l. Die Bayerischen Alpen.
7
duftende B i a u n e 11 e , den goldfarbigen Steinbrech u. a. Schließlich
tritt der blanke Kalkfels immer häufiger zutage und kahl und nackt starren die Felsen
zum Himmel auf, die F e l s r e g i o u ist erreicht. Nur dann und wann bringt eine
flüchtige Gemse, ein kreisender Adler oder ein kletterlustiger Bergsteiger Leben in
diese öden Felswüsten. Gegen Norden weisen unsere Alpenberge steile Gehänge,
ja ost kahle Wände auf/von Sturm und Wetter zerfchründet; auf der
Südfeite dagegen, die sich der Sonne zukehrt, herrschen sanftere, grasbewachsene
Halden vor.
Ter felsige Boden und das rauhe Klima erschweren den Bodenbau in den
Alpen. W e i n gedeiht nicht wegen des kurzen Sommers, Getreide und O b st
werden nur im tiefgelegenen Jnntal in größerer Menge gebaut. Dagegen begün-
fügen die grasreichen Matten die lohnende Rinderzucht, der W a l d Holzarbeit
und Holzhandel.
Tie Allgäuer Alpen zwischen Bodensee und Lech im Kreise Schwaben und
Neuburg sind das Hauptgebiet der Rinderzucht und M i l ch w i r t s ch a f t *)
in Bayern. Sonthofen hat die größten Viehmärkte in Südbayern, Kempten
den Hauptumsatz von Butter und Käse. Zugleich blüht im Allgäu dank der Ausuützung
der reichen Wasserkräfte die Industrie, namentlich Spinnerei und Weberei. Haupt-
sitz der letzteren ist K e m p t e n , eine alte Reichsstadt. I nt m enstadt und
F ü s s e n haben große Seilerwaren fabriken, Lindenbe r g treibt Strohhut-
fabrikation, Lindau int Bodensee, eine frühere Reichsstadt, hat ansehnlichen
Fremden^ und Güterverkehr nach der Schweiz. Der Boden der Bayerischen Alpen
trägt hauptsächlich Wald. Im Walde sindet der Älpler auch Beschäftigung als
^äger und Holzarbeiter, außerdem noch beim Triften und Flößen. Auch die übrige
gelverbliche Tätigkeit der Bevölkerung gründet sich auf den Holzreichtum des Lan-
des, fo die Holzschnitzerei in Oberammergau und Partenkirchen, die Geigenfabri-
kation in Mittenwald, die Papierindustrie bei Gmund am Tegernsee u. a. Die
Seen der Bayerischen Alpen (Eibsee, Kochel-, Walchen-, Tegernsee und Schliersee)
wie die Hochgipfel int Wetterstein - und K a r w e n d e l g e b i r g e locken
alljährlich eine Menge Touristen an. Hauptsitze des Fremdenverkehrs sind Parten-
k i r ch e n, G a r m i s ch , Mittenwald und Tegernsee, dann B a d
Tölz und das W i l d b a d Kreut h. An Bodenschätzen finden sich Braun-
kohlen bei Miesbach, Peißenberg und Penzberg, S a n d st e i n b r ü ch e ün Ammer -
und Loisachtale und Marmorbriiche bei Tegernsee. — Wichtig sind die großen
Salzlager in den Talzburger Alpen bei Berchtesgaden; bekannt durch seine
Saline lvie auch als Kurort ist B a d R e i ch e n h a l l. Berchtesgaden treibt
Kunstschnitzerei. — Welche Täler sühren von Bayern nach Süden und zu welchen
Ländern? Welches Tal trägt den Hauptverkehr?
Die Bayerischen und die Salzburger Alpen gehören dem Kreise Ober-
b a y e x n an. Die Besiedlung des Gebietes ist schwach (bis 59 Einw. aus 1 qkm),
größere Städte fehlen gänzlich.
*) Milchwirtschaft nennt man die Viehhaltung zur Gewinnung von Milch. Die
Milch wird entweder für den Bedarf in der Familie verkauft oder zu Butter und Käse
verarbeitet. Letzteres geschieht in den sog. S ch w e iz er e i en.
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Klecken Dann 800 Ii.
Die Eifel mit dem Gemundener Maar bei Daun. Tiefe 38 m. Höhenlage des Seespiegels 378 m.
Im Hintergrunde ragen die bewaldeten Bergkuppen der Eifel bis zu 560 m Höhe auf. Der Ringwall, in dem
das Seebecken ruht, ist durch vulkanische Answurfstofse^(Asche, Lavabomben) gebildet.
Die Basaltkuppe der Milseburg in der Rhön (830 in).
Tie Milseburg erhebt sich schroff aus dem hessischen Buntsandsteinplateau. Sie trägt noch Wald, der in den
übrigen Teilen der Rhön vielfach gefällt worden ist. Die Gehänge der Rhön decken jetzt zumeist magere
Bergwiesen und Acker; auf diesen werden Hafer, Gerste und Kartoffeln gebaut.
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Iii. Die Deutschen Mittelgebirge. 17
3. Die obere Tafelfläche (Mittelfranken und der Bamberger Kessel) wird von
Regnitz und Mittelmain, die untere von Neckar und Untermain entwässert.
4. Das ganze Schwäbisch-Fränkische Stufenland dacht sich gegen Westen ab
und dorthin gehen auch seine beiden Hauptflüsse, Main und Neckar.
Darstellung auf der Karte. Die Stufenränder sind in Schraffen, die
Tafelflächen in farbigen Höhenschichten dargestellt. Welche Höhenschichten kommen in
diesem Gebiete vor?
Landschaftsbild. Aus den Tafelebenen Frankens und Schwabens
steigen die waldreichen Gebirge mauerartig auf, oft gekrönt von fagenreichen
alten Burgen und Burgruinen, von denen das Auge einen weiten Umblick auf
das gesegnete, fruchtreiche Land genießt. In die Tafelebenen selber haben die
Flüsse Main und Neckar 100—150 in tiefe Täler eingeschnitten (s. Abb. S. 16), die
gegen die rauhen Nord- und Ostwinde geschützt sind und daher eines sehr milden
Klimas sich erfreuen, namentlich eines langen Herbstes und eines gelinden Winters.
Da der lößreiche Boden sehr fruchtbar ist, so gewährt das Maintal von Bamberg, das
Neckartal von Eßlingen ab den Anblick eines gesegneten Gartens. Obst, Ge -
müse, Getreide und vor allem Wein gedeihen da in vorzüglicher Weise.
In Franken werden besonders der Stein- und Leistenwein, der bei Würzburg
wächst, in Württemberg der Neckarwein hochgeschätzt. („Mainland, Weinland."
„Das Neckartal hat Wein und Korn.") Die Höhen krönt Wald. Im Rezat- und
Pegnitztal (um Spalt und Hersbruck) liegen die größten Hopfenbaugebiete
Deutschlands. In den Wellen der Flüsse spiegeln sich altertümliche, mauerumgürtete
Städte, malerische Burgen und Burgruinen, Kapellen und anmutige Dörfer.
Schwaben und Franken zählen zu den lieblichsten Landschaften in Deutschland.
Die Täler und Ebenen liegen tiefer als die Südbayerische Hochfläche
(München 520 w). Das Klima ist milder, der Boden fruchtbarer und die
Bevölkerung wohnt daher auch dichter als südlich der Donau.
Die Hauptflüsse des Gebietes sind der Main und der Neckar.
Verfolge ihren Lauf und gib ihre Nebenflüsse an! Welche Nebenflüsse, Haupt-
flüsse und Meere verbindet der Ludwigs-Donau-Mainkanal? Welche Orte be-
rührt er? — Der Main wird bis Schweinfurt, der Neckar bis Heilbronn mit Dampf-
booten befahren.
Die Randgebirge des Fränkisch-Schwäbischen Stufenlandes. Das Fichtel-
gebirge. Welche Flüsse gehen vom Fichtelgebirge aus und welche Stromgebiete
berühren sich hier? In ähnlicher Weise wie die Flüsse ziehen vom Fichtelgebirge
auch vier Gebirgszüge nach den vier Zwischenhimmelsgegenden. Welche sind dies?
Die Höhen bedecken weite Wälder; der Ackerbau beschränkt sich bei dem steinigen
Boden auf Hafer, Flachs und Kartoffeln. Er vermag die Bevölkerung nicht aus-
reichend zu ernähren, weshalb sich diese hauptsächlich mit Industrie befaßt. Nament-
lich in den Randstädten des Fichtelgebirges werden Weberei, Porzellanerzeugung
und Bergbau auf Granit betrieben.
Der Frankenwald, ein Tonschieferplateau, 800 in, gehört nur teilweise zu
Bayern, ist aber durch seinen Holzreichtum und seine Schieferbrüche von Wichtigkeit.
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Extrahierte Ortsnamen: Mittelfranken Bamberger_Kessel Main Frankens Schwabens Main Bamberg Württemberg Hersbruck Deutschlands Deutschland Donau Main Ludwigs-Donau-Mainkanal Main Schweinfurt Heilbronn Frankenwald
Kleiner Kamerunberg 1770 m
Kamerunberg 4100 m
(Nach Wünsche, Deutsche Kolonialwandbilder ^Verlag von Leutert u. Schneidewind, Dresden > Viktoria am Großen Kamerunberg (4100 in).
Durch den Golf von Biafra zieht in westöstlicher Richtung eine Bruchlinie, längs welcher mächtige Vulkanberge aufgeschüttet worden sind, so die Jnfel Fernando Po (3050 m), der Kleine und der Große Kamerunberg und das Manengnbagebirge (2500 m). Am Fuße des Küstengebirges zieht tropischer Urwald hin, höher hinauf folgen Grasmatten, in der Regenzeit trägt der Gipfel des Kamerunberges vorübergehend eine Schneehaube. Im Vordergründe des Bildes iss eine englische Faktorei sichtbar. Dualaboote mit Dualaleuten, eine Dampfpinasse und Segelboote haben angelegt. Im Hintergründe das Dualadorf Viktoria mit seinen nach europäischer Art erbauten Negerhausern.
(Aus Deutscher Kolouialatlas 1909, D. Reimer, Berlin.) Küstenurwald, in Kamerun.
An der niederschlagsreichen Kamerunküste dehnt sich ein 100-200 km breitet Unoaldgürtel öe»en
tiafter Bestandteil diellpalme ist. Der Kautschukbaum wurde durch jahrelangen iüaub&au teilweise ausgerottet. Zßerbm fhtden sich hier der Ebenholzbaum, der 80 m hohe Wollbaum, einer der höchsten Baume der Erde, die
Gummiliane u. a.
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— 19 —
An welchen Fluß kommen wir zuerst? Frank. Rezat. — Dann?
Altmühl (Günzenhausen). — Welche Orte berührt die Altmühl, ehe
sie nach Günzenhausen kommt? Leutershausen, Herrieden und Ornbau.
— Günzenhausen ist größer, als jedes dieser drei Städtchen, aber kleiner
als Schwabach. Wie sind die User der Altmühl bis Günzenhausen ge-
zeichnet? Hell. — Wie wird also hier das Land zu beiden Seiten der
Altmühl sein? Eben. — Ja, der Altmühlgrund ist ziemlich eben, die
User der Altmühl sind ganz niedrig und stach. Der Altmühlgrund
ist hier über eiue Stunde breit und wie der Wörnitz- und Rezatgruud
sehr fruchtbar. Was trägt wohl zur Fruchtbarkeit des Altmühl-
grundes bei? Die Altmühl bewässert ihn stark. — Inwiefern kann das
die Altmühl thun? Flache User. — Wann wird sie den Boden sehr
stark bewässern? Wenn sie aus ihreu Ufern tritt. — Das geschieht bei
der Altmühl alljährlich einigemale. Dann dauert es lange, bis sie ihr
Wasser wieder in ihre User zurückbringt.; denn die Altmühl fließt sehr
langsam und träge, noch langsamer, als unsere Schwabach. Wie können
wir das auch anders ausdrücken? Die A. hat ein sehr schwaches Ge-
fälle. — Jetzt könnt Ihr auch weiter schließen, womit sich die Be-
wohner des Altmühlgrundes beschästigen werden? Ackerbau und
Viehzucht. — Hier bauen viele Bauern mehr Getreide, als sie selbst
brauchen. Also? Sie köunen Getreide verkaufen. — Die Bauern aus
der Umgegend von Günzenhausen fahren ihr Getreide nach Gunzen-
hausen. Dort steht ein großes Haus mit hohen Fenstern, in dem die
Bauern ihr Getreide ausschütten. Nun kommen Käufer (wer wohl? —
Müller, Bäcker, Bierbrauer, Getreidehändler —) und kaufen ein. Wie
man diese Getreidehalle heißt, ist Euch schon bekannt? Schranne. —
Wo habt Ihr eine Schranne kennen gelernt? Nördlingen. — Warum
besitzt Schwabach keine Schranne? —
Zusammenfassung: Günzenhausen. Günzenhausen liegt an
der Altmühl. Hier ist der Altmühlgrund sehr breit und frncht-
bar. Die Altmühlbauern treiben daher Ackerbau und Viehzucht.
Die Bauern verkaufen ihr Getreide in der Schranne zu Gun-
zenhaufen.
d. Durchwandern wir Günzenhausen, so sallen uns sofort die
schönen Straßen auf, die immer sauber und reinlich gehalten sind.
Mit Recht singt ein Dichter:
„In dem Thale mild und friedlich.
An der Altmühl grünem Strand,
Blüht ein Städtchen, rein und niedlich,
Günzenhausen wird's genannt."
In einer dieser Straßen bemerken wir ein einfaches Denkmal.
Wir lesen auf demselben, daß einst durch die Gegend, in welcher jetzt
Günzenhausen liegt, die Teufelsmauer gegaugen ist. — Wir wissen
schon, wer Weisseuburg a/S. gegründet hat? Römische Soldaten. —
•2*
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— 10 —
c. Das Ries, eine fruchtbare Ebene.
Was kündete uns der Riesboden schon am Eingange an? Frucht-
barkeit. Von der großen Fruchtbarkeit des Rieses überzeugen
wir uns immer mehr, je weiter wir in dasselbe eindringen. Bei Öttingen
liegt das Ries wie ein großer, sast kreisrunder Kessel vor
uns. Wohl über 1s Stunden braucht man, um den Umfang der Ebene
abzugehen. Einmal haben wir schon eine kesselsörmige Ebene betrachtet?
Bamberger Kessel. — Was haben wir uns von demselben besonders
gemerkt? Er ist sehr sruchtbar; man nennt ihn den Gemüsegarten unseres
Vaterlandes; er besitzt ein mildes Klima*). — Warum besitzt der Bam-
berger Kessel ein mildes Klima? Die Berge halten die rauhen Winde
ab. — Ebenso ist es bei der Riesebene. Rings um dieselbe ziehen
lange Ketteu von Bergen und Hügeln, (welche?), geschmückt
mit Laub- und Fichtenwaldungen. Rauhe Winde, bedeutende Winterkälte
und starker Schneesall sind daher im Ries eine Seltenheit. Es besitzt ein
mäßig warmes Klima. —
Wie der Ochsensurter Gau und der Bamberger Kessel ist das Ries
weit und breit berühmt wegen seiner Fruchtbarkeit. Die mann ig-
fach ft e n Feldsrüchte, wie Kraut und Rüben, Erbsen und Acker-
bohnen, Roggen und Haber gedeihen in vorzüglicher Güte. Auch
der genügsame Flachs mit seinen zarten, himmelblauen Blüten bedeckt
manches Stücklein des fruchtbaren Riesbodens; denn die Riesbäuerin
hält gar viel darauf, aus selbstgebautem Flachs Garn zu spinnen und
Tuch weben zu lassen. — Am bedeutendsten jedoch ist der Gersten-
und Dinkelbau. Vorzügliches Gemüse baut man bei Öttingen. Die
stattlichen Obstbäume an den Landstraßen und in den Gärten der Ort-
schasten hängen in manchen Jahrgängen so voll Obst, daß ihre Äste
durch Stangen gestützt werden müssen.
Zusammenfassung: Von der Fruchtbarkeit des Rieses.
Das Ries ist eine kesselsörmige Ebene. Rings um dieselbe ziehen
waldreiche Bergketten, welche die rauhen Winde abhalten. Das
Ries besitzt große Fruchtbarkeit. Es gedeihen alle Feldsrüchte, Obst
und Gemüse. Am bedeutendsten ist der Anbau von Gerste und
Dinkel.
In zahlreichen Thälchen eilen die Wasser von den Bergen, welche
das Ries umschließen, dem Hauptfluß der Ebene zu. Wie heißt derselbe?
Wörnitz. — An die Wörnitz und ihre Znstußbäche haben die Riesbauern
ihre Dörser mit Vorliebe gebaut. Bei einer Wanderung durch dieselben
bemerkt man auffallend große Scharen von Tauben, Hüh-
nern und Enten. Und draußen auf den Wiesen der Dörfer weiden
stattliche Viehherden und erstaunlich große Gänse Herden. Ja,
manche Gänseherde zählt wohl an die 500 Stück. An den Abhängen
*) Siehe I. Teil, Seite 74.
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
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— 131 —
d. Wunderschön ist die Aussicht vom Hafen aus. Nach Westen
zu breitet sich die grüne Fläche des Sees aus, die das Auge nicht zu
überseheu vermag;' ist doch der See ungefähr 17 Stunden lang, und
mit Recht kann man ihn das „schwäbische Meer" heißen. Im Südosten
und Süden türmen sich gewaltige Alpenberge auf, von denen im Sonnen-
schein Schneeselder glänzen. Sie liegen nicht mehr in unserem Vater-
land, zu dem auch vom Bodensee nur ein kleiner Teil gehört; vier an-
dere Länder teilen sich noch in sein User. Die Seegegend bei Lindau
hat guteu Boden, mildes Klima und reiche Bewässerung;
sie ist daher sehr fruchtbar. Das Lindauer Obst wird weithin
verkauft; auch Wein wird gebaut, der fogen. Seewein. Die Getreide-
felder liefern reichen Ertrag; das Gras wächst so üppig, daß man
es drei-, sogar viermal mähen kann. Die Leute beschäftigen sich neben
der Landwirtschast auch mit Fischerei; der Bodensee ist ja reich an
verschiedenen Arten wohlschmeckender Fische; namentlich werden die See-
forellen und Blanfelchen gerühmt. Auch lebhafter Handel wird am
See getrieben. Die Schiffe bringen allerlei Waren (Getreide, Obst,
Wein, Holz), ja ganze Eisenbahnzüge von einem User zum andern. In
die Ferne werden diese Waren durch die Eisenbahn geführt. König
Ludwig I. und Max Ii. verbanden Lindau durch eine Bahn mit der
Stadt Hof, also den Süden des Landes mit dem Norden, weshalb diese
Bahn sonst auch die Süd-Nordbahn hieß. (Aufsuchen der Haupt-
stationen: Lindau, Buchlohe, Augsburg, Ingolstadt, Regensbnrg, Weiden,
Hof.) König Max Ii. hat auch den zuerst kleinen Hafen erweitern
lasfen. Die Stadt Lindan hat ihm deswegen am Hafenplatz ein Denk-
mal errichtet; es trägt die Inschrift! „Dem Förderer des Verkehrs, Er-
baner dieses Hafens und Vollender der durch Ludwig I. begonnenen
Süd-Nordbahn."
Zufammenfaffnng: Umgebung von Lindau; Befchäftig-
ung der Leute am See.
Westlich von Lindau dehnt sich der See aus. Im Süden und
Südosten türmen sich gewaltige Alpenberge aus. Die Gegend von
Lindau ist sehr fruchtbar. Wir fehen Weinberge, Obstgärten, Ge-
treidefelder und Wiesen. Viele Leute sind Fischer. Am Bodensee
wird auch lebhafter Handel getrieben. Schiff und Eisenbahn schaffen
die Erzeugnisse des Landes sort. Die Süd-Nordbahn verbindet
Lindau mit dem Norden Bayerns. •
2. Juggerstadt und Lechfetd.
Wir fahren von Lindau mit der Eisenbahn in eine
alte Handelsstadt am Lech.
TM Hauptwörter (50): [T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_I. Ludwig_I. Max_Ii Max Max_Ii Max Ludwig_I. Zufammenfaffnng Fischer
— 164 —
einzelnen Höhen genießt man eine weite Rundschau nach allen Seiten.
Gegen Westeu hin überblickt man den mittleren Teil des
Westrich. Derselbe stellt sich als ein weites Hügelland dar, das
mit zahlreichen Ackerfeldern bedeckt und von grünen Wies-
gründen durchzogen ist. Diesen Teil des Westrich bezeichnen wir als
den „sruchtbaren Westrich". In zahlreichen Gerinnen und Bächen
eilt das Wasser der Westricher Berge dem Hauptsluß der Hinter-
p s a l z, der Blies, zu. Im S ü d e n erheben sich vielfach zerklüftete
und zerrissene Gebirgszüge.
Zusammenfassung: Vom waldreichen und fruchtbaren
W e strich.
Der östliche Teil des Westrich ist ein ziemlich hohes Gebirgs-
land, dessen Rücken von großen Waldungen bedeckt ist. Das ist
der waldreiche Westrich. Er ist wenig bewohnt. Westlich davon,
in der Mitte der Psalz, dehnt sich ein fruchtbares Hügelland aus,
der fruchtbare Westrich.
e. Der felsenreicije Hsekrich.
Der füdliche Teil des Westrich ist ebenfalls gebirgig.
Die Bergzüge zeigen malerische, oft ganz wunderlich geformte
Felfen, die aus grünen Eichen- und Buchen Waldungen hervor-
lugen. Altersgraue, riesige Burgruinen schmücken nicht selten die selsigen
Höhen. Diesen Teil des Westrich nennt man wegen seiner selsigen
Beschaffenheit den „felsenreichen Westrich". Ganz im Südosten
ziehen sich die Berge des Was gen Wal des herein in die Pfalz.
Wenig vermögen im felfen reichen Westrich Fleiß und Aus-
dauer dem steinigen Boden abzugewinnen. Bei dem rauhen Klima
liefert der Anbau von besseren Bodensrüchten nur geringen Ertrag.
Reichlicher ist die Ernte an Hans, Flachs und Kartoffeln.
Die Kartoffel nennt der Westricher seine „Grumbere" (Grund-
birne), deren er nie überdrüssig wird; denn der Westrich er ist gar
genügsam und gibt sich mit wenigem zufrieden. Viele Bewohner des
Westrich fuchen sich fern von ihrem Heimatort Arbeit und Ver-
dienst. Wie der arme Rhöner ins fruchtbare Mainthal zur Erntearbeit
hinabzieht, so wandern Westricher Burschen und Mädchen mit
ihrem Bündel übers Gebirg zur Weinlese und bringen manch blinken-
des Markstücklein mit heim.
Andere kausen sich in Läden und Fabriken allerhand nützliche
Dinge und tragen sie hausieren bis zu uns herüber, sie treiben
Hausierhandel. Die meisten aber suchen in den nächsten bedeutenden
Städten des unwirtlichen Westrich Beschäftigung und Lohn. Welche
Städte werden das fein? Pirmasens und Zweibrücken. — Diesen
Städten gilt unsere nächste Besprechung.
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau]]
TM Hauptwörter (200): [T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T96: [Stadt Thüringer Saale Schloß Wald Gotha Dorf Heidelberg Weimar Einw.], T154: [Meister Handwerker Geselle Arbeit Lehrling Handwerk Arbeiter Jahr Kaufleute Stadt], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
— 158 —
a. Wo ist nun das Weinland der Hardt?
Suchen wir es! Wir verlassen den rauschenden Rhein und wan-
dern quer durch die Rheinebene, dnrch den „weiten Gottesgarten". Was
werden wir aus unserem Wege alles sehen? Getreidefelder, Tabak-
Pflanzungen, Gemüse- und Obstgärten, stattliche Dörfer u. s. w.
Im Westen sehen wir das Hardtgebirge, das „gleich einem
riesigen Bergwall" von Süden nach Norden zieht. Wir mögen wohl
über vier Stunden gewandert sein, da bemerken wir, daß die Ebene
allmählich zur Höhe ansteigt. Ein Hügel nach dem andern er-
scheint, und bald liegt vor unseren Augeu eine unabsehbare Reihe
von mäßig hohen Hügeln, die von Süden nach Norden laufen.
Hinter diesem Hügelland steigt steil das Hardtgebirge empor.
Dieses Hügelland vor dem Hardtgebirge ist das Wein-
land der Hardt. Zeigen! —
Zusammenfassung: Wo liegt das Weiuland der Hardt?
Zwischen dem steilen Hardtgebirge und der srnchtbaren Rhein-
ebene liegt eine lange Reihe von Hügeln. Dieses Hügelland ist
das Weinland der Hardt.
b. Welchen merkwürdigen Namen führt das Hügelland vor-
dem Hardtgebirge? Wein land der Hardt. — Was. läßt Euch diese
Bezeichnung erraten? Aus diesen Hügeln wird viel Wein gebaut.—
So ist es. Auf den Hügeln vor der Hardt, von der Lauter im
Süden bis gegen Frankenthal im Norden, steht Wein stock an
Wein stock, Weingarten an Weingarten. Das ganze Hügel-
land gleicht einem grünen Rebenmeer, das nur „von Obst Hainen,
M andelbänmen und Kast auicubüsch eu unterbrochen ist." Das
W e i n l a n d der Hardt ist wohl „der größte Weingarten Deutsch-
lands, ja der Welt." Hier kocht die Sonne in zahllosen gelben
und blanen Trauben vorzüglichen Wein. Der beste Pfälzer
Wein gedeiht bei den Orten: Neustadt a. d. Hardt, Deidesheim,
Forst, Wachenheim, Dürkheim und Ungstein. Suchet diese
Weinorte aus der Karte! — Hier ist der Wohnsitz wohlhabender, ge-
mütlicher, heiterer Menschen. Die „fröhliche Pfalz" heißt diese
Gegend bei den Pfälzern selbst. Mit vollem Rechte! — Wie schöne
Eilande liegen in diesem grünen Rebenmeere die zahlreichen, stattlichen
Ortschaften, in Obst- und Kastanienwäldchen versteckt. Nir-
gends in unserem Erdteile trifft man eine so stattliche Reihe der schönsten
Orte, deren jeder eine Stadt zu sein scheint, als am Saume der Hardt-
höhen. Die ganze Landschaft ist von solcher Freundlichkeit, Anmut und
Schönheit, von solchem Reichtum und solcher Segensfülle, wie nirgends
sonst auf deutscher Erde. Da möchte man säst versucht werden, die
launige Sage zu glauben, die man sich bei Neustadt an der Hardt
erzählt. Bei Neustadt erhebt sich nämlich aus einer Höhe ein altes
Schloß mit prächtiger Aussicht. (Hambacher Schloß.) Dort soll nach
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
TM Hauptwörter (100): [T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf]]
TM Hauptwörter (200): [T96: [Stadt Thüringer Saale Schloß Wald Gotha Dorf Heidelberg Weimar Einw.], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß], T137: [Wein Obst Weizen Kartoffel Frucht Getreide Gerste Hafer Mais Flachs], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
B. Das linksrheinische Bauern oder die Rheinpfalz.
Die Rheinpfalz ist ein eigener Regierungsbezirk, und zwar der
kleinste. (Sic hat ungefähr 6000 qkm, der größte, Oberbeuern, etwa 17 000.>
Die Rheinpfalz zerfällt in zwei natürliche Gebiete, in ein ebenes und in
ein bergiges.
1. Der ebene Teil.
Der ebene (kleinere) Teil gehört zur Oberrheinischen Tiesebene.
Diese bildet einen sogenannten geologischen Graben. Er ist einst dadurch-
entstanden, daß ein fast 300 km langer und 30—40 km breiter Streifen Landes um hun-^
derte von Metern in die Tiefe sank. Noch jetzt ist diese Abwärtsbewegung nicht ganz zur Ruhe-
gekommen; das beweisen ziemlich häufige Erdbeben. Die Senke war eine Zeitlang vom
Meere überflutet und wurde mit Sinkstoffen bedeckt. Später schwemmten auch der Rhein,
der seinen lveg durch die Tiefebene nahm, und ebenso seine Nebenflüsse Massen von Gerölls
Sand und Schlamm auf die Ebene. Dadurch entstand allmählich auf weite Strecken eine
dicke Schicht fruchtbaren Erdreichs. Zu der günstigen Bodenbeschaffenheit kommt noch die
tiefe, geschützte Lage der Ebene. So entstand hier das wärm st e und fruchtbarste
Gebiet ganz Deutschlands.
Der bayrisch-pfälzische Anteil an der Rheinebene ist etwa 70 km lang
und 20—25 km breit.
Die Meereshöhe beträgt nur ungefähr 100 m.
Gegen Westen steigt die Ebene ganz sanft an. Zuletzt erhebt sich da^
Gelände rasch und steil zu den hängen des Haardtgebirges (= Wald-
gebtrge; vgl. Spessart!). Dort der Ebene aus erscheint dies wie ein mehrere
hundert Meter hoher Wall, der in der Mitte am höchsten ist.
Rur die Täler der aus dem Vergland kommenden Flürchen unterbrechen
ihn. von diesen sind im Süden die Lauter (die in der Ebene der Grenzfluß
ist) bemerkenswert, in der Mitte der Sperjerbach und im Norden die
Isenach.
Was von Mima und Fruchtbarkeit der ganzen Rheinebene gesagt wurde,
gilt insbesondere auch von der pfälzischen- es ist ein gesegnetes Stück Land. Zwar
sind auch einzelne Striche nur mit Wald bedeckt. Der größte Teil aber lohnt die
menschliche Mühe mit ergiebig st en Ernten. Getreide aller Art, feines
Gbst (Kirschen, Pfirsiche, Aprikosen, Mandeln, Nüsse, Edelkastanien), Zuckerrüben,
Tabak, guten Wein spendet der fruchtbare Loden in Sülle. Eng zusammen-
gedrängt stehen deshalb meist Jue Häuser der Dörfer, um den Loden landwirt-
schaftlich möglichst ausnützen zu können.
Auch für den Verkehr hat die Ebene eine hervorragende Be-
deutung.' Der Rhein trägt dienstfertig auf seinem breiten Rücken ganze Züge
von Schiffen und durch die Ebene eilen die Eisenbahnzüge in rascher Zolge. Zwei
Linien führen von Süden nach Norden, eine am Rhein, eine am Gebirge entlang.
Denn die Rheinebene ist schon seit alten Zeiten einer der wichtigsten Südnordwege
Europas. Andere Schienenstränge führen von Vsten nach Westen und helfen
somit das links- und das rechtsrheinische Deutschland verbinden.
Kein Wunder, daß in diesem fruchtbaren, verkehrsreichen Land auch die
Industrie sich entwickelte und die Menschen dichter beisammen wohnen als in
den meisten übrigen bayrischen Gebieten. Ja, der n ö r d l i ch e Teil der pfäl-
zischen Rheinebene ist der dichtbevölkertste Teil Bayerns überhaupt.
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle]]
TM Hauptwörter (200): [T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer]]
Extrahierte Ortsnamen: Rheinpfalz Rheinpfalz Rheinpfalz Oberrheinischen_Tiesebene Rhein Deutschlands Rheinebene Sperjerbach Isenach Rheinebene Rhein Rhein Rheinebene Europas Deutschland Rheinebene Bayerns