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1. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 21

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 21 — Teutoburger Walde, unweit Tecklenburgs. Von Greven aus gelangt die Ems über Emsdetten nach Rheine. Sie gilt eigentlich schon von Greven aus für schiffbar, wird aber selten von großen Kähnen, sogenannten Pünten, von dort schon befahren; von Rheine ab sieht man diese häufiger. Unterhalb Rheine verläßt die Ems Westfalen und tritt in die Provinz Hannover ein. Wenn schon ihr Laus in Westfalen kein schneller ist und ihre Ufer wenig Schönes aufweisen können, so ist das in Hannover noch weniger der Fall. Zu beiden Seiten liegen große Torfmoore, die den Bewohnern nicht nur Torf zum Brennen, sondern mittels der Versenuug auch Ackerboden liefern müssen. Oberhalb der Stadt Lingen bei Ellbergen vereinigt sich die Jbbenbürener Aa, die in der Nähe von Tecklenburg entspringt, nebst ihrem Zuflüsse, der Hopstener Aa, die vom Nordrande der Schafberge kommt, mit der Ems. Über Lingen fließt die Ems nach Meppen, wo sie die Hase aufnimmt. Tiefe kommt von der Nordseite des Teutoburger Waldes, aus derselben Quelle, der die Else, der Nebenfluß der Werre im Wesergebiete, entstammt. An der Haase liegt die große und schöne Stadt Osnabrück. Von Meppen ab wird der Lauf der Ems zwar immer langsamer, aber ihr Bett auch immer breiter und tiefer, so daß sie größere Schiffe tragen kann. Das ist wichtig für den Handel der beiden Städte Papenburg und Leer, die weiter abwärts an der Ems liegen. Bei Leer, wo am rechten Ufer die Leda mündet, können die Seeschiffe bis an die Stadt fahren und ihre Waren vor den Fenstern der Handelshäuser ausladen. Weiter nördlich geht die Ems durch den Dollart in die Nordsee. Nahe am Dollart liegt die alte Handelsstadt Emden, die durch einen Kanal mit ihm verbunden ist. Wo jetzt sich der Tollart befindet, da war früher fruchtbares Land mit vielen Ortschaften. Vor 600 Jahren brach die Nordsee da herein und setzte die ganze Gegend unter Wasser. Hier liegt das Land überall so niedrig, daß man es durch große Dämme gegen das Meer schützen muß. Die Ems hat in den letzten Jahren für Westfalen dadurch eine größere Bedeutung gewonnen, daß ihr unterer, schiffbarer Lauf durch einen Kanal mit dem Kohlenbezirke Westfalens verbunden

2. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 330

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 330 — Auch entkleidete der Bischof die Stadt all ihrer Privilegien und erbaute zur Verhütung künftiger Empörung ein jetzt nicht mehr vorhandenes Blockhaus, die Engelsburg, auf dem Bispiughofe und den jetzt zur Strafanstalt dienenden Zwinger am Neubrückenthor. Aber schon 1553 mußte er dem Rate und den Gilden die alten Vorrechte wieder einräumen. Nachdem Münster Land viel vom dreißigjährigen Kriege er- litten — Grimmelshausen erzählt manches Schreckliche davon in seinem sittengeschichtlichen Romane: Simplex. Simplicissimus — wurde in der Stadt, sowie in Osnabrück der westfälische Friede 1648 geschlossen. 1640 hatte der Regensburger Reichstag den französischen Vorschlag angenommen, die Städte Münster und Osnabrück für eine Friedensversammlung auszuwählen. Die zu Hamburg zwischen dem Kaiser und Frankreich geschlossenen Prä- liminarien erklärten beide Orte für neutral, aber erst 1643 zog der kaiserliche Gesandte, Gras Ludwig von Nassau, feierlich eingeholt, in Münster ein, und so ermüdet von dem langen Kriege auch die Mächte alle sein mochten, es währte noch lange, bis ihre Boten endlich in ihren sammetbedeckten Kutschen, mit ihrem prunkhaften Gefolge aus Edelleuten, Pagen und Hellebardieren, von Knuonen- donner begrüßt, durch die dunklen Thore der beiden Städte ein- rollten. Die spanische Grandezza z. B- sand es ihrer unwürdig, eher als Frankreichs Ambassadenre zu erscheinen; diese wollten dagegen später, als die Spanier anlangen, jeder in seiner Sprache reden, keiner den andern zuerst besuchen, und man begreift, wie die Verhandlungen dabei sich förderten. Am bescheidensten zog der päpstliche Nuntius ein: die Franzosen spot- teten, daß auf einem Korbe des Gepäckes ein Barfüßermönch säße, wie ein schwarzer Hahn auf dem Gepäck eines Marketenders. Der Schwede Oxenstierna ließ sich sogar anfangs gar nicht herab, zu erscheinen, er blieb in Minden, auf seinen Mitgesandten Calvins eifersüchtig, wie den endlosen Hader denn meist die Eifersucht der Gesandten einer und derselben Macht unter sich noch erhöhte. End- lich brachte die Ankunft des Herzogs von Longueville und des Grafen Maximilian von Trauttmaunsdorff etwas Licht in das Chaos der

3. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 445

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 445 — zogen, die Aufhebung der zahlreichen Klöster 1803, am meisten aber, als die Sauerländer aus Befehl des neuen Großherzogs, der 1806 dem traurigen Rheinbunde beitrat, Napoleon Heeresfolge leisten mußten und in Spanien, Osterreich, Rußland für ihn ihr Blut verspritzten. Die ewigen Zeiten dauerten indessen nicht lange. Der Pariser Friede 1814 schlug das Herzogtum zur Krone Preußen und der Großherzog von Darmstadt trat es an diese durch Patent vom 8. Juli 1816 feierlich und förmlich ab. 2) Im Kreise Arnsberg. Der Kreis Arnsberg liegt mitten in dem Bezirke gleichen Namens, von den Kreisen Soest und Lippstadt nördlich, von dem letztern und Meschede östlich, von diesem und Altena südlich, von demselben und Iserlohn westlich umgeben, 676 qkm groß. Der Kreis, durchzogen von dem Arnsberger Walde, der Helleselder Mark, dem Balver Walde und Teilen des Lenne- gebirges, ist ganz gebirgig. Er wird von der Ruhr nebst deren Nebenflüssen, der Möhne, Röhre (Röhr) und Hönne durchflössen. Kaum 2/7 des Bodens eignet sich zum Ackerbau, über die Hälfte ist mit Wald bedeckt. In den Waldungen findet sich ein trefflicher Bestand von Hochwild. Die Bewohner treiben viel Schafzucht, Holzbau und -Handel, sind auch in Holz- und Eisenwaren, in An- timon und Papier thätig. Die Zahl der Bewohner beläuft sich auf 49 605, von denen 46 158 katholisch, 3084 evangelisch, 363 jüdisch, in 2 Städten: Arnsberg, Neheim, und in 5 Ämtern: Allendors, Balve, Freienohl, Hüsten, Warstein mit 55 Landgemeinden und dem Gutsbezirke Melschede. Die Kreisstadt und Regierungs - Hauptstadt Arnsberg mit 7786 Einwohnern, von denen 6296 katholisch, 1379 evangelisch, Iii jüdisch, liegt höchst anmutig an und auf einem Bergrücken, nach drei Seiten von der glitzernden und blitzenden Ruhr wie von einer Schleife umflossen. Die Stadt verdankt ihr Entstehen den alten Grafen und ihre wenn auch nur langsame Entwickelung den Kurfürsten, die hier ihre westfälische Kanzlei und Residenz hatten;

4. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 259

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 259 — Anders nun freilich sah es damals mit dem Oberbau aus. Abgesehen von der geringeren Festigkeit des verwendeten Materials war die Fügung der Gleise gegenüber der heutigen Verbindung durch Laschen eine weit weniger innige. Eben nun hatte die Lokomotive „Gütersloh" jenen Wegüber- gang passiert, als sie aus dem Gleise geschleudert, sich zur Seite neigte und den Tamm hinabstürzte, Lokomotivführer und Heizer unter ihrer furchtbaren Last begrabend. Das alles war das Werk eines Augenblicks. Tie Berkoppelung war gerissen; doch hatte der mächtige Ruck der abstürzenden Lokomotive auch die nachfolgenden vier Wagen aus dem Gleise gezerrt, den Gepäckwagen und drei Personenwagen dritter bis erster Klasse. Tie Wagen mit vierter Klasse pflegten damals stets den Schluß der Züge zu bilden und das gereichte ihren Insassen jetzt zum Heile. Diese Wagen allein blieben infolge rechtzeitigen Bremsens auf dem Gleise stehen, etwa 100 m von dem Wegübergange entfernt. In Bielefeld war Pferdemarkt gewesen, daher besonders die letzten Wagenklassen stark besetzt waren, vornehmlich auch durch jüdische Händler. Die Geistesgegenwart eines braven Bremsers Quante, der 1894 in Minden gestorben ist, hatte das Leben aller Fahrgäste der letz- ten Wagenklasse gerettet, sein rechtzeitiges Bremsen verhütete auch das Nachdrücken auf die vorderen Wagen, die bei dem starken Ge- fälle unfehlbar in einander gedrückt wären; jetzt aber riß auch hier die Berkoppelung. Jene vier Wagen nun, von der abspringenden Maschine aus dem Gleise gerissen, hatten unabhängig von dem übrigen Zugteile ihr eigenes Geschick. Eine Zeitlang neben den Schienen weiter- rollend, stießen ihre Räder gegen die Schwellen, wühlten sich in das Erdreich ein: sie schwankten, schlugen um auf die linke Seite und blieben liegen, oder auf die rechte Seite und — stürzten den 5 m hohen Damm hinab. Jenes immer noch glücklich zu nennende Geschick hatte der vierte Wagen; in ihm befand sich unter Begleitung des Oberstleutnants Fischer und des Oberleutnants von Heinz der 19jährige Prinz 17*

5. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 317

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 317 — Und Karl am Felsentische, das Haupt vom Arm gestützt, Im Antlitz Jugendfrische, inmitten der Halle sitzt. Lang fällt in weißen Wellen hernieder Bart und Haar; Mit seinen Heergesellen harrt er schon manches Jahr. Oft ist's, als ob sie spüren des Lebens neuen Tag; Tann geht ein freudig Rühren entlang das Felsgemach. Aufstehn all' die Genossen, ergreifen Schild und Speer; Toch bleibt der Blick geschlossen, die Seele schlummert schwer. Dem Kaiser nur erhellet sich Aug' und Geist zumal; Er ruft, daß laut es gellet: „Sagt, Zwerge, des Jahres Zahl!" Und horcht, und Dunkel wieder umschattet sein Gesicht: „Legt, Kämpen, legt euch nieder, die Zahl ist unsre nicht!" Mit dumpfem Rasseln gleiten zu Boden Mann an Mann; Sie schlafen und warten der Zeiten, die lösen ihren Bann. Und er sitzt wieder am Tische mit weißem Bart und Haar, Der Kaiser, voll Jngendsrische das Antlitz wunderbar." Franz Oebecke. Die rechte Zeit kam, als am 18. Januar 1871 in Wilhelm dem Großen mit weißem Bart und Haar, dem Kaiser des neuen geeinten Deutschlands, Karl der Große erwachte und auferstand. Bedeutende Dörfer im Amte Warburg im Südwesten des Kreises sind die Pfarrorte Herlinghausen mit 357, fast nur evangelischen, Kalenberg mit 301, Walde mit 593, Wormeln mit 445, Germete an der Diemel mit 520, Bonneburg mit 771, Hoheuwechel mit 512, alle mit fast nur katholischen Eingesessenen, Scherfede an der Diemel, ein Eisenbahnknotenpunkt und die Stätte einer großen Kunstwoll- fabrik mit 1489, von denen 1303 katholisch, 148 evangelisch, 38 jüdisch. Im Amte Borgholz gehören der sehr fruchtbaren Warburger Börde die Landgemeinden Daseburg mit 1019, Lütgeneder mit 450, Großeneder mit 758, Rösebecks mit 567, Körbecke mit 928, Büchen mit 805, ferner Borgholz mit 153 und Natzungen mit 669, die

6. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 428

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 428 — gleichen Namens von 4137, darunter 125 evangelisch, Horenburg von 431, nur ein Evangelischer, Henrichenburg von 1247, darunter 54 Evangelische, Eingesessenen. Die Ämter haben fruchtbaren Boden und betreiben ergiebigen Ackerbau. Sie werden von dem Dort- mund-Emskanal durchzogen. Bei Henrichenburg ist ein höchst wichtiges Schiffshebewerk. Von der ostfriesischen Handelsstadt Emden im Norden zu dem im Emporsteigen begriffenen Jndustrieorte Herne i. W. schlängelt sich der Kanal, und zufolge des gebirgigen Bodens war oftmals die kundige Hand des Ingenieurs erforderlich, um alle Hindernisse zu beseitigen. Die interessanteste Strecke des Kanals ist zweifellos die zwischen den Städten Münster und Herne; hier waren die größten Schwierigkeiten zu überwinden, auch zweigt sich hier, wie bei dem Orte Henrichenburg, der Stichkanal nach Dortmund ab. Zwischen dem Haupt- und Stichkanal beträgt der Höhenunter- schied des Wasserspiegels 16 Meter. Gebräuchlich ist, solche Höhen- differenzen bei Kanälen durch Schleusen auszugleichen; zum Aus- gleich von 16 Metern jedoch mußte zu einem andern Mittel ge- griffen werden: man errichtete ein Schiffshebewerk, das in seiner Großartigkeit einzig dasteht im In- und Auslande. Man denke sich eine eiserne, bewegliche Schleusenkammer, 70 in lang, 8,6 in breit und 3 in tief. Also ein großer Wasser- kästen, der an beiden Enden durch Thore verschließbar ist; gleich- >alls verschließbar durch Thorschützen ist das obere und untere Ende des Kanals. Durch diese Thore und Thorschützen können die Schiffe in den Kanal bezw. den Wasserkasten ein- und aus- fahren. Steht der Kasten vor einem Kanalthore, so wird durch eine Dichtung ein wasserfester und -sicherer Anschluß an der Wand des Kanals hergestellt. Der ganze Kasten mit Wasser- und Schiffs- inhalt (600 Tonnen) wiegt die Kleinigkeit von 21/2 Millionen Kilogramm. Zur Hebung eines solchen Gewichtes ist eine große K^raft erforderlich, diese wird aber vermieden dadurch, daß man eine Kraft gesucht hat, die dieses Riesengewicht ohne weitere Kraft- äußerung nach oben treibt.

7. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 437

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 437 — Sommertage zahlreiche fröhliche Wanderer nach Volmarstein, die sich ergötzen wollen an Gottes herrlicher Schöpfung. Bei Witten bespült die Ruhr zuerst die märkische Kohlen- gegend, in welche sie bald völlig eintritt. Überall erblicken wir Zechen; Niederlagen von Kohlen ziehen sich an den Ufern hin, selbst kleine Schiffe werden schon mit Kohlen beladen; denn bis Witten hat von Stein einst die Ruhr schiffbar machen lassen. Seit dem Bau der bergisch-märkischen Eisenbahn ist der Verkehr und die Volkszahl von Witten bedeutend gestiegen, und zahlreiche ge- werbliche Anlagen, unter denen sich auch mehrere große Glas- fabriken befinden, locken noch fortwährend Arbeiter aus der Nähe und Ferne herbei. Unter den reizenden Bildern aus dem Ruhrthale zeichnet sich endlich auch noch die Gegend von Blankenstein aus. Der Ort hat eine ähnliche Lage, wie Volmarstein; auch hier befinden sich die Trümmer einer Burg. In dem schönen Garten, der sich am Ab- hange des Berges hinunterzieht, hat man eine unvergleichliche Aus- sicht. Man schaut weit in das Ruhrthal hinein, das mit zahl- losen rotbedachten Wohnhäusern übersäet, von muntern Herden be- lebt und von Waldgebirgen eingeschlossen ist. Tief unten eilt der Fluß dahin, der über ein langes Wehr braufend und schäumend seine Wogen wälzt. In vielen Biegungen windet sich die Ruhr an Hattingen vorbei zur westfälischen Grenze, welche sie bei Steele verläßt. Hier be- ginnt das reiche Kohlenrevier von Efsen und Mühlheim, aus dem alljährlich Hunderte von Kohlennachen dem Rheine zueilen, wo die Kohlen in größere Schisse verladen und zu Berg und Thal weiter geführt werden. So steigt die Handelsthätigkeit von Duis- bürg und Ruhrort immer mehr, und die großartigen Maschinen- fabriken dieser letztern Stadt suchen ihresgleichen. Die Dampf- schiffe, welche den Rhein befahren, sind meistens hier gebaut. Dabei fehlt es auch dem untern Ruhrthale nicht an schöner Abwechslung von fruchtbaren Fluren und waldbedeckten Höhen. Eine sehr schöne Lage hat das Schloß Broich, Mühlheim gegenüber, das einst einem Verwandten der Königin Luise von Preußen angehörte und auf welchem diese selbst einen Teil ihrer Jugend verlebt hat.

8. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 440

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 440 — mann mit einem Karren des Weges; auf des Jünglings Bitten führt er die Leiche mit sich nach Schwelm, von wo sie später nach Altenberg und dann nach Köln gebracht worden ist. Tag und Nacht wogte die Menge zum Hochaltare, an dessen Stufen die irdische Hülle des Vielgeliebten zur Schau ausgestellt wurde. An den Mördern wurde furchtbare Rache genommen. Die Isenburg, welche sich im Ruhrthale, unweit Hattingen, nicht weit von der Stelle erhob, wo jetzt Blankenstein liegt, ward zerstört und dem Erdboden gleich gemacht; Friedrich selbst floh in Ver- zweiflung durch Frankreich und Italien. Mit dem Gedankeu an die furchtbare Strafe, die seiner harrte, verband sich der quälende Gedanke an seine Gattin und an seine Kinder, auf denen die Miffethat des Vaters ruhte. Endlich konnte er dem Zuge nach der Heimat nicht länger widerstehen. Als Handelsmann verkleidet, tritt er die Reise an; in Brabant aber wird er erkannt und nach Köln ausgeliefert, wo er am 13. November 1226 hingerichtet worden ist. Theoderich, der Sohn des Hingerichteten, ist jedoch wieder zu Ehren gekommen. Unter dem Beistände seines Oheims von Lim- bürg und Berg durste derselbe sich im schönen Lennethal eine neue Burg bauen, welche nun auch Limburg (Hohenlimburg) genannt worden ist. So ist neben der Grasschaft Mark die Grafschaft Lim- bürg entstanden, welche nachmals durch Heirat in den Besitz des Hauses Bentheim-Tecklenburg gelangt ist und noch jetzt einem Nachkommen dieses Hauses, dem Fürsten zu Rheda, unter preußi- scher Oberhoheit zugehört. Schon in der Mitte des folgenden Jahrhunderts, unter dem Erzbischof Konrad von Hochsteden, wurde das Herzogtum nach Nordosten hin durch Brilon, Erwitte und früher Pader- bornfche Güter vergrößert; mehr noch 1368 in nordwestlicher Nich- tung durch den Kauf der bedeutenden Grafschaft Arnsberg. Die Hauptstadt des Herzogtums wurde nun die Stadt Arnsberg. Zwar verlor Erzbischos Diedrich von Mörs die als Glied der Hansa wichtige Stadt Soest, die sich dem märkisch-clevischen Hause unter- warf, doch durfte fein Nachfolger Ruprecht nach dem die Soester

9. Heimatkunde der Provinz Westfalen - S. 89

1901 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
— 89 — größer, pro Quadratkilometer achtundneunzigmal größer als durch- schnittlich sonst iu Deutschland." b. Die Eisenindustrie. Neben dem Kohlenbergbau giebt die Eisenindustrie dem Industrie- gebiet sein charakteristisches Gepräge. Gleich den Masten der Schiffe in den Hafenstädten ragen die hohen Schornsteine in gewaltiger Zahl himmelan und hüllen mit ihren dunkeln Rauchwolken die ganze Gegend in Grau. Einzelne Städte stehen völlig unter der Herrschaft der Eisen- industrie, sind gleichsam Riesenwerkstätten, erfüllt von dröhnender Arbeit. Zu diesen Städten gehören Hamm, Hoerde, Dortmund, Witten, Annen, Bochum, Gelsenkirchen. Die Eisenindustrie ist es, welche einem großen Teil der Bewohner der genannten Städte (Hoerde ein Sechstel, Dortmund ein Fünftel, Witten ein Sechstel, Bochum ein Viertel) lohnenden Verdienst gewährt und den Grund zu dem stellenweise überraschenden Aufblühen der Städte gegeben hat. In den zahlreichen Werken werden einmal aus den Eisenerzen Gnß- eisen und weiter Stahl und Schmiedeeisen hergestellt. Die weitere Ver- arbeitung dieser Rohprodnkte liefert einmal für unser Vaterland und die Fremde die gefährlichen Werkzeuge des Krieges (Kanonen, Flinten, Säbel, Panzerplatten), sodann die notwendigsten Verkehrsmittel der Gegenwart, Lokomotiven, Eisenbahnschienen und -schwellen, und nicht zuletzt die für unsere hochentwickelte Industrie notwendigen Maschinen und Geräte, sowie all die im Haushalte des Menschen notwendigen eisernen Werk- zeuge und Geräte. Infolge der außerordentlich günstigen Lage des Jndnstriebezirks (Kohlen-, Erzreichtum, Wafser- und Eisenbahnstraßen) sind hier eine Reihe von riesigen Eisen- und Stahlwerken entstanden, die ihresgleichen in ganz Deutschland kaum haben werden. Zu den größten Eisenwerken des Bezirks gehören die Union (7740 Arbeiter) und das Stahlwerk Hoesch (3500 Arb.) zu Dortmund, die Hermannshütte zu Hoerde (4500 Arb.), die Eisen- und Nickelwalzwerke zu Schwerte, Westfälische Uuiou und Drahtzieherei zu Hamm, der Bochumer Verein (5850 Arb.), Gußstahl- werke zu Witten, Annen und viele andere.*) Die großen Stahl- und Eisenwerke stehen durch Schienenstränge in unmittelbarer Verbindung mit der Eisenbahn. Täglich kommen ganze Eisenbahnzüge mit Eisenerzen und Kohlen an. Auf dem Lagerplatz sehen wir riesige Hausen schwedischer, spanischer und deutscher Eisenerze, die miteinander vermischt werden. In zahlreichen Koksöfen werden die herangeschafften Steinkohlen unter Abschluß der Luft erhitzt und in Koks *) Berichte der Handelskammern zu Bochum und Dortmund (1900).

10. Heimatkunde der Provinz Westfalen - S. 152

1901 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
— 152 — 0. Die Verkehrsverhältnisse. haben in der letzten Zeit einen befriedigenden Aufschwung zu nehmen be- gönnen. Zu den alten Strecken Osnabrück-Bremen und Köln-Minden, die das Gebiet nur im äußersten Westen und Osten durchschneiden, siud hinzugekommen Miudeu-Uchte seit 2 Jahren, Bünde-Rahden seit 1. Ok- tober 1899, Holzhauseu-Bohmte und Rinteln-Eilsen-Stadthagen. Geplant wird der Bau der Strecken Minden-Lübbecke, Oeynhausen-Lübbecke, Lübbecke-Lemsörde. Auch die schiffbare Weser hat als Berkehrsstraße eine steigende Bedeutung gewonnen, seit die Weserstrombauverwaltung für Vertiefung und Regelung der Fahrstraße eifrig gearbeitet hat. Schiffahrtsverkehr auf der Oberweser Bremeu-Miudeu-Kassel. Jahr Zahl der belad. Schiffe Gewicht der Güter in t Aui 1 Schiff durchschnittlich t 1887 1306 183 196 140 1889 1387 225 859 163 1892 1727 255 303 148 Niedriger Wasserstand. 1896 2231 512 319 229 1899 2667 597 954 225 Die 1899 zu Berg gefahrenen Güter hatten einen Wert von 28,9 Millionen Mark, die zu Thal gefahrenen 21,8 Millionen Mark. Die Tabelle zeigt, daß sich in den letzten 12 Jahren 1. der Verkehr der Zahl der Schiffe nach verdoppelt, der Menge der gefahrenen Güter nach mehr als verdreifacht hat, 2. daß die Tragfähigkeit der einzelnen Schiffe P/5 mal so groß geworden ist, daß sie aber noch immer abhängig ist von dem Wasserstand, 3. daß das Gewicht der zu Thal geführten Güter größer, ihr Wert geringer ist als der zu Berg geführten Güter. Die steigende Bedeutung Mindens als Verladeplatz zeigt folgende Zusammenstellung: Schiffsverkehr im Hafen zu Minden. Jahr Zahl der Schiffe Entladen t Verladen t Gesamtverkehr t 1888/9 1893/4 1898/9 183 334 972 18 500 29 000 72 858 8 000 9 860 15 600 26 500 38 860 88 500 I). Die religiösen, socialen und Siedlungsverhältnisse unterscheiden sich uicht wesentlich von denen in der Ravensberger Mulde. Nur ist der schon an den Ravensberger Bauern nachgewiesene charakteristische Zug des zähen Festhaltens an den Sitten und Gebräuchen der Väter hier infolge der Abgeschlossenheit des Bezirks vom Verkehr und der nahen Grenzen (fr. Königreich Hannover, Fürstentum Schaumburg-Lippe) uoch
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