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1. Leitfaden für den Geschichts-Unterricht in mecklenburgischen Volksschulen - S. 27

1876 - Wismar [u.a.] : Hinstorff
§ 28. Die Reformation in Mecklenburg. Wie überall im deutschen Lande, so bestand vor der Reformation auch in Mecklenburg der Heiligen- und Reliquiendienst. Besonders waren Doberan und Schwerin reich an Reliquien. Auch der Ablaßhandel herrschte hier. Für die Fastenzeit waren Butter- und Fleischbriese zu kaufen; wer an den 3 hohen Festen zum Schweriner Dom wallfahrtete, erhielt Ablaß für 1277 Jahre; wer betend um den Kirchhof zu Kammin bei Laage ging, bekam für jeden Umgang 40 Tage Erlaß von den Qualen des Fegefeuers. Ablaßkrämer durchzogen auch hier das Laud. Die einzelnen, welche gegen diese Mißbrüuche auftraten, konnten nichts ausrichten. Priester Ruß in Rostock. Seit 1523 predigte Joachim Stüter in Rostock mit großem Erfolge das Evangelium. Auch in Schwerin und Wismar wurde bald evangelisch gepredigt. Um diese Zeit regierten in Mecklenburg die Herzöge Heinrich der Friedfertige iu Schwerin und Albrecht der Schöne in Güstrow. Beide waren der Reformation zugethan, besonders aber Heinrich von Schwerin. Dieser trat mit Luther in Verbindung , ordnete eine Kirchenvisitation an, ließ eine Kirchenordnung und einen Katechismus abfassen. Er hatte an der Aufrichtung der lutherischen Lehre in Mecklenburg den größten Antheil. Albrecht förderte anfangs auch die Reformation, wurde dann aber wieder katholisch. Sein Sohn Johann Albrecht entschied sich für die Reformation und arbeitete kräftig für die Ausbreitung derselben. 1547 bestieg er den Thron. Er war es, der in erster Reihe nach dem schmalkaldischen Kriege den Bund der norddeutschen Fürsten gegen den Kaiser mit zu stände brachte und auch seinen Vetter Moritz, welcher spater bekanntlich an die Spitze trat, zum Beitritt bewog. Hatte Heinrich der Friedfertige das Lutherthum in Mecklenburg aufgerichtet, so sorgte Johann Albrecht dasür, daß es erhalten und gestärkt wurde. § 29. Der 30jährige Krieg. Trotz des Religionsfriedens standen die Katholiken den Protestanten feindlich gegenüber. Endlich schlossen diese (1608) wieder einen Bund (Union). Dasselbe thaten die katholischen Fürsten (heilige Liga). Unter Kaiser Rudolf Ii. erlangten die Böhmen den Majestätsbries, durch welchen ihnen die freie Aus-

2. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 512

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
512 Wohnhaus und enthält gleichfalls einen sogenannten Pesel; gegen Osten und Norden liegen Ställe und gegen Westen die Tenne. — Das ganze Gebäude hat ein 40 Fuß und darüber hohes Dach, welches in Form einer vierseitigen Pyramide oben spitz ausläuft und stets mit Stroh bedeckt ist. Nur die stärksten Hommerschen Balken vermögen die Spannung der ungewöhnlichen Raumverhältnisse zu tragen. Wegen der Kostbarkeit solcher Bauten ist man in neuerer Zeit mehrfach von dieser Bauart abgewichen, sodaß die Zahl der alten ehrwürdigen Hauberge von Jahr zu Jahr immer mehr abnimmt. 27. Die Vogelkojen auf Föhr und Silt (Seeland). Die Jagd auf Enten und andere Wasservögel ist besonders merkwürdig und ergiebig auf der Insel Föhr. Der Vogelfang ist für manche Familien auf dieser Insel ein nicht unwichtiger Erwerbszweig und hat manches Eigene, das auf dem festen Lande wenig bekannt ist. Er geschieht auf zweierlei Art, theils mit Schlag- netzen, theils in Vogelkojen. Die Beschaffenheit der Vogelkojen läßt sich nur unvollkommen und schwer deutlich genug beschreiben. Zu einer Vogelkoje ist ein Stück Land von 15 bis 1600 Quadratruthen erforderlich. In der Mitte derselben ist ein großer Teich gegraben von solcher Tiefe, daß er immer Wasser halten kann. An allen vier Seiten ist ein ziemlich hoher Erdwall aufgeworfen, der aber an den Ecken des Teiches nicht zu- sammenhängt; denn von jeder derselben geht ein langer, etwas gekrümmter Graben aus, der die Pfeife genannt wird. Da wo derselbe mit dem Teiche zusammenhängt, ist er 9 bis 10 Ellen breit und ziemlich tief, wird aber allmählich schmäler. An der äußeren Seite dieses Grabens ist gleichfalls ein Erdwall aufgeworfen, der gegen das Ende allmählich niedriger wird und auf dem ganz kurze Pfähle stehen. Gegen-, über auf der andern Seite ver Pfeife, wo kein Wall ist, stehen lange Pfähle, deren Ende mit jenen auf dem Walle horizontal ist. Auf diesen Pfählen wird über die Pfeife ein Netz gespannt und vor das Ende derselben ein Hamen oder eine Reuse befestigt. Dicht außen vor den langen Pfählen stehen Schirme oder Zäune von Schilfrohr, schräge gegen den Graben gestellt, ungefähr wie Coulissen auf dem Theater. Dann folgt ein langer Zaun in gerader Linie längs der Pfeife, welcher alle Aussicht von dem Graben begrenzt, sodaß außerhalb dieses Zaunes ein Mensch gehen kann, ohne von den Vögeln in der Pfeife gesehen zu werden. Solcher Pfeifen sind vier, auch wohl sechs bei einer Koje, damit der Fänger allemal in einer solchen, die abwärts vom Winde gelegen ist, fangen kann, weil sonst die Vögel von ihm Witterung bekommen und davon fliegen würden. Die Wälle und der übrige Platz an der Koje sind mit Schilfrohr, Bäumen und Sträuchern aller Art bewachsen, so daß sie einem kleinen Walde oder einer Wildniß ähnlich sieht. In der Koje ist immer eine Anzahl Vögel, welche das ganze Jahr hindurch täglich zweimal in der Mündung der Pfeife gefüttert werden. In der einen Koje auf Föhr sind manchmal jährlich über 50 Tonnen Gerste aufgefüttert worden. Es werden auch einige hundert Vögel halb zahm gemacht. Man beschneidet ihnen die Flügel, füttert sie an einem eingeschlossenen Ort in der Koje, bis ihnen die Federn wieder wachsen und läßt sie dann in die weite Welt fliegen. Diese suchen das folgende Jahr mit ihrer Brut und vielen andern die Koje wieder heim und ver- größern den Fang. Der Fang nimmt mit den ersten Tagen des August seinen Anfang und dauert so lange, bis es so stark friert, daß das Wasser in der Koje mit Eis bedeckt ist. So- bald dieses geschieht, verlieren sich die Vögel auf einmal. Im September und Ok- tober ist die beste Fangzeit. Beim Fange selbst verfährt man auf folgende Weise. Wenn sich wilde Vögel in dem Teiche einfinden, so folgen diese den zahmen, wenn sie gefüttert werden, bis in die Pfeife. Sobald der Fänger, den der Zaun vor den Vögeln verbirgt, merkt, daß Vögel da sind, tritt er hinter dem Zaun hervor und zeigt sich denselben. Diese wagen nicht mehr in den Teich zurück zu fliehen, weil er demselben näher

3. Beiträge zur Behandlung der mecklenburgischen Geschichte in der Volksschule - S. 90

1912 - Rostock i. M. : Boldt
90 armen Priestern mu bei seiner Anstellung das halbe Ein-kommen des ersten Jahres abgeben." Das jammerte den Bauern; und so gebot er seinem Sohn Johann, sofort das beste Schaf aus dem Stall zu holen und es noch heute nach Libnitz zu schaffen. Da nickte der Priester und wanderte be-friedigt von bannen. Betrbt ging darauf Frau Anna ihrer Arbeit nach. Als Johann aus der Stadt zurckkehrte, mar es Abend geworden. Der Bauer sprach das Gebet; und jeder a still fr sich die Milch-suppe mit Schwarzbrot. Tnnies nahm nur sehr wenig und legte bald den ffel hin. Da schauten alle auf ihn, und die Mutter fragte besorgt: Was Hast, Tnnies?" Als der Gefragte schwieg, sprach >Hann: Ach, den Tnnies plagt's schon lange, lvenn wir frher das Vieh hteten und nher nach dem Bodden hinankamen und er ein Schiff mit Segeln sah, wollte er sogleich davon. Nun haben wir beide ja vor acht Tagen eine Kuh nach Wustrow gebracht. Dort hat er mit dem Schiffer Fretrnurst gesprochen, der ihn, sowie es Frhling wird, mit zur See nehmen will." heilige Jungfrau!" riefen Vater und Mutter wie aus einem Munde. Als sie sich ein wenig von ihrem Schreck erholt hatten, schalt Frau Anna: Nichtsnutziger )unge, bist verrckt geworden? Willst dich und uns mit Gewalt ins Unglck bringen? Und wie soll's mit unserer Arbeit werden, nun der Jrgen fort ist?" Ist wahr, Mutter", sagte kleinlaut der Tnnies, aber ich kann nicht anders. Den ganzen Tag mu ich an die See denken, und des Nachts trume ich immer von Schiffen und Segeln." Dann lat ihn doch", bat Johann, er hat nun einmal zum Bauern keine Tust. )ch werde doppelt soviel arbeiten wie frher, dann werden wir unsere Arbeit schon zwingen." Und als nun der Klaus dreimal und die Katharina sogar viermal soviel schaffen wollte wie sonst, wurden die Eltern allmhlich etwas willfhriger. Noch lange besprach man die Sache, dann legte man sich zur Ruhe, Tnnies glcklich und zufrieden, Vater und Mutter nicht ohne Sorge. Nach etwa acht Tagen fuhr der Bauer zwei fette Schweine nach Ribnitz, um sie an den Metzger zu verkaufen. Als er fein Geld eingestrichen hatte und die Pferde heimwrts lenkte, begegnete ihm der Priester und fragte: )st's wahr, was die Leute erzählen, da dein Tnnies zur See will? Dann mu ich wohl ein paar Reisemessen fr ihn lesen, damit ihm kein Sturm etwas tut und die See ihn nicht verschlingt." Hinrich bejahte lebhaft und zog ein Geldstck, welches der Priester schleunigst verschwinden lie. Als der Bauer nach Hause kam, wollte er von feinem Zusammentreffen mit dem Priester nichts erzählen. Aber die Buerin, welche sich nach dem preise der Schweine sorgfltig erkundigte und im Rechnen sehr genau mar, hatte es bald

4. Beiträge zur Behandlung der mecklenburgischen Geschichte in der Volksschule - S. 35

1912 - Rostock i. M. : Boldt
35 man sich bald darber hinweg, als man die kostbaren Schwerter sah, welche die Marktleute mitbrachten, und die schnen Ge-schichten hrte, welche Zir und Zora von der Llbestadt zu erzählen wuten. 5. Die die Grabower und Ziritzer fr einen Raubzug gedemttgt wurden. Das Rauben gefiel den Ziritzern sehr gut. Nur hatten sie den Wunsch, einmal einen recht groen Zug zu unternehmen. Darum begab sich Zir eines Tages nach Grabow und besprach die Sache mit fernem Schwiegersohn Hohle. Der alte Gul war bereits vor zwei Jahren gestorben. Zora hatte seine Schritte nach der alten Heimat prtsla gelenkt, um die dortigen freunde fr den plan zu begeistern. Zora rief den prislaern zu: )hr solltet die hbschen Pferde gesehen haben, welche ich auf meiner Reise nachmagde-brg erblickte, und ihr wrdet sofort kommen." Und die Grabower kriegten von Zir zu hren: Meine Augen haben sich, als ich an der Elbe entlang zog, an den fetten Rhen geweidet, die ich jenfeit des Flusses schaute; und wie oft habe ich gedacht: die mchtest du haben!" Solche Reden wirkten. Bald war man sich einig. Nach drei Tagen sollte der Zug von Ziritz losgehen. Als Zir sich von Rohle verabschiedete, band er es ihm noch auf die Seele, da er das kleine Bild Goderacs, das die Grabower besaen, ja nicht vergessen drfe. Am festgesetzten Tage erschienen die Grabower und prislaer. Alle waren zu Fu, nur der Rohle hatte ein pferd und trug auf einer Stange das Zeichen Goderacs. Die meisten Männer hatten einen Schild und ein Schwert, einige fhrten statt des Schwertes einen Speer. Zir und Zora stiegen auch zu Rosse, die brigen Ziritzer liefen zu Fu. Zir bernahm den Oberbefehl. Schon wollte sich der Zug in Bewegung setzen, da rief der Anfhrer: Halt! Bald htten wir noch etwas vergeffen. Da auch niemand daran denkt! Vo\i mssen doch noch Axte und Stricke mitnehmen, darruit wir uns Fle fr die berfahrt der die Elbe herstellen." Ihr seid doch alle Schafskpfe!" schalt der Smok. Und du bist der grte, das fteht man dir auf hundert Schritt an!" hhnte G^neke. Schnell strmten die Ziritzer ins Haus und bewaffneten ftch mit xten und Stricken. Und damit gings rasch vorwrts. Rohle ritt als Bannertrger voraus und hielt das Zeichen c*u fyoch empor. Mit zuversichtlicher Miene schauten die wenden auf das Bild, und Dowke jubelte: Go-derac ist mit uns, das wird eine feine Fahrt!" 3*

5. Beiträge zur Behandlung der mecklenburgischen Geschichte in der Volksschule - S. 38

1912 - Rostock i. M. : Boldt
38 -Das geschah Hohle aber, der Schwiegersohn Jirs, hatte es steh am vorhergehenden Abend schon genau mit seinen Freunden uberlegt, was zu tun sei, und rief darum- Brt versammelte Männer, was wir Grabower euch vorschlagen' Unser Dorf liegt, wie ihr hier ja alle sehen knnt, an einer sehr gnstigen Stelle, da, wo der Flu sich teilt, vor uns im 2am befindet sich, wie ihr ebenfalls wit, der Tempel unseres Gottes Goderac. Und dort jenfeit des Hains laufen die Nuarme wieder zusammen, wenn wir rund um unsere Insel spitze Pfhle, hohe Palisaden, errichten, so sind wir geborgen." So ist s recht, mein Sohn', sagte Air, doch wollen wir unseres (Soderac nicht vergessen. Line schne Beute hat er un^ auf unserem Llbzuge beschert, wollen wir ihm nicht zum Dan? fr die Beute und um ihn gnstig zu stimmen fr die Zukunft zu seinem Tempel ein groes, gerumiges Langhaus bauen m dem wtr besser sein Fest feiern knnen?" Alles war einverstanden und schrie: Heil Goderac!" Und nun begann oberhalb des Dorfes im dichten Walde ein reges Leben. Der Schall der Axt drang weithin, und krachend sanken die Baume zu Boden. Nachdem die Stmme ihrer Zweige und der Krone beraubt waren, schleppte man sie zum Ufer des Flusses und lie sie nach Grabow treiben. Hier wurden die Ankmmlinge mit langen Haken angehalten und aufs Land gezogen. während jetzt einige Männer die pfhle zurichteten, vorspitzten und die Spitzen der bessern Haltbarkeit wegen ins Feuer legten, suchten andere von einem hohen Gestell aus die pfhle mit starken Schlgeln ins weiche Lrdreich unmittelbar am Ufer des Flusses zu treiben. Bald reihte sich Pfahl an Pfahl; und immer weiter wuchs die Palisadenwand, und immer hher stieg die Zuversicht und der Eifer der Bauleute. Nach mehreren Wochen war die Burg fertig. Die ganze Schar der Männer ging prfend an der Mauer entlang und betrachtete mit Befriedigung das vollendete Werk. Jetzt la die Sachsen nur kommen, wir wollen sie schon mit blutigen Kpfen heimschicken", rief Smok. Nein", erwiderte Zora, wir wollen zunchst mal zu ihnen und uns unsere Khe und Pferde wiederholen. Ich meine, wir ernennen Hohle zu unserem Burgwart und lassen ihn mit noch zwlf tchtigen und geschickten Mnnern zurck. Mgen sie die Burg bewachen und Goderacs Heiligtum weiter ausbauen, wir andern aber: Auf zur (Elbe!" Bei diesen Worten blitzte das Auge des alten Kmpfers, seine Gestalt reckte und dehnte sich. Und mit lautem Gebrull begleiteten die wenden feine Rede.

6. Beiträge zur Behandlung der mecklenburgischen Geschichte in der Volksschule - S. 107

1912 - Rostock i. M. : Boldt
107 2> Alle verlief er? Der 20. Juni rckte heran. Steilem Wacknitz hatte alle Hnde voll. Er trieb die Bauern, von denen er altert Hafer und junges Heu gekauft hatte, an, das Futter pnktlich bei der Sagsdorfer Brcke, die nicht weit von Sternberg der die Warnow fhrt, abzuliefern. Ein lustiges Peitschenknallen war auf allen Wegen zu hren, und ganze Berge von Heu und Hafer wurden in der Nhe der Brcke aufgeschttet, mehrere Männer waren auch schon beschftigt, ein Zelt fr die Herzge aufzuschlagen. Und nun kamen sie aus der Nhe und aus der Ferne, aus Nord und Sd, aus Ost und West: die Ritter in ihrer blinkenden Rstung, die Brgermeister in ihrer Amtstracht, die Geistlichen in ihrem langen Talare. Alle, die sich unterwegs getroffen hatten, sprachen nur das eine wieder und wieder: Wir wollen Lutherische bleiben!" Und jetzt steht alles vor dem Zelte, der welches eine mchtige Eiche ihre Aste breitet. Die Mitglieder des Landtags sind heute in einer Zahl versammelt, wie es bisher noch nie der Fall gewesen war. Jeder sieht erwartungsvoll nach dem Eingang desherzogszelts und harrt der Dinge, die da kommen sollen. Nun ffnet sich das Zelt. Heraus tritt der alternde Herzog Heinrich, es folgt ihm zunchst der jugendliche Johann Albrecht und dann der Kanzler Johann v. Lucka. Ehrfurchtsvoll grt der ganze Kreis der versammelten die Fürsten, welche durch Neigen ihres Hauptes die Gre erwiderten. Herzog Heinrich nimmt auf einem Stuhle vor dem Zelte platz. Neben ihm steht, hoch aufgerichtet, der krftige und energische Johann Albrecht. Ihnen zur Linken erblickt man auf einer Stange das mecklenburgische Wappen. Jetzt tritt der Kanzler Johann v. Lucka mitten in den Kreis, den Ritter, Brgermeister und Geistliche bilden. Ernst und Entschlossenheit lagern auf dem Gesichte dieses Mannes. Einst war er Prediger in Sachsen. Da er sich nicht den Katholischen fgen, vielmehr bei der Lehre Luthers verbleiben wollte, hetzte man ihn fort aus der Heimat. Bei Dietrich v. Maltzan fand er eine Zufluchtssttte, und Johann Albrecht machte ihn sogar zum Kanzler. Mit Recht. Denn alle, die den Mann nun ansahen, dachten unwillkrlich: Der wei, was er will!" Nun beginnt er mit lauter Stimme: Hochansehnliche Herren! Des Kaisers Majestt verlangt die Annahme des Interims. Aber es handelt sich hier um die Religion, um die Sache Gottes, nicht um ein irdisch Ding. Haltet treulich fest am gttlichen Worte, es komme, was da mag! Und nun, ihr Herren, tut ffentlich kund, was ihr zum Interim meint!"

7. Beiträge zur Behandlung der mecklenburgischen Geschichte in der Volksschule - S. 117

1912 - Rostock i. M. : Boldt
117 Ofen und Grapen. Jetzt soll er auch Mrser und vor allein ugeln gieen. Der Mann besitzt Eifer und Verstand, soll mir bei ihm auf ^ooo Taler gar nicht ankommen. Aber was fr Wege, was fr Straen habe ich passieren mssen. Da knnen ja Nachrichten nach den Grenzen nur mit Schnecken-langsamkeit befrdert werden. Die Post mssen wir durchaus anders einrichten. Welches sind die Hauptpunkte an unsern Grenzen?" Als sie ihm genannt waren, befahl er: Von Gstrow haben postverbindungen zu führen nach Rostock, Wismar, Schwerin, parchim und Dmitz, Waren und Gnoien. Auf all diesen Linien sind die Städte und Drfer zu bestimmen, wo die Wagen- und Reitposten die pferde wechseln knnen. 3ch bitte mir aus, da der Wechsel stramm vor sich geht und die leidige Bummelei nicht einreit. Aber auch der Wasserverkehr mu besser werden. Sah da neulich die Schleuse in Neustadt in einem erbrmlichen Zustande, und so wird's wohl noch anderswo sein." Leider ja", fiel der alte Weikopf wieder ein, bei diesem Kriege scheut jeder die Fahrt, Fracht gibt niemand, aus Furcht, da sie gestohlen wird. So gehen denn auch keine Schleusengelder mehr ein, und wie sollen denn nun die Kosten fr die Ausbesserung der Llde und ihrer Schleusen bestritten werden?" Das wird und mu gemacht werden", entgegnete der Herzog eifrig, ja, mir schwebt noch der plan einer Verbindung zwischen Wismar und Schwerin und damit zwischen der Ostsee und der (Elbe vor. Sollte ich diesen Gedanken verwirklichen knnen, dann sind mir sein heraus. Wir fahren unsern Wasserweg, kommen dann schon weiter zur Nordsee und pfeifen auf den dnischen Sundzoll. Mchte wohl wissen, was der Kanal Wismar-Schwerin kosten mag. )ch bitte um einen Kostenanschlag. Und damit fr heute genug, ihr Herren!" Die Rte verlieen ihren Gestrengen mit tiefer Verbeugung. Und dann strzte sich jeder gewaltig in die Arbeit, um das anzuordnen und auszufhren, was der Gefrchtete befohlen oder auch nur angedeutet hatte. Mancher Mecklenburger, der jetzt eine Bittschrift einreichte, erhielt zu feinem grten Erstaunen oft noch an demselben Tage Bescheid. Die Strolche, die sonst in Mecklenburg ein gutes Feld gehabt hatten, machten sich vor den Verfolgern der die Grenzen und sagten wohl zu ihresgleichen, die ihnen begegneten und im Mecklenburgischen Quartier nehmen wollten: Bruder, hte dich vor dem Land des Wallensteiners!" Die Lldeschleusen, die arg vernachlssigt waren, wurden wirklich ausgebessert. Und eines Tages legte man dem Herzog den gewnschten Kostenanschlag der seinen Wasserweg von der (Elbe bis zur Ostsee vor. 500000 Taler! 3a/ was der Friedlnder befahl, wurde ohne Zaudern und Murren ausgefhrt.

8. Beiträge zur Behandlung der mecklenburgischen Geschichte in der Volksschule - S. 16

1912 - Rostock i. M. : Boldt
16 mut mit seinen Gesellen heranstrmte, entflohen die Mrder auf ihren Booten nach der gegenberliegenden Seite der Bucht. Man konnte ihnen nur wilde Flche und Drohungen nachsenden. Solche Erlebnisse betrbten den Meister aufs uerste und machten ihn sehr schweigsam und nachdenklich. Aber bald hatte er seine frhere Spannkraft wiedergefunden. Ent-schlssen rief er aus: Heran, ihr Gesellen, heran Formung und Grtwin, heran Baldwin und ihr andern alle! Hier wollen wir nicht bleiben. Seht hin auf die Wiese dort unten, seht ihr den Mggensee? der seinem Wasser wollen wir uns neue Heimsttten errichten." Das ist sehr gut geredet, Meister!" riefen die Männer wie aus einem Munde. Und Frau Irmgard, die hinzutrat, bemerkte sofort die Vernderung an ihrem Manne und sprach hocherfreut: Heil, ihr Männer, noch heute beginnt mit der neuen Arbeit!" Stille wurde es nun fr eine Zeitlang in den Werksttten. Alles eilte mit Steinxten und Steinsgen nach dem nahen Walde. Zahlreiche Bume wurden mit groer Mhe gefllt und ihrer Aste beraubt. Siegfried entzndete ein groes Feuer, das die Knaben wacker unterhielten. Nun wurde ein Stamm nach dem andern herangebracht, durch Feuer und Axt mit einer Spitze versehen und darauf zum Mggensee geschleppt. 3n kurzer Zeit lagen hier mehr als hundert Pfhle bereit. Meister Hartmut zimmerte mit Hormung und Baldwin ein Flo; und gleich darauf wurde etwa zwanzig Schritte vom Lande entfernt der erste Pfahl mit einem gewaltigen Holzschlgel eingerammt. Schlag fiel auf Schlag! Da rief Meister Hartmut: Siegfried und Mannus, es taugt nicht, da wir mit unferm Flo so oft ans Land fahren mssen, knnt ihr uns nicht einen Steinsteg vom Ufer bis zur ersten Wohnung schaffen?" Das lieen die Wackern sich nicht zweimal sagen. Und während nun auf dem Wasser dumpfe Schlge ertnten und allmhlich ein pfahlring entstand, suchte Sieg-frted mit seinen Helfern auf runden Hlzern groe Granitblcke heranzuwlzen und ins Wasser zu schaffen, so da man, von Stein zu Stein springend, das Flo und den Pfahlring erreichen konnte. Sieben Schritte ma der Ring im Durchmesser. Da nun Frido und Archimbald Haufen von dnnen Rundhlzern be-arbeitet hatten, konnte im Nu der Fuboden gelegt werden. Jetzt rief Mannus dem Hermannfried zu: Nun gibt's neue Arbeit fr uns Ton- und Lehmleute! Wer kann es auf dem hckerigen Holzboden aushalten! Lat uns eine ordentliche Lehmdiele schaffen, wie tvir's in unserer Grubenwohnung hatten!" Zeigten da aber die Lehmmnner, da sie ihre Sache verstanden!

9. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 74

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
74 deutscher Handwerksbursche in Amsterdam durch den Irrthum zur Wahr- heit und zu ihrer Erkenntniß. Denn als er in diese große und reiche Han- delsstadt voll prächtiger Häuser, wogender Schiffe und geschäftiger Menschen gekommen war, fiel ihm sogleich ein großes und schönes Haus in die Augen, wie er auf seiner ganzen Wanderschaft von Tuttlingen bis nach Amsterdam noch keins erlebt hatte. Lange betrachtete er mit Verwunderung dieses kostbare Gebäude, die Kamine auf dem Dache, die schönen Gesimse und die hohen Fenster, größer als an des Vaters Haus daheim die Thür. Endlich konnte er sich nicht enthalten, einen Vorübergehenden anzureden. „Guter Freund," redete er ihn an, „könntihr mir nicht sagen, wie der Herr heißt, dem dieses wunderschöne Haus gehört mit den Fenstern voll Tulipanen, Sternenblumen und Levkoyen?" —Der Mann aber, der vermuthlich etwas Wichtigeres zu thun hatte und zum Unglück gerade so viel von der deutschen Sprache verstand, als der Fragende von der holländischen, nämlich nichts, sagte kurz und schnauzig : „Kannitverstanund schnurrte vorüber. Dies war ein holländisches Wort, oder drei, wenn man's recht betrachtet, und heißt auf deutsch so viel als: „ich kann euch nicht verstehen." Aberder gute Fremdling glaubte, es sei der Name des Mannes, nach dem er gefragt hatte. „Das muß ein grundreicher Mann sein, der Herr Kannitverstan," dachte er, und ging weiteri Gass' aus Gass' ein kam er endlich an den Meerbusen , der da heißt: Het Ey, oder aus deutsch: Das Ipsilon. Da stand nun Schiff an Schiff und Mastbaum an Mastbaum, und er wußte anfänglich nicht, wie er es mit seinen zwei einzigen Augen durchfechten werde, alle diese Merkwürdigkeiten genug zu sehen und zu betrachten, bis endlich ein großes Schiff seine Aufmerksamkeit an sich zog, das vor kurzem aus Ostindien angelangt war und jetzt eben ausgeladen wurde. Schon standen ganze Reihen von Kisten und Ballen auf- und nebeneinander am Lande. Noch immer wurden mehrere herausgewälzt, und Fäffer voll Zuckerund Kaffee, voll Reis und Pfeffer. Als er aber lange zugesehen hatte, fragte er endlich einen, der eben eine Kiste auf der Achsel heraustrug, wie der glückliche Mann heiße, dem das Meer alle diese Waaren an das Land bringe? „Kannit- verstan," war die Antwort. Da dachte er: „Haha, schaut's da heraus ? Kein Wunder! Wem das Meer solche Reichthümer an das Land schwemmt, der hat gut solche Häuser in die Welt stellen und solcherlei Tulipanen vor die Fenster in vergoldeten Scherben." Jetzt ging er wieder zurück und stellte eine recht traurige Betrachtung bei sich selbst an, was er für ein armer Mensch sei unter so viel reichen Leuten in der Welt. Aber als er eben dachte: „Wenn ich's doch nur auch einmal so gut bekäme, wie dieser Herr Kannitverstan cs hat," kam er um eine Ecke und erblickte einen großen Leichenzug. Vier schwarz vermummte Pferde zogen einen ebenfalls schwarz überzogenen Leichenwagen langsam und traurig, als ob sie wüßten, daß sie einen Todten in seine Ruhe führten. Ein langer Zug von Freunden und Bekannten des Verstorbenen folgte nach, Paar an Paar, verhüllt in schwarze Mäntel und stumm. In der Ferne läutete ein einsames Glöcklein. Jetzt ergriff unsern Fremdling ein wehmüthiges Gefühl, das an keinem guten #

10. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 51

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
51 97. Die Witwe von Husum. Es war im Winter, und das Eis stand. Da beschlossen die Husumer, ein groszes Fest zu feiern; sie schlugen Zelte auf, und alt und jung, die ganze Stadt, versammelte sich drauszen. Die einen liefen Schlittschuhe, die andern fuhren im Schlitten, und in den Zelten erscholl die Musik, und Tänzer und Tänzerinnen schwenk- ten sich herum, und die Alten saszen an den Tischen und tranken eins. So verging der ganze Tag, und der helle Mond stieg auf; aber der Jubel schien nun erst recht anzufangen. Nur ein altes Mütterchen war von allen Leuten in der Stadt zurückgeblieben. Sie war krank und gebrechlich und konnte ihre Füsze nicht mehr gebrauchen; aber da ihr Häuschen auf dem Deiche stand, konnte sie von ihrem Bette aus auf’s Eis hinaussehen und die Freude sich betrachten. Wie es nun gegen den Abend kam, da gewahrte sie, indem sie so auf die See hinaussah, im Westen ein kleines weiszes Wölkchen, das eben über dem fernen Horizont auf- stieg. Gleich befiel sie eine unendliche Angst; sie war mit ihrem Manne zur See gewesen und verstand sich recht auf Wind und Wetter. Sie rechnete nach : „In einer kleinen Stunde wird die Flut da sein, dann ein Sturm losbrechen, und alle sind verloren !" Da rief und jammerte sie, so laut als sie konnte; aber niemand war in ihrem Hause, und die Nachbarn waren alle auf dem Eise; nie- mand hörte sie. Immer gröszer ward unterdessen die Wolke und allmählich immer schwärzer, noch einige Minuten, und die Flut muszte da sein, der Sturm losbrechen. Da rafft sie all ihr bischen Kraft zusammen und kriecht auf Händen und Füszen aus dem Bette zum Ofen; glücklich findet sie noch einen Brand, schleudert ihn in s Stroh ihres Bettes und eilt, so schnell sie kann, hinaus, sich in Sicherheit zu bringen. Das Häuschen stand nun augenblicklich in hellen Flammen, und wie der Feuerschein vom Eise aus gesehen ward, stürzte alles in wilder Hast dem Strande zu. Schon sprang der Wind auf und fegte den Staub auf dem Eise vor ihnen her ; der Himmel ward dunkel; das Eis fing an zu knarren und zu schwanken, der Wind wuchs zum Sturm, und als die Letzten den Fusz auf’s feste Land setzten, brach die Decke, und die Flut wogte an den Strand. So rettete die arme Frau die ganze Stadt und gab ihr Hab und Gut daran zu deren Heil und Rettung. 98. Wärterinuhr. 1. Der Mond, der scheint, das Kindlein weint, Die Glock’ schlägt z w ö 1 f. Dasz Gott doch allen Kranken 2. Gott alles weisz. Das Mäuslein beisz’. Die Glock’ schlägt ein; der Traum spielt auf dem Kissen helft dein.
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