446 Beilagen zum vierter: Zeitraum.
der poetischen Nationalliteratur der Deutschen I. S. 224 ss. W. Menzel
Gesch. d. Deutschen I. S. 239. Dramatisch behandelt ist die Geschichte des
Herzogs Ernst Ii von Uhland.
26. Siehe beifolgende genealogische Tafel der älteren ungarischen Könige.
27. Vgl. die zweite von den umstehenden geneal. Tafeln.
28. Siehe beifolgende genealogische Tafel der älteren ungarischen Könige.
29. Pfister erzählt die Sache so:
„Es ^ liegt diese Stadt am Fuße eines runden weinreichen Berges, auf
seiner Spitze die Burg, in einem kleinen, fruchtbaren Thale, nicht weit vom
Neckar, dessen anmuthige Ufer in immer weiteren Flächen sich ausdehnen.
Da nahm der Herzog Welf ein großes Kriegövvlk, schlug zuerst den Herzog
Leopold von Bayern, dann zog er siegreich herab durch die schwäbischen Gaue.
Es war mitten im Winter. Welf siel mit Erbitterung auf das Kriegsvolk
der Waiblinger; aber Konrad schlug ihn vor der Stadt Weinöberg in die
Flucht mit großem Verluste. Da ergab sich Burg und Stadt Weinsberg.
Der König, der nicht Krieg mit den Weibern führte, verhieß jeder, es dürfe
jede aus der Stadt mitnehmen, was ste tragen könne. Als nun die Thore
geöffnet wurden, da kamen die Frauen heraus, jede auf ihrem Rücken ihren
Ehegemahl tragend. Darüber war Herzog Friedrich (Ii von Schwaben) un-
gehalten und rief: Das sei nicht die Meinung des Vertrags. Der König
aber erfreute sich dieser Weiberlist und sprach: Ich hab's ihnen versprochen,
des Königs Wort darf nicht gebrochen werden. Also kamen die Frauen mit
ihren Ehemännern davon, die Stadt aber wurde den Soldaten preisgegeben."
21. Dezember 1140.
Daß die Deutschen damals zum ersten Mal ihr altes Feldgeschrei:
„Kyrie Eleyson" in den Ruf: „Hie Welf, hie Waiblingen" (von einem den
Hohenstaufen gehörigen Städtchen im Remsthale unterhalb Kanstadt) um-
geändert haben sollen, woraus die Italiener „Guelfen und Ghibellinen"
machten, ist nicht wahrscheinlich, da kein Schriftsteller des 12., 13. und wie
es scheint, nicht einmal des 14 Jahrhunderts dessen Erwähnung thut.
30. Solche mächtige, reichbegüterte Grafen- (Dynasten-) Geschlechter,
welche die Macht der Herzöge von Bayern im vierten, und zum Theil noch
im fünften Zeiträume beschränkten, waren:
Die Welfen, deren Güter im Ammer- und Angstgau, am Lechrain,
im Oberinn- und im Norithale nach dem Tode des alten Welsen an die
Hohenstaufen kamen, und von diesen zum Herzogthume Schwaben gezogen
wurden. Vieles davon kam später, nach dem Erlöschen der Hohenstaufen mit
Konradin, durch Pfand und Erbschaft an Bayern.
Die Scheyrer, seit 1116 die Wittelsbacher genannt, von denen
durch Arnold, Sohn Ottv's Ii, die Seitenlinie Dachau, dann durch den
Sohn Arnolds, Otto, die Seitenlinie Falley ausging.
Die Grafen von Schweinfurt, Ammerthal, Hersbruck k-, zugleich
Markgrafen im Nordgau. Diese starben aber in männlicher Linie schon mit
Otto, dem Sohne jenes Heinrichs, oder Hezilo's, der sich wider König
Heinrich Ii, den Heiligen, empört hatte, 1057 aus. Seine Hausgüter, deren
er viele in Ostfranken und im Nordgan besaß, erbten vier Tochtermäuner.
Einer davon, Heinrich, Markgraf von Naabburg, erbte die Güter inr Nord-
gau mit der Markgrafschaft Eham, die später an die Grafen von Vohburg
überging. Einen andern Theil im Bambergischen, Bayreuthischen rmd Voigt-
ländischen erhielten die Grafen von Andechs und Diessen. Auch die Grafen
von Castell und Sulzbach erbten von dem Schweinfurter.
Die Andechser, von Andechs und Diessen, mit der Seitenlinie von
Wolfratshauscn, die 1158 erlosch. — Die Andechser waren reich begütert im
Ober- und Unter-Jnnthale, wo sie bei ihrer Burg Ambras Jnnsbrnck^grüu-
deten, im Pusterthale, im östlichen Norithale und um Brixen, dessen Stifts-
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Extrahierte Personennamen: W._Menzel Ernst_Ii_von_Uhland Ernst Welf Leopold_von_Bayern Leopold Welf Konrad Konrad Friedrich_( Friedrich Welf Konradin Arnold Arnolds Otto Falley Otto Heinrichs Heinrichs Heinrich_Ii Heinrich Heinrich Heinrich
140 Oberbayern unter Ludwig dem Bayern.
einen Sprößling dieses Hauses, den neapolitanischen König Ro-
bert (1309 —1343), zum Reichsverweser in Italien ein, hosfend,
dadurch den Welsen über die Gibellinen die Oberhand zu ver-
schaffen. So bald der Mailänder Math äo Viscont i vernahm,
daß der Papst keinen der Gegenkönige anerkenne, ließ er sich vom
Volke zu Mailand als Hauptmann der Stadt erwählen und sing
an, als souveräner Fürst über diese Stadt und die ganze Lombardei
zu herrschen. Die meisten und größeren italienischen Städte, wie
Pavia, Piacenza, Rovarra, Pergamo, Venedig, Como,
auch Verona und Lucca, selbst der Kaiser von Konstanti-
nopel, die alle nicht wollten, daß Italien unter die Herrschaft
Frankreichs gerathen solle, traten auf Visconti's Seite. In
dieser Bedrängniß zog Johann Xxii den Herzog Friedrich
den Schönen durch vortheilhafte Versprechungen in sein Bünd-
niß und vermochte ihn, ein Heer unter seinem Bruder Heinrich
gegen Math äo Visconti nach Italien zu schicken. Friedrich
merkte jedoch bald, daß hieraus für ihn und für Deutschland kein
Vortheil erwachse, und veranlaßte, daß sein Bruder Heinrich mit
seinem Heere wieder nach Deutschland zurückkehrte. Johann Xxii
ließ nun seine Truppen unter dem Cardinallegaten Pojet auf
Mailand losgehen und den Galeazzo Visconti, der seinem
Vater Mathäo gefolgt war, streng einschließen. Galeazzo
wandte sich in dieser Roth an Ludwig den Bayern, und dieser
schickte alsbald mehrere Heerhaufen nach Italien. Die päpstlichen
Truppen wurden besiegt, und damit man nicht sagen konnte, daß
Ketzern geholfen worden sei, entsetzte Ludwig den Galeazzo,
dessen Vater wegen Verbreitung irriger Lehren mit dem Banne
belegt war, seines Amtes und ernannte den Grafen von Reyffen .
zum Statthalter von Mailand. Der Papst war darüber,
daß durch Ludwigs Einmischung in die italienischen Angelegenheiten
der neapolitanische König Robert nicht zur Regentschaft in der
Lombardei gekommen war, höchst entrüstet und forderte Lud-
wig in einem an die Kirchenthüre zu Avignon angeschlagenen
Manifeste (8. Oktober 1323) auf, der deutschen Krone zu ent-
sagen.
Ludwig, dem die feindliche Haltung des Papstes ernste Be-
sorgniß einflößte, schlug den Weg der Unterhandlungen ein'"),
konnte aber keine Verständigung erzielen. Auf die bloße Wei-
gerung hin, die deutsche Krone niederzulegen, belegte ihn Papst
Johann Xxii mit dem Banne und alle Orte, wo ihm Ge-
horsam geleistet würde, mit dem Interdikte (21. März und
11. Juli 1324). In Deutschland erregte dieses Vorgehen des
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_dem_Bayern Ludwig Johann_Xxii Johann Friedrich Friedrich Heinrich Heinrich Friedrich Friedrich Heinrich Heinrich Johann_Xxii Johann Mathäo Galeazzo Ludwig_den_Bayern Ludwig Ludwig_den_Galeazzo Ludwig Ludwigs Robert Ludwig Ludwig Johann_Xxii Johann
Extrahierte Ortsnamen: Italien Mailand Pavia Piacenza Rovarra Venedig Verona Lucca Italien Frankreichs Italien Deutschland Deutschland Mailand Italien Mailand Lombardei Avignon Deutschland
150 Ober- u. Niederbayern unter Ludwig dem Bayern.
Die Stiftung der Klöster Niederwintersbach und Patten-
dorf dürfte einer früheren Periode Ludwigs angehören.
Während Ludwig Iv sich eisrigst bemühte, die wegen der
Erwerbung Niederbaycrns und Tyrols gegen ihn entstandene
Mißstimmung zu heben und den Papst Klemens Vi, beit
Nachfolger Benedikts Xii (f 25. April 1342), sich geneigt
ztt machen, ward er durch die Nachricht überrascht, daß der Graf
Wilhelm Iv von Holland, der Bruder seiner Gemahlin,
von den Friesen (27. September 1345) erschlagen worden sei.
Einer zwischen ihm und dem Erblasser getroffenen Vereinbarung
zufolge erklärte er die niederländischen Provinzen Holland,
Seeland, Friesland und Hennegau als ein dem Reiche
ledig gewordenes Gut und belehnte damit trotz des Widerspruches
seiner beiden Schwäger, des Königs Eduard Iii von England
und des Grafen Johann Wilhelm von Jülichs), zu Nürn-
berg (15. Januar 1346) seine Gemahlin Margaretha und
die mit ihr erzeugten Söhne. Dieß und die gleichzeitige Ver-
bindung Ludwigs mit dem Könige Ludwig von Ungarn,
der den Meuchelinord seines Bruders Andreas von Neapel
zu rächen gedachte*), versetzte den Papst Klemens Vi und
seine Anhänger in große Bestürzung. Um Ludwig an dem
Zuge nach Neapel zu hindern, sprach der Papst über Ludwigs
Freund, den Erzbischof Heinrich von Mainz, die Absetzung
aus, erhob an dessen Stelle den zwanzigjährigen Grafen Gerlach
von Nassau und ließ durch diesen auf den 11. Juli 1346 zu
Rhense die Wahl eines neuen Königs ansagen.
Am festgesetzten Tage trafen die Kurfürsten, mit Ausnahme
Ludwigs von Brandenburg, in Rhense zusammen und
wählten getroffener Verabredung gemäß den Markgrafen Karl
von Mähren, den Sohn des blinden Böhmenkönigs Johann**),
*) Andreas von Neapel war von einem Buhlen seiner Gemahlin
Johanna (25. August 1345) erdrosselt worden, und der Papst hinderte
als Oberlehensherr von Neapel nicht, daß Johanna den Thron
behauptete.
**) König Johann war von Jugend auf einäugig. Als er sich 1340
zu Paris den Staar stechen ließ, erblindete er während der Operation
vollständig.
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_dem_Bayern Ludwig Ludwigs Ludwig_Iv Ludwig Klemens_Vi Benedikts Wilhelm Schwäger Eduard_Iii_von_England Eduard Johann_Wilhelm_von_Jülichs Johann Wilhelm Margaretha Ludwigs Ludwig_von_Ungarn Ludwig Andreas_von_Neapel Klemens_Vi Ludwig Ludwigs Heinrich_von_Mainz Heinrich Gerlach Ludwigs_von_Brandenburg Ludwigs Karl
von_Mähren Karl Andreas_von_Neapel Johanna August Johanna König_Johann Johann
Extrahierte Ortsnamen: Niederbayern Niederwintersbach Niederbaycrns Holland Holland Seeland Friesland Hennegau Neapel Nassau Rhense Johann** Neapel
Ober- u. Niederbayern unter Ludwig dem Bayern. 151
mit aller: Stimmen zum deutschen Könige *). Statt nun nach
altem Herkommen seinen Gegner auf den: Wahlplatze mit be-
waffneter Macht zu erwarten, führte Karl seine Truppen dem
Könige Philipp Vi von Frankreich zu und erlitt an dessen
Seite durch die Streitmacht des Königs Eduard Iii von Eng-
land bei Crecy in der Picardie (27. August 1346) eine grauen-
volle Niederlage. Sein Vater Johann, der sich an der Seite
zweier Ritter in die Schlacht gewagt, fand den Tod, er selbst
erhielt drei Wunden und rettete sich nur durch eilige Flucht.
Auf den Ruf Ludwigs Iv traten jetzt (11. September 13-16)
die Stände des deutschen Reiches, darunter die Deputirten aller
Reichsstädte, zu Speyer zusammen und-erklärten die Wahl
Karls als eine erschlichene für ungiltig, worauf dieser sich an-
fänglich zu seinem Großoheim Balduin nach Trier, und dann,
als er sich dort nicht mehr für sicher hielt, nach Böhmen
zurückzog. Ludwig ward über den Rüstungen, die er zur voll-
ständigen Demüthigung des Gegeilkönigs unternahm, von: Tode
ereilt. Am 11. Oktober 1347 überfielen ihn Schmerzen der
Eingeweide. Um sie zu lindern, ritt er auf die Bärenjagd. Da
traf ihn unweit Fürstenfeld ein Schlagfluß, der seinem Leben
nach wenigen Minuten ein Ziel setzte. Der Anger, wo er in
den Armen eines Bauern starb, heißt seit dieser Zeit die Kaiser-
wiese. Seine Leiche wurde anfänglich in der Klosterkirche zu
Fürstenfeld beigesetzt, dann aber durch die Bürger von
München nach ihrer Stadt geführt. Als sich die Augustiner-
Mönche weigerten, den Leichnam in ihre Gruft aufzunehmen,
ward er in der (damaligen) Frauenkirche**) an der Seite
*) Bei diesem Feste des Meineids siel die große Reichsfahne in den
Rhein und wurde nicht mehr aufgefunden.
**) Diese wurde im fünfzehnten Jahrhunderte niedergerissen und der
hiedurch gewonnene Platz beim Aufbau der jetzt stehenden Frauenkirche (er-
baut von 1468—1488) benutzt. Vermuthlich ließ mau beim Abbruche der
alten Frauenkirche die vorhandene Gruft unverändert stehen und behielt sie
als solche für die neue Kirche bei, woraus sich erklärt, daß sie nach Stil und
Umfang (sie hat beiläufig nur sechs Schritte in der Breite, acht bis zehn in
der Länge und zehn Schuh in der Höhe) mit dem sonstigen Bau nicht har-
monirt. Vgl. Lipowsky's Urgeschichten von München Ii. Theil S. 147—172.
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_dem_Bayern Ludwig Karl Karl Philipp_Vi_von_Frankreich Philipp Eduard_Iii_von_Eng- Eduard Crecy August Johann Johann Ludwigs Karls Balduin Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Niederbayern Speyer Karls Trier Rhein
237
Bayern unter Maximilian l.
Beitrittes zum katholischen Bunde, fügten aber die Bestimmung
bei, daß der Kurfürst von Mainz als zweiter Bundes-
Ob er st er dem Herzog von Bayern an die Seite gesetzt
werde; doch solle dieser Letztere der Hauptbundes - Oberste
bleiben, und wenn es zur wirklichen Anwendung der Bnndeshilse
komme, die Direktion ihm allein zustehen.
Aber nicht blos im Innern des Reiches suchte Maxi-
milian den Bund zu verstärken, auch die katholischen Monarchen
außer Deutschland sollten ihm ihren Beistand leihen. Zwar
von Frankreich war in dieser Beziehung nichts zu erwarten;
man kannte die Verbindungen, welche Heinrich Iv von Frank-
reich mit den deutsche!: Protestanten unterhielt. Anders aber
war es mit dem Papste, mit den italienischen Fürsten und
besonders mit Spanien, welches der Niederlande wegen sich
gerne in die deutschen Händel mischte. Der spanische Botschafter
am kaiserlichen Hofe, Don Balthasar de Zuniga, war persönlich
in München gewesen und hatte Maximilians große Idee von
der Wirksamkeit eines allgemeinen katholischen Bundes mit Eifer
ergriffen. Auf sein Anrathen war der berühmte Pater Lorenz
von Brindisi*) aus dem Kapuziner-Orden nach Madrid
geschickt, um sich der Beihilfe Philipps Iii zu versichern. Dieser
Kapuziner, welcher sich bereits in mehreren Sendungen als aus-
gezeichneten Geschäftsmann erwiesen, hatte am Madrider Hofe
mit vielen Schwierigkeiten zu kämpfen. Man war allerdings
geneigt, die Katholiken Deutschlands zu unterstützen, aber
man traute dem Herzoge von Bayern nicht und hätte gerne die
Leitung des Ganzen in den Händen eines österreichischen Prinzen
gesehen, obwohl Oesterreich für die Gründung des katholischen
Bundes so viel wie nichts gethan hatte. Dessen ungeachtet wußte
es Lorenz von Brindisi dahin zu bringen, daß König Phi-
*) Diesen Kapuzinermönch hatte der spanische Gesandte am kaiserlichen
Hof zu Prag, Don Balthasar de Zuniga, nach Spanien abgefcr-
tigt, um Philipp Iii über den Zustand der kirchlichen Angelegenheiten in
Deutschland in Kenntniß zu setzen und ihn zu bitten, den Bund der Ka-
tholiken werkthätig zu unterstützen. Auf dem Wege nach Spanien kam der
Kapuziner nach München, wo ihm der Herzog Maximilian ein Schreiben
an den Nönig von Spanien mitgab.
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Extrahierte Personennamen: Maximilian Maximilian Heinrich_Iv_von_Frank- Heinrich Balthasar_de_Zuniga Maximilians Lorenz
von_Brindisi* Philipps Philipps Lorenz_von_Brindisi Balthasar_de_Zuniga Philipp_Iii Philipp Maximilian Maximilian
Extrahierte Ortsnamen: Mainz Bayern Deutschland Frankreich Spanien Niederlande Maximilians Madrid Deutschlands Oesterreich Prag Spanien Deutschland Spanien Spanien
38 Innere Zustande Bajoariens unter d. Karolingern.
Mündlichkeit und Oeffentlichkeit bildeten auch jetzt noch die Grund-
lagen des gerichtlichen Verfahrens; die Parteien mußten vor den
Gerichten erscheinen, konnten sich aber durch Vorsprecher (Pro-
locutores, Advocati) unterstützen lassen. Erschien der Beklagte
ohne rechtmäßigen Entschuldigungsgrnnd auf drei Vorladungen
nicht, so verfiel sein Gut unter Königsbann, und kam er binnen
Jahr und Tag nicht aus demselben heraus, so konnte der Kläger
selbst sich sein Recht nehmen oder wurde aus dem Gute befriedigt,
und das übrige consiscirt. Die Strafgelder (Posna, muleta)
erhielten zum Th eil die Verletzten, zum Thcil der König als
Sühne für den gebrochenen Landfrieden und Buße für Uebcr-
tretung seines Gebotes. Der König selbst hatte in den Gesetzen
kein Wergeld, das Verbrechen an seiner Person war daher un-
sühnbar. Kaufte sich aber auch der Verbrecher von der Todes-
strafe los oder wurde er begnadigt, so konnte er nicht mehr vor
Gericht anftreten und hatte als Beweismittel nur die Ordalien.
Die vielen Kriege Karls des Großen brachten eine ansehn-
liche Erweiterung des Heerbannes mit sich, dem bei Ver-
wirkung des Königsbannes, d. h. bei 60 Schillingen Strafe
Folge geleistet werden mußte. Besaß ein freier Mann vier oder
mehrere Höfe (ein Hof oder inan8u8 hielt 12 — 40 Jaucherte)
Grundeigenthnm, so mußte er zu Felde ziehen, wohin immer er
gerufen wurde, sich selbst ausrüsten nnb aus drei Monate für
Proviant sorgen. Wer drei Höfe besaß, den mußte in der Aus-
rüstung ein Solcher unterstützen, der nur einen Hof besaß. Von
Zweien, deren Jeder zwei Höfe besaß, zog der Eine aus, der
Andere schaffte Rüstung und Proviant. Von vier Männern,
deren Jeder nur einen Hof besaß, standen drei zusammen und
rüsteten den Vierten znm Krieg. Der Besitzer von zwölf Höfen
erschien zu Pferd in vollem Harnisch. Jeder Kirche blieb ein
Hof frei, von den übrigen trug sie die Lasten der Wehre oder
stellte gleich den Klöstern Wägen für den Transport der Heeres-
bedürfnisse.
Bei der Strenge, mit welcher Karl der Große auf Einhal-
tung des Heerwesens drang, machte das einmal entstandene Lehens-
wesen raschen Fortschritt, indem sich mancher freie Mann bewogen
fand, sein Erbgut einer Kirche oder einem weltlichen Großen zu
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Extrahierte Personennamen: Karls Karl_der_Große Karl
Niederbayern unter Otto Iii und Stephan I. 117
bayerischen Herzöge auf Seite des Ersteren und fochten für ihn
in der unglücklichen Schlacht bei Gölheim (2. Juli 1298),
wo Adolf Krone und Leben verlor. Sie baten den Sieger um
Frieden und erhielten ihn, setzten aber ihr feindseliges Beilehmen
gegen Oesterreich theils offen, theils heimlich fort.
Das Hinscheiden des Königs Andreas Iii von Ungarn
(14- Januar 1301), des letzten männlichen Sprossen des Ar-
padischeu Königshauses, brachte über Niederbayern neues
Unglück. Der König Wenzel Iv von Böhmen, Karl Ro-
bert von Neapel *) und Otto Iii von Niederbayern
(dessen Mutter Elisabeth eine Tochter des ungarischen Königs
Belaiv gewesen) konnten als Verwandte des Arpadischen Hauses
von weiblicher Seite Allspruch auf die Krone Ungarns erhebeil
und jeder derselben hatte einen Theil der ungarischen Magnaten
für sich^). Wenzel Iv ließ (26. August 1301) seinen Sohn
Wenzel V zu Stuhlweißenburg krönen, rief ihn aber (1304)
aus Furcht vor der überlegenen Partei des Neapolitaners Karl
Robert aus Ungarn zurück und übergab Otto Iii von Rie-
de rbayern die ungarischen Reichsinsignien. Zugleich er-
öffnte er diesem den Weg durch Böhmen und Mähren nach
Ungarn, der ihm von den Oesterreichern verlegt worden war
(September 1305). Otto wurde (6. Dezbr. 1395) zu Stuhl-
weiß enburg gekrönt, bekam aber bald eine Anzahl von Mag-
naten gegen sich, weil er seine Bayern übertrieben begünstigte.
Um sich gleichwohl auf dem Throne zu erhalten, warb er, da
seine Gemahlin Katharina schon 1283 gestorben war, bei dem
*) Karl Robert von Neapel, ein Enkel des Königs Karl Ii von Neapel,
hatte Ansprüche auf den ungarischen Thron, weil seine Großmutter Maria,
die Gemahlin dieses Karl Ii von Neapel, die Tochter des Ungarnkönigs
S teph an V war.
Stephan V, König v. Ungarn,
ff 1278.
' ...— ■ " ‘n
Maria, ff 1323; ihr Gemahl: König Karl Ii v. Neapel, ff 1309.
Carl Martell, ff 1301; Gemahlin: Clementia,
des Kaisers Rudolf v. Habsburg Tochter.
Carl Robert, ff 1342?
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Extrahierte Personennamen: Otto Adolf Adolf Andreas_Iii Karl_Ro- Karl Otto Elisabeth August Karl
Robert Karl Otto Otto Katharina Karl_Robert_von_Neapel Karl Karl_Ii_von_Neapel Karl Maria Maria Karl_Ii_von_Neapel Karl Stephan_V Maria Maria Karl_Ii Karl Carl_Martell Rudolf_v Rudolf Carl_Robert
Oberbayern unter Ludwig Ii, dem Strengen. 125
Sieger zurückgekehrt, war er auf die Verteidigung des eigenen
Gebietes bedacht. Zum Schutze wider Augsburg baute er
(1258) die Veste Kaltenberg und befestigte das nahe gelegene
Friedbcrg, wider Regensburg baute er auf dem Geiers
(jetzt D r ei faltigkeits)-Berge eine Veste, denn beide Städte
zeigten Lust, dem oberbayerischen Herzog ihre Macht fühlen zu
lassen. Schon waren die Regensburger zur Eröffnung eines
Krieges in die Schranken getreten, als der Herzog H einrich Xiii
von Niederbayern sich in's Mittel legte und von seinem Bru-
der erwirkte, daß die Regensburger die Veste gegen eine
Summe Geldes uiederreißen durften (3. März 1259); die Augs-
burger hielten Ruhe, weil sie der vereinigten Macht der baye-
rischen Herzoge zu unterliegen fürchteten.
Während dieser Vorgänge war Wilhelm Ii von Holland,
der seit dem Tode Konrads Iv (1254) in Deutschland all-
gemein als König anerkannt worden war, von den Friesen
(1256) erschlagen worden. Ein Theil der deutschen Reichsfürsten
hatte für Geld Alfons X von Castilien, der andere Theil
den Bruder des englischen Königs Heinrich Iii, den Prinzen
Richard von Cornwallis gewählt, der am 17. Mai 1257
zu Aachen gekrönt wurde. Auf die Wahl des Letztern hatte
hauptsächlich Ludwig der Strenge mit seinem Bruder Hein-
rich Xiii von Niederbayern hingewirkt, die beide der Wahl-
handlung zu Frankfurt a/M. (13. Januar 1257) in der
Eigenschaft als Kurfürsten angewohnt hatten. Ludwig der
Strenge hatte diese Wahl ohne Zweifel deshalb unterstützt,
weil er wegen der willkürlichen Landestheilnng vom Jahre 1255
und wegen der Blutthat an seiner Gemahlin Maria von Bra-
bant den zukünftigen König von Deutschland sich vorhinein
geneigt zu machen Ursache hatte. Auch hatte er schon 1250
Heiraths-Unterhandlungen wegen einer Tochter oder Schwester
des englischen Königs Heinrich Iii angeknüpft und bei dieser
Gelegenheit für das Versprechen, dem Richard von Corn-
wallis zur Erhebung auf den deutschen Thron behilflich zu sein,
von diesem in einem geheimen Artikel die Zusage erhalten, dem
jungen Konradin von Hohenstaufen, dem Schwestersohn der
beiden bayerischen Herzöge, das Herzogthum Schwaben (das
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_Ii Ludwig März Wilhelm_Ii_von_Holland Wilhelm Konrads Konrads Alfons_X_von_Castilien Heinrich_Iii Heinrich Richard_von_Cornwallis Ludwig Ludwig Maria_von_Bra- Maria Heinrich_Iii Heinrich Richard_von_Corn- Konradin_von_Hohenstaufen Konradin
Extrahierte Ortsnamen: Oberbayern Niederbayern Deutschland Aachen Niederbayern Frankfurt Deutschland
126 Oberbayern unter Ludwig Ii, dem Strengen.
Wilhelm Ii von Holland im Jahre 1252 dem Hohenstaufen
Konrad Iv entzogen hatte) zu Lehen zu geben und ihn über-
haupt im Besitze aller seiner Erb- und Lehengüter zu erhalten.
Diesen Artikel ließ Richard von Cornwallis (1257—1272)
durch einen Bevollmächtigten (25. Januar 1257) eidlich bekräf-
tigen, aber weder die englische Heirathsverhandlung, noch auch
die Belehnung Ko nr ad ins mit dem Herzogthum Schwaben
kam zum Vollzüge, weshalb sich Ludwig der Strenge (1260)
mit Anna, einer Prinzessin von Polen und Glogarz, ver-
mählte und (1262 — 1266) mit allen Kräften dahin strebte, daß
sein Neffe Konradin als Gegenkönig ausgestellt würde.
Unglücklicherweise ging damals Konradin mit dem Plane
um, Apulien und Sizilien, die sein Vater Konrad Iv
inne gehabt, an sich zu bringen und kümmerte sich deshalb wenig
um seine Erhebung ans den deutschen Thron. Es gelang dem
jugendlichen Helden, gegen Karl von Anjou (Ludwigs Ix
von Frankreich Bruder), dem der Papst Urban Iv das Kö-
nigreich beider Sizilien zu Lehen gegeben hatte, eine an-
sehnliche Streitmacht aufzubringen. Das zu diesem Unternehmen
erforderliche Geld erhielt er größtentheils von seinen Oheimen,
den Herzögen Ludwig dem Strengen und Heinrich Xiii,
weshalb er diesen Vieles 44) verpfändete und sie auf einer großen
Versammlung der bayerischen und schwäbischen Reichsfürsten
zu Augsburg (im Oktober 1266) für den Fall seines kinder-
losen Absterbens als Erben seiner meisten Güter in Deutschland
einsetzte. Nachdem er noch seine Mutter Elisabeth, die mit
Mainhard Iv von Görz-Tyrol eine zweite Ehe eingegangen
hatte, durch Ueberweisung mehrerer Güter in Bayern^) für den
Entgang hohenstaufischer Güter entschädigt hatte, trat er im
Oktober 1267 mit seinem Verwandten und Jugendfreunde,
Friedrich von Baden und Oesterreichs), den Zug über die
Alpen an. Herzog Ludwig Ii, sein Oheim und bisheriger
Vormünder, so wie Graf Mainhard Iv von Görz-Tyrol,
sein Stiefvater, begleiteten ihn bis Verona, wo er am 20. Ok-
tober 1267 seinen feierlichen Einzug hielt. Sein weiterer Zug
über Pavia und Pisa nach Rom glich einem förmlichen
Triumphzuge. Am 18. August 1268 brach er mit seinem Heere
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TM Hauptwörter (100): [T7: [König Kaiser Rudolf Friedrich Sohn Böhmen Haus Karl Ludwig Albrecht], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste]]
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_Ii Ludwig Wilhelm Konrad_Iv Konrad Richard_von_Cornwallis Ludwig_der Ludwig Anna Konradin Konradin Konradin Konrad_Iv Konrad Karl_von_Anjou_(Ludwigs_Ix
von_Frankreich Karl Ludwigs Urban Ludwig Heinrich_Xiii Heinrich Friedrich_von_Baden Friedrich Ludwig_Ii Ludwig Graf_Mainhard_Iv_von_Görz-Tyrol August
Extrahierte Ortsnamen: Holland Herzogthum_Schwaben Polen Apulien Sizilien Sizilien Deutschland Bayern^ Oesterreichs Verona Pavia Rom
Bayern-Holland unter Margaretha u. Wilhelm I. 165
zu entsagen, und so kam es zwischen Mutter und Sohn im
Jahre 1350 zum Krieg, welcher an Heftigkeit zunahm, als Ste-
phan Ii mit den ihm bcigegebenen Brüdern, Wilhelm I und
Al brecht I, im Jahre 1353 eine neue Theilung der im Jahre 1349
ihnen zugefallenen Erbschaft einging und dabei die vier niederlän-
dischen Provinzen an Wilhelm I abließ, ohne die Rechte pünktlich
sestznstellcn, welche der Mutter auf diese Provinzen zukamen. Bald
war die Partei Margaretha's, die Häcks oder Hallenser
genannt, bald die Partei Wilhelms I, die Kabels au er oder
Kabel genfer66), im Vortheile, bis durch die Vermittlung von
Margaretha's Schwester Philippe, der Gemahlin des englischen
Königs Eduard Iii66), am 7. September 1354 ein Vergleich
zu Stande kam, nach welchem die Regierung der nördlichen
Provinzen dem Sohne, die der südlichen der Mutter zustand.
Der vielen Unannehmlichkeiten müde zog sich Margaretha
(1355) nach Hennegau zurück und starb am 23. Juni 1356
zu Valenciennes, wo sie auch bestattet wurde. Ihre Besitz-
ungen in den Niederlanden erbten ihre Söhne Wilhelm I
und Albrecht I, ihre Güter in Bayern fielen Stephan Ii
von Niedcrbayern-Landshut zu.
Unglücklicherweise verfiel Wilhelm I schon gegen das Ende des
Jahres 1356 in Wahnsinn, der sich binnen kurzer Zeit so steigerte,
daß Wilhelm einen Herrn von Wateringen, eine allgemein
geschätzte Person, ohne irgend eine Veranlassung mit eigener Hand
tödtctc. Dicß bewog seine Umgebung, ihn nach Quesno i in Henne-
gau in Verwahr zu bringen. Da die Ehe, welche er (1352) mit
Mechtilde, der Tochter des Herzogs Heinrich Ii von Lancaster,
geschlossen hatte, kinderlos geblieben war, so luden die niederlän-
dischen Stände (1358) Albrecht von Niederbayern-Strau-
bing ein, die Regentschaft in den Niederlanden zu übernehmen.
Für Herzog Albrecht kam diese Einladung zur ungelegen-
sten Zeit, denn es stand gerade die Entscheidung bevor, ob ein
mit Kaiser Karl Iv abgebrochener Krieg67) neuerdings beginnen
sollte. Zum Glücke Albrechts hatte dessen Feldherr Peter
Chamerauer über des Kaisers Feldherrn Dietrich Gug elweit
(früher Mönch, dann Bischof von Minden, zuletzt Führer eines
kaiserlichen Heeres) kurz vorher einige Vortheile errungen und
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann]]
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Extrahierte Personennamen: Margaretha Wilhelm_I. Wilhelm Wilhelm Wilhelms Philippe Eduard Margaretha Wilhelm Albrecht_I Albrecht Stephan_Ii
von_Niedcrbayern-Landshut Wilhelm Wilhelm Heinrich_Ii_von_Lancaster Heinrich Albrecht_von_Niederbayern-Strau- Albrecht Albrecht Albrecht Karl_Iv Karl Albrechts Albrechts Peter
Chamerauer
Extrahierte Ortsnamen: Bayern-Holland Hennegau Valenciennes Niederlanden Henne- Niederlanden Minden