| Siege der preuischen Mainarmee.
Waffenstillstand zu Nikolsbnrg? Friede zu Prag. | Schleswig-Holstein, Hannover, Hessen-Cassel, Nassau und Frankfurt mit Preußen bereinigt
1867 I Grndung des Norddeutschen Bundes.
18701871
1870
14., 16., 18. August
1. September
2. September
1871
18. Januar
Der Deutsch-Franzsische Krieg.
Die 3. Armee (Kronprinz Friedrich Wilhelm) siegt der Mae Mahou bei Weienburg und Wrth. Teile der 1. und 2. Armee (Steinmetz und Prinz Friedrich Karl) siegen bei Spichern.
Schlachten bei Metz: Colombey-Nonilly, Vionville-Mars-la-Tonr, Grabelotte-St. Pribat. Bazaiue vom Prinzen Friedrich Karl in Metz eingeschlossen.
Schlacht bei Sedau.
Napoleon und seine Armee knegsgefangen.
Sturz des Kaisertums. Frankreich Republik (Gam-betta).
bergabe vou Straburg (28. September) und Met; (27. Oktober).
Belagerung von Paris; Ausflle der Pariser Besatzung.
Kmpfe mit den Eutsatztruppeu, im Norden bei Amiens (Mantenffel) und St. Qnentin (Goeben), im Sden bei Orleans (v. d. Tann) und Le Mans (Prinz Friedrich Karl), im Osten an der Lisaine (Werder).
Die Kaiserfeier in Versailles. Das Deutsche Reich.
Bourbakis bertritt in die Schweiz.
Friede zu Frankfurt; Elsa und Dentsch-Lothringen (mit Metz) kommen wieder an Deutschland.
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Extrahierte Personennamen: August Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Mae_Mahou Friedrich_Karl) Friedrich Karl Metz Friedrich_Karl_in_Metz Friedrich Karl Napoleon Le_Mans Friedrich_Karl) Friedrich Karl Bourbakis Elsa Metz
Extrahierte Ortsnamen: Mainarmee Nikolsbnrg Schleswig-Holstein Hannover Hessen-Cassel Nassau Frankfurt Weienburg Frankreich_Republik Paris Amiens Versailles Frankfurt Deutschland
.19121913 Die beiden ersten Balkankriege; Friede von Bukarest.
1914, Ermordung des sterreichisch-ungarischen Thronfolgers 28. Juni und seiner Gemahlin in Serajewo.
Ausbruch des Weltkrieges (31. Juli/1. August).
Einmarsch der deutschen Heere in Belgien und Frank-reich. Erstrmung der Festung Lttich (7. August).
Schlacht zwischen Metz und den Bogesen (21. Aug.); Eroberung der Festung Ncunur. Niederlagen der Englnder bei Maubeuge und bei Tt. Quentin (27. Aug.).
Seit der Marneschlacht (7. bis 11. Sept.) Begiuu des Stellungskrieges.
Durch den Fall der groen Festung Antwerpen (9. Okt.) gert fast ganz Belgien in deutschen Besitz; deutsches Generalgouvernement Brssel.
Nach anfnglich siegreichen Grenzkmpsen der Deutschen und sterreicher im Osten Einbruch der Russen in Ostpreuen und Galizien (Lemberg). Siege des Generals von Hindenburg bei Tannenberg (26. bis 28. Aug.) und an den masurischen Leen (9./10. Sept.).
Vormarsch auf Warschau und Rckzug. Schlacht bei Lowitsch.
Die Russen belagern vergeblich Przemysl.
Einrcken der sterreicher in Serbien und in Monte-negro; Belgrad vorbergehend von ihnen besetzt. Eintritt der Trkei in den Weltkrieg (Ende Oktober).
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: Beschieung von Libau (Kurland) und der Kste von Algier. Erstes Seetreffen bei Helgoland. Angriffe | der deutschen Flotte auf die englische Kste, Sieg an der Doggerbank. Das deutsche Auslandskreuzer-Geschwader, bei Coronet (Chile) siegreich, wird bei den Falklands-Jnseln vernichtet.
Kmpfe in den Kolonien: Tsingtau erliegt nach Helden-haster Verteidigung den Japanern, (7. November).
1915 Schlachten bei Soissons, in der Champagne, an der Lorettohhe und in den Argonnen. Der groe An-griff der Franzosen (General Joffre) und Englnder bei Ipern, Arras und in der Champagne scheitert
(September-Oktober).
I _
Winterschlacht in Masuren (7. bis 15. Febr.). Die Russen erobern Przemysl.
| Durchbruchsschlacht in Westgalizien (Gorlice 2. Mai); Rckeroberung Galiziens. Vorrcken der Dentscheu und sterreicher in Polen; Eroberung der groen westrussischen Festungen (Warschau, Kowuo, Modlin it. ct.).
Sieg der Trken an den Dardanellen (18. Mrz); Rck-zug der Englnder von Gallipoli.
Abfall Italiens vom Dreibund und Eintritt in den Krieg (23. Mai); Kmpfe in Sdtirol und am Jsonzo.
Eintritt Bulgariens in den Weltkrieg (Mitte Oktober). Vernichtung Serbiens und Montenegros (von Mackensen): Belgrad und Risch erobert, Schlacht auf dem Amselfelde.
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— 17 —
Wir achten weiter auf die bei Hochwasser trübe, gelbe und
braune Färbung der Bäche, und die Schüler werden veranlaßt, sich
nach starkem oder längerem Regen einmal ein Gefäß voll schmutzigen
Flußwassers hinzustellen und nach einiger Zeit den Bodensatz anzu-
sehen, vielleicht auch zu wiegen und zu messen.
Größere Schüler könnten unter Anleitung des Lehrers durch
eigene Messungen und Berechnungen ermitteln, wieviel Wasser täg-
lich, monatlich, jährlich in Werre und Aa durch Herford fließt,*) wieviel
Schwemmstoffe mitgeführt werden, wie hoch hier die Regenhöhe**) in
einem Jahre ist, wieviel Erdreich usw. auf unfern Feldern, etwa auf
1 qkm oder im ganzen Kreise Herford, abgeschwemmt wird: alles
Aufgaben, die eigene sorgsältige Beobachtung, selbständiges Denken
und gewissenhafte Arbeit verlangten.
So kommen wir nach und nach durch zahlreiche Beobachtungen
und Vergleiche dahin, in dem Fluß einen außerordentlich erfolgreichen
Sandfabrikanten, einen fleißigen Lumpensammler, der auf die Dauer
nichts von dem, was ihm erreichbar ist, liegen laffen kann, und einen
» billigen Lieferanten zu sehen. Auch mit einem Riesen-Fuhrgeschäft
könnte man ihn vergleichen. Unaufhörlich, tagaus, tagein, ist er an
der Arbeit, erstaunlich große Massen von Erde, Steinen, Sand und
Schlamm loszureißen, fortzufpülen, weiterzuschleppen und nach dem
Meere zu verfrachten.
Wir kommen an einem mit 2 Pferden bespannten Sandwagen
vorüber und fragen im Vorbeigehen den Knecht, wieviel Sand er da
fährt. Es sind meist l1/2 cbm.
Im Weitergehen rechnen wir sofort einige dazu paffende Auf-
gaben, z. B. daß man, um 30 cbm Sand auf einmal zu fahren,
20 solcher Wagen und 40 solcher Pferde brauchte.
*) Herrn Dipl.-Jng. Ulrici verdanke ich weiter folgende Angaben:
Durchfluß 1. in der Werre an der Milcherbrücke im Jahresmittel 8 cbm/sec.
2. „ „ Aa bei Spilker „ „ 3,6 „ „
3. „ „ Werre an der Hansabrücke „ „ rund 12 „ „
**) Herr Rektor Wulff als Leiter der hiesigen Wetterwarte („Königl.
Meteorologischen Station") ermittelte als das 15 jährige Jahresmittel der
Jahre 1895—1910 = 717,1 mm,
als das Jahresmittel für 1910 —751,1mm (regenreich!)
ii ii ii „ 1911 =485,1 mm (fehr trocken!)
ii ii ii „ 1912 = 837,0 mm (regenreich !)
Allein am 25. August 1912 betrug hier die Niederschlagsmenge 22 mm,
im August 1912 überhaupt 126 mm!
Vergl. dazu die regenreichsten Stellen der Erde: Kamerunberg mit 10 m,
Assam am Himalaja 12 m!
Nolte, Bodenständiger Unterricht. 2
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Extrahierte Personennamen: Spilker Wulff August August
— 84 —
Die Lichtbilder hätten vor allem diejenigen Seiten der Heimat-
künde vorzuführen, die man gründlich besprechen will.
Die Maschinen, Einrichtungen, Vorgänge und Arbeiten in unsern
heimischen Fabriken und andern gewerblichen Anlagen, die einzelnen
Holzarten und andere Rohstoffe, die Schichtenlagerung in den hiesigen
Stein-, Mergel-, Sand- und Kiesgruben und sonstigen Aufschlüssen,
die Versteinerungen, die Türen, Giebel usw. der Häuser, die Fluß-
laufe, Vogelnester, Pflanzen u. a. naturgeschichtliche Dinge usw. könnten
für den Unterricht mit Lichtbildern aufgenommen und dann um so
besser besprochen werden.
Ist das für unsere Herforder Jungen und Mädchen gleichgültig
und unnötig, ist es nicht so lehrreich, wissenswert und bildend wie
etwa die unterrichtliche Behandlung der Arbeiten des Herkules oder
wie die Schlachten, Feldherren und Sieger in den Perser- und Punischen
Kriegen und viele andere Dinge, die jahraus, jahrein in unsern
Schulen gelehrt und gelernt werden müssen?
Gute Lichtbildvorträge sind zu Bildungszwecken schon zahlreich
zu haben.
So z. B. verleiht die „Gesellschaft für Verbreitung von Volks-
bildung" Einrichtungen zur Vorführung von Lichtbildern, Lichtbild-
reihen und ausgearbeitete Vorträge.
Uns kommt es hier darauf an, das Lichtbild in den Dienst der
Heimatkunde zu stellen, um die heimatkundlichen Beobachtungsgänge
zu ersetzen, zu ergänzen, vorzubereiten und unterrichtlich auszunutzen.
Freilich sind die Lichtbilder bei der Besprechung entfernter Gegenden,
ihrer Flüsse, Städte, Pflanzen, Tiere, Menschen usw. am notwendigsten,
weil da die unmittelbare Anschauung unmöglich ist.
Dieselbe Bedeutung hat das Lichtbild aber doch auch für die Be-
Handlung vieler Stoffe der Heimatkunde, nämlich derjenigen, für die
man anschauliche Unterlagen durch unterrichtliche Spaziergänge nicht
gewinnen kann, z. B. bei manchen Fabriken, sonstigen gewerblichen und
andern Anlagen, mikroskopischen und biologischen Arbeiten.
Aber auch für die Besprechung derjenigen heimatlichen Dinge
und Vorgänge, die aufgesucht und in der Wirklichkeit betrachtet werden
können, ist das Lichtbild nicht überflüssig, sondern sehr angebracht
und durchaus notwendig.
Wenn z. B. ein Giebel, eine Kirche, ein Steinbruch, ein gewerb-
licher Betrieb, eine Maschine, die Gasanstalt, der Schlachthof, das
Elektrizitätswerk, wenn Bäume, sonstige Pflanzen, Denkmäler. Stein-
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
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— 88 —
Daß dieses ausgezeichnete Hilfsmittel in seiner höchsten Vervoll-
kommnung in den Dienst der Heimatkunde (Vogel- und sonstige Tier-
welt, biologische Beobachtungen usw.) gestellt werden muß und wird,
unterliegt keinem Zweifel.*)
Vielseitige heimatkundliche Arbeit der Lehrer.
Was aber wäre die Folge oder die Voraussetzung von dem allen?
Von der Lehrerschaft wird viel neue Arbeit verlangt: eingehende
langjährige Beschäftigung mit der Heimat durch eigene Beobachtimg
und Benutzung der gebotenen Hilfsmittel, Mitarbeit an der Herstellung
und fortlaufenden Verbesserung dieser Hilfsmittel, Ausführung der
verantwortungs- und mühevollen Beobachtungsgänge mit den Schülern,
Anlegung von Sammlungen, Vorbereitung und Ausführung des Licht-
bildunterrichts u. a. m.
Es fragt sich, ob immer Lehrer da sein werden, die diese viel-
fache Arbeit übernehmen.
Denn sie fordert in ganz besonderer Weise Zeit, Liebe, Geschick
und Kraft: Dinge, die nicht jeder hat, weil ihm entweder die natür-
lichen Voraussetzungen dafür fehlen, oder aber, weil er für Neben-
erwerb zum Unterhalt seiner Familie sorgen muß.
Verantwortung, Takt und Freiheit bei den
heimatkundlichen Arbeiten.
Wer jemals als verantwortlicher Leiter mit Schülern Ausflüge,
Wanderungen oder Beobachtungsgänge gemacht hat, weiß, wie zahl-
reich und stark für die Schüler die Anlässe zur Unaufmerksamkeit und
zu Unvorsichtigkeiten und ferner, wie groß dabei die Anforderungen
sind, die an die Kunst der Beherrschung der Schüler, an Umsicht,
Geduld und Takt des Lehrers im Hinblick auf den möglichst unge-
zwungenen, freundschaftlichen Verkehr mit den Schülern gestellt werden.
Wer da nicht die weitestgehende Liebe zur Sache hat, kann wohl
bald erlahmen und den bisherigen bequemeren Unterricht in der
Klasse vorziehen, statt sich ganze Nachmittage mit den Schülern draußen
abzumühen.
*) Um Lebensvorgänge, z. B. den Umlauf des Blutes, das Wachstum
von Pflanzen, das Auf- und Verblühen von Blumen mit größter Deutlichkeit
zu zeigen, geschieht die Vorführung mit stark übertriebener, z. B. 800facher
Schnelligkeit. Das erzeugt leicht falsche Vorstellungen, worauf besonders
aufmerksam zu machen ist.
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— 93 —
Denn wer die Heimat wirklich kennen lernt, der übt — wie
sonst an andern, weiter hergeholten, mehr fremdartigen, so nun —
an heimatlichen Stoffen und Arbeiten seine Gaben und Kräfte. Er
erwirbt sich an und mit den örtlichen Kenntnissen auch allgemeines
Wissen und Tüchtigkeit.
Wer durch eigene Beobachtung und selbständige Arbeiten die
Heimat genau und gründlich kennen gelernt hat. der ist auch in
bester Weise imstande, sich eine gute und ausgezeichnete Kenntnis
einer neuen Gegend, in der er sich aufhält, zu verschaffen, sich bald
auch anderswo zurechtzufinden und einzuarbeiten. Und er wird das
auch gewiß um so eher und um so besser tun, als er gewöhnt ist,
sich seine Umgebung anzusehen, sie zu beobachten, zu untersuchen und
sich durch eigene Tätigkeit mit den Verhältnissen und Dingen, die
ihn umgeben, bekannt und vertraut zu machen, um sie zu beherrschen.
Unsern jetzigen Unterricht könnte man wohl so kennzeichnen, daß
man sagt: Er vermittelt fast nur allgemeines Buchwissen, seine Stoffe
sind meist fremdartig, er vernachlässigt Heimat und Gegenwart und
läßt das Entferntere und Weithergeholte, das Fremde und Ver-
gangene vorherrschen.
Eine wirkliche Heimatkunde dagegen betont: Möglichste Boden-
ständigkeit alles Unterrichts, Bevorzugung der Heimat und Gegenwart,
Schöpfen aus Natur und Leben!
Die wichtigste Vorarbeit zum bodenständigen
Unterricht.
Daß die Forderung des bodenständigen Unterrichts bisher ver-
geblich war, hat seinen Grund darin, daß man das Wesen und die
Tragweite echtester und breitester Bodenständigkeit, ihr Was und Wie
nicht genügend klar gelegt, und vor allem, daß man nicht die Wege
beschritten, nicht die Arbeiten getan hat, die zu solcher Bodenständig-
keit führen.
Man konnte bisher und kann auch in Zukunft keinen wurzel-
echten, im besten und weitesten Sinne bodenständigen Unterricht be-
treiben, weil und solange man nicht für jeden einzelnen Schulort
die Grundvoraussetzung dazu erfüllt hat: die Aufdeckung und
Zusammentragung alles heimatkundlichen Stoffes durch
zahlreiche Fachleute, die mit ihren eingehenden wissen-
schaftlichen Einzelarbeiten (Heimatbüchern) erst die ganze
Summe des bodenständigen Unterrichtsstoffes geben müssen.
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— 112 —
Zur Heimatliebe zu erziehen ist meiner Ansicht nach ebenso un-
nötig und auch ebenso unmöglich wie eine Erziehung zur Mutterliebe.
Beide, die Liebe zur Mutter und die Liebe zur Heimat, sind
die natürlichsten und selbstverständlichsten Dinge von der Welt. Zu
beiden, zur leiblichen Mutter und zur heimatlichen „Mutter Erde",
steht jeder Mensch von Haus aus im innigsten Verhältnis. Zu
beiden kann er sagen: „Ich bin Fleisch von deinem Fleisch."
Wo aber einmal unnatürlicherweise diese Liebe fehlte, kann
niemand in der Schule dazu erziehen.
Zur Erziehung zur Mutterliebe aufzufordern, ist auch noch
keinem eingefallen. Jeder weiß, daß das Kind ganz von selbst seine
Mutter liebt, und daß da, wo es nicht so ist, keine Überredungskunst
und keine Macht es dazu bringen könnte.
Ebenso ist es mit der Heimatliebe.
Das Kind liebt seine Heimat, ohne daß die Schule dazu auch
nur einen Finger gerührt hätte und zu rühren brauchte; und was
unser Unterricht in der Erziehung zur Heimatliebe trotz aller Rederei
darüber tatsächlich geleistet hat, würde sich, wenn man es genau
nach- und ausrechnen^ könnte, wohl als ziemlich dürftig und kläglich
erweisen. Man frage doch nur einmal sich selbst und andere, welchen
Einfluß denn der genossene heimatkundliche Unterricht auf die eigene
Heimatliebe gehabt hat! Ich fürchte, es werden gar zu viele zu
finden sein, die da sagen, daß sie nicht wegen, sondern trotz des
Schulunterrichts ihre Heimat lieben und immer geliebt haben.
Wie konnte denn auch der bisherige Unterricht zur Heimatliebe
führen, da er sich doch um die Heimat gar nicht kümmerte, ihren
Wert und ihre Bedeutung, ihren Reichtum und ihre Schönheit ja
nicht im geringsten gezeigt hat, ja sogar, sobald er einsetzte, alle
Fäden mit der Heimat unbarmherzig zerschnitt und das Kind in eine
ihm völlig fremde und kalte Welt führte, es herausriß aus allem,
was ihm lieb und vertraut war, aus allem, in dem es mit seinen
liebsten Gedanken, mit allen seinen Wünschen und Arbeiten lebte?
Wahrlich, wenn die Heimatliebe nicht so urwüchsig, so ursprünglich
und stark wäre, wenn sie nicht immer wieder durch das tägliche
Leben der Kinder außerhalb der Schule genährt und belebt würde —
durch unsern bisherigen Schulunterricht wäre sie eher beeinträchtigt
und herabgemindert als erhöht.
Wie überall im Unterricht, so haben wir auch in der üblichen
Heimatkunde in der Klasse strenge auf äußere Ordnung, auf Stille-
sitzen und Stillesein, auf Unterdrückung aller eigenen Gedanken und
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— 7 —
Welchen Reiz sollten denn auch solche Dinge wie Fuß, Abhang,
Spitze eines Berges, Kamm, Rücken, Sattel und Paß eines Gebirgs-
zuges, Ober-, Mittel- und Unterlauf eines Flusses, Ebene, Hügelland,
Verwitterung, Klima usw. auf ein kindliches Gemüt ausüben?
Kann man erwarten, daß Jungen und Mädchen Einteilungen
in Städte, Dörfer, Gemeinden, Kreise, Regierungsbezirke usw., Ver-
waltungsbehörden und ihre Sitze u. ä. anziehend finden?
Daß die Begriffe Landwirtschaft, Industrie, Handel, Verkehr usw.
Kinder packten und fesselten, wird wohl nicht leicht jemand behaupten.
Daher denn auch die Erfahrung, daß im heimatkundlichen Unter-
richt von besonderer Freude und lebendiger Mitarbeit der Schüler
wenig oder gar nicht gesprochen werden kann.
Man muß sich die größte Mühe geben, um die vielen Namen
und Begriffe wenigstens einigermaßen zum Verständnis zu bringen
und einzuüben, damit man bei Prüfungen nicht zu schlecht wegkommt.
Das liegt zwar nicht allein, aber doch sicher wesentlich mit daran, 2. Mangel
daß die Schüler zu wenig Heimatkundliches gesehen, d. h. mit Auf- °B-obach-"
merkfamkeit und Hingabe beachtet haben. ^Schüler"
Wie oft setzt uns die Armut der Schüler in dieser Beziehung in
Erstaunen! Dinge, an denen sie fast täglich vorübergehen, sind ihnen
unbekannt geblieben. Immer wieder ist man überrascht, wie lücken-
hast, falsch und unzuverlässig ihre heimatkundlichen Vorstellungen
und Begriffe find.
Gar zu leicht lassen wir uns in dieser Beziehung täuschen.
Wenn die Schüler das, was wir ihnen mehr oder weniger, oft
sogar ganz vorgesagt haben, behalten und auf unsere Frage wieder-
geben können, so sind wir gern zufrieden und glauben wohl, ein
genügendes Verständnis erreicht zu haben.
Doch wie ist es in Wirklichkeit?
Mit vielen von unsern Fragen sagen wir schon ein gut Stück
der Antwort vor. Da wir es nicht allein dulden dürfen, sondern,
abgesehen von Ausnahmen, gelegentlich wohl gar noch angehalten fremde Art
werden, es zu fordern und stetig durchzusetzen, daß die Frage in die untärias.
Antwort aufgenommen und fchön im ganzen Satze wiedergegeben
werde, so hat es der Schüler in vielen Fällen ziemlich leicht.
Wenn er auch nur halb zugehört hat, wird er uns eine Antwort
geben. Er fängt zunächst mit der Wiedergabe unserer Frage an und
gewinnt so erst mal Zeit, sich zurechtzufinden.
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— 28 —
In der Tongrube bei der Ziegelei von Goldstein an der Eimter-
straße suchen wir Versteinerungen. Welche Fülle des Lehrreichen
bietet sich uns da! Alle bemühen sich auf das eifrigste. Ich kann
die Jungen nicht wegkriegen. Jeder zeigt mir Mergelstücke, Steine,
und sonstige Funde und will Ausklärung haben, die ich gebe, so gut
ich kann.
Wie bedaure ich, daß ich meine Heimat in erdgeschichtlicher Hin-
sicht und das, was damit zusammenhängt, so wenig kenne!
Wir betrachten einen alten Giebel und bemerken Inschriften,
Figuren, Verzierungen, und ich foll sagen, was das im einzelnen
bedeutet. Wie gerne wüßte ich es selbst!
Bei einem Ausgange im Frühjahr achten wir auch auf Nist-
gelegenheiten der Vögel und finden eine ziemliche Zahl alter Nester.
Hätte ich sie doch besser gekannt und die auf mich eindringende
Wißbegierde recht ausnutzen können!
Der eine Junge kommt mit einer Eidechse, ein anderer mit
einem Käfer gelaufen, ein dritter findet einen Baumfchwamm usw. usw.
Die Fülle des Wissenswerten ist unerschöpflich und erdrückend.
Soll ich die aufgeweckte Neugierde mit der kalten Abweisung:
„Laß das, das geht uns jetzt nichts an!" totschlagen?
Oder ist es klüger, die Gelegenheit beim Schöpfe zu fassen und
das Eisen zu schmieden, solange es glüht?
Jetzt meldet sich der Wissensdurst. Darf ich wichtige Heimat-
kundliche Belehrungen, soweit sie nicht mehr rein erdkundlicher Art
sind, beiseite schieben und auf den,Unterricht in der Schule aufsparen,
wo sie dann vielleicht vergessen sind?
Auf jeden Fall ist die Wißbegierde später nicht mehr so leb-
Haft, und die unmittelbare Anschauung fehlt dann auch.
Also greise ich jetzt zu und suche eine solche vielseitige und
gründliche Kenntnis der Heimat zu vermitteln, als sich Gelegenheit
dazu bietet, und als ich kann:
Die Jungen dürfen zeigen und fragen, was ihre Aufmerksam-
keit erregt.
So werde ich denn unaufhörlich bestürmt, ich bewundere das
scharfe Auge und die Geschicklichkeit der Jungen und bedaure, daß
ich aus ihren guten Anlagen und der günstigen Gelegenheit nicht
mehr Kapital schlagen kann.
So ist es mir noch jedesmal ergangen, und ich habe, obgleich
ich schon ziemlich lange in der Heimatkunde unterrichte und mich
damit auch gern beschäftige, immer wieder die unangenehme und