14 Ii. Kreis: Der Heimatort.
Figuren geschmückt. Am prächtigsten sind die Türme und der dazwischen-
liegende Haupteingang, das Hauptportal, verziert. An dem Pfeiler zwischen
den beiden Türflügeln des Haupteinganges steht eine Bildsäule Kaiser Ottos I.
mit der Krone, dem Zepter und dem Reichsapfel. In einer Hohlkehle am
nördlichen Turme bemerkt man das Standbild des Baumeisters des Domes.
Oben in der Spitze des Hanpteinganges erblicken wir den Schutzheiligen des
Domes, Mauritius, mit Schild und Lanze in den Händen und mit einem
Schienenpanzer angetan. Die Nordseite des Domes hat zwei Eingänge, der
östliche heißt die Paradiestür. Uber ihr sieht man einen Schäfer mit Hirten-
stab und Hund und daneben abermals einen Schäfer mit einem Hörne, das
er zum Blasen ansetzt; zwei Hunde führt er an der Leine. Beide Figuren
sollen den Schäfer mit seinem Knechte darstellen. Die Sage erzählt, daß
mit Hilfe eines von ihnen gefundenen Schatzes der Toni zum Teil erbaut
wurde. Den westlichen Eingang ziert links eine Bildsäule des Mauritius
und rechts eine solche der heiligen Katharina mit dem zerbrochenen Rade.
(Siehe die Sage von der heiligen Katharina S. 22.)
Der Schäfer am Dom.
Das Land südlich vom Dome bis zum Wilhelmsgarten war vor langer Zeit
Weideland. Es gehörte zum Kloster Berge. Eines Tages weidete der Klosterschäfer
mit seinem Knechte daselbst die Herde. Als es Mittag war, setzten sich beide auf
einen großen Stein, um ihr Brot zu verzehren. Da rannte plötzlich ein Mäuschen
an ihnen vorüber, das von den Schäferhunden mit Eifer bis in sein Versteck unter
dem großen Steine verfolgt wurde. Die Hunde liefen um den Stein herum, fingen
an eifrig zu scharren und zu kratzen und brachten dabei einige glänzende Münzen
zum Vorschein. Die beiden Hirten erkannten sie sogleich als Goldmünzen und
wälzten nun den schweren Stein fort. Da fanden sie zu ihrem größten Erstaunen
einen Kessel, der so voller Goldstücke war, daß es Mühe machte, ihn herauszuheben.
Bei ihrer Heimkehr erzählten sie den Mönchen und dem Abte von dem Funde.
Dieser gab dem Schäfer den Rat, den Schatz dem Erzbischofe zum Dombau zu
schenken. Der fromme Schäfer ging aus den Vorschlag ein, und mit Eifer wurde
nun der Dombau fortgesetzt. — Aus Dankbarkeit und zum ewigen Gedächtnis ließ
der Erzbischof das steinerne Bild des freigebigen Schäfers und das seines Knechtes
über dem nördlichen Eingange der Domkirche, der Paradiestür, anbringen.
1>) Das Innere des Domes. Die Länge der Domkirche gleicht ziemlich
der Höhe der Türme. Die Kirche besteht aus zwei Hauptteilen, dem Haupt-
und dem Querschiffe. Sie erhält dadurch die Form eines Kreuzes. In dem
etwa 36 in hohen Hauptschiffe befindet sich im östlichen Teile das hohe Chor.
Es ist mit Bildsäulen der Evangelisten geschmückt, die noch aus dem alten
Dome Ottos des Ersten stammen sollen. Zu beiden Seiten des Hauptschiffes
laufen die Neben- oder Seitenschiffe, von jenem dnrch hohe Säulen getrennt.
Der Dom macht trotz seiner Einfachheit im Innern auf den Besucher einen
erhebenden Eindruck. Im hohen Chor befindet sich das Grabdenkmal Ottos I.
Es ist mit einer polierten Granitplatte bedeckt. Um das hohe Chor führt im
Osten der Chorumgang. In diesem steht das Grabmal Edithas, der ersten
Gemahlin Ottos des Großen. Wir sehen eine weibliche Gestalt mit dem
TM Hauptwörter (50): [T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom]]
TM Hauptwörter (100): [T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T72: [Kloster Kirche Jahr Bischof Kaiser Karl Otto Dom Grab Leiche], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T169: [Hand Kreuz König Krone Schwert Zeichen Haupt Gold Mantel Kaiser]]
20 Ii Kreis: Der Heimatort.
der Rückseite steht die Widmung: „Dem ersten Kanzler des neuen Reiches,
in Verehrung Magdeburgs Bürger." Das ganze Denkmal ist 8 m hoch,
davon entfallen auf das Standbild 4,25 in. Granitpfosten mit Kettengehängen
fassen das Denkmal ein.
Das goldene jdflugeisen.
An der Stelle des „goldenen Pflugeisens" am Breitenwege stand einst
eine einfache Herberge. Sie gehörte zu dem nördlichen Vororte Magdeburgs; denn
die Stadt reichte damals nur bis in die Gegend des heutigen Ratswageplatzes.
In der Herberge suchte eiumal ein armer Handwerksgesell, namens Kaspar,
Unterkunft. Er hatte aber keinen Pfennig Geld, um Hunger und Durst zu stillen.
Da nahm sich des Wirtes Tochter Brigitte seiner an und versorgte ihn mit Speise
und Trank. Er versprach, später seine Zeche zu bezahlen, und ließ als Pfand ein
altes Pflugeisen zurück. Es war ein Erbstück der Familie und sollte, so glaubte
man, dem Eigentümer Glück bringen. — Jahre vergingen. Brigittens Vater starb,
und Brigitte hatte mit Not und Sorgen zu kämpfen. Das Pflugeisen bewahrte sie
aber getreulich auf als Erinnerung an bessere Zeiten.
Eines Abends trat ein fremder Reitersmann von stattlichem Aussehen in die
Wirtsstube. Er begrüßte Brigitte herzlich und gab sich als Kaspar zu erkennen,
dem sie einst Gutes erwiesen hatte. Beim Abschied legte er ein großes Geldstück
als Bezahlung der alten Zeche auf den Tisch. Das Psiugeisen aber wollte er am
andern Tage mit sich nehmen, und Brigitte stellte es hinter den Schenktisch. Dort
fiel es dem Nachbar Waffenschmied auf, er nahm es in die Hand und verwunderte
sich über die ungewöhnliche Schwere. Ein anderer Gast, ein Goldschmied, prüfte
es mit ebenso erstaunten Augen. Jeder suchte nun Brigitte heimlich zu überreden,
das alte Gerät ihm zu überlassen. Aber sie wollte es nur dem Reitersmann aus-
liefern, der ja versprochen habe, wiederzukommen. Bald darauf kam auch Kaspar,
und sogleich berichtete ihm Brigitte, wie sie dem Drängen der beiden widerstanden
hätte. Er lachte lustig und fragte scherzend den Waffenschmied und den Goldschmied,
wieviel sie ihm für das alte Eisen zahlen wollten. Nun überbot einer den anderen.
Plötzlich machte ein Fremder, der inzwischen herangetreten war, ein Gebot von
tausend Goldgulden. Er hatte den Wert des alten Pflugeisens erkannt, es bestand
aus reinem Golde. Nun wurde ein Sachverständiger gerufen, und dieser schätzte
das goldene Gerät auf dreitausend Goldgulden.
Kaspar verkaufte die goldene Pflugschar und wurde dadurch ein reicher Mann;
er gab den Reitersdienst auf und vermählte sich mit Brigitte. Sie ließen sich ein
neues, schöneres Haus bauen und über dem Eingang das Bild eines „goldenen
Pflugeisens" anbringen als Gedenkzeichen an ihr Glück.
Der Lindwurm und Rothensee.
Da, wo jetzt die Große Schulstraße in den Breitenweg einmündet, stand der
Sage nach eine Burg, die zum Schutze der Stadt dienen sollte. Der Burgherr
Wilderer von Wildburg hatte eine Tochter, namens Berta, die so schön war,
daß viele Ritter von nah und fern sich um ihre Hand bewarben, aber immer ver-
gebens.
i) Nach W. Leinung und R. Stumvoll: „Aus Magdeburgs Sage und Ge-
schichte." Verlag von Julius Neumann, Magdeburg, 1894.
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod]]
TM Hauptwörter (200): [T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus]]
A. Die Altstadt. 25
sein Sinn. Meister David trachtete schließlich nur noch danach, immer größere Reich-
tümer anzuhäufen. Ehe er es ahnte, war der Geiz in sein Herz gedrungen. Von
nun an verkaufte der bisher so ehrliche Meister seineu Kunden zu kleine und zu
leichte Ware und verschloß auch den Bitten der Armen sein Herz. — Da kam eines
Tages des Meisters Base, eine arme Witwe, in die Bäckerei und machte ihm harte
Vorwürfe wegen seiner Unehrlichkeit und seiner Hartherzigkeit. „Vetter," sagte sie,
„fürchtet Ihr Euch gar nicht vor Gott? Hütet Euch, daß Euch der gerechte Gott
uicht plötzlich vor Gericht fordert und Rechenschaft verlangt wegen des Maßes, mit
dem Ihr Eueru Kunden meßt! Euer Süudeugeld wird Euch uoch in der Hölle
brennen!" Meister David fand keine Antwort auf diese schweren Anklagen. Noch
lange blieb er wie gelähmt an seinem Platze. Nun war seine Ruhe dahin. Miß-
nmtig verbrachte er die Tage, und in den Nächten quälten ihn beängstigende Träume.
Einmal träumte ihm, Gott lege seine Seele und eines der Brote auf eine Wage.
Flugs schnellte die Schale mit seiner Seele empor, und mit Donnerstimme hörte er
den Herrn rufen: „Zu leicht! Weiche von mir!"
Da fuhr Meister David mit einein lauten Aufschrei und in Angstschweiß ge-
badet aus dem Schlafe. In einem heißen Gebete bat er Gott seine Sünden ab
und gelobte sein Unrecht wieder gutzumachen. Von Stund an war er wie um-
gewandelt. Am Morgen besorgte er sogleich eine neue, tadellose Wage und gab
fortan wieder aller Ware das richtige Gewicht. Meister David ließ alsbald danach
eine goldene Wage über seiner Haustür anbringen. Sie sollte ihn an sein Gelübde
erinnern, seinen Nachkommen aber ein Warnungszeichen sein, damit sie nie in Ver-
suchung kämen, aus den Wegen des Geizes und des Betruges zu wandeln.
Die goldene Wage über der Haustür ist zwar läugst verschwunden; aber der
Name für Haus und Straße hat sich bis heute erhalten.
13. 3)ic Hmserstraße.
Unter dem Oberbürgermeister Hasselbach erweiterte sich die Altstadt
nach W (1871 — 85). Hierdurch entstand die Kaiserstraße als Hauptstraße.
Sie hat mit dem Breitenwege beinahe die gleiche Richtung. Die stattliche
Breite, ihre fast gerade Richtung und bedeutende Länge, die hohen, vornehmen
Häuser und die Baumreihen machen sie zu einer der schönsten Straßen
Magdeburgs. Viele Seitenstraßen zweigen sich von ihr ab. Zum Breitenwege
führen z. B. die Viktoriastraße und ihre Fortsetzung, die Himmelreichstraße,
die Ulrichs- und die Große Münzstraße, zum Bahnhof die Kronprinzenstraße
und zur Wilhelmstadt die Wilhelmstraße. Im 8 stößt die Kaiserstraße an
den Hasselbachplatz, und im N trifft ihre Fortsetzung, die Beaumontstraße,
am Kaiser-Wilhelm-Platze mit dem Breitenwege zusammen. Wandern wir
von 8 nach N durch die Kaiserstraße, so fällt uns zunächst der große Heydeck-
platz auf. Hier lag früher die starke Befestigung „der Heydeck". Jetzt be-
finden sich hier das Kaiser-Friedrich-Museum und das Kaiser-Friedrich-
Denkmal.
Unter den Gebäuden der Kaiserstraße feffeln unfern Blick besonders
noch das Stadttheater, vor dem das Jmmermann-Denkmal steht, die
Kaserne Ravensberg und die Krankenanstalt.
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Extrahierte Personennamen: David David David David David David David David Hasselbach
B. Die Vorstädte.
39
im Jahre 1894 die Pauluskirche erbaut. Die Jmmermanustraße er-
hielt zu Ehren des Dichters Jmmermann, der in Magdeburg geboren
wurde, ihren Namen.
In welcher Himmelsgegend liegt die Schule vom Kirchplatze aus? — Zeichne
den Plan des Kirchplatzes!
Die Straßen.
Die Wilhelmstadt hat zwei Hauptstraßen, die Olvenstedt er und die
Große Diesdorfer Straße. Sie verbinden die Vorstadt mit der Altstadt.
Durch die Ringstraße (Sachsen-, Adelheid-, Editha- und Kaiser-Otto-Ring)
gelangt man von der Wilhelmstadt nach den nördlichen und den südlichen
Vorstädten. Die Olvenstedter Straße beginnt am Editharing vor dem Ulrichs-
tore und durchschneidet die Wilhelmstadt in der Richtung von 0 nach W.
Sie führt nach dem Dorfe Olvenstedt und erhielt daher ihren Namen.
Die Große Diesdorfer Straße nimmt ihren Ansang am Adelheidring und
verläuft genau von 0 nach W. Sie führt nach dem Dorfe Diesdorf, wo-
nach sie benannt wurde. An ihr liegen der neue Militär-Begräbnis-
platz und der Westfriedhof. Die fchönste Straße der Wilhelmstadt ist
die Goethestraße.
Nenne andere wichtige Straßen und erkläre ihre Namen!
Das Reichswaisenhaus.
In dem Reichswaisenhause werden Waisenkinder aus dem ganzen Reiche
aufgenommen. Diese Wohltätigkeitsanstalt ist durch Sammlung milder Gaben:
Geld, Zigarrenspitzen, Korke, Stanniol usw. von Kindern und Erwachsenen aller
Gegenden entstanden. Der Reichssechtverein (die Reichsfechtschule) hat sie aus dem
Erlös der Sammlungen erbaut. Das Magdeburger Waisenhaus war bereits das
zweite Reichswaisenhaus. Elternlose Knaben werden hier bis zu ihrem 14. Jahre
erzogen (sie erhalten Nahrung, Kleidung und Wohnung) und in der Wilhelmstädter
Volksschule unterrichtet.
Die Aahlenbergstiftung.
Die Kahlenbergstiftung ist eine Krankenanstalt, in der Kranke gepflegt und
Krankenpflegerinnen ausgebildet werden. Sie wurde von einem mildtätigen Mit-
bürger, dem Kaufmann Kahlenberg, im Jahre 1883 gegründet. Ihm zu Ehren
wurde sie benannt.
Die Arbeiterkolonie.
In der Arbeiterkolonie finden zureifende Arme (Handwerksburfchen) und auch
aus dem Gefängnis Entlassene Obdach und Verpflegung. Hierfür haben sie zu
arbeiten. So z. B. zerkleinern sie Holz und verrichten Gartenarbeit.
Der städtische Schlacht- und Viehhof.
Um die Gesundheit der Bewohner zu schützen, erbaute die Stadtbehörde den
Schlacht- und Viehhof. In dem einen Teile, dem Viehhof, wird das lebende Vieh
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
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D. Verkehrsstraßen, die Magdeburg mit anderen Orten verbinden. 43
Fahrdamme ein ungepflasterter Weg, der von den leichteren Wagen besonders
im Sommer benutzt wird (Sommerweg). Zu beiden Seiten der Fahrstraße
laufen auch noch Wege für Fußgänger, man nennt sie Fußwege. Rechts
und links wird die Chaussee von Gräben eingeschlossen, die das abfließende
Wasser aufnehmen. Der Rand der Chanffee ist mit Bäumen bepflanzt.
Sie geben im Sommer dem Reisenden kühlen Schatten und schützen ihn im
Winter bei Schnee vor dem Verirren. Am Rande der Chaussee bemerken
wir in gewissen Entfernungen (100 Meter) Steine mit Ziffern. Sie geben
die Entfernung von einem Punkte, bei uns vom Alten Markte, in Kilo-
meiern und Metern an. Die wichtigsten Chansseen, die von Magdeburg
ausgehen, sind folgende:
I. Die Halberstädter Chaussee oder Heerstraße. Sie führt
von Sudenburg über Klein- und Groß-Ottersleben und andere Orte nach
Halberstadt.
Il Die Leipziger Chaussee. Sie bildet die Fortsetzung der Leipziger
Straße und führt über Dodendorf uach Leipzig.
Hl Die Berliner Chaussee. Sie sührt von der Friedrichstadt über
Heyrothsberge (Friedr.-Wilh.-Brücke) und Burg nach Berlin.
Iv. Die Steudaler Chaussee. Sie bildet die Fortsetzung der
Lübecker Straße der Neuen Neustadt und geht über Barlebeu und Wolmirstedt
nach Stendal.
Von den Chausseen und Landstraßen führen kleinere Wege in das Feld,
die die Leute benutzeu, um zu ihrem Acker zu kommeu. Man nennt sie
Feldwege. Sie sind nicht gepflastert.
Außer den Landstraßen und Fußwegen gibt es noch andere gerade und
möglichst wagerechte Straßen, die nach größeren Dörfern, kleineren und
größeren Städten führen. Es find die Eisenbahnen. Auf ihnen fahren die
Eisenbahnzüge, die Personen, Vieh und Waren (Güter) aller Art von einem
Orte zum andern befördern. Die ersten Eisenbahnen wurden vor etwa
70 Jahren gebaut. Man benutzt bei ihnen die Kraft des Dampfes, um die
Wagen fortzubewegen (Dampfmaschine, Lokomotive). An den Orten, wo der
Eisenbahnzug anhält, ist ein Bahnhof. Hier steigen die Leute in den Zug
hinein und aus ihm heraus. Auch werden hier die Güter verladen (Güter-
bahnhof).
Der Bahnhof der Altstadt liegt an der Bahnhofstraße fast in der Mitte
der Stadt. Er besteht aus zwei großen Gebäuden, die durch einen unter-
irdischen Gang (Tunnel) in Verbindung stehen. Die beiden Gebäude dienen
dem Personenverkehr. Außerdem befinden sich in der Nähe größere Gebäude
(Schuppen), in denen die ankommenden und abgehenden Güter gelagert
werden (Güterschuppen). Vom Bahnhofe ans führen die Bahnstrecken über
einige Hauptstraßen, z. B. über den Breitenweg und die Wilhelmstraße. Um
den Personen- und Wagenverkehr nicht zu hindern, sind sie überbrückt (eiserne
Eisenbahnbrücken). Die Stadtteile Buckau, Sudenburg, Neustadt und Rothensee
haben auch je einen Bahnhof.
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TM Hauptwörter (200): [T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Franken
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 62 —
Abgeordneten der Stadt bleich und zitternd zu Füßen und flehten um Nachlaß. (Er aber erwiderte, wie solche Bitten und Fußfall ganz unnötig seien, das Geld sollten sie erlegen, und wo dies nicht bis den 8. des Abends 7 Uhr geschehen sei oder Geisel hiefür und zwar vier Personen von der Geistlichkeit und dem Adel, vier vom Rate und vier von der Gemeinde gestellt werden, wurde er alsbald das Schloß, die Stadt und alle umliegenden Flecken in lichte Flammen stellen."
Ungeachtet der von der Stadt und dem Stifte, das viele silberne Kir-cheugefäße nach Frankfurt verkaufen mußte, aufgebrachten und gezahlten Brandschatzung wurde dennoch das Residenzschloß abgebrannt und in den Häusern der Stiftsgeistlichen übel gehaust.
15, Ein Kaiser in Würzbnrg (1658).
Seitdem die Krönung der deutschen Könige zu Frankfurt üblich geworden war, zogen die von den Kurfürsten erwählten Habsburger auf der alten Heeresstraße, die von Wien über Regensburg, Nürnberg und Würzburg führte, zum Krönungsfeste. Infolgedessen erhielt die alte Bischofsstadt am Maine öfter kaiserliche Besuche, die uns von den Chronisten ausführlich geschildert werden.
Am ](v August ^658 kam Kaiser Leopold I. auf dem Rückwege von Frankfurt unter dem Donner der Geschütze in Würz bürg an. Bis an die Zeller Steige waren 5000 Mann vom Landesausschusse und einige hundert geworbene Soldaten in Parade aufgestellt. Die gesamte Geistlichkeit war dem Kaiser bis ans Zellertor entgegengegangen und begleitete den von da unter einem Himmel Reitenden in den Dom. Pom Tore an bis zum Dome waren die Bürger und die Garnison mit Musik und Fahnen zu beiden Seiten aufgestellt, die Straßen mit Blumen bestreut, die Häuser mit grünen Zweigen und Bäumen verziert. Als der Kaiser nach abgehaltenem Tedeum mit dem (Erzherzoge und dem Kurfürsten auf das Schloß fuhr, wurde ihm an der Greden von 20 Jungfrauen ein Kranz überreicht. Am folgenden Tage nach der Tafel besuchte der Kaiser eine theatralische Aufführung in der akademischen Aula, wo er bei seiner Ankunft von dem damaligen Domprediger mit einer lateinischen Rede empfangen wurde. Nach Beendigung der Vorstellung besah Leopold die neuerbaute Mainmühle diesseits und das neue Kinderhaus und die Schneid- und Papiermühle jenseits des Maines. Am ^3., nachmittags um 3 Uhr, verließ er Würzburg unter denselben (Ehrenbezeugungen wie beim (Einzuge und reiste noch bis Kitzingen.
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Extrahierte Personennamen: August Leopold_I. Zeller Leopold Leopold
Extrahierte Ortsnamen: Frankfurt Würzbnrg Frankfurt Wien Regensburg Nürnberg Maine Frankfurt Maines Würzburg Kitzingen
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Franken
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 35 •—
gebäude zwar vorhanden, aber eng und beschränkt. Nur besonders reiche Herren konnten ihre Wohnungen nach der Art der Wertheimer Burg ausbauen.
Zudem wurde Burg Wertheim vorn Schicksal sehr begünstigt. Da sich Graf Georg Ii. mit seinen Bauern einigte, ging der Bauernaufstand, der den meisten fränkischen Burgen den Untergang brachte, ohne Schaden für ihn und sein Schloß vorüber. (Erst ü_654 sank die Burg infolge einer Beschießung durch die Kaiserlichen in Schutt und Asche.
Line Belagerung.
Leinde sind nah! Gellend kündet es des Wächters Horn vorn hohen Bergfried herab. Droben am Waldessaum hat das scharfe Auge des verlässigen Mannes einen Trupp Reiter erspäht. Jetzt traben 50—60 Berittene über die Talwiese; hinterdrein folgen Fußgänger, bewaffnet mit langen Speeren, dann folgen wagen, beladen mit Leitern und langen, mit Eisen beschlagenen Balken. Die Leute auf der Burg eilen an die Ringmauern, schauen durch die Scharten und rufen einander zu:
Mordio, Blordio!
Die Feinde kommen!
Auf, auf zur wehr!
Line bange Stunde ist vergangen. Der Feind geht daran die Burg zu umschließen. Drunten im Tale stehen die feindlichen Ritter. Die Knechte beginnen mit Leitern die Felsen zu besteigen. Etliche Fußgänger huschen auf dem Burgwege aufwärts. Überall suchen sie Deckung. Sie wollen heimlich das äußere Burgtor erreichen. Doch ist es zu spät. Rechtzeitig drehte sich die Zugbrücke in ihren Angeln und verschloß den Eingang gleichsam als zweite Türe. Der Burggraben ist jetzt ohne Übergang.
Auf den runden Türmen und auf den Mauern hinter den Zinnen stehen die Burgleute, um ihr Heim zu schützen. Große Steine werfen sie hinab auf den Feind. Pfeile fliegen herab und herauf. Jetzt reiten drei Ritter den Burgweg herauf; der mittlere trägt eine Fahne und ruft hinüber in die Burg:
„Graf, öffnet Euer Nest! wir schonen Haus und Leute l“
Aber der Burgvogt entgegnet ihnen aus dem äußeren Burgtor:
„Kommt nur herein, wenn ihr könnt! wir haben euch ein feines Gericht hergerichtet; eilt euch, das Essen ist noch heiß!"
Die drei Reiter ziehen sich zurück, denn schon schwirren Speere und pfeile ihnen entgegen. Nun kommen feindliche Knechte den Burgweg herauf. Sie suchen mit Reisigbündeln und Erde den tiefen Graben zu füllen. Mühselig und gefährlich ist die Arbeit, die die Burginsassen mit allen Mitteln zu hindern versuchen. )n der Nacht aber gelingt das Werk. Der Feind steht an der Mauer. Mit eisernen Haken sucht er die Zugbrücke
3*
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Franken
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— —
hervorbrachen, die Umgegend plünderten und deren Bewohner auf Lösegeld gefangen wegführten. Diesem Unwesen zu steuern, zog Bischof Gerhard an Pfingsten ^393 vor das Raubschloß, belagerte dasselbe mit allem Kraftaufwands vermochte es aber nicht zu erobern und mußte an 5t. Michaels-Tag nach manchen Verlusten wieder abziehen.
3.
3m Freigerichte Alzenau finden wir in der unruheoollen Zeit Deutschlands nicht wenige Ritter, die plündern und Hauben als einträgliches Gewerbe betrieben. Besonders waren es die Herren von Bonneburg, die viele der Märker in ihren Wohnungen anfielen und plünderten, oft zu Fehde zogen, Steuern erpreßten und das Ländchen feindlichen Reisigen preisgaben, obwohl in ihrer „edelsten" Z}and das Amt des Landrichters ruhte. Wiederholt setzten deshalb die freien Märker diese unwürdigen Vögte ab (H36l[ und ^386).
Aber auch nach dem Aussterben dieser Familie nahmen die Räubereien kein Ende. Die Schelrisse von Wasserlos, die Herren der Womburg bei Mömbris und Ulrich von Bergheim auf Z?üttelngefäß waren kecke Stegreifritter und vergewaltigten Bauern und Bürger, Kaufleute und pilger, so daß König Ruprecht in Verbindung mit den benachbarten Reichsstädten Ruhe schaffen mußte. Am Sonntag, den 22. Februar ^05, wurden die Burgen der Strauchritter von Reisigen eingenommen und verbrannt. Damit war den raublustigen Rittern für längere Zeit das Handwerk gelegt.
4. Aus fehdereicher Zeit.
Au Beginn des ^5. Jahrhunderts herrschte in Franken auf den Straßen große Unsicherheit, allenthalben hörte man von Mord, Raub und Brandschatzung. Um diesem Übel zu steuern, schlossen die fränkischen Bischöfe, der Abt von Fulda, der Burggraf von Nürnberg und Abgesandte der fränkischen Reichsstädte im )ahre ^03 zu Mergentheim ein Bündnis, „Landfriede zu Franken" genannt. Aus den Bestimmungen des Vertrages kann man auf die Vergehen gegen Person und (Eigentum sehr leicht Schlüsse ziehen. So mußte ein Artikel vorschreiben: Alle pilger und Wallfahrer, die Kaufleute und die Ackerbauer, welche Feldfrüchte und Edein bauen, sollen in ihren Wohnungen und Gewerben sicher sein; frei sollen sein alle Straßen, Kirchen, Klöster, Geistliche, Kaufleute, Kirchhöfe, Mühlen, Pflüge mit ihren Pferden, Gchsen und Zugehör, alle Ackerleute und Weinbauer. Wer diese beschädigt, soll als Verletzer des Landfriedens und Räuber bestraft werden.
Bald mußte denn auch der Bischof von Würzburg gegen Landfriedensbrecher zu Felde ziehen. Noch im gleichen )ahre belagerte er das Raub-schloß Werberg, dessen Inhaber die Stiftsuntertanen in den Ämtern
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Franken
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
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geplündert und ausgeraubt, Kellergewölbe, Truhen, Risten und alles durchsucht. Die Leute wurden geschlagen, geprügelt, manche sogar ausgehängt um Geld, Silber und Geschmeide von ihnen zu erpressen. Oberst vieedon ließ die Bürgermeister eine Haussuchung bei den Bürgern vornehmen, was jeder noch an Geld und Silbergeschirr hatte, mußte ihm ins Quartier geliefert werden. Beim Abmarsche nahm er alles mit. vor dem Abzug verlangte er noch ein Verehrungsgeld für seine fleißige Aufsicht und gute Ordnung (!). (Er erhielt *oo Taler. Der wein des Pfarrers wurde den Soldaten preisgegeben.
Darauf kam der Kavalleriegeneral Wolf ßcinrich von Baudiß in die Stadt. Seine Abteilung lagerte in Karlstadt, Gbersfeld, Hundsbach, Münster, Aschfeld, (Eufsenhcim acht Lage lang, streifte, plünderte und tat großen Schaden. Der Hofmeister des Generals ließ die Kirche aufschließen, die Truhen aufsprengen und raubte alles Gold- und Silbergeschmeide, darunter zwei schöne Monstranzen.
wenige Tage nach der Einnahme des Schlosses Marienberg kam Gustav Adolf mit einigen Reitern nach Karlstadt. Der Hat machte ihm irt der Kellerei Aufwartung, tat einen ^ußfall und überreichte eine Bittschrift, der König möge die ganze Bürgerschaft mit Weib und Kind an ihrem Leben und vor Brand und weiterer Plünderung beschützen. Der König hieß sie aufstehen und sagte, wenn die Stadt treu fei und mit dem Feinde keine Verbindung halten wolle, wolle er sie in seinen Schutz nehmen; wäre der Bischof im Lande verblieben und hätte mit ihm ein Abkommen getroffen, so wäre das Unglück des Landes verhütet worden. Des Mittags nahm der König einen Imbiß in der Kellerei, ritt dann nach Gemünden, wo er den Paß und das Städtlein ansah, kehrte wieder nach Karlstadt zurück, verbrachte die Nacht bei General Baudiß in der Kellerei und zog andern u.ags wieder nach Würzburg. Dort unterzeichnete er dann den erbetenen Schutzbrief für Karlstadt.
vor dem Abzüge des Königs kam Oberst Georg Wolf von wilden-stein mit 200 Musketieren nach Karlstadt als Stadtkommandant. (Er ließ alles Gemäuer, alle Zäune, Gärten und Bäume, sogar das neuerbaute Siechenhaus niederreißen und dann um die Stadt, besonders vor den beiden Toren, Verschanzungen anlegen. Die weiden an der Wern dienten zum flechten der Schanzkörbe. Sie mußten zur Fron hereingetragen werden, da alle Pferde gestohlen waren. Steinhauer, Maurer und die Bürger der Stadt und der Amtsdörfer mußten zehn Wochen lang an werkund Sonntagen fronen. Alle Feldarbeiten blieben liegen, im Advent wurden die Trauben gelesen. Karlstadt wurde eine namhafte Schweden-festung.
Bald entstand Mangel an Getreide, Mehl und Salz, da für vorüberziehendes Kriegsvolk viel Brot geliefert werden mußte. Zehnt- und Amtskorn nahm der Oberst einfach hinweg. Die Gramschatzer Bauern hatten ihr Vieh in den Wald getrieben, wo es ganz verwilderte. Oberst wilden-
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
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Extrahierte Personennamen: Wolf Gustav_Adolf Gustav Adolf Georg_Wolf Steinhauer Karlstadt
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Franken
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
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10. Plünderung und Mißhandlung der Bewohner im Dreißigjährigen Kriege.
„Die Soldaten. stellten ihre Pferde ein und schlachteten alle Hühner und Schafe nacheinander ab. hernach hatte jeglicher feine sonderbare Arbeit zu verrichten, deren jede lauter Untergang und Derderbert anzeigte. Dann obzwar etliche anfingen zu sieden und zu braten, daß es aussah, als sollte ein Festmahl gehalten werden, so waren hingegen andere, die burchstürtnten das Baus unten und oben; andere machten von Tuch, Kleidungen und allerlei Hausrat große palete zusammen, als ob sie irgend einen Krempelmarft einrichten wollten. Was sie aber nicht mitzunehmen gedachten, ward zerschlagen und zu Grunde gerichtet. (Etliche durchstachen Heu und Stroh mit ihren Degen; etliche schütteten die Federn aus den Betten und füllten hingegen Speck, dürres Fleisch und Gerät hinein, als ob alsdann besser darauf zu fchlafen wäre. Andere schlugen Ofen und Fenster ein, gleichsam als hätten sie einen ewigen Sommer zu versündigen. Kupfer- und Zinngeschirr schlugen sie zusammen und packten die verbogenen und verderbten Stücke ein. Bettboden, Tische und Stühle verbrannten sie.
Unsere lllagd war dermaßen mißhandelt, daß sie nicht mehr gehen konnte. Den Knecht legten sie gebunden auf die (Erde, steckten ihm ein Sperrholz in den Mund und schütteten ihm einen Kübel voll garstigen Mistlachenwassers in den Leib. Das nannten sie einen schwedischen Trunk, wodurch sie ihn zwangen, eine partei anderwärts zu führen, wo sie Menschen und Dieh hinwegnahmen und in unsern Hof brachten. Da fing man erst an, die Steine von den Pistolen und an deren Statt des Bauern Daumen auszuschrauben und die armen Schelme so zu foltern, als wenn man hätte Hexen brennen wollen, wie sie denn auch einen von den gefangenen Bauern bereits in den Backofen steckten und mit Feuer hinter ihm her waren, ungeachtet er noch nichts bekannt hatte. (Einem andern machten sie ein Seil um den Kopf und zogen es so zusammen, daß ihm das Blut zu Mund, Nase und Ohren heraussprang. In Summa: es hatte jeder seine eigene (Erfindung, die Bauern zu peinigen, und also auch jeder Bauer seine besondere Marter. Allein mein Vater war meinem damaligen Bedünken nach der glückseligste, weil er mit lachendem Munde bekannte, was andere mit Schmerzen und jämmerlicher Wehklage sagen mußten. Die Soldaten setzten ihn nämlich zu einem Feuer, banden ihn, daß er weder Hände noch Füße regen konnte, und rieben seine Fußsohlen mit angefeuchtetem Salze, welches ihm unsere alte Geiß wieder ab lecken und ihn also kitzeln mußte, daß er vor Lachen hätte zerbersten mögen. Das klang so spaßhaft, daß ich, weil ich es nicht besser verstand, von Herzen mitlachen mußte. In solchem Gelächter bekannte er, was man von ihm verlangte, und öffnete den verborgenen Schatz, welcher an Gold, perlen und Kleinodien viel reicher war, als man hinter Bauern hätte suchen mögen."
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein]]