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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Der Regierungsbezirk Lüneburg - S. 15

1895 - Lüneburg : Herold & Wahlstab
— 15 — teilte das Lüneburger Landvolk die allgemeine Begeisterung nicht. Es herrschte eine kalte und gemessene Stimmung, wohl hervorgerufen durch die Besorgnis, daß das Davoustsche Korps, das in der Nähe stand, Rache nehmen könne. Nur in der Stadt Lüneburg raffte sich die Bevölkerung zum entschiedenen Handeln aus. Am 31. März 1813 rückte ein 2600 Mann starkes französisches Korps unter Anführung des Generals Morand von Reppenstedt her in Lüneburg ein. Zwei Männer, Bürger Spangenberg und Arbeitsmann Gellers, die zu den Waffen gegriffen hatten, wurden vor das Altenbrücker Thor geschleppt und erschossen. (An der Stelle befindet sich ein Gedenkstein.) Aber am 2. April nahte über Bilm der General von Dörnberg und marschierte unter Hörnerklang auf den Marktplatz. Unter beständigem Schießen wurden nun die Franzosen aus dem Neuen Thor getrieben. Da, als schon der Sieg fast errungen war, ging ven Befreiern die Munition aus. Aber seht, es ist ein Engel In die aufgefaßte Schürze Unterwegs mit schnellem Fuß, Raffte sie behendlich ein. Zu ersetzen eure Mängel Trug die köstlich teure Würze Von des Feindes Überfluß. Ihnen in das Glied hinein. Ein französ'fcher Pulverwagen Schnell geleeret war die Schürze, Lag gestürzt am fernen Ort, Und Johanna schnell zu Fuß Und zerstreut am Boden lagen Wieder fort und in der Kürze Halfen von Patronen dort. Wieder da mit Überfluß . . . Dieses ward ein Mädchen mne, Wie auch dichter Kugelregen Die Johanna Stegen hieß, Von dem Feinde rings geschah, Die es mit entschlofsnem Sinne Immer ist Johanna Stegen Nicht zu nutzen unterließ. Mit der vollen Schürze da. Und so ist zuletzt geschehen, Was da zu vermuten war, Daß der Feind nicht länger stehen Konnte vor der Bürgerschar . . . (Friedr. Rückert.) Morand selbst ward verwundet und nach Boizenburg gebracht, wo er starb. 100 Franzosen waren gefangen ge- nommen, wurden aber auf Befehl Dörnbergs wieder frei- gegeben.

2. Der Regierungsbezirk Lüneburg - S. 18

1895 - Lüneburg : Herold & Wahlstab
— 18 — der die Ämter unter sich hatte und die Einzelsachen seines Bezirks erledigte, die wichtigeren aber vom Ministerium in Hannover entscheiden ließ. Auf Georg Iv. folgte fein Bruder Wilhelm Iv. In das Jahr des Regentenwechsels (1830) fiel wie ein Donner- schlag die Julirevolution in Frankreich. Wäre die Unzu- friedenheit nicht schon hoch gestiegen, so hätte die revolu- tionäre Idee keinen Boden finden können. Von Südhannover pflanzten sich die Wellen der Bewegung in die Landdrostei Lüneburg fort, glücklicherweise ohne bemerkenswerte Störungen. Versprechungen des Königs stillten die Unzufriedenheit nicht mehr. Dazu brach im Oktober 1831 in Hamburg die Cbolera aus, die, gleich wie im Spätsommer 1892, auch im Norden des Lüneburgschen zahlreiche Opfer forderte. Nach mehr- jährigen Verhandlungen kam endlich das Staatsgrundgesetz zustande. Der Bauer konnte nun auch seine Abgeordneten in die Ständeversammlung senden und den Anmaßungen des Adels das Gleichgewicht halten. Leider wurden vom König Ernst August die Rechte des Volkes bald bedeutend ge- schmälert. Unter den erlassenen Gesetzen ist das vom Jahre 1843 für den Landmann von größter Bedeutung geworden, nämlich die Verkoppelung und Gemeinheitsteilung. Die Äcker wurden zusammengelegt, so daß der Bauer Zeit und Kraft sparte. Die Gemeinheiten verwandelten sich in Äcker, Wiesen und Gärten. Obwohl manches Gute geschaffen wurde, fühlte sich das Volk doch nie behaglich. Auch unter dem letzten Könige, Georg V., blieb eine geheime Erbitterung. Der König neigte überdies in seiner Politik zu Österreich, und diese Neigung besiegelte 1866 Hannovers Schicksal. Alle friedlichen Anerbietungen Preußens nach der Schlacht von Langensalza scheiterten an der Selbstverblendung des Königs. Und so kam es, daß Hannover eine preußische Provinz ward. Bei der Annexion Hannovers hatte König Wilhelm von Preußen feierlich versprochen, die bestehenden, bewährt gefundenen Einrichtungen der Provinz möglichst schonen und uns ein milder, gnädiger König sein zu wollen. Das han- noversche Gebiet blieb unverändert. Der Provinzialregiernng ward jährlich die Summe von Ivz Mill. Mark überwiesen

3. Der Regierungsbezirk Lüneburg - S. 21

1895 - Lüneburg : Herold & Wahlstab
— 21 — Regierungsbezirk von den Provinzen Brandenburg und Sachsen, im Süden von dem Herzogtum Braunschweig und den Regierungsbezirken Hildesheim und Hannover, im Westen vom Regierungsbezirk Stade begrenzt. 3. Bodenbeschaffenheit. Der Regierungsbezirk Lüneburg ist ein Teil der großen norddeutschen Tiefebene und gehört in seiner nördlichen Hälfte dein Flußgebiet der Elbe, in seiner südlichen dem der Weser an. Die Nebenflüsse der Elbe sind Aland, Jeezel, Ilmenau, Seeve und Este von der linken und Sude von der rechten Seite. Der einzige und zugleich größte Neben- fluß der Weser im Lüneburgschen ist die Aller, in die sich von rechts die Jse, Lachte, Örze und Böhme, von links die Oker, Fuse, Wieze und Leine ergießen. Fruchtbares Marsch- land haben die Elbe, Aller, Leine und Oker durch die fort- währenden Schlammablagerungen gebildet. Diese setzen sich aus einem Gemisch von Thon, Lehm, Sand und Pflanzen- teilen zusammen. Der schwere Boden umsaßt ungefähr 1000 qkm. Gegen die häufigen Überschwemmungen ist er an der Elbe und Aller (von Rethem an abwärts) durch Deiche geschützt. Einen eigentümlichen Anblick gewährt es, wenn man von den Elbdeichen in die sich an diesen hin- ziehenden Dörfer sieht. Die Häuser liegen meistens un- mittelbar hinter dem Deiche und ragen mit den Giebeln oft kaum hinüber. Eine weite, flache, fast baumlose Ebene dehnt sich aus, schnurgerade Kanäle und Dämme durchziehen die Marschen. Da reiht sich Acker an Acker, Wiese an Wiese, kein Fleckchen Erde liegt unbenutzt Große Viehherden weiden in dem üppigen Grase. Der Ackerboden ist so schwer zu bestellen, daß der Bauer wohl vier Pferde vor den Pflug spannen muß. Die ertragreichen Wiesen und die fetten Äcker haben den Marschbaner ziemlich wohlhabend gemacht. Doch leiden die Grundstücke oft unter den Überschwemmungen, die in den Jahren 1854 und 1888 an der Elbe sogar zu Deichbrüchen führten und den Segen vieler Dorffluren auf Jahrzehnte vernichteten. — Ganz anders ist der landfchaft- liche Charakter der Heide. Dieselbe nimmt den größten

4. Der Regierungsbezirk Lüneburg - S. 37

1895 - Lüneburg : Herold & Wahlstab
— 37 - Haus ist 1786 neu gebaut. — Harburg hieß früher Horeburg, was eine Burg in sumpfiger Gegend bedeutet. Der Volks- mund erklärt den Namen als „Harrenburg," weil hier Reisende auf das sie übersetzende Schiff harren mußten. Über die erste Anlage der Stadt fehlen die Nachrichten; schon 1297 erhielt Harburg Stadtrechte. Die Stadt war befestigt; doch wurden die Festungswerke vor hundert Jahren abgebrochen. Furcht- bar litt die Stadt unter der Franzosenwirtschaft 1813. Ein Teil des Schlosses ging in Flainmen auf, und sieben Dörfer der Umgegend wurden durch die Horden des Generals Da- voust eingeäschert. Damals ließ Napoleon die Chaussee von Hamburg über Harburg nach Bremen bauen. Sie ist ein Segen für den Kreis; aber die Enkel ahnen kaum, wie viel Seufzer der Bau den Großvätern ausgepreßt hat. Thäler mußten ausgefüllt, Hügel abgetragen. Brücken gebaut und Steine herbeigeschafft werden. Die Leute wurden mit ihren Gespannen gewaltsam zu Arbeit getrieben. Lohn ward wenig oder gar nicht bezahlt; ja mancher Bauer, mancher Bürger fühlte die Degenklinge der übermütigen Franzosen ans seinem Rücken. Napoleon hatte einfach dem General Davoust (Prinz Eckmühl) befohlen, binnen 24 Stunden 10 000 Arbeiter zu stellen! Bei einem solchen Befehl wurden die härtesten Maß- regeln gegen die bedauernswerten Bewohner ergriffen. Sie mußten die tiefen „Bracks" (Kolke, durch Deichbrüche ent- standene Löcher) mit Bäumen, Erde und Steinen ausfüllen, Holz und Pflastersteine liefern und dabei die Hohnreden ihrer Treiber über sich ergehen lassen. Die Chaussee über das sumpfige Wilhelmsburg war 3000 m lang und 12 m breit. Gewaltige Brücken mußten erbaut werden, die zusammen eine Länge von 4100 m hatten. Die Brücke lag 2—3 m über dem Boden. Sie ruhte auf 855 Jochen; jedes bestand aus 5 Pfählen, und diese waren wieder miteinander verbunden. Quer über den Jochen befanden sich dicke Eichenbohlen und Bretter. Auf der Brücke waren Verschanzungen, zur Zeit der Belagerung Hamburgs sogar Kanonen. Dieses Riesen- bauwerk zerfiel in vier Abteilungen. Die erste Brücke reichte vom Brookthor in Hamburg bis zum rechten Ufer der Norder- Elbe. Über die Norder-Elbe führte keine Brücke; dafür waren dort zwei Fähren, groß genug, um 100 Pferde und 500

5. Der Regierungsbezirk Lüneburg - S. 38

1895 - Lüneburg : Herold & Wahlstab
— 38 — Mann zugleich überzusetzen. Sechs Fährleute zogen sie in 10—12 Minuten hinüber. Eine solche Fähre kostete nicht weniger als 10 000 Mark, ein einziges Tau 1300 Mark. Die Brücke begann wieder am linken Ufer der Norder-Elbe und reichte bis an die Wilhelmsburger Chaussee. Die letztere führte bis zum Hauptdeiche an der Südseite von Wilhelms- bürg. Vom Ende der Heerstraße bis zum rechten Ufer der Süder-Elbe wölbte sich wieder eine Brücke. Die Süder-Elbe Katte Fähren wie die Norder-Elbe. Am linken Ufer der Süder-Elbe begann der 4. Teil der Brücke, der bis zum Harburger Schlosse reichte. Die Kosten der Riesenbrücke mögen sich auf 900 000 Mark belaufen haben. Da der Bau aber nicht solide genug war, sank die Brücke an sumpfigen Stellen, weshalb sie schon nach fünf Jahren abgebrochen werden mußte. Das Steinpflaster ward aufgerissen und der Wegdamm wieder in Ackerland veiwaudelt. Das war das Schicksal der so sehr bewunderten „Teaselsbrücke", die Ham- bürg und Harburg so viel Weh gebracht hatte. Jetzt führen eine Eisenbahn und eine dauerhafte Chaussee über Wilhelms- bürg. Unter den Dörfern hat das Kirchdorf Moisburg an der Este eine reiche Vergangenheit hinter sich. Der Ort ward im 13. Jahrh. vom Erzbischof von Bremen zur Stadt erhoben, war befestigt und besaß ein eigenes Schloß. Das Dorf Hollenstedt wird schon 804 als Holdunstetin erwähnt. An Karl den Großen, der hier mit seinem Heere lag, soll noch der Karlsstein erinnern. Der Abdruck des Hufeisens und der tiefe Spalt darin sollen durch den Fußtritt des Rosses und den Schwertschlag des Helden entstanden sein. (Vgl. die Sage vom Pickelstein <S. 12.) 9. Der Kreis Soltau. Der Kreis liegt so recht im Herzen der Heide. Hier, wo 10—20 Ortschaften ein einziges Kirchspiel bilden, kann man oft Stunden lang wandern, ohne ein Dorf zu treffen; höchstens erblickt man einen Schafstall in trauriger Einöde. Da weidet der Schäfer seine hundertköpfige Heidschnuckenherde; sein kluger Hund ruht neben ihm oder geht bedächtig um

6. Der Regierungsbezirk Lüneburg - S. 40

1895 - Lüneburg : Herold & Wahlstab
— 40 — 10. Der Kreis Fallingbostel. Der Höhenrücken der Heide fällt nach der Aller zu allmählich ab. Die höchste Erhebung des Kreises ist der Falkenberg (151 m). Er ist mit einem Aussichtsturm ge- krönt, von dem man einen Überblick über die endlosen Moor- und Heideflächen und die einförmigen Föhrenmaldungen erhält. Inmitten der Einöde verkündigen uns wunderbare Denkmäler von einer längst verschollenen Zeit. Das sind die sieben Steinhäuser bei Südbostel. Von den sieben Hünen- gräbern sind nur noch fünf vorhanden Sie sind im Viereck errichtet. Auf gewaltigen steinernen Trägern ruhen riesige Decksteine, von denen einige m lang und 3x/2 m breit sind. Das größte Hünenbett ist noch ziemlich erhalten. Es wird von sieben aufrecht stehenden Granitblöcken gebildet, über denen ein Deckstein ruht. Zwei der Blöcke befinden sich am Eingang als Thürpsosten. Der Deckstein ist 5j/2 m lang, 4v5 m breit und 1/2 m dick; sein Gewicht wird auf 1700 Zentner geschätzt. Die Öffnung ist 11/2 ra hoch und über 3/4 m breit. — Neben den unwirtsamcn Gegenden hat der Kreis auch stärker bevölkerte Gebiete; ja, in ihm ist das „Paradies der Heide," nämlich an der rasch flutenden, von Hügeln vielfach eingeengten Böhme bei Fallingbostel, das noch 150^ über dem Meeresspiegel gelegen ist. Auch haben das Mündungsgebiet der Leine (= Bergfluß) und die Aller sehr ergiebigen Lehmboden und fette Wiesen. Doch nimmt wieder das an der Meiße ausgedehnte Moor ein großes Stück des Kreises ein. — Eine wahre Wohlthat für den Kreis ist die Anlage der kürzlich eröffneten Eisenbahn von Hannover über Riethagen (Hudemühlen) und Walsrode nach Visselhövede. In Aussicht genommen ist eine Zweigbahn von Walsrode über Fallingbostel nach Soltau. Der Sitz der Kreisverwaltung ist das 1000 Einwohner zählende Dorf Fallingbostel. Es ist in der „Schweiz" und dem „Paradiese der Heide" an der Böhme gelegen. Be- merkenswert ist die Pnlvermühle. Bedeutender als Falling- bostel ist Walsrode. Die wohlgebaute Stadt hat 2300 Einwohner, liegt ebenfalls an der Böhme und hat Fabriken für Leder, Pulver und Stärke. — Walsrode verdankt seine

7. Der Regierungsbezirk Lüneburg - S. 46

1895 - Lüneburg : Herold & Wahlstab
- 46 — befördert. Man benutzt die Kiesesguhr hauptsächlich zur Dynamitbereituug. Weil sie die Wärme wenig leitet, dient sie auch zur Füllung von Eisschränken und zur Jso- lierung von Eiskellern, Dampfröhren und Kesseln. Man verfertigt daraus ferner schwimmende Steine. Polier- und Putzpulver. Über hügelige Landschaften gelangen wir in westlicher Richtung nach Hermannsburg, einem 1600 Einwohner zählenden Dorfe. Es liegt an der Orze (so genannt von den Horzsahzen^Pferdefachfen.) Die erste Niederlassung wurde hier schon 825 durch den Mönch Landolf gegründet (S. 3). Seinen Namen hat es wahrscheinlich von Hermann Billing. Treu bewahrte es seinen ursprünglichen Charakter als Aus- gangspunkt der Mission. Durch Pastor Ludw. Harms ward 1859 mit nur zwölf Jünglingen die segensreiche Missions- anstatt ins Leben gerufen. Ohne eigene Mittel, auf seines Gottes Rechnung kaufte er einen Hof für 5000—6000 Thaler. Die Ausbildung der Zöglinge übernahm der Kandidat Theodor Harms, ein Bruder des Pastors. Es arbeitete und lernte mit feinen Schülern im Studierzimmer, in Garten und Feld, in der Werkstatt. 1862 wurde ein besonderes Missionshaus gegründet; denn Gaben flössen aus allen Gegenden herbei. Bald kam dazu der Missionshos, ein schönes Bauerngut, das der Besitzer der Anstalt schenkte. Hiermit wurden ein Waisen- haus, eine Druckerei und eine Buchbinderei verbunden. Die reichen Beiträge ermöglichten es Harms, ein eigenes Missions- schiff für 19 000 Thlr. bauen zu lassen. Das Hauptarbeits- feld der Mission ist Südafrika, wo jetzt die Station Neu- Hermannsburg Mittelpunkt blühender Schulen und zahlreicher Gemeinden ist Insgesamt sind von Hermannsburg aus 50 Missionsstationen in Afrika, 8 in Indien und 1 in Australien gegründet worden. Nach Ludw. Harms' Tode (1865) folgte ihm sein Bruder Theodor im Amte. Als aber die Zivilehe eingeführt ward, wollte er dieselbe nicht aner- kennen. Infolgedessen ward er 1877 seines Amts entsetzt, und mit ihm trat seine Gemeinde aus der Landeskirche. („Separierte" Kirche.) Durch die Separation erlitt leider auch die Hermannsburger Mission einen schweren Stoß. Fortwährende Zwistigkeiten haben mit der Zeit noch Sonder-

8. Der Regierungsbezirk Lüneburg - S. 48

1895 - Lüneburg : Herold & Wahlstab
— 48 — die lebhaften Handel mit Flachs, Wolle. Honig, Holz und Waldbeeren treiben und Fabriken für Tabak, Tuch, Woll- waren, Leuchtgas, Stärke, eine Eisengießerei, Brennereien und Brauereien unterhalten. Bedeutend sind die Viehmärkte wegen der zentralen Lage der Stadt. Der Ort ist regelmäßig gebaut. Die drei Hauptstraßen münden in den Marktplatz. Neben dem Rathause ist die große Kirche eine Zierde der Stadt. — Ülzen ist sehr alt. Der Billinger Bruno, der Bischof von Verden war, schenkte im 10. Jahrh. dem Benediktinerorden sein Erbgut Ullesheim und bestimmte es zu einem Kloster. Ulles oder Hülsen hieß nämlich der Wald, in dem es ge- gründet ward; Ullesheim (Ülzen) bedeutet also Waldwohnung. Um das Kloster entwickelte sich bald ein Ort, der im 12. Jahrh. Messen, im 13. Alt-Ulessen oder Olden-Ülsen, im 15. aber Oldenstadt (das heutige Dorf an der Wipperaa) genannt wird. Das Kloster ward durch Ernst den Bekenner ausge- hoben. 2 km westlich von Oldenstadt entstand an Stelle des jetzigen Ülzen im 13. Jahrh. der Ort Löwenwold. Die Benennung bezieht sich auf die Löwen d. h. Lauben, also auf die waldige Gegend. Da „Ülzen" dasselbe bedeutet, so wurden die beiden Namen vertauscht. Der Ort ward Neu- Ulessen oder kurzweg Ulessen genannt. 12 km nordwestlich von Ülzen ist der Flecken Ebstorf gelegen (1500 Einwohner). Bekannt ist er durch seine Acker- bauschule. Dieselbe ward 1855 gegründet. Es gehören dazu 30 ha Ackerland, 13 ha Wiesen und die nötigen Wirtschafts- räume. Der Zweck der Anstalt ist der, die Bildung des Landwirts soweit zu fördern, daß er Einsicht in die Grund- Wissenschaften der Landwirtschaft erlangt und in rationeller Weise seinen Acker bestellen kann. Die Unterrichtsgegenstände sind: Acker- und Pflanzenbau, Betriebslehre, Bodenkunde, Tier- zuchtlehre. Düngerlehre, Taxationskunde, Garten- und Obst- bau, Wiesenbau und Drainage, Forstwirtschaftslehre, Feld- messen, Nivellieren und die gewöhnlichen Schulfächer mit Ausschluß der Religion. Die Schülerzahl beläuft sich seit der Gründung auf etwa 1500. Die Zöglinge wohnen bei den Bürgern des Orts und zahlen 400—450 Mark Kostgeld. Das Schulgeld beträgt 60 Mark, so daß die gesamten Unter- Haltungskosten eines Schülers mit 550—600 Mark jährlich

9. Der Regierungsbezirk Lüneburg - S. 11

1895 - Lüneburg : Herold & Wahlstab
— 11 — länger weigern würden, in die Kirche zu gehen, weil dort lutherisch gepredigt würde, so sollten sie an einen Ort gebracht werden, wo weder Sonne noch Mond scheine. Herzog Ernst hatte die Freude zu sehen, wie fast alle seine Unterthanen sich der evangelischen Lehre zuwandten. Er starb in demselben Jahre, in dem sein treuer Ratgeber Luther verschied (1546). 5. Der dreißigjährige Krieg im Lüneburgschen. Obwohl unsere Heimat im dreißigjährigen Kriege (1618—48) nicht der Schauplatz großer Kämpfe war, so hat sie doch von durchziehenden Heeren viel leiden müssen. Der Kaiser wollte die protestantischen Bewohner Niedersachsens mit Gewalt zur katholischen Kirche zurückführen. Unauf- haltsam drang der kaiserliche Feldherr Tillp nach Norden vor. Die Einwohner von Fallersleben und Gifhorn flohen bei seinem Anzüge in den Barnbruch und den Drömling. In Burgdorf wollte man vorher ein Getöse in der Luft ge- hört haben, als ob unzählige Trommeln gerührt würden; einige Tage später nahmen die Kaiserlichen den Ort ein und zerstörten das vor sieben Jahren erbaute Schloß. Wer von den Bewohnern sich auf den Straßen sehen ließ, ward er- barmungslos niedergeschossen. Die halb verhungerten oder an der Pest erkrankten Leute kauerten in den Kellern. Unter solchen Drangsalen hat das kleine Burgdorf allein 500 Ein- wohner verloren. Um den Schaden zu ermessen, sei an- geführt, daß in dem ersten Halbjahr 1627 von der Stadt Burgdorf 100 000 Thaler erpreßt wurden. Die zur Ver- zweiflung getriebenen Bauern der Umgegend rotteten sich zur Abwehr zusammen. Ihrer 200 hielten Wache bei der.feste Dachtmissen; aber sie wurden sämtlich niedergehauen. In Hermannsbnrg plünderten die Kaiserlichen Kirche und Wohn- Häuser aus, zerschlugen die Glocken und führten fünf große Frachtwagen voll Erz fort, um daraus Kanonen zu gießen. Nur zehn Familien mit sechs Kühen sollen nach Abzug der Räuber ins Dorf zurückgekehrt sein. Endlich wandte sich Tilly über Ülzen nach Magdeburg. Mit Freuden begrüßte

10. Der Regierungsbezirk Lüneburg - S. 13

1895 - Lüneburg : Herold & Wahlstab
— 13 — Endlich kam 1648 der Friede zustande. Aber Seuchen hatten die Hälfte der Bewohner fortgerafft, die Dörfer waren verödet, die Höfe verwüstet, die Felder lagen unbebaut, und die Sitten waren verwildert. 6. Die Franzosen im Lande. Georg Il, der König von England und Kurfürst von Hannover war, hielt im siebenjährigen Kriege (1756—63) treu zu feinem Schwestersohn, dem preußischen König Friedrich dem Großen; aber infolge der schimpflichen Konvention zu Kloster Zeven (Regbz. Stade) mußte der unfähige Herzog von Cumberland (Sohn Georgs Ii.) den größten Teil feiner Truppen entlassen und Hannover den Franzosen preisgeben. Jetzt brach sür das südliche Lüneburgsche eine trübe Zeit an. Die nach Sachsen durchziehenden Franzosen erlangten unter Androhung furchtbarer Rache (Aufhängen der Widerspenstigen, Anzünden der Häuser) Heu, Stroh, Getreide und Gespann. Während der kurzen Zeit ihrer Einquartierung in Gifhorn verursachten sie der Stadt einen Schaden von 12 471 Thalern, in den umliegenden Dörfern gar von 120140 Thalern. In Celle schlug der Herzog von Richelieu sein Quartier auf und legte einen Teil der Stadt, darunter eine Kirche, das Armenhaus und das Waisenhaus, in Asche. Jubel erfüllte auch unser Land, als die Franzosen nach der Schlacht bei Roßbach (1757) flüchtend über den Rhein eilten. Kaum fünfzig Jahre fpäter, zur Zeit der Regierung Georgs Iii., hatten wir die Franzosen abermals im Land. Ohne vorausgegangene Kriegserklärung drang im Sommer 1803 ein französisches Heer von 12000 Mann in das Kurfürstentum ein, dem man ein nur dürftig ausgerüstetes Heer von 9000 Mann entgegenstellen konnte. Der Feld- Marschall von Wallmoden wurde durch die übergroße Vorsicht und Bedachtsamkeit der Regierung so eingeengt, daß er sich zu der schmachvollen Konvention von Artlenburg genötigt sah. Das hannoversche Heer ward aufgelöst und in die Heimat entlassen. Jetzt fingen die übermütigen Franzosen
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