende
Söffe treibt viele Mühlen, Fabriken und Hammerwerke. An ihr liegen
die Dörfer ^Oberkaufuugeu mit einem Braunkohlenbergwerk am Kausunger-
wald, ^Niederkaufungen und nahe bei Kassel ^Bettenhauseu. Unweit
der Edermündung merken wir uns Guntershausen, wo sich zwei Eisen-
bahnen vereinigen. Die Bahn überschreitet hier die Fulda auf schöner
steinerner Brücke.
3. Rreis Hofgeismar.
Seine Hauptmasse breitet sich zwischen Weser und Diemel aus. Der
östliche Teil ist arm an Ortschaften und bildet fast einen zusammenhängenden
Wald, den Reinhardswald. Die Kreisstadt Hofgeismar an der Esse hat
eine große Gemarkung und ist Garnison und Bad. Hier befindet sich ein
evangelisches Predigerseminar.
"Der Würfelturm in Hofgeismar. (Sage).
Vor alten Zeiten, als die Stadt Hofgeismar noch viel größer war als jetzt, da
hatte sie einmal Krieg mit einem fremden Herrn, der belagerte sie von allen Seiten
und ließ niemand aus noch ein. Da hatten die in der Stadt große Not, und
Schmalhans war Küchenmeister. Am Ende hatten sie gar nichts mehr zu beißen, und
der Hunger sah den armen Bürgern aus den Augen. Die da draußen lebten anfangs
herrlich und in Freuden. Als aber die Saaten auf dem Felde abgemäht und die Viehherden
geschlachtet waren, hatten auch die vielen Leute vor der Stadt nichts mehr zu essen. Da
wurden beide Parteien einig, sie wollten zwei Männer, einen aus dem Lager, den andern
aus der Stadt, mit einander würfeln lassen. Wer den besten Wurf täte, sollte
Sieger sein. Der Würfler aus dem Lager warf 17. Darauf erhoben die Feinde
ein großes Jubelgeschrei und meinten, nun schon gewonnen zu haben; denn es gab
ja nur noch einen bessern Wurf. Aber der wackere Bürger aus der Stadt dachte:
Bange machen gilt nicht; er rüttelte und schüttelte die Würfel in der Hand und warf
— 18. Nun lachten die Geismaraner die Prahler aus, weil diese so mager abziehen
und die Stadt in Ruhe lassen mußten. Zum Andenken an den mutigen Würfler
bauten die Bürger einen Turm in der Stadtmauer, da wo man draußen gewürfelt
hatte. Oben darauf legte man drei große würfelförmige Steine, auf denen 13 Augen
zu sehen waren. Den Turm hieß man den „Würfelturm" zum ewigen Gedächtnis
Geismar'fchen Mutes und Geismar'schen Glückes. Der Turm ist zwar vor etwa
100 Jahren abgebrochen worden, aber der Straßenteil bei seinen Resten führt noch
heute dessen Namen.
Im Tale der Esse liegt ferner das Städtchen ^Jmmenhansen, in
dessen Kirche 1522 zuerst in Hessen evangelisch gepredigt wurde, außerdem
das altertümliche Städtchen ^Grebenstein und das Dorf Hümme, wo die
Abzweigung einer Eisenbahn stattfindet. Im Diemelthate sind mehrere
Städtchen zu erwähnen ^Liebenau, das an einem Bergabhange schön ge-
legene ^Trendelburg und ^Helmarshausen. Die Bewohner der Diemel-
W oll web er, Regierungsbezirk Bassel. 2
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In einer fruchtbaren Ebene gelegen ist das Dorf Wabern, wo die
Bahn über Fritzlar abzweigt. Hier ist eine Bessernngs- und Erziehnngs-
anstalt. Am Fuße des Kellerwaldes erwähnen wir den Amtsort ^Jesberg.
Nordöstlich von Fritzlar inmitten fruchtbarer Gefilde liegt die Stadt
Gudensberg. Über derselben erhebt sich der Gudensberg, eine kegelförmige
Basaltkuppe mit Burgtrümmern. Die Gegend von Gudensberg bildet
das Herz des alten Hessenlandes.
Bei Gudensberg war der Hauptsitz der alten Hessen oder Chatten, der Sammel-
platz ihrer Macht. Die Römer nannten ihn Mattium. Dieses war keine geschlossene
Stadt, sondern eine dichtbevölkerte Gegend, die damals vielmehr Wohnorte auswies
als heute. An Mattium erinnern die Namen zweier Dörfer der dortigen Gegend:
Metze (nördlich von Gudensberg) und Maden (südlich von Gudensberg). Bei Maden
ist die Maderheide mit dem steilen Felsen Maderstein. Hier war der Versammlungs-
ort des chattischen Volkes, wo die wichtigsten Angelegenheiten beraten und Gericht ab-
gehalten wurde. Die umliegenden Berge trugen feste Wohnsitze der Fürsten und
Herren oder waren den Göttern geweiht. Als höchsten Gott verehrte man den Wodan
oder Odin. Ihm war der Wodansberg geweiht; dieser war der Gudensberg oder
der nördlich von ihm gelegene Odenberg. Auch später, zu christlichen Zeiten, war
Maden noch lange die oberste Gerichts- oder Malstätte des Hessengaues. Daß hier
der Herzpunkt des alten Hessen war, daran erinnert der alte Spruch; „Dissen, Deute,
Haldorf, Ritte, Banne, Besse, das sind der Hessendörfer alle sesse (sechse)."
Die Fruchtbarkeit der Gegend rühmt das Sprüchwort: „Dorla, Werkel, Lohne,
Hessenlandes Krone."
*Der treue Burgmann Eckbrecht von Grifte.
Es war im Jahre 1370, als der Erzbischof von Mainz ins Hessische einfiel, um
zuerst Gudensberg zu erobern. Schon war ihm das untere Schloß, die Wenigenburg,
übergeben, und sicherlich wäre die ganze Stadt in seine Hände gefallen, hätte ihm
nicht der tapfere Verteidiger der Oberburg, Eckbrecht von Grifte, entgegen gestanden.
Mit heldenmütiger Tapferkeit schlug dieser alle Angriffe der Mainzer ab, bot allen
Ausforderungen zur Übergabe der Burg Trotz und erhielt diese so seinem Herrn, dem
Landgrafen Hermann. Um weiteres Blutvergießen zu verhüten, erschien die Gemahlin
des Landgrafen selbst vor der Burg und forderte Eckbrecht auf, sich zu ergeben. Aber
der wackere Hauptmann gab ihr zur Antwort: „Gnädige Frau, hebt euch hinweg also-
bald, oder ich werde auf euch einwerfen als auf den Feind! Und käme mein gnädiger
Herr selbst, er sollte in dieser Not nicht herauf. Ich getraue zu Gott, dieses Schloß
meinem Herrn wohl zu erhalten, bis es Friede wird. Alsdann will ich es wie ein
Biedermann und nicht eher verlassen." Da zog der Feind, durch solchen Mut er-
schreckt, wieder ab. Mit gleichem Mute verteidigte der tapfere Eckrecht von Grifte die-
selbe Stadt 1387 gegen eine große Heeresmacht.
Der einem Riesengrabe ähnliche ^Odenberg nördlich von Gudensberg
ist reich an Sagen von Karl dem Großen.
"Kaiser Karl und sein Heer im Odenberg.
Kaiser Karl hatte einst in der Nähe des Odenberges einen langen und schweren
Kampf mit den heidnischen Sachsen. Am Ende mußte er vor der Übermacht weichen,
und als ihm nun die Feinde auf den Fersen folgten, da rief er in seiner Not Gott
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
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Extrahierte Personennamen: Hermann Karl_dem_Großen Karl Karl Karl Karl Karl
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12. Kreis Notzenhausen.
Sein nördlicher Teil wird von dem schönen, gesegneten Werratale
durchschnitten, welches aus der rechten Seite die Höhen des Eichsfeldes
begleiten. Südlich der Werra finden sich Teile des Hessischen Berglandes:
der Kausungerwald, Hirschberg, Riedforst und der Westabhang des Meißner.
In fruchtbarer Gegend an der Werra hat die Kreisstadt Witzenhausen
ihre Lage. Dort zieht man im Tale viele Bohnen, an den Bergabhängen
Wein und Obst, namentlich Kirschen. Im Werratale sollen wie in vielen
andern Gegenden Hessens Zwerge, die Wichtelmännchen gehaust haben.
Ihr Name kommt von Wicht, welches soviel als Knirps heißt. Die Wichtel-
Männchen, Wichtel oder Erdmännchen waren in ihrer Gestalt den Menschen ähnlich,
jedoch nicht höher als eine Hand. Sie trugen Bergmannskleider. Ihre Wohnungen
lagen in der Erde, in Steinklippen und Höhlen. Man spricht in Hessen von Wichtel-
Häusern (Felsklippen) und von einer Wichtelkirche, d. i. ein wie eine Kirche geformter
Fels- Den Bösewichtern suchten die Wichtelmännchen stets zu schaden, den guten und
fleißigen Leuten halfen sie bei der Arbeit, und die Armen und Notleidenden versahen
sie mit Gold und Silber. Sie waren aber sehr empfindlich; wurden sie verletzt, so
verließen sie den Ort für immer.
»Auszug der Wichtel aus dem Burgberge bei Ermschwerdt.
Im Burgberge bei Ermschwerdt, eine Stunde unterhalb Witzenhausen, wohnte
vor alten Zeiten ein Wichtelvölklein, das lange daselbst sein Wesen trieb. Endlich
beschloß es, in das Gebirge der Werra überzusiedeln. Ein Abgesandter der Wichtel-
Männchen bestellte den Fährmann von Ermschwerdt, damit er in der Nacht das
Völkchen über die Werra setze. Um Mitternacht bewegte es sich unter Rauschen und
Flüstern vom Burgberge her der Fähre zu, voran das Männlein, das den Schiffer
bestellt hatte. Der Fährmann sah niemanden als das Männlein. Er bemerkte aber
ein Trappeln und Drängen im Nachen und ein unruhiges Bewegen, so daß der Kahn
tief in den Fluß hineinging. Da sprang das Männlein zu ihm hin, machte mit
Daumen und Zeigefinger einen Kreis und ließ den Schiffer hindurch sehen. Staunend
sah dieser jetzt sein Schiff ganz gedrängt voll kleiner Leute, schwer beladen mit Ge-
päck und zum Teil reitend auf kleinen Ziegen. Am andern Ufer angelangt, drängte
sich die Masse unruhig zum Schiff hinaus. Dem Fährmann aber, der seinen Hut
hinhielt, warf jeder etwas hinein. Er fuhr zurück und freute sich, daß sein Hut so
schwer geworden war. Als er aber hineinblickte, um zu sehen, was er bekommen, da
waren es lauter Kieselsteinchen. Unwillig schüttete er sie ins Wasser. Daheim erzählte
er seiner Frau, was ihm begegnet sei und griff zugleich in den Hut. Er fand aber
nur noch zwei Steinchen darin. Wie er diese bei Licht besah, da waren es Goldstücke.
Er eilte zwar schnell an die Stelle, wo er die andern ins Wasser geworfen, doch fand
sich von ihnen keine Spur mehr.
Von Witzenhausen auswärts liegt am rechten User der Werra in
freundlichem Talgrunde die Stadt Allendorf. In der Umgebung Pflanzt
man Tabak und Bohnen. Allendorf ist Gebnrtsstadt des Fabeldichters
Burkhard Waldis. Der gegenüberliegende Flecken Sooden hat ein altes
Salzwerk (Saline) und ist Solbad.
Die Wichtelmännchen.
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
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ein mit zwei wilden Rossen bespannter Wagen, und der alte Graf mit Weib und
Tochter nahm in demselben Platz. Der Bilsteiner trieb mit lautem Zuruf und Peuschen-
knall die Pferde an. Wenige Augenblicke darauf stürzte der Wagen in den schauer-
lichen Abgrund hinab. Menschen, Rosse und Wagen lagen zerschmettert am Boden.
14. Rreis Rotenburg.
Derselbe wird von dem meist engen und malerischen Fuldatale
durchschnitten, umfaßt das Richelsdorfer Gebirge und reicht bis zum Ring-
gau, Knüll und Seulingswald. Rotenburg, die Kreisstadt, hat eine schöne
Lage an der Fulda. Nördlich der Stadt erhebt sich der schöne Pyramiden-
förmige Alheimer. Weiter aufwärts an der Fulda liegt in geräumigem
Tale das Dorf Bebra, wo sich zwei wichtige Eisenbahnen kreuzen. In
dem großen Bahnhof herrscht viel Verkehr. Die im Richelsdorfer Gebirge
liegenden Dörfer Richelsdorf und ^Nentershausen zählten früher unter ihren
Bewohnern viele Bergleute. Bei ersterem betrieb man Bergbau auf
Kupfer und Kobalt. Unweit Nentershausen, bei dem Dorfe Dens befindet
sich ein kleiner, merkwürdiger See.
Der Denser See ist durch einen Erdfall entstanden und gilt als unergründ-
lich. Derselbe färbt sich zu gewissen Zeiten des Jahres blutrot. Diese Farbe des
Wassers entsteht durch mikroskopisch kleine Pflanzengebilde aus der Familie der Algen.
Man kann mit dem geröteten Waffer schreiben. So beschrieb im achtzehnten Jahr-
hundert ein Geistlicher in Dens auf einem Blatt des Kirchenbuches den See mit
seinem eigenen Waffer. Von dem See erzählt man nachstehende Sage.
*Die Jungfrauen aus dem Deuser See.
Einmal war im Dorfe Dens Kirmes. Zu derselben kamen auch zwei fremde,
unbekannte, aber schöne Jungfrauen. Diese tanzten mit den Bauernburschen und
machten sich lustig, verschwanden aber nachts um 12 Uhr. Indes waren sie am
andern Tage wieder da, und ein Bursche, dem es lieb gewesen, wenn sie immer ge-
blieben wären, nahm einer von ihnen während des Tanzes die Handschuhe weg. Sie
tanzten nun wieder mit, bis Mitternacht herannahte. Da wollten sie fort, und die
eine ging und suchte nach ihren Handschuhen in allen Ecken. Da sie dieselben nirgends
finden konnte, ward sie ängstlich. Als es aber während des Suchens zwölf schlug,
liefen sie beide in größter Angst fort, gerade nach dem See und stürzten sich hinein.
Am andern Tag war der See blutrot und wird es an demselben Tag noch jedesmal
im Jahre. An den zurückgebliebenen Handschuhen waren aber kleine Kronen zu sehen.
Das Städtchen Sontra, welches in dem nach Norden ziehenden
schönen Sontertale gelegen ist, pflanzt viel Flachs und liefert gute
Seilerwaren.
15. Kreis Uersfeld.
Mit diesem Kreise betreten wir das Gebiet der ehemaligen Provinz
Fulda, nachdem wir Niederhessen, den nördlichen Teil Hessens, verlassen
haben. Der Kreis Hersfeld wird vom Fuldatal, dem unteren Haunetal
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TM Hauptwörter (200): [T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute]]
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um Rettung an. Und siehe, da tat sich plötzlich der Berg auf und ließ ihn ein mit
seinen Scharen. Da kann nun der wackere Kaiser ruhen vor seinen Feinden. Damit
er keine Not leide, wächst in dem Berge Korn und Obst für seine Mannen und Futter
für die Rosse in Menge. Alle sieben Jahre verläßt der Kaiser in der Geisterstunde
mit seinem Heere den Berg. Da hört man weit und breit das Wiehern und den
Hufschlag der Pferde und das Klirren der Waffen und den Schall der Kriegshörner.
Aber nur Sonntagskinder, die Sonntags zwischen der Morgens- und Nachmittags-
kirche geboren sind, sehen den Zug. Derselbe geht nach dem Glisborn, wo die Rosse
getränkt werden. Da hält der Kaiser eine nächtliche Heerschau ab, und zahllose Helme
schimmern im Mondlichte. Ehe die Mitternachtsstunde schlägt, ist das Heer zurück-
gekehrt, und der Berg schließt sich wieder hinter ihm. — Ein Müllerbursche, der nachts
mit seinen Pferden heimkehren wollte, geriet unversehens in diesen Zug, wurde vom
Strome mitgerissen und mußte sieben Jahre lang in dem Berge bleiben. Als er nach
sieben Jahren heimkehrte, meinte er, es wäre nur eine Nacht vergangen. — Das Volk
nennt den Kaiser Karlquintes.
Ganz am Nordende des Kreises merken wir uns noch das Städtchen
^Niedenstein.
6. Kreis Lrankenberg.
Der Kreis Frankenberg ist eine der ärmsten Gegenden und der am
wenigsten bevölkerte Kreis unseres Bezirks. Er wird von der Eder durch-
flössen. Gebirge sind: das Hainagebirge mit einem Teile des Kellerwaldes
und der nördliche Burgwald. Frankenberg, Kreisstadt an der Eder, war
früher durch Bergwerke blühend. Jetzt ist es noch bedeutend durch Webereien,
Gerbereien und Schweinezucht. Hier befindet sich ein evaug. Lehrerseminar.
*Die Sage von der Totenhöhe.
Bei Frankenberg liegt eine Hochebene, die Totenhöhe genannt. Hier wurde vor
undenklichen Zeiten eine Schlacht geschlagen. Alljährlich an demselben Tage stehen
jedesmal in der Nacht die Erschlagenen wieder auf und kämpfen von neuem mit ein-
ander. Als einst in einer mondhellen Winternacht Holzhauer über die Höhe gehen
wollten, sahen sie die Geisterschlacht. Ganze Scharen von Bewaffneten zu Roß und
zu Fuß kämpften in wildem Streite. Von Graus überwältigt, warfen die Männer
ihre Äxte weg und flohen heim. Am andern Morgen, da sie wiederkamen, um ihre
Äxte zu suchen, sahen sie nichts als ihre eigenen Fußtritte im Schnee.
Das in der Nähe von Frankenberg liegende Dorf ^Geismar hatte
eine uralte Gerichts- oder Malstätte. Auf einer rauhen Hochfläche des
Hainagebirges hat das arme Städtchen "'Frankenau seine Lage. In einem
engen Waldtale unter dem Hohen Lohr finden wir das Dorf Haina. Sein
ehemaliges, begütertes Kloster wurde wie das zu Merxhausen von Philipp
dem Großmütigen in ein Hospital umgewaudelt. Hier sind unheilbare
geisteskranke Männer untergebracht. Ganz an der Südgrenze des Kreises
sind zwei Städte zu erwähnen: ^Gemünden an der Wohra und Rosental
in rauher Gegend des Burgwaldes. Von letzterem sagt das Sprichwort:
„Roseutal, Acker schmal, Wiese» kahl." Der nördlichste Teil des Kreises
mit den beiden vom Regierungsbezirke getrennt liegeuden Gebieten Eime!-.
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Extrahierte Personennamen: Karlquintes Frankenberg Philipp Philipp
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Franken
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
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Abgeordneten der Stadt bleich und zitternd zu Füßen und flehten um Nachlaß. (Er aber erwiderte, wie solche Bitten und Fußfall ganz unnötig seien, das Geld sollten sie erlegen, und wo dies nicht bis den 8. des Abends 7 Uhr geschehen sei oder Geisel hiefür und zwar vier Personen von der Geistlichkeit und dem Adel, vier vom Rate und vier von der Gemeinde gestellt werden, wurde er alsbald das Schloß, die Stadt und alle umliegenden Flecken in lichte Flammen stellen."
Ungeachtet der von der Stadt und dem Stifte, das viele silberne Kir-cheugefäße nach Frankfurt verkaufen mußte, aufgebrachten und gezahlten Brandschatzung wurde dennoch das Residenzschloß abgebrannt und in den Häusern der Stiftsgeistlichen übel gehaust.
15, Ein Kaiser in Würzbnrg (1658).
Seitdem die Krönung der deutschen Könige zu Frankfurt üblich geworden war, zogen die von den Kurfürsten erwählten Habsburger auf der alten Heeresstraße, die von Wien über Regensburg, Nürnberg und Würzburg führte, zum Krönungsfeste. Infolgedessen erhielt die alte Bischofsstadt am Maine öfter kaiserliche Besuche, die uns von den Chronisten ausführlich geschildert werden.
Am ](v August ^658 kam Kaiser Leopold I. auf dem Rückwege von Frankfurt unter dem Donner der Geschütze in Würz bürg an. Bis an die Zeller Steige waren 5000 Mann vom Landesausschusse und einige hundert geworbene Soldaten in Parade aufgestellt. Die gesamte Geistlichkeit war dem Kaiser bis ans Zellertor entgegengegangen und begleitete den von da unter einem Himmel Reitenden in den Dom. Pom Tore an bis zum Dome waren die Bürger und die Garnison mit Musik und Fahnen zu beiden Seiten aufgestellt, die Straßen mit Blumen bestreut, die Häuser mit grünen Zweigen und Bäumen verziert. Als der Kaiser nach abgehaltenem Tedeum mit dem (Erzherzoge und dem Kurfürsten auf das Schloß fuhr, wurde ihm an der Greden von 20 Jungfrauen ein Kranz überreicht. Am folgenden Tage nach der Tafel besuchte der Kaiser eine theatralische Aufführung in der akademischen Aula, wo er bei seiner Ankunft von dem damaligen Domprediger mit einer lateinischen Rede empfangen wurde. Nach Beendigung der Vorstellung besah Leopold die neuerbaute Mainmühle diesseits und das neue Kinderhaus und die Schneid- und Papiermühle jenseits des Maines. Am ^3., nachmittags um 3 Uhr, verließ er Würzburg unter denselben (Ehrenbezeugungen wie beim (Einzuge und reiste noch bis Kitzingen.
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
TM Hauptwörter (100): [T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T32: [Tag Jahr Monat Mai Juli März Juni April Ende Oktober], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf]]
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Extrahierte Personennamen: August Leopold_I. Zeller Leopold Leopold
Extrahierte Ortsnamen: Frankfurt Würzbnrg Frankfurt Wien Regensburg Nürnberg Maine Frankfurt Maines Würzburg Kitzingen
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Franken
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
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gebäude zwar vorhanden, aber eng und beschränkt. Nur besonders reiche Herren konnten ihre Wohnungen nach der Art der Wertheimer Burg ausbauen.
Zudem wurde Burg Wertheim vorn Schicksal sehr begünstigt. Da sich Graf Georg Ii. mit seinen Bauern einigte, ging der Bauernaufstand, der den meisten fränkischen Burgen den Untergang brachte, ohne Schaden für ihn und sein Schloß vorüber. (Erst ü_654 sank die Burg infolge einer Beschießung durch die Kaiserlichen in Schutt und Asche.
Line Belagerung.
Leinde sind nah! Gellend kündet es des Wächters Horn vorn hohen Bergfried herab. Droben am Waldessaum hat das scharfe Auge des verlässigen Mannes einen Trupp Reiter erspäht. Jetzt traben 50—60 Berittene über die Talwiese; hinterdrein folgen Fußgänger, bewaffnet mit langen Speeren, dann folgen wagen, beladen mit Leitern und langen, mit Eisen beschlagenen Balken. Die Leute auf der Burg eilen an die Ringmauern, schauen durch die Scharten und rufen einander zu:
Mordio, Blordio!
Die Feinde kommen!
Auf, auf zur wehr!
Line bange Stunde ist vergangen. Der Feind geht daran die Burg zu umschließen. Drunten im Tale stehen die feindlichen Ritter. Die Knechte beginnen mit Leitern die Felsen zu besteigen. Etliche Fußgänger huschen auf dem Burgwege aufwärts. Überall suchen sie Deckung. Sie wollen heimlich das äußere Burgtor erreichen. Doch ist es zu spät. Rechtzeitig drehte sich die Zugbrücke in ihren Angeln und verschloß den Eingang gleichsam als zweite Türe. Der Burggraben ist jetzt ohne Übergang.
Auf den runden Türmen und auf den Mauern hinter den Zinnen stehen die Burgleute, um ihr Heim zu schützen. Große Steine werfen sie hinab auf den Feind. Pfeile fliegen herab und herauf. Jetzt reiten drei Ritter den Burgweg herauf; der mittlere trägt eine Fahne und ruft hinüber in die Burg:
„Graf, öffnet Euer Nest! wir schonen Haus und Leute l“
Aber der Burgvogt entgegnet ihnen aus dem äußeren Burgtor:
„Kommt nur herein, wenn ihr könnt! wir haben euch ein feines Gericht hergerichtet; eilt euch, das Essen ist noch heiß!"
Die drei Reiter ziehen sich zurück, denn schon schwirren Speere und pfeile ihnen entgegen. Nun kommen feindliche Knechte den Burgweg herauf. Sie suchen mit Reisigbündeln und Erde den tiefen Graben zu füllen. Mühselig und gefährlich ist die Arbeit, die die Burginsassen mit allen Mitteln zu hindern versuchen. )n der Nacht aber gelingt das Werk. Der Feind steht an der Mauer. Mit eisernen Haken sucht er die Zugbrücke
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Franken
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
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hervorbrachen, die Umgegend plünderten und deren Bewohner auf Lösegeld gefangen wegführten. Diesem Unwesen zu steuern, zog Bischof Gerhard an Pfingsten ^393 vor das Raubschloß, belagerte dasselbe mit allem Kraftaufwands vermochte es aber nicht zu erobern und mußte an 5t. Michaels-Tag nach manchen Verlusten wieder abziehen.
3.
3m Freigerichte Alzenau finden wir in der unruheoollen Zeit Deutschlands nicht wenige Ritter, die plündern und Hauben als einträgliches Gewerbe betrieben. Besonders waren es die Herren von Bonneburg, die viele der Märker in ihren Wohnungen anfielen und plünderten, oft zu Fehde zogen, Steuern erpreßten und das Ländchen feindlichen Reisigen preisgaben, obwohl in ihrer „edelsten" Z}and das Amt des Landrichters ruhte. Wiederholt setzten deshalb die freien Märker diese unwürdigen Vögte ab (H36l[ und ^386).
Aber auch nach dem Aussterben dieser Familie nahmen die Räubereien kein Ende. Die Schelrisse von Wasserlos, die Herren der Womburg bei Mömbris und Ulrich von Bergheim auf Z?üttelngefäß waren kecke Stegreifritter und vergewaltigten Bauern und Bürger, Kaufleute und pilger, so daß König Ruprecht in Verbindung mit den benachbarten Reichsstädten Ruhe schaffen mußte. Am Sonntag, den 22. Februar ^05, wurden die Burgen der Strauchritter von Reisigen eingenommen und verbrannt. Damit war den raublustigen Rittern für längere Zeit das Handwerk gelegt.
4. Aus fehdereicher Zeit.
Au Beginn des ^5. Jahrhunderts herrschte in Franken auf den Straßen große Unsicherheit, allenthalben hörte man von Mord, Raub und Brandschatzung. Um diesem Übel zu steuern, schlossen die fränkischen Bischöfe, der Abt von Fulda, der Burggraf von Nürnberg und Abgesandte der fränkischen Reichsstädte im )ahre ^03 zu Mergentheim ein Bündnis, „Landfriede zu Franken" genannt. Aus den Bestimmungen des Vertrages kann man auf die Vergehen gegen Person und (Eigentum sehr leicht Schlüsse ziehen. So mußte ein Artikel vorschreiben: Alle pilger und Wallfahrer, die Kaufleute und die Ackerbauer, welche Feldfrüchte und Edein bauen, sollen in ihren Wohnungen und Gewerben sicher sein; frei sollen sein alle Straßen, Kirchen, Klöster, Geistliche, Kaufleute, Kirchhöfe, Mühlen, Pflüge mit ihren Pferden, Gchsen und Zugehör, alle Ackerleute und Weinbauer. Wer diese beschädigt, soll als Verletzer des Landfriedens und Räuber bestraft werden.
Bald mußte denn auch der Bischof von Würzburg gegen Landfriedensbrecher zu Felde ziehen. Noch im gleichen )ahre belagerte er das Raub-schloß Werberg, dessen Inhaber die Stiftsuntertanen in den Ämtern
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geplündert und ausgeraubt, Kellergewölbe, Truhen, Risten und alles durchsucht. Die Leute wurden geschlagen, geprügelt, manche sogar ausgehängt um Geld, Silber und Geschmeide von ihnen zu erpressen. Oberst vieedon ließ die Bürgermeister eine Haussuchung bei den Bürgern vornehmen, was jeder noch an Geld und Silbergeschirr hatte, mußte ihm ins Quartier geliefert werden. Beim Abmarsche nahm er alles mit. vor dem Abzug verlangte er noch ein Verehrungsgeld für seine fleißige Aufsicht und gute Ordnung (!). (Er erhielt *oo Taler. Der wein des Pfarrers wurde den Soldaten preisgegeben.
Darauf kam der Kavalleriegeneral Wolf ßcinrich von Baudiß in die Stadt. Seine Abteilung lagerte in Karlstadt, Gbersfeld, Hundsbach, Münster, Aschfeld, (Eufsenhcim acht Lage lang, streifte, plünderte und tat großen Schaden. Der Hofmeister des Generals ließ die Kirche aufschließen, die Truhen aufsprengen und raubte alles Gold- und Silbergeschmeide, darunter zwei schöne Monstranzen.
wenige Tage nach der Einnahme des Schlosses Marienberg kam Gustav Adolf mit einigen Reitern nach Karlstadt. Der Hat machte ihm irt der Kellerei Aufwartung, tat einen ^ußfall und überreichte eine Bittschrift, der König möge die ganze Bürgerschaft mit Weib und Kind an ihrem Leben und vor Brand und weiterer Plünderung beschützen. Der König hieß sie aufstehen und sagte, wenn die Stadt treu fei und mit dem Feinde keine Verbindung halten wolle, wolle er sie in seinen Schutz nehmen; wäre der Bischof im Lande verblieben und hätte mit ihm ein Abkommen getroffen, so wäre das Unglück des Landes verhütet worden. Des Mittags nahm der König einen Imbiß in der Kellerei, ritt dann nach Gemünden, wo er den Paß und das Städtlein ansah, kehrte wieder nach Karlstadt zurück, verbrachte die Nacht bei General Baudiß in der Kellerei und zog andern u.ags wieder nach Würzburg. Dort unterzeichnete er dann den erbetenen Schutzbrief für Karlstadt.
vor dem Abzüge des Königs kam Oberst Georg Wolf von wilden-stein mit 200 Musketieren nach Karlstadt als Stadtkommandant. (Er ließ alles Gemäuer, alle Zäune, Gärten und Bäume, sogar das neuerbaute Siechenhaus niederreißen und dann um die Stadt, besonders vor den beiden Toren, Verschanzungen anlegen. Die weiden an der Wern dienten zum flechten der Schanzkörbe. Sie mußten zur Fron hereingetragen werden, da alle Pferde gestohlen waren. Steinhauer, Maurer und die Bürger der Stadt und der Amtsdörfer mußten zehn Wochen lang an werkund Sonntagen fronen. Alle Feldarbeiten blieben liegen, im Advent wurden die Trauben gelesen. Karlstadt wurde eine namhafte Schweden-festung.
Bald entstand Mangel an Getreide, Mehl und Salz, da für vorüberziehendes Kriegsvolk viel Brot geliefert werden mußte. Zehnt- und Amtskorn nahm der Oberst einfach hinweg. Die Gramschatzer Bauern hatten ihr Vieh in den Wald getrieben, wo es ganz verwilderte. Oberst wilden-
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Extrahierte Personennamen: Wolf Gustav_Adolf Gustav Adolf Georg_Wolf Steinhauer Karlstadt