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1. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 432

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
432 dasz ein Schlag oder Klopfen a, zwei Schläge b u. s. w. bedeuteten, so hätte der andere in Potsdam nur die Schläge zu zählen, um zu wissen, welchen Buchstaben ich meine, und Wort für Wort herauszubringen, was ich so in Berlin signalisiere. Ihr seht aber auch, dasz das sehr langsam ginge, weil ich z. B. für Z 25 Schläge nöthig hätte, und dasz der andere sich wohl auch dabei verzählen könnte. Man hat deshalb eine besondere Vorrichtung ersonnen, und die ist folgende : Das von dem in der Spule befindlichen Eisen bald angezogene, bald abgestoszene Eisen schiebt bei jeder Bewegung einen Zahn eines Bades vorwärts. Die Axe dieses gezahnten Rades geht durch eine Scheibe und trägt einen Zeiger. Auf der Scheibe stehen, ähnlich wie auf dem Zifferblatt der Uhr, die Buchstaben des Alphabets. Der Zeiger hat immer, ehe das Telegraphieren losgeht, seine bestimmte Stellung. Bei der ersten Schlieszung der Klappe in Berlin weist der Zeiger in Potsdam auf den Buchstaben A, bei der folgenden Oeffnung auf B, bei abermaliger Schlieszung aufcu.s. w. So kann man also durch fortgesetztes Oeffnen undschlieszen in Berlin den Zeiger in Potsdam so lange rücken lassen, bis er den zu be- zeichnenden Buchstaben erreicht. Ist er so weit gerückt, so wartet man ein wenig; dann wird mit Oeffnen undschlieszen fortgefahren, bis der Zeiger auf den zweiten Buchstaben zeigt, welcher telegraphiert werden soll. Um eine Vorstellung von der Geschwindigkeit des galvanischen Stroms zu bekommen, stellt euch vor, es wäre ein Draht um die ganze Erde herumgezogen. Diesen Weg zu durchlaufen, würde der Strom nur die Zeit zwischen zwei sich folgenden Pulsschlägen brauchen. 132. Wind und Wetter. Die aus einem Kartenblatt geschnittene Schlange, welche auf dem Ofen stehend stch über einer Nadelspitze dreht, lehrt sichtlich, daß durch die Erwärmung ein Luftstrom aufwärts geht. Dasselbe geschieht in der großen Lufthülle der Erde über den breiten Festländern der heißen Zone. Oben in den kalten Regionen wird diese Luft wieder dichter, kann aber gegen den aufsteigenden Strom nicht herniedersinken, sondern bewegt sich nach den Gegenden hin, wo sonst irgend eine Lustoerdünnung statt- findet. Das sind die Polgegenden, deren kalte Luft auf der Oberfläche der Erde den heißen Ländern zueilt, welche durch den aufsteigenden Strom zuviel Lust abgeben. So findet also in unserer Erdhälftc in den unteren Luftschichten ein Wind von Norden nach Süden, in den oberen Luftschichten aber ein Wind von Süden nach Norden statt. lind doch wehen sowohl Süd- als Nordwind vcrhältnißmäßig selten. Das geht so zu. Die Erde, die sich von West nach Ost um ihre Axe dreht, bewirkt für jeden Punkt des Acquators in dieser Richtung jeden Tag eine Bewegung von 5400 Meilen, für jeden Punkt in der Nähe des Pols dagegen vcrbält- nißmäßigc Ruhe und zwischen Pol und Acquator alle möglichen Mittel- stufen. Die Luft, die nun vom Pole nach dem Aequator weht, hat diese schnelle Drehung nicht, sie bleibt also zurück gegen die festen Theile der Erde, und indem die Erdoberfläche sich gegen sie dreht, scheint die Lust von

2. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 40

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
40 „Der Zaunkönig ist ohne Land; das Wasser in dem Auge ist ohne Sand." Was für ein König ist ohne Thron? Und was für Knechte haben keinen Lohn? „Der Kartenkönig ist ohne Thron, und die Stiefelknechte haben keinen Lohn." Welches schöne Haus hat weder Holz, noch Stein? Welcher große Strauß hat kein Blümelein." „Das kleine Schneckenhaus hat weder Holz, noch Stein; der große Vogel Strauß hat keine Blümelein." Was für ein Herz thut keinen Schlag? Und was für ein Tag hat keine Nacht? „Das todte Herz thut keinen Schlag, und der allerjüngste Tag hat keine Nacht." 75. Muöe und Mock. Es war einmal ein Bube, der wollte lieber essen als lesen, hielt mehr von Nüssen als vom Wissen; darum nannten ihn die Leute den „Faulen". Das wollte ihn aber sehr verdrießen, und erdachte: „Wart', ichwill's euch allen zeigen, wie ich fleißig bin!" nahm ein Lesebuch und ging hin- unter auf die Straße. Auf der Straße lag ein dicker Baumstamm, auf den setzte sich der Knabe. Dort mußten die Leute alle vorbei. Er nimmt das Buch auf den Schoß, hält's aber verkehrt, so daß die Buchstaben alle auf dem Kopfe stehen. Da sitzt er, guckt hinein und baumelt mit den Beinen. Bald nickt er aber mit dem Kopfe; denn er ist eingeschlafen. Wer kommt um die Ecke am Gartenzaun? — Der Ziegenbock ist's, ein muntrer Gesell, der seine Kopfarbeit wohl gelernt hat und es mit jedem darin aufnimmt; denn seine Hörner sind groß, und seine Stirn ist hart. Der tritt zu dem schnarchenden Buben und sieht ihn nicken. „Hei", denkt er, „meinst du mich? ich bin schon dabei!" Er stampft mit dem Vorder- bein und geht einige'schritte zurück. Der Junge nickt weiter. „Gleich!" meint der Bock, nimmt einen Anlauf, bäumt auf den Hinterbeinen empor und „Puff!" giebt's einen Stoß. Der Bock an des Buben Kops, der Bub' rückwärts hinunter vom Baumstamm, das Buch empor, hoch in die Luft! Heulend rafft der Junge sich auf und eilt in das Haus. Hat er keinen Buchstaben im Kopf, hat er doch eine Beule daran. Der Bock steht aber verwundert im Wege über den zu leichten Sieg und wartet, ob wieder ein Bub' kommt, der nichts gelernt hat und auf der Straße dann einschläft.

3. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 185

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
185 Der Knabe nimmt ihn vor die Hand und stellt ihn aufrecht an die Wand ; allein der Hund fällt immer wieder auf seine Vorderfüße nieder. Man rufet den Professor Fritz. Auch der erschöpfet seinen Witz. Umsonst! Es will ihm nicht gelingen, den alten Schüler zu bezwingen. Vielleicht, sprach Fritze, hilft der Stock. Er holt den Stock, man prügelt Schnur- ren ; doch bleibt er steifer als ein Bock, und endlich fängt er an zu murren. „Was wollt ihr?" sprach der arme Tropf; „ihr werdet meinen grauen Kopf doch nimmermehr znm Doctor schlagen. Geht, werdet durch mein Beispiel klug, ihr Kinder, lernet jetzt genug, ihr lernt nichts mehr in alten Tagen." 27. Till Eulcnspicgel. Till Eulenspiegel zog einmal mit andern über Berg und Thal. So oft als sie zu einem Berge kamen, ging Till an seinem Wanderstab den Berg ganz sacht und ganz betrübt hinab; allein wenn sie berganwärts stiegen, war Eulenspiegel voll Vergnügen. „Warum", fing einer an, „gehstdubergan so froh, bergunter so betrübt?" „Ich bin", sprach Till, „nun so. Wenn ich den Berg hinunter gehe, so denk' ich Narr schon an die Höhe, die folgen wird, und da vergeht mir denn der Scherz; allein wenn ich berganwärts gehe, so denk' ich an das Thal, das folgt, und fass' ein Herz." 28. Johann der Seifensieder. Johann, der muntre Seifensieder, erlernte viele schöne Lieder und sang mit unbesorgtem Sinn den Tag bei seiner Arbeit hin. Zu beißen hatt' er oft sehr wenig; doch war er froher, als ein König, und seiner hellen Stimme Kraft durchdrang die ganze Nachbarschaft. Man horcht, man fragt: „Wer singt schon wieder?" „Wer ist's? — Der muntre Seifen- sieder." Es wohnte neben diesem an ein reicher, fauler, feister Mann, der prassend oft die halbe Nacht durch- wachte und dann zur Nacht den lichten Morgen machte. Doch schloß er kaum die Augen zu, so stört' ihn schon in seiner Ruh' durch seine frohen Morgenlieder Johann, der muntre Seifensieder. Drob zürnt der reiche, faule Mann und hebt, wenn jener singt, voll Un- muth an: „Der Geier hole deine Lieder, vermaledeiter Seifensieder. Ach! wäre doch, zu meinem Heil, der Schlaf hier wie die Austern feil!" Den Sänger, den er früh vernommen, läßt er des Mittags zu sich kommen und spricht: „Mein lustiger Johann, wie geht es euch? Wie fangt ihr's an? Ein jeder rühmt mir eure Waare. Sagt, wieviel bringt sie ein im Jahre?" „Imjahre? Herr, mir fällt nicht bei, wie groß im Jahr mein Vortheil sei. So rechn' ich nicht. Ein Tag bescheret, was der, so auf ihn folgt, verzehret. Das kömmt im Jahr, ich weiß die Zahl, dreihundert fünf und sechzig mal." „Schon recht; doch könnt ihr mir nicht sagen, was Pflegt ein Tag wohl einzu- tragen?" — „Mein Herr, ihr forschet allzusehr; der eine weniger, der andre mehr." — Der reiche Mann, gar sehr erfreut ob dieser guten Nachricht, beut dem liederreichen Nachbarsmanu viel schöne blanke Thaler an, nur daß er künftig nicht mehr singe und um den Morgenschlaf ihn bringe. Johann verspricht's, läuft hocherfreut mit seinen Thalern heim und scheut wie Diebesaugen aller Blicke, ist ganz betäubt von seinem Glücke, zählt, streichelt, küßt sogar sein Geld und wähnt sich nun den glücklichsten der Welt. Um seinen lieben Schatz zu hüten und schnöden Dieben Trotz zu bieten, verwahrt er ihn bei Tag und Nacht in einem wohlbeschlagnen Kasten; doch so auch kann er noch nicht rasten, weil ihm jetzt alles Argwohn macht.

4. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 502

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
502 Viele Neberlegungen wurden in diesem Sommer angestellt, was ich denn für eine Lebensart ergreifen wolle. Beim Bauern bleiben, nach einigen Dienstjahren mir eine kleine Landstelle ankaufen, worauf ich ein Paar Pferde halten könnte, dann aber fortfahren zu arbeiten fast wie ein Knecht — nein, dazu konnte ich mich doch nicht entschließen. Eine Mühle zu kaufen, dazu war mein Vermögen nicht groß genug, und die vielen Schulden, die ich bekommen hätte, fürchtete ich. Unter andern hatte ich auch den Ge- danken Soldat zu werden; nach Wuchs und Gewandtheit, so wie bei meinen Kenntnissen konnte ich denken bald Unteroffizier und garlieutenant zu werden. Indessen die Vorstellung: da würdest du ja gewiß, wenn auch nur einige, Schläge bekommen, ohne diese wieder zurückgeben zu dürfen, ja, ohne zu mucksen deshalb — empörte meine Seele. Ich war rathlos. In der letzten Hälfte des Sommers sagte mir ein Prediger auf meine oft ge- thane Frage: ob ich für 2100 Mark studieren könnte: „Ja, Harms, studieren Sie nur; wenn Sie fleißig sind und einige Stunden geben für Gelb, so kann's geschehen." Meine Erwiderung: „Das eine steht bei mir: das andere nicht so; werden mir auch Stunden angetragen? und werde ich die Zeit haben, daß ich Stunden gebe?" Er sagte: „Ja, das werden Sie; nur iu Gottes Namen angefangen ! Gehen Sie diesen Herbst auf die gelehrte Schule!" Ich beschloß es, fragte meine Vormünder, ob sie es erlaubten, die hatten beide nichts dawider. Im Meldorfer Markt, 14. September, ging ich nach Meldorf und ließ mich von dem Rector zur Aufnahme prüfen. Der maß mich mit seinen Augen; ich war groß und er war klein; seine erste Frage war, ich hätte ja wohl schon einige Kenntnisse? Als ich ihm sagte, ich wäre in meinem 13. Jahre bei einem Prediger gewesen ein Jahr lang und hätte da etwas Latein gelernt, das aber mchrentheils vergessen wäre, mußte ich declinieren und konjugieren; das war sehr mangelhaft. Nach einigen andern Fragen, auf welche ich Antwort gab und keine, entließ er mich mit den Worten: „Wenn Sie bis zum Anfang der Winterschule fertig decli- nieren und conjugieren können, so kann ich Sie in Prima aufnehmen." Ich war froh darüber, dachte indes: „Wissen die Herren Primaner nicht mehr?" Ich ging erfreut über diesen Ausfall fröhlich nach Hause zurück und in meine bisherige Arbeit. Die war mchrentheils Dreschen selbander. Ich gab meinem Mitdrcscher täglich 1 ß., damit er morgens recht frühe käme; nachmittags um 4—5 Uhr waren wir fertig mit unserm Tagewerk, und ich lernte bis in den späten Abend. Mein Dienstherr fuhr mich am 7. October 1797 mit meiner blauen Lade und den Kleidungsstücken darin sammt allen meinen Büchern nach Meldorf und ich ging selbigen Tages zum Rector, mich darstellend und nun erwartend, daß ich in Prima gewiesen würde. Allein — aus seine Frage, ob ich gut gelernt hätte, und auf meine Erwiderung, das glaubte ich, sagte er: „Aber haben wir auch neulich eine Probe gemacht im Uebersetzen aus dem Deutschen in's Lateinische?" Ich mußte Nein sagen, dachte dabei: „Ach, daß du damit wegbliebest!" Die Probe wurde angestellt und fiel

5. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 508

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
508 Freund der Forst- und Landwirthschaft hatte er in seinem Garten zum Andenken an zwei schlichte Landwirthe ein Denkmal, das jetzt leider verschwunden ist, mit folgender Inschrift errichtet: Parren Drews in Süder-Ditmarsen und Adam Schneekloth in der Probstei zeigten in der letzten Hälfte des vorigen Jahrhunderts dem Landmann unseres Vaterlandes zuerst den Segen Gottes in dem an seinem Acker vorhandenen Mergel und fordern hier zur dankbaren Erinnerung auf. Auf entgegenstehender Seite: Errichtet wie Friedrich der Gute Landesvater war im Jahr Mdcccxxiv. Adam Schneekloth war ein Landmann in der Probstei, geboren in Barsbeck 1744 November 29., gestorben daselbst 1812 September 6. Dieser ließ um das Jahr 1770, erzählt man, auf seinem Acker eine Tränkstelle graben und die Erde über den Acker fahren. Wie er diesen nachher mit Roggen bestellte, bemerkte er, daß er an einigen Stellen weit üppiger wuchs, als an den übrigen. Er forschte nach der Ursache und fand, daß dort von der Erde aus der Tiefe hingebracht worden war. Da suchte er nach einer Erdart von gleicher Mischung und brachte sie auf seinen Acker. Als sich daselbst die gleiche Wirkung zeigte, setzte er dies Verfahren fort. Einige Nachbarn ahmten ihm nach, und die Mergelwirthschaft nahm ihren Anfang, blieb aber zuerst mehrere Jahre auf die Probstei beschränkt, ehe sie sich über die Geest verbreitete. Was Schneekloth für die Geest, das entdeckte Parren Drews für die Marsch (d. h. das Meerland). Er war jenseits der Elbe 1735 zu Oberhüll im Han- noverschen geboren, wo sein Vater einen Marschhof im Besitz gehabt, aber nicht hatte erhalten können. Sein Sohn Parren mußte seinen Unterhalt durch Händearbeit bei anderen suchen und ging, weil er in seinerheimat keine Gelegenheit dazu fand, im Jahre 1754 über die Elbe nach Süderditmarsen. Allein hier war große Noth bei dem Landmann und keine Arbeit zu finden. Da hörte er, daß einem reichen Mann, Namens Boje, ein kleiner Marschhof zugefallen sei, und machte sich mit leeren Händen auf den Weg, den Bauer zu bitten, ihm den Hof zu überlassen. Boje war zwar ein echter Biedermann, aber auch ein derber gerade zufahrender

6. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 145

1914 - München : Oldenbourg
— H5 — einen vollkommenen Gehorsam und unverbrüchliche Treue beweisen und sobald Mir es erfordern, die feierliche Huldigung leisten, überhaupt aber sich als treue und gehorsame Untertanen betragen werden. Dagegen erteilen Ivir die Versicherung, daß Mir ihnen mit landesväterlicher Huld und Gnade alle Zeit zugetan seien, allen Schutz angedeihen lassen, der Beförderung der gemeinen Wohlfahrt unermüdete Vorsorge widmen und überhaupt alles anwenden werden, um sämtlichen Untertanen den möglichen Grad von Wohlstand zu verschaffen. . . Gegeben in Unserer Haupt- und Residenzstadt München, den 22. November 1.802. Max Josef, Kurfürst. Frhr. v. M o n t g e I a s." 12. Würzburg wieder selbständig (1806). Am Dritten des Jänners entstand ein Gerücht, welches immer lauter und endlich zur Gewißheit geworden, daß vermöge des elften Artikels des Friedenstraktates das Fürstentum Mürzburg, so wie es durch den Reichsschluß vom 25. Februar J803 an den Kurstaat Bayern gekommen, an den Erzherzog Ferdinand, bisherigen Kurfürsten von Salzburg, mit Übertragung der Kurwürde übergeben werden sollte. Bei einem so unerwarteten Ereignisse konnte die Überraschung nicht anders als allgemein sein, die sich auch sogleich laut und in der verschiedensten Meise äußerte. Die Franken sind viel zu gerecht, als daß nicht wenigstens der größere und bessere Teil die Tätigkeit der sich nun endigenden bayerischen Regierung in Beförderung der Aufklärung, in Emporhebung der Künste und Wissenschaften, in Verbreitung des geselligen Vergnügens und Belohnung der Staatsdiener dankbar erkannte. Das einzige, was sie ungern Hingaben und sehr vermißten, war ihre seit mehr als tausend )ahren genossene Selbständigkeit unter ihren eigenen Fürsten. Schwer fiel ihnen dieses Gpfer, das sie durch den Frieden von Lüneville darbringen mußten, und wer kann es ihnen verdenken, wenn sie neuerdings auflebten, da ihnen eben diese Selbständigkeit so unvermutet durch den neuesten Friedensschluß und zwar mit neuem Glanze zurückgegeben wurde. Und dieses Hochgefühl war es, das sich plötzlich und durch einen allgemeinen )ubel aussprach, der von einem Ende des Vaterlandes bis zum andern erscholl. Hach dem abgeschlossenen Frieden wurde zwischen dem deutschen Kaiser und dem Könige von Bayern die Übereinkunft getroffen, daß die wirkliche Abtretung des Fürstentums toiirzburg binnen vier Wochen erfolgen sollte. Den ganzen Januar hindurch herrschte in tpiirzburg geräuschvolles Leben um alles zur Übergabe vorzubereiten. 3n der Mitte des Monats verließen die bayerischen Truppen nach und nach in kleineren Abteilungen unsere Stadt. Am Februar wurde vor allem das Abtretungspatent des Königs von Bayern bekannt gemacht und darin durch diese letzte Regierungshandlung allen Eehensleuten, Dienern und sämtlichen Untertanen die Lichelsbacher, Bilder aus Frankens Vergangenheit. jq

7. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 72

1914 - München : Oldenbourg
— 72 — Menschen erschuf, gab er ihm Gewalt über alle Tiere, über die Vögel in der Luft und die Fische im Wasser. 5. Zum fünften haben sich unsere Herrschaften die Hölzer allein zugeeignet und der arme Mann muß sich sein £70x3 teuer erkaufen. Unsere Meinung ist, daß alle Wälder, die nicht gekauft wurden, der Gemeinde zufallen sollen. Brenn- und Bauholz soll dann jeder nach Bedarf von der Gemeinde umsonst erhalten. 6. Zum sechsten fordern wir, daß man mit den Diensten, die täglich zunehmen, Einhalt tuen möge und uns gnädig behandle, wie unsere Eltern gedient haben nach dem Worte Gottes. 7. Zum siebten wollen wir uns von einer Herrschaft nicht weiter beschweren lassen als zu der Zeit, da das Gut verliehen wurde, wenn der £?err neue Dienste nötig hat, soll der Bauer ihm gehorsam sein, aber zu einer Zeit, da es ihm nicht zum Nachteil ist, und um einen annehmbaren Lohn. 8. Zum achten wollen wir, daß Güter, welche die Gült nicht tragen, von ehrbaren Leuten nach Billigkeit geschätzt werden, damit der Bauer nicht umsonst seine Arbeit tue, denn jeder Taglöhner ist seines Lohnes wert. 9. Zum neunten beschweren wir uns dagegen, daß man straft nach Neid und Gunst und nicht nach geschriebener Strafe und nach Gestalt der Sache. 10. Die Acker und wiesen, die der Gemeinde gehören und die sich jemand angeeignet hat, werden wir wieder der Gemeinde zu fanden geben. \ V Den Todesfall wollen wir abgeschafft haben. \2. wenn einer der Artikel dem Worte Gottes nicht gemäß ist, so wollen wir davon abstehen, wenn uns dies aus der Schrift nachgewiesen wird. Der Friede Ehristi sei mit uns allen. Amen. f) Das Lager von Bildhausen. Am palmtag versammelten sich etliche Bauern von Burglauer und Umgegend in einem Schenkhaus zu Münnerstadt und machten mit einigen aus der Stadt einen Pakt, das Kloster Bildhausen einzunehmen. Am folgenden Mittwoch zogen bis zu zoo Mann mit wehren, Trommeln und pfeifen vor das Kloster und forderten Einlaß. Als sie eingelassen waren, haben sich £)ans Schnabel von Münnerstadt, ein Schreiner, und fjans Scharr von Burglauer zu f^auptleuten unter ihnen aufgeworfen. Der Abt und der größte Teil des Konvents flohen gegen Königshofen im Grabfeld. Die £}auptleute nahmen die Verwaltung des ganzen Klosters Zu ihren fanden, bestellten die wache, da sie einen Überfall befürchteten, und hielten Straßen, Wege, Führten und Schläge bei Tag und Nacht in guter Acht. Auf ein Ausschreiben liefen ihnen viele Bauern aus der Umgegend zu; auch die von Neustadt schlossen sich ihnen an. Als der

8. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 50

1914 - München : Oldenbourg
— 50 — ^60 schossen die Bayern, die Verbündeten des Bischofs, gegen den Markgrafen, aus drei Büchsen, von welchen die erste 73 Pfund, jede der beiden andern 30 Pfund Steine warf. H46j zerbrach bei der Belagerung von prichsenstadt eine große Büchse, worauf eine andere vorn Schlosse Unferfraucnberg dabin gebracht wurde. ^79, unter Bischof Rudolf von Scherenberg, waren jedoch auch noch die Feuerpfeile im Gebrauch, dagegen hatte man zu Zeiten dieses Bischofs neben den alten mörserähnlichen Büchsen auch schon lange Büchsen, welche man Schlangen hieß, und Karrenbüchsen, die auf Karren oder Lafetten montiert waren. Derselbe Bischof errichtete im Zwinger bet dem Domherrnhofe Katzenwicker eine Gießhütte zur Herstellung der Geschütze. Als Geschosse verwendete man um jene Zeit steinerne, bleierne, bronzene, eiserne, glühende Pollfugeln (Feuerkugeln), Brand- und Sprenggeschosse, Leuchtkugeln, Zagei- und Igelgeschosse. An die Stelle der 2lrmbrust, die man früher allgemein als Handgewehr verwendete, traten nach der (Einführung des Schießpulvers die schweren, sechs Fuß langen Hakenbüchsen, die beim Zielen und Feuern auf eine Gabel aufgelegt wurden. Später brachte man am Bohre, das bedeutend verkleinert wurde, einen hölzernen Schaft an. Das Zündloch befand sich zuerst oben, dann brachte man es an der Seite an und befestigte darunter eine Pfanne, auf die man Pulver schüttete und dieses mit der Lunte entzündete. Die Baken und Doppelhaken, die man viel zur Verteidigung und Belagerunq fester Orte gebrauchte, erforderten zwei Mann Bedienung, die leichteren ßartdrohre, auch „halbe £?aken“ genannt, waren die Schießwaffe im Feldgefechte und wurden von einem Mann gehandhabt. 7. Vom Zunftwesen. Siehe Lesebuch für unterfränkische Sonntagsschulen. Nr. ^90—192. 8. Der erste Buchdrucker in Würzburg. Johann Gensfleisch von Gutenberg hatte um das Jahr U4m0 in Mainz die Buchdruckerkunst erfunden. Eine Belagerung und (Einnahme der Stadt trieb \%62 die Druckergehilfen hinaus in die Fremde. Damit fand die neue Kunst in vielen deutschen und außerdeutschen Städten raschen (Eingang. Der tüchtige Fürstbischof Rudolf von Scherenberg, der bald den hohen wert der Buchdruckerkunst erkannte, berief 1479 die „sehr erfahrenen Meister der Buchdruckerei" Stephan Dolb, Georg Reiser und Johann Beckenhub von Eichstätt in seine Hauptstadt würzburg. Diese drei druckten gemeinsam das verbesserte Brevier für die Geistlichen des Stiftes. Schon im nächsten Jahre erscheint Georg Reiser als alleiniger „getreuer beeidigter

9. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 111

1914 - München : Oldenbourg
— m — bis auf wenige Familien gestorben oder verdorben. Ohne Unterricht, ohne Gottesdienst war das junge Volk aufgewachsen in Roheit und Sittenlosigkeit; von den Soldknechten der Heere hatte es Gewalttätigkeit und Verbrechen aller Art gelernt. Über den ehemaligen Acker war Wald gewachsen; angebaut wurde nur so viel Feld, als 3um (Ertrage der nötigen Nahrung erforderlich war. Der wert der Grundstücke war ungemein gesunken. Ost weigerten sich Nachbarn, anstoßende herrenlose Acker schenkungsweise anzunehmen, um die darauf lastenden Bodenabgaben nicht zahlen zu müssen. Die Ortsgeschichten belegen diese 2lngaben mit (Einzelbeispielen. So schreibt die dhronif von Gerolzhofen: „(Ein jammervolles Bild boten Stadt und Markung von Gerolzhofen nach den Drangsalen des Krieges. Die Mittel des Stadthaushaltes waren völlig erschöpft, Stadt- und Landgemeinden an den Bettelstab gebracht. Greulichen Anblick bot das Gebiet der Stadtmarhmg, der Umgebung, dessen ausgebrannte, totenstille Dörfer Lindelach, Rügsbofen, Stockheim, Alitzheim, Mittelmühle in Trümmern lagen. Rügshofen erlangte feinen früheren Umfang nicht wieder, Lindelach erhob sich überhaupt nicht mehr. Auren und wiesen waren nach langem Verwildern ertraglos, Acker und Weingärten von wildem Buschwerk überwuchert. Auch der sittliche Zustand der gelichteten Bevölkerung hatte begreiflicherweise sehr stark gelitten unter den (Eindrücken endloser blutiger Greuel, unbeschreiblicher Ausschreitungen, jammervoller Seuchen, He$enverfolgungen und Kriegsläufe. Zahlreiche Güter waren herrenlos und fanden tatsächlich keinen Herrn." In der Ortsgeschichte von Untererthal ist zu lesen: „Zwischen \652 und \650 verschwanden Nachbarn mit Familienangehörigen. Gegen (Ende der Kriegstvirren waren an die 50 Hofstätten verödet. Von 25 dem Frhrn. von (Erthal zustehenden Häusern standen 20 leer. Die unbewohnten Häuser waren teilweise abgebrannt oder verfallen. Steine und Holz verwendeten die den Krieg überlebenden Nachbarn zum Ausbessern ihrer baufälligen Heimstätten. Felder, wiesen und Weinberge lagen größtenteils brach; sie waren vielfach mit Hecken und Stauden verwachsen. Auf Hetzloser Markung waren \658 von 295 Morgen (Erthaljcher Acker nur ungefähr 40 Morgen bebaut, „das übrige mit Hecken und Holz verwachsen". Von \03 Morgen wiesen konnten nur 35 Morgen genutzt werden, die übrigen waren verwachsen und verwildert. Noch um 1?oo lagen \56 Morgen Feld bei Hetzlos wüst und das Dorf zählte noch ^6 öde Hofstätten. Hier wie überall wurde die Markung neu vermessen, da sie „mit Holz, Hecken und Sträuchern dergestalt verwachsen, daß sich darinnen schwerlich mehr zu finden". Die Stadt Karlstadt hatte ^670 {7? leere Häuser. Infolge der großen Verarmung der (Einwohnerschaft wurde der Gemeindewald verteilt.

10. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 140

1914 - München : Oldenbourg
— Ho — getreuen Untertanen nicht in den Lall zu setzerr, bei Unserer etwaigen Gefangennahme Unsere Freiheit mit zu drückenden Kosten zu ersaufen . . _ Würzburg, 30 August \800. Georg Karl." Diesmal begab sich der Fürstbischof nach Meiningen. Die Ordnung des Reisezuges teilt uns ein gleichzeitiges Schriftstück mit: V Chaise: 6 Eeibpferbe (6 Happen) { Sürst, Gesandter 0°,, Schlick, | von Fechenbach, oon Speth. (Herr von Ittofell, Bofmar^ schall von Reigersberg, 6of-kaplan Leibes. Z. Chaise: 2 Postpferde .... — Bediente. | Zerrn Gesandten von Schlick, Chaije: . J Beichtvater, \ Kammer- diener. 5. Chaise: , Postpferde . . . , / 2geheimeko„zlisten, ,Kam- \ merötener, \ Kammerlarei. 6. Chaise: 4 Tier.......................— \ Küchenmeister, 3 Koch. 7. Lhoise: 2 Postpferd (neue Kalesche) j ' «‘unt-fchenf , Kammer- | laset, \ btlberdtener. 8. Chaise: Küchenfalesche mit * Tieren i ' Küchenschreiber, 2 pfört- 9. Chaise: £ine „tourst" mit » Geren | ' ^o. Chaise: Kanzleiwagen mith Tieren— \ Kanzleidiener. 2 Silberwagen mit H Tieren, \ Küchenwagen, \ Kellerwagen, \ Wagen für die Koffer, \ Ipageti für die Gardistenbagage. 9. Der Landsturm im Spessart (1799—1800). Der kurmainzische Kanzler Frhr. v. Albini leitete bei der abermaligen Annäherung der Franzosen gegen das Mainzer Land mit großem (Eifer und seltener Ausdauer die Ausstellung des Landsturmes. Der Landsturm sollte keine regellose Freischar, sondern eine Mannschaft sein, welche nach militärischen Gesetzen einem verantwortlichen Führer, dem Amtsvogt, zu gehorchen, erkennbare Abzeicken zu tragen und bei allen Unternehmungen die allgemeinen Kriegsregeln zu beobachten hatte. Das erste Aufgebot umfaßte meist ledige Leute, das zweite verheiratete und mehr als 50 Jahre alte Männer. Da das Mainzer Crzftift noch die uralte Zenteinteilung, hatte, wurden hiernach Zentkompagnien zu je 300 Mann gebildet. Die Bewaffnung bestand anfänglich oft aus Sensen und Heugabeln, später
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