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so lange, bis sie sich endlich dazu entschließen, einem dieser Leute sich und ihre Habe
anzuvertrauen. Aber wehe ihnen, wenn sie dabei an den Unrechten kommen. Die
Umgebungen des Hafens sind ganz besonders der Tummelplatz der Gauner, die jeden
Neuling zu betrügen suchen.
An den nach dem Hafen gekehrten Seiten der Stadt läuft ein Damm hin, ¿ms
welchem für den lebhaften Verkehr eine geräumige Straße hingeht. Hier legen die
Scbiffe an, und von diesem Damme springen wieder eine Menge Landungsdämme
nach dem Wasser hinaus, zwischen denen mächtige Wasserbecken gebildet sind. Hier
liegen nun die Schiffe in mehreren Reihen gedrängt um die Stadt, deren Anzahl man
sich nicht groß genug denken kann. Der Hafen mit seinen unzähligen Schiffen ist wahr-
haft großartig, aber die Stadt selbst mit ihren fast endlosen Straßen gewährt keines-
wegs einen einnehmenden Anblick. Haus an Haus reihet sich in den Straßen, in
eintöniger Reihe schließen sie sich an einander, und kein Plätzchen, welches irgend be-
nutzt werden konnte, ist dabei unberücksichtigt gelassen. Der größte Theil der Stadt
ist m Rechtecken gebaut, so daß die Straßen beinahe sämmtlich nach zwei Richtungen
hin laufen; die Häuser sind aus leichtem Gtoffe, aus Holz gebaut, und fast ist kein
einziges darunter, das nicht dem Handel gewidmet wäre. Nur zwei Straßen zeichnen
sich aus. Die größte ist der Broadway, der bei einer Breite von 70 Fuß sich fast
durch die ganze Stadt erstreckt. Die prachtvollsten Gebäude und die schönsten Kauf-
läden zieren die beiden Seiten, und zu gewissen Stunden des Tages kann man hier
die ganze geputzte Welt Ncu-Dorks sehen. Zwischen den breiten Fußgängen ist ein
breiter Weg für die Wagen gelassen, die in ununterbrochenen Reihen auf- und nicder-
rollcn. Keinem Fußgänger fällt es ein, diesen Weg zu betreten, der für ihn nur ge-
fährlich sein würde, denn nur in wenig Städten ist der Verkehr mit Wagen und
Pferden so groß, als in Neu-Dork. Besonders zeichnen sich darunter die großen
Omnibus und die leichten Wagen der Amerikaner aus. Nachts erleuchtet Hellesgas-
licht die Straßen. Die öffentlichen Gebäude sind geschmackvoll und größtcntheils von
Marmor und Quadern aufgeführt. Unter den mehr als 150 Kirchen sind manche
schöner und prachtvoller, als die Kirchen in den größten Städten Deutschlands. Ein
vorzügliches Bauwerk ist das große Armenhaus, in welchem jährlich über
tausend Arme Aufnahme und Pflege finden. Das merkwürdigste Gebäude ist
Föderal-Hall, wo 1780 Washington an der Spitze des Kongresses die nord-
amerikanische Verfassung beschwor. Das Rathhaus, aus weißem Marmor erbaut,
übertrifft Königs-Paläste an Pracht und wird für das schönste Gebäude der ganzen
Union gehalten.
Nirgends fast, als in Neu-Dork, findet man eine so große Vertretung der ver-
schiedensten Völkerstämme. Da sieht man den kupferfarbigen Indianer, den stolzen
Eingeborncn des Landes, in seiner eigenthümlichen Tracht einhcrschreiten. Obgleich
er die weißen Männer haßt, die ihn aus seinen Jagdgründen vertrieben, den Urwald
gelichtet, das Wild getödtet und auf seinem Grund und Boden sich angesiedelt haben,
so kommt er doch zu ihnen, um seine Jagdbeute an Fellen ihnen zu verkaufen. Da
peht man ferner den Dankee, den echten Amerikaner, mit geschäftiger Eile durch die
Straßen wandern. Nur Geld und Gewinn treibt ihn, und auf seinen stark ausge-
prägten Zügen ruht bloß der Ausdruck kaufmännischer Gewinnsucht. Da sieht man
die Vertreter fremder Nationen, den stolzen Engländer mit röthlichem Haar und scharf
gebogener Nase, den schwarzäugigen Italiener, den beweglichen Franzosen, den sonn-
verbrannten Spanier, den schlauen Iren, den gemüthlichen Deutschen, im blauen
Kittel und mit dem Wanderstabe in der Hand. Dazwischen gewahrt man überall die
Neger, ^dercn Vorfahren einst aus dem heißen Afrika als Sklaven hichcr geschleppt
Und. Jetzt hat die Sklaverei zwar aufgehört, aber jene Unglücklichen werden von
den Amerikanern mit grenzenloser Verachtung behandelt.
Unglaublich schnell ist Ncu-Dork in Folge seiner günstigen Lage zum
ersten Handelsplatz der Neuen Welt emporgeblüht. Im Jahre 1700 hatte die
Stadt 4500, im Jahre 1800 schon gegen 60,000, und jetzt zählt sic fast eine Million
Einwohner.
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Extrahierte Ortsnamen: Neu-Dork Deutschlands Neu-Dork Afrika
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Franken
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
Hier sahen wir einen neuen (Eilwagen, der täglich zwischen Berlin und Potsdam verkehren sollte, wenn man sich drei in gerader Linie aneinandergebaute, in sehr guten Stahlfedern hängende elegante Ballonwagenkästen denkt, welche zur Beherbergung von \6 Reisenden eingerichtet sind und von denen jeder oben mit einer seichten Lade zur 2luf-bewahrung leichten Gepäckes versehen ist, dann sich das Ganze auf einem verhältnismäßig langen Gestelle vorstellt, so hat man einen ungefähren Begriff von dem Gefährte. Allerdings glaubte ich bet Betrachtung des Wagens annehmen zu dürfen, daß der Koloß sich sehr leicht zum Umfallen neige.
Kamen doch derartige Unfälle besonders in der Zeit nach den Franzosenkriegen, wo alle Straßen schrecklich zugerichtet waren, und auf schlechten Gebirgswegen recht häufig vor.
9. Das Jahr 1848 in Unterfranken.
wie auf Sturmwindes Schwingen schritt von Frankreich her eine neue Zeit durch die Lande. Aus langem Schlummer machten Deutschlands Völker auf und forderten, was ihnen im wiener Kongreß für die vielen Opfer an Gut und Blut, die sie in den Kriegen gegen Napoleon gebracht hatten, versprochen worden war. 3n allen Städten fanden Volksversammlungen statt und diese faßten ihre wünsche in Entschließungen zusammen, welche der Regierung und dem Landesherrn vorgelegt wurden.
Auch in würzburg tat man nach dem Beispiele der übrigen größeren Städte. Am 7. März j,8^8 beriet man in einer Bürgerversammlung den Inhalt einer Adresse, die an den König abgehen sollte.
Befreiung der presse aus den Fesseln der Zensur, Freiheit der Meinungen und Bekenntnisse, Wahl der Standschaft aus allen Klassen der Staatsbürger, Erweiterung der Hechte des Landtages, Verantwortlichkeit der Minister, Freiheit des Hechtes der Vereinigung, Gleichberechtigung aller Glaubensbekenntnisse, Öffentlichkeit und Mündlichkeit der Hechtspflege, (Einführung der Schwurgerichte, ein neues Polizeistrafgesetzbuch und Überweisung der Polizeistrafgewalt an die Justiz, gerechte Besteuerung, Ablösung der Grundlasten, Vereidigung des Heeres auf die Verfassung, Unterstützung der (Einberufung eines Heichsparlamentes —-das waren die wünsche des Volkes, die in der Würzburger Adresse niedergelegt waren. Bereits am nächsten Tage waren mehr als jooo Unterschriften beisammen. Noch vor der Überreichung des Schriftstückes an den König traf die Nachricht in der Frankenstadt ein, daß König Ludwig I. eine Proklamation erlassen habe, welche die (Erfüllung des größten Teiles der Volksforderungen enthalte. Im Theater las ein Studierender die Königliche Botschaft von der Tribüne laut vor und es folgte ein allgemeines Hoch. Die Straßen waren ungemein belebt, die Häuser wurden schnell erleuchtet und eine freudige Menge zog vor das Schloß um der Kronprinzessin ein stürmisches Vivat zu bringen. Sie erschien mit dem
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Ludwig_I. Ludwig_I.
Extrahierte Ortsnamen: Berlin Potsdam Unterfranken Frankreich Deutschlands Frankenstadt