32
Ii. Landschaftskunde.
die Gunst der Lage durch Anlegung von Häfen ausgenutzt, die wenigstens mittel-
großen Seeschiffen zugänglich sind. Es ist gleichsam ein Vorort Hamburgs, von dem
es durch mehrere Elbarme und die große Insel Wilhelmsburg getrennt ist. Elb-
brücken, großartiger Blick auf die Elbe und Hamburg-Altona. Die Mündung des
Köhlbrand, des Hauptzuwegs zur Elbe, ist verlegt worden, damit für die Hamburger
Hafenanlagen links von ihm Platz gewonnen wurde. Harburg war 1910 mit einem
Verkehr von 307000 aus- und einlaufenden Registertonnen der dritte Hafen der Provinz
und besitzt eine außerordentlich rührige Fabriktätigkeit. 67025 Einw. (1850:3000). —
Der noch weit zerstreute Ort Wilhelmsburg auf der gleichnamigen Insel ist durch
die Hamburger Industrie zu 28225 Einw. angewachsen.
3. Das Mündungsgebiet von Elbe und Weser.
b) Mit dem Alten Lande, zwischen Harburg und der Schwinge bei
Stade, beginnen die Marschen des Herzogtums Bremen, die wie „ein goldener
Saum den abgeschabten Purpurmantel der Heide umrändern".
Im 12. Iahrh. wurde das Alte Land von eingewanderten Flamändern (Holländern)
besiedelt, und dieser stattliche Menschenschlag hat bis heute zum Teil seine Volkstracht,
so die Frauen ihren reichen Silberschmuck, noch nicht ganz abgelegt. Saubere, von
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
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TM Hauptwörter (200): [T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer]]
: Beschieung von Libau (Kurland) und der Kste von Algier. Erstes Seetreffen bei Helgoland. Angriffe | der deutschen Flotte auf die englische Kste, Sieg an der Doggerbank. Das deutsche Auslandskreuzer-Geschwader, bei Coronet (Chile) siegreich, wird bei den Falklands-Jnseln vernichtet.
Kmpfe in den Kolonien: Tsingtau erliegt nach Helden-haster Verteidigung den Japanern, (7. November).
1915 Schlachten bei Soissons, in der Champagne, an der Lorettohhe und in den Argonnen. Der groe An-griff der Franzosen (General Joffre) und Englnder bei Ipern, Arras und in der Champagne scheitert
(September-Oktober).
I _
Winterschlacht in Masuren (7. bis 15. Febr.). Die Russen erobern Przemysl.
| Durchbruchsschlacht in Westgalizien (Gorlice 2. Mai); Rckeroberung Galiziens. Vorrcken der Dentscheu und sterreicher in Polen; Eroberung der groen westrussischen Festungen (Warschau, Kowuo, Modlin it. ct.).
Sieg der Trken an den Dardanellen (18. Mrz); Rck-zug der Englnder von Gallipoli.
Abfall Italiens vom Dreibund und Eintritt in den Krieg (23. Mai); Kmpfe in Sdtirol und am Jsonzo.
Eintritt Bulgariens in den Weltkrieg (Mitte Oktober). Vernichtung Serbiens und Montenegros (von Mackensen): Belgrad und Risch erobert, Schlacht auf dem Amselfelde.
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Braunschweig
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Braunschweig
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): offen für alle
- 7 -
„Herzog Ferdinand, du teurer Held,
schlägst die Franzosen alle aus dem Feld!"
Die letzten Jahrzehnte verlebte er in stiller Zurückgezogenheit meist in Vechelde.
Wie er eins: für seine Soldaten aufs treulichste gesorgt hatte, so war er nun ein
Vater der Armen und Notleidenden: groß als Held wie als Mensch.
20. Karl Wilhelm Ferdinand (1730—1806) war eine ritterliche Erscheinung,
vielseitig gebildet, pflichtgetreu, sparsam und streng, doch wohlwollend gegen jeder-
mann. Damals lasteten große Schulden auf dem Lande, die öffentlichen Kassen
waren erschöpft, die Untertanen waren verarmt, und der Handel war gelähmt.
Nun führte der Herzog die größte Sparsamkeit ein und verwaltete das Land
musterhaft, so daß die Schulden getilgt werden konnten und ein gewisser Wohl-
stand einkehrte. Dem Landmann verminderte er die Zehnten und Herrendienste.
Krankenhäuser wurden errichtet, und für die Armen wurde gesorgt. Viel geschah
auch für das Schulwesen (Minister v. Hardenberg, Schulrat Campe). Braunschweig
wurde nach Schleifung der Festungswerke durch die Wallanlagen verschönert.
Frühzeitig war er in preußische Dienste eingetreten; im Siebenjährigen
Kriege zeichnete er sich durch einen an Tollkühnheit grenzenden Mut aus, so daß
Friedrich der Große ihn in einer Ode besang. Zur Zeit der Revolution führte er
als Eeneralfeldmarschall wenig ruhmvoll das preußische Heer gegen Frankreich.
Im Alter von 71 Iahren übernahm er 1306 auf das Bitten des Königs Fried-
rich Wilhelm Iii. und seiner Gemahlin Luise, die nach Wolfenbütte! gekommen
war, abermals den Oberbefehl gegen Frankreich. Aber gleich im Beginn der
Schlacht bei Auerstedt wurde der tapfere Fürst, der sich unerschrocken dem feind-
lichen Feuer aussetzte, von einer Kugel getroffen, die ihn des Augenlichts beraubte.
„Ich bin ein armer, blinder Mann", klagte er. Über Blankenburg wurde der
todesmüde Herzog nach Braunschweig geführt, wo er seinen jüngsten Sohn Fried-
rich Wilhelm zum Nachfolger bestimmte. Seine Bitte um Gnade für sich und sein
Land wies Napoleon höhnisch ab: „Ich will diese Welfen in die Sümpfe Italiens
zurückscheuchen, aus denen sie hervorgegangen sind". „Das Haus Braunschweig
hat aufgehört zu regieren." So führte man den Herzog dann auf einem Wagen
über Hamburg nach Ottensen, wo er am 10. November 1306 von seinen Leiden
erlöst wurde. 1819 wurde seine Leiche im Braunschweiger Dome beigesetzt. Das
dankbare Volk errichtete ihm auf dem Schloßhofe ein würdiges Reiter-Denkmal.
21. Fremdherrschaft (1806—13). Schon ehe Karl Wilhelm Ferdinand
starb, nahm Napoleon von dem Lande Besitz. l1/2 Millionen Taler Kriegssteuer
mußten gezahlt werden, auch wurden viele Kunstwerke aus Salzdahlum und
Braunschweig und seltene Schätze aus der Wolfenbütteler Bibliothek nach Paris
geführt. 1807 bildete Napoleon aus Braunschweig und anderen Teilen Nord-
deutschlands das Königreich Westfalen, dessen König sein Bruder Hieronymus
wurde, der in Kassel ein lustiges, leichtsinniges Leben führte. Braunschweig und
Umgebung gehörte dem Oker-Departement an. Neue Gesetze traten in Kraft, die
allen Untertanen gleiche Rechte gewährten und manche Verbesserung brachten.
Aber des Königs prunkvolle Hofhaltung verschlang Unsummen, dazu drückten
Einauartierungslasten und Kriegskontributionen schwer, und Handel und Gewerbe
lagen darnieder. Unsere Soldaten wurden zum Kriegsdienste für die Sache des
fremden Eroberers gezwungen. Herrliche Stiftungen, die einst zum Wohle des
Vaterlandes gegründet waren, wurden vernichtet; so wurde 1310 die berühmte
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Ferdinand Karl_Wilhelm_Ferdinand_( Karl Wilhelm Ferdinand Hardenberg Friedrich_der_Große Friedrich Wilhelm Luise Wilhelm Napoleon Karl_Wilhelm_Ferdinand Karl Wilhelm Ferdinand Napoleon Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Vechelde Frankreich Frankreich Blankenburg Braunschweig Italiens Hamburg Ottensen Paris Braunschweig Westfalen Kassel
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Braunschweig
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Braunschweig
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): offen für alle
- 29 -
Die Zorge mit der Wieda enteilen in südöstlicher Richtung dem Harz.
Die Quellen der Oder kommen aus dem Brockenselde und sammeln sich in
dem größten Wasserbecken des Harzes (22 ha), in dem Oderteich, der das
meiste Wasser zunächst durch den Rehbergergraben nach St. Andreasberg führt
(der einst blühende Bergbau nutzte eingestellt werden), das aber bei Lauterberg
wieder der Oder zufließt. Im oberen Odertal hat man deutliche Beweise einer
einstigen Vergletscherung gefunden. Rechts fließt ihr unterhalb Herzberg die
Sieb er zu. Die Oder ist rechter Nebenfluß der Rhum e, die schon als Quelle
überaus wasserreich ist und unterhalb Northeims in die Leine mündet. Ihr fließt
auch die am Bruchberge entspringende Söse zu, die bei Osterode aus dem
Harze tritt.
Die Nette entspringt in der Nähe von Seesen und mündet nach nördlichem
Lauf bei Derneburg in die Innerste.
5. Harzburger Gebiet. Es hat etwa die Gestalt einer
Raute und ist von Braunschweig in südlicher Richtung 40 km ent-
fernt. Die Oker und zwei Neben-
flüsse bezeichnen die Lage: die Oker
zieht im Westen, die Ecker im Osten,
die Radau fließt mitten hindurch.
Welche Orte liegen am Fuße des
Harzes?
Bad Harzburg (250m hoch,
mit 4700 Einwohnern) liegt am Fuße
des Burgberges und wird durchflössen
von der Radau, die vom Brocken-
felde kommt und unterhalb Bienen-
burgs in die Oker mündet. Die
Stadt ist ein Badeort ersten Ranges
(jährlich 17 000 Badegäste) und die
vornehmste Sommerfrische des Harzes.
Prächtig sind das Kurhaus und das
Bad Iuliushall, das eine Kochsalz-
Trinkquelle hat. Seinen Namen hat dieses von dem Herzog Julius,
der die Salzquelle abteufen ließ, um Salz zu gewinnen. Viel besucht
wird der 484 m hohe Burgberg, der einst eine Opferstätte des Götzen
Krodo gewesen sein soll. Heinrich Iv. ließ hier eine Kaiserburg erbauen,
die aber von den Sachsen zerstört wurde. Er ließ sie dann wieder auf-
bauen, wie später auch Kaiser Friedrich Barbarossa. Eine Säule von
Granit hat als Inschrift die von Bismarck im Reichstage gesprochenen
Worte: „Nach Eanossa gehen wir nicht!" Wenn die Herbststürme über den
Wald brausen, dann fährt Hackelberg, der wilde Jäger, mit seinem
tobenden Troß von der Harzburg auf funkenschnaubenden Rappen
aus mit Hallo und Peitschenknall nach dem Thüringer Wald hinüber.
Im Radautal wird Gabbro, ein geschätzter Pflasterstein, gewonnen.
In der Nähe des Bahnhofes werden alljährlich große Wettrennen
abgehalten. Edle Rennpferde züchtet man in dem Herzoglichen Ge-
flüt in Bündheim. Bon Bad Harzburg führt ein schöner Weg am
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Extrahierte Personennamen: Herzberg Julius Heinrich_Iv Heinrich Friedrich_Barbarossa Friedrich Barbarossa Bismarck
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Braunschweig
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Braunschweig
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): offen für alle
- 37 -
entlang. Das Bruch liefert schönes Heu, namentlich für das
Vieh in der Börde. Übergänge finden sich zwischen Mattierzoll
und Hessen und südlich von Jerxheim. Beim Passieren des „Hessen-
dammes" mußten die Fuhrleute in Mattierzoll einen Mattier,
4 Pfennige, zahlen. Südlich vom Großen Bruch erstreckt sich ein
kleines braunschweigisches Gebiet bis zu dem mit prächtigem Laubwald
bestandenen Kalksteinhügel Gr. Fall sie in (290 m). In diesem
Zipfel liegt der Flecken Hessen (2500 Einwohner). In dem jetzt zur
Domäne gehörigen Schlosse weilte einst Herzog Julius mit seiner
Gemahlin Hedwig — nach ihr wurde Hedwigsburg benannt — in
stiller Iurückgezogenheit, als ihm Herzog Heinrich der Jüngere wegen
seines Übertritts zum Protestantismus zürnte. Der zweite Übergang
über den Schiffgraben zieht südlich vom Bahnhof Jerxheim, einem
Eisenbahnknotenpunkt: Börßum - Jerxheim, Wolfenbüttel —Jerxheim
- Oschersleben, Jerxheim-Schöningen-Helmstedt, Jerxheim - Halber-
stadt. Nördlich liegen in reicher, fruchtbarer Gegend die großen
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TM Hauptwörter (100): [T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch]]
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Extrahierte Personennamen: Julius Hedwig_— Heinrich_der_Jüngere Heinrich
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Braunschweig
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Braunschweig
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): offen für alle
- 62 -
schwerer, tiefaushaltender Marschboden, der sich für Weizen eignet-
außerdem findet sich Geestboden. Die ausgedehnten Weideflächen
eignen sich gut für Pferde- und Nindviehzucht. Die in den Weser-
deichen liegenden Wiesen werden bei Überschwemmungen durch frucht-
baren Schlamm gedüngt und liefern vorzügliches Heu. Das Amt
Thedinghausen zählt 11 Dörfer, davon bilden drei den Flecken The-
dinghausen, der Sitz des Amtsgerichts ist. Bremer Erzbischöfe
hatten hier früh eine Burg gebaut.
Wie kam dieses entlegene Gebiet an Braunschweig? (S. Seite 5.)
Vii. Regierung, Verwaltung usw.
1. Die braunschweigischen Behörden. I. Staatliche Behörden. z)Der
Vorsitzende des Staatsministeriums, jetzt Staatsminister von Otto, bearbeitet
die Finanzverwaltung, die der Domänen, Forsten und Bergwerke, die auswärtigen, die
Eisenbahn- und die Militär-Angelegenheiten; Minister Hartwieg hat die innere
Landesverwaltung nebst den Medizinalsachen, Minister Dr. Wolsf die Justiz-
und Kultusangelegenheiten, b) Von sechs Kreisdirektoren wird die all-
gemeine Landesverwaltung besorgt, in Braunschweig teilweise von der Po-
lizeidirektion. c) Das Finanzkollegium verwaltet das Landes-Kredit-
und Finanzwesen und beaufsichtigt das Leihhaus. 6) Das Steuerkollegium
verwaltet die direkten Steuern (Staatseinkommen-, Ergänzungs-, Grund- und
Gewerbesteuer),' die Zoll- und Steuerdirektion überwacht die indirekten
Steuern (Stempel-, Erbschafts-, Bier-, Branntweinsteuer usw.) und die Zoll-
einnahmen, e) Die Kammer verwaltet die Domänen, Forsten und Bergwerke,
f) Die Landesökonomiekommission befaßt sich mit Zwangsenteig-
nungen für öffentliche Zwecke und mit Ablösung von Lasten usw. g) Die Bau -
direktion beaufsichtigt das öffentliche Bauwesen, h) Das Konsistorium in
Wolfenbüttel ist Kirchen- und Schulbehörde, i) Doch stehen die höheren staat-
lichen Schulen unter der Oberschulkommission, k) Das Medizinal-
fo Helium überwacht die Medizinalangelegenheiten: öffentliche Gesundheitspflege,
Apotheken, Jmpfwesen, Krankenhäuser usw.
Ii. Gemeindeverwaltung, a) in Städten: Stadtmagistrat und Stadt-
verordnete; d) in Landgemeinden: Gemeindevorsteher und Gemeinderat. Jeder
Kreis bildet einen selbständigen Verwaltungsbezirk, Kreiskommunalverband: Kreis-
Versammlung, Kreisausschuß.
Iii. Standesvertretungen: a) Handelskammer für die Gesamt-
interessen des Handels und der Industrie; b) Handwerkskammer; c) Land-
wirt s ch a f t s k a m m e r für Land- und Forstwirtschaft; d) Kammer der Ärzte
und Apotheker; e)_Tierärztekaminer.
2. Gerichtswesen, Im Herzogtum sind 24 Amtsgerichte. Diese erkennen
mit Hinzuziehung zweier Schöffen (Schöffengericht) über alle Übertretungen und
Vergehen, welche mit Gefängnis bis zu drei Monaten oder mit Geldstrafen bis
600_J£ bedroht sind; ferner in allen bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten, deren Gegen-
stand 300 M nicht übersteigt. Sie sind zuständig für Vormundschaften, Nachlaß-
fachen, Grundbuchsachen, Konkurse usw.
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen]]
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Braunschweig
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde, Braunschweig
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): offen für alle
— 17 —
Julius (1578; ein Lustschloß, welches er zu Ehren seiner Gemahlin Hedwig
von Brandenburg Hedwigsburg nannte.
4. Die Asse, welche 1 Stunde sö. von Wolfenbüttel liegt, ist
ein 6 qkm großer Höhenzug (200 m h,), der mit herrlichen Buchenwäldern
bestanden ist. Bon der Asse erzählt man folgende Sage: Ein armer Bauer
aus der Umgegend, der die Achse (Asse) seines Wagens zerbrochen hatte,
begegnete dem Herrn des Landes. Dieser sagte zu ihm: „Mit der zer-
brochenen Achse wirst du auch nicht mehr weit kommen." „Oh!" entgegnete
der Bauer, „wenn mir nur alles Land gehörte, das ich noch damit umfahren
kann." Der Herr versprach, ihm das Land zu schenken, und nun umfuhr
der Bauer noch den ganzen Höhenzug, den er fortan als Eigentum erhielt
und „Asse" nannte. Im Jahre 1218 erbaute der Ritter Gunzelin von
Wolfenbüttel, der Sohn des ungetreuen Eckbert, die A s s e b u r g, nach
welcher sich sein zweiter Sohn Busso Herr v. d. Asseburg nannte. Dieser
geriet in Krieg mit dem Herzog Albrecht von Braunschweig und mußte dem-
selben nach vierjähriger Belagerung 1258 die Burg abtreten. Man erzählt,
die Assebnrger hätten während der Belagerung ihren Pferden die Hufeisen
verkehrt untergeschlagen, um die Braunschweiger zu täuschen. Wenn diese
meinten, die Besatzung sei weggeritten, und deshalb die Burg angriffen, so
wurden sie zurückgeschlagen, und wenn sie dachten, die Assebnrger wären
daheim, so holten dieselben Lebensmittel aus der Nachbarschaft. Endlich
verriet ein Hirt aus Wittmar dem Herzog die Schliche der Besatzung und
erlangte dafür als Belohnung, daß sein Dorf keine Abgaben mehr zu zahlen
brauchte. Ein andermal täuschte Busso v. d. Asseburg den Herzog, indem
er den letzten Ziegenbock in der Burg schlachten ließ und eine Ziegenkeule,
die wie ein Rehbraten zubereitet war, dem Herzog übersandte, damit dieser
glaube, Busso habe noch viele Vorräte an Wild. Als nun der
Herzog mit seinen Soldaten abzog, weil er meinte, er könne die Burg doch
nicht erobern, warf der Koch den abziehenden Braunschweigern höhnend den
Ziegenbart über die Mauer nach. Nun erkannten diese, daß sie betrogen
waren, kehrten um und eroberten die Burg. Später verpfändeten die Herzöge
die Affeburg an die Stadt Brannschweig. Im Jahre 1492 aber ließ der
brannschweigische Rat die Burg von der Besatzung selbst in Brand stecken
und zerstören, weil die Mauern nicht mehr stark genug waren, um den
feindlichen Geschützen bei einer Belagerung zu widerstehen. Seitdem liegt
die Burg in Trümmern. (Kalibergwerke bei Neindors und Wittmar).
§ 6. Braunschweig
1» Lage und Entstehung. Die Stadt Brauuschweig, die Haupt-
und Residenzstadt unseres Landes (125000 Ew.), liegt im nördlichen Teile
des Herzogtums unter 10'/,» ö. L. und 52° n. Br. zu beiden Seiten der
mittleren Oker, da wo das fruchtbare Hügelland nördlich vom Harze in die
sandige norddeutsche Tiefebene übergeht. Die Oker teilt sich hier in mehrere
Bosse, Kleine Landeskunde. 4. Aufl. 2
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf]]
TM Hauptwörter (200): [T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T140: [Stadt Franzose Feind Festung Truppe Tag Mann Paris Belagerung Angriff], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Braunschweig
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde, Braunschweig
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): offen für alle
- 20 —
hält, als ob - er um eine milde Gabe bitten wollte. Dasselbe erinnert
daran, daß der Erbauer dieses Hauses, der Freiherr von Stechinelli, in
seiner Jugend ein italienischer Bettelknabe war. Er rettete einst dem Herzog
Georg Wilhelm von Celle (f 1705) in Venedig das Leben, indem er ihm
anzeigte, daß Räuber ihn auf einem Spaziergange ermorden wollten. Der
dankbare Herzog nahm den Knaben mit nach Deutschland, ließ ihn unter-
richten und machte ihn zum Generalpostmeister. An der Ostseite des Alt-
stadtmarktes steht das Haus „Zu den sieben Türmen". Dasselbe soll von
einem Bürger der Altstadt erbaut sein, welcher den Herzog Heinrich d. L.
aus seinem Zuge nach Jerusalem begleitete, in Konstantinopel in dem Ge-
sängnis der „Sieben Türme" gefangen gehalten wurde, später aber wieder
frei kam und zur Erinnerung an seine Schicksale sein Haus mit dem Bilde
der „Sieben Türme" schmücken ließ. Die Martinikirche am Altstadtmarkte hat
ihren Namen nach dem h. Martin, Bischof von Tours (f um 400), nach
welchem auch Martin Luther seinen Namen hat. weil er am Martinstage
(11. Nov.) 1483 getauft wurde. Unter der Kanzel diefer Kirche sieht man
das Steinbild des h. Martin zu Pferde, wie er seinen Mantel mit dem Säbel
durchschneidet, um die eine Hälfte einem Armen zu geben, der nackend vor ihm
steht. An der Außenseite des hohen Chores der Kirche befindet sich das Standbild
Martin Luthers in einer Nische. An der Südseite des Altstadtmarktes steht
das Gewandhaus, in welchem sich ehemals die Läden der Tuchhändler
(Gewandschneider) befanden. Jetzt werden auf den Böden desselben die
Bretter der M.'ßbuden von einer Messe bis zur andern ausbewahrt. (Wein-
keller.) Der prächtige Giebel des Gewandhauses an der Poststraße
(Renaissancestil) ist 8 Stockwerke hoch und meist mit Fenstern ausgefüllt,
deren runde Scheiben mit Blei eingefaßt sind (Ochsenaugen).
Ein anderer Platz in der Altstadt ist der K o h l mar kt. Derselbe heißt
eigentlich Kohlenmarkt, weil hier ehemals Holzkohlen, welche die Köhler des
Harzes herstellten, verkauft wurden. An der Ostseite stand ehemals der
Löwentnrm („Leuenturm"), in welchem der Rat der Stadt im Mittelalter
einen lebendigen Löwen hielt, weil 0er Löwe das Wappenbild der Stadt Braun-
schweig war (Bärengraben in Bern!). In der Mitte des Kohlmarktes (Brunnen)
stand früher die Ulrichskirche, die aber 1544 abgebrochen wurde, weil sie
baufällig war. Seitdem geht die Ulricigemeiude in die Brüdernkirche, die ehemals
die Klosterkirche der Franziskanermönche war, welche sich aus Demut selbst
die geringeren Brüder (Mittönten) oder Barfüßer nannten (Bettelmönche).
Dieselben verließen Ostern 1523 die Stadt, weil die Bürger protestantisch
geworden waren. Am Himmelfahrtstage 1528 hielt der Prof. V. Johannes
Bugenhagen aus Wittenberg, der Reformator der Stadt Braunfchweig, feine
erste Predigt in der Brüdernkirche.
Neben dem Kohlmarkte liegt der Bankplatz mit dem Gebäude der
Braunschweigischen Bank und der Kreditanstalt. Hier kann man Geld leihen
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe], T161: [Luther Wittenberg Jahr Martin Freund Wartburg Universität Melanchthon Kurfürst Worms], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit]]
Extrahierte Personennamen: Georg_Wilhelm_von_Celle Wilhelm Heinrich_d Heinrich Martin Martin_Luther Martin_Luthers Johannes
Bugenhagen
Extrahierte Ortsnamen: Stechinelli Venedig Deutschland Jerusalem Konstantinopel Martinstage Wittenberg
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Braunschweig
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde, Braunschweig
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): offen für alle
— 21 —
und verleihen, Staatspapiere, Aktien :c. kaufen und verkaufen, Geld
umwechseln u. s. w. Da die Kaufleute ihre Rechentasel im Mittelalter „Bank"
nannten, so nennt man ein Geldgeschäft noch jetzt eine Bank, und den
Kaufmann, welcher mit Geld handelt, einen Bankier. Nicht weit vom Bank-
platze liegt die Michaeliskirche, deren Giebel mit dem Steinbilde des Erz-
engels Michael, welcher den Drachen tötet, (Offenb. Joh. 12, 7—11) geschmückt
ist. Nach dieser Kirche hieß das benachbarte Thor das Michaelisthor.
Später wurde es dem Herzog August Wilhelm 1731) zu Ehren „Wilhelmi-
thor" genannt, gleichwie man dem Ägidienthore damals den Namen „August-
thor" gab. Andere Gotteshäuser in der Altstadt sind die Petrikirche, die
reformierte Kirche und die jüdische Synagoge.
In der Nähe des alten Petrithores befindet sich das Haus, in welchem
der Brauer Christian Mumme i. I. 1492 das nach ihm benannte Bier,
welches dick und süß wie Sirup ist, zuerst braute. Von der braunschweigischen
Mumme heißt es in einem alten Liede:
„Brunsewyk, du leiwe Stadt,
Vor vel dusend Staden,
Dei sau schöne Mumme hat.
Dar ick Wost kann äteu!
Mumme smeckt noch mal sau fin
As Tokay und Mos'lerwyn,
Slackwost füllt den Magen".
Nicht weit davon am Bäckerklinte sieht man an einem Bäckerladen die bunt
bemalte Figur Till Eulenspiegels, welcher in diesem Hause als Bäckergesell
gearbeitet haben soll. Als er aber einstmals statt der Semmeln Eulen und
Affen gebacken hatte, jagte ihn der erzürnte Meister fort. Eulenspiegel jedoch
fand für sein Backwerk bald eine Menge Käufer, brachte seinem Meister das
Geld und ging dann aus Brauuschweig fort, obgleich ihn sein Herr nun
gern behalten wollte, da er mit den Affen und Eulen so gute Geschäfte ge-
macht hatte.
3. Die Neustadt bildet den nw. Teil Brannschweigs Sie hat nur
ein Thor, nämlich das Neustadtthor bei der Neustadtmühle, und nur eine
Kirche, nämlich die St. Andreaskirche. Diese soll ums Jahr 1200 von
reichen Kaufleuten, welche der Sage zufolge Krüppel waren, gegründet sein
tkröppelstraße). Der südl. Turm der Andreaskirche ist der höchste von allen
Türmen der Stadt Braunschweig (92 m, Feuerwache). Bevor er durch
Sturm und Blitz beschädigt wurde, war er 120 m hoch und einer der
höchsten Türme Deutschlands. In dem Neustadtrathause befindet sich das
städtische Museum mit vielen merkwürdigen Altertümern. Hier sieht man
z. B. eine Flöte Friedrichs d. Gr., die Kugel, welche den Herzog Karl
Wilhelm Ferdinand in der Schlacht bei Auerstedt 1806 tödlich verwundete,
das Gewehr, auf welchem der Herzog Friedrich Wilhelm nach seiner Ver-
t
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel]]
TM Hauptwörter (200): [T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T170: [Schlacht Leipzig Franzose Preußen Napoleon Heer Herzog Ferdinand Jena Braunschweig]]
Extrahierte Personennamen: Michael August Wilhelm Christian_Mumme Till_Eulenspiegels Eulenspiegel Friedrichs Karl
Wilhelm_Ferdinand Karl Wilhelm Ferdinand Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Braunschweig
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde, Braunschweig
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): offen für alle
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Das Werla (Wehrlager) ist eine niedrige Anhöhe zwischen Burgdorf und
Schladen, auf welcher ehemals die feste Burg Werla lag, iu denen die
sächsischen Kaiser oft und gern wohnten. Als sich König Heinrich I. 924 vor den
andringenden Ungarn hierher hinter die Sümpfe der Oker zurückgezogen hatte,
gelang es der Besatzung der Burg, bei einem Ausfalle einen ungarischen
Häuptling gefangen zu nehmen. Heinrich I. gab denselben nicht eher frei,
als bis ihm die Ungarn einen neunjährigen Waffenstillstand gewährten. Jetzt
ist die alte Burgstätte in Ackerland verwandelt, und nur eiu mächtiger Fels-
block erinnert noch an die Stelle, wo die alte Kaiserpfalz gestanden hat.
Weiter w. liegt Salzgitter (Saline) am Fuße der Bärenköpfe. Wie die Sage
erzählt, wurde die dortige Salzquelle vou einem Schweine entdeckt, welches
sich in derselben gewälzt hatte und nachher mit einer weißen Salzkruste be-
deckt war. Bei Ringelheim wird unsere Bahnstrecke von der Linie Halber-
stadt-Hildesheim gekreuzt. Hinter Ringelheim überschreitet die Bahn die schmutzige
Innerste und erreicht bei Neuwallmodeu wieder brauuschweigisches Gebiet,
2. Thedel von Wallmoden. Bei Neuwallmodeu lag ehemals
eine Burg, nach der sich ein adliges Geschlecht von Wallmoden nannte. Zu
dieser Familie gehörte auch Thedel v. W., genannt Unvorferd, d. h. der Un-
erfchrockene, der zur Zeit Heinrichs d. L. lebte. Als er einst ans die Jagd ritt,
begegnete ihm, wie die Sage erzählt, eine Reiterschar, die von einem schwarzen
Ritter auf eiuem schwarzen Rosse angeführt wurde. Die Begleiter waren
Männer, die bereits längst verstorben waren. Einer von ihnen, der aus einer
schwarzen dreibeinigen Gais ritt, lud Thedel ein, sich hinter ihm ans das
Tier zu fetzeu und die Fahrt nach Jerusalem mitzumachen. Wenn er während
der ganzen Reise und anch während des Aufenthaltes in der Grabeskirche
in Jerusalem schweige, so werde der schwarze Anführer ihm seinen Rappen
schenken. Wenn er unterwegs aber frage oder antworte, so werde ihm der
Tensel den Hals umdrehen. Thedel machte die Fahrt mit, schwieg standhaft
und erhielt das schwarze Zauberroß geschenkt. Er mußte es mit glühenden
Kohlen und Dornreisern füttern und durfte niemand sagen, von wem er es er-
halten habe. Als Thedel später auf diesem Rosse alle seine Gegner im
Turniere am Hose Heinrichs d. £. zu Braunschweig überwand, überredeten
diese den Herzog, des Morgens ein Federchen in seinen Bart zu stecken und
den Ritter Thedel in die Finger zu beißen, wenn er es herausziehen wolle.
Dann werde man sehen, daß Thedel hestig erschrecke und den Namen „Unvor-
serd" nicht verdiene. Als aber Herzog Heinrich den Ritter beißen wollte,
gab dieser ihm eine Ohrfeige und jagte: „Hätten mich Euer Gnaden nicht ge-
bissen, so hätte ich Euer Gnaden nicht geschmissen." Herzog Heinrich schämte
sich seiner That und sagte: „Ich habe eines Narren Rat befolgt, darum habe
ich eines Narren Lohn empfangen." Thedel trat fpäter in den Orden der
Schwertritter in Livland und besiegte anch hier alle feine Feinde. Als ihn
nun der Ordensmeister einst sragte, woher er sein schwarzes Roß habe, mnßte ihm
Thedel „bei des Gehorsams Pflicht" erzählen, daß er es vom Teufel geschenkt
TM Hauptwörter (50): [T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T112: [Schwert Ritter Schild Waffe Lanze Pferd Speer Hand Helm Pfeil], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg]]
Extrahierte Personennamen: Heinrich_I. Heinrich_I. Thedel Heinrichs Heinrichs Thedel Thedel Heinrichs Heinrichs Heinrich_den_Ritter Heinrich Heinrich Heinrich Thedel