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127. Aus der Elbe nach den Steinbrüchen der
Sächsischen Schwei;.
1. Unverhofftes Wiedersehen.
Vier Jahre war ich nicht daheim gewesen, vier Jahre fort von Vater,
Mutter, Schwester und Jugendfreunden! Jetzt kam ich als Matrose wieder
von langer, weiter Fahrt. Ich hatte die Länder und die wilden Menschen
gesehen, von denen ich als Knabe so gern gelesen hatte. Und doch sehnte
ich mich auch im fernsten, schönsten Lande immer nach der kleinen Heimat,
nach dem lieben Dörfchen am Ufer des Elbsttoms in der Sächsischen
Schweiz. Jetzt ging ich auf Urlaub. Wenn ich mich nach meiner An-
kunft in Dresden in den großen Schaufenstern sah, freute ich mich selbst
über meine dunkelblaue Uniform, den zurückgeschlagenen hellblauen Kragen,
die Mütze mit den langen Bändern und der Goldschrift: Kaiserliche Manne.
Braun gebrannt war das Gesicht und die offene Brust in der frischen
Seeluft. Ob sie mich wohl gleich wieder erkennen daheim?
Mir pochte das Herz vor Erwartung. Als ich die alte Elbbrücke,
welche die Altstadt und Neustadt verbindet, betrat, konnte ich mich kaum
fasten. Ich hätte weinen und jauchzen können vor Freude. Alles, was
ich hier sah, war mir bekannt: der Sttom, die Dampfschiffe, die Zillen
oder Elbkähne, die Brücken bis auf eine! Wie oft war ich doch mit dem
Vater unter diesen Brücken hindurch gefahren!
Die Sandsteine zu denselben, zur schönen katholischen Kirche mit den
Menschenstguren obendrauf, zur Frauenkirche mit ihrem dickbäuchigen
Turme, sie stammten aus meiner Heimat. Ich stieg die 41 Stufen zur
Brühlschen Terrasse hinauf: die vier vergoldeten Steinbilder waren auch
aus dem Sandsteine der Sächsischen Schweiz gefertigt, ebenso die Ufer-
mauern am Elbstrome. Mein Vater hatte mir oft genug erzählt, daß
jede dieser Figuren aus einem Steinblock gehauen war, der im Stein-
bruche 500 Zentner wog. Er hatte diese Riesenblöcke fortschaffen helfen;
sie stammten aus meinem Dörfchen, aus Postelwitz bei Schandau. Und
wieviel Sandstein war gebraucht worden zu den Prachtgebäudcn auf der
Terrasse, die erst neuerdings gebaut waren!
Ich trat an das Eisengeländer und schaute hinab auf den Strom.
Gerade unter mir hielt ein Dampfschiff am Ufer, „König Johann" ist sein
Name. Es fährt stromauf nach Schandau; eben läutet die Glocke zum
erstenmal. Ein Stück weiter hin liegt am Ufer Zille an Zille; die eine
bringt böhmische Kohlen, die andere Stroh, die meisten Sandsteine. Da
pustet auch ein großes, plumpes Dampfschiff heran, das an einer Kette
hinläuft; mächtige Rauchwolken dringen aus den Essen von Eisenblech.
Es ist ein Schleppdampfer; denn hinten sind an ihn ein, zwei, drei, ja
wohl zehn Kähne angehängt, die sich stromauf schleppen lassen. Da muß
ich hinunter ans Ufer. Da drüben mitten im Strome zieht der Schlepper
vorüber; die erste Zille folgt; es ist die „Marie"; vorn am Kiel steht's
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Extrahierte Ortsnamen: Sächsischen
Schweiz Dresden Sächsischen_Schweiz Elbstrome Schandau Johann" Kiel
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Ihr sollt mir nicht die andern überrumpeln,
daß sie beschließen, was hernach sie reut.
Herr Schröder, sprechen Sie: In wieviel Stunden
getrau'n Sie sich den Auszug auf die Schiffe
ins Werk zu setzen?
Schröder. Bis zum Nachmittag,
Herr Kommandant. Die Waren zwar, die uns
in Speichern und Gewölben aufgestapelt —
Nettelbeck (halb für sich).
Ich halte mich nicht mehr!
G n e i s e n a u. Bleibt ruhig, Alter! —>
Nun wohl! Herr Ratsherr Grüneberg, Sie werden
am Hafen sorgen, daß die Einschiffung
in Ordnung vor sich geh', unnützer Kram,
womit die Weiber gern sich überladen,
den Platz an Bord den Menschen nicht verenge.
Grüneberg. Ich, Herr Major? Nein, mit Verlaub, ich habe^
was Wichtigeres vor.
G n e i s e n a u. So wende ich mich
an Sie, Herr Zimmermeister Geertz. — Sie schweigen?
Zipfel (vortretend). Herr Kommandant, ich hätte wohl ein Wor-
in meinem und meiner Freunde Namen —
Gneisenau. Ich bitte nur, sich kurz zu fassen.
Z i p f e l. Ich werde kurz sein.
Als nämlich Lerxes, Persiens großer König,
von Norden einbrach gegen Griechenland,
sein Heer so groß, daß, wenn sie Lanzen warfen,
die Sonn' am Mittag davon dunkel ward
wie von Gewitterwolken —
Gneisenau. Sparen Sie
den rednerischen Schmuck; zur Sache, bitt' ich!
Z l p f e l. Ich bin schon mitten drin. Denn, Freund' und Nachbarn,
so groß war Persiens Macht, daß es den Klugen
in Griechenland als eine Torheit schien,
noch Widerstand und Abwehr zu versuchen!
Allein — zum Glück — nicht alle waren klug.
Die Mehrzahl sprach in ihrer schlichten Einfalt:
Er kommt, uns unser Vaterland zu rauben,
den Fuß will er auf unsern Nacken setzen,
und eh' wir das erdulden, lieber tot!
So sprach das kleine Griechenland. Und seht,
da war ein Engpaß in dem Nordgebirg',
Thermopylä geheißen, ist verdolmetscht:
die Warmbrunnpforten. Diesen Paß gedacht'
ein Häuflein wackrer Männer zu besetzen,
weil wen'ge Großes hier vermochten. Nu«,
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134. Nur ein Schafhirt.
Es war am 12. Oktober 1806. Vor zwei Tagen hatte das Gefecht
bei Saalfeld stattgefunden, in welchem der Prinz Louis Ferdinand gefallen
war. Nun standen die Hauptarmeen der beiden Gegner, Preußen und
Franzosen, sich nahe gegenüber. Nur noch zwei Tage, und die unglück-
liche Schlacht bei Jena und Auerstädt sollte geschlagen werden.
Ein preußisches Armeekorps unter dem Fürsten Hohenlohe, etwa
40000 Mann stark, hatte rechts von der Straße, die von Jena nach
Weimar führt, zwischen den beiden Flüssen Ilm und Saale Aufstellung
genommen. Seine Vorposten befanden sich auf dem Landgrafenberge,
einem steilen Berge, der zwischen diesen Truppen und der Stadt
Jena lag. Von dem Gipfel dieses Berges konnte man das preußische
Heer ganz und gar übersehen, und über ihn führte der einzige Weg, um
es von vorn anzugreifen. Die preußische Hauptarmee stand unter
dem Kommando des Herzogs von Braunschweig. Sie war über 65000 Mann
stark und hatte sich eine Stunde weiter nach Weimar zu aufgestellt. Die
Preußen waren mit gutem Mut, ja mit Übermut in den Kampf gezogen.
Schon wurden die Vorbereitungen zu der großen Schlacht getroffen, die
in zwei Tagen geschlagen werden sollte. Es lag wie eine schwere, drückende
Gewitterschwüle auf der ganzen Gegend. Alle Dörfer ringsum waren
bereits von den Feinden geplündert, und viele von ihren Einwohnern
hatten sich mit einem Teil ihrer Habe und ihres Viehes auf die bewaldeten
Höhen jenseits der Saale geflüchtet.
An einem Bergabhange des linken Saaleufers stand am Nachmittage
des 12. Oktobers ein Mann, der, auf einen Stab gestützt, in das Tal
hinabschaute, durch welches die Straße von Jena nach Naumburg sich
hindurchzieht. Unten war ein buntes, wirres Leben. Soldaten, Pferde,
Wagen drängten einander. Der Mann im blauen, langen Rocke, mit
breitkrempigem, schwarzem Hute und langer Weste war der Schafhirt.
Starr und gedankenvoll ruhte sein Auge auf diesem Treiben. Nur zu-
weilen warf er einen Blick auf die vier oder fünf Schafe neben sich,
und dann zuckte um seinen Mund ein trauriges Lächeln. Noch vor
kurzer Zeit hatte er hier für seinen Herrn eine zahlreiche Herde geweidet.
Diese wenigen Tiere waren alles, was ihm davon übrig geblieben war.
Sie gehörten ihm, und er hatte sich mit ihnen hierher geflüchtet. Der
Abhang des Berges war steil, und er durfte hoffen, daß die Feinde
nicht auf den Berg kommen würden. In dem Dorfe dort unten im
Tale besaß der Schäfer ein Haus. Die Franzosen hatten sich in
diesem einquartiert und ihn daraus vertrieben. Alle Vorräte, die er für
seine Familie und seine Tiere zum Winter gesammelt hatte, waren ihm
genommen worden. Was sollte er nun noch da unten im Dorfe? Er
mochte das Treiben der übermütigen Feinde nicht in der Nähe ansehen.
Seine beiden Söhne standen drüben in dem preußischen Heere, und zu
ihnen eilten seine Gedanken. Wenn er jünger gewesen wäre, er hätte
gern die Waffen zur Hand genommen, um die Frechheit der übermütigen
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Extrahierte Personennamen: Louis_Ferdinand Ferdinand