346
65. Eine geistliche Stadt.
Er ist ihre Burg, ihre Zitadelle und eine Zitadelle taugt nach Umständen bekanntlich eben so gut eine Stadt zu zügeln als sie zu verteidigen.
Das alte Freising war nicht besonders fest, Mauer und Graben waren sehr einfach und klein, die fünf Tortürme unbedeutend. Um fo fester stand der Domberg über der Stadt. Ringsum steil abfallend war er nur von Osten durch einen Fahrweg zugänglich, oou Westen durch einen steilen Reitweg (beide durch stattliche Tortürme auf der Mitte des Berges geschlossen), von Süden durch einen leicht zu sperrenden Fußsteig. Im Süden bot schon ant Fuße die Mosach eine natürliche Deckung, im Osten Mosach und Isar; die westliche und östliche Höhe des Berges war mit Verteidigungstürmen bekrönt, von welchett eine hohe Matter zum Münchener Tore heruuterzog, und noch fünf bis sechs andere Mauern stiegen vom Plateau in Querlatten zum Tale nieder. Die Domherrnhäuser aus der zur Stadt gekehrteu Rückseite sahen im 17. Jahrhundert zum Teile selbst noch festuugsartig ins Tal hinab: aus hohen, sensterlosen Untermauern erhoben sich mehrere derselben ant Abhange turmartig aufsteigend und wehrten das Eindringen quer bett Berg heraus so gut wie ein förmliches Verteidigungswerk. Am südlichen Rande des Plateaus aber war Dom tttid Schloß durch eine besondere Mauer mit Türmchen gegen einen etwa den Weinberg heranstürmenden Feind geschützt. Der Domberg erscheint demgemäß als eine selbständige Feste, von der Stadt durch Mauern ttttb Tore abgeschlossen, ttttb der Urnstanb, daß sich auf dem Berge nicht bloß geleitetes Wasser befattb soitbern für bett Notfall auch eigenes Qnellwasser, machte seine Starke noch unabhängiger.
Wie aber der Doittberg gleich einer Burg über der Stadt thronte, so war auf dieser großen Feste eine engere Burg noch einmal besottbers befestigt, das Schloß der Fürstbischöfe, durch Mauer ttttb tiefen Graben.
Hub nicht bloß militärisch war der Domberg von der Stadt abgeschlossen sonbern auch sozial. Bischof Otto I., der große Geschichtfchreiber, verfügte bei seiner Erneuerung der Regeln des Domstiftes, daß kein Laie innerhalb der beiden Tore des Domberges wohnen solle. Der ummauerte Berg glich also fast einem großen, festen Kloster, wie denn auch zur Zeit des Hl. Korbinian ein wirkliches Kloster der älteste Kern seiner weiteren geistlichen Besiedelung gewesen ist.
Schon durch diese Eigentümlichkeiten der Lage findet die geistliche Burg des Domberges in Deutschland schwerlich ihresgleichen. In andern deutschen Bischofsstädten hatten zwar auch die geistlichen Herren ihr fest begrenztes Quartier; allein der Bischofssitz als Kristallisationskern der ringsum anschließenden Stadtteile verliert entweder später seine uralte Absonderung ober der Fürstenhof des Bischofs übersiedelt wohl gar aus der früheren lmrgltchen Abgeschiedenheit in die Stadt. Letzteres geschah z. B. in Würzburg, dessen Marien der g als Residenz der Bischöfe seit dem 13. Jahrhundert manche Ähnlichkeit mit dem Freistnger Domberge bietet. Der Würzburger Dom aber liegt unten in der Stadt ttttb int 18. Jahrhundert baute auch der Bischof ba
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592
123. Ein Siegesgruß aus den bayerischen Bergen.
denn für die hat ja niemand einen Jodler übrig. Da widerhallt es von neuem — Hurra, die beiden kommen zum Freudenfeuer!
Auch in das stille Land der Alpen war der Siegesruf der Deutschen gekommen, es wußten manche nicht, wo Frankreich liegt, aber das wußten alle bald, daß die Deutschen Frankreich überwunden hatten.
Auf dem kleinen Bahnhof der Station war die Nachricht von der siegreichen Schlacht an die Mauer geheftet; der Bote, der über Land ging, nahm sie mit und wo er ins Hans trat, schwenkte er schon den Hut von weitem. Der Postillon, der die kleine Karriole fährt, griff heute zum schönsten Federbusch und blies aus der langen Straße ein Lied ums andere.
So kam die Siegesbotschaft ins Gebirge, die Zeitnngsblätter kamen und der Jubel hatte kein Ende! Es war nirgends ein Befehl von oben erschienen, und doch, als es Abend wurde, brauuteu auf allen Höhen die Freudenfeuer. Das ganze Jnntal entlang und vom Inn bis zu den Quellen der Isar, im Chiemgau und in den Bergen des Königsfees, überall schlug die Freude in lichten Flammen empor.
Da stand der Wendelstein, die alte Warte der Bergessreiheit und des Berggesanges, und grüßte leuchtend hinüber ins Leizachtal; da stand die Kampen-wand und winkte herab aus die weiten Gefilde zu ihren Füßen. Wie ein Frendenftrahl leuchtete der Feuerschein um die alten, steinernen Züge des Karwendelgebirges; der Watzmann, ein König im Osten, trug sein brennendes Diadem, und nun gar der Untersberg, dem durfte feine Krone nicht fehlen! Im Untersberg sitzt ja der alte Kaiser und harrt aus die deutsche Einheit und auf die Wiedererftehung der deutschen Macht. Es ist ein weiter Weg von den Ufern der Maas bis zu feiner Gruft, aber mich deucht, er hat den Schlag gehört und die Freudentränen flössen ihm in den weißen Bart.
O, wer in solcher Stunde auf den Bergen stand! Es war eine Sternen* nacht, so klar und glühend, als hätte der Himmel sich geschmückt, als hätte er seinen prächtigsten Mantel angetan zu uuserem Feste. Hier auf den steinernen Wällen brannten die Wachtfeuer der deutschen Treue und drunten lag unermeßlich das schöne, heilige Deutschland. Es waren dieselben Sterne, die über dem Schlachtfelde glänzten und über den Wogen der Nordsee! Wir waren einig und sind es; wie ein Freudenschauer ergreift es uns — die Übermacht dieses Gedankens.
In den Wäldern rauschte der Wind; auch die Wälder sind deutsch. Mit einer Art von Frömmigkeit hängt der Deutsche an seinem Wald, kein Volk hat ihn so tief verstanden und so treu gepflegt wie wir. Er hat das Gemüt der Jugend erzogen wie das der Ahnen; und wenn das Gemüt unser Kleinod vor allen Nationen ist, dann ist der Wald fein Tempel; wenn das deutsche Gemüt uns den Sieg gegeben, dann war es recht, daß mitten im Kranze der deutschen Wälder die Siegesfeuer brannten! Horch, wie es rauscht! Rings liegt die tiefe, schweigende Einsamkeit, und doch welche furchtbare Macht der
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Extrahierte Personennamen: Hans
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Frankreich Untersberg Untersberg Deutschland
632
140. Bayreuth.
den Abgrund in die verdämmernde Ferne. Freude an satten Farben, an Mannigfaltigkeit der Formen, an gediegener Pracht offenbart sich im größten wie im kleinsten Raum; Schönheit ist überall: Schilderungen, selbst Abbildungen lassen sie nur ahnen, beide versagen die Stimmung.
Feierliche Stille lagert über der Natur. Wie für die Ewigkeit geschaffen ragt diese königliche Burg, auf ehernem Untergrund emporgewachsen, in die Lüste. Und dieser Untergrund ist von Menschenhand ertrotzt, die in jahrelangem Mühen den Felsen bezwang und, wo dessen Zerklüftung dem Bau wehrte, ganze Berge unwiderstehlicher Quadern einfügte. Das sieht man schon hier: dieser Bau ist geschaffen zu dauern, und wenn je einmal Schloß Herrenchiemsee und Linderhof verfallen von ihrem einstigen, prunkvollen Märchen-dasein träumen, dann wird Nenschwanstein noch immer die eherne Sprache einer unverwüstlichen Gegenwart reden.
Weiter hinaus gegen das Gebirge zu ist die tiefe Pöllatschlucht überbrückt. Ein schmaler Eisensteg schwebt 300 Fuß hoch über dem lebenden Wasser. Wer hier, von der Marienbrücke, hernieder oder durch die Pöllatschlucht hindurchschaut oder von Westen aus den Blick über Tannendunkel hinwegsendet, der wird sein Sehnen von einer Götterburg verkörpert sehen, denn hier blickt er auf Walhall. Dort auf der Marienbrücke stand Ludwig gern und oft in wolkiger Sommernacht oder unter dem brennenden Sternenhimmel des Winters. Dann fuukelte im dunklen Gemäuer auf dem Tegelfelsen da und dort ein Fenster aus; dann grüßte ihn aus seinem Erker freundliches Licht; dann erstrahlte festlich der Thronsaal seiner stolzen Königsburg. Und er hatte seine Freude.
140. Bayreuth.
Von Rudolf Louis. *
Zwischen dem nordöstlichen Ende des Fränkischen Jura und den südwestlichen Ausläufern des Fichtelgebirges, am linken Quellflüßchen des Mains, dem sogenannten „Roten Main", liegt in weiter, von lieblich bewaldeten Hügeln abgeschlossener Talebene Bayreuth, die Hauptstadt des bayerischen Regierungsbezirks Oberfranken. Wie so manch andere mittlere Stadt des deutschen Vaterlandes verbindet Bayreuth den Reiz einer glänzenden und an Erinnerungen reichen Vergangenheit mit dem Vorzug einer kräftig emporstrebenden, fortschreitend sich entwickelnden Gegenwart. Daß sein Name aber über die ganze gebildete Welt erklingt, daß er mit Begeisterung genannt wird, wo immer aus Erden sich Verständnis und Liebe findet für die Taten und Werke hoher Kunst, daß mit ihm sich unwillkürlich die Erinnerung verbindet an einen der stolzesten Siege, die deutscher Geist jemals ans künstlerischem Gebiete errungen hat, das verdankt Bayreuth dem überragenden Genie des großen Künstlers, der vor 35 Jahren die kleine Frankenstadt zum Mittelpunkt seiner fünft-
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Extrahierte Personennamen: Ludwig Ludwig Rudolf_Louis Rudolf Bayreuth
170
33. Der Trifels.
Wir haben jetzt den Kegel, ans welchem die H aupt bürg, der eigentliche Trifels, thront, erreicht; eine Talschlucht trennt ihn von den beiden andern Bergspitzen und alle drei ruhen auf der gewaltigen Masse des Sonnenberges oder des Haags, wie der dreifältige Berg auch genannt wird. Ein freier, geebneter Rasenplatz breitet sich hier in beschränkter Runde aus, der Ta uz platz. Über ihm steigt ein ungeheurer, überhängender Felsen empor, der sich düster über den Buchenwald neigt und uns jetzt die ganze Burg mit ihren Türmen oerdeckt. Schon dieser Anblick macht einen gewaltigen Eindruck und wir staunen über die große Vergangenheit, welche auf diesen Fels hinauf ihre Paläste gebaut.
Der Weg säugt au zu steigen und windet sich rund um deu Berg durch den tiessteu Schatten des Buchenwaldes. Endlich stehen wir oor Quader-maueru, zur Rechten ein hoher, massiver Brunnenturm, oon dem ein sühn gesprengter Bogen sich zu gegenüberstehenden Mauern wölbt. Unter diesem Bogen hindurch gelangen wir zur Burgtreppe, die uns zum Hauptturm und auf den Burghof führt, der die ganze obere Fläche des mächtig sich senkenden Felsens einnimmt. Dieser freie Platz scheint wie eine Scheibe in der Luft zu schweben, und wenn wir an den Rand hintreten, erfaßt uns Schänder und Schwindel. Wir blicken über die Felfenplatte hinunter, tief uuteu rauscht und flüstert es in den Wipfeln der hohen Bnchen und dort am südöstlichen Rande gegen die beiden Nebenbnrgen hin klafft ein fürchterlicher Riß.
Der Fernblick ist schön und weit. Die starre, abenteuerliche Felsenwelt der Pfälzischen Schweiz, dazwischen die Dörfer des Gossersweiler Tales, das Annweiler Tal, das sich vor unserem Ange ins Innere des alten Vogesns zieht, tief unten das Städtchen selbst, der Blick in die tiefe Waldespracht der inneren Haardt, ans welcher die grauen Mauern oon Ramberg, Scharfeneck und Meisterseele schauen, und dann über Anebos und Scharsenberg hinaus durch die Schluchten des Hohenbergs und Rotenbergs und die Öffnung des Queichtales einige herrliche Perspektiven auf die Ebeue — dies Rnndgemälde hat so wechselnde und mannigfaltige Reize, daß schon ihretwegen der Trifels sich den sehenswertesten Burgen anreiht.
Jedoch nun oolleuds die Treppe hinauf nach dem schönen Hauptturm, der heute noch eine Höhe von 50 Fuß erreicht und zum Schutze vor zerstörendem Wetter wieder überdacht ist. Die Festigkeit des Turmes, seine schönen Formen im romanischen Stil, die Durchführung der Altaufeuster und Pforten, des Sockels und der Gesimse, sowie die Gewölbe im Innern selber gebeu dem Turme Interesse für den Kunstfreund. Aus dem unteren Saale führen zwei verschiedene Treppen in die Burgkapelle hinauf, deren Kreuzgewölbe und Nischen zu den schönsten Überresten der romanischen Bankunst gehören. Hier wurden die Jusiguien des Reiches verwahrt, deren Besitz das Anrecht des ersten Thrones der Christenheit gewährte: Krone, Szepter, Reichsapfel, Mantel, Gürtel, golduer Rock, das dalmatische Kleid Karls des Großen, die mit Edelsteinen geschmückten
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65. Eine geistliche Stadt.
345
hoch, der eine erhebt sich nur 50, der anbere nur 32,5 m über den Jsar-spiegel, allein beibe herrschen, nicht nur weil sie die höchsten Punkte sinb, sonbern weil sie zugleich mit ihren breiten, langgestreckten Rücken für feste, abgeschlossene und ausgebehnte Besiebelung Raum boten.
Ein jeber der beiben Berge hat seine Vorzüge und beim abwägenden Vergleichen ihrer Lage tut einem die Wahl wehe. Doch haben die Bischöfe klug gewählt, als sie sich auf dem Berge festsetzten, welcher die natürlichen Straßenlinien zu Wasser und zu Laub und folglich die Stadt beherrscht, und die Mönche, als sie die Höhe behielten, welche für Garten und Felb und also auch für die Herrschaft über das umliegenbe Kulturland beit günstigen Raum bot.
Die größten und reichsten Erinnerungen der Sage und Geschichte ruhen nicht auf dem Tale, auf der Stadt Freising, sie haften an den beiden Bergen. Dort hinauf blicken wir zuerst beim Aussuchen von Römerspuren wie von sagenhaften ober historischen Zügen aus der Zeit des Frankenkönigs Pipin ober der alten bayerischen Herzoge. Das Wirken des hl. Korbinian in Freising bewegt sich wesentlich zwischen den beibett Höhen und der Weg, welchen er ztw Grünbung des Bischofssitzes genommen, ist auch örtlich bezeichnet durch den Weg, welcher sich Dom östlichen Rücken des Weihenstephaner Berges hinüber zum Domberge zieht, gleich einer Reihe von Stationen mit Erinne-rungsmalen seines Namens geschmückt?)
Seit dem 8. Jahrhundert und dann durchs ganze Mittelalter und herauf bis zur Gegenwart sind die beiden Berge überwiegend die Träger der historischen Bedeutung Freisings und zwar ging auch die Geschichte denselben Weg wie der hl. Korbinian: sie zog von Weihenstephan mehr und mehr zum Domberge als der geschichtlich steigend wichtigeren Höhe. Wie aber Korbinian auf jedem der beidett Berge bereits eine Kirche vorfand, so sollen die zwei Berge sogar in germanischer Urzeit schon eine Art geistlicher Berge gewesen sein.
Die Südseite des Dombergs war früher großenteils ein Weingarten, welcher am Fuße des Abhanges in Obst-, Gemüse- und Blumengärten überging. Dieser freisittgische Weinbau ist bereits vom hl. Korbinian begründet worden und folglich die Rebenkultur an unseren Jsarhöhett um volle 100 Jahre früher historisch beglaubigt als bei irgend einer der hochberühmten Lagen des Rheingaues. Obgleich nun der Weinberg, auf Merians Bild von 1642 noch sichtbar, längst verschwunden ist, so breitet sich doch noch immer ein äußerst fruchtbares Gartenlanb über einen Teil des Domberges und an den sonnigen Mauern der obersten Terrasse reift neben der Traube sogar die Feige, trotz der absoluten Höhe von 477 m.
Der Domberg überragt aber die zu Füßen liegende Stadt und ihr Gebiet nicht bloß durch seine Fruchtbarkeit sondern auch durch seine Festigkeit.
’ Auch der uralte, ehrwürdige Baum, die Korbinianslinde, an deren Grünen der Volksmund das Gedeihen der Stadt Freising knüpfte, stand auf dem Osthange des Weihenstephaner Berges. Sie brannte im Jahre 1865 vollständig nieder.
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139. schloß Neuschwanstein.
631
und Wüstling, der auf seine Kriegstaten so eitel, aus seine Würde so wenig bedacht war!
Wie gesagt, der König blätterte nicht in seinen Büchern; als wenn ihm der Hofmeister noch über die Schulter sähe, las er das bändereichste Werk gewissenhaft zu (Sude. Doch wie gewissenhaft er studierte, seiner Jugend, Eigenart, Begabung gemäß verlangte er nach Anschauung.
Von der Rindenbank im Schwangau, die, ich weiß nicht, von ihm oder-anderen „Die Jugend" genannt wurde, sah er auf das väterliche Schloß Hohenschwangau. (Sin trautes Daheim, doch vou det Burg, die c r träumte, verschieden wie ein zartes Rosa vou Scharlachrot. Er sah einen stolzen Bau mit Palas und Bergfried aufleuchten über dem Waldgebirge, die Burg auf dem Felsen über der tobeudeu Pöllat, sah den Thronsaal würdig der Gralsburg, die fröhliche Sängerhalle, die mit ihren Erkerfenstern ins weite Land schaute.
Auch geschichtliche Erinnerungen waren nicht ohue Einfluß. Dort auf dem steilen Tegelfelsen hatten die Ritter von Schwangau gewohnt, sein väterliches Hohenschwangau war der Sitz der Emporkömmlinge Paumgarten gewesen. Als diese Paumgarten den Schwangau erworben hatten, wählten sie — wahrscheinlich der freundlichen Lage zuliebe — Schwausteiu zu ihrem Sitz. Das alte Gebäude wurde 1538 niedergerissen und machte einem prächtigeren Platz. Als im Laufe der Zeiteu auch dies Werk zerfallen war, stieg Maximilians Ii. Hoheuschwaugau aus dem Getrümmer. Ludwig Ii. jedoch wollte seine Schwanenburg dort, wo das altadelige Geschlecht gewohnt hatte, wollte seine Burg eins mit dem Felsen, von dem Konradin in die sinkende Sonne sah.
Wie sein Traum traumhafte Wirklichkeit geworden, weiß heute die Welt. Im Jahre 1869 wurde der Gruudsteiu gelegt. 1873 lugte der Torbau, eine kleine Burg für sich, aus dem Tauuicht über der Pöllatschlucht. Das erste Stockwerk über dem Tore enthält Dienerzimmer, die Gemächer im zweiten Stock wurden für den König eingerichtet. Hier wohnte er oft wochenlang um den Königsbau wachsen zu seheu.
Vom Dorfe Schwangau führt eine bequeme Fahrstraße hinauf zum Tegelfelsen, aus dem der vierstöckige Köuigsbau 200 m über der Talsohle herauswächst. Die Straße ist natürlich eigens für das Bedürfnis dieses Königsbaues, der mehr als 12 Jahre wahrte, bis sein Bauherr in ihm sich behaglich niederlassen konnte, hergestellt worden. Pulver und Dynamit mußten das widerstrebende Gestein sprengen um den Zugang breit und bequem zu machen. Da, wo der Boden nachgiebiger war, mußten gewaltige Ausmauerungen ausgeführt werden. Im Westen fällt der Fels steil gegen die Ebene ab, im Süden und Osten gähnt der Schlund mit dem stürzenden Wildbach. Von welcher Seite man den Palas betrachtet, ist er von herrlicher Wirkung, der Blick aus jedem Fenster schön, über Waldeswipfel auf das Gebirge oder über
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Extrahierte Personennamen: Sude Maximilians Ludwig_Ii Ludwig Konradin
30 Die Deutschen Landschaften,
den Wasgenwald uitb den nördlichen Teil der lothringischen Hochfläche umfassend, Im
Oberelsaß: Kolmar, Mülhausen. Im Unterelsaß: Straßburg. In Loth-
ringen: Metz, Dudenhofen. Sitz des kaiserlichen Statthalters ist Straßburg (am Rhein).
6. Das F ü r st e n t u m Hohen zollern (mit Preußen vereinigt) im Schwä-
bischen Jura; Sigmaringen und Hechingen.
B. Die Mitteldeutsche Gebirgsschwelle.
Die Glieder der Mitteldeutschen Gebirgsschwelle sind das Niederrheinische
Schiefergebirge, Vogelsberg und Rhön, das Weserbergland, Thüringer Wald und
Harz, die Thüringische Hochfläche, das Erzgebirge und die Sudeten.
Darstellung auf der Karte. Die Gebirgsräuder sind durch Schroffen
dargestellt, die Höhen als Flächen mit aufgesetzten Rücken und Kuppen. Kettengebirge
sind selten. Welche Höhen deuteu die Farbschichten an?
Landschaftsbild (s. Farbenbild S. 31). Die Erhabenheit der Alpen^
ihre stolzen Zackengipfel, ihre Gletscher und Seen finden sich in der deutschen Mittel-
gebirgsschwelle nicht. Ihre Erhebungen sind bald ausgedehnte Hochflächen
wie im Rheinischen Schiefergebirge (f. Farbenbild) bald sanfte Kuppen wie im
Thüringer Wald oder im Harz (). S. 37 u. 38). Die Gebirge dieses Gebietes bestehen
auch nicht wie die Kalkalpen und der Jura aus Kalk, sondern aus Schiefer, Granit
und Gneis wie der Böhmerwald. Infolge ihres hohen Alters sind sie größtenteils
abgetragen und niedrig gegenüber den Alpen; sie sind Ur- oder Rumpf gebirg e.
Gleichwohl umschließen auch diese Landschaften viele Naturschönheiten.
Unabsehbare Wälder^), schöner noch wie in den Alpen, krönen die Höhen und nicht
selten werden diese von nationalen Denkmälern überragt, die an die Großtaten des
deutschen Volkes in der Geschichte erinnern. Altersgraue Ruinen grüßen von den
Bergen, grüne Rebengelände und blühende Obstgärten umsäumen die malerisch
gelegenen Dörfer. Mit ihnen wechseln in rascher Folge gewerbe- und Verkehrs-
reiche Städte; denn diese Berge umschließen mehrfach große Steinkohlen- und
Eisenlager. Auf den Flüssen ziehen rauchende Dampfboote dahin, die schwere
Lasten schleppen oder fröhliche Reisende talabwärts tragen, während an den
Ufern das schnaubende Dampfroß dahineilt. Ein reiches Leben blüht in diesen
Tälern. Stiller ist es auf den einsamen Höhen, wo die Bevölkerung zerstreut wohnt,
der Boden unergiebig, das Klima rauh ist und nur Roggen, Hafer und Kartoffeln
gebaut werden.
Bedeutung dieser Gebirgsschwelle für den Verkehr.
Die Mitteldeutsche Gebirgsschwelle scheidet Norddeutschland und Süddeutschland.
Zahlreiche Flußtäler durchbrechen aber die Gebirgsschwelle; so der Rhein
zwischen Bingen und Bonn, die Weser zwischen Münden und Minden, die Saale bei
Hof, die Elbe oberhalb Dresden und die Oder oberhalb Breslau. Überdies sind die
Gebirge selber an verschiedenen Stellen wenig geschlossen, so z. B. auf beiden Seiten
des Vogelberges, zwischen Weserbergland und Harz und in den Sudeten. Diese Täler
und Gebirgslücken^) ermöglichen eine beqnemeverbindung zwischen Nord nndsiid.
x) „Wer hat dich, du schöner Wald, aufgebaut, so hoch da droben?"
2) Breite Gebirgslücken bezeichnet man auch gern mit dem Ausdruck „Pforten"..
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Extrahierte Personennamen: Kolmar
Extrahierte Ortsnamen: Im
Oberelsaß Mülhausen Loth- Rhein Sigmaringen Hechingen Niederrheinische Vogelsberg Rheinischen_Schiefergebirge Böhmerwald Norddeutschland Rhein Bonn Minden Dresden Breslau Weserbergland Nord
Altenberg 730 m Geising 600 m Basaltkuppe des Geising'sso m
Das Erzgebirge, von der Nordseite gesehen.
Der Nordabhang des Erzgebirges bildet eine ausgedehnte Hochfläche mit Wiesen, Ackern und Wäldern. Zahl-
reiche bewaldete Kuppen überragen als sanfte Anschwellungen den Kamm. Es ist ein altes, großenteils abge-
tragenes Gebirge.
Lilienstein 400 m Elbespiegel 110 m Königstein 360 rn
Lehmanns ßeonrnpf). Efjnrnftcrbuticm, Leipziger Schulbllderverlafl ttottff. C. Wach?muth, Lelpjlfl.)
Das Elbsand st eingebirge. Blick auf die Basteibrücke.
Es ist ein zersägtes Plateaugebirge. Im Hintergrunde ragen die Tafelberge Lilienstein und Königstein auf,
Reste der früheren Sandsteintafel, in die sich die Elbe mit ihren Nebenflüssen eingesägt hat. Im Vordergrunde
ragen die Zacken und Türme der Talgehänge auf, die durch Verwitterung und Auswaschung entstanden sind.
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Sidjelbünen
(Nach einem Aquarell von 5r. Reschreiter, München >
Dünen w üste (El Areg) in Algerien.
„Tie Sand- oder Dünenwüste, die sogenannte Areg der Araber, ist in ihrer schroffsten Ausbildung die trostloseste und furchtbarste aller Wüstenforinen; denn hier gesellt • A1^ J^uchtbanett des Bodens auch noch die Unbeständigkeit desselben. Ein reiner Quarzsand von lichtgelber Farbe, in der algerischen Sahara meist gipshaltig und metfiltch gefärbt, bildet das Material der Dünen. Aus einem ebenen oder schwach wellig gekräuselten Sandteppich treten in weiteren und engeren Abständen Gruppen unregelmäßig geordneter oder häufiger zu parallelen Ketten aneinander gereihter Hügel hervor. So weit das Auge schaut, sieht es nichts als Sand, ein einziges unab-■fi w m ®anfmecr' ?us welchem die Dünen, 50—150 m hoch, wie gewaltige, versteinerte Wellen hervorragen. Wo die Dünen in wirren Haufen beisammen stehen, ist der Jteisende zuweilen wie in einem tiefen Nessel von steilen Böschungen umschlossen und es erfordert alle Aufmerksamkeit des kundigen Führers, um den Ausweg
aus diesem Labyrinth zu finden." (K. von Zittel.)
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Kleiner Kamerunberg 1770 m
Kamerunberg 4100 m
(Nach Wünsche, Deutsche Kolonialwandbilder ^Verlag von Leutert u. Schneidewind, Dresden > Viktoria am Großen Kamerunberg (4100 in).
Durch den Golf von Biafra zieht in westöstlicher Richtung eine Bruchlinie, längs welcher mächtige Vulkanberge aufgeschüttet worden sind, so die Jnfel Fernando Po (3050 m), der Kleine und der Große Kamerunberg und das Manengnbagebirge (2500 m). Am Fuße des Küstengebirges zieht tropischer Urwald hin, höher hinauf folgen Grasmatten, in der Regenzeit trägt der Gipfel des Kamerunberges vorübergehend eine Schneehaube. Im Vordergründe des Bildes iss eine englische Faktorei sichtbar. Dualaboote mit Dualaleuten, eine Dampfpinasse und Segelboote haben angelegt. Im Hintergründe das Dualadorf Viktoria mit seinen nach europäischer Art erbauten Negerhausern.
(Aus Deutscher Kolouialatlas 1909, D. Reimer, Berlin.) Küstenurwald, in Kamerun.
An der niederschlagsreichen Kamerunküste dehnt sich ein 100-200 km breitet Unoaldgürtel öe»en
tiafter Bestandteil diellpalme ist. Der Kautschukbaum wurde durch jahrelangen iüaub&au teilweise ausgerottet. Zßerbm fhtden sich hier der Ebenholzbaum, der 80 m hohe Wollbaum, einer der höchsten Baume der Erde, die
Gummiliane u. a.
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