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1. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 1

1913 - Leipzig : Hahn
A. Im beruflichen Leben. Irr bex Fehrre. Ein <Snbe nahm das leichte Spiel; es naht der Ernst des Lebens. Behalt' im Auge fest dein Ziel, geh keinen Schritt vergebens! 1. Zum Tagewerke. Gehe hin in Gottes Namen, greif dein Werk mit Freuden an; frühe säe deinen Samen; was getan ist, ist getan. Sieh nicht aus nach dem Entfernten; was dir nah' liegt, mußt du tun; säen mußt du, willst du ernten; nur die fleiß'ge Hand wird ruhn. Müßigstehen ist gefährlich, heilsam unverdroßner Fleiß, und es steht dir abends ehrlich an der Stirn des Tages Schweiß. Weißt du auch nicht, was geraten oder was mißlingen mag, folgt doch allen guten Taten Gottes Segen für dich nach. Geh denn hin in Gottes Namen, greif dein Werk mit Freuden an; frühe säe deinen Samen; was getan ist, ist getan. 6pitta. Lesebuch f. Fortbildungsschulen rc. 9. Auflage. 1

2. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 25

1913 - Leipzig : Hahn
25 weiter als nach Merkendorf gehen. Du möchtest dir sonst wehe tun.“ Und so geschah es auch. Andreas schnallte sein Wander- bündel, aß sein Leibgericht mit großem Beifall, plauderte noch zwei oder drei Stunden mit seiner Mutter über dieses und jenes und ging dann, von ihr bis vor die Haustüre geleitet. Die Witwe aber sprach bei sich, als sie, die beiden Hände in den Rocktaschen, nach ihrem Stüblein zurückkehrte: »Ich lasse alles liegen und stehen, auch seinen Rappen; denn er wird nicht lange ausbleiben.“ Und als eine Stunde darauf die Nachbarin kam und Schuhe zum Flicken brachte, nahm sie diese an und antwortete: »Morgen abend könnt Ihr wiederkommen und sie holen, da werden sie fertig sein.“ Andreas aber, je weiter er ging, desto länger wurde ihm der Weg nach England und Amerika. Schon auf den Wiesen zwischen den beiden nächsten Ortschaften gelobte er bei sich selber, sich mit der neuen Welt nicht einzulassen. In dem großen Mönchswald gab er auch England auf; in dem tiefen Sande hinter dem Walde fiel der Zeiger bis auf Frankfurt zurück; und als ihm in Merkendorf da und dort aus den Stuben ein heimliches Abendlicht entgegenschimmerte wie vom Himmel dm ersten Sterne, fühlte er ganz, was es heiße, Mutter und Heimat auf Nimmerwiederkommen zu verlassen. So kam er in die Herberge seines Handwerks, nippte ohne großen Appetit von dem Biere, das ihm vorgesetzt wurde, und legte sich dann zwischen die Nürnberger Fuhrleute, die auf dem Stroh in der Stube herumlagen. Sein Wanderbündel machte er zum Kopfkissen. Dann löschte der Wirt die mit Schmalz gefüllte Lampe aus, und das Mondlicht herrschte nun allein in der Stube. Andreas aber hatte einen schlimmen Platz gewählt. Sein Schlafkamerad zur Linken träumte vielleicht von einer Schlägerei. Wenigstens schlug er mit seinen großen und harten Fäusten gewaltig um eich und traf dabei den Schuhmacher so in das Genick, daß dieser erschrocken aufsprang und eine andere Schlafstätte suchte. Eine lange, schmale Tafel, welche an der Wand von dem Fenster bis zur Stubentüre reichte und auf der nichts stand als ein Scheffel, lud ihn ein. Er hob den Scheffel herab und sein Wanderbündel hinauf und legte sich dann selbst nach Bequemlichkeit zurecht. Wenige Minuten darauf schloß ein sanfter Schlaf seine Augen, und die Erinnerung aus seiner frühesten Jugend zog, in einen Traum verwandelt, durch seine Seele. Es träumte ihm, er liege als Knabe von sieben oder acht Jahren zum Baden entkleidet auf einem flachen Ufer der Altmühl und wollte sich in dem schwarzen Schlamme wälzen, um dann seinen Kameraden plötzlich als Mohr zu er-

3. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 29

1913 - Leipzig : Hahn
29 nächsten Augenblick in einem Tunnel verschwindet, da er sich nicht am Felsen vorbeidrücken kann. Hier treibt ein Floß von ungeheurer Länge; es bringt Schwarzwaldtannen und Bretter nach Holland. Die Ruderer an beiden Enden bewegen die Steuer im Takte; sie sind froh, daß sie beide Brücken bei Mainz ohne Anstoß durchfahren haben. Langgestreckte Inseln liegen mitten im Strome, und Fahrzeuge aller Größen durchkreuzen ihn längs und quer. Bald grüßt von einem hohen Felsen Burg Rhein- stein herab, die sich Prinz Friedrich von Preußen aus Ruinen in alt- ritterlicher Bauart herstellen ließ; man sieht die schmalen Fallbrücken, welche den Einlaß in den Burghof gewähren. Kaum ist Nheiustein dem Blick entschwunden, so taucht bereits Burg Sooneck vor uns auf. Sanft gleitet das Schiff hin auf dem schönen, majestätischen Strome, der auch im Sommer eine stattliche Wasserfülle behält, weil die 300 Gletscher an seiner Wiege gerade zur Zeit der Sonnenglut ihn reichlich nähren. Von B a ch a r a ch schallt jetzt der Klang der Glocken herüber, die zum Hochamt rufen, und bald hallen die Orgeltöne weihevoll über die Wogen. Wie drängt sich da Reinicks Lied „Sonntag am Rhein" von selbst auf die Lippen: Des Sonntags in der Morgenstund', Und ernst in all die Herrlichkeit wie wandert's sich so schön die Burg herniederschaut am Rhein, wenn rings in weiter Rund' und spricht von alter, guter Zeit, die Morgenglocken gehn. — die auf den Fels gebaut. Ein Schifflein zieht auf blauer Flut, da singt's und jubelt's drein; du Schifflein, gelt, das fährt sich gut in all die Lust hinein? Das alles beut der prächt'ge Rhein an seinem Rebenstrand und spiegelt recht im hellsten Schein das ganze Vaterland, — Vom Dorfe hallet Orgelton, Das fromme, tteue Vaterland es tönt ein frommes Lied; in seiner vollen Pracht, andächtig dort die Prozession mit Lust und Liedern allerhand aus der Kapelle zieht. — vom lieben Gott bedacht. — Jetzt blicke zur Rechten! Kaub taucht auf. Wie ruft dieser Name die geschichtliche Erinnerung wach an den alten Feldmarschall Vorwärts, der in der Neujahrsnacht 1814 den Befehl erteilte und ausführte: „In Frankreich hinein!" und der an der Übergangsstelle, in Erz gegossen, noch heute dasteht, die Faust am Schwertgriff. Dort, wo ein Zug fauchend aus dem schwarzen Felsentunnel hervorschießt, ist der L o r e l e i f e l s e n, der sich schroff und steil au den Strom herandrängt. Fehlt ihm auch ern dichtes grünes Kleid, so ist er dafür um so reicher mit Sagen umwoben. Zur Zeit der Dämmerung und beim milden Glanze des Mondlichts ließ sich früher eine holde Jungfrau mit goldenen Locken auf der Kuppe sehen, die mtt so verlockender Stimme sang, daß viele Vorüberfahrende wie ver- zaubert lauschten, Kiel und Steuer vergaßen und am Felsenriff zerschellten. Der Sohn eines Pfalzgrasen wollte zu ihr dringen, tat den Sprung aus dem Fahrzeug zu kurz und ertrank. Ein Bote des Vaters forderte sie auf, sich in den Rhein zu stürzen; doch sie entgegnete: „Der Rhein mag mich holen!" Da flogen zwei Wellen in Gestalt weißer Rosse zu

4. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 35

1913 - Leipzig : Hahn
35 einen Hexenschuß im Kreuz und liegt zu Bette; aber die Herbergsmutter hat auch noch keinem ehrlichen Schusterknecht ein Bein ausgerisien. Kannst fragen, wen du willst, in der Stadt, ob die alte Hambroksche nicht überall einen Stein im Brette hat." „So wollt' ich Euch ganz freundlich angesprochen haben, Frau Mutter," sagte Timmo, indem er sich mit geschlossenen Hacken vor sie hinstellte, den Hut in der Hand und den Ranzen unter dem linken Arm, „von wegen des Handwerks, ob Ihr mich und mein Bündel heute wollet beherbergen, mich auf der Bank und mein Bündel unter der Bank; ich will mich halten nach Handwerks Gebrauch und Gewohnheit, wie es einem ehrlichen Schusterknecht zukommt, mit keuschem Mund und reiner Hand." „Sei willkommen wegen des Handwerks!" sagte die Alte, „lege dein Bündel unter die Bank und deinen Filz auf dem Herrn Vater seinen Tisch; ich will den Altschaffer rufen lassen, daß er dich umschaut." Timmo tat, wie ihm geheißen war, und ruhte sich. Als aber der Altgesell kam, erhob er sich wieder, setzte den Hut auf, ging dem Ein- tretenden entgegen und legte seine linke Hand auf dessen rechte Schulter. Der Altgesell machte es ebenso und fing an: „Hilf Gott, Fremder! — Schuster?" „Stück davon", antwortete Timmo. „Wo streichst du her bei dem staubigen Wetter?" „Immer aus dem Land, das nicht mein ist." „Kommst du geschritten oder geritten?" „Ich komme geritten auf zwei Rappen aus eines guten Meisters Stall. Die Meisterin hat sie mir gesattelt, die Jungfer hat sie mir ge- zäumt, und beschlagen hab' ich sie mir selber." „Worauf bist du ausgesandt?" „Auf ehrbare Beförderung, Zucht und Ehrbarkeit, Handwerks Gebrauch und Gewohnheit." „Wann fängt selbige an?" „Sobald ich meine Lehrjahre ehrlich und treu ausgestanden." „Wann endigt sich selbige?" „Wenn mir der Tod das Herz abbricht." „Was trägst du unter deinem Hut?" „Eine hochlöbliche Weishett." „Was trägst du unter deiner Zunge?" „Eine hochlöbliche Wahrheit." „Was frommt unserem Handwerk?" „Alles, was Gott weiß und ein Schustergeselle." Nun nahmen sie beide den Hut ab, der Altschaffer reichte dem Fremden die Hand und sprach: „Sei willkommen wegen des Handwerks! Wie heißt du? Was ist dein Begehr?" „Ich heiße Timotheus Schneck, bin aus Darmstadt gebürtig und wollte dich gebeten haben, du wollest mir Handwerksgewohnheit wider- fahren lassen und mich umschauen, ist es nicht hier, so ist es anderswo." 3*

5. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 14

1913 - Leipzig : Hahn
t — 14 — Jüngling, und seine vorige, blühende Gestalt wurde ihm bitter vor> gegaukelt. Er konnte es nicht mehr sehen, er verhüllte das Auge, tausend heiße Tränen strömten versiegend in den Schnee, er seufzte nur noch leise, trostlos und sinnlos: „Komm nur wieder, Jugend, komm wieder!" Und sie kam wieder; denn er hatte nur in der Neujahrsnacht so fürchterlich geträumt — er war noch ein Jüngling. Nur seine Verirrungen waren nicht bloß ein Traum gewesen. Aber er dankte Gott, daß er noch jung war und von den schmutzigen Gängen des tasters umkehren und sich auf die Sonnenbahn zurückbegeben konnte, die ins reine Land der ewigen Ernten führt. Aehre mit ihm um, junger Leser, wenn du auf seinen Irrwegen stehst. Dieser schreckende Traum wird künftig dein Richter werden! Aber wenn du einst jammervoll rufen würdest: „Komm wieder, schöne Jugendzeit!" — sie würde nicht wiederkommen. Jean Paul Friedrich Richter. 13. Die deutsche Turnkunst. Wie so viele Dinge in der Welt so hat auch die deutsche Turnkunst einen kleinen, unmerklichen Anfang gehabt. Ich wanderte gegen das Ende des Jahres 1809 nach Berlin, um den Einzug des Königs zu sehen. Bei dieser Feier ging mir ein Hoffnungsstern auf, und nach langen Jrr- jahren und Irrfahrten wurde ich hier heimisch. Liebe zum Vaterlands und eigne Neigung machten mich wieder zum Jugendlehrer, was ich schon so oft gewesen war. Zugleich ließ ich mein „Deutsches Volkstum" drucken. In schöner Frühlingszeit des Jahres 1810 gingen an den schul- freien Nachmittagen der Mittwoche und Sonnabende erst einige Schüler mit mir in Feld und Wald, bald folgten immer mehr und mehr. Die Zahl wuchs, und es wurden Jugendspiele und einfache Übungen vor- genommen. So ging es fort bis zu den Hundstagen, wo eine Unzahl von Knaben zusammenkam, die sich aber bald nachher verlief. Doch sonderte sich ein Kern aus, der auch im Winter als Stamm zusammen- hielt, und mit dem dann im Frühjahr 1811 der erste Turnplatz in der Hasenheide (bei Berlin) eröffnet wurde. Jetzt wurden im Freien öffentlich und vor jedermanns Augen von Knaben und Jünglingen mancherlei Leibesübungen unter dem Namen Turnkunst in Gesellschaft getrieben. Damals kamen die Benennungen Turnkunst, turnen, Turner, Turnplatz und ähnliche miteinander zu- gleich auf. Das gab nun bald ein gewaltig Gelaufe, Geschwätz und Geschreibe. Selbst durch französische Tageblätter mußte die Sache Gaffen laufen. Aber auch hierzulande hieß es anfangs: „Eine neue Narrheit, die alte Deutschheit wieder ausbringen zu wollen." Dabei blieb es nicht. Vorurteile wie Sand am Meer wurden von Zeit zu Zeit ruchbar. Sie

6. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 39

1913 - Leipzig : Hahn
39 der Wutki strengstens untersagt. Die Nordpolfahrer Weyprecht, Roß, Nansen und andere bekunden übereinstimmend, daß man nur bei Meldung alles Alkohols gegen die große Kälte gewappnet sei. „Aber mir ist so schrecklich heiß/ erwidert mir ein anderer, „ich trinke gegen die Hitze." Der Sprecher scheint keine Erfahrung über Strapazen in der Hitze zu haben. Livingstone, der Jahrzehnte im heißen Afrika zubrachte, schreibt: „Ich habe über 20 Jahre nach dem Grundsätze der völligen Enthaltsamkeit gelebt; meine Meinung ist, daß die schwersten Arbeiten, die größten Strapazen ohne alkoholische Getränke ertragen werden können." Dasselbe be- stätigen andere Afrikareisende, wie Peters, Emin Pascha, Graf v. Götzen, Stanley u. a. Es gibt in den Tropen keinen besseren Zustand für den Europäer als gänzliche Enthaltsamkeit von allen geistigen Getränken. „Ich muß schwer arbeiten und brauche den Schnaps, den Wein und das Bier" — so reden diejenigen, die von Jugend aus gewohnt sind, die Flasche mit zur Arbeit zu nehmen und die noch nie gehört haben, daß Alkohol nicht stärkt, sondern nur antreibt, indem er das Müdigkeitsgefühl betäubt. Alkohol ist stets nur „Peitsche", nie aber „Hafer". „Die augenblickliche Stärkung ist ein Pendelschlag," sagt Prof. Binz, „dem naturgemäß der entsprechend starke Ausschlag nach der anderen Seite folgt; der Gegenausschlag aber ist die Lähmung." Überall, wo große, andauernde körperliche Arbeit geleistet werden soll, wird der Enthaltsamkeit gehuldigt. Rad- fahrer, Schwimmer, Reiter, Ruderer leben während ihrer Trainier- zeit ohne Alkohol, um ihre Leistungsfähigkeit aufs höchste zu spannen. „Nehmt keinen Alkohol, wenn ihr einen Treffer erzielen wollt", sagen die Schweizer Schützen und leben wochenlang vor dem Preisschießen enthaltsam. — „Gebraucht keinen Alkohol, wenn ihr ein guter Ball- spieler sein wollt", sagte Grace, der Meister von England. — „Gebraucht keinen Alkohol, wenn ihr ein guter Fußgänger sein wollt", sagte Weston, der die halbe Welt zu Fuß bereift hat. — „Ge- braucht keinen Alkohol, wenn ihr ein guter Reiter sein wollt", sagte Houlan, der alle Reiter hinter sich' ließ. — „Gebraucht keinen Alkohol, wenn ihr ein guter Schwimmer sein wollt", sagte Kapitän Webb, der den Kanal durchschwommen hat. — Nur du allein sagst: Ich bringe meine Arbeit ohne Alkohol nicht fertig. Was man als erregende Wirkung des Alkohols ansah, hat die Wissenschaft als Lähmung erwiesen: Der rote Kopf und die blaue Nase des Trinkers sind nur eine Folge von Lähmung der Nerven und der Muskeln. „Aber ich bin schwach und muß mich stärken, ich brauche ein kräftiges, gutes Nährmittel, darum trinke ich Wein und Bier." Und dazu benutzt du ein Gift?! Alkohol ist ein schweres Gift für den Menschen; dies ist eine allgemein anerkannte wissen- schaftliche Tatsache. Früher schrieb man dem Alkohol fälschlicher--

7. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 17

1913 - Leipzig : Hahn
17 in fremden Ärmeln wegzusehen, war alle Welt mit mir zufrieden, wie ich mit aller Welt. — So hatte ich beständig Freunde, be- ständig Beistand, Zutrauen, Geschäfte. Gott gab Segen. Der Segen liegt im Rechttun und Rechtdenken wie im Nußkern der fruchttragende, hohe Baum. — So wuchs mein Vermögen. „Wozu denn?“ fragte ich; „du brauchst ja nicht den zwanzigsten Teil davon. -— Prunk damit treiben vor den Leuten? — Das ist Torheit. Soll ich in meinen alten Tagen noch ein Loch im Ärmel auf weisen? — Hilf anderen, wie dir Gott durch andre geholfen. Dabei bleibt?s. Das höchste Gut, das der Reichtum gewährt, ist zidetzt Unabhängigkeit von den Launen der Ijeute und ein großer Wirkungskreis. — Jetzt, Konrad, gehe auf die hohe Schule, lerne etwas Rechtes; denke an den Mann mit der weißen Perücke: hüte dich vor dem ersten kleinen Loch im Ärmel; mach’s nicht wie mein Kamerad Albrecht! h. zschokk«. 15. Karl Krause. Vor mehr als siebzig Jahren wanderte in Leipzigs Mauern ein junger Bauernbursche ein, der nichts sein eigen nannte als seine gesunden Glieder, sein reines Gemüt und den guten Willen, seinem künftigen Brotherrn treu zu dienen. Dies waren alle seine Schätze, die nur ergänzt wurden durch ein Bündel kleiner Habselig- keiten, das ihn aber recht wenig zu drücken schien. Kaum vierzehn Lenze zählend, hatte er sein sriedliches Heimatdörschen verlassen und wollte nun sein Glück in der Stadt versuchen. Gar klein sollte der Anfang der neuen Laufbahn sein; denn Karl Krause, so heißt der Held unserer Erzählung, wollte Laufbursche bei Wilhelm Felsche in Leipzig werden. Noch wußte er selbst nicht, welche Kräfte in seiner Seele schlummerten, und daß die Anregungen des großstädtischen Lebens seiner Geisteskraft einst die Schwingen geben würden, sich aus der Menschheit Höhen emporzuheben. Vielmehr schien ihm das Los, in so früher Jugend das Vaterhaus verlassen zu müssen, eine harte Prüfung des Schicksals zu sein; denn bis jetzt hatte er ein recht ungebundenes Leben in der Freiheit der ländlichen Verhältnisse führen können. Seine Wiege stand in Limehna, einem anmutigen Dörfchen zwischen Eilenburg und Halle. Seine Eltern waren brave Landleute, die gar fleißig ihre Hände rührten, da nicht weniger als elf Sprößlinge im Hause nach Brot verlangten. Damm mußten früh- zeitig alle Kinder auf Feld und Wiese, in Haus und Hof, in Stall und Scheune tapfer mit zugreifen und den Lebensunterhalt verdienen helfen. Auch Karl lernte auf diese Weise schon im jugendlichsten Alter den hohen Wert der Arbeit kennen und stählte seine Körper- kraft durch harte Übung an landwirtschaftlichen Geräten. Ein neues Leben begann mit der Schulzeit. Obwohl der alte Lehrer Eckert Lesebuch f. Fortbildungsschulen rc. Alltz. Teil. 2

8. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 42

1913 - Leipzig : Hahn
42 25. Spielkarten. Wer erzählen könnte, was diese zweiunddreißig Blätter in der Welt schon angerichtet haben, brächte leicht eine ganze Bibliothek zusammen. Ja, wenn's noch schwarzer Peter wäre oder so ein „Geduldspiel," wenn man an Langeweile oder Podagra leidet — aber das Spiel ums Geld hat schon Millionen um Haus und Hof, um Ehre und Frieden gebracht. Außer der Schnapsflasche hat der Teufel keine so glückliche Erfindung gemacht als die Aarten. Sie sind eine richtige Mausefalle, die sicher arbeitet. Du könntest dir auch einen Vers daraus machen, geneigter Leser, und dir sagen, was Herz, Eckstein, Schippen (Laub) und das Areu; bedeuten, und brauchtest den Aopf dir nicht besonders darüber zu zerbrechen. Das rote per; sind die blutenden Kerzen daheim von Weib und Rind, deren Vater die Nacht durchspielt und den Erwerb verschwendet, am Eckstein sind Tausende zerschellt, zum schwarzen Laub ist mancher Familienbaum zusammengewelkt, und das Areu; kannst du auf jedes Grab des Glücks, auf die Trümmerhaufen der Menschenherzen setzen, die den Frieden des Herzens verspielt haben. Der alte Flattich im Schwabenland hat's verstanden, schon in der Jugend seinen Buben, deren er etwa dreißig in Aost und Wohnung hatte, und die meist zu kurz oder zu lang waren, um in das Gym- nasium zu paffen, das Kartenspiel gründlich zu versalzen. Er sieht eines Abends spät um elf Uhr noch Licht aus dem Schlaf- zimmer leuchten, schleicht still hinauf: richtig, da sitzen die jungen Herrlein am Tische beim Lichtstümplein und spielen Karten. „Was tausend," sagt er, „ihr könnt Aarten spielen?" und erschreckt sahen die Missetäter den Pfarrer an — und die Aarten fliegen unter den Tisch. „Ach was — holet sie gleich wieder herauf! Ich will mit euch karten, es ist ja ein Zeitvertreib." Also er setzt sich zu ihnen hin, und die Herrlein sind seelenvergnügt, daß der alte Herr die Sache so scherzhaft aufgefaßt hat und kein Spielverderber ist. Es wird also gespielt und wird mittlerweile zwölf Uhr, und der Wächter bläst die Witternacht und singt dazu etwas vom Licht ausblasen; aber der Pfarrer steckt dagegen ein neues Licht auf, und den Herr- lein geht das Licht im Aopfe derweilen langsam aus, denn der Schlaf bläst es aus. Aber da hilft nichts, „wenn man einmal am Aarten ist, wird fortgemacht, 's ist ja ein Zeitvertreib," sagte der Pfarrer. Und es wird ein Uhr und zwei Uhr, und die Aäpfe sind so schwer, daß sie am Halse herumbaumeln wie eine volle Sonnen- blume am schlanken Stengel. Aber es nutzt nichts, sie müssen weiter spielen. Der Morgenwind fängt um drei Uhr schon an zu blasen, und den jungen Herren wird's kalt in ihrem Nachtkostüm; aber der Pfarrer hat einen dicken Hausrock an und spürt gar nichts von der Morgenluft. Da fangen die Herrlein an zu heulen und bitten um Gottes willen, er solle doch aufhören, sie wollten's ihr

9. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 44

1913 - Leipzig : Hahn
44 allein noch übrig. Ich verließ sie mit der Besorgnis, vielleicht keines von beiden wiederzufinden. Mit schwerem Herzen ging ich aus der Stadt und sah mich oft um; da ich aber bald in die Arbeit kam, wurde ich wieder guten Mutes. Acht Jahre bin ich in der Fremde gewesen und habe viel Neues gelernt, was mir in der Folge großen Vorteil gebracht hat. Ich hatte öfters Gelegenheit, mich unter guten Aussichten als Meister zu setzen; aber so gut es mir auch gehen mochte, so waren meine Gedanken doch immer nach meiner Heimat gerichtet. Es kam mir immer vor, als ob die väterliche Werkstätte die beste auf Erden sei, und diese Nußbäume unseres Hofes die schattigsten und schönsten. Eines Abends, es war am zweiten Ostertage, als ich müßig fun Rhein unter den Bäumen saß und die Sonne mir gegen- über unterging und der Fluß zu meinen Füßen rauschte und das junge Laub der Bäume über mir, da ergriff mich eine un- beschreibliche Sehnsucht nach den Meinigen. Ich hatte seit ge- raumer Zeit keine Nachricht von ihnen, und es war mir, als ob ich ihre Stimme hörte, daß sie mich zu sich riefen. Ich war eben ohne Herrn und wollte noch weiter wandern; aber in diesem Augenblicke beschloß ich, nach Hause zurückzukehren. Ich schnürte also noch an demselben Tage mein Bündel, nahm Ab- schied von meinem letzten Meister und trat schon am folgenden Morgen frisch und wohlgemut meine Reise in die Heimat a:., die mehr als hundert Meilen entfernt war. Als ich mich den Grenzen meines Vaterlandes näherte, sah ich schon von ferne die blauen Berge und erkannte die Gegend, wo die Stadt liegen mußte; ich begrüßte jede bekannte Stelle, deren immer mehr wurden, je näher ich der Stadt kam. Es war kurz nach Mittag, als ich ihre rauchenden Schornsteine ,ah. Bald erkannte ich das Dach des väterlichen Hauses; aber die Essen darauf rauchten nicht. Da pochte mir mein Herz. Ich kehrte in das Hölzchen ein, das am Wege liegt, und setzte mich nieder, um meiner Unruhe Meister zu werden. Ach, dachte ich, du wirst Vater und Mutter nicht wiedersehen! Das Feuer ruht in der Werkstätte, und so wird er wohl auch ruhen, der alte Vater, von aller Mühe des Lebens. Ich stand traurig auf und ging mit unruhigem Herzen durch das Tor und die lange Gasse, ohne um und neben mich zu sehen, und wie ich um die Ecke mich wandte und vor unserm Hause stand, sah ich die Tür der Werkstätte offen, aber kein Amboß klang, und kein Feuer brauste. Zweifelnd und ungewiß trat ich hinein. Die ganze Werkstätte war aufgeräumt wie vor einem Festtage; alles Werkzeug hing an seinem Platze; keine Asche glühte in der Esse; nirgends war eine angefangene Alben

10. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 47

1913 - Leipzig : Hahn
47 Doch vor dem Hauch wo uns vor Jahren Mir war, als rief es aus den Wogen: die Mutter stets empfing, dort sah Flieh, flieh und ohne Wiederkehr! ich fremder Menschen fremd Gebaren; Die du geliebt, sind fortgezogen, wie weh, wie weh mir da geschah! sie kehren nimmer, nimmermehr. Hermann von Ltngg. Arbeiter?. Dein wahres Glück, o Menschenkind, o glaub es doch mit nichten, daß es erfüllte wünsche find: Es find erfüllte Pflichten. 28. Die Arbeit. In der Königlichen Gewehrfabrik zu Spandau ruhte heute die Arbeit; es war Königs Geburtstag, und um ihn würdig zu feiern, hatte mau den größten der gewaltigen Arbeitssäle ausgeräumt und mit Tannenlaud und Fahnen in einen Festsaal verwandelt. Kopf an Kopf standen die Beamten und Arbeiter mit ihren Frauen und erwachsenen Kindern im Saale, und am dichtesten waren sie um das Rednerpult gedrängt, das soeben der Direktor bestieg, um das Fest mit einer Ansprache zu beginnen. „Arbeiter der Gewehrfabrik!" sprach er, „wir sind hier versammelt an einer Stätte der Arbeit. Es steht uns deshalb wohl an, über die tieferen Gründe, warum und wofür wir arbeiten, einmal nachzudenken. Unsere Arbeit ist nicht leicht, sie erfordert Fleiß und Geschicklichkeit; unsere Arbeitszeit ist nicht kurz, denn sie erfüllt unsern Tag. Was ist es, das diese Arbeit uns so wert macht, daß ein jeder sich freut, sie zu haben? Ist es das Geld, das sie uns trägt? Da wären wir, sage ich euch, arm- selige Geizhälse l Der Mensch lebt nicht um der Arbeit willen, auch arbeitet er nicht um des Geldes willen. Seine Hauptaufgabe liegt daheim im Kreise der Seinen! Denn alles, was lebt, muß dafür sorgen, daß es erhalten bleibe. Dies ist das ewige Gesetz, das uns die Arbeit auf- erlegt. Um sich und Weib und Kind zu ernähren, geht der Mann auf Arbeit aus — mag er nun wie unsere Vorfahren mit Schlinge und Spieß zum Walde ziehen, um den Hirsch zu fangen, oder mag er wie wir zur Werkstatt und Fabrik gehen. Dort war's der Hirsch, hier ist's das Geld, das ihm den Tisch zu Hause decken hilft. Die Form des Lohnes hat zwar oft im Zeitlauf gewechselt, der Lohn selbst aber ist stets geblieben, er war und bleibt die lachenden Augen der Kinder, das reinliche Heim! Wir arbeiten, um zu leben! Das zeigt uns der Ackersmann, der auf eigener Scholle die Früchte zieht, die er selbst zum Unterhalt gebraucht; das beweist vor allem ihr, ihr nimmermüden Hausftauen, deren Arbeit keinen andern Lohn erstrebt, als mit den Eurigen zu leben. Das lehrt auch ihr, ihr Schwestern der Barmherzigkeit, die ihr in schwerer Arbeit euch müht, auch unsere Kranken und Elenden noch dem Leben zu erhalten. An diesen Beispielen erkennt ihr, wie
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