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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Der Regierungsbezirk Lüneburg - S. 15

1895 - Lüneburg : Herold & Wahlstab
— 15 — teilte das Lüneburger Landvolk die allgemeine Begeisterung nicht. Es herrschte eine kalte und gemessene Stimmung, wohl hervorgerufen durch die Besorgnis, daß das Davoustsche Korps, das in der Nähe stand, Rache nehmen könne. Nur in der Stadt Lüneburg raffte sich die Bevölkerung zum entschiedenen Handeln aus. Am 31. März 1813 rückte ein 2600 Mann starkes französisches Korps unter Anführung des Generals Morand von Reppenstedt her in Lüneburg ein. Zwei Männer, Bürger Spangenberg und Arbeitsmann Gellers, die zu den Waffen gegriffen hatten, wurden vor das Altenbrücker Thor geschleppt und erschossen. (An der Stelle befindet sich ein Gedenkstein.) Aber am 2. April nahte über Bilm der General von Dörnberg und marschierte unter Hörnerklang auf den Marktplatz. Unter beständigem Schießen wurden nun die Franzosen aus dem Neuen Thor getrieben. Da, als schon der Sieg fast errungen war, ging ven Befreiern die Munition aus. Aber seht, es ist ein Engel In die aufgefaßte Schürze Unterwegs mit schnellem Fuß, Raffte sie behendlich ein. Zu ersetzen eure Mängel Trug die köstlich teure Würze Von des Feindes Überfluß. Ihnen in das Glied hinein. Ein französ'fcher Pulverwagen Schnell geleeret war die Schürze, Lag gestürzt am fernen Ort, Und Johanna schnell zu Fuß Und zerstreut am Boden lagen Wieder fort und in der Kürze Halfen von Patronen dort. Wieder da mit Überfluß . . . Dieses ward ein Mädchen mne, Wie auch dichter Kugelregen Die Johanna Stegen hieß, Von dem Feinde rings geschah, Die es mit entschlofsnem Sinne Immer ist Johanna Stegen Nicht zu nutzen unterließ. Mit der vollen Schürze da. Und so ist zuletzt geschehen, Was da zu vermuten war, Daß der Feind nicht länger stehen Konnte vor der Bürgerschar . . . (Friedr. Rückert.) Morand selbst ward verwundet und nach Boizenburg gebracht, wo er starb. 100 Franzosen waren gefangen ge- nommen, wurden aber auf Befehl Dörnbergs wieder frei- gegeben.

2. Der Regierungsbezirk Lüneburg - S. 21

1895 - Lüneburg : Herold & Wahlstab
— 21 — Regierungsbezirk von den Provinzen Brandenburg und Sachsen, im Süden von dem Herzogtum Braunschweig und den Regierungsbezirken Hildesheim und Hannover, im Westen vom Regierungsbezirk Stade begrenzt. 3. Bodenbeschaffenheit. Der Regierungsbezirk Lüneburg ist ein Teil der großen norddeutschen Tiefebene und gehört in seiner nördlichen Hälfte dein Flußgebiet der Elbe, in seiner südlichen dem der Weser an. Die Nebenflüsse der Elbe sind Aland, Jeezel, Ilmenau, Seeve und Este von der linken und Sude von der rechten Seite. Der einzige und zugleich größte Neben- fluß der Weser im Lüneburgschen ist die Aller, in die sich von rechts die Jse, Lachte, Örze und Böhme, von links die Oker, Fuse, Wieze und Leine ergießen. Fruchtbares Marsch- land haben die Elbe, Aller, Leine und Oker durch die fort- währenden Schlammablagerungen gebildet. Diese setzen sich aus einem Gemisch von Thon, Lehm, Sand und Pflanzen- teilen zusammen. Der schwere Boden umsaßt ungefähr 1000 qkm. Gegen die häufigen Überschwemmungen ist er an der Elbe und Aller (von Rethem an abwärts) durch Deiche geschützt. Einen eigentümlichen Anblick gewährt es, wenn man von den Elbdeichen in die sich an diesen hin- ziehenden Dörfer sieht. Die Häuser liegen meistens un- mittelbar hinter dem Deiche und ragen mit den Giebeln oft kaum hinüber. Eine weite, flache, fast baumlose Ebene dehnt sich aus, schnurgerade Kanäle und Dämme durchziehen die Marschen. Da reiht sich Acker an Acker, Wiese an Wiese, kein Fleckchen Erde liegt unbenutzt Große Viehherden weiden in dem üppigen Grase. Der Ackerboden ist so schwer zu bestellen, daß der Bauer wohl vier Pferde vor den Pflug spannen muß. Die ertragreichen Wiesen und die fetten Äcker haben den Marschbaner ziemlich wohlhabend gemacht. Doch leiden die Grundstücke oft unter den Überschwemmungen, die in den Jahren 1854 und 1888 an der Elbe sogar zu Deichbrüchen führten und den Segen vieler Dorffluren auf Jahrzehnte vernichteten. — Ganz anders ist der landfchaft- liche Charakter der Heide. Dieselbe nimmt den größten

3. Der Regierungsbezirk Lüneburg - S. 38

1895 - Lüneburg : Herold & Wahlstab
— 38 — Mann zugleich überzusetzen. Sechs Fährleute zogen sie in 10—12 Minuten hinüber. Eine solche Fähre kostete nicht weniger als 10 000 Mark, ein einziges Tau 1300 Mark. Die Brücke begann wieder am linken Ufer der Norder-Elbe und reichte bis an die Wilhelmsburger Chaussee. Die letztere führte bis zum Hauptdeiche an der Südseite von Wilhelms- bürg. Vom Ende der Heerstraße bis zum rechten Ufer der Süder-Elbe wölbte sich wieder eine Brücke. Die Süder-Elbe Katte Fähren wie die Norder-Elbe. Am linken Ufer der Süder-Elbe begann der 4. Teil der Brücke, der bis zum Harburger Schlosse reichte. Die Kosten der Riesenbrücke mögen sich auf 900 000 Mark belaufen haben. Da der Bau aber nicht solide genug war, sank die Brücke an sumpfigen Stellen, weshalb sie schon nach fünf Jahren abgebrochen werden mußte. Das Steinpflaster ward aufgerissen und der Wegdamm wieder in Ackerland veiwaudelt. Das war das Schicksal der so sehr bewunderten „Teaselsbrücke", die Ham- bürg und Harburg so viel Weh gebracht hatte. Jetzt führen eine Eisenbahn und eine dauerhafte Chaussee über Wilhelms- bürg. Unter den Dörfern hat das Kirchdorf Moisburg an der Este eine reiche Vergangenheit hinter sich. Der Ort ward im 13. Jahrh. vom Erzbischof von Bremen zur Stadt erhoben, war befestigt und besaß ein eigenes Schloß. Das Dorf Hollenstedt wird schon 804 als Holdunstetin erwähnt. An Karl den Großen, der hier mit seinem Heere lag, soll noch der Karlsstein erinnern. Der Abdruck des Hufeisens und der tiefe Spalt darin sollen durch den Fußtritt des Rosses und den Schwertschlag des Helden entstanden sein. (Vgl. die Sage vom Pickelstein <S. 12.) 9. Der Kreis Soltau. Der Kreis liegt so recht im Herzen der Heide. Hier, wo 10—20 Ortschaften ein einziges Kirchspiel bilden, kann man oft Stunden lang wandern, ohne ein Dorf zu treffen; höchstens erblickt man einen Schafstall in trauriger Einöde. Da weidet der Schäfer seine hundertköpfige Heidschnuckenherde; sein kluger Hund ruht neben ihm oder geht bedächtig um

4. Der Regierungsbezirk Lüneburg - S. 11

1895 - Lüneburg : Herold & Wahlstab
— 11 — länger weigern würden, in die Kirche zu gehen, weil dort lutherisch gepredigt würde, so sollten sie an einen Ort gebracht werden, wo weder Sonne noch Mond scheine. Herzog Ernst hatte die Freude zu sehen, wie fast alle seine Unterthanen sich der evangelischen Lehre zuwandten. Er starb in demselben Jahre, in dem sein treuer Ratgeber Luther verschied (1546). 5. Der dreißigjährige Krieg im Lüneburgschen. Obwohl unsere Heimat im dreißigjährigen Kriege (1618—48) nicht der Schauplatz großer Kämpfe war, so hat sie doch von durchziehenden Heeren viel leiden müssen. Der Kaiser wollte die protestantischen Bewohner Niedersachsens mit Gewalt zur katholischen Kirche zurückführen. Unauf- haltsam drang der kaiserliche Feldherr Tillp nach Norden vor. Die Einwohner von Fallersleben und Gifhorn flohen bei seinem Anzüge in den Barnbruch und den Drömling. In Burgdorf wollte man vorher ein Getöse in der Luft ge- hört haben, als ob unzählige Trommeln gerührt würden; einige Tage später nahmen die Kaiserlichen den Ort ein und zerstörten das vor sieben Jahren erbaute Schloß. Wer von den Bewohnern sich auf den Straßen sehen ließ, ward er- barmungslos niedergeschossen. Die halb verhungerten oder an der Pest erkrankten Leute kauerten in den Kellern. Unter solchen Drangsalen hat das kleine Burgdorf allein 500 Ein- wohner verloren. Um den Schaden zu ermessen, sei an- geführt, daß in dem ersten Halbjahr 1627 von der Stadt Burgdorf 100 000 Thaler erpreßt wurden. Die zur Ver- zweiflung getriebenen Bauern der Umgegend rotteten sich zur Abwehr zusammen. Ihrer 200 hielten Wache bei der.feste Dachtmissen; aber sie wurden sämtlich niedergehauen. In Hermannsbnrg plünderten die Kaiserlichen Kirche und Wohn- Häuser aus, zerschlugen die Glocken und führten fünf große Frachtwagen voll Erz fort, um daraus Kanonen zu gießen. Nur zehn Familien mit sechs Kühen sollen nach Abzug der Räuber ins Dorf zurückgekehrt sein. Endlich wandte sich Tilly über Ülzen nach Magdeburg. Mit Freuden begrüßte

5. Der Regierungsbezirk Lüneburg - S. 13

1895 - Lüneburg : Herold & Wahlstab
— 13 — Endlich kam 1648 der Friede zustande. Aber Seuchen hatten die Hälfte der Bewohner fortgerafft, die Dörfer waren verödet, die Höfe verwüstet, die Felder lagen unbebaut, und die Sitten waren verwildert. 6. Die Franzosen im Lande. Georg Il, der König von England und Kurfürst von Hannover war, hielt im siebenjährigen Kriege (1756—63) treu zu feinem Schwestersohn, dem preußischen König Friedrich dem Großen; aber infolge der schimpflichen Konvention zu Kloster Zeven (Regbz. Stade) mußte der unfähige Herzog von Cumberland (Sohn Georgs Ii.) den größten Teil feiner Truppen entlassen und Hannover den Franzosen preisgeben. Jetzt brach sür das südliche Lüneburgsche eine trübe Zeit an. Die nach Sachsen durchziehenden Franzosen erlangten unter Androhung furchtbarer Rache (Aufhängen der Widerspenstigen, Anzünden der Häuser) Heu, Stroh, Getreide und Gespann. Während der kurzen Zeit ihrer Einquartierung in Gifhorn verursachten sie der Stadt einen Schaden von 12 471 Thalern, in den umliegenden Dörfern gar von 120140 Thalern. In Celle schlug der Herzog von Richelieu sein Quartier auf und legte einen Teil der Stadt, darunter eine Kirche, das Armenhaus und das Waisenhaus, in Asche. Jubel erfüllte auch unser Land, als die Franzosen nach der Schlacht bei Roßbach (1757) flüchtend über den Rhein eilten. Kaum fünfzig Jahre fpäter, zur Zeit der Regierung Georgs Iii., hatten wir die Franzosen abermals im Land. Ohne vorausgegangene Kriegserklärung drang im Sommer 1803 ein französisches Heer von 12000 Mann in das Kurfürstentum ein, dem man ein nur dürftig ausgerüstetes Heer von 9000 Mann entgegenstellen konnte. Der Feld- Marschall von Wallmoden wurde durch die übergroße Vorsicht und Bedachtsamkeit der Regierung so eingeengt, daß er sich zu der schmachvollen Konvention von Artlenburg genötigt sah. Das hannoversche Heer ward aufgelöst und in die Heimat entlassen. Jetzt fingen die übermütigen Franzosen

6. Der Regierungsbezirk Lüneburg - S. 33

1895 - Lüneburg : Herold & Wahlstab
- 33 — halb dies geschehen, deutet die Sage folgendermaßen. Am Morgen des 30. Apr. 1372 war ein mit Korn beladener Esel aus dem Kloster nach der Mühle getrieben worden. Als nun Vetter Langohr gemessenen Schrittes wieder heim- trabte, ward sein Führer mit Schrecken gewahr, daß die lichte Lohe aus dem Dache des Klosters schlug. Ohne sich um den Esel zu bekümmern, stürzte er ins Kloster, um zu retten. Das Feuer aber griff so rasend um sich, daß der Bau bald zusammenbrach. Als die allgemeine Verwirrung sich gelegt hatte, dachte der Treiber wieder an seinen Esel. Zu seinem Erstaunen fand er den Grauen, mit den Mehl- sacken auf dem Rücken, ganz ruhig in der Klosterwiese weiden. Seine Last lieferte den verarmten Nonnen das erste Brot, dazu entnahmen sie aus dem Verhalten des Esels die Lehre: „Wenn Gott uns verlassen wollte, hätte er uns nicht durch den Esel feinen Segen gezeigt." Das Kloster ward nun auf der Weide erbaut und zum ewigen Gedächtnis das Bild des beladenen Esels in ein Fenster des Kreuzganges gemalt. — Das Lüner Kloster ist mit hohen Mauern umgeben und ent- hält außer den Gebäuden einen weiten Hofraum nebst Garten. In das Kloster führt nur ein Eingang. Zu beiden Seiten des überwölbten Kreuzganges ist eine Reihe von Zimmern, unter denen der Speisesaal (Refektorium oder Remter) das größte ist. Im oberen Stockwerk befinden sich die Zellen d. h. kleine Wohnungen mit einem Bett und einem Fenster. Von den Zellen aus führt ein langer Gang auf das Chor der an- stoßenden Kirche. Das Kloster ist aus vier rechteckigen Ge- bäuden so zusammengesetzt, daß sie einen quadratischen Kirch- Hof umschließen. Ein Blick durch die mit wertvollen Glas- Malereien versehenen Fenster erinnert überall an das Ende des Irdischen. — Früher waren die Klöster Wohnsitze der Frömmigkeit und des Fleißes. Viele unserer Blumen, Gewürz- und Gemüsepflanzen, Getreidearten und Obstsorten wurden in _ den Klostergärten gezogen; auch für den Fortbau der Wissenschaft waren die Mönche thätig. Nach und nach aber wurden die Klöster Stätten des Müssiggangs, der Schwelgerei und Zuchtlosigkeit. (Vgl. S. 10.) Bei der Einführung der Reformation ließ Herzog Ernst der Bekenner die Nonnenklöster bestehen. Auch Kloster Lüne blieb, ist aber jetzt nur noch W. Bube, Der Regierungsbezirk Lüneburg. 3

7. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 62

1914 - München : Oldenbourg
— 62 — Abgeordneten der Stadt bleich und zitternd zu Füßen und flehten um Nachlaß. (Er aber erwiderte, wie solche Bitten und Fußfall ganz unnötig seien, das Geld sollten sie erlegen, und wo dies nicht bis den 8. des Abends 7 Uhr geschehen sei oder Geisel hiefür und zwar vier Personen von der Geistlichkeit und dem Adel, vier vom Rate und vier von der Gemeinde gestellt werden, wurde er alsbald das Schloß, die Stadt und alle umliegenden Flecken in lichte Flammen stellen." Ungeachtet der von der Stadt und dem Stifte, das viele silberne Kir-cheugefäße nach Frankfurt verkaufen mußte, aufgebrachten und gezahlten Brandschatzung wurde dennoch das Residenzschloß abgebrannt und in den Häusern der Stiftsgeistlichen übel gehaust. 15, Ein Kaiser in Würzbnrg (1658). Seitdem die Krönung der deutschen Könige zu Frankfurt üblich geworden war, zogen die von den Kurfürsten erwählten Habsburger auf der alten Heeresstraße, die von Wien über Regensburg, Nürnberg und Würzburg führte, zum Krönungsfeste. Infolgedessen erhielt die alte Bischofsstadt am Maine öfter kaiserliche Besuche, die uns von den Chronisten ausführlich geschildert werden. Am ](v August ^658 kam Kaiser Leopold I. auf dem Rückwege von Frankfurt unter dem Donner der Geschütze in Würz bürg an. Bis an die Zeller Steige waren 5000 Mann vom Landesausschusse und einige hundert geworbene Soldaten in Parade aufgestellt. Die gesamte Geistlichkeit war dem Kaiser bis ans Zellertor entgegengegangen und begleitete den von da unter einem Himmel Reitenden in den Dom. Pom Tore an bis zum Dome waren die Bürger und die Garnison mit Musik und Fahnen zu beiden Seiten aufgestellt, die Straßen mit Blumen bestreut, die Häuser mit grünen Zweigen und Bäumen verziert. Als der Kaiser nach abgehaltenem Tedeum mit dem (Erzherzoge und dem Kurfürsten auf das Schloß fuhr, wurde ihm an der Greden von 20 Jungfrauen ein Kranz überreicht. Am folgenden Tage nach der Tafel besuchte der Kaiser eine theatralische Aufführung in der akademischen Aula, wo er bei seiner Ankunft von dem damaligen Domprediger mit einer lateinischen Rede empfangen wurde. Nach Beendigung der Vorstellung besah Leopold die neuerbaute Mainmühle diesseits und das neue Kinderhaus und die Schneid- und Papiermühle jenseits des Maines. Am ^3., nachmittags um 3 Uhr, verließ er Würzburg unter denselben (Ehrenbezeugungen wie beim (Einzuge und reiste noch bis Kitzingen.

8. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 35

1914 - München : Oldenbourg
— 35 •— gebäude zwar vorhanden, aber eng und beschränkt. Nur besonders reiche Herren konnten ihre Wohnungen nach der Art der Wertheimer Burg ausbauen. Zudem wurde Burg Wertheim vorn Schicksal sehr begünstigt. Da sich Graf Georg Ii. mit seinen Bauern einigte, ging der Bauernaufstand, der den meisten fränkischen Burgen den Untergang brachte, ohne Schaden für ihn und sein Schloß vorüber. (Erst ü_654 sank die Burg infolge einer Beschießung durch die Kaiserlichen in Schutt und Asche. Line Belagerung. Leinde sind nah! Gellend kündet es des Wächters Horn vorn hohen Bergfried herab. Droben am Waldessaum hat das scharfe Auge des verlässigen Mannes einen Trupp Reiter erspäht. Jetzt traben 50—60 Berittene über die Talwiese; hinterdrein folgen Fußgänger, bewaffnet mit langen Speeren, dann folgen wagen, beladen mit Leitern und langen, mit Eisen beschlagenen Balken. Die Leute auf der Burg eilen an die Ringmauern, schauen durch die Scharten und rufen einander zu: Mordio, Blordio! Die Feinde kommen! Auf, auf zur wehr! Line bange Stunde ist vergangen. Der Feind geht daran die Burg zu umschließen. Drunten im Tale stehen die feindlichen Ritter. Die Knechte beginnen mit Leitern die Felsen zu besteigen. Etliche Fußgänger huschen auf dem Burgwege aufwärts. Überall suchen sie Deckung. Sie wollen heimlich das äußere Burgtor erreichen. Doch ist es zu spät. Rechtzeitig drehte sich die Zugbrücke in ihren Angeln und verschloß den Eingang gleichsam als zweite Türe. Der Burggraben ist jetzt ohne Übergang. Auf den runden Türmen und auf den Mauern hinter den Zinnen stehen die Burgleute, um ihr Heim zu schützen. Große Steine werfen sie hinab auf den Feind. Pfeile fliegen herab und herauf. Jetzt reiten drei Ritter den Burgweg herauf; der mittlere trägt eine Fahne und ruft hinüber in die Burg: „Graf, öffnet Euer Nest! wir schonen Haus und Leute l“ Aber der Burgvogt entgegnet ihnen aus dem äußeren Burgtor: „Kommt nur herein, wenn ihr könnt! wir haben euch ein feines Gericht hergerichtet; eilt euch, das Essen ist noch heiß!" Die drei Reiter ziehen sich zurück, denn schon schwirren Speere und pfeile ihnen entgegen. Nun kommen feindliche Knechte den Burgweg herauf. Sie suchen mit Reisigbündeln und Erde den tiefen Graben zu füllen. Mühselig und gefährlich ist die Arbeit, die die Burginsassen mit allen Mitteln zu hindern versuchen. )n der Nacht aber gelingt das Werk. Der Feind steht an der Mauer. Mit eisernen Haken sucht er die Zugbrücke 3*

9. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 41

1914 - München : Oldenbourg
— — hervorbrachen, die Umgegend plünderten und deren Bewohner auf Lösegeld gefangen wegführten. Diesem Unwesen zu steuern, zog Bischof Gerhard an Pfingsten ^393 vor das Raubschloß, belagerte dasselbe mit allem Kraftaufwands vermochte es aber nicht zu erobern und mußte an 5t. Michaels-Tag nach manchen Verlusten wieder abziehen. 3. 3m Freigerichte Alzenau finden wir in der unruheoollen Zeit Deutschlands nicht wenige Ritter, die plündern und Hauben als einträgliches Gewerbe betrieben. Besonders waren es die Herren von Bonneburg, die viele der Märker in ihren Wohnungen anfielen und plünderten, oft zu Fehde zogen, Steuern erpreßten und das Ländchen feindlichen Reisigen preisgaben, obwohl in ihrer „edelsten" Z}and das Amt des Landrichters ruhte. Wiederholt setzten deshalb die freien Märker diese unwürdigen Vögte ab (H36l[ und ^386). Aber auch nach dem Aussterben dieser Familie nahmen die Räubereien kein Ende. Die Schelrisse von Wasserlos, die Herren der Womburg bei Mömbris und Ulrich von Bergheim auf Z?üttelngefäß waren kecke Stegreifritter und vergewaltigten Bauern und Bürger, Kaufleute und pilger, so daß König Ruprecht in Verbindung mit den benachbarten Reichsstädten Ruhe schaffen mußte. Am Sonntag, den 22. Februar ^05, wurden die Burgen der Strauchritter von Reisigen eingenommen und verbrannt. Damit war den raublustigen Rittern für längere Zeit das Handwerk gelegt. 4. Aus fehdereicher Zeit. Au Beginn des ^5. Jahrhunderts herrschte in Franken auf den Straßen große Unsicherheit, allenthalben hörte man von Mord, Raub und Brandschatzung. Um diesem Übel zu steuern, schlossen die fränkischen Bischöfe, der Abt von Fulda, der Burggraf von Nürnberg und Abgesandte der fränkischen Reichsstädte im )ahre ^03 zu Mergentheim ein Bündnis, „Landfriede zu Franken" genannt. Aus den Bestimmungen des Vertrages kann man auf die Vergehen gegen Person und (Eigentum sehr leicht Schlüsse ziehen. So mußte ein Artikel vorschreiben: Alle pilger und Wallfahrer, die Kaufleute und die Ackerbauer, welche Feldfrüchte und Edein bauen, sollen in ihren Wohnungen und Gewerben sicher sein; frei sollen sein alle Straßen, Kirchen, Klöster, Geistliche, Kaufleute, Kirchhöfe, Mühlen, Pflüge mit ihren Pferden, Gchsen und Zugehör, alle Ackerleute und Weinbauer. Wer diese beschädigt, soll als Verletzer des Landfriedens und Räuber bestraft werden. Bald mußte denn auch der Bischof von Würzburg gegen Landfriedensbrecher zu Felde ziehen. Noch im gleichen )ahre belagerte er das Raub-schloß Werberg, dessen Inhaber die Stiftsuntertanen in den Ämtern

10. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 92

1914 - München : Oldenbourg
— 92 — geplündert und ausgeraubt, Kellergewölbe, Truhen, Risten und alles durchsucht. Die Leute wurden geschlagen, geprügelt, manche sogar ausgehängt um Geld, Silber und Geschmeide von ihnen zu erpressen. Oberst vieedon ließ die Bürgermeister eine Haussuchung bei den Bürgern vornehmen, was jeder noch an Geld und Silbergeschirr hatte, mußte ihm ins Quartier geliefert werden. Beim Abmarsche nahm er alles mit. vor dem Abzug verlangte er noch ein Verehrungsgeld für seine fleißige Aufsicht und gute Ordnung (!). (Er erhielt *oo Taler. Der wein des Pfarrers wurde den Soldaten preisgegeben. Darauf kam der Kavalleriegeneral Wolf ßcinrich von Baudiß in die Stadt. Seine Abteilung lagerte in Karlstadt, Gbersfeld, Hundsbach, Münster, Aschfeld, (Eufsenhcim acht Lage lang, streifte, plünderte und tat großen Schaden. Der Hofmeister des Generals ließ die Kirche aufschließen, die Truhen aufsprengen und raubte alles Gold- und Silbergeschmeide, darunter zwei schöne Monstranzen. wenige Tage nach der Einnahme des Schlosses Marienberg kam Gustav Adolf mit einigen Reitern nach Karlstadt. Der Hat machte ihm irt der Kellerei Aufwartung, tat einen ^ußfall und überreichte eine Bittschrift, der König möge die ganze Bürgerschaft mit Weib und Kind an ihrem Leben und vor Brand und weiterer Plünderung beschützen. Der König hieß sie aufstehen und sagte, wenn die Stadt treu fei und mit dem Feinde keine Verbindung halten wolle, wolle er sie in seinen Schutz nehmen; wäre der Bischof im Lande verblieben und hätte mit ihm ein Abkommen getroffen, so wäre das Unglück des Landes verhütet worden. Des Mittags nahm der König einen Imbiß in der Kellerei, ritt dann nach Gemünden, wo er den Paß und das Städtlein ansah, kehrte wieder nach Karlstadt zurück, verbrachte die Nacht bei General Baudiß in der Kellerei und zog andern u.ags wieder nach Würzburg. Dort unterzeichnete er dann den erbetenen Schutzbrief für Karlstadt. vor dem Abzüge des Königs kam Oberst Georg Wolf von wilden-stein mit 200 Musketieren nach Karlstadt als Stadtkommandant. (Er ließ alles Gemäuer, alle Zäune, Gärten und Bäume, sogar das neuerbaute Siechenhaus niederreißen und dann um die Stadt, besonders vor den beiden Toren, Verschanzungen anlegen. Die weiden an der Wern dienten zum flechten der Schanzkörbe. Sie mußten zur Fron hereingetragen werden, da alle Pferde gestohlen waren. Steinhauer, Maurer und die Bürger der Stadt und der Amtsdörfer mußten zehn Wochen lang an werkund Sonntagen fronen. Alle Feldarbeiten blieben liegen, im Advent wurden die Trauben gelesen. Karlstadt wurde eine namhafte Schweden-festung. Bald entstand Mangel an Getreide, Mehl und Salz, da für vorüberziehendes Kriegsvolk viel Brot geliefert werden mußte. Zehnt- und Amtskorn nahm der Oberst einfach hinweg. Die Gramschatzer Bauern hatten ihr Vieh in den Wald getrieben, wo es ganz verwilderte. Oberst wilden-
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