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1. Geschichte für die Schulen des Herzogtums Braunschweig - S. 53

1912 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
— 53 — 4. Als Landesvater. Bei all den Kriegsunruhen vergaß der Große Kurfürst nicht, immerdar aufs treuste für das Wohl seines hartbedräugten Volkes zu sorgen. In jeder Weise suchte er dem verwüsteten Lande aufzuhelfen. Dem Landmanne verschaffte er Vieh und Saatkorn, und in die entvölkerten Gegenden zog er Ansiedler aus Holland und der Schweiz, die den sandigen und sumpfigen Boden der Mark in fruchtbare Felder und Gärten umwandelten. Von jedem Bauer verlangte er, daß er bei seinem Hause einen Garten anlegte, und keiner sollte heiraten, wenn er vorher nicht wenigstens 6 Obstbäume gepfropft und ebenso viel Eichbäume gepflauzt hätte. Um die Steuerlast in den Städten gleichmäßiger zu verteilen, führte er hier die Verbrauchssteuer ein, d. h. für alles eingeführte Fleisch und Mehl mußte an den Toren eine Abgabe gezahlt werden. Bis dahin hatten nur die Grundbesitzer Steuern gezahlt, die Mieter aber waren steuerfrei, auch wenn sie noch so reich waren. Da diese Steuer die Hausbesitzer sehr drückte, so hatten viele keine Lust, ihre im 30 jährigen Kriege zerstörten Häuser wieder aufzubauen. Das wurde nun anders. Die Grundsteuer wurde in den Städten abgeschafft, nur auf dem Lande blieb sie. Die Städter bekamen daher wieder Lust, Häuser zu bauen. In Berlin allein entstanden in 12 Jahren 150 neue Häuser. Um den Handel zu heben und den armen Leuten Verdienst zu schaffen, ließ er die Oder mit der Spree durch den Friedrich Wilhelms-Kanal verbinden. Auch ließ er Webereien, Gewehrfabriken, Glashütten, Eisenhämmer und Tabaksfabriken erbauen. Durch Verbot ausländischer Waren schützte er das heimische Gewerbe. Für die Armen und Obdachlosen ließ er ein Armen- und Spinnhaus errichten, wodurch in Berlin der Anfang zur Armenpflege gemacht wurde. — Besonders auch strebte er danach, sein aus vielen verschiedenartigen Gebietsteilen zusammengesetztes Land zu einem Einheitsstaate umzugestalten. Unter schweren Kämpfen brach er die Sonderrechte der einzelnen Provinzen, so daß zuletzt in ganz Brandenburg nur sein Wort, sein Wille galt. 5. Gründung des Postwesens. Der Große Kurfürst ist auch der eigentliche Schöpfer des brandenburgischen Postwesens. Früher wurden die Briefe meistens durch besondere Boten befördert. (S. 8). Ein Brief von Berlin nach Cöln kostete damals über 30 M. Die Boten aber wurden nicht selten von Ränbern oder Wölfen überfallen, kamen auch im Winter beim Schneetreiben um. Der Kurfürst richtete 1646 die „reitende Post" zwischen Berlin und Königsberg sowie von Berlin nach Hamburg ein. Reitende Boten — später Fahrposten — beförderten nun gegen eine mäßige Taxe die Briefe von einer Station zur anderen. Alle 14 Tage fuhr auch eine Post nach Dresden ab. — Aus dieser alten brandenburgischen Post hat sich nach und nach die Deutsche Reichspost entwickelt. 6. Ter Große Kurfürst wird unabhängiger Herzog in Ostpreußen. Seit 1618 besaßen die Kurfürsten von Brandenburg Ostpreußen als polnisches Lehen. Zur Zeit des Großen Kurfürsten entstand zwischen Polen und Schweden Krieg. Ser König von Schweden siegte über Polen und nötigte den Kurfürsten, ihn als Lehnsherrn in Ostpreußen anzuerkennen und sich mit ihm zu verbünden. Der Polenkönig, darüber entrüstet, drohte dem Kurfürsten, ihn in einen Kerker-werfen zu lassen, wo ihm weder Sonne noch Mond scheine. Friedrich Wilhelm aber rückte in Gemeinschaft mit den Schweden gegen die Polen vor, und so kam es zu der dreitägigen Schlacht bei Warschau, wo die Polen eine vollständige Niederlage erlitten. In dem endlich zu Oliva (bei Danzig) abgeschlossenen Kahn meyer u. Schulze, Geschichle für brauiischweig. Schulen. 5

2. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 128

1914 - München : Oldenbourg
— ^28 — Auch Felder und Gärten wurden aufs genaueste durchsucht und viele vergrabene Sachen entdeckt und weggenommen. Schafe, Schweine, Kälber und Rindvieh wurden niedergestochen und größtenteils weggeworfen und verschleudert. Insbesondere machten psünberungsfgerte aus Franken. (Kupferstich aus Sobcns „Die Franzosen in Franken J796".) sie auf Hühner, ihre Lieblingsspeise, Jagd. 2luch die Hunde raubten sie und führten sie an Stricken mit und die Pferde nahmen sie ohne Umstände auf der Straße oder aus dem Stall hinweg. „Landsmann, Geld!" — „Landsmann, wein!" dies war ihr ewiges Verlangen. Krämer und Hausierer wurden aus offener Straße angehalten und geplündert.

3. Handbuch der Geschichte der Lande Hannover und Braunschweig - S. 375

1864 - Hannover : Hahn
375 Ludwig Xviii. zu den Bundesgenossen der übrigen Großmächte gehörten. Jetzt nach der blutigen Schlacht von Waterloo ward von Talleyrand Halten dieser Bedingung gefordert und jede Auf- opferung von Seiten Frankreichs znrückgewiesen. Fast wäre er ganz damit durchgedrnngen, aber Hof-Kabale beschleunigte seinen eigenen Abgang, lind so kam am 20. November 1815 ¿u Paris noch eine Unterzeichnung eines Friedens ju Stande, der freilich nach dem, was Deutschland von Frankreich gelitten, Niemand be- friedigen konnte, der aber doch wenigstens bei einigen Aenßerlich- feitni die äußere Ehre unserer Nation wahrte. Die Gränze Frank- reichs, aus den Stand des Jahres 1790 zurückgeführt, hatte sogar noch einige kleine unbedeutende Landabtretungen zur Folge. Frank- reich mußte alle seit 25 Jahren geraubten Kunstschätze wieder zu- rückerstatten; ein Heer von 150,000 Mann unter Wellingtons Oberbefehl, bei dem auch hannoversche Truppen sich befanden, zur Garantie des Friedens in den Gränzfestnngen unterhalten; und endlich an die verschiedenen kriegführenden Mächte 700 Millionen Franks Entschädigungen zahlen. Bon dieser Summe erhielt Preußen 125 Millionen, Oesterreich 100 Millionen, die kleinen deutschen Fürsten mit Sardinien und den Niederlanden 100 Millionen; zur Erbauung von Gränz- Schutzfestungen waren 137% Millionen ausgesetzt; das klebrige bekamen Rußland und England. Dieser zweite pariser Frieden war noch dadurch wichtig, daß während der Unterhandlungen darüber, am 26. September 1815, die Urkunde der heiligen Allianz zu Paris unterzeichnet wurde. Die Idee dieser Verbindung und ihrer Zwecke entstand zuerst in dem Kopse Alerander's von Rußland; vom romantisch-pietisiischen Charakter, den dieser Blind zuerst hatte, ward er zu einem rein politischen; und trotzdem, daß er sich heilig nannte, hat er weder zum Glück der Nationen beitragen wollen, noch können, sondern ist Schuld gewesen, daß es seit 1830 zu alleil den Erscheinungen gekommen ist, die dem Jiiiierii aller europäischen Staaten eine neue Organisation schon gegeben, oder doch wenigsteiis schon in allernächste Allssicht gestellt haben. Nachdem nun die obigen Verhältnisse geordnet wareil, alich Napoleon für ewige Zeiten feine Nolle ausgespielt hatte, indem er sich deil Engländern freiwillig überlieferte, von diesen aber auf der Jusel St. Heleila in sicheren Gewahrsam untergebracht war, ver-

4. Anschaulich-ausführliches Realienbuch - S. 37

1896 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
37 4. Als Landesvater. Bei all den Kriegsunruhen vergaß der große Kur- fürst nicht, immerdar aufs treuste für das Wohl seines hartbedrängten Volkes zu sorgen. In jeder Weise suchte er dem verwüsteten Laude aufzuhelfen. Dem Landmanne verschaffte er Vieh und Saatkorn, und in die entvölkerten Gegenden zog er Ansiedler aus Holland und der Schweiz, die den sandigen und sumpfigen Boden der Mark in fruchtbare Felder und Gärten umwandelten. Von jedem Bauer verlangte er, daß er bei seinem Hause einen Garten anlegte, und keiner sollte heiraten, wenn er vorher nicht wenigstens 6 Obstbäume gepfropft und ebenso viel Eichbäume gepflanzt hätte. Um die Steuerlast in den Städten gleichmäßiger zu verteilen, führte er hier die Verbrauchssteuer ein, d. h. für alles eingeführte Fleisch und Mehl mußte an den Thoren eine Abgabe gezahlt werden. Bis dahin hatten nur die Grundbesitzer Steuern gezahlt, die Mieter aber waren steuerfrei, auch wenn sie noch so reich waren. Da diese Steuer die Hausbesitzer sehr drückte, so hatten viele keine Lust, ihre im 30 jährigen Kriege zerstörten Häuser wieder aufzubauen. Das wurde nun anders. Die Grundsteuer wurde in den Städten abgeschafft, nur auf dem Lande blieb sie. Die Städter bekamen daher wieder Lust, Häuser zu bauen. In Berlin allein entstanden in 12 Jahren 150 neue Häuser. Um den Handel zu heben und den armen Leuten Verdienst zu schaffen, ließ er die Oder mit der Spree durch den Friedrich-Wilhelms-Kanal verbinden. Auch ließ er Webereien, Gewehrfabriken, Glashütten, Eisenhämmer und Tabaksfabriken erbauen. Durch Verbot ausländischer Waren schützte er das heimische Gewerbe. Für die Armen und Obdachlosen ließ er ein Armen- und Spinnhaus errichten, wodurch in Berlin der Anfang zur Armenpflege gemacht wurde. — Besonders auch strebte er danach, sein aus vielen verschiedenartigen Gebietsteilen zusammen- gesetztes Land zu einem Einheitsstaate umzugestalten. Unter schweren Kämpfen brach er die Sonderrechte der einzelnen Provinzen, so daß zuletzt in ganz Branden- burg nur sein Wort, sein Wille galt. 5. Gründung des Postwesens. Der große Kurfürst ist auch der eigentliche Schöpfer des brandenburgischen Postwesens. Früher wurden die Briefe meistens durch besondere Boten befördert. (S. 8). Ein Brief von Berlin nach Köln kostete damals über 30 Jk Die Boten aber wurden nicht selten von Räubern oder Wölfen überfallen, kamen auch im Winter beim Schneetreiben um. Der Kurfürst richtete 1646 die „reitende Post" zwischen Berlin und Königsberg solvie von Berlin nach Hamburg ein. Reitende Boten — später Fahrposten — beförderten nun gegen eine mäßige Taxe die Briese von einer Station zur andern. Alle 14 Tage fuhr auch eine Post nach Dresden ab. — Ans dieser alten brandenburgischen Post hat sich nach und nach die deutsche Reichspost entwickelt. 6. Der große Kurfürst wird unabhängiger Herzog in Ostpreußen. Seit 1618 besaßen die Kurfürsten von Brandenburg Ostpreußen als polnisches Lehen. Zur Zeit des großen Kurfürsten entstand zwischen Polen und Schweden Krieg. Der König von Schweden siegte über Polen und nötigte den Kurfürsten, ihn als Lehnsherrn in Ostpreußen anzuerkennen und sich mit ihm zu verbünden. Der Polenkönig, darüber entrüstet, drohte dem Kurfürsten, ihn in einen Kerker werfen zu lassen, wo ihm weder Sonne noch Mond scheine. Friedrich Wilhelm aber rückte in Gemeinschaft mit den Schweden gegen die Polen vor, und so kam es zu der dreitägigen Schlacht bei Warschau, wo die Polen eine voll- ständige Niederlage erlitten. In dem endlich zu Oliva (bei Danzig) abgeschlossenen Kahnmeyer u. Schulze, Geschichte für braunschweig. Schulen. 5

5. Bilder aus dem Lande Braunschweig - S. 37

1890 - Wolfenbüttel : Zwißler
37 glücklich in seinem Reich. Als er in hohem Alter verstarb, legte sich der Löwe auf des Herrn Grab und wich nicht da- von, bis er auch verschied. Das Tier liegt auf der Burg be- graben, und seiner Treue zu Ehren wurde ihm eine Säule errichtet. Grimm, Deutsche Sagen. 34. Herzog Ferdinand in Hamburg. Der Herzog Ferdinand von Braunschweig kam an einem Sonntage in Hamburg an und stieg in dem Hause eines reichen Handelsherrn ab, der aber nicht daheim war. Weil eben die Glocken zum Gottes- dienste läuteten, beschloß der Herzog, auch in die Kirche zu gehen. Er ließ sich in den Stuhl seines Wirtes führen, den auch noch andere Leute benutzten. So trat nach ihm ein junger Kaufmannssohn herein, der erst kürzlich von der Reise gekommen war. Dieser sah den Fremden, der in seinen Reisekleidern eben nicht gerade vornehm aussah, stolz über die Achsel an. Der Klingebeutel ließ sich hören, und der Herzog legte einen Gulden vor sich. Der junge Kaufmann sah das für eine Herausforderung an und wollte dem Fremden seinen Reichtum zeigen; darum zog er einen Dukaten heraus und legte ihn auch vor sich hin. Der Herzog, der wohl merkte, was sein Nachbar beabsichtigte, legte nun einen Dukaten zu seinem Gulden. Jener holte zum Trotz noch einen hervor; der Herzog that desgleichen, und so überstiegen sich beide, bis jeder zwölf Dukaten vor sich liegen hatte. Nun kam der Klinge- beutel. Der junge Kaufmann, dem er zuerst gereicht wurde, warf stolz feine zwölf Goldstücke hinein; der Herzog aber, der klüger war, gab nur den Gulden hin, die Dukaten aber steckte er wieder in seine Tasche. Görgcs, Vaterländische Geschichten und Denkwürdigkeiten. 35. Asseburger Sagen. Von der merkwürdigen und langwierigen Belagerung der Asse- burg durch Herzog Albrecht klingen noch mancherlei Sagen nach. j. §in Auhhirt aus denr nahen Dorfe Wittmar verriet dem Herzoge, daß die Besatzung der Burg eben abwesend sei. Sehe man auf die Spur der Pferde, so scheine zwar die Mannschaft hineingeritten zu sein, er habe aber wohl bemerkt, wie sie die Bosse bei den Schwänzen rücklings aus dem Thore gezogen hätten, um dadurch ihren Abzug zu verbergen.

6. Unser Land - S. 25

1891 - Wolfenbüttel : Zwißler
— 25 - 28. Kart Wilhelm Jerdinand. Als Karl Wilhelm Ferdinand die Regierung antrat, lasteten noch große Schulden auf dem Lande. Die Unterthanen waren verarmt und die öffentlichen Kassen erschöpft. Der Herzog führte nun die größte Sparsamkeit ein, so daß er allmählich die Schulden tilgen konnte. Als ihm bei Gelegenheit des Antrittes seiner Regierung ein Geschenk von 200000 Thalern von den Ständen des Herzogtums gemacht wurde, wies er diese Summe einem Krankenhause zu. Seine edle Gemahlin verwandte eine ihr gleichfalls geschenkte Summe für milde Stiftungen. Als im Jahre 1806 Preußen dem Kaiser Napoleon den Krieg erklärte, bat der König Friedrich Wilhelm Iii. den Herzog dringend, den Oberbefehl über das preußische Heer zu übernehmen. Die Königin Luise erschien selbst in Brauuschweig und bat gleichfalls den Herzog um seine Hilfe. Wiewohl schon 71 Jahre alt, übernahm Karl Wilhelm Ferdinand dieses schwierige Amt. Die Preußen stellten sich Napoleon, der durch Thüringen heranzog, bei Jena und Anerstädt entgegen. Gleich zu Anfang der Schlacht — es war in der Nähe von Auerstädt — wurde der Herzog schwer verwundet. Die Kugel war dicht über dem rechten Auge eingedrungen, hatte den Stirnkuvchen stark verletzt und auch das linke Auge ans seiner Höhle getrieben. Kleid und Ordensstern des Fürsten waren mit Blut bespritzt. Der unglückliche Feldherr wurde von einigen Grenadieren auf ein Pferd gehoben und aus der Schlacht geführt. „Ich bin ein armer, blinder Mann", sagte er zu einem preußischen Feldjäger, der ihn nicht sogleich erkannte. Anfangs wurde der Herzog auf einem Wagen weiter gefahren; aber als die Schmerzen immer heftiger wurden, ließ er sich durch Träger auf einem Ruhebette weiterbringen. Über Blankenburg und Salzdahlum erreichte der Fürst seine Residenzstadt. Aber hier konnte er nicht lange bleiben. Der Kranke ließ wohl bei Napoleon um Schonung für sein Land und um Sicherheit für feine Person anhalten, aber beides schlug der Sieger mit bitterm Spott ab und ordnete die sofortige Besetzung des Herzogtums an. Er rief dem Gesandten zu: „Ich will diese Welfen in die Sümpfe Italiens zurückdrängen, aus denen sie hervorgegangen sind!" So führte man den sterbenden Fürsten auf einem Wagen über Hamburg nach Ottensen. Dort ist er am 10. November 1806 sanft entschlafen.

7. Vaterländische Geschichtsbilder für die mittleren Bürgerschulen des Herzogtums Braunschweig - S. 158

1894 - Braunschweig : Appelhans & Pfenningstorff
gehen viele derartige Fabrikate, z. B. Luxuspapiere aus Berlin und Seidenstoffe aus Crefeld nach Frankreich, um als französische wieder zu uns zu gelangen. Noch vor zehn Jahren mußten viele Maschinen, besonders in der Spinnerei, aus England bezogen werden, jetzt versorgen wir damit die fremden Nationen. Mehrere der ersten Dampfschiffe wurden in England erbaut, jetzt hat Krupp in Essen mit seinen Panzerplatten, der Vulkan bei Stettin, Schichau in Elbing, Grnson in Magdeburg jede fremde Konkurrenz siegreich aus dem Felde geschlagen. Die Braunschweiger Maschinenfabrik von Luther erhielt für die Donau-Regulierungen und die Sprengungen im Eisernen Thor im Weltwettbewerb den Zuschlag. Man kann sagen, daß die Industrie jetzt in zehn Jahren mehr Fortschritte macht als früher in fünfzig und hundert Jahren. Und wie anders hat sich das Leben der Menschen gestaltet in den letzten Jahrzehnten?! Die Gasbeleuchtung ist überwundener Standpunkt, man hat elektrisches Licht. Der Telegraph genügt nicht mehr, vermöge des Telephons kann man sich mit einem Geschäftsfreunde von hier ans in Berlin, von Berlin aus in Breslau unterhalten. Wollte man vor fünfzig Jahren Feuer machen, so benutzte man Feuerstein und Stahl, ließ den Funken auf Zunder fallen, hielt einen Schwefelfaden daran und pustete, dann konnte man mit einem Fidibus das Talglicht anzünden, um dessen gesellige Flamme sich damals die Hausbewohner sammelten, während jetzt die ärmste Familie ihre Petroleumlampe hat, welche viel besser und billiger brennt als die frühere Öllampe. Will man jetzt Licht haben, so drückt man ans einen Knopf, und die elektrische Lampe brennt, oder man streicht ein Zündhölzchen auf einer Schachtet an. Man kann mit vollem Rechte sagen, daß der Tagelöhner jetzt mehr Lebensgenüsse hat als früher der Handwerksmeister. Wer konnte damals an Reisen denken, wo man acht Tage zu einer Reise nach Hamburg brauchte?! Wieviel Leute gab es in Braunschweig, welche den Harz gesehen hatten? Wollte man nach Hannover reisen, so mußte man einen Paß haben und an der Grenze Zoll bezahlen. Jetzt kann man von Memel bis Straßburg ohne Paß reisen und ohne jegliche Zollplackerei. Als die Schnellpost die Strecke von Berlin nach Königsberg in 72 Stunden zurücklegte, staunte alle Welt; jetzt fährt man mit der Eisenbahn den Weg in 10% Stunden, von Berlin nach Köln in 9 Stunden. Jetzt kann man gut eine Geschäftsreise von Bramtfchweig nach Hamburg in einem Tage machen. Und wie billig ist das Reisen? Die Postreise von Berlin nach Breslau kostete für eine kleine Familie über 100 Thaler, doch ließ sich der Generalpostmeister auch haubeln. Jetzt fährt man borthin mit der Eisenbahn für 13 Mark. Wer schrieb bamals Briefe, wo ein Brief von Berlin nach Bonn 17 y2 Silbergroschen kostete, und wo man noch jeden Brief in Berlin auf der Hauptpost persönlich abgeben mußte? Dann würde er gewogen und bar bezahlt. Noch 1850 hatte man für einen Brief von Berlin nach Potsbam 30 Pfennige zu bezahlen. Wie haben die Briefkasten

8. Vaterländische Geschichtsbilder für die mittleren Bürgerschulen des Herzogtums Braunschweig - S. 107

1894 - Braunschweig : Appelhans & Pfenningstorff
— 107 — von ihm erlassene Schulordnung trug wesentlich dazu bei, die Volksbildung in den Städten und Dörfern zu heben. Da der braunschweigische Hof mit dem preußischen sehr nahe verwandt und befreundet war, so hat Braunschweig an den Kriegen Friedrichs des Großen hervorragenden Anteil genommen. Zeitweise standen 10000 Braunschweiger unter den ruhmreichen Fahnen des Herzogs Ferdinand, und wie man gleich nach dem Namen Friedrichs den Ferdinands nennen muß, so verdienen auch neben den Heldenthaten der Preußen die der Braunschweiger genannt zu werden. (Deutsche Jugend 6, Herzog Ferdinand von Braunschweig. Der Gutsherr von Vechelde.) Auch zwei Söhne Ferdinand Albrechts Ii. und Brüder Karls I. opferten dem Preußenkönige ihr Leben. Der Prinz Leopold, ein Sohn Karls I., gab durch seinen Opfertod bei der Rettung Ertrinkender in Frankfurt a. O. ein Vorbild edler Menschenliebe. (Deutsche Jugend 2, Der Tod des Herzogs Leopold von Braunschweig.) Der siebenjährige Krieg brachte den braunschweigischen Landen schwere Verwüstungen. Im Jahre 1759 brandschatzte ein österreichisches Korps Grafschaft und Stadt Blankenburg, 1761 zogen die Franzosen über Gandersheim nach Wolfenbüttel, beschossen die Feste und plünderten sie dann aus. Die Einnahme und Brandschatzung der belagerten und geängstigten Hauptstadt verhinderte der in Eilmärschen heranziehende Prinz Ferdinand. Die feindlichen Erpressungen und die verhältnismäßig große Zahl Soldaten, welche als Söldner sehr teuer waren, überstiegen die Kräfte des Landes. Außerdem ist Karl I. nicht freizusprechen von Prachtliebe und Verschwendung, durch welche er sein zwar fruchtbares, aber doch immerhin kleines Land in Schulden stürzte (12 Millionen Thaler). Schon als Erbprinz rettete damals Karl Wilhelm Ferdinand Braunschweig vom Staatsbankerotte. Damals verfügte der Fürst über die ganze Staatseinnahme, welche aus dem Ertrage der Domänen, der Bergwerke und der Forsten, sowie aus den Steuern und Zöllen bestand. Heute haben die Fürsten eine bestimmte Civilliste zur Bestreitung der Kosten ihres Hofhalts, während Domänen, Steuern und Zölle zur Staatserhaltung verwendet werden müssen. 2. Karl Wilhelm Ferdinand 178ö—1806 tilgte die Schuldenlast, 1780-1806 welche sein Vater dem Lande aufgebürdet hatte, indem er ähnlich wie Friedrich der Große an der Hebung von Ackerbau, Handel und Gewerbe arbeitete und sich in seinen Bedürfnissen aufs äußerste einschränkte (Deutsche Jugend 6, Karl Wilhelm Ferdinand). Auch überließ er Soldaten gegen hohen Lohn an England. Stadt und Land kamen unter ihm zu hoher Blüte. Er zog den später als preußischen Minister so berühmt gewordenen Hardenberg aus Hannover in braunschweigische Dienste. Der Dichter Leisewitz ordnete das Armenwesen, Campe das Schulwesen. Gewerbliche Unternehmungen unterstützte der Herzog aus jede mögliche Weise. Nirgends fast fand und findet man einen so wohlhabenden Bürgersland wie in Braunschweig. Die Messen belebten den Handel, denn damals war es noch nicht so leicht wie heute, die Waren herbeizuschaffen. Alles mußte zu Wagen in die Stadt gefahren werden, und

9. Bilder aus dem Herzogtume Braunschweig für Schule und Haus - S. 120

1894 - Braunschweig : Hafferburg
— 120 — natürlich noch nicht. Über den Straßen hingen spärliche Öllaternen, die natürlich nie brannten, wenn Mondschein im Kalender stand. Bei der herrschenden Dunkelheit kam es nicht selten vor, daß die zur Nacht-^^Helmkehrenden bei starken Gewittern und Regengüssen in den angeschwollenen Gossen und in dem Schlamm vor den stets verstopften Straßenabzugeu fast versanken. 1 Den gesamten Postverkehr besorgten vier Briefträger; denn es war noch ein hochwichtiges Ereignis, wenn ein Brief in ein Bürgerbaus getragen wurde, dessen Taxe nach dem jeweiligen Absendungsorte erst an Ort und (stelle berechnet wurde nach der damals herrschenden Münr-wahrung von Gutegroschen, Mariengroschen, Sechsern, Mattiern und Pfennigen. „Ach, Vader, ett Breif von de Hall'fchen Post, de siev Mattter twei Pennig kost." ' 1 or - die Sicherheit der Stadt sorgten vier Polizeidiener, denen zur Aufrech terh alt uu g der Ruhe und Ordnung zwei Straßenvögte, mit großen Rohr,locken bewaffnet, beigegeben waren, die außer diesen städtischen ^ertraueuspo,ten nebenbei noch ein „schlietsames Handwerk" betrieben. ?mja3»menrfcm^ b-r se^teren' der in kluger Vereinigung mit seinem Amte die „Keffelsltckeret" verband, — mit dem Spitznamen „Thonhannchen" oeyastet — bet seinen Reviergängen stets mit den geflickten Kesseln auf dem Rucken, bte als t'önenbe Zielscheibe für allerhanb Wurfgeschosse der bamals Jchon eben so ungezogenen Straßenjugenb hochwillkommen waren. Dtesen sicherhettsorganen schlossen sich würbig die romantischen Erschei-nungen der beiden „Wallschützen" an. Sie hatten die Promenaben, bte damals, rast noch gänzlich unbebaut, wie ein reicher Blumengarten die stadt umschlossen, zu beaufsichtigen, stellten in ihrem grauen Wams mit grünem Kragen und Aufschlägen, breitem Lederriemen über der Schulter woran das große Gewehr aufgehängt war, stattlichem Generalshut mit wallenden Hahnenfedern, wirkliche Respektspersonen vor und flößten den. Kindern heilige scheu ein. Dazu kamen die Nachtwächter in der nötigen Ausrüstung, die mit Httttb, Laterne, Horn, Spieß und Knarre — m eintöniger Sangweise — „Hat elve slahn, elv is be Klock" — bte Stunden absingend, zur Shlvesteruacht aber Stuhl und Tisch beilwlen .und an den Straßenkreuzungen aufpflanzten und aus Gesangbüchern mit großer Schrift Choräle in langgezogenen Klagetönen tn dte dunkle Nacht hinaus als heiligen Gruß dem Neuiahrsmoraen entgegenbrachten. Die gute alte Stadt hatte aber noch andere ebenso weise wie wunderliche Einrichtungen. So mußte im Winter bei Schneefall jeber ' Bauer, der ein Fnber Holz, Korn, Stroh ober Lebensrnittel in die Stadt brachte, seinen leeren Wagen höchsteigenhänbig voll Schnee laben und mit vor die Thore hinausnehmen, welche Zwangsmaßregel — ba alle Lebensbebürfntsse nur auf biesem Wege in die Stadt geschafft würden — jebenfalls die billigste und bequemste, wenn auch nicht eben freunblichste Art der Straßenreinigung war. Auch eine immer lausenbe Wasserkunst besaß bte Stadt; boch gehörte diese den Piepenbrübern, benen auch die

10. Bilder aus dem Herzogtume Braunschweig für Schule und Haus - S. 112

1894 - Braunschweig : Hafferburg
— 112 — näher zu verabreden, der für des Herzogs Unternehmen augenblicklich von Wichtigkeit ist. Dieses Unternehmen, an welchem eine große Zahl deutscher Männer sich unter des Herzogs Leitung beteiligt, wird unser Vaterland von dem Joche befreien, unter welches es schmachvoll geraten ist. Hier ist meine vom Herzog ausgestellte Vollmacht." Dabei übergab er Oppermann ein Schriftstück, in welchem Friedrich Wilhelm alle diejenigen, welche bei dem Waffentransporte nötig fein würden, aufforderte, sich dem Inhaber unbedingt anzuvertrauen. Nachdem Oppermann dem Bevollmächtigten hierauf versichert hatte, daß der Herzog auf ihn rechnen könne, und daß er die Wagen stellen werde, richtete dieser noch die Bitte an ihn, bis zu dem näher zu bestimmenden Tage auch 900 Thaler bereit zu halten, die dem Herzoge, der augenblicklich über eine solche Summe nicht verfügen könne, zur Bestreitung der nächsten Kosten bei Auslieferung der Waffen nötig wären. Auch hierzu erklärte sich Oppermann bereit. Gegen Ende des Monats Dezember waren alle Anstalten zu dem Unternehmen beendet. Ein vor Wolfenbüttel wohnender Mann, Namens Möbes, hatte sich zur Ausnahme der Massen erboten; die geforderten 900 Thaler waren von Oppermann teils aus eigenen Mitteln beschafft, teils vou dem Ackermann Meier vorgeschossen; einen der nötigen Ackerwagen stellte der erstere, und sein ältester Sohn, der aus dem westfälischen Militärdienste entflohen war, sollte denselben fahren; den zweiten lieferte der Ackermann Sonnenberg, zu dessen Leitung ein Freund des jüngern Oppermann, Rode, bestimmt war. Am 30. Dezember, früh fünf Uhr, verließen die beiden Ackerwagen Oppermanns Gehöft und langten zur festgesetzten Stunde mit ihren Gespannen in Immendorf an. Als die beiden jungen Männer eben beim Frühstück faßen, traf auch der Bevollmächtigte mit Hagen ein, und man trat nun gemeinschaftlich die Weiterreife an. Alle waren heiter und voll Zuversicht; mehrere Male stießen sie zwar auf westfälische Geusdarmeu, aber ein Blick in den von ihrem Führer vorgezeigten Paß schnitt alle weiteren Nachfragen ab. In der Abenddämmerung des 1. Januars 1812 langten sie in Münden an, wo im Gasthause zum braunen Hirsch ausgespannt wurde. Nachdem der junge Oppermann und Rode die Pferde besorgt hatten, kam der als Bedienter verkleidete Hagen zu ihnen und teilte ihnen mit, daß der Bevollmächtigte mit ihnen zu Abend zu essen wünsche. Alle begaben sich nun auf das Zimmer desselben im ersten Stock, wo bereits der Tisch gedeckt war. Man setzte sich. Das behaglich durchwärmte Zimmer, das nach einer an dem Tage zurückgelegten zwölsstündigen Fahrt vortrefflich mundende Abendessen, der reichlich ausgetragene Wein rief bald eine allgemeine Fröhlichkeit hervor, in welcher der Herr allen übrigen voranging. Er sprach seine Freude darüber aus, daß bis dahin alles so gut gegangen wäre, erschöpfte sich in Spottreden über die gefürchtete westfälische Polizei, deren gerühmte Wachsamkeit so einfache Leute wie sie hoch getäuscht hätten, und riet, sich nach den Anstrengungen der letzten
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