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1. Bodenständiger Unterricht - S. 17

1913 - Leipzig : Dürr
— 17 — Wir achten weiter auf die bei Hochwasser trübe, gelbe und braune Färbung der Bäche, und die Schüler werden veranlaßt, sich nach starkem oder längerem Regen einmal ein Gefäß voll schmutzigen Flußwassers hinzustellen und nach einiger Zeit den Bodensatz anzu- sehen, vielleicht auch zu wiegen und zu messen. Größere Schüler könnten unter Anleitung des Lehrers durch eigene Messungen und Berechnungen ermitteln, wieviel Wasser täg- lich, monatlich, jährlich in Werre und Aa durch Herford fließt,*) wieviel Schwemmstoffe mitgeführt werden, wie hoch hier die Regenhöhe**) in einem Jahre ist, wieviel Erdreich usw. auf unfern Feldern, etwa auf 1 qkm oder im ganzen Kreise Herford, abgeschwemmt wird: alles Aufgaben, die eigene sorgsältige Beobachtung, selbständiges Denken und gewissenhafte Arbeit verlangten. So kommen wir nach und nach durch zahlreiche Beobachtungen und Vergleiche dahin, in dem Fluß einen außerordentlich erfolgreichen Sandfabrikanten, einen fleißigen Lumpensammler, der auf die Dauer nichts von dem, was ihm erreichbar ist, liegen laffen kann, und einen » billigen Lieferanten zu sehen. Auch mit einem Riesen-Fuhrgeschäft könnte man ihn vergleichen. Unaufhörlich, tagaus, tagein, ist er an der Arbeit, erstaunlich große Massen von Erde, Steinen, Sand und Schlamm loszureißen, fortzufpülen, weiterzuschleppen und nach dem Meere zu verfrachten. Wir kommen an einem mit 2 Pferden bespannten Sandwagen vorüber und fragen im Vorbeigehen den Knecht, wieviel Sand er da fährt. Es sind meist l1/2 cbm. Im Weitergehen rechnen wir sofort einige dazu paffende Auf- gaben, z. B. daß man, um 30 cbm Sand auf einmal zu fahren, 20 solcher Wagen und 40 solcher Pferde brauchte. *) Herrn Dipl.-Jng. Ulrici verdanke ich weiter folgende Angaben: Durchfluß 1. in der Werre an der Milcherbrücke im Jahresmittel 8 cbm/sec. 2. „ „ Aa bei Spilker „ „ 3,6 „ „ 3. „ „ Werre an der Hansabrücke „ „ rund 12 „ „ **) Herr Rektor Wulff als Leiter der hiesigen Wetterwarte („Königl. Meteorologischen Station") ermittelte als das 15 jährige Jahresmittel der Jahre 1895—1910 = 717,1 mm, als das Jahresmittel für 1910 —751,1mm (regenreich!) ii ii ii „ 1911 =485,1 mm (fehr trocken!) ii ii ii „ 1912 = 837,0 mm (regenreich !) Allein am 25. August 1912 betrug hier die Niederschlagsmenge 22 mm, im August 1912 überhaupt 126 mm! Vergl. dazu die regenreichsten Stellen der Erde: Kamerunberg mit 10 m, Assam am Himalaja 12 m! Nolte, Bodenständiger Unterricht. 2

2. Bodenständiger Unterricht - S. 18

1913 - Leipzig : Dürr
— 18 — Wir hören von dem Müller Schachtstek in Diebrock, — wir treffen ihn gerade an, wie er bei seiner Mühle aus dem Arme der Aa, der nach dem Mühlrad zu abgeleitet ist, den abgelagerten Sand aus- wirft, um das Flußbett wieder tiefer zu machen — daß er dort jedes Jahr etwa 50 cbm Sand abfahren muß — über 30 Fuder. Die Schüler haben gesehen und werden angehalten, dauernd daraus zu achten, wie oft Kolke, Teiche, Straßen- und Ackergräben gereinigt, „ausgeschlämmt" werden müssen. So lernen sie auf Grund vielfacher Beobachtungen in ihrer engsten Heimat, welche gewaltige Mengen festen Erdreichs usw. aus den Bergen und Feldern des Binnenlandes durch die zahlreichen kleinen und großen Flüsse und Ströme abgeschwemmt, fortgespült und in das Meer geschleppt werden. Nun klingt es ihnen glaubhaft, wenn sie hören, daß alljährlich allein aus dem sächsischen Elblaufe *) über 34000 cbm Sand, Kies und Steine (rund 23000 Fuder oder was 46000 Pserde ziehen können!) ausgebaggert werden müssen, damit die Fahrrinne tief genug bleibt; daß die Donau **) jährlich über 35^ Millionen cbm — rund 23 Millionen Fuder für 46 000000 Pferde, der Mississippi weit über 211 Millionen cbm — 140 Millionen Fuder für 280000000 Pferde, der Hoangho sogar 472 ^ Millionen cbm = 315 Millionen Fuder für 630000000 Pferde, Erde, Steine, Sand und Schlamm nach dem Meere bringt, daß allein aus der schwäbischen Alb jedes Jahr 63600 cbm Kalksteine vom Wasser ausgewaschen und abgeschwemmt werden = 42400 Fuder für 84800 Pferde, daß dort, wie man an zurückgebliebenen Spuren nachweisen kann, bereits eine Erd- und Gesteinsschicht von 200 m Dicke und 23 km Ausdehnung fortgespült worden ist. Da sehen die Schüler allmählich ein, daß bei solch ungeahnter, unaufhörlicher Riesenarbeit des Wassertropfens nach und nach Gebirge und andere hoch gelegene Teile der Erdoberfläche abgetragen werden, und daß durch diese ungeheure Einebnungsarbeit des Wassers schließlich eine völlige Beseitigung aller Erhebungen stattfinden müßte, wenn nicht auch andere Kräfte mit entgegengesetztem Erfolge an der Arbeit wären. *) Vgl. Fraas, Die Naturerscheinungen der Erde. Verlag von Lutz, Stuttgart. **) Vgl. Volk, Geologisches Wanderbuch. Verlag von Teubner, Leipzig.

3. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 75

1914 - München : Oldenbourg
— 75 — Am Dienstag ließ der oberste ßauptmann des Frauenberges allen feinen Leuten danken, weil sie sich so wohl und redlich gehalten, und gab ihnen hundert Gulden zu ihrer Ergötzung. Die Bauern fingen in dieser Nacht an an der Teil unten an den Weingärten gegen die Stadt zu und an dem N)ege von der Tell zu den Weinbergen Schanzen zu graben und zwei Reihen von Schanzkörben aufzurichten. Daneben wurde noch ein hoher Schirm aufgestellt und ein starkes Geflecht zwischen hohen Pflöcken gemacht und mit Erde ausgefüllt. Dom Donnerstag an beschossen sie von diesen Schanzen aus das Schloß. Die Besatzung des Frauenbergs brachte noch eine Kartaune, eine große Steinbüchse und eine Notschlange zu dem andern Geschütz auf dem Z^aberboden und erwiderte das Feuer auf das heftigste, tat auch den Bauern in den Schanzen großen Schaden. Auf den Hat einiger (Eibelstadter Männer hatten die Bürger von tpiirzburg einige Bergknappen in ihre Dienste genommen und ließen von ihnen oberhalb St. Burkhard ein Loch in den Berg graben. Sie wollten die (Öffnung mit Pulver füllen und dann das Schloß in die Luft sprengen. Allein die Arbeit ging wenig von statten und wurde daher nach etlichen Tagen wieder eingestellt. Dann wurde ein neuer Sturm im Bauernrat beschlossen, aber nicht ausgeführt. Bei dem Sturme waren drei Itc an n von der Schloßbesatzurig gefallen, später wurden noch zwei Leute getötet, so daß im Schlosse während der Belagerung sechs Mann den Tod fanden. h) Der Überfall des Schlosses Sommerau (\525.) Am V Mai \525 abends zogen die Bauern aus Miltenberg nach Eschau um das Fechenbachsche Schloß Sommerau zu nehmen. Sie kamen in aller Stille bis in das £?olz nächst dem See und richteten die Leitern her. Im Schlosse aber wurde rechtzeitig Alarm geblasen und plötzlich erschienen alle Reisige und Ausschüsser auf der Mauer und fingen an zu schießen mit der Feldschlange. — (Einige Bauern machten sich mit Leitern über den See hinüber um an die Mauern zu kommen, andere machten sich an die Zugbrücke, legten Bohlen hinüber und wollten das Tor mit Äxten einschlagen; es war aber alles umsonst; denn die Fechenbachischen Reisigen warfen die Leitern um, etliche, die schon auf den Leitern waren, wurden niedergeschlagen und in den See geworfen; an der Brücke aber, wo des Berrn von Fechenbachs Armbrustschützen postiert waren, sind sechs Bauern geschossen worden und in den See gerollt. Etwa 20 Blessierte wurden nach Eschau in das fjirtenhaus gebracht. Um \2 Uhr mittags hob das Schießen wieder an. Die Bauern liefen Sturm unter grausamem Geschrei „Drauf! Drauf!" Es waren ihrer gegen \800 mit den ihnen aus der Gegend zugelaufenen. Sie schwärmten um das Schloß wie die Bienen und war alles schwarz von denselben, so daß man die Mauern nicht sehen

4. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 42

1913 - Leipzig : Hahn
42 25. Spielkarten. Wer erzählen könnte, was diese zweiunddreißig Blätter in der Welt schon angerichtet haben, brächte leicht eine ganze Bibliothek zusammen. Ja, wenn's noch schwarzer Peter wäre oder so ein „Geduldspiel," wenn man an Langeweile oder Podagra leidet — aber das Spiel ums Geld hat schon Millionen um Haus und Hof, um Ehre und Frieden gebracht. Außer der Schnapsflasche hat der Teufel keine so glückliche Erfindung gemacht als die Aarten. Sie sind eine richtige Mausefalle, die sicher arbeitet. Du könntest dir auch einen Vers daraus machen, geneigter Leser, und dir sagen, was Herz, Eckstein, Schippen (Laub) und das Areu; bedeuten, und brauchtest den Aopf dir nicht besonders darüber zu zerbrechen. Das rote per; sind die blutenden Kerzen daheim von Weib und Rind, deren Vater die Nacht durchspielt und den Erwerb verschwendet, am Eckstein sind Tausende zerschellt, zum schwarzen Laub ist mancher Familienbaum zusammengewelkt, und das Areu; kannst du auf jedes Grab des Glücks, auf die Trümmerhaufen der Menschenherzen setzen, die den Frieden des Herzens verspielt haben. Der alte Flattich im Schwabenland hat's verstanden, schon in der Jugend seinen Buben, deren er etwa dreißig in Aost und Wohnung hatte, und die meist zu kurz oder zu lang waren, um in das Gym- nasium zu paffen, das Kartenspiel gründlich zu versalzen. Er sieht eines Abends spät um elf Uhr noch Licht aus dem Schlaf- zimmer leuchten, schleicht still hinauf: richtig, da sitzen die jungen Herrlein am Tische beim Lichtstümplein und spielen Karten. „Was tausend," sagt er, „ihr könnt Aarten spielen?" und erschreckt sahen die Missetäter den Pfarrer an — und die Aarten fliegen unter den Tisch. „Ach was — holet sie gleich wieder herauf! Ich will mit euch karten, es ist ja ein Zeitvertreib." Also er setzt sich zu ihnen hin, und die Herrlein sind seelenvergnügt, daß der alte Herr die Sache so scherzhaft aufgefaßt hat und kein Spielverderber ist. Es wird also gespielt und wird mittlerweile zwölf Uhr, und der Wächter bläst die Witternacht und singt dazu etwas vom Licht ausblasen; aber der Pfarrer steckt dagegen ein neues Licht auf, und den Herr- lein geht das Licht im Aopfe derweilen langsam aus, denn der Schlaf bläst es aus. Aber da hilft nichts, „wenn man einmal am Aarten ist, wird fortgemacht, 's ist ja ein Zeitvertreib," sagte der Pfarrer. Und es wird ein Uhr und zwei Uhr, und die Aäpfe sind so schwer, daß sie am Halse herumbaumeln wie eine volle Sonnen- blume am schlanken Stengel. Aber es nutzt nichts, sie müssen weiter spielen. Der Morgenwind fängt um drei Uhr schon an zu blasen, und den jungen Herren wird's kalt in ihrem Nachtkostüm; aber der Pfarrer hat einen dicken Hausrock an und spürt gar nichts von der Morgenluft. Da fangen die Herrlein an zu heulen und bitten um Gottes willen, er solle doch aufhören, sie wollten's ihr

5. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 77

1913 - Leipzig : Hahn
77 Aber oft eine einzige Wendung des Rörpers genügt, daß Ge- danken und Gemüt eine andere Richtung nehmen. Gin paar schritte machte er hastig in den Hintergrund, dann blieb er stehen und sagte: Mieter! Was ist das gewesen? Was ist dir jetzt eingefallen? So schlecht wärest du? Zum Aushenken wärest du! Bei der Arbeit im Schacht einen umbringen! Von rücklings umbringen! — Peter, das ist dein Grnst nicht gewesen. Im Wirtshaus schlägst ihn tot, wenn er weiß, warum's ihm geschieht! So teuselhast denken! Im Schacht da unten! Und meuchlerisch! Wäre das eine Rache? Rann's nicht jeden treffen im Bergwerk? Im Wirtshaus schlägst ihn tot. S’ ist noch nicht finster. — Gr ging wieder an seine Arbeit und hieb und hämmerte scharf draus los. Und als er später innehielt, um sich den Schweiß von der Stirne zu trocknen, murmelte er in sich hinein: Du wärest mir lieber gewesen, Peter, wenn dir der höllische Gedanken nicht wär' gekommen. Aus wen sollte der Wensch denn ein Vertrauen haben, als aus sich selber? — Wie wirst du heute deinem Weib ins Ge- sicht schauen können? — Hinterwärts umbringen! Im Bergwerk! Glender Wicht! Gr arbeitete wieder und schlug und hieb, als kämpfe er mit seinem Werkzeug noch hart gegen die Versuchung oder gegen die Vorwürfe des Gewissens. — Von diesem Tage an war seine Empfindung eine andere, wenn ihm der Italiener einfiel. Gs war ihm fast wie in Furcht und Angst, der Welsche könne ihn vor Gericht belangen oder gar den südländischen Brauch der Blutrache einführen. Denn jetzt wäre ja an dem Welschen die Reihe. — Das Würgen an der Gurgel spürte der Peter Oberdörfer nicht mehr seit jener Stunde im Schacht. Die schlimme Tat war mit einem noch schlimmeren Gedanken gesühnt! So wollte Peter nun nichts mehr, als aus den Welschen ver- gessen , oder ihn zuhöchst — weil es dem Rerl doch nicht ganz ge- schenkt bleiben sollte — bei guter Gelegenheit ein wenig durch- bleuen. So war es, als eines Tages in den Tiefen des Grzberges, un- weit des Hubertusstollens, sich böse Wetter zeigten, die Rnappen in Wirrnis die Flucht ergriffen und die beiden Rcänner sich plötzlich gegenüberstanden. „Gr muß doch mein Unglück sein!" stöhnte Peter und stürzte zu Boden, denn die Stickluft hatte ihn bereits betäubt. Der Italiener raffte den Ohnmächtigen vom Boden aus, warf ihn über die Achsel und eilte mit solcher Last im nächtigen Labyrinth der Stollen hin und her — die Grubenlampe war ihm schon ver- loschen, die Orientierung hatte er auch verloren, schwerer Gruben- dunst beengte ihm die Brust. Gr rüttelte den Peter. Rannst du gehen, Ramerad? Rannst du? Niente (nicht)? (D, jetzt ist es finster ge- worden ! Schon wollten auch ihm die Sinne vergehen, als aus einem Seitenstollen roter Lichtschimmer winkte. Dort ist Rettung. Wo

6. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 132

1913 - Leipzig : Hahn
132 65, Das erste Gaslicht. Das Leuchtgas ist am Ende des 18. Jahrhunderts erfunden worden. Der Engländer Murdoch beleuchtete 1792 sein Haus und seine Werk- stätte mit Steinkohlengas. Murdochs Schüler, Samuel Clegg, der für die Entwicklung der Gasindustrie außerordentlich viel beigetragen hat und die Straßenbeleuchtung von London (1814) einführte, er- zählte über die Erfindung des Leuchtgases folgendes: „Murdoch hatte mich als jungen Burschen bei seinen Versuchen über die Verwendung des Kohlengases für die Erleuchtung zur Hilfeleistung herangezogen. Wie einfach waren unsere Apparate! Ein altes Flintenrohr hatten wir als Retorte, Ochsenblasen als Rezipienten und Gasometer. Wie oft sind wir beim Licht eines Flämmchens nach Hause gegangen, das der Alte mittels einer solchen Blase, die er unter dem Arm drückte, und eines alten Pfeifenrohres als Brenner unterhielt. Wir kamen weit mit dem Kohlengas, und bei dem Feste für den Frieden zu Amiens (1802) hatten wir an der Front der Fabrik in Soho eine Sonne von Gasflammen angebracht, die freilich tüchtig qualmten, — der Jubel und das Staunen der Volksmassen wollte nicht enden. — Wir beleuchteten die Werkstätten damit, noch einige Spinn- mühlen, und es war besser als Lampenlicht; aber schlecht genug war das Gas, und die Leute wurden krank von all dem Rauch und Ruß. Als ich vor nunmehr 40 Jahren meine Reinigungsapparate erdacht und fertig hatte, beleuchtete ich zuerst damit einen Verkaufs- laden, ich glaube, der Besitzer war ein Farbenmacher am Strand in London und hieß Ackermann. Die Flammen standen wie weiße Sterne über den Brennern, und die Öllampen weit und breit wurden rot und blind. Die Leute liefen zusammen, und die Wagen der Vor- nehmen hielten vor dem Laden, dessen Besitzer bedeutende Geschäfte machte. Eines Abends kam eine schöne, große Lady hereingestürmt und rief uns an, sie müsse das Licht in ihrer Kutsche mit nach Hause nehmen, es koste, was es wolle! Bei alledem wurde ich ausgelacht, als ich mit dem Plane hervortrat, London mit Gas zu beleuchten. Und unter den Lachern waren keine schlechteren Leute als Davy, unser größter Physiker, und einer, dem es lieber verziehen sein soll, unser größter Dichter von damals, Sir Walter Scott, der spottend ausrief: „Die Welt steht auf dem Kopfe, London soll jetzt in Winternächten mit dem Kohlenrauche beleuchtet werden, der unsere Wintertage zu Nächten macht." Aber endlich, jetzt (1844) gerade vor 36 Jahren, hatten wir eine mutige Gesellschaft zusammen, ein Gasometer war er- baut, und es sollte mit dem „Lichtverkauf" begonnen werden. Da hatten Gelehrte dem Magistrat gesagt, mein kleiner Gasbehälter sei gefährlicher, als wenn er voll Schießpulver wäre, und durch das kleinste Loch in seinem Blech könne das Gas Feuer fangen, explodieren und halb Middlesex in die Luft sprengen. Ich bekam keine Erlaubnis, auch nur eine einzige Flamme anzu-

7. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 222

1913 - Leipzig : Hahn
222 97. Pom Norddeutschen Lloyd. Es war am 24. September 1707, als Papin auf einem nach seinen Angaben gebauten Ruderschiff, bei dem der Wafferdampf als bewegende Kraft benutzt wurde, auf der Fulda von Kassel nach Münden fuhr. Papin wollte mit seinem Schiffe nach England übersetzen, allein bei Münden zerstörten ihm die dortigen Schiffer sein Fahrzeug; dies Miß- geschick entmutigte Papin so sehr, daß er alle weiteren Bemühungen, das Segel- und Ruderschiff durch das Dampfschiff zu verdrängen, aufgab. Gerade 100 Jahre später gelang es dem Amerikaner Fulton, ein Dampf- schiff zu bauen, das den Hudson von Neuyork bis Albany mit der Ge- schwindigkeit von 5 englischen Meilen befuhr. Damit begann die eigentliche Dampfschiffahrt. Einige Jahre später wurde die Neuerung auf Europa übertragen, und 1820 zählte England 35 Dampfschiffe, 1836 schon 388. In Deutschland wurden die ersten Dampfer 1818 in Gang gesetzt, auf der Weser von Bremen nach Vegesack, auf der Spree und auf dem Rheine. Im nächsten Jahre durchfuhr zum ersten Male ein Dampfschiff den Atlantischen Ozean, die „Savannah", welche von dem Hafen gleichen Namens in 26 Tagen nach Liverpool und von da nach Stockholm und Kronstadt fuhr. Regelmäßige überseeische Linien wurden erst 20 Jahre später ins Leben gerufen. Der Einrichtung der ozeanischen Linien kam insbesondere die Verwendung der Schiffsschraube als Motor an Stelle des Rades zustatten. Im Jahre 1847 verließ das erste Dampfschiff Bremen, um nach Neuyork zu fahren. Zehn Jahre später, 1857, wurde der Norddeutsche Lloyd in Bremen gegründet. Die Gesellschaft verfolgte den Zweck, „regelmäßige Dampf- schiffsverbindungen mit europäischen und transatlantischen Ländern herzu- stellen". Diesem Zwecke dient eine gewaltige Flotte, die im Jahre 1907 133 Seedampfer, 61 Flußdampfer und 217 Leichterfahrzeuge und Kohlen- prähme umfaßte. Mit Hilfe dieser Flotte betreibt der Norddeutsche Lloyd gegenwärtig 39 Schiffahrtslinien, nämlich 5 Linien nach Nordamerika, 4 nach Südamerika, 1 nach Kuba, 1 nach Ostasicn, 2 nach Australien, 1 Zweig- linie im Anschluß an die ostasiatische Hauptlinie, 2 Linien im Mittel- ländischen Meer, 15 Zweiglinien im Küsten- und Jnseldienst des Ostens und 8 europäische Linien. Außerdem gehört zum Betriebe der Gesellschaft eine um- fangreiche Flußschiffahrt auf der Weser. Die Zahl der vom Lloyd beschäf- tigten Personen beläuft sich auf 12000 Mann Besatzung und 4000 sonstige Angestellte und Werkstattarbeiter, insgesamt also auf 16000 Personen, worin die unübersehbare Zahl der Ladungsarbeiter (mehr als 6000) in den verschie- denen Häfen nicht berücksichtigt ist. Bis Ende 1910 wurden auf den Schiffen des Norddeutschen Lloyd über 8x/2 Millionen Personen befördert. Der Ver- brauch an Kohlen betrug 1907 33 Millionen M, an Proviant 18 Mill. M- Die Schiffe des Norddeutschen Lloyds sind es vor allem, auf die sich das Auge des Fremden richtet, der an den drei mächtigen Hafenbassins, die Bremen sich in seiner Hafenstadt Bremerhaven gebaut hat, entlang wandert. Stets liegen einige dieser Kolosse im Hafen, einige sind eben angekommen,

8. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 252

1913 - Leipzig : Hahn
252 doch nicht gezündet, da Regen, Schnee und Hagel die Lust erfüllen und alle Dächer triefen." Allein im nämlichen Augenblicke stürzte der Kaufmann Herr Steffen, der schräg gegenüber wohnte, aus seinem Hause hervor, schlug die Hände über dem Kopfe zusammen, schrie aus Leibeskräften und richtete dabei den Blick immer nach dem Kirchturme empor, den er jenseits wahrnehmen konnte. Ich ahnte Unheil, lief also stracks hinüber, mußte aber lange auf ihn einreden, bevor ich's von ihm herauskriegte: „Mein Gott, unsere arme Stadt! — Sehen Sie denn nicht? Der Turm brennt ja lichter- loh!" — So war es denn auch wirklich. Die helle Flamme spritzte bei der Wetterstange gleich einem feurigen Springbrunnen empor, aus den Schallöchern sprühten die Funken umher wie Schneeflocken und flogen bereits bis in die Domstraße hinüber. Herzlich erschrocken rannte ich nach der Kirche und die Turmtreppe hinan! Im Hinauffteigen überdachte ich mir, wie groß das Unglück werden könne und müsse, da wohl schwerlich jemand fich's unternehmen werde, bis in die höchste Spitze hinanzuklimmen, wo er in den finstern Winkeln nicht einmal so bekannt sei als ich, der ich sie in meiner Jugend so vielfältig und oft mit Lebensgefahr durchkrochen hatte. „Also nun frisch drauf und dran!" rief eine Stimme in mir — „du weißt hier ja Bescheid!" In der Tat wußte ich auch, daß droben auf dem Glockenboden stets Wasier und Löscheimer bereit standen; aber an einer Handspritze, die hier hauptsächlich nottun würde, konnte es leicht fehlen. Dies erwägend, machte ich auf der Stelle rechtsum, drängte mich mit Mühe neben den vielen Menschen vorüber, die alle nach oben hinauf wollten, flog gleich ins erste nächste Haus und rief um eine Spritze, die aber hier wie auch im zweiten Hause nicht zu finden war und meiner steigenden Ungeduld erst im dritten gereicht wurde. Jetzt wieder — die Angst und der Eifer gaben mir Flügel — zum Turme hinauf! In der sogenannten Kunstpfeiferstube, die dicht unter der Spitze liegt, fand ich bereits mehrere Maurer und Zimmerleute mit ihren Meistern an der Spitze, die indes alle nicht recht zu wiffen schienen, was hier zu tun oder zu lassen sei. „Liebe Leute," sprach ich, indem ich unter sie trat, „hier ist freilich nichts zu beginnen. Wir müssen höher hinauf, nach oben. Folgt mir!" — „Leicht gesagt, aber schwer getan!" antwortete mir der Zimmermeister Steffen. „Wir haben es schon versucht, aber es geht nicht. Sobald wir die Falltür über uns heben, fällt ein dichter Regen von Flammen und glühenden Kohlen hernieder und setzt auch hier die Zimmerung in Brand." Das war fteilich eine schlimme Nachricht. „Ei, es muß schon etwas drum gewagt sein!" rief ich endlich; „ich will hinan! Helft mir durch die Luke! Ich will sehen, was ich tun kann!" — Sie öffneten mir die Falltür, ich stieg hindurch, ließ mir einen Eimer voll Wasser und die Handspritze reichen, und — „nun die Luke hinter mir zu, damit das Feuer keinen Zug bekommt!" befahl ich; und während sie das taten, sah
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