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bilden. Der Weg, den die Geleise bezeichnen, wird die Eisen-
bahn genannt. Dieser Weg oder diese Bahn muß möglichst
wagerecht sein; an tiefliegenden Stellen, z. B. beim Rainweg,
werden daher Eisenbahndämme, über Straßen und Flüsse,
z. B. über den Rainweg, die Holstenstraße und den Stern,
Eisenbahnbrücken und durch zu starke Steigungen des
Erdbodens Eisenbahntunnel gebaut. Ein Tunnel führt
z. B. vom Hauptbahnhof durch den Elbberg nach dem Hasen.
Der Zug besteht entweder aus Personen- oder aus Güter-
wagen oder aus beiden zugleich. Solche Züge, welche nur aus
Personenwagen bestehen, heißen Personen-, solche, welche nur
aus Güterwagen bestehen, Güterzüge. Außerdem giebt es sog.
gemischte Züge, welche Personen und Güter gleichzeitig
befördern. Die Personenwagen sind im Innern von ver-
schiedener Beschaffenheit, sie werden nach ihrer inneren Ein-
richtung in vier Arten oder Klassen eingeteilt. Am bequemsten
eingerichtet sind die Wagen erster, am geräumigsten die der
vierten Klasse. Der Zug wird von einer Dampfmaschine, die
sich auf dem Dampfwagen oder der Lokomotive befindet, in
Bewegung gesetzt. Es gehen an jedem Tage viele Züge ab.
Jeder Zug hat seine bestimmte Abfahrtszeit. Die in dieser
Beziehung festgesetzte Ordnung wird ein Fahrplan genannt.
Wer mitreisen will, hat zunächst eine Fahrkarte zu lösen,
auf der die Wagenklasse bemerkt ist. Der Schaffner weist
uns in einem Wagenabteil einen Platz an; der Zugführer
giebt, wenn alles zur Abfahrt fertig ist, mit einer Pfeife ein
Zeichen, das die Lokomotive wiederholt, und fort geht es, erst
langsam und dann immer schneller. Diejenigen Stellen, an
denen der Zug regelmäßig anhält, nennt man Eisenbahn-
stationen oder Haltestellen. (S. 67). Jede Station hat
einen Stationsvorsteher, der an seiner roten Mütze kennt-
lich ist. Die Schnellzüge halten nicht an allen Stationen
und nicht so lange als die übrigen. Längs der Bahn stehen
Wärterhäuschen und meist auch Telegraphen stanzen mit
den Telegraphendrähten. Die Waren, welche mit dem Zuge
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
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TM Hauptwörter (200): [T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T3: [Hebel Last Brief Ende Gewicht Rolle Gleichgewicht Punkt Seite Fig]]
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einstöckige Gebäude mit flachem Pappdach, welche an der dem
Hafen zugekehrten Seite keine Mauer haben. In ihnen
lagern, wie in den Speichern, diejenigen Waren, welche mit
den Schiffen angekommen sind oder mit ihnen versandt werden
sollen. Zu merken ist noch die Dampfschiffsbrücke, der
Köhlbrandtreppe gegenüber. Sie ist weit in den Hafen hinaus-
gebaut. An der „Neuen Anfahrt", westlich von der Dampf-
schiffsbrücke ist ein Kran aufgestellt. Mit einem Kran werden
schwere Lasten, wie Kisten, Fässer, Ballen, gehoben. Er wird
entweder durch Dampfkraft oder von Menschenhänden in Be-
wegung gesetzt; der eben genannte ist ein Dampskran.
Das Wasser im Hafen steht nicht immer gleich hoch;
zuweilen steigt, zuweilen fällt es. Ersteres kann durch heftige
und lange andauernde Regengüsse, sowie durch Stürme aus
W. geschehen. Bei anhaltendem Sturm aus O. wird der
Wasserstand niedriger. Solche Bewegungen des Wassers treten
nicht zu bestimmten Zeiten ein, sie sind unregelmäßig. Es
giebt auch eine Bewegung, die von 6 zu 6 Stunden wechselt.
Nachdem das Wasser 6 Stunden lang gestiegen ist, fällt es
wieder ebensolange. Diese Bewegung ist also regelmäßig.
Die regelmäßige steigende Bewegung heißt Flut, die regel-
mäßige sinkende Bewegung Ebbe. Jene geschieht in der Elbe
in der Richtung von W. nach O., diese in der Richtung von
O. nach W. Auf unserer Karte sind die Richtungen durch
Pfeile bezeichnet. Der höchste Stand des Wassers heißt Hoch-
wasser. Durch Stürme aus W. kann die Flut ihre gewöhn-
liche Höhe so sehr überschreiten, daß der Fluß über seine Ufer
tritt. (Sturmflut). Derartige Überschwemmungen kommen
Wort Kai für einen großen Feldstein im rheinisch-westfälischen Platt-
deutsch vor. Nach und nach hat sich der Name zu dem Begriff eines
Lösch- und Ladeplatzes für Schiffsgüter mit allen möglichen Lösch- und
Ladeeinrichtungen ausgeweitet. Nach andern ist das Wort Kai aus
dem niederländischen Kade Lösch- und Ladeplatz am Ufer, entstanden,
indem das d, wie auch sonst sehr häufig im Niederländischen und
Niederdeutschen nach langem Vokal, in auslautendes j überging. Bei-
spiel: Trade = Wagenspur, wird im Volksmnnde zu Traj. Die
Dörfer Hude und Sude bei Itzehoe nennt der Bauer Huj und Suj.
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Extrahierte Personennamen: Sude
Extrahierte Ortsnamen: W. O. O. niederländischen_Kade_Lösch- Niederländischen Hude Itzehoe
— 47 —
zuweilen in der großen Elbstraße vor, sodaß dann die dortigen
Keller unter Wasser stehen.
Die Schiffe, die wir im Hafen sehen, sind sehr verschieden.*)
Nach der Kraft, durch welche sie in Bewegung gesetzt werden,
können wir drei Arten unterscheiden: Dampf-, Segel-und
Ruderschiffe. Erstere werden durch eine im Schiffsraum
vorhandene Dampfmaschine getrieben. Diese setzt entweder
zwei große Schaufelräder, die sich an den Seiten des Schiffes
befinden, oder eine Schraube am Hinterteil des Schiffes
in Bewegung. Danach giebt es Räder- und Schrauben-
dampfer. Einige kleinere Dampfschiffe dienen dazu, Segel-
schiffe zu schleppen, sie führen daher den Namen Schlepp-
dampfer; andere werden gebraucht, um Personen oder Güter
von einem Ufer des Flusses an das andere zu bringen, sie
heißen Fährdampfer. — Segelschiffe werden durch den Wind
bewegt, der die Segel schwellt, die an den Mastbäumen be-
festigt sind. Manche Schiffe haben an den Masten Quer-
stanzen zur Befestigung der Segel; diese Stangen nennt man
Raaen. Wenn ein Schiff drei Masten und an jedem Mast
Raaen hat, so heißt es ein Vollschiff; sind aber nur die
beiden vorderen Masten mit Raaen versehen, so nennt man
es eine Barke. Eine Brigg hat zwei Masten mit Raaen,
ein Schooner zwei oder drei Masten, von denen nur der
vordere Raaen trägt. Ein Ewer ist bedeutend kleiner; er
besitzt nur einen Mast oder deren zwei, ohne Raaen. Sehr
lange Segelschiffe mit nur einem Mast sind die Oberländer
Kähne. Ein kleines Lustfahrzeug mit Segel heißt ein Kutter.
— Den Ruderschiffen fehlen die Masten und Segel; sie werden
durch Ruder oder Stangen in Bewegung gesetzt. Die größten
) Eine Belehrung über die Arten der Schiffe gehört streng ge-
nommen nicht in die Heimatkunde. Dennoch hat sie hier eine Stelle
gefunden, weil sich anderweitig im Schulunterricht nicht überall Gelegen-
helt für sie bietet, und sie doch den Kindern einer bedeutenden Hafen-
stadt nicht wohl vorenthalten werden darf. Eine zweckmäßige Verwertung
Niidet dabei das 4. Wandbild von I. Theod. Schultz (Stadt und
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Hamburg
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 30 —
Kampf. Auf beiden Seiten wurde mit unvergleichlicher Tapfer-
keit gestritten. Hei! wie sausten die Schwerter der Hamburger
auf die Seeräuber nieder, fo oft es einem ihrer Schiffe gelang,
sich an eines der Feinde zu legen. Aber diese wehrten sich mit
verzweifeltem Mute, und manchem braven Hamburger wurden
schwere Wunden geschlagen. Hin und her wogte der Kampf;
bald waren die Hamburger im Vorteil, bald wieder die See-
ränber; noch konnte kein Mensch sagen, wie das enden würde.
Da verrichtete die „bunte Kuh", deren Befehlshaber das Schiff
meisterlich zu leiten verstand, ihr bestes Stück Arbeit. Sie
ging brausend durch die wilde See gerade aus das größte der
Pirateuschisse los, und ehe dieses sich drehen und wenden konnte,
krach! da saß der Stoß, das; dem Räuberschiff der Vorderteil
zerbarst. Noch ein paar Augenblicke, da war das Schiff ver-
funken, und die Mannschaft lag im Wasser. Die bunte Kuh
aber wandte sich schon wieder gegen einen anderen Feind. Wie
rasend wütete sie unter den Gegnern; wunderbare Thateu voll-
brachte sie. Ihr war es zumeist zu danken, daß die Hamburger
überall die Oberhand behielten. Ein Teil der Seeräuber floh;
viele wurden erschlagen und in das Wasser geworfen, andere
überwältigt und gebunden. Unter den letzteren war Stvrtebeker,
der sich wie ein Löwe gewehrt hatte. 70 Räuber wurden mit
ihm gefangen. Die Hamburger hatten einen herrlichen Sieg
erfochten; alle rühmten die Thaten der „bunten Kuh".
Kurze Zeit darauf traf man den anderen Schwärm, welchen
Godeke Michels führte. Auch er wurde von den fiegeszuversicht-
lichen Hamburgern überwunden. Der Führer mit 80 Mann
siel in Gefangenschaft. Wieder hatte sich die bunte Kuh vor
allen anderen Schiffen hervorgethan. Das gab einen unendlichen
Jubel in Hamburg. Die Seeräuber sind besiegt, der Störte-
beker ist gefangen! Die frohe Nachricht ging von Mund zu
Munde. In den Keller des Rathauses brachte man ihn und
that ihn in ein sicheres Gewahrsam. Er versprach viel Gold,
wenn man ihn freiließe; doch schon am folgenden Tage mußte
er seinen letzten Gang zum Grasbrook gehen, dahin, wo jetzt
die Gasanstalt steht. Dort wurde er mit den übrigen Piraten
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Hamburg
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 31 —
geköpft. Als man sein Schiff genau durchsuchte, ergab sich, so
wird erzählt, daß der dicke Mastbaum ausgehöhlt und mit
glänzendem Golde gefüllt war. Seine Gefängniszelle hieß man
„Störtebekers Loch." Die Kinder sangen aber bald das Störte-
bekerlied, in welchem es hieß:
„Klaus Störtebeker und Godeke Micheel,
Dat weeren twe Röder to glieken Deel."
Die Thaten der bunten Kuh sollen in Hamburg niemals
vergessen werden.
10.
Der Rathausmarkt und die Straßenbahnen.
Der große Platz, an welchem unser Rathaus steht, heißt
Rathausmarkt. Als nach dem schrecklichen Brande von 1842,
der den größeren Teil der inneren Stadt vernichtet hatte, die
Straßen neu geordnet und angelegt wurden, ließ man einen
weiten Raum für ein neues Rathaus und einen Platz vor dem-
selben frei. Man gab ihm schon damals den Namen, den er
heute führt, und das war ungefähr 50 Jahre zuvor, ehe das
Gebäude errichtet wurde, nach welchem er benannt ist. Der
Rathausmarkt ist ein großer, rechtwinkliger Platz, dessen eine
Hälfte mit Bäumen bepflanzt und von einem Geländer um-
schloffen ist, um den Kindern als Spielplatz zu dienen. Die
andere Hälfte hat zwei breite Bürgersteige, einen Halteplatz für
die Straßenbahnen und einen breiten Raum für den Wagen-
Verkehr. Die Hermannstraße, der Reefendamm und der „Plan"
führen in der Richtung auf St. Georg, die „Große Johannis-
straße" und der „Alte Wall" nach St. Pauli vom Rathaus-
markte ab. Durch die Poststraße, in welcher das frühere Haupt-
Postgebäude steht, nimmt man seinen Weg zum Gänsemarkt und
durch die Rathausstraße zur Petrikirche.
Der Rathausmarkt ist der bedeutsame Mittelpunkt des
Personenverkehrs in Hamburg. Er ist daher das Ziel einer fast
endlosen Zahl von Straßenbahnen, von welchen mehrere ihn nur
berühren, während andere hier ihren Endpunkt haben. Zum
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Hamburg
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 61 —
etwa an eine andere Stadt verraten würde. Mehr als vier
Brauknechte durfte kein Brauer halten. Der Knecht mußte zu-
vor drei Jahre lang Lehrling gewesen sein. Vor seinem Ein-
tritt mußte er das heilige Versprechen geben, niemandem das
Geheimnis des Brauens verraten, auch niemals selbst in irgend
einer anderen Stadt eine Brauerei einrichten zu wollen. Wer
das Versprechen brach, den sollten die schwersten Strafen treffen,
sobald er in die Gewalt der Hamburger käme. Kein Hamburger
durfte, wo er ihn auch träfe, freundlich zu ihm sein oder ihm
in Not und Gefahr irgendwie beistehen. Von jedem Brau ge-
hörte den Knechten ein Fäßchen Bier zum Trinken. Dasselbe
mußte genau die vorgeschriebene Größe haben und mit einem
eingebrannten Stempel versehen sein. Wer Branmeister werden
wollte, mußte 4 Jahre lang in Hamburg Brauknecht gewesen
sein, ein gutes Zeugnis von seinem Meister aufweisen können
und vom Rat als tüchtig befunden werden.
Durch die Brauer erhielten die Böttcher und Kiemer
Arbeit. Mehr als 200 Böttchermeister gab es in Hamburg, die
die Bierfässer und Braubottiche anfertigten. Auch von ihnen
wohnten viele am Rödingsmarkt oder in dessen Nähe.
An den Rödingsmarkt grenzt die Straße „Großer Burstah",
eine der verkehrsreichsten Straßen Hamburgs, die besonders mit
Straßenbahnwagen geradezu überfüllt ist. Der Name ist wohl
aus den beiden Wörtern Bauer, plattdeutsch Bur, und Gestade
oder Stade, was soviel als Ufer bedeutet, entstanden. In alter
Zeit legten wahrscheinlich Bauern mit ihren Fahrzeugen dort
am Ufer der Alfter an, wenn sie nach Hamburg kamen. Es
wird aber erzählt, daß der Straßenname in Verbindung stehe
mit einer kühnen That der Brauerknechte und mit allerlei Vor-
rechten, welche man ihnen einstmals in Hamburg zugestand.
Die Hamburger führten einen Krieg. Die meisten wehr-
haften Bürger waren unter der Führung der Ratsherren ins
Feld gezogen und waren weit von Hamburg entfernt. Da fiel
eine große Schar von Bauern, die schon lange gerne den Ham-
burgern etwas am Zeuge geflickt hätten, über unsere Stadt her.
Die Wachen an den Thoren konnten nicht standhalten; die Bauern
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Hamburg
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 65 —
hat die Wiederherstellung der Kirche gekostet. — 1842 wütete
das große Feuer in furchtbarer Nähe und überschüttete die Kirche
längere Zeit mit einem Funkenregen. Zwei braven Männern
ist die Rettung des Gotteshauses vornehmlich zu danken. Es
sind der Zimmermeister Fetterlein und der Maurermeister Breckel-
bäum. Sie bewaffneten ihre Leute mit Handspritzen, Eimern,
Decken und Laternen, eilten herbei, hielten Tag und Nacht
Wache auf dem Turm und auf dem Kirchendach und kämpften
siegreich gegen die sengende Gluthitze, welche von den brennenden
Speichern der „Neuenburg" herüberwehte.
Die Namen der Straßen des Katharinenkirchspiels haben
vielfach Beziehung zu der alten Zeit. Da ist die Straße „Bei
den Mühren", d, h. bei den Mauern, wo eine doppelte Mauer
aus Granitblöcken und aus Backsteinen Schutz gegen Wassers-
gesahr wie auch gegen feindliche Angriffe gewähren sollte. Ge-
waltige Steinblöcke, oft durch dicke eiserne Klammern aneinander
gebunden, zog man vor wenigen Jahren bei einer Verbreiterung
des Fleetes daselbst hervor. Sie zeugten von der Festigkeit der
alten Mauer. — In dem Fleet bei der Gröningerstraße pflegten
die Schiffe der Gröninger Kaufleute anzulegen und auszuladen,
solange die Fleetseite noch nicht bebaut war. Von ihnen ist
der Name auf die Straße übergegangen. — In der Matten-
twiete, welche jetzt eine fchöne, breite Straße ist, früher aber
eine schmale Gasse oder Twiete war, wohnte Jan Maat, der
Matrose. — Der interessanteste Straßenname aber ist wohl die
Bezeichnung „Beim Zippelhaufe". Es ist die ganze Geschichte
des Unterganges einer großen und mächtigen Stadt, mit welcher
dieser Straßenname sich verknüpft.
Den Hamburger Kindern sind die Bardowiekerinnen be-
kannt, welche so leicht und zierlich mit dem Gemüsekorbe ans
dem Kopfe durch unsere Straßen schreiten. Ihnen hatte die
Stadt Hamburg ein Haus gebaut, woselbst sie ihre Zwiebeln,
die sie plattdeutsch Zibbeln oder Zippeln nennen, verkaufen
konnten. Es staud bis vor kurzer Zeit an der Straße „Beim
Zippelhanse".
Übermütige Straßenjungen necken und ärgern nicht selten
Hentze, Hamburg. 5
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Hamburg
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 70 —
Seeschiffe herzustellen. Es wird auf Steinwärder, südlich von
der Schiffswerft von Blohm und Voß, gegraben. Zu den Hafen-
anlagen für die Seeschiffahrt kommen diejenigen für die Fluß-
fchiffahrt, welche die Seeschiffhäfen des jenseitigen Elbufers
in großem Bogen umgeben. Es sind: 1. der Moldauhafen
mit dem Prager-, dem Dresdener- und dem Melniker-Ufer,
2. der Saalehafen mit dem Halleschen- und dem Deffauer-Ufer,
3. der Syreehafen mit deni Berliner-User, 4. der Veddelkanal.
Unsere Flußfchiffhäfeu sind nach den wichtigsten Zuflüssen der
Elbe, ihre Kaianlagen aber nach den Städten benannt worden,
mit denen wir großen Flußschiffsverkehr habeu. Sämtliche
Kaie haben feste Usermauern, welche man in ununterbrochener
Linie kaum in drei Stunden abschreiten könnte.
Der Güterverkehr zwischen der Freihafenstadt und der Zoll-
stadt Hamburg wird zum größten Teil durch Schuteu bemerk-
stelligt. Für die Verbindung und Vermittlung zwischen der
Seeschiffahrt und den großen Eisenbahnlinien nach Berlin und
nach Hannover dienen zahlreiche Schienengeleise mit Weichen auf
den Kaianlagen selbst, der Rangier- und Übergabebahnhof am
Brookthor und derjenige am Versmannkai diesfeit der Elbe, fo-
wie die beideu Rangier- und Übergabebahnhöfe Wilhelmsburg
und Niedernfeld mit ihren Verbindungsgeleisen am linken Elb-
ufer. Da sind leere Wagen für das Verladen von Auslands-
gütern bereitzustellen, beladene Wagen fortzuschaffen, zu sammeln,
zu Güterzügen zusammenzustellen und auf die Hauptgeleise hin-
überzuführen. Umgekehrt müssen die Güterzüge, die mit In-
landswaren ankommen, aufgelöst, die Wagengruppen und eiu-
zelneu Wagen aber verteilt und an die richtigen Kaifchuppeu
und Schiffe gebracht werden.
Es ist ein ungeheurer Verkehr, der sich in unserem Frei-
Hasen abwickelt. Über 10 000 Schiffe kommen im Laufe eines
einzigen Jahres hier an, und ungefähr ebensoviel fahren von
hier ab. Das beträgt durchschnittlich für jeden Tag etwa 30 an-
kommende und 30 abfahrende Schiffe. Taufende von Arbeitern
sind täglich im Freihafengebiete beschäftigt, teils an den Schiffen,
teils in den Kaischuppen, teils in den Speichern, teils auch in
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Extrahierte Personennamen: Blohm
Extrahierte Ortsnamen: Dresdener- Hamburg Berlin Hannover Übergabebahnhof Wilhelmsburg Niedernfeld
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Regionen (OPAC): Hamburg
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 71 —
den Schiffswerften auf Steinmarder und dem „Kleinen Gras-
brook". In Fährdampfern und Jollen fahren sie zur Arbeit und
von derfelben zurück. Für die Arbeiter mußten auch Verkaufs-
stellen für verzollte Lebensmittel sowie Speisehallen dortselbst
errichtet werden. Gegenwärtig giebt es deren neun, in welchen
je 1000 Personen essen können.
Der größte Teil unserer Hafenaulagen ist neu; er wurde
erst infolge des Zollanschlusses unserer Stadt geschaffen. Vor-
her bot das jetzige Freihafengebiet mit wenigen Ausnahmen ein
ganz anderes Bild dar. Wo wir die lange Reihe der neuen
aus Stein und Eisen erbauten Speicher sehen, stand Wohnhaus
an Wohuhaus. Den Mastenwald der Segelschiffe hatte man am
Stintfang unmittelbar vor sich; auf dem Räume der Hafen-
anlagen des linken Elbufers waren fumpfige Wiesen. Hunderte
von Wohnhäusern wurden wegen der neuen Einrichtungen ab-
gebrochen, und 24 000 Personen mußten in andere Stadtteile
ziehen. Die Veränderungen kosteten 126 Millionen Mark,
nämlich 40 Millionen für das deutsche Reich, 86 Millionen
für Hamburg. Wenn jemand diese Geldsumme in Einmark-
stücken auszahlen wollte, jeden Tag 9 Stunden lang ununter-
brachen auszählen und in jeder Minnte 60 Geldstücke hinlegen
könnte, so würde er für die ganze Summe nicht weniger als
101/2 Jahre Zeit nötig haben.
Der erste Hamburger Seefchiffhafen entstand vor 700 Jahren.
Er nahm den Raum des breiten Fleetes zwischen Neueburg,
Kathariueustraße und „Grimm" ein und rückte dann langsam
nach der Holzbrücke und zum Binnenhafen am „Steinhöft" und
den „Kayen" vor. Damals waren die Seeschiffe klein uyd lagen
nicht tief im Waffer. Es sind erst 130 Jahre verflossen, seit
die erste, und nur 100 Jahre, seit die zweite Pfahlreihe im
Elbstrome eingerammt wurde. So entstand der Niederhafen für
die schon größeren und tiefergehenden Schiffe; 400 an der
Zahl fanden daselbst Platz. Das Ein- und Ausladen geschah
immer mit Hilfe der Schuteu; es verlangte daher sehr viel Zeit.
Kaianlagen waren bis zum Jahre 1866 nichl vorhanden. Als
erstes Hamburger Kai wurde am 3. August des genannten
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
TM Hauptwörter (100): [T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T110: [Tag Jahr Stunde Nacht Monat Uhr Zeit Winter Sommer Juni]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Hamburg
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 7 3 . —
21.
Hamburgs Schiffswerften.
Im Freihafengebiet, am linken Ufer des Elbstromes, liegen
Hamburgs Schiffswerften. Es sind Anstalten, in welchen Schiffe
der verschiedensten Art gebaut, ausgebessert und ausgerüstet
werden. Wenn wir Hamburg eine Handelsstadt nennen, so soll
damit nur gesagt sein, daß bei nns der Handel weitaus wich-
tiger ist und mehr betrieben wird, als jede andere Beschäftigung.
Es soll durch die Bezeichnung Handelsstadt nicht ausgeschlossen
sein, daß Hamburg auch in anderen Zweigen des Erwerbes Be-
deutendes leistet. Unsere Stadt hat auch Werkstätten und
Fabriken aufzuweisen, die sich ähnlichen Anlagen anderer Städte
getrost zur Seite stellen dürfen.
Wer von Wiezels reizend gelegenem Hotel, von der Höhe
am Stintfang, von dem hübschen Fährhaus oder von den
St. Panli-Landungsbrücken das Leben und Treiben aus unserm
Strome betrachtet? dem bietet sich vom jenseitigen Elbufer ein
Bild besonderer Art dar. Schiffe, die ganz aus dem Wasser
herausgehoben sind, Gerüstwerk aus dem Ufer, Schornsteine und
Fabrikgebäude verkünden über den Strom herüber, daß dort
drüben auf Steinwärder und dem kleinen Grasbrook, zu beiden
Seiten des Flußarmes Reiherstieg, gewaltige Fabrikanlagen,
Hanlburgs Schiffsbau-Werkstätten, sich ausdehnen.
Man sollte nicht immer seinen Weg durch den Köhlbrandt
nehmen, wenn man zu Schiff von Hamburg nach Harburg fahren
will; man sollte einmal einen Reiherstieg-Dampser benutzen.
Im Reiherstieg kann man seine helle Freude daran haben, wie
fleißig es dort am Wasser hämmert und klopft. Ein gutes
Stück deu Reiherstieg hinaus, weit über die Greuze des Frei-
Hafengebietes hinweg reiht sich am Ufer des Flußarmes Werft
an Werft. Hier wird an einer Schute, dort an einem Ewer,
da wieder an einer Barkaffe gearbeitet. Solche Fahrzeuge können
den Reiherstieg bequem befahren, wenn sie zur Werft sollen
oder von der Werft als geheilt entlassen werden. Diejenigen
von unseren Werften aber, welche den Ban von Oceandampfern
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