, 20 Das Deutsche Reich.
und zun: Lebensunterhalte der Menschen verbraucht. Tank dem riesigen Umsatz dieser
Massengüter ist Tuisburg-Ruhrvrt nicht bloß der wichtigste Hafenplatz des Ruhrgebiets
sondern überhaupt der größte Binnenland- und Flußhafen des ganzen Kon-
tinents geworden^).
Auch Düsseldorf nimmt teilweise noch an dieser Art des Verkehrs teil; sein Hinter-
land bilden die betriebsamen Landschaften des Wuppertales. Köln zeichnet sich vor allem
durch die Vielseitigkeit seiues Verkehrs und des Umsatzes eigener Erzeugnisse wie fremder
Produkte aus und sein Hafen ist der Endpunkt der Rhein-Seeschiffahrt; denn von hier aus
gehen Tampfer bereits direkt nach London, Bremen, Hamburg, Lübeck, Tanzig und Königs-
berg. Mainz und Frankfurt a. M. weisen verwandte Züge mit Köln hinsichtlich ihres
Hafenlebens und dessen Besonderheiten auf, iu Mannheim-Ludwigshafen endlich
erreicht die regelmäßige Großschiffahrt des Rheins ihr Ende und hier geschieht das Um-
laden aus den Schiffen in die Eisenbahnen, die von hier aus uach ganz Süddeutschland
und der Nordschweiz auseinanderstrahlen.
Um sich eine Vorstellung von der Flotte, die auf dem Rhein verkehrt, zu machen, sei
erwähnt, daß das neueste Rheinschiffregister allein 1272 Personen-, Schlepp- und Fracht-
dampfer und 9262 Schleppkähne und Segelschiffe aufweist, ungezählt die zahlreichen Motor-
boote, Nachen, Flöße und holländischen und belgischen Kanalboote, die den Fluß im Unter-
lause beleben. Tie prächtigen, mit aller Bequemlichkeit der Neuzeit ausgestatteten Salon-
dampfer der Köln-Tüsseldorfer Gesellschaft erregen billig das Erstaunen und die Freude aller
Reisenden und sie geben neben den großen Schleppzügen dem ganzen Flußbilde einen eigen-
artigen Zug. Welche Bewegung dieser Verkehr hat, erhellt aus den Aufschreibungen z. B. ans
der Kölner Schiffbrücke. Es passierten diese schon im Jahre 1906 fast 4000 Personendampfer,
über 17 000 Schleppdampfer und über 33 000 Schleppkähne, 3600 Güterdampfer, 950 zu
Tal treibende Schiffe und 290 Flöße. Nicht mitgerechnet sind dabei jene Fahrzeuge, meist
kleine Tampsfchiffe und Benzinboote, die den örtlichen Bedürfnissen dienen und die Be-
förderung von Menschen und Gütern von den großen Rheinuferstädten zu den Vororten
übernehmen.
Alle die vorausgegangenen Ausführungen behandeln nur die Wasserstraße des
Rheins. Bedeutsamer noch erscheint die Stellung des Stroms im Handels- und Verkehrs-
leben Teutschlands und Westeuropas, wenn sein Talgebiet auch als Wegweiser des
Landverkehrs ins Auge gefaßt wird; iu diesem Sinne erscheint sein Talweg als eine
Weltstraße ohnegleichen. Er weist den Weg von England, Belgien und Holland nach
Genua und Brindisi und weiterhin nach Afrika, Asien und Australien und die Hauptver-
kehrsorte am Rhein sind zugleich Eisenbahnmittelpunkte ersten Ranges in Deutschland.
Was dies sagen will, erhellt aus der Tatsache, daß an den beiden Rheinufern täglich während
des Sommers an 400 Züge auf- und abwärts vor dem erstaunten Auge des Beschauers
vorüberrollen.
Tie Pläne zur Nutzbarmachung des Stromes für Handel und Verkehr sind indes noch
lange nicht an einem festen Zielpunkte angelangt, sondern sie schweifen weiter und ziehen
neue große Schöpfungen in den Kreis der Erwägungen und Vorarbeit.
i) Die wichtigsten Binnenhäfen des Reiches sind folgende:
Beförderte
Güter 1910
Duisburg—ruhrort....... 2072 Mill. t
.Hamburg.........123/5 „ „
Berlin mit Charlottenburg .... 872 „ „
Mannheim..........44/5 „ „
Ludwigshafen a. Rh.......2v2 „ „
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Extrahierte Personennamen: Rheinufern
Extrahierte Ortsnamen: Rhein-Seeschiffahrt London Bremen Hamburg Mainz Frankfurt Rheins Rhein Rheins Westeuropas England Belgien Holland Genua Brindisi Afrika Asien Rhein Deutschland Berlin Charlottenburg Mannheim Ludwigshafen
Überschau der geographischen Verhältnisse des Reiches. 45
Deutschlands Postwesen wurde unter Generalpostmeister Stephan, dem
Begründer des Weltpostvereins, vorbildlich sür die ganze Welt.
In der modernen Ausgestaltung seines Binnenschiffahrtswesens schreitet
Deutschland rüstig fort. Die Länge der deutschen Flußschiffahrtswege beträgt bereits
15 000 km — J/4 der Schienenwege. Die Kanalisierung der Flüsse zur Gewinnung
von Großschiffahrtswegen schreitet gleichfalls rasch voran. Das vielverzweigte oft-
deutsche Wasserstraßennetz lehnt sich an die Elbe, das neue westdeutsche an den
Rhein; an diesen suchen auch Bayern und Württemberg durch neue Kanalprojekte
immer engeren Anschluß zu gewinnen (siehe oben S. 21).
Den stärksten Aufschwung hat die deutsche Seeschiffahrt genommen.
Deutschland besitzt heute die bestausgerüsteten Häfen, die besten Schiffstypen, die
leistungsfähigsten Linien, die sorgfältigste Bordorganisation und die größten
Schiffahrtsgesellschaften. Die deutsche Handelsflotte ist heute die zweitgrößte
der Welt, nur die des britischen Weltreiches überragt sie ums vierfache. Der
Schwerpunkt der deutschen Seeschiffahrt liegt in der Nordsee; an ihrer Küste sind
auch zwei der größten Seeschiffahrtsgesellschaften der Welt entstanden:
die Hamburg-Amerika-Linie, die größte unter allen, mit dem Sitz in Hamburg
und der Norddeutsche Lloyd mit dem Sitz in Bremen1).
Hanpthandelsflotten in Tausend Netto-Registertons (1911).
12 Z
«I «|
s?
Millionen
Tonnen
12
11
10
9
8
7
6
4
3
2
1
Reg.-*) Tonnen (1912) Per- sonal -o s s Cq|:^ 05 S3
Hamburg-Am erika-Linie . . Norddeutscher Lloyd . . . 1 306 819 889 183 192 131 23 500 22 000 66 40 17 26 238 194
*) 1 Register-Tonne = 2,83 cbm.
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Extrahierte Personennamen: Stephan Lloyd
Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Deutschland Rhein Deutschland Nordsee Hamburg Norddeutsche_Lloyd
46
Das Deutsche Reich.
Durchschnitt durch die „Amerika" der Hamburg-Amerika-Linie.
Unser Bild gibt eine Anschauung von der gewaltigen Grüße eines modernen Dampfers, die aber noch lange nicht
an die des „Imperator" heranreicht. Wir sehen, wie über dem Maschinenraum noch 9 Stockwerke den verichie-
denslen Zwecken dienen.
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Der Riesendampfer „Imperator" der Hamburg-Amerika-Linie (s. S. 45),
der im Jahre 1913 seine erste Fahrt angetreten hat, überragt bei weitem alle bisher das Weltmeer durchfurchen-
den Schiffe an Größe und Eleganz; unser Bild stellt ihn neben der „Deutschland", einem der größten bisherigen
Dampfer der Gesellschaft, dar. Er hat einen Tonnengehalt von 50000 t, eine Länge von fast 280 in, eine Breite
von nahezu 30 m und einen Tiefgang von fast 15 in. In seinem Innern befinden sich neben den vornehmsten
Unterkunftsräumen auch ein Schwimmbad, eine Reitbahn usw.
Linienschiff „Deutschland".
Mehr und mehr erwirbt sich auch die deutsche Kriegsflotte eine achtunggebietende Stellung unter den übrigen
Marinen durch den Bau von Großkampfschiffen.
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Einzelgebiete.
51
B. Einzelgebiete.
I. Die deutschen Meere und ihre Küsten.
Ztte Mordsee und ihre Küste.
Natur. Die Nordsee hat den Charakter einer Flach fee; dazu ist sie gefähr-
lich durch Sandbänke, starke Fluten und heftige Stürme. Sturmfluten haben an
der durchweg flachen und daher den Wogen des Meeres leicht zugänglichen Küste
schon große Verheerungen angerichtet. So ist die ganze vorliegende Reihe der
Ost- und Nordfriesischen Inseln der Rest des ehemaligen Dünensaums des
Festlandes. Der Zugang zur Küste wird infolge der Untiefen und Sandbänke nur
durch zahlreiche Seezeichen (Tonnen, Baken, Leuchttürme, Leuchtschiffe usw.) er-
möglicht. Die Gefahren der Nordsee wurden aber zu einer ausgezeichneten Schule
der deutschen Seevölker, der Sachsen und Friesen, die das ganze Mittelalter
hindurch das „Deutsche Meer", wie die Nordsee allgemein hieß, beherrschten.
Ihre zähe Ausdauer wußte selbst in den Zeiten völligen Zerfalls der Reichsmacht
die fast ungestörte Blüte der beiden Hansestädte Bremen und Hamburg zu erhalten.
Verkehrsbedeutung. Ihre Hauptbedeutung für Deutschland hat die Nordsee
trotz aller Gefahren, die auf ihr drohen, und trotz ihres ungünstigen Küstencharakters
als Verkehrsstraße. Durch seine Lage an der Nordsee gehört das Reich zu den
atlantischen Mächten wie England, Frankreich, Holland und andere Staaten
und in eben diesem Umstände liegt eine der Hauptursachen seiner wirtschaftlichen
Machtentwicklung in der Gegenwart. Durch die Nordsee hat es den Zugang zum
völkerverbindenden Ozean, wo der wirtschaftliche und oft auch der politische Wett-
kämpf der Nationen ausgefochten wird. Deutschland ist aber in der Hauptsache
Nordseeland. Seine Hauptflüsse Rhein und Elbe, dann die Weser greifen tief ins
Binnenland ein, verknüpfen den größten Teil des Reiches aufs innigste mit der
Nordsee und tragen so ozeanische Natur bis in das Herz des Reiches. Der „Zug
zum Meere" ist durch die Abdachung der deutschen Flüsse nach Norden schon in
der Natur des Landes begründet. Noch andere Vorzüge hat Deutschlands Lage
an der Nordsee. Zu den Gest adeländern der Nordsee zählen die ersten Handels-
und Industriegebiete des Erdteils: Holland, Belgien, Frankreich, England. Weite
Meeresbuchten (wie Dollart- und Jadebusen) und die breiten Mün-
düngen der Ströme ersetzen den Mangel einer guten Küste; die Fluß-
Mündungen, diese natürlichen Tore des Verkehrs, öffnen sich starken Gezeiten
und werden dadurch bis tief ins Binnenland hinein für die größten Handelsschiffe
zugänglich. Endlich ist die Nordsee dank den Einwirkungen des Golfstroms den
Winter hindurch eisfrei und gestattet so die ununterbrochene Verbindung mit den
übrigen Gestadeländern und dem Weltmeere. Die Nordsee ist unser Weg zu den
überseeischen Ländern, hieher gehen neben unseren wichtigsten schiffbaren Strömen
auch bedeutsame Schienenwege und hier sind darum unsere größten Seehandels-
Plätze erwachsen. Immer mehr richtet sich daher der Blick des deutschen Volkes
auf seine Küsten, deren Wert kaum zu überschätzen ist. Die Nordsee, ein Rand-
meer, ist Deutschlands wichtigster Wasserweg. Der Nordsee gehört der wich-
tigste Teil der deutschen .Mste an: die Elbemündung samt der Pforte des
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
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Extrahierte Ortsnamen: Leuchttürme Leuchtschiffe Sachsen Bremen Hamburg Deutschland Nordsee England Frankreich Holland Nordsee Deutschland Nordseeland Rhein Nordsee Deutschlands Nordsee Nordsee Holland Belgien Frankreich England Nordsee Deutschlands Nordsee
52 Das Deutsche Reich.
Nordostseekanals. Tie freie Seeschiffahrt auf der Nordsee ist ein Lebens-
element der deutschen Volkswirtschaft.
Aber Deutschland liegt nicht unmittelbar am Ozean wie England und Frank-
reich, sondern nur an einem Randmeere, der Nordsee, und an einem Binnenmeer,
der Ostsee. Auch Belgien und Holland sind dem Atlantischen Ozean nähergerückt.
Die deutschen Schisse haben daher von Hamburg und Bremen aus einen längeren
Weg zum Ozean zurückzulegen. Das aber hat Zeitverlust und erhöhte Ausgaben
zur Folge. Überdies kann im Kriegsfalle Deutschlands Ausgang zum Ozean durch
die gewaltige englische Kanalslotte gesperrt werden. Diese Nachteile und Schranken
hat deutsche Tatkraft in erheblichem Maße zu überwinden verstanden. Die deutsche
Handelsflotte ist heute bereits 2% mal so groß wie die französische und ihr Wachs-
tum vollzieht sich fogar viel rascher als das der englischen Flotte (s. S. 45).
Gesamtverkehr der wichtigsten deutschen Teehäfen im Jahre 1910
in Millionen Tonnen.
Hamburg .... - 25,1
Bremerhaven. . . —- 3,6
Bremen .... -—■— 3,3
Stettin...... 3,1
Zmn Vergleich:
London......... 39,5
Liverpool .... -- 28,5
Antwerpen . . .--24,2
Küstenstädte. An den Eingangstoren der Nordsee haben sich auch die Haupt-
stapelplätze des überseeischen Handels entwickelt: an der Wesermündung Bremen
und an der trichterförmigen Elbemündung Hamburg.
Die Freie und Hansestadt Hamburg erfreut sich eiuer äußerst günstigen
Lage. Die vordringende Flut macht es noch für Seehandelsschiffe erreichbar und
die seeartige Erweiterung der Alster, eines Nebenflusses der Elbe, ermöglichte an-
sehnliche Hafenanlagen, die seither eine großartige Erweiterung erfuhren, vor allem
durch den fog. Freihafen. Die Elbe und ihre Nebenflüsse verbinden Hamburg mit
ausgedehnten und produkteureichen Gegenden Deutschlands und Österreichs. Ham-
bürg ist also Fluß- und Seehafen zugleich. Infolgedessen wurde Hamburg einer-
seits der Hauptausfuhrhafen für die Erzeugnisse Deutschlands und Österreichs und
anderseits der Haupteinfuhrhafen für Kolonialwaren. Als Seehafen nimmt es
unter allen Seestädten des Kontinents den ersten Rang ein^). Ja sein
Auslandsverkehr (mit 23 Mill. Reg.-Tonnen) kommt nahezu dem von London (mit
24 Mill. Reg.-Tonnen) gleich. Es ist auch der Sitz der großen Schiffsbauwerft
Blohm und Voß und mehrerer kleinerer Werften wie einer Zweigniederlassung des
„Vulkan" in Stettin. Die Stadt bildet auch die Hauptstütze der kolonialen Tätig-
keit des Reiches und hat ein groß angelegtes Kolonialinstitut. Am Hochufer der
Elbe liegt die deutsche Seewarte, wichtig durch ihre Sturmwarnungen und die
Wettervorhersage. — Seiner Einwohnerzahl nach (bereits über 1 Mill. Einw.) ist
Hamburg die zweitgrößte Stadt des Reiches.
i) Von dem gesamten Tonnengehalt der deutschen Handelsflotte entfallen heute volle 54%
auf Hamburg; es folgen Bremen mit 27% und sämtliche übrige deutsche Häfen mit 19 %•
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
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Extrahierte Personennamen: Blohm
Extrahierte Ortsnamen: Nordsee Deutschland England Frank- Nordsee Belgien Holland Hamburg Deutschlands Hamburg Bremerhaven Stettin London Liverpool Antwerpen Bremen Hamburg Hansestadt_Hamburg Hamburg Deutschlands Hamburg Deutschlands London Stettin Hamburg Hamburg
4 Das Deutsche Reich.
Zur Vorbildung junger Deutscher für amtliche oder nichtamtliche Tätigkeit in
überseeischen Gebieten sind in neuester Zeit auch besondere Schulen ins Leben
gerufen worden, so das Hamburger Kolonialinstitut, das Orientalische Seminar in
Berlin und die Kolonialfchule in Witzenhausen an der Werra.
Der Bewahrung des Zusammenhangs der Auslanddeutschen mit der nationalen
Kultur und Geistesbildung dienen ferner zahlreiche Vereinigungen Deutscher im
Auslande selbst, so der Deutsch-Amerikanische Nationalbund, dann die zahllosen
deutschen Turn-, Schützen-, Gesang- und andere Vereine, deutsche Bibliotheken,
wie sie an vielen Orten des Auslandes bestehen, und deutsche Zeitungen, die in
großer Zahl in Nord- und Südamerika, auch in Ostasien verbreitet sind.
Eine kräftige Stütze des Deutschtums im Auslande bilden endlich die amtlichen
Vertreter des Deutschen Reiches: die Botschafter und Gesandten in den Haupt-
städten und die vielen Konsuln und Konsularagenten an allen für Handel und Ver-
kehr wichtigen Plätzen. Den nachdrücklichsten Schutz aller deutschen Interessen im
Auslande vermag aber nur eine achtunggebietende Seemacht zu gewähren.
Teutschland als Großmacht. Nach Flächenraum und Bevölkerungsziffer zählt
das Deutsche Reich zu den Großmächten. Als solche erweist es sich auch in Wirt-
, schaftlicher, militärischer und politischer Hinsicht.
Im Welthandel nimmt Deutschland unter allen Ländern der Erde
den 2. Rang ein. Nur England geht ihm voraus. (Näheres hierüber S. 36.)
Deutschlands Wehrmacht zu Lande beträgt im Frieden 641000 Mann
= 1% der Gesamtbevölkerung, in voller Kriegsstärke an 2y2 Millionen.
Sie wird an Zahl nur von jener Rußlands übertroffen. Die Friedensstärke des fran-
zösischen Heeres kommt der des deutschen annähernd gleich.
In der Ausbildung seiner Seestreitkräfte hat Deutschland gleichfalls
große Fortschritte gemacht. Es bleibt hierin nur gegen England erheblich
zurück, dessen Kriegsflotte noch reichlich zweimal so stark ist als die deutsches)
Seine wirtschaftliche und militärische Machtstellung sichert dem Reiche auch
einen politischen Einfluß und macht es im Verein mit seinen Verbündeten
seit mehr denn 40 Jahren zu einem „Schirmer des Friedens" in Europa.
A. Überschau der geographischen Verhältnisse des Reiches.
I. Die geographische Lage des Deutschen Reiches.
Begriff und Bedeutung der geographischen Lage. Unter der geographi-
schen Lage eines Landes versteht man zunächst dessen geographische Länge und Breite;
J) Reihenfolge der Seemächte (1912)
nach dem Deplacement der Schiffe.
^Das Deplacement (Wasserverdrängung) gibt das Gewicht des von einem schwimmenden Körper
(Schiff) verdrängten Wassers und damit des Schiffes selbst an.]
England...... 2 651 000 t Japan ... 657 000 t
Deutsches Reich .... 1 175 000 „ Italien ... 513 000 „
Ver. Staaten von Amerika 914 000 „ Rußland . . . 491 000 „
Frankreich...... 851000 „ Osterreich ... 275 000 „
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TM Hauptwörter (100): [T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung]]
TM Hauptwörter (200): [T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T165: [Kunst Wissenschaft Handel Gewerbe Bildung Land Stadt Schule Zeit Volk], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe]]
Extrahierte Ortsnamen: Berlin Witzenhausen Werra Ostasien Deutschland England Deutschland England Europa England Japan Italien Amerika Frankreich Osterreich
36 Das Deutsche Reich.
im Elsaß, in Baden und der Pfalz am vorteilhaftesten, die größten Tabakfabriken
aber besitzen die Seestädte Bremen und Hamburg. Tie berühmtesten Lebkuchen
erzeugt Nürnberg, Schokoladen Köln, Stuttgart, Pößneck (Thüringen) und Ham-
bürg, Fleischwaren Braunschweig, Gotha, Frankfurt a. M., Westfalen, Pom-
mern, Straßburg.
Unübertroffen ist die deutsche Elektrotechnik, deren Erzeugnisse den Welt-
markt beherrschen. Berlin und Nürnberg sind ihre Hauptmittelpunkte^).
Lange vernachlässigt wurde die Fischerei. Man schenkt ihr aber in neuester
Zeit erhöhte Aufmerksamkeit, namentlich auch der Seefischerei. Über 20000
Meuscheu finden in der deutschen Hochseefischerei ihren Unterhalt. (Erträgnis der
deutschen Nordseesischerei 1911: 28 Mill. Mark.) Immerhin ist Teutschlands Anteil
an der Hochseefischerei der Welt noch recht gering (2%, England 22%, Norwegen 13%).
Es werden daher noch für viele Millionen Mark Fische eingeführt2). Tie Hochsee-
fischerei liefert namentlich Heringe und Kabeljaus (getrocknet: Stockfisch).—
Bewundernswerten Aufschwung hat der so jugendliche deutsche Schiffbau ge-
itomnxen; die größten und schönsten Pafsagierdampser werben oorwiegenb auf
beutfchen Werften hergestellt^). — Teutschland bildet mit England die größte
Werkstätte der Erde. Teutschlands Wohlstand knüpft sich in steigendem Maße
an seine Industrie und seinen Handels)
Begünstigt wird die industrielle Entwicklung Deutschlands, abgesehen von seinem
Reichtum au Kohlen und Eisen, durch feine vielen Wasserkräfte in den Gebirgen
Mittel- und Süddeutschlands, die durch elektrische Kraftübertragung auf weite Ge-
biete hin wirksam verteilt werden können, dann durch den Zusammenschluß zu großen
geschäftlichen Vereinigungen nach amerikanischem Vorbilde unter den Namen Ring,
Kartell, Trust, Konzern, endlich durch seine zahlreichen allgemeinen und Fach-
bildnngsanstalten. Der Industrie verdankt das Reich seinen gewaltig angewachsenen
Wohlstand, die rasche Zunahme der Bevölkerung, die nicht mehr auszuwandern
braucht, sondern in der Heimat lohnende Beschäftigung findet, feinen Aufschwung
des Auslaudhaudels und die Mittel zur Unterhaltung und Vermehrung seiner
Wehrmacht.
Vii. Der deutsche Handel.
Teutschland und England als Handelsmächte. Unter den Ländern Europas
besitzt Deutschland nächst England die günstigsten Bedingungen zur Entfaltung
eines reichen Handelslebens, ja in mancher Hinficht erscheint es seinem gefährlichsten
1) Die Allgemeine Elektrizitätsgesellschaft in Berlin beschäftigt in ihren Fabriken über
40 000 Arbeiter. Berlin und Nürnberg sind auch der Sitz der Siemens-Schuckertwerke.
2) Wert der Fischeinsnhr 1911: 113 Mill. M. — Tie deutsche Hochseefischerei liefert erst
3/i0 des deutschen Bedarfs. ^
3) Die bedeutendsten deutschen Werften sind: Ter Vulkan in Hamburg und Stettin
(über 12 000 Arbeiter), Blohm n. Boß in Hamburg (über 8000 Arbeiter), die Schichau-
Werft in Elbing (6000 Arbeiter), die Germania-Werft in Danzig und Elbing, die
Howaldts -Werft und die Kaiserliche Werft in Kiel.
Die gewerbliche Gütererzeugung Deutschlands mit 36 Milliarden M. brutto kommt
(nach Steimnann-Bucher) bereits derjenigen von England gleich; die landwirtschaftliche Produk-
tion Deutschlands mit 15 Milliarden M. brutto übertrifft die englische um volle 11 Milliarden M.
Demnach hat die deutsche Gütererzeuguug die englische nicht nur erreicht sondern be-
reits weit überholt.
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TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund]]
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Extrahierte Personennamen: Blohm
Extrahierte Ortsnamen: Baden Hamburg Nürnberg Stuttgart Gotha Frankfurt Westfalen Straßburg Berlin Nürnberg England Norwegen England Deutschlands England Europas Deutschland England Berlin Berlin Nürnberg Hamburg Stettin Hamburg Elbing Danzig Elbing Kiel Deutschlands England Deutschlands
I
Oberhafenkanal Elbbrücken Binnenhafen Sandtorkai u. Hafen Hansa- u. Jndiahast>
Baakenhafen Hamburgs
Im Süden der Nordfee öffnen sich zwei natürliche Tore zu den umgebenden Ländern, die Elbemündung und die
bürg, an letzterer London. Von beiden hat Hamburg den größeren Vorzug der Lage, London die vorteilhaftere
Welthandelsplatz. Heute ist Hamburg die größte Seehandelsstadt des Festlandes. Hamburgs Schiffahrtsanlagen
sind alt und teilweise veraltet. Die Haupteinfuhr bilden Kolonialwaren (namentlich Kaffee, Getreide, Häute,
sind seine Haupt-
Hellings auf denen die Schiffe gebaut werden.
Stettiner Schiffs-
Die Vulkan-Werft ist die größte auf dem Kontinente. Aus kleinen Verhältnissen erwachsen, beschäftigt sie heute
Bau der großen Schnelldampfer der Hamburg-Amerika-Linie und des Norddeutschen Lloyd war die Vulkan-Werft
typen werden dort auch Schlachtschiffe ersten Ranges für die deutsche sowie für fremde Marinen hergestellt. Der Fort-
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel]]
TM Hauptwörter (200): [T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland]]
Extrahierte Ortsnamen: Hamburgs London Hamburg London Hamburg Hamburgs
^ Norderelbe Petroleumhafen Beddelkanal Reiherstieg
^afen.
Themsemündung; erstere führt in das Innere des Erdteils, letztere in das Innere Englands; an ersterer liegt Ham«
Geschichte. Mit der Ablösung der Vereingten Staaten von England 1776 beginnt Hamburgs Entwicklung zum
wurden nach der Gründung des Reiches mit einem Aufwände von 400 Mill. Mark neu geschaffen, jene Londons
Kohlen und Petroleum). 1910 liefen in Hamburg 17 353 Schiffe ein. England, Nordamerika, Brasilien und Afrika
Verkehrsländer.
Photographie vom Kunstverlag Weser-Krell.
werft „Vulkan".
einfchließlich ihrer Niederlassung in Hamburg 12 000 Arbeiter und ein Heer von Beamten und Ingenieuren. Im
bahnbrechend und neben den stolzen Handelsschiffen, neben Seglern größten Stils, Leichtern und anderen Schiffs«
schritt der deutschen Schiffbautechnik begünstigte in hohem Maße die schnelle Entfaltung des deutschen Seeverkehrs.
TM Hauptwörter (50): [T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
TM Hauptwörter (100): [T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
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Extrahierte Ortsnamen: Englands England Hamburgs Hamburg England Nordamerika Brasilien Afrika Hamburg